Dienstag, 3. September 2019

In der Boxengasse...

Während jedes agile Softwareprojekt heute mit der Frage nach dem "Wozu?" und der "Vision" (was wollen wir tun können?), und dazu alle Beteiligten in einem Raum zusammen kommen, läuft das mit der Anbindung an das Gesamtprodukt oft noch "Old School".

Dann kommen zwar alle zusammen. Aber Old School hat noch nie etwas davon gehört. Z. B. dass es hinter der eigenen Ziellinie "Freigabe Serie" noch weiter geht. Man kann nicht noch Fehler ausmerzen wollen, während das Band läuft. Man muss wissen: bevor das Band anläuft, kommt die Zulassung (oder halt nicht).

Aber auch umgekehrt: Habe ich nicht monatelang gepredigt, dass "die Hausaufgaben" (neudeutsch: Definitions of Done) wichtiger sind, als der vollständige Funktionsumfang? Nein, Herr Projektleiter, diese eine Premiumfunktion haben wir zum Serienanlauf nicht mehr reinbekommen. Dafür ist aber das, was Sie bekommen, vollumfänglich integriert, getestet und dokumentiert. Das werden Sie daran erkennen, dass die nächsten Releases schneller kommen als gewohnt. Denn: Wir haben es nicht nur "irgendwie hinbekommen", sondern wir haben geliefert.

Was? Nein, als Feuerlöschhelden betrachten wir uns auch gar nicht. Uns genügt es, jede Nacht gut schlafen zu können. Ja, kann sein, dass das früher anders war.

Aber auch umgekehrt: Es dreht sich im Auto nicht alles um Software. Da sind auch noch mechanische Bauteile.. Und am Ende muss das wie gesagt erfolgreich durch die Instanzen gehen. Und zwar rechtzeitig. Also: jeder Sprint und jeder Meilenstein endet mit: Integriert, getestet, dokumentiert. Und der Systemarchitekt muss nicken.

Tja. Und nur nebenbei: Müssen wir uns wirklich dieses Rennen gegen die Smartphonehersteller liefern? Sollten wir uns nicht auf das konzentrieren, was wir am besten kennen und können? Wie, ach so: die Strategie sieht vor, das alles wegzuschmeißen. Wieso nennt Ihr das Strategie? Ach so, Berater. Ja, ist immer gut, alles auf einmal über Bord zu werfen und 1.000 neue Dinge gleichzeitig anzufangen. Und dabei nicht zu merken, wo man sich selbst widerspricht.

Vom emissionsfreien Elektroauto reden, und das meiste Geld mit SUV's verdienen. Von Nachhaltigkeit reden und selbst den sog. klimaneutralen Fußabdruck um ein Vielfaches übertreffen. Aus "Gründen". Und das alles für einen Hype.

Fiat Chrysler, FCA, z. B. die mache da gar nichts. Die haben ein paar Teslaaktien gekauft. Irgendein Italiener hatte da in Brüssel rein verhandelt, dass man sich entweder verausgaben muss oder ein paar Aktien kauft. Genau so wie sie rein verhandelten, dass jede Variante einzeln zugelassen werden muss. Ist reiner Zufall, dass das vor allem die Hersteller trifft, die von Variantenvielfalt leben.

Nee, da muss man nicht mitverhandeln. Es reicht, denn erzeugten Druck nach innen weiterzugeben. Die machen das schon, die deutschen Ingenieure. Ja, die sind ansonsten die Deppen der Nation, aber wenn es darum geht, Schaden vom Wohlstand abzuwenden, dann zitiert Ihr sie gerne herbei. Egal ob Ihr Konzernjuristen seid, oder Annelenas aus dem Grünen Vorstand (oder beides!).

Wichtig, Strategen, ist: Man muss die Buzzwords parat haben. Nicht verstehen. Und schon gar nicht realisieren müssen.

Das gute, Strategen, ist: Bald wird für solche Späße kein Geld mehr da sein. Dann werden wir uns wieder auf das Wesentliche besinnen.

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