Donnerstag, 10. März 2011

Kandidaten zum European Inventor Award 2011

Das Europäische Patentamt gibt die 15 Nominierungen zum diesjährige Erfinderpreis bekannt. Ein deutsches Unternehmen befindet sich nicht darunter:

Wir sollen uns qualifizieren, nicht bilden

Was einer immer wieder beteuert zu sein, ist er nicht. Was er beteuert zu tun, tut er nicht. Sondern das Gegenteil. Als Bildungsministerin Buhlmann 2003 eine "Innovationsoffensive" im deutschen Hochschulsystem startete, dachten viele irrtümlich, es stehe eine neue Wertschätzung von Bildung und Kreatitivität bevor und ein Geldsegen für die Reparatur der angerichteten Schäden. Als konservative Bundesländer Studiengebühren einführten, glaubten die Studenten notgedrungen die Einnahmen würden der Qualität der Lehre zu gute kommen, z.B. in Form von mehr Hochschullehrern und neuen Hörsäälen. (Nur die weniger talentierten aber gut begüterten Abiturienten freuten sich -aber auch irrtümlich- die Konkurrenz würde nun weniger werden.)

Nichts davon war wahr. Oder wird wahr. Denn egal, wer Bundesbildungsministerin ist, sie hat auch nur die Bürokratie der EU umzusetzen, die sich als gigantisches Ent-Bildungsprogramm entpuppt.

Im Deutschlandradiopodcast hörte ich das Zitat von Klaus Staeck, nachdem "wer solche Fussballer, Rennfahrer und Tennisspieler habe", eben "keine Uniwersitäten" brauche. "Brauchen" muss man hier aus Sicht der Regierungen verstehen. Ein Volk, dass sich für solche Qualitäten begeistert, und zwar mehrheitlich, dem ist es auch nicht wichtig mit Aufklärung und Selbstverantwortung. Das träumt sein Leben lang den Traum anderer.

Ich möchte heute kein Student sein. Mein Ingenieursstudium an der Uni war schon reichlich verschult. Aber im Hauptstudium blieb noch Zeit für AG-Arbeiten und Seminare und Beiträge zur Fachschaftszeitung "Klemme". Aber heute wird anscheinend nur noch reingestopft in die Köpfe. Nach dem Motto: Merk Dir das, verstehen musst Du es nicht. Dafür muss man dann auch noch Gebühren berappen. Das Versprechen der Roland Kochs und Konsorten ist längst gebrochen, die Studiengebühren landen woanders.

Aber auch die Forschung geht ziemlich am Stock. Die FAZ hat hierzu gestern einen interessanten Artikel veröffentlicht ("Exportweiltmeister beim akademischen Überschuss", Link). Dieser Apparat kreist nur noch um sich und seine Verwaltungs- und Regierungsbürokratie. Das Ministerium legt Forschungsprogramme auf, die von Modethemen handeln, die von MBA-Absolventen (Also Meistern der Geschäftsverwaltung) zusammenkopiert worden sind. Die Professoren tun so, als hielten sie diese Programme für an der Speerspitze der Forschung und schreiben eifrig Projektanträge. Ihr Ziel: nicht der Ruhm mit einer neuen Erkenntnis (Geisteswissenschaftler) oder Erfindung (Ingenieure). Sondern die Vergrößerung des eigenen Apparates. Noch nie hatten deutsche Forscher den Fortschritt für die Menschen, die sie finanzieren, im Blick. Sondern stets den Eindruck, den sie bei ihren Kollegen machen können. Immerhin das gelang ihnen früher nur durch bahnbrechende Veröffentlichungen.

Heute aber geht es nur noch um die Kopfzahl ihres Lehrstuhls oder Institutes. Publiziert wird immer noch, aber nur weil man muss. Im Rahmen der Verwertungsoffensive. Das führt dann auch eher zu Menge denn zu Relevanz. Wer soll das alles lesen, wer setzt es in einen Zusammenhang und zieht eine Erkenntnis von Bedeutung daraus?

Und zur Verwertungsoffensive gehört auch, die Forscher immer mehr zu Drittmitteleinnahmen zu drängen, zu Aufträgen aus der Industrie. Auch das ist im Grunde lobenswert. Aber wir leben leider auch in einer Industriekultur, die dazu neigt, in Akademikern keine geistigen, sondern nur wohlerzogene Ressourcen zu sehen. Forschung Beratung ist hierzulande in erster Linie leider "Leiharbeit für Akademiker", wie es mal ein Projektkollege formulierte. Und deshalb machen Akademiker viel zu oft Arbeit, die sie nicht geistig sondern nervlich fordert. Die aus Kompensation von Managementversäumnissen besteht.

Unser Forschungssystem simuliert Innovation, um den Verwaltungsköpfen aus Prenzlauer Berg und Bonn zu gefallen.

Unser Bildungssystem liefert diesen Hochschulen deshalb auch keine gebildeten Menschen mehr, sondern qualifizierte. Das ist schön doppeldeutig. Es klingt wichtig, klingt nach Befähigung. Aber auch nach Auswahl, nach Filterung, nach "Qualifying". Und das ist auch der Zweck der Veranstaltung.

Die Verachtung unserer Regierung für das Akademische, den Geist, den eigenen Anspruch an Qualität haben wir ja in den vergangenen Wochen überdeutlich vor Augen geführt bekommen. Wir haben geradezu eine anti-intellektuelle Regierung und Gesellschaft. Wir sind im Gegenpol der 47er und 68er angekommen.

Das ganze läuft wie ein Uhrwerk aus bewusstlosen, hoch qualifizierten Humanressourcen. Wir lernen und liefern nur noch was bestellt wird, und das möglichst akkurat und immer billiger.

Dienstag, 8. März 2011

Hintergrund Flexi Fuel Fahrzeuge #E10

In einigen amerikanischen Ländern wird seit langem sogar E85 angeboten - und gekauft. Seit kurzem übrigens auch in Schweden. Autos für diese Märkte sind besonders präpariert: Alles was mit dem Kraftstoff in Berührung kommt, muss den Alkohol ab können. Der Tank muss größer sein, weil Ethanol weniger Energiegehalt hat. Die Kraftstoffpumpe muss mehr Kraftstoff fördern und wird deshalb größer ausgelegt.

Es kommt noch eine Anforderung hinzu: Da es in diesen Ländern kein flächendeckendes E85 Angebot gibt, und die Angebote zeitlich schwanken, muss das Auto auch mit geringerem Ethanol- oder Methanolanteil auskommen und sogar reines Benzin verwerten können. Die Kraftstoffpumpe muss also abhängig vom Alkoholgehalt mehr oder weniger fördern.

Auch die Kraftstoffmenge und der Zündzeitpunkt müssen abhängig vom Alkoholgehalt eingestellt werden. Damit dies überhaupt geregelt werden konnte, musste ein geeigneter Alkoholsensor erfunden werden. Dieser besteht aus einem elektrischen Kondensator, der seine Kapazität abhängig vom Alkoholgehalt verändert. Er ist eine Gemeinschaftserfindung von Siemens, Daimler und Volkswagen. Inzwischen kann man den Alkoholgehalt auch aus dem Abgas ermitteln, die Lambdasonde kann das heute leisten.

Der Ethanolanteil bleibt übrigens immer unter 100%, weil ein reiner Alkoholmotor schlecht startet. Man mischt also ein Minimum an Benzin bei, damit der Wagen kalt anspringt.

Des weiteren muss -wie am Wochenende schon der BMW Chefmechanikentwickler verlautbarte- das Motoröl an den Alkoholgehalt des Kraftstoffs angepasst werden. Und am Ende der Kette auch der Katalysator.

Diese Flexible oder Multi Fuel Fähigkeit wird vielleicht auch irgendwann bei uns gefordert? Für die Autohersteller ist eine Umrüstung auf Ethanol oder Methanol viel günstiger als die Entwicklung von Hybrid- und Elektroantrieben. Allerdings ist -wie heute morgen schon berichtet- die CO2 Bilanz des verwendeten Ethanol sehr speziell. Solange wir Lebensmittel extra dafür anbauen, ist kaum etwas gewpnnen.

Was man aber aus oben gesagtem schon ahnen kann ist, die Verträglichkeit von Alkohol im Auto muss rein entwickelt werden. Die Verträglichkeit muss langfristig gelten. Es soll nicht zu Lebensdauerverkürzungen des Motors oder erhöhtem Verschleiß kommen.

Brasilien hat übrigens einige Turbulenzen mit der Akzeptanz und der Verfügbarkeit seines ursprünglichen E85 erlebt. Zuerst gab es starke Anreize. Dann stieg die Nachfrage so stark, weil die Leute auf Ethanolmotoren umstiegen, dass Brasilien Ethanol im Ausland ankaufen musste. Der Preis stieg und die Nachfrage sank wieder. Daran erkennt man, welch hohen Standard unsere Versorgung mit streng definierten Benzin- und Dieselsorten hat. Unsere Motoren hierzulande sind stark auf diese Spezifikationen optimiert.

Was mich an dem Thema nervt ist, dass ich alle zwei Jahre eine Attacke der Politik abwehren muss, um mein Auto weiter fahren zu dürfen. Und das, obwohl all die Gesetze und Verordnungen überhaupt nichts bringen: Mein Auto emittiert keinen erhöhten Feinstaub (weil es kein Diesel ist), ich hatte aber endlose Rennerei wegen der grünen Plakette. Dann kam E5 und ich musste wieder recherchieren. Jetzt kommt E10, das das Preisgefüge wieder in Bewegung bringt, mit Tendenz nach oben.


Quellen: Wikipedia, Volkswagen

Über biologisches Tier- und Autofutter

Autofutter
Die Vorgabe der EU lautet, den CO2-Ausstoss durch Autos um 10% zu senken. Die ursprüngliche Idee, dafür Ethanol ins Benzin zu mischen, stammt von einer bestimmten Menge an verwertbarem Ethanol, der in der Landwirtschaft bisher „eh“ anfiel. Und da hat man so gerechnet: Nachwachsende Rohstoffe nennen wir die, die so schnell nachwachsen, wie wir sie verbrauchen. Dann hat man nämlich ein Gleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch an CO2. Denn es gilt, dass eine Pflanze bei der Verbrennung nur soviel CO2 abgibt, wie sie beim Wachstum aus der Atmosphäre entnommen hat. Die 10% Ethanol im Benzin werden dem Auto also nicht als CO2-Emission angerechnet. Nichts einfacher also, als den Ethanolanteil im Benzin einfach immer weiter zu steigern?

Nein, denn das gilt nur für „Eh-da“-Pflanzen. Sobald man anfängt, gezielt anzubauen und also ausgiebig zu düngen, oder die Pflanze gar am anderen Ende der Welt anzubauen und dann nach Europa zu transportieren, artet das schnell in Unsinn aus. Im größeren Stil praktiziert, erzeugt das ganze einen CO2-Überschuss und es nimmt durch seinen Verbrauch an Agrarfläche anderen Völkern buchstäblich nicht nur die Margarine vom Brot, sondern das Brot gleich mit.

Den heutigen im großen Stil produzierten „Biokraftstoff“ Ethanol nachhaltig zu nennen, ist fast so, als würde man in genau so großem Stil Wasser auf der einen Seite eines Berges hochpumpen um mit dem Wasserfall auf der anderen Bergseite ein Wasserkraftwerk anzutreiben und das ganze selbstberuhigend „regenerativ“ nennen.

Ethanolkraftstoffe sind also nur dort -und nur vor Ort- eine funktionierende Strategie für die Reduzierung von CO2-Emissionen, und übrigens auch für die Reduzierung der eigenen Abhängigkeit vom Öl, wo es „eh“ überschüssige Anbaufläche für nachwachsende Rohstoffe gibt. In Brasilien z.B. baut man keine Elektroautos, sondern „Multifuel“-Motoren. Die sind so robust ausgelegt, dass man da alles reinkippen kann, was bei der Verbrennung einen Kolben in einem Hubraum antreibt. Natürlich könnte man solche Motoren auch in Europa verbauen. Unsere Motoren sind heute auch schon bereit für Autogas, und auch E10. Aber aus den o.g. Gründen sollte spätestens bei E“10“ Schluss sein. Eher bei E5.

Es ist also nicht strategisch, den Ethanolanteil im Benzin zu erhöhen, um seine CO-Emissionen zu reduzieren.

Tierfutter
Kommen wir zu einem anderen Rohstoff, der „eh da“ ist: Schlachtnebenprodukte, auch als Tiermehl bekannt worden. Das darf in der EU ja nicht mehr als Tierfutter verwendet werden, um Krankheiten wie Rinderwahnsinn und Kreutzfeld-Jacob zu verhindern, die von degenerierten Eiweißen ausgelöst werden. Vereinfacht habe ich mir das immer so erklärt: Tiere sollen keine Tiere fressen, sonst werden sie schwachsinnig. (Ähnlich wie beim Genpool.) Aber das stimmt so allgemein nicht. Tiere sind nur anfällig für degenerierte Eiweiße von der eigenen Art. Das leuchtet mir als Ingenieur sofort ein, denn Computer sind auch nur anfällig für Viren, die für ihr Betriebssystem entwickelt wurden. Andere Viren funktionieren schlicht nicht.

