Donnerstag, 3. Januar 2013

Postholidare Traurigkeit

Sie erwischt mich zweimal im Jahr. Nach dem Sommerurlaub ist es die Naturverbundenheit, die mich der Vorstellung beraubt, jemals wieder ganze Tage in einem Büro verbringen zu können. Zu Weihnachten und Silvester ist es die Zeit mit Familie und Freunden, die mich vergessen lässt, eigentlich ein abhängig Beschäftigter zu sein.

Es beginnt immer mit dem schönen Gefühl am Feierabend des letzten Arbeitstages: Den ganzen Urlaub noch vor mir. Den ersten Feier"abend" im wörtlichen Sinne begehe ich vor Weihnachten immer mit einem Kollegen. Erst Weihnachtsmarkt, dann Kreuzberg. Die Freude des ersten Urlaubsabends speist sich aus dem Bewusstsein für den Unterschied, fürs erste nicht mehr arbeiten zu müssen.

Am zweiten Urlaubstag spätestens habe ich dann innerlich komplett umgeschaltet. Nein, ich brauche keinen Bürorythmus, damit meine Tage Struktur haben, ich kann mein, unser Leben auch ohne komplett füllen. Das gilt natürlich vor allem in den guten Jahren, in denen man keinen Ärger oder Ängste mit nach Hause nimmt.

Und verbringen wir nicht viel zu wenig Zeit mit denen, denen wir, und die uns soviel zu sagen haben? Ist es nicht dieser Austausch, der uns Bestätigung bringt, der uns immer wieder wundern lässt, wie ähnlich wir doch alle leben? Wir brauchen diesen Raum des Vertrauens, in dem wir offen reden können. Früher waren es mehr Freunde, heute mehr Familie. Doch es sind die gleichen Themen.

Dann liegen die Feste hinter einem. Noch einen Tag Urlaub. Auch ein gutes, zum Urlaub gehörendes Gefühl: Die anderen Arbeiten schon, ich habe noch frei. Dieses wohltuende Geräusch des Straßenverkehrs der frühen Pendler, die Schritte im Hausflur, die Haustür. Meine bessere Hälfte, die schon mit dem Geschirr klappert..

Doch auch dieser Tag vergeht und heute Morgen ist alles vorbei. Ich bin vor dem Wecker wach. Habe mir selbst Kaffee gemacht und frühstücke vor dem Rechner. Und sinniere nach einem Begriff, der mein momentanes Gefühl, oder den dahinter liegenden Befund beschreibt.

Wie wäre es mit: Postholidare Traurigkeit?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen