Apple kann man nicht über den grünen Klee loben. Sie haben Wertvolles für unseren digitalen Medienkonsum und unsere digitale Kreativität geleistet. Dank ihnen sehen unsere Wohn- oder Arbeitszimmer nicht mehr aus wie kleine Rechenzentren. Als Musikverlagen als Antwort auf das Internet nur die Kriminalisierung ihrer jugendlichen Kunden einfiel, schuf Apple einfach ein neues, einfach zu bedienendes und gut aussehendes System. Als Viren und Dialer die Windowsrechner quälten, sattelten wir um auf iMacs und Macbooks und waren den Ärger los. Das iPhone 3G war und ist unser erstes Smartphone. Und so weiter.
Hätten wir auch noch in der Industrie, im Büro Macs, es gäbe keine andere Marke, mit deren Produkten ich soviel Zeit verbringen würde wie mit ihnen. Vielleicht ist das auch jetzt schon der Fall. Das alte Versprechen der Homecomputer, das man mit ihnen "alles" machen könne, das haben erst .. sie eingelöst.
Das alles setzt Steve Jobs, seinem Designer Jonathan Ive und all den anderen ein Denkmal. Neben Jeff Bezos, dem Gründer von amazon.
Aber so selbstverständlich uns die Apple Produkte geworden sind, lässt der Hype nach. Die Meldung vor kurzem über die Verschlechterung von Jobs Gesundheitszustand gab den Auslöser für diese Erkenntnis. Wenn er sein Unternehmen verlässt, wird es ein ganz normales Unternehmen werden. Vieles, was unter ihm noch gesät wurde, wird erst später aufgehen. Aber die Kurve geht in Sättigung.
Die Frage ist, what's next? Welches der vielen Verheißungen des Internet, welche in Business Büchern vor zehn Jahren vorhergesagt wurden, harrt noch der Einlösung? Soviel Apple auch geändert hat. Wir sprechen immer noch von Dingen, die wir in die Hand nehmen. Aus Tastatur und Display ist ein Touchscreen geworden. Aber wir tippen noch Buchstaben und clicken auf Icons. Wir tragen ein Gerät oder haben es auf dem Tisch stehen.
Werden wir irgendwann ein virtuelles Screen in unsere Brille integriert haben? Werden Gesten, scheinbar ins Nichts (in Wahrheit in Richtung Sensorik in unserer Brille) künftig unsere Anwendungen steuern? Und werden wir irgendwann Kopfhörer oder ähnliches haben, mit denen man "sich aufs Ohr legen" kann?
Wir werden sehen..
Montag, 28. Februar 2011
Warum das US-Patentrecht (endlich) modernisiert wird
Das US-Patentrecht ist stark modernisierungsbedürftig. Ein Anlass ist, dass das US-Patent seit Beginn des Internetzeitalters überlastet ist und inzwischen unter einem Backlog von 700.000 Anmeldungen zusammenbricht. Bis zur Erteilung vergehen inzwischen drei Jahre.
Aber auch im Hinblick auf den Patenterteilungsprozess und die Qualität der Patente gibt es Handlungsbedarf. Die Washington Post nennt folgende Mängel des alten Gesetzes:
- Das "First to invent" Prinzip für die Bewertung der Neuheit sollte abgeschafft werden. Es lässt Erfinder Jahre nachdem andere ihre Produkte auf dem Markt haben, erfolgreiche Erfindungen einfach claimen. Mit der ominösen Behauptung, sie hätten das Produkt schon früher erfunden. Wie beweist man das objektiv? Besser ist das "First to file", also: Wer zuerst anmeldet, bekommt das Patent. Das gilt schon lange im Rest der Welt.
- Amerikanische Patente sind oft weder neu noch erfinderisch. Es setzt damit Hersteller einem überproportionalen Risiko aus, für ungeahnte Patente belangt zu werden.
Am heutigen Montag befindet der Senat über den Patent Reform Act, der beide Mängel beseitigen soll. Zudem soll es an Universitäten nicht mehr neuheitsschädlich sein, wenn Akademiker ihre Erfindung in öffentlichen Seminaren zeigen. (Wobei ich dachte, das sei bereits heute der Fall?)
Zudem soll das US-Patentamt künftig freien (privaten) Erfindern und kleinen Unternehmen einen Nachlass bei den Anmeldegebühren einräumen dürfen.
Das ist schon mal ein guter Schritt. Vor allem was die erfinderische Höhe als Bedingung für die Patentierbarkeit angeht, hegen Ausländer große Hoffnungen.
Trotzdem wird der Gesetzentwurf von den Konservativen hart kritisiert, berichtet die New York Times. Sie und Ingenieursberufsverbände halten das "First to file" Neuheitsprinzip für einen Nachteil für kleine Unternehmen. Mir wird nur nicht klar, warum.
Übrigens ist das Recht auf ein Patent bereits in der Verfassung der USA veranktert: Artikel 1, Section 8, Clause 8 lautet:
Quellen:
Washington Post "Why the patent process should be overhauled"
New York Time: "Senators to debate patent reform"
US Senat: Patent Reform Act (Bill)
US Constitution
Aber auch im Hinblick auf den Patenterteilungsprozess und die Qualität der Patente gibt es Handlungsbedarf. Die Washington Post nennt folgende Mängel des alten Gesetzes:
- Das "First to invent" Prinzip für die Bewertung der Neuheit sollte abgeschafft werden. Es lässt Erfinder Jahre nachdem andere ihre Produkte auf dem Markt haben, erfolgreiche Erfindungen einfach claimen. Mit der ominösen Behauptung, sie hätten das Produkt schon früher erfunden. Wie beweist man das objektiv? Besser ist das "First to file", also: Wer zuerst anmeldet, bekommt das Patent. Das gilt schon lange im Rest der Welt.