Dann könnte man also hingehen und Tiermehl als Tierfutter wieder erlauben, nur nicht für die gleiche Art, von der das Tiermehl stammt. Mischen müsste verboten werden.

Das würde sich lohnen, auch für unsere CO2-Bilanz. Denn die Schlachtabfälle sind „eh da“. Baut man pflanzliches Tierfutter extra an, kostet das wiederum Fläche, Dünger und vor allem Geld. Überall auf der Welt nutzt man Schlachtabfälle deshalb als Tierfutter, nur nicht in der EU.

Was wir als Fleischkonsumenten viel eher bräuchten, ist eine Kennzeichnung von Fleisch und Wurst mit Informationen über folgende Produktionsstufen (ethische Faktoren hier gleich mit reingenommen): 1. Wurde unbedenkliches Futter verwendet? 2. Wir wurde das Tier gehalten? 3. Wie wurde es geschlachtet?

Montag, 7. März 2011

Überlin

MIchael Stipe: "Ich lebe in New York im 20. Jahrhundert. Um das 21. Jahrhundert zu besuchen, reise ich ins Herz Europas. Nach Berlin."
Hier ist seine Erklärung:

Samstag, 5. März 2011

Patentrecherche Automotive mit IPC

Von ebay kennt man den Schlagwortkatalog. Wer ihn benutzt, ist bei seiner Suche nicht auf die korrekte Schreibweise des Objektes seiner Begierde angewiesen. Auch kann man nie wissen, ob die Anbieter nicht einen Rechtschreibfehler in ihre Angebote eingebaut haben. Manchmal findet man ein Schnäppchen, weil man der einzige ist, der ein mit Tippfehlern versehenes Angebot entdeckt hat. Aber woher weiß man, welches Schlagwort für die eigene Suche das richtige ist?

Antwort: Man tastet sich ran. Ich probiere erstmal ein paar Recherchen und surfe dann ein zutreffendes Angebot an. Dann schaue ich, unter welchem Schlagwort es abgelegt ist. Danach klicke ich auf das Schlagwortverzeichnis und suche dort. Mein ursprüngliches Suchwort lösche ich, damit ich damit meine Suche nicht unnötig einschränke. Ich weiß ja, dass ich in der richtigen Schublade suche..

Etwas ähnliches wie den ebay Schlagwortkatalog gibt es bei den Patentämtern. Dort heißt der Katalog "IPC", eine Abkürzung für Intellectual Property Classification. Dieser IPC Katalog besteht aus mehreren Tausend Elementen. Die Suche nach der oder den richtigen Schubladen kann aufwendig sein.

Wie man dabei grunsätzlich vorgeht, zeigt ein Video des Deutschen Patentamtes: Link

Wer Patente zum Thema Auto recherchieren will, und dabei IPCs benutzen will, hat Glück: Das Deutsche Patentamt hat einige herausgesucht: Link

Weitere hilfreiche IPC Seiten:
DPMA IPC Infos: Link
Internationale IPC Recherche bei der WIPO: Link

R.E.M., "Discoverer"

Freitag, 4. März 2011

Schalke und Dortmund regieren wieder



Als wir vor zehn Jahren nach Berlin kamen, waren wir voller Widersprüche. Meine bessere Hälfte: Schalkefan. Ich: Dortmund. Meine bessere Hälfte: SPD. Ich: FDP (inzwischen korrigiert).

Eine sozialliberale Koalition hatte es in Deutschland schon mal gegeben, es war sogar die intellektuelle Glanzzeit der FDP gewesen. Das andere dagegen war für viele vorher unvorstellbar.. Doch man muss wissen, dass man nicht einfach per Beschluss Schalkefan wird, sondern dass es einem einfach passiert.

