Freitag, 1. Dezember 2023

Der vierte Hauptsatz der Thermodynamik

 Jetzt, da Frost und Schnee wieder regieren (entgegen der Prophezeiung des Mojib Latif) erinnert sich der Fahrer eines Elektroautos an die Hauptsätze der Thermodynamik. Während Diesel- und Benzinerfahrer die Wärme für ihren Innenraum einfach nur anzapfen kostet sie den Elektroautofahrer Reichweite. Eine ungünstige Kombination wenn man z. B. in der Ukraine lebt und im dritten Kriegswinter möglichst schnell und weit flüchten muss. Darüber habe ich als Berliner mehr als einmal nachgedacht.

Die Natur schenkt einem nichts, es wird alles nur umgewandelt. Und wer gestern noch mit dem Finger auf seinen Nachbarn gezeigt habt, ("ist ne alte Umweltsau") muss nun im Dezember eben frieren, wenn er ans Ziel kommen will. Oder seinen Horizont verkleinern, wenn er partout nicht frieren will. Sieht ja keiner. Und wenn doch ist man (beim Nachbarn) eh nicht überrascht. Er hatte schon immer etwas Dörfliches - wobei, nein, da tue ich meinen Gartennachbarn gerade unrecht. Jedenfalls strahlte der Nachbar noch nie Großzügigkeit, Weltoffenheit (im Sinne von: Offen für das sein, was die Welt bietet - aber nicht ihre Zumutungen!) oder fundierte Bildung (im Sinne von: hat in der Oberstufe weder Mathe noch Physik abgewählt ;-) ) aus.

Und wer jetzt im Winter eine Zuheizung (so sagen wir im Osten, wo man schon immer einen Plan A und B brauchte) benutzt, die er mit etwas befeuert was er selbst tragen muss, weiß, wie schnell so ein Holzscheit abgebrannt ist. Man kann da buchstäblich bei zugucken.

Man bekommt auf diese Weise neben all den Berechnungen, die ein Physiker oder Ingenieur fast zwanghaft im Kopf anstellt, wer er etwas brennen oder fahren sieht) auch ein Gefühl, eine Routine dafür, wann es wieder Zeit wird, für Brennholz Nachschub zu sorgen. Und dann nimmt er den Korb, geht wieder vor die Türe und bedankt sich bei sich selbst, dass es wenigstens gespalten angeliefert worden war. Er befällt den Korb und fragt sich, warum der Mensch so viel schleppen muss um nicht zu erfrieren. Übrigens ähnlich den Fragen beim Wocheneinkauf, wie viele Kilos er in diesem Jahr schon in Form von Lebensmitteln, Wasser- und Bierkästen getragen haben muss. Geht es schon auf eine Tonne zu? 

Und da nähern wir uns dem einen Paradoxon, auf das ich hinaus will. Wenn wir also schleppen und schleppen, und der Stapel Kaminholz quasi beim Zusehen schwindet. Und wenn wir auch alle zwei Wochen (manche öfter!) tanken müssen. Wenn wir also wissen, fast hätte ich gesagt: Gewissheit haben, wie wenig Energie in so gewichtiger Materie steckt. Dann frage ich mich: Wieso ist es so schwierig, kostet es so viel Energie und Anstrengung, auch nur ein Kilogramm meines Körpergewichtes zu verlieren?

Da können abends ruhig 10.000 Schritte auf dem Schrittzähler stehen. Man sieht es mir nicht an. Aber abends nur 1x ein wenig über die Stränge schlagen - das sieht man mir an. Für ist das ein Paradoxon. Ich komme mir da vor wie eine unerschöpfliche Energiequelle (also physisch, nervlich sicher nicht). Sind wir so gute Energieverwerter? Wollen wir es sein?

Auf einer Gesundheitsmesse bot mir mal eine Messehostess (so sagte man früher, und ich weiß, dass Sie sich jetzt, in diesem Moment da sie das Wort "Messehostess" lesen, an mindestens eine ganz konkret erinnern können) eine Messehostess bot mir also eine Erdnuss an. Und frage mich, wie lange man auf dem Heimtrainer, den ich erst jetzt neben ihr bemerkte, da sie auf ihn zeigte und sich mit ihrem Blick vergewisserte, dass mein Blick nun von ihrem Blick auf den Heimtrainer wandern würde, wie lange also, glaube ich, müsse man darauf trainieren, um die Kalorien dieser Erdnuss wieder verbraucht zu haben.

Ich fand die Frage nicht so schwer und sagte "etwa 1 Minute". Und da lag ich falsch (aber sowas von). 

10g  Erdnuss liefert unserem Körper rund 660 Wattstunden Energie. Glauben Sie nicht? Doch: 

  • 100g Erdnüsse liefern physiologisch verwertbare 2400 kilo Joule.
  • Mit 0,278 Wattstunden pro kJ sind das 2400 x 0,278 =   9,28 Wattstunden.

660 Wattstunden. Eine Hand voll Erdnüsse also rund 1 kWh. Verstehen Sie jetzt, warum Eichhörnchen Erdnüsse sammeln? Die verstehen mehr von Energie und Thermodynamik als unser Wirtschaftsminister..

Hauen Sie sich also abends ruhig die Erdnüsse rein (sie sind ja auch gesund). Aber fahren sie morgens besser mit dem Fahrrad zur Arbeit. Oder laufen Sie auf einen Berg. Googeln Sie mal, wie hoch man 100kg mit 1 kWh heben kann. Das reicht dicke!

Der vierte Hauptsatz der Thermodynamik lautet also:

  • Um die Kalorien einer Hand voll Erdnüsse abzutrainieren musst Du einen 3600 Meter hohen Berg besteigen. Warm wird Dir dabei nebenbei und automatisch.
Es lebe der Verbrenner, kann man da nur sagen. Nie käme das Eichhörnchen auf die Idee, das gegen die Wintersonne einzutauschen. 

(Ich kann es immer noch nicht glauben. Habe ich mich wirklich nicht verrechnet?)

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