- Amerikanische Patente sind oft weder neu noch erfinderisch. Es setzt damit Hersteller einem überproportionalen Risiko aus, für ungeahnte Patente belangt zu werden.
Am heutigen Montag befindet der Senat über den Patent Reform Act, der beide Mängel beseitigen soll. Zudem soll es an Universitäten nicht mehr neuheitsschädlich sein, wenn Akademiker ihre Erfindung in öffentlichen Seminaren zeigen. (Wobei ich dachte, das sei bereits heute der Fall?)
Zudem soll das US-Patentamt künftig freien (privaten) Erfindern und kleinen Unternehmen einen Nachlass bei den Anmeldegebühren einräumen dürfen.
Das ist schon mal ein guter Schritt. Vor allem was die erfinderische Höhe als Bedingung für die Patentierbarkeit angeht, hegen Ausländer große Hoffnungen.
Trotzdem wird der Gesetzentwurf von den Konservativen hart kritisiert, berichtet die New York Times. Sie und Ingenieursberufsverbände halten das "First to file" Neuheitsprinzip für einen Nachteil für kleine Unternehmen. Mir wird nur nicht klar, warum.
Übrigens ist das Recht auf ein Patent bereits in der Verfassung der USA veranktert: Artikel 1, Section 8, Clause 8 lautet:
To promote the Progress of Science and useful Arts, by securing for limited Times to Authors and Inventors the exclusive Right to their respective Writings and Discoveries;
Quellen:
Washington Post "Why the patent process should be overhauled"
New York Time: "Senators to debate patent reform"
US Senat: Patent Reform Act (Bill)
US Constitution
Warum das US-Patentrecht (endlich) modernisiert wird
Das US-Patentrecht ist stark modernisierungsbedürftig. Ein Anlass ist, dass das US-Patent seit Beginn des Internetzeitalters überlastet ist und inzwischen unter einem Backlog von 700.000 Anmeldungen zusammenbricht. Bis zur Erteilung vergehen inzwischen drei Jahre.
Aber auch im Hinblick auf den Patenterteilungsprozess und die Qualität der Patente gibt es Handlungsbedarf. Die Washington Post nennt folgende Mängel des alten Gesetzes:
- Das "First to invent" Prinzip für die Bewertung der Neuheit sollte abgeschafft werden. Es lässt Erfinder Jahre nachdem andere ihre Produkte auf dem Markt haben, erfolgreiche Erfindungen einfach claimen. Mit der ominösen Behauptung, sie hätten das Produkt schon früher erfunden. Wie beweist man das objektiv? Besser ist das "First to file", also: Wer zuerst anmeldet, bekommt das Patent. Das gilt schon lange im Rest der Welt.
- Amerikanische Patente sind oft weder neu noch erfinderisch. Es setzt damit Hersteller einem überproportionalen Risiko aus, für ungeahnte Patente belangt zu werden.
Am heutigen Montag befindet der Senat über den Patent Reform Act, der beide Mängel beseitigen soll. Zudem soll es an Universitäten nicht mehr neuheitsschädlich sein, wenn Akademiker ihre Erfindung in öffentlichen Seminaren zeigen. (Wobei ich dachte, das sei bereits heute der Fall?)
Zudem soll das US-Patentamt künftig freien (privaten) Erfindern und kleinen Unternehmen einen Nachlass bei den Anmeldegebühren einräumen dürfen.
Das ist schon mal ein guter Schritt. Vor allem was die erfinderische Höhe als Bedingung für die Patentierbarkeit angeht, hegen Ausländer große Hoffnungen.
Trotzdem wird der Gesetzentwurf von den Konservativen hart kritisiert, berichtet die New York Times. Sie und Ingenieursberufsverbände halten das "First to file" Neuheitsprinzip für einen Nachteil für kleine Unternehmen. Mir wird nur nicht klar, warum.
Übrigens ist das Recht auf ein Patent bereits in der Verfassung der USA veranktert: Artikel 1, Section 8, Clause 8 lautet:
Quellen:
Washington Post "Why the patent process should be overhauled"
New York Time: "Senators to debate patent reform"
US Senat: Patent Reform Act (Bill)
US Constitution
Aber auch im Hinblick auf den Patenterteilungsprozess und die Qualität der Patente gibt es Handlungsbedarf. Die Washington Post nennt folgende Mängel des alten Gesetzes:
- Das "First to invent" Prinzip für die Bewertung der Neuheit sollte abgeschafft werden. Es lässt Erfinder Jahre nachdem andere ihre Produkte auf dem Markt haben, erfolgreiche Erfindungen einfach claimen. Mit der ominösen Behauptung, sie hätten das Produkt schon früher erfunden. Wie beweist man das objektiv? Besser ist das "First to file", also: Wer zuerst anmeldet, bekommt das Patent. Das gilt schon lange im Rest der Welt.
- Amerikanische Patente sind oft weder neu noch erfinderisch. Es setzt damit Hersteller einem überproportionalen Risiko aus, für ungeahnte Patente belangt zu werden.
Am heutigen Montag befindet der Senat über den Patent Reform Act, der beide Mängel beseitigen soll. Zudem soll es an Universitäten nicht mehr neuheitsschädlich sein, wenn Akademiker ihre Erfindung in öffentlichen Seminaren zeigen. (Wobei ich dachte, das sei bereits heute der Fall?)
Zudem soll das US-Patentamt künftig freien (privaten) Erfindern und kleinen Unternehmen einen Nachlass bei den Anmeldegebühren einräumen dürfen.
Das ist schon mal ein guter Schritt. Vor allem was die erfinderische Höhe als Bedingung für die Patentierbarkeit angeht, hegen Ausländer große Hoffnungen.
Trotzdem wird der Gesetzentwurf von den Konservativen hart kritisiert, berichtet die New York Times. Sie und Ingenieursberufsverbände halten das "First to file" Neuheitsprinzip für einen Nachteil für kleine Unternehmen. Mir wird nur nicht klar, warum.