Am 19. Mai 2001 war meine bessere Hälfte in Gelsenkirchen, ich war aus einem Grund, den ich vergessen habe, nicht mitgefahren. Es war der letzte Bundesligaspieltag und ich hörte die Reportage im Radio. Manfred Breuckmann saß in Schalke am Mikro. Schalke gewann gegen Unterhaching. Und in Hamburg fiel in der 89. Minute die Führung des HSV gegen Bayern. Schalke war in diesem Moment Meister. Das war so unglaublich, dass ich vor Freude fast platzte und jubelnd durch unser möbliertes Charlottenburger Appartement hüpfte. Es war irgendwie intensiver gewesen als die erste Meisterschaft, die ich beim BvB miterlebt hatte. Das hing auch damit zusammen, dass mich die Schlaker 1998 großzügigerweise mit ins alte Parkstadion genommen hatten. Wo wir aber leider eine erfolgreiche Revanche von Inter Mailand gegen den amtierenden UEFA Pokalsieger miterleben mussten. Die Schalker waren leidenschaftliche Fans und ich hatte Mitleid mit ihnen.

Vier Minuten später platzte der blau-weiße Traum schon wieder. Das war richtig brutal und die Bayern sind seit diesem Dusel bei mir nochmals unten durch. Doch eine Woche später kamen die Schalker nach Berlin zum Pokalfinale. Wir hatten Karten besorgt und zogen mit dem halben OV Erle Süd ins Olympiastadion. Ich ging mit und dachte: Heute kriegen sie den Trostpreis. Ich dachte auch an 1989, als ich zum ersten mal mit dem DFB-Pokal einen Titel des BvB mitbejubelt hatte. Das war schon was. Aber es war mehr, wenn man nicht gerade die Meisterschaft verpasst hatte.

Schalkes Gegner war ausgerechnet Union Berlin, damals noch Regionalligist. Kurz vor dem Anpfiff wurden die Vereinslieder gespielt. Und Union haute uns echt aus den Socken. Als Nina Hagen die Zeile sang: "Wer lässt Ball und Gegner laufen, wer lässt sich nicht vom Westen kaufen? Eisern Union!" da wars schwer, diesen Verein nicht sympathisch zu finden. Ne ehrliche Haut. Die einen wurden auf Kohle geboren, die anderen tragen einen Schlosser als Maskottchen.

Schalke gewann durch einen Doppelschlag von Böhme kurz nach der Halbzeit. Danach zogen wir ins Mommseneck und besiegelten den Saisonabschluss. Ich dachte: Eisern Union merk ich mir mal.

Ein Jahr später wurden meine Dortmunder Meister. Das war die Zeit des Börsengangs vom BvB, von Trainer Sammer und Amoroso. In der Hinrunde hatte Amoroso die Hertha im Olympiastadion fast alleine erledigt. Da konnte man schon sehen, dass der BvB in dieser Saison irgendwas reißen wollte. Dormunds Rivale um die Meisterschaft war Leverkusen. Schalke hatte es schon wieder ins Pokalfinale geschafft. Gegner war: Leverkusen. Leverkusen verlor beides (und zusätzlich das Chamionsleague Finale..). Vizekusen.

Wir waren ein Jahr in Berlin. Hatten irgendwie Abstand vom Ruhrgebiet gewinnen wollen. Aber irgendwie zog jetzt Schalke immer ins Pokalfinale ein und all unsere Schalker "Freunde" meinten, uns besuchen zu müssen :-) Den Breitscheidtplatz an der Gedächtniskirche verwandelten Ex-Oberbürgermeister und OV-Vorsitzende in ein öffentliches blauweißes Wohnzimmer. Krass. Ich zog wieder mit ins Olympiastadion mit dem guten Gefühl, Meister zu sein. Ich dachte, macht mal. Und sie machten.

Irgendwann später ging ich mal mit auf einen Besuch ins neue Schalkemuseum (kann ich als Dortmunder ja wirklich kaum öffentlich sagen). Da habe ich dann mal am DFB Pokal dran gepackt :-)

Zehn Jahre später haben wir wieder die Konstellation: Dortmund kann Meister werden, und Schalke den Pokal gewinnen. Drei Dinge dazu: Erstens kann ich kaum glauben, dass das alles schon zehn Jahre her ist. Zweitens ist es nicht das erstemal, dass ich glaube, auf einem Rückweg zu sein, auf dem mir alles Erlebte wieder begegnet. Demnach werden Dortmund und Schalke ihr Ding schon machen. Drittens: Ich würde echt was für Tickets für ein BvB Heimspiel geben. Aber das ist im Moment noch unwahrscheinlicher, als das Schalke mal die Schale in die Hand kriegt..

Alles super? E10 flopt wie Umweltzonen und Energiesparlampen

Deutschland ist ein Land, in dem man Bioethanol in sein Auto tankt und Maschinenschmieröl in Lebensmitteln findet.

