Montag, 20. Juni 2011
Die Mär von der Beteiligung privater Gläubiger
Zu Alfred Herrhausens Zeiten standen amerikanische Banken im Feuer. Sie waren Gläubiger vieler Drittweltstaaten, "Haircuts" hätten sie hart getroffen.
Wie sieht's heute aus? n-tv listet z.B. mal auf, wie viel Geld deutsche Banken an Griechenland verliehen haben:
Hessische Landesbank: 78 Mio €
West LB: 97 Mio, davon "etliches" bereits in die Bad Bank EAA ausgelagert
BayernLB: 120 Mio
HSH Nordbank: 200 Mio
Landesbank Berlin: 364 Mio
DZ-Bank (Zentral-Genossenschaftsbank): 1 Mrd
Landesbank BaWü: 1,4 Mrd
Deutsche Bank: 1,6 Mrd
Commerzbank: 2,9 Mrd (Zitat CEO Blessung: "Ich sehe nicht die Gefahr, dass Griechenland kurzfristig bankrott geht.")
Bad Bank EAA: 1,1 Mrd
FMS Wertmanagement (Bad Bank der HRE, bundeseigen): 7,4 Mrd
Quelle: n-tv
Unter'm Strich "glauben" deutsche Banken daran, rund 16,3 Mrd € einmal wieder zu sehen. Davon liegen lediglich 4,5 Mrd bei den privaten Banken Deutsche Bank und Commerzbank. Alles andere liegt wieder einmal bei staatlichen Banken. Die Rhetorik der deutschen Regierung, jetzt müssten sich die privaten Gläubiger an den Risiken beteiligen, z.B. in Form einer verlängerten Fälligkeitsfrist, trifft es also nicht ganz. Wie will man die privaten Banken treffen, aber die staatlichen nicht?
Außerdem war es doch der Wunsch der Regierung, DASS sich die privaten Banken beteiligen. Sie sollten die Anleihen, die sie halten, nicht verkaufen. Das haben viele aber doch getan. Dann lautet der Vorwurf: Die sind risikoscheu.
Aber trotzdem meine ich, die Gläubiger sollten ruhig auch einmal leer ausgehen. Vor allem, wenn sie hohe Zinsen für ihre Risiken kassiert haben. Junckers Gegenargument, dann "könnten die Ratingagenturen das als Zahlungsausfall werten" ist naiv. Oder bewusst irreführend, weil er seine eigenen Banken verschonen will. Es ist eh klar, dass Griechenland zahlungsunfähig ist. Wer glaubt, es komme "an den Märkten" jetzt noch besonders darauf an, wie die Ratingagenturen das sehen, der erinnert einen an das Märchen von des Kaisers neuen Kleidern: Aber Griechenland ist ja pleite. - Ja, Herr Kollege, tatsächlich. Die sind ja pleite.
Außerdem hat Griechenland schon bei mindestens einer Agentur den niedrigsten Status. Zudem ist es auch leicht naiv zu glauben, diese Agenturen handelten streng nach Norm. Die haben schon früher die politischen Ziele ihrer Regierungen unterstützt.
Was mir auch noch keiner vorgerechnet hat ist, inwieweit ich persönlich vom EURO profitiert haben soll. Das hören wir in jeder Talkshow. Mag sein, dass die Unternehmensgewinne vom EURO profitiert haben. Bei deren Angestellten ist davon aber nichts angekommen. Wohl aber ist die Inflation durch die Einführung des EURO bei denen angekommen. Es wäre aus Sicht von Arbeitern und Angestellten also kein Verlust, wenn der EURO scheitern würde und wieder abgeschafft würde.
Eine sozialdemokratische Partei sollte das erkennen und benennen.