Übrigens ist das Recht auf ein Patent bereits in der Verfassung der USA veranktert: Artikel 1, Section 8, Clause 8 lautet:
To promote the Progress of Science and useful Arts, by securing for limited Times to Authors and Inventors the exclusive Right to their respective Writings and Discoveries;
Quellen:
Washington Post "Why the patent process should be overhauled"
New York Time: "Senators to debate patent reform"
US Senat: Patent Reform Act (Bill)
US Constitution
Sonntag, 27. Februar 2011
Mittwoch, 23. Februar 2011
Wie man mit Astroturfing im Web 2.0 Popularität vortäuscht
Facebook und Twitter gelten als Gradmesser für Volkes Meinung, oder wie man in den Mainstreammedien sagt: Für die "Internetgemeinde" (Im Gegenzug nennen wir die reinen Fernseher als Rundfunkgemeinde - der Unterschied ist, dass jene Gemeine nur hören, aber nicht sprechen darf..)
Gestern hieß es z. B. ehrfürchtig, dass eine Pro-Guttenberg Facebookseite mehr als 200.000 "Freunde" gefunden habe.
Doch Vorsicht. Solch Popularität kann man auch simulieren. In dem man Stimmen einkauft. Z.B. bei diesem Service hier:
http://usocial.net/facebook_marketing/
Bei Twitter dagegen finden sich schon lange sogenannte Astroturfer. Der Begriff ist ein Wortspiel aus dem Namen für einen amerikanischen Kunstrasen und einer Graswurzelbewegung. Hier wird simuliert, dass es plötzlich eine authentische Meinungswelle gegen einen veröffentlichten Mainstream gibt. Doch dahinter stehen PR-Agenturen. Im Dezember bezichtigten z.B. etliche Twitterer, dass der Vorstand der Deutschen Bahn gleich mehrere Astroturfer bei Twitter aktiviert habe.
Somit steht in Frage, wie echt der veröffentlichte Zuspruch für Minister Guttenberg ist. Das gilt auch für Telefonumfragen. Wer über die finanziellen Mittel verfügt, der kann sich simulierte Authentizität ganz einfach kaufen.
Gestern hieß es z. B. ehrfürchtig, dass eine Pro-Guttenberg Facebookseite mehr als 200.000 "Freunde" gefunden habe.
Doch Vorsicht. Solch Popularität kann man auch simulieren. In dem man Stimmen einkauft. Z.B. bei diesem Service hier:
http://usocial.net/facebook_marketing/
Bei Twitter dagegen finden sich schon lange sogenannte Astroturfer. Der Begriff ist ein Wortspiel aus dem Namen für einen amerikanischen Kunstrasen und einer Graswurzelbewegung. Hier wird simuliert, dass es plötzlich eine authentische Meinungswelle gegen einen veröffentlichten Mainstream gibt. Doch dahinter stehen PR-Agenturen. Im Dezember bezichtigten z.B. etliche Twitterer, dass der Vorstand der Deutschen Bahn gleich mehrere Astroturfer bei Twitter aktiviert habe.
Somit steht in Frage, wie echt der veröffentlichte Zuspruch für Minister Guttenberg ist. Das gilt auch für Telefonumfragen. Wer über die finanziellen Mittel verfügt, der kann sich simulierte Authentizität ganz einfach kaufen.
Freitag, 18. Februar 2011
Twitterverbot im Büro
Das "Soziale" an diesen Netzwerken verstehen diejenigen nicht, deren Stärke soziales Verhalten auch sonst nicht ist. Twitter ist längst zu einem Link-Verfolgungswerkzeug geworden. Es ist die effizienteste Möglichkeit, sich über aktuelle Entwicklungen in seinem Fach auf dem Laufenden zu halten und Kollegen und Freunde gezielt und schnell zu informieren.
Ich verfolge an meinem heimischen Rechner Twitteraccounts zu den Themen Auto, Energie, IT und Patentwesen. Deren Links ersparen mir zeitraubendes Googeln. Doch im Büro kann ich das nicht verwerten, weil Twitter grundsätzlich gesperrt ist. Von Verantwortlichen, die sich für diese Innovationen nicht interessieren oder sie nicht verstehen. Wenn sie es sperren, weil sie den Mitarbeitern Missbrauch unterstellen, projiziert mancher dabei nur seine eigene Anfälligkeit auf andere?
Übertrüge man diese Verbannung auch auf andere Werkzeuge, z. B. mechanische, bliebe fast nichts mehr übrig, was sich nicht auch zum Missbrauch eignen würde.
Es gäbe keine effizientere Methode, Kollegen über eigene Projektthemen und Reisen auf dem Laufenden zu halten, als ein Corporate Twitter.
Ich verfolge an meinem heimischen Rechner Twitteraccounts zu den Themen Auto, Energie, IT und Patentwesen. Deren Links ersparen mir zeitraubendes Googeln. Doch im Büro kann ich das nicht verwerten, weil Twitter grundsätzlich gesperrt ist. Von Verantwortlichen, die sich für diese Innovationen nicht interessieren oder sie nicht verstehen. Wenn sie es sperren, weil sie den Mitarbeitern Missbrauch unterstellen, projiziert mancher dabei nur seine eigene Anfälligkeit auf andere?
Übertrüge man diese Verbannung auch auf andere Werkzeuge, z. B. mechanische, bliebe fast nichts mehr übrig, was sich nicht auch zum Missbrauch eignen würde.
Es gäbe keine effizientere Methode, Kollegen über eigene Projektthemen und Reisen auf dem Laufenden zu halten, als ein Corporate Twitter.
Mittwoch, 16. Februar 2011
Wir Wolfsburgpendler
Die Berliner Zeitung hat uns Wolfsburgpendlern endlich ein Denkmal gesetzt (Link). Jetzt haben wir es auch schriftlich, dass es nur freundlicherweise geduldet wird, dass wir nicht in der erstaunlichsten Stadt des Universums wohnen, sondern in Berlin. Da es in der Zeitung steht, darf ich nun auch hier darüber schreiben, dass wir Pendler inzwischen einen Draht in die oberste Etage des Bahntowers haben. Und das ist gut so. Denn für uns kommt es schon im Frühjahr wieder ganz dicke. Dann saniert die Bahn die ICE Hochgeschwindigkeitsstrecke. Heisst: 1h täglich mehr im Zug. Heisst: Einspuriger Verkehr. Heisst: Weniger Sicherheit.
Wenn die Termine zu früh lagen, oder zu spät, dann habe ich in Wolfsburg auch schon mal übernachtet. Vor zwei Jahren galt das mal ein halbes Jahr lang. Und weil es in WOB zu wenige Hotels gibt für die vielen Berater, musste ich manchmal in Westhagen absteigen. Hochhaussiedlung, Overnight für Spediteure. Ich lag in meinem angemieteten Jugendzimmer und suchte Zuflucht in meinem iPod.
Als ich '97 nach Essen gezogen war, erzählte mir meine Nachbarin, sie sei auch erst neulich eingezogen. Sie komme aus der einsamsten Stadt, am Ende der Welt. Aus Wolfsburg. Hätte damals nie gedacht, wie gut ich es eines Tages kennenlernen würde.
Im Wolfsburger Werk trifft man keine Wolfsburger. Kaum jemand, der hier arbeitet, wohnt auch hier. Man wohnt entweder in Braunschweig und ist Fan von Hannover 96. Oder man hat sein Häusschen zwischen H und WOB.
Wer das Ruhrgebiet oder Berlin kennt und schätzt, der hatte noch nie was gegen Niedersachsen. Aber auch nicht viel dafür. Ich muss sagen: Die Leute hier sind sympathisch und meistens unkompliziert. Ich hatte vorher schon zwei Konzerne von innen kennengelernt. Doch dies ist der erste, in dem mir bis jetzt keine Allüren entgegengeschlagen sind. (Die schlägt mir eher bei seinen kleinen Tochterunternehmen entgegen.) Vielleicht liegt das daran, dass es bis heute von Ingenieuren dominiert ist. Mit einem Patriarchen an der Spitze.
Wenn wir ehrlich sind, schlägt uns in Berlin viel häufiger Provinzialismus entgegen. Das liegt natürlich an den vielen zu gereisten Provinzlern. Eines der größten Missverständnisse ist, dass es in Kreuzberg-Friedrichshain von unerschrockenen intellektuellen Revolutionären wimmelt. Mitnichten. Hier wird nur kollektiv das ausgelebt und kompensiert, was in Süddeutschland häufig genug in Amokläufen endet: Tief sitzende Ängste sich in Frage gestellt sehender Twentysomethings. In Berlin wertet man die persönliche Krise halt zu einer Angelegenheit der Allgemeinheit auf brabbelt etwas vom Privaten, das nun politisch ist. "Ich will hier wohnen, ich will hier nicht weg." diktiert der Internationalist dem Politblogger ins iPad. Und ansonsten stellt Berlin wenig Ansprüche an sich selbst.
Wer so ist, darf auf Wolfsburg nicht herabschauen. Hier gibt man sich Mühe, das Image der künstlich angelegten Stadt aufzubessern. Hier gibts die Autostadt zu besichtigen, wenn man seinen neuen Wagen abholt. Ansonsten siehts hier aus, wie in den meisten mittelgroßen Städten Deutschlands.
Eine Kombination aus beiden wäre nicht schlecht: Die Steuereinnahmen Wolfsburgs für Berlin. Angeblich -so erfuhr ich am Freitag gerüchtehalber- habe man aus Wolfsburg bzw. Salzburg in Berlin schon mal angeklopft gehabt. Der Senat habe aber desinteressiert abgewunken. Das würde zu dem Umgang passen, den man hier schon beim Thema Elektroautos gezeigt hat: Erst brüske Ablehnung, dann bürgermeisterliche Reklamierung des Themas für die "Hauptstadt", und dann wieder ablassen in die Senke.
Wenn der ICE am Hauptbahnhof Berlin einrollt, wissen die Wolfsburgpendler genau, wo es nicht reservierte Sitzplätze gibt: Im letzten Waggon. Kenner wissen auch, dass die Türen genau an der Fuge auf Höhe der Sitzbank zum Halten kommen. Hier wird gedrängelt, am hinderlichsten sind die Anzugträger mit Rolltasche, Handy und dem Kaffee in der Hand, der ihnen selbst private Gemütlichkeit im öffentlichen Raum und uns anderen urbane Weltgewandtheit suggerieren soll.
Es gibt natürlich nicht nur die, die tatsächlich pendeln. Es gibt auch die, davon leben, dass andere pendeln. Die finden das gar nicht so schlimm und strapaziös. Bzw. sie bieten den Pendlern schon mal großzügig an, doch nach WOB zu ziehen. Doch das will keiner. Dagegen fragt man sich wie es eigentlich dazu gekommen ist, dass in Deutschland die interessantesten, also wertschöpfenden Jobs in den eher uninteressanten Städten platziert sind? Warum wimmelt es in Berlin von Blender- und Schaumschlägerposten und nur von wenigen Industriejobs?
Doch während ich mich das frage, lese ich in der Morgenpost, dass die Deutsche Telekom und Google in Berlin neue Denkfabriken errichten wollen. In Tegel soll es ein Zentrum für Elektroautos geben. Das sind erlösende Worte.
