Freitag, 16. November 2018

Zeit

Am schönsten Tag der Woche noch etwas schreiben? Der schönste Tag der Woche war eigentlich der Dienstag, als das U2 Konzert in der -Achtung- Mercedes Benz Arena nachgeholt wurde. Wenn du eine Band seit 35 Jahren hörst, dann wirft Dich so ein Konzert auch auf dich selbst zurück. Als ich sie 1987 zum ersten Mal sah, im Kölner Müngersdorfer Stadion, da war ich noch in der Oberstufe. Am Dienstag jedoch war ich auch meinem Platz auf der Tribüne umgeben von grauhaarigen Mittfünzigern. Oder sollte ich sagen: Mitfünfzigern,..?



Tja, "the song remains the same" sangen Led Zeppelin. Aber "the artists not" könnte ich einwenden. Denn inzwischen ist alles erreicht, was wir damals besangen: Weltfrieden, Umwelt gerettet. Soziale Gerechtigkeit. Na wenigstens hier. Ok, wenigstens jetzt. Ja ich weiß auch nicht, wie lange wir noch Frieden haben werden. Jedenfalls werden wir nicht durch eine Atombombe sterben, wie noch in "Unforgettable Fire" an die Wand gemalt. Sondern durch einen Messerstich oder einen Gewehrlauf von Kommunisten, wie man es derzeit auf Fotos des 20er Jahre im Museum für Fotografie besichtigen kann..

Nein, Sicherheit und Schafe im Trockenen sind keine gute Basis für gute Kunst. Ja, man darf stolz darauf sein, "es" geschafft zu haben. Es ist auch ok, sich in Erinnerungen über die innere Unsicherheit zu suhlen. Aber aus welchem Gefühl entsteh neue Kunst..?

Na klar: aus der Rückschau. Die Erfahrung der Unschuld. Wie viel mächtiger war die eigene Phantasie als man noch nicht alles wusste? Das tägliche Leben als der Griff ins Repository. Alles durch. Alles schon gesehen. In der Mittagspause beim Italiener in der Carnotstraße traf ich heute einen früheren Kollegen. Und auch er: alt geworden, Mann. "Und was macht der Porsche?" - "Ja dem gehts gut. Und der BMW?" - "Wieder gut. Habe einiges reinstecken müssen." Ab und weg.

Tja, hätte ich mir als Oberstufenschüler mal einen Ruck gegeben und etwas früher Schlagzeug gelernt. Oder wäre beim Programmieren von Homecomputern geblieben. Mein Problem ist, dass ich mich für vieles interessiere und nur gelegentlich eine Sache bis zum Exzess treibe. Aber dann, nur dann, wird es auch gut. Das gebe ich zu, das sehe ich ein. Musik ist eine Sache von Zehntel- wenn nicht Hundertstelsekunden. Aber auch von Jahrzehnten. Man hält das Älterwerden noch aus, solange manche noch älter sind. Bono verweist auf Mick Jagger. Ich verweise auf Bono.

In Grönland haben sie einen Meteoriteneinschlag entdeckt. Ein Meteorit von 1km länge. Vor 10.000 Jahren. Das ist nicht viel, kosmisch gerechnet. Ohne Kreislauf, bzw. Wiederholung wüssten wir gar nicht wie viel Zeit vergeht. Die Erde um die Sonne, der Zeiger um das Zifferblatt. Leben ist Wiederholung. Nur deshalb überhaupt können wir Zeit messen.

Alles schon bekannt. Nichts neues unter der Sonne. Nein, mir fällt heute nichts ein. Ich schalte jetzt mal WDR 5 ein. In "Radio Thilo" geht es heute um "Gute Arbeit". What the heck..?

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