Jetzt haben sich die europäischen Finanzminister erst einmal darauf geeinigt, das Problem zu verschieben. Erst solle Griechenland sein Sparpaket beschließen, dann würde es neues Geld sehen. Wie töricht und naiv. Wäre ich griechischer Abgeordneter, würde ich vorschlagen: Lasst uns das Sparpaket beschließen. Dann das Geld nehmen. Und wenn die Proteste im Land überhand nehmen, nehmen wir das Sparpaket wieder zurück.
Die Arroganz einer Frau Lagarde und eines Herrn Juncker wird nur noch von ihrem Diletantismus übertroffen. Weg mit ihnen.
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1. sie lassen sich von der allgemeinen medienpolemik beeinflußen.
AntwortenLöschen2. die zahlen sagen doch sehr eindeutig warum Griechenland unbedingt gerettet werden muss, bei einem ausfall zahlen die steuerzahler und vor allem die deutschen steuerzahler.
3. geldpolitik ist nicht wie ein ingenieur es im studium beigebracht bekommt. die deutsche wirtschaft provitiert allein durch den wegfall und ausfällen durch Kursschwankungen. die arbeitslosenzahlen und unser wachstum ist übrigens nicht so toll weil die spd, cdu und die fdp so tolle politik im gemacht haben sondern weil sich deutsche großunternehmen auf grund günstiger kredite und eines stabilen euro einiges an investitionen leisten können.
die inflation ist übrigens seit jahren extrem niedrig und die ezb hat noch nicht mal angefangen gegen eine von den linken propaganiderte hyperinflation gegen zu steuern...
alles in allem ziemlich flacher beitrag ohne faktenwissen..
Wenn es darum ginge, den Steuerzahler zu verschonen statt in Bürgehaft zu nehmen, wäre ich auch für die Rettung.
AntwortenLöschenDie Karten liegen nun so, dass wir entweder gutes Geld aus dem Bundeshaushalt dem schlechten hinterher werfen, oder Kreditausfälle ebenfalls zu Lasten des Bundeshaushaltes hinzunehmen bereit sind.
Wir sind schachmatt. Aber das kleinere Übel ist es, die Ausfälle zu akzeptieren. Denn die sind schon weg. Frisches Geld sollten wir hinterher werfen.
Aus meiner Sicht geht es bei den Griechenland Hilfen um Pest oder Cholera.
AntwortenLöschenWenn Griechenland wirklich Pleite geht, dann müssen die staatlichen Banken ihre Kredite nahezu vollständig abschreiben.
In der Konsequenz folgt ein gehöriges Liquiditätsproblem vor allem der staatlichen Banken. Dies wiederum hat zur Konsequenz, dass der Staat entweder die eigenen Banken mit neuen Bürgschaften stützt oder aber die Banken pleite gehen, welches widerum ein Liquiditätsproblem der beteilligten Länder und Gemeinden, und vor allem der Kreditnehmer führt. Außerdem ist ich absehbar wie sich eine Pleite Griechenlands auf die anderen Länder auswirkt.
Wenn Griechenland nicht pleite gehen soll, dann muss die EU mit Bürgschaften nachhelfen. Das müssen vorrangig die Länder tun, die nicht mit Liquiditästsproblemen konfrontiert sind. Deshalb auch der hohe deutsche Anteil am Rettungsschirm.
Mal meine These:
Ich denke dass niemand in der EU an eine Rettung Griechenlands glaubt.
Ich denke, was zur Zeit läuft, ist der Versuch Zeit zu gewinnen um die Insolvenz in geordneten Bahnen durchzuführen und den anderen Länder wie Italien, Portugal und Irland zu signalisieren, "Wenn ihr nicht spurt, dann gehts Euch so wie Griechenland." Gleichzeitig würde man die Verbindlichkeiten der anderen Europäischen Banken (vor allem der staatlichen) minimieren und so die Last auf die Steuerzahler verringern.
Außerdem hat man dann auch wirklich genug Geld im Rettungsschirm um die anderen Länder solide abzufangen.
Also ich glaube die Griechen sind raus..
Sollte mich sehr wundern wenn ich falsch liege.