Mit der vergeigten Einführung von E10 Superbenzin hat die EU genau so einen Flop gelandet, wie mit dem Verbot von Glühbirnen und der Einführung von Umweltzonen.

E10 wurde in keiner Weise an die Autofahrer kommuniziert. Weder, warum es eingeführt wird, noch, was dabei zu beachten ist. Obwohl E10 an den Tankstellen für 5 Cent günstiger angeboten wird (jedenfalls in Berlin) und das E5 Super genauso teuer wie Superplus ist, tanken die Leute E5. Weil sie Angst haben, ihr Auto vertrage es nicht. Diese Angst ist vor allem bei älteren Modellen begründet. Aluminiummotoren fangen sofort an zu korrodieren. Die Ventile können E10 empfindlich sein, und die Kraftstoffzuleitungen und Dichtungen.

Es hält sich hartnäckig das Gerücht, dass der "Motor" hinter der ständig steigenden Aufstockung von Ethanol im Benzin die Agrarlobby sei (Link, via Wikipedia). Die behauptete CO2-Einsparung durch Ethanolbeimischung ist von Umweltminister Röttgen bis heute nicht belegt. Plausibel ist sie jedenfalls nicht. Ethanol enthält weniger Energie pro Volumen. Je nach dem, worauf die Motorelektronik regelt (die meisten setzen die Gaspedal- bzw. Drosselklappenstellung in Drehmomentvorgabe um), steigt entweder der Verbrauch (für gleiche Leistung) oder es sinkt die Leistung. Dieselfahrer müssten hierzu eigentlich etwas sagen können, weil hier schon vor längerem auf 7% Ethanol erhöht wurde.

Jedenfalls streiken die Kunden, und das finde ich gut. Wieder ein Projekt mehr, bei der die Basis der Regierung die Stirn zeigt (man verfolge die E10-Tweets auf Twitter). Gut so! Jetzt schieben sich Regierung, Agrarlobby (!) und Mineralölwirtschaft gegenseitig den schwarzen Peter zu. Die Bauern werfen der Ölwirtschaft mangelnde Vorbereitung vor. Die Tankstellenbetreiber haben angekündigt, die E10 Angebote nicht weiter auszubauen, es bleibe bei der Durchdringung von ca 50% der 15.000 Tankstellen. Der Clou ist: Wenn die Tankstellenbetreiber die E10 Quote der Regierung nicht umsetzen, müssen sie Strafe zahlen. Die Tagesschau (Link) ruft hier eine Größenordnung von 2 Cent pro Liter auf. Diese wollen sie aber an ihre Kunden weiterreichen. Wieder einmal: Die Regierung als Preistreiber. Es ist abstoßend.

Der Vorsitzende der Berliner Kfz-Meisterinnung Lundt (ja, der von Sportwagen Lundt, einer Werkstatt und Handel für Porsche Youngtimer) sagte Anfang der Woche in der RBB Abendschau: Unterm Strich profitieren von E10 diejenigen, die vom Verkauf von Neuwagen leben..

Mit anderen Worten: Aktionismus, der viel Verwirrung, neue Geschäftsmöglichkeiten für einige eröffnet, aber nicht das bringt, was behauptet wird. Umweltminister Röttgen ist vorsichtshalber abgetaucht. Sein Kollege Brüderle beruft hilflos einen Benzingipfel ein.

Und damit passt es in das Schema, das wir von der EU kennen: Die Umweltzone war ein großer, ärgerlicher Flop, der nachweislich nichts gebracht hat. Und die Abschaffung der Glühbirnen wird ebenso wenig bringen, weil die Energiesparlampen in ihrer Herstellung giftig und ihrem Gebrauch schlechter sind und weil unser Stromverbrauch für Licht nur wenige Prozent vom Gesamtverbrauch ausmacht. Da, wo Beleuchtung die Stromrechnung in die Höhe treibt, z.B. in Kaufhäusern, da wird schon heute Energiespartechnik eingesetzt. Da lohnt sie sich dann auch.

Donnerstag, 3. März 2011

Patentmanagement in Standardisierungsprojekten

Nutzungsgebühren für technische Standards gehen zu einem Großteil an die Inhaber von Patenten, die in diesen Standard eingegangen sind. Da aber nicht alle diese Patentinhaber von vorne herein Mitglieder oder Lizenzgeber des Standards sind, kann man hier ungewollt Patentverletzungen begehen. Es ist deshalb wichtig, dass das Standardisierungskomitee einen möglichst umfassenden Überblick über die Patente (und laufenden Anmeldungen) hat, die von den Spezifikationen des Standards betroffen sein könnten.

