Donnerstag, 23. November 2017

Gute Kollegen

Es gibt sie noch, die Kollegen mit denen man sich normal unterhalten kann. Die ihre Emails mit "Hallo Projektkollegen" beginnen, statt mit "Liebe Mitstreitenden", Die bei der Wahl des Restaurants keine langen Ausschlusslisten aufsagen, die von "nicht vegan" bis "Kinderarbeit im Kongo" reichen. Die sogar bayerisch essen gehen. Die in Workshops und Telefonkonferenzen direkt zur Sache kommen und Klartext reden und verstehen, worum es geht. Und sich vor allem nicht aus der Affäre ziehen wollen. Die sich Vorsprung mit Substanz erarbeiten und nicht mit Informationsfilterung. Die nicht korrekt sind, sondern anständig. Und die gleiche Moral für alle -inklusive sich selbst- gelten lassen. Die anderen Kollegen nicht die Arbeit zuschanzen mit der Floskel, dieser habe schließlich die nötige "Passion". "Passion" ist -ähnlich wie "disruptiv" und anderen- ein Modewort derjenigen, die überall mitmischen und gesehen werden wollen, aber von Tuten und Blasen keine Ahnung haben.

Mit guten Kollegen kommt man dreimal so schnell voran und etwaige Korrekturwege im Rückwärtsgang sind nur einen Bruchteil so lang.

Mit solchen Kollegen macht die Zusammenarbeit Spaß. Aber sie sind halt in der Minderheit. Vielleicht sind sie auch die Mehrheit - dann allerdings eine schweigende. Weil sie Qualität für selbstverständlich halten.

Diese Kollegen sind auch ausgeglichener, weil sie abends in der Regel pünktlich nach Hause gehen.Und dort ein Partner oder gar Familie auf sie wartet. Sie gehen halt nicht in NGOs oder Parteien, in denen sie sich mit anderen um noch mehr Publizität und noch weniger Substanz kloppen. Denn die guten Kollegen konnten schon tagsüber was sie sollten, und sollten was sie konnten. Und sprachen natürlich mit darüber, was wichtig ist und was nicht.

Die Welt wird von denen verkompliziert, die nicht wissen wer sie sind und was sie wollen. Und die ihre ureigenen seelischen Probleme auf ihre Umgebung projizieren und zu Popanzen aufblasen.

1 Kommentar:

  1. In der Tat: Ohne gute Kollegen wäre die "Arbeitswelt" oft nicht auszuhalten. Sie sind - wie geschrieben - eine Voraussetzung für Erfolg. Wer schon einmal dieses fast blinde sich aufeinander Verlassen erlebt hat und die Erfolge, die sich in diesem Umfeld ergeben können, der kann alls das nur unterstreichen. Anders herum: Der Fortgang guter Kollegen kann Organisationseinheiten regelrecht lahmlegen und Themen notleidend werden lassen.

    Meinen Erfahrungen nach ist die Gute-Kollegen-Dichte in der Regel leider nicht allzu hoch. Aber es gibt sie überall.

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