Während wir darüber diskutieren und mit 250km/h übers Gleis rasen fällt mir noch etwas anderes ein: Ist nicht die Tatsache, dass wir alle mit dem ICE nach WOB pendeln, und dafür auch Reisegenehmigungen bekommen und die Kalkulation ergibt, dass die Bahn wesentlich günstiger ist als die Fahrt mit dem Auto, nicht das stärkste Argument gegen das Produkt, das wir alle da drüben entwickeln - das Auto?
Sonntag, 13. Februar 2011
Der 924S "Le Mans"
Unser Frontmotor Stammtisch Berlin/Brandenburg (Link) hat ein sehenswertes Mitglied mehr: Vor ein paar Wochen fragte mich ein Porsche 924S Interessent nach einer Kaufberatung. (Er hatte meinen Artikel auf SPIEGEL Online gelesen und irgendwie meine Emailadresse eruiert. ;-)
Vom ersten Angebot riet ich ihm ab. Doch schon das zweite klang richtig gut. Er bekam eine Gelegenheit und er ergriff sie. Ich erfuhr nebenbei, dass er in Berlin wohnt. Unweit von uns ;-) Und so trafen wir uns vorige Woche wegen schlechten Wetters nach Feierabend in einer Tiefgarage. Und ich staunte nicht schlecht: Hatte der gute Mann doch glatt einen der ganz seltenen Le Mans Sondermodelle erwischt. Zwei Stunden verbrachten wir mit gegenseitiger Bewunderung über unsere Schätzchen. Ich habe unseren inzwischen, nach fünf Jahren, ganz gut eingeritten. Es war reine Nervensache. Aber einen "Le Mans" würde ich auch nicht von der Garagenkante schubsen. Der Wagen meines neuen "Porschekollegen" sieht richtig gut aus.
Aber es ist so wie es früher mit neu gefangenen Wildpferden gewesen sein muss: Man ist stolz wie Oscar, aber auch etwas nervös. Der Wagen kann bei der Probefahrt einen noch so guten Eindruck hinterlassen haben. Man weiß nicht sicher, was man sich da eingefangen hat. Das Vertrauen muss erst wachsen. Man hat einen wirklich robusten Sportwagen ergattert und behandelt ihn in den ersten Wochen wie ein rohes Ei. Das gilt bei einem Sondermodell wahrscheinlich noch intensiver. Jedenfalls freue ich mich schon auf die Saisoneröffnung :-)
Früher nutzte Porsche Siege bei wichtigen Autorennen immer für Marketingaktionen in Form von Sondermodellen. So auch beim 924 (Link). Von der Zweilitervariante des 924 hatte es 1977 schon eine Martini und 1980 eine Le Mans Edition gegeben. Doch diese Editionen bekamen "nur" optische Aufwertungen wie Lackierung und Dekors innen und außen.
1988 kam dann eine technisch aufgewertete Exklusiv-Edition vom 924S, die nur inoffiziell Le Mans hieß. Neben den eigenwilligen Kontrastfarben (ockergelb bei der weißen Ausgabe, türkis beim schwarzen) bekam dieser auch ein Sportfahrwerk. Von diesen wurden weltweit weniger als 1.000 hergestellt. Einer von ihnen cruist nun durch Berlin :-) Auf Flickr gibt es ein ansprechendes Foto von der schwarzen Version: Link
Warum so viel Aufhebens um "Le Mans"? Weil der 924 in Le Mans gut abgeschnitten hat! Wahre Leckerbissen gibts da auf der Porsche Website zu sehen: Link
1981 testete Porsche den kommenden 944 in Le Mans, getarnt als 924 GTP Le Mans. Ein 2,5l Vierzylinder-Turbo mit Vierventiltechnik.
Zitat:
Walter Röhrl fuhr "unseren" 924S/944 auf den siebten Rang! Ein bisschen davon spürt man immer noch, wenn man aus der Nordkurve auf die Startgerade der AVUS einfährt und Gas geben kann..
Vom ersten Angebot riet ich ihm ab. Doch schon das zweite klang richtig gut. Er bekam eine Gelegenheit und er ergriff sie. Ich erfuhr nebenbei, dass er in Berlin wohnt. Unweit von uns ;-) Und so trafen wir uns vorige Woche wegen schlechten Wetters nach Feierabend in einer Tiefgarage. Und ich staunte nicht schlecht: Hatte der gute Mann doch glatt einen der ganz seltenen Le Mans Sondermodelle erwischt. Zwei Stunden verbrachten wir mit gegenseitiger Bewunderung über unsere Schätzchen. Ich habe unseren inzwischen, nach fünf Jahren, ganz gut eingeritten. Es war reine Nervensache. Aber einen "Le Mans" würde ich auch nicht von der Garagenkante schubsen. Der Wagen meines neuen "Porschekollegen" sieht richtig gut aus.
Aber es ist so wie es früher mit neu gefangenen Wildpferden gewesen sein muss: Man ist stolz wie Oscar, aber auch etwas nervös. Der Wagen kann bei der Probefahrt einen noch so guten Eindruck hinterlassen haben. Man weiß nicht sicher, was man sich da eingefangen hat. Das Vertrauen muss erst wachsen. Man hat einen wirklich robusten Sportwagen ergattert und behandelt ihn in den ersten Wochen wie ein rohes Ei. Das gilt bei einem Sondermodell wahrscheinlich noch intensiver. Jedenfalls freue ich mich schon auf die Saisoneröffnung :-)
Früher nutzte Porsche Siege bei wichtigen Autorennen immer für Marketingaktionen in Form von Sondermodellen. So auch beim 924 (Link). Von der Zweilitervariante des 924 hatte es 1977 schon eine Martini und 1980 eine Le Mans Edition gegeben. Doch diese Editionen bekamen "nur" optische Aufwertungen wie Lackierung und Dekors innen und außen.