Aus interner Sicht der Standardisierung ist es deshalb Priorität 1, die Patente von Nichtmitgliedern des Konsortiums zu recherchieren. (Das kann man gezielt z.B. bei der IKOFAX Recherche auf DEPATISNET). Unter den Treffern dieser Recherche sind die erteilten Patente wiederum wichtiger als die noch laufenden Anmeldungen. Wichtig: Patentfamilien mit prüfen. Es schlummern Erstreckungen auf weitere Länder. Und Länder sind Märkte.

Und bei den erteilten Patenten sollte man in INPADOC oder DPINFO die Rechtsstände prüfen. Nicht, dass man schlaflose Nächte bekommt, für fremde Patente, für die niemand mehr Jahresgebühren zahlt und die deshalb erloschen sind. Achtung, auch hier lauern Fussangeln: Manchmal werden DE Patente (also dem Ursprung nach deutsche Patente) fallen gelassen, weil man parallel beim Europäischen Patent angemeldet hatte. Und dann wird oft von hier aus wieder auf Deutschland erstreckt. Auf welche Länder ein europäisches Patent erstreckt wurde, kann auch bei INPADOC sehen (über die Recherche beim EPA).

Wenn dieses Risiko "fremder" Patente halbwegs unter Kontrolle und die Bewertung der Patente im Gange ist, können die Mitglieder von TC oder SC anfangen, sich über die eigenen Patente Gedanken zu machen, die ebenfalls vom Standard berührt sind.

Hier sind natürlich zuerst "Altpatente" (häufig als Background IPRs oder Pre-existing) und die aus dem Projekt des Konsortiums heraus entwickelten Patente (Foreground IPR oder "Results") zu unterscheiden. Der Umgang mit Foreground IP ist häufig im Konsortialvertrag geregelt und meistens räumen die Mitglieder einander kostenfreie ("Royalty free") Lizenzen ein. Für die Pre-existings gilt dies meist nicht - allenfalls für die Entwicklungsphase. Wichtig ist aber natürlich die Lizenz zur Verwertung also Produkuvermarktung.

Was sind die Patente der Mitgliedsunternehmen des Standards wert? Darüber kann man endlos streiten. Ich habe das erlebt. Unter den Mitgliedern finden sich immer auch welche, die den Standard in Wahrheit gar nicht wollen, weil sie ohne ihn von ihrer guten Marktstellung profitieren.. Da niemand zur Lizenzierung seiner Patente gezwungen werden kann, können solche Mitglieder die Inkraftsetzung des Standards endlos verzögern, indem sie den Lizenzvertragsentwürfen einfach nicht zustimmen. Schwierig wird es, wenn ausgerechnet diese ihre Patente an zentralen (essentiellen) Stellen in den Standard spezifiziert haben - vielleicht ohne das Wissen der anderen?

Meine Empfehlung ist: Die Patente reviewen. Dazu Experten-Peerreview-Pärchen bilden, die sich Building Block weise die Bewertung der Patente vornehmen. Aufpassen, dass es hier nicht zu gegenseitigen Gefälligkeitsbewertungen kommen kann!

Man kann z.B. drei Bewertungsstufen bilden: Nicht relevant / Relevant / Essentiell. Relevant ist ein Patent, das derzeit im Scope steht, aber ohne große Änderungskosten umgangen werden kann. (Hierzu muss man natürlich die Patentansprüche genau verstehen..). Essentiell sind Patente, deren Umgehung zu große Änderungskosten auslösen würde.

Montag, 28. Februar 2011

Apple hat den Zenit überschritten

Apple kann man nicht über den grünen Klee loben. Sie haben Wertvolles für unseren digitalen Medienkonsum und unsere digitale Kreativität geleistet. Dank ihnen sehen unsere Wohn- oder Arbeitszimmer nicht mehr aus wie kleine Rechenzentren. Als Musikverlagen als Antwort auf das Internet nur die Kriminalisierung ihrer jugendlichen Kunden einfiel, schuf Apple einfach ein neues, einfach zu bedienendes und gut aussehendes System. Als Viren und Dialer die Windowsrechner quälten, sattelten wir um auf iMacs und Macbooks und waren den Ärger los. Das iPhone 3G war und ist unser erstes Smartphone. Und so weiter.

