Freitag, 8. März 2013

Dank an den serviceorientierten Rene Obermann

Bevor Hartmut Mehdorn hinging und die Deutsche Bahn ruinierte, war die Deutsche Telekom das meistgehasste Unternehmen in Deutschland. Wir erinnern uns: Hohe Preise, lahmer Service, die Ära der 0190 Dialer, für die die Telekom dankbar das Inkasso machte. Die Verführung der Deutschen zur Aktie und die windige Kurspflege des Herrn Sommer durch Einflussnahme auf die Gewichtsverteilung im DAX.

Wer konnte, wechselte zu einem Alternativanbieter. Oft, um dann dort den nächsten Reinfall zu erleben. Wir gehörten dazu.

2008 zogen wir dann nach Berlin Mitte. Und mussten zurück zur Telekom. Was für uns eigentlich nicht in Frage kam, aber es ging nicht anders. Und siehe da: welch positive Überraschung! 2006 hatte ein gewisser Rene Obermann das Ruder bei der Telekom übernommen. Und offenbar neue Prioritäten gesetzt: Kunden zuerst. Zum ersten mal in der Geschichte der Telekom.

Die Telekom sagte uns im Shop einen Termin zu. Dann bekamen wir per Post auch noch die Uhrzeit für die Freischaltung genannt. Und es klappte genau so und zwar auf Anhieb. Und der DSL Anschluss funktionierte ohne Unterbrechung. Das nenne ich mal Service.

Voriges Jahr bestellten wir dann noch das ENTERTAIN Paket dazu. Wieder eher notgedrungen, weil Kabel Deutschland unserem Haus das Analogsignal gekündigt hatte. Fernsehen übers Internet, IPTV. Etwas, wovon ich 2006 schon beim Heinrich-Hertz-Institut gehört hatte. Aber nicht recht glauben wollte, dass sich das am Markt durchsetzen würde. Obermann nahm mehrmals Anlauf und ließ sich von der schleppenden Akzeptanz am Anfang nicht entmutigen.

Und auch das Fernsehen über die Telekom funktioniert einwandfrei. Auch der Service war wieder sehr gut: Wir bekamen Termin und Uhrzeit genannt und genau so kam es.

Danke, Rene Obermann. Und alles Gute in Holland.

Ein zufriedener Kunde

Ramsauer nimmt Bahnkunden in Haftung für Stuttgart 21

Bahnfahren darf nicht teurer werden, weil sich ein einzelnes Land seiner Verantwortung entzieht.
Verkehrsminister Ramsauer

Ramsauer nimmt uns Bahnkunden als Geisel zur Durchsetzung seines Willen, die Mehrkosten seiner Fehlplanungen bei Stuttgart21 Baden-Württemberg und Stuttgart aufzudrücken.

Als Bahnkunde schüttele ich jetzt nicht mehr nur über Grube und Kefer den Kopf, sondern auch über ihn. 

Das Brot und Butter Geschäft wird aus der Substanz heraus finanziert. Loks, Wagen und Stellwerke sind Dauerursachen für Verspätungen, Überfüllungen und Totalausfälle. Doch wenn Grube an Investitionen ins Bahnnetz denkt, hat er nicht Bahnsteige und Technik vor Augen, sondern die Shoppingzeilen von Bahnhöfen. Da gehen die Milliarden hin, die mit überteuerten Tickets verdient werden.

Weil aber Grube und Co. selbst nicht Bahn fahren, bekommen sie nicht mit, dass das Konzept gar nicht aufgehen kann. Beispiel Hauptbahnhof Berlin. Wer hier umsteigen muss, muss sich auf zu kleinen Bahnsteigen zu den unzähligen und engen Rolltreppen durchkämpfen. Häufig sind diese dann noch nicht einmal in Betrieb. Der Umstieg vom Bahnhof hoch in den Bahnhof tief dauert oft zu lange, um seinen Anschluss zu bekommen. Dann gehe ich aber mitnichten in Grubes Konsumtempel einkaufen. Zumal hier kaum etwas angeboten wird, was man als Gestrandeter oder Verspätungsopfer wirklich brauchen könnte.

Ramsauer hat nicht nur die Anbindung der deutschen Offshore Windparks verschlampt. Er hat auch den Flughafen #BER sausen lassen. Und Stuttgart 21 wird auch über ihm zusammenbrechen. 

Donnerstag, 7. März 2013

Twitter verkommt zur Empörungsmaschine

Ich habe mich vor zwei Wochen bei Twitter abgemeldet Ich