1988 kam dann eine technisch aufgewertete Exklusiv-Edition vom 924S, die nur inoffiziell Le Mans hieß. Neben den eigenwilligen Kontrastfarben (ockergelb bei der weißen Ausgabe, türkis beim schwarzen) bekam dieser auch ein Sportfahrwerk. Von diesen wurden weltweit weniger als 1.000 hergestellt. Einer von ihnen cruist nun durch Berlin :-) Auf Flickr gibt es ein ansprechendes Foto von der schwarzen Version: Link
Warum so viel Aufhebens um "Le Mans"? Weil der 924 in Le Mans gut abgeschnitten hat! Wahre Leckerbissen gibts da auf der Porsche Website zu sehen: Link
1981 testete Porsche den kommenden 944 in Le Mans, getarnt als 924 GTP Le Mans. Ein 2,5l Vierzylinder-Turbo mit Vierventiltechnik.
Zitat:
Wie ein Uhrwerk spulte die auf 410 PS getrimmte Rennversion unter Walter Röhrl/ Jürgen Barth die 24-Stunden-Distanz herunter. Nach 4.401 Kilometer und einem Schnitt von 184 km/h belegten sie einen hervorragenden siebten Rang im Gesamtklassement. Obendrein gewann das neue Auto den Preis für die kürzeste Boxenstandzeit.
Walter Röhrl fuhr "unseren" 924S/944 auf den siebten Rang! Ein bisschen davon spürt man immer noch, wenn man aus der Nordkurve auf die Startgerade der AVUS einfährt und Gas geben kann..
Samstag, 12. Februar 2011
Bumerang
Bumerang
War einmal ein Bumerang;
War ein Weniges zu lang.
Bumerang flog ein Stück,
Aber kam nicht mehr zurück.
Publikum - noch stundenlang -
Wartete auf Bumerang.
J. Ringelnatz
War einmal ein Bumerang;
War ein Weniges zu lang.
Bumerang flog ein Stück,
Aber kam nicht mehr zurück.
Publikum - noch stundenlang -
Wartete auf Bumerang.
J. Ringelnatz
Sonntag, 6. Februar 2011
Kommentar zum Auftritt von Monica Lierhaus bei den Springers
Meine Vorbehalte gegen Monica Lierhaus sind seit gestern bestätigt.
Eine beliebte Sportjournalistin und Moderatorin wurde von einem Schicksalsschlag heimgesucht. So weit, so unglücklich und bedauernswert. Kein Zweifel. Die erste Maßnahme nach dem Blitzschlag aber war die Verhängung einer bis gestern andauernden Nachrichtensperre über das weitere Schicksal der Medienfrau. Eine wasserdichte Mediensperre über die Art, Hintergründe und Schwere ihrer Verletzung bzw. Krankheit. Sie, die von anderen immer alles wissen wollte, und die für und von ihre Öffentlichkeit lebt, verbietet anderen den Mund, über sie zu sprechen.
Gestern kehrte sie zurück. Auf eine -wie ich finde- unpassende Art. Unpassend aus mehrere Gründen: Sie und die Springermischpoke wussten um den Sensationsgehalt, der dem ersten Fernsehauftritt nach fast drei Jahren innewohnen würde. So inszenierten sie das Comeback gestern im Rahmen der turnusmäßigen Selbstbeweihräucherungssymbiose zwischen Springer und unseren Fernsehsternchen auf GEZ-Zahler Kosten: Der güldenen Kamera. Ich frage mich: Wenn die Zeit so schwer war, die Gesundheit oder vielleicht sogar das Leben auf dem Spiel stand, ist einem dann nicht nach einem bescheideneren, privateren Auftritt? Hätte es nicht besser gepasst, im Rahmen einer Sportschau aufzutreten? Das ist natürlich Geschmackssache und ich kann das nicht wirklich beurteilen, weil ich noch nie in dieser Situation war. Aber dass sie nun ausgerechnet ein Format wählt, dass ein wenig an den letzten Auftritt von Rudi Carrell erinerte, wirft für mich die Frage auf, wie groß ihre Sorge -oder die ihrer Berater- gewesen sein muss, dass einen die eigenen Fans vielleicht schon vergessen haben?
Friede Springer und Matthias Döpfner hatten sich einen Ehrenpreis für ihren Stargast ausgedacht. Als Laudator hatte sich die Ausgezeichnete Günter Netzer gewünscht. Der begann seine Rede, wissend, welch eigentlich anrührender Moment der Auftritt von Frau Lierhaus sein würde, mit dem Geständnis, dass er sich sehr unwohl fühle, und jetzt sogar lieber einen Elfmeter in der 90. Minute schiessen würde.. Das klang ehrlicher, als es den Veranstaltern lieb sein konnte.
Der Bühnenauftritt von Monica Lierhaus rührte dann auch jeden an, der menschlicher Regungen fähig ist. Vorsichtig, kleine Trippelschritte machend und am Mikro mit einer ziemlich veränderten Stimme. Die Kamera schwenkte auf Gäste, die sich sichtlich bewegt die Hände vor den Mund hielten.
Aber dann wurde es typisch Springer, typisch BILD, typisch niveauloser Kitsch. Monica Lierhaus bat am Ende ihrer Dankesrede ihren Lebensgefährten auf die Bühne und machte ihm einen Heiratsantrag. Dazu Fanfarenklänge aus dem Hause Springer.
Ich weiß nicht. Ich versuche es mir vorzustellen. Hätte meine bessere Hälfte monate- oder jahrelang Spitz auf Knopf, sehr ernst erkrankt, gelegen, hätte ich mir einen privateren Moment gewünscht, als solch einen Auftritt.
Monica Lierhaus hat es geschafft. Jeder, der sie gestern gesehen hat (oder das bei BILD hier noch tun will), ist erleichtert, sie wieder auf den Beinen zu sehen. Aber war sie es ihren Fans nicht auch ein bisschen "schuldig", sie wissen zu lassen, sobald es ihr besser geht?
Sie zeigt nicht nur, dass man es schaffen kann. Sie ist auch Botschafterin für alle vom Schicksal gesundheitlich hart geprüften Menschen (um das Wort "Behinderte", das ich irgendwie zu diskriminierend finde), die um ihre Rückkehr in den Beruf kämpfen. Dass sie solch einen pompösen, grenzwertigen Rahmen dafür gewählt hat, zeugt vom schlechten Geschmack der Veranstalter und von den Prioritäten der Monica Lierhaus.
Sage mir jetzt keiner, ich hätte ja wegschauen können. Nein, ich bin zwangsverpflichteter GEZ-Zahler und mische mich ein, wenn mit meinen Geldern PR Betrieben wird. Unterstelle mir auch niemand Herzlosigkeit oder fehlende Empathie. Im Gegenteil. Mich hat der Auftritt geschmerzt, weil ich glaube, dass man sich so nicht hergeben muss.
Friede Springer und Matthias Döpfner haben das untere Ende der Geschmacklosigkeitsskala wieder etwas tiefer gelegt.
Eine beliebte Sportjournalistin und Moderatorin wurde von einem Schicksalsschlag heimgesucht. So weit, so unglücklich und bedauernswert. Kein Zweifel. Die erste Maßnahme nach dem Blitzschlag aber war die Verhängung einer bis gestern andauernden Nachrichtensperre über das weitere Schicksal der Medienfrau. Eine wasserdichte Mediensperre über die Art, Hintergründe und Schwere ihrer Verletzung bzw. Krankheit. Sie, die von anderen immer alles wissen wollte, und die für und von ihre Öffentlichkeit lebt, verbietet anderen den Mund, über sie zu sprechen.
Gestern kehrte sie zurück. Auf eine -wie ich finde- unpassende Art. Unpassend aus mehrere Gründen: Sie und die Springermischpoke wussten um den Sensationsgehalt, der dem ersten Fernsehauftritt nach fast drei Jahren innewohnen würde. So inszenierten sie das Comeback gestern im Rahmen der turnusmäßigen Selbstbeweihräucherungssymbiose zwischen Springer und unseren Fernsehsternchen auf GEZ-Zahler Kosten: Der güldenen Kamera. Ich frage mich: Wenn die Zeit so schwer war, die Gesundheit oder vielleicht sogar das Leben auf dem Spiel stand, ist einem dann nicht nach einem bescheideneren, privateren Auftritt? Hätte es nicht besser gepasst, im Rahmen einer Sportschau aufzutreten? Das ist natürlich Geschmackssache und ich kann das nicht wirklich beurteilen, weil ich noch nie in dieser Situation war. Aber dass sie nun ausgerechnet ein Format wählt, dass ein wenig an den letzten Auftritt von Rudi Carrell erinerte, wirft für mich die Frage auf, wie groß ihre Sorge -oder die ihrer Berater- gewesen sein muss, dass einen die eigenen Fans vielleicht schon vergessen haben?
Friede Springer und Matthias Döpfner hatten sich einen Ehrenpreis für ihren Stargast ausgedacht. Als Laudator hatte sich die Ausgezeichnete Günter Netzer gewünscht. Der begann seine Rede, wissend, welch eigentlich anrührender Moment der Auftritt von Frau Lierhaus sein würde, mit dem Geständnis, dass er sich sehr unwohl fühle, und jetzt sogar lieber einen Elfmeter in der 90. Minute schiessen würde.. Das klang ehrlicher, als es den Veranstaltern lieb sein konnte.
Der Bühnenauftritt von Monica Lierhaus rührte dann auch jeden an, der menschlicher Regungen fähig ist. Vorsichtig, kleine Trippelschritte machend und am Mikro mit einer ziemlich veränderten Stimme. Die Kamera schwenkte auf Gäste, die sich sichtlich bewegt die Hände vor den Mund hielten.
Aber dann wurde es typisch Springer, typisch BILD, typisch niveauloser Kitsch. Monica Lierhaus bat am Ende ihrer Dankesrede ihren Lebensgefährten auf die Bühne und machte ihm einen Heiratsantrag. Dazu Fanfarenklänge aus dem Hause Springer.
Ich weiß nicht. Ich versuche es mir vorzustellen. Hätte meine bessere Hälfte monate- oder jahrelang Spitz auf Knopf, sehr ernst erkrankt, gelegen, hätte ich mir einen privateren Moment gewünscht, als solch einen Auftritt.
Monica Lierhaus hat es geschafft. Jeder, der sie gestern gesehen hat (oder das bei BILD hier noch tun will), ist erleichtert, sie wieder auf den Beinen zu sehen. Aber war sie es ihren Fans nicht auch ein bisschen "schuldig", sie wissen zu lassen, sobald es ihr besser geht?
Sie zeigt nicht nur, dass man es schaffen kann. Sie ist auch Botschafterin für alle vom Schicksal gesundheitlich hart geprüften Menschen (um das Wort "Behinderte", das ich irgendwie zu diskriminierend finde), die um ihre Rückkehr in den Beruf kämpfen. Dass sie solch einen pompösen, grenzwertigen Rahmen dafür gewählt hat, zeugt vom schlechten Geschmack der Veranstalter und von den Prioritäten der Monica Lierhaus.
Sage mir jetzt keiner, ich hätte ja wegschauen können. Nein, ich bin zwangsverpflichteter GEZ-Zahler und mische mich ein, wenn mit meinen Geldern PR Betrieben wird. Unterstelle mir auch niemand Herzlosigkeit oder fehlende Empathie. Im Gegenteil. Mich hat der Auftritt geschmerzt, weil ich glaube, dass man sich so nicht hergeben muss.
Friede Springer und Matthias Döpfner haben das untere Ende der Geschmacklosigkeitsskala wieder etwas tiefer gelegt.