Hätten wir auch noch in der Industrie, im Büro Macs, es gäbe keine andere Marke, mit deren Produkten ich soviel Zeit verbringen würde wie mit ihnen. Vielleicht ist das auch jetzt schon der Fall. Das alte Versprechen der Homecomputer, das man mit ihnen "alles" machen könne, das haben erst .. sie eingelöst.

Das alles setzt Steve Jobs, seinem Designer Jonathan Ive und all den anderen ein Denkmal. Neben Jeff Bezos, dem Gründer von amazon.

Aber so selbstverständlich uns die Apple Produkte geworden sind, lässt der Hype nach. Die Meldung vor kurzem über die Verschlechterung von Jobs Gesundheitszustand gab den Auslöser für diese Erkenntnis. Wenn er sein Unternehmen verlässt, wird es ein ganz normales Unternehmen werden. Vieles, was unter ihm noch gesät wurde, wird erst später aufgehen. Aber die Kurve geht in Sättigung.

Die Frage ist, what's next? Welches der vielen Verheißungen des Internet, welche in Business Büchern vor zehn Jahren vorhergesagt wurden, harrt noch der Einlösung? Soviel Apple auch geändert hat. Wir sprechen immer noch von Dingen, die wir in die Hand nehmen. Aus Tastatur und Display ist ein Touchscreen geworden. Aber wir tippen noch Buchstaben und clicken auf Icons. Wir tragen ein Gerät oder haben es auf dem Tisch stehen.

Werden wir irgendwann ein virtuelles Screen in unsere Brille integriert haben? Werden Gesten, scheinbar ins Nichts (in Wahrheit in Richtung Sensorik in unserer Brille) künftig unsere Anwendungen steuern? Und werden wir irgendwann Kopfhörer oder ähnliches haben, mit denen man "sich aufs Ohr legen" kann?

Wir werden sehen..

Warum das US-Patentrecht (endlich) modernisiert wird

Das US-Patentrecht ist stark modernisierungsbedürftig. Ein Anlass ist, dass das US-Patent seit Beginn des Internetzeitalters überlastet ist und inzwischen unter einem Backlog von 700.000 Anmeldungen zusammenbricht. Bis zur Erteilung vergehen inzwischen drei Jahre.

Aber auch im Hinblick auf den Patenterteilungsprozess und die Qualität der Patente gibt es Handlungsbedarf. Die Washington Post nennt folgende Mängel des alten Gesetzes:

- Das "First to invent" Prinzip für die Bewertung der Neuheit sollte abgeschafft werden. Es lässt Erfinder Jahre nachdem andere ihre Produkte auf dem Markt haben, erfolgreiche Erfindungen einfach claimen. Mit der ominösen Behauptung, sie hätten das Produkt schon früher erfunden. Wie beweist man das objektiv? Besser ist das "First to file", also: Wer zuerst anmeldet, bekommt das Patent. Das gilt schon lange im Rest der Welt.

- Amerikanische Patente sind oft weder neu noch erfinderisch. Es setzt damit Hersteller einem überproportionalen Risiko aus, für ungeahnte Patente belangt zu werden.

Am heutigen Montag befindet der Senat über den Patent Reform Act, der beide Mängel beseitigen soll. Zudem soll es an Universitäten nicht mehr neuheitsschädlich sein, wenn Akademiker ihre Erfindung in öffentlichen Seminaren zeigen. (Wobei ich dachte, das sei bereits heute der Fall?)

Zudem soll das US-Patentamt künftig freien (privaten) Erfindern und kleinen Unternehmen einen Nachlass bei den Anmeldegebühren einräumen dürfen.

Das ist schon mal ein guter Schritt. Vor allem was die erfinderische Höhe als Bedingung für die Patentierbarkeit angeht, hegen Ausländer große Hoffnungen.

Trotzdem wird der Gesetzentwurf von den Konservativen hart kritisiert, berichtet die New York Times. Sie und Ingenieursberufsverbände halten das "First to file" Neuheitsprinzip für einen Nachteil für kleine Unternehmen. Mir wird nur nicht klar, warum.

Übrigens ist das Recht auf ein Patent bereits in der Verfassung der USA veranktert: Artikel 1, Section 8, Clause 8 lautet:
To promote the Progress of Science and useful Arts, by securing for limited Times to Authors and Inventors the exclusive Right to their respective Writings and Discoveries;


Quellen:
Washington Post "Why the patent process should be overhauled"
New York Time: "Senators to debate patent reform"
US Senat: Patent Reform Act (Bill)
US Constitution