Sonntag, 1. September 2013

amazon kindle für Pendler?

Mein Plan war: Wenn ich schon täglich mindestens zwei Stunden im ICE sitze, muss ich die Zeit so effektiv wie möglich verbringen. Inzwischen sitze ich täglich vier Stunden im Zug. Nur, Papierkram und Post habe ich nicht mehr so viel wie früher. Also heißt "effektiv" für mich vor allem Lesen. Seitdem wir WLAN zu Hause haben, lese ich abends so viel wie nie. Allerdings keine Bücher, sondern im Internet.

Wieder mehr Bücher lesen, war also mein Plan. Nur ist es so, dass ich meinen Bürolaptop oft dabei habe. Denn ich habe meist direkt morgens oder direkt vor Feierabend Termine, bei denen ich ihn brauche. Also schleppe ich ihn mit. Und da fängt buchstäblich die Abwägung an. Laptop und Kabel sind schwer genug, jetzt noch zusätzlich ein Buch mitschleppen? Nein. Also habe ich mich eingelesen ins Thema ebook Reader, übrigens insbesondere beim Literaturcafe.de (Link).

Ich entschied mich für den amazon kindle Fire (7 Zoll /17cm, Link). Denn den kann ich auch zu Hause zum Surfen und für ein paar Apps benutzen. Er ist quasi Reader und Tablet (mit WLAN). Ich entschied mich dann gegen den Rat eines Bekannten, der auf den kindle Paperwhite schwört.

Der kindle Fire kam, und nach dem Auspacken wirkte er edler als erwartet. Die ersten ebooks, die ich runter lud waren aus der kostenlosen Sammlung klassischer Literatur (vor allem Nietzsche war eine Entdeckung). Meine ersten Eindrücke vom kindle Fire waren und sind:

  • Man kann auf dem kindle Fire gut lesen und blättern. 
  • Toll finde ich die Möglichkeit, interessante Textstellen anzumarkern. Eine Konfigeinstellung erlaubt zu sehen, welche anderen Textstellen von anderen wie oft markiert wurden.
  • Auch für den Rechner gibt es eine App, die das Lesen von ebooks erlaubt. Die Bücher und die Textmarkierungen werden synchronisiert.
  • Man kann auch PDFs lesen und textmarkieren. Man kann sich auch von anderen PDFs auf seine kindle Email schicken lassen. Das hat sich als sehr praktisch erwiesen.
  • Er ist das einzige Tablet ohne Kamera (wichtige Voraussetzung, um ihn mit ins Werk nehmen zu dürfen. Gängige Smarthphones und Tablets mit Kamera sind verboten.)
  • Der Akku hält mehrere Tage, wenn man die WLAN Funktion nur einschaltet, wenn man sie braucht und ansonsten auf "Flugmodus" stellt.
  • Der Silk Browser ist elend schlecht. Er erkennt nicht automatisch mobile Webseiten. Es gibt keine Favoritenleiste, für jede neue Adresse öffnet man einen neuen Tab und wählt aus der Historie aus. 
  • amazon schränkt die Liste der verfügbaren Apps stark ein. Z. B. habe ich keinen Railnavigator der Bahn installieren können.
  • Die amazon Cloud funktioniert gut. In meinem Mac Finder bekomme ich ein Ordnersystem, in das ich Fotos und PDFs schiebe. Diese werden mit dem kindle synchronisiert.
  • Filme von LOVEFILM sind nur streambar, was für Zugfahrten über Land sehr schlecht ist. Nutze ich nicht.
Alles gute Eigenschaften. Jedoch gib es einen -entscheidenden- Malus, der mich davon abhält, es täglich mitzunehmen: Sein Gewicht von 440g. Das ist das Doppelte eines reinen kindle Reader. Selbst das iPad Mini ist 100g leichter.

Ich steckte es deshalb zunächst nur an solchen Tagen in die Tasche, an denen ich ohne Laptop war. Das war eine Zeit, in der ich viele Bücher schaffte. Das heißt, erheblich mehr Geld für neue Bücher ausgab, als früher.

Ein weiterer Nachteil eines ebooks ist nämlich: Man kauft es in der Regel zum Neupreis eines Hardcovers. Es gibt keine zeitversetzten Taschenbuchausgaben oder gebrauchte ebooks (obwohl dafür längst ein Geschäftsmodell und Technologie erfunden sind, ich berichtete darüber).

Was ich in der ersten Klasse der Bahn inzwischen auch zu schätzen weiß: Die überregionalen Tageszeitungen, die im Preis inbegriffen sind. Ich lese wieder mehr Zeitung, und zwar die viel reichhaltigeren Printausgaben von FAZ und SZ. Seitdem habe ich wieder mehr das Gefühl, auf Ballhöhe zu sein.

Stehen somit Bücher und Zeitungen in Konkurrenz um meine Reisezeit? Gewonnen haben die Zeitung und mein Laptop. Was ich während des Hochwasserfahrplans nämlich auch schätzen gelernt habe: Viele Bahnkunden sind inzwischen abgesprungen. Ich habe manches mal ein 1. Kl. Abteil für mich. Mit Tisch und Klima. Besser kann man nicht arbeiten: Konzentriert, ohne störendes Telefon, ohne hereinstürzende oder ablenkende Kollegen. Und vor allem: Ohne Internet und Email.

Meine Empfehlung für Bahnpendler ist deshalb der ebook Reader mit dem geringsten Gewicht und der größten Buchauswahl. Für meine Begriffe ist das der normale amazon kindle (170g). Danach käme das iPad mini (200g) mit der App für den amazon Bookstore. 

Ich werde demnächst umsatteln, weiß aber noch nicht, auf was.

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