Neue Erkenntnisse zum Tatmotiv des Managers
Vor einer Woche hatte ich hier am vermeintlichen Motiv des Managers Olaf H., der des Mordes an Mirco verdächtigt wird, gezweifelt und mich gewundert, warum der -eigentlich ja sehr erfolgreiche- SoKo-Leiter Thiel es so unreflektiert veröffentlicht hatte. H. hatte direkt nach seiner Festnahme angegeben, er sei am selben Tag von seinem Vorgesetzen am Telefon "zusammengefaltet worden" und habe sehr "unter Druck gestanden" und daraus sei spontan die Tat entstanden..
Ein paar Tage später berichtete BILD allerdings, dass Olaf H. einige Zeit nach dem angeblichen "Zusammengefaltet werden" von seinem Chef befördert worden war. Damit standen "Stress" und "Druck" als Tatmotiv in Frage.
Und jetzt kommt heraus, dass H. seinem Anwalt inzwischen gestanden habe, dieses auslösende Telefonat habe es nie gegeben. Aber er sei als Kind selbst sexuell missbraucht worden. Das erscheint viel plausibler. Der Fall hat somit nichts mehr mit der Telekom zu tun. Einerseits. Andererseits konnte jeder, der sich in ähnlichen Strukturen bewegt, erkennen, dass Motiv und Tat nicht zusammenpassten, wenn es sich bei H. um einen "normalen" Menschen handelt (also keinen Triebtäter).
Die SoKo ermittelt deshalb laut BILD weiter. Es haben sich inzwischen auch andere SoKos mit ungeklärten Fällen gemeldet.
Das interessante an diesem Fall ist für mich, dass er sich an der Grenze bewegt zwischen dem alltäglichen, vergleichsweise harmloseren aber trotzdem oft unfassbaren, Managerverhalten und einem Triebtäter.
Ein paar Tage später berichtete BILD allerdings, dass Olaf H. einige Zeit nach dem angeblichen "Zusammengefaltet werden" von seinem Chef befördert worden war. Damit standen "Stress" und "Druck" als Tatmotiv in Frage.
Und jetzt kommt heraus, dass H. seinem Anwalt inzwischen gestanden habe, dieses auslösende Telefonat habe es nie gegeben. Aber er sei als Kind selbst sexuell missbraucht worden. Das erscheint viel plausibler. Der Fall hat somit nichts mehr mit der Telekom zu tun. Einerseits. Andererseits konnte jeder, der sich in ähnlichen Strukturen bewegt, erkennen, dass Motiv und Tat nicht zusammenpassten, wenn es sich bei H. um einen "normalen" Menschen handelt (also keinen Triebtäter).
Die SoKo ermittelt deshalb laut BILD weiter. Es haben sich inzwischen auch andere SoKos mit ungeklärten Fällen gemeldet.
Das interessante an diesem Fall ist für mich, dass er sich an der Grenze bewegt zwischen dem alltäglichen, vergleichsweise harmloseren aber trotzdem oft unfassbaren, Managerverhalten und einem Triebtäter.
Merkels Leben als Revolutionärin wird verfilmt
Mulholland Drive reloaded: Springers Hommage an Che Angela
Friede Springer und Matthias Döpfner haben ihre Eigen-PR-Veranstaltung auf Kosten der GEZ-Zahler (vulgo: Güldene Kamera) praktischerweise in die Woche vor der Berlinale gelegt. So gaben sich Medienfachleute, Politikberater und Filmemacher hier gestern die Klinke in die Hand. Angela Merkel fand nach ihrer Rückkehr von der Münchner "Sicherheitskonferenz" (einer Art Davos für Kriegstreiber) noch Gelegenheit, einer Einladung von Friede Springer zu folgen. Merkels Ehemann war ja erst neulich in das Kuratorium von Springers dritter Stiftung berufen worden. Aus Dank, dass er diesem Ruf gefolgt war, wollte sie mal sehen, ob sie etwas für Angela selbst tun könne.
Und siehe da: Es schickte sich, dass einer der jungen Hoffnungsträger in Hol(l!)ywood*, dem ein Ruf wie Donnershall vorausgeht, sich schon lange für die Chancelorrette mit der Erfahrung als Revolutionärin der DDR begeistert. Ein Wort gab das andere und am Ende stand die Idee für ein neues Drehbuch. Ken soll vor Neid geplatzt sein.
*PS: Englisch hat die junge Elfriede Riewerts in der Schule nicht gehabt.
Friede Springer und Matthias Döpfner haben ihre Eigen-PR-Veranstaltung auf Kosten der GEZ-Zahler (vulgo: Güldene Kamera) praktischerweise in die Woche vor der Berlinale gelegt. So gaben sich Medienfachleute, Politikberater und Filmemacher hier gestern die Klinke in die Hand. Angela Merkel fand nach ihrer Rückkehr von der Münchner "Sicherheitskonferenz" (einer Art Davos für Kriegstreiber) noch Gelegenheit, einer Einladung von Friede Springer zu folgen. Merkels Ehemann war ja erst neulich in das Kuratorium von Springers dritter Stiftung berufen worden. Aus Dank, dass er diesem Ruf gefolgt war, wollte sie mal sehen, ob sie etwas für Angela selbst tun könne.
Und siehe da: Es schickte sich, dass einer der jungen Hoffnungsträger in Hol(l!)ywood*, dem ein Ruf wie Donnershall vorausgeht, sich schon lange für die Chancelorrette mit der Erfahrung als Revolutionärin der DDR begeistert. Ein Wort gab das andere und am Ende stand die Idee für ein neues Drehbuch. Ken soll vor Neid geplatzt sein.
*PS: Englisch hat die junge Elfriede Riewerts in der Schule nicht gehabt.
Donnerstag, 3. Februar 2011
Zitat
If you are neutral in situations of injustice, you have chosen the side of the oppressor.Desmond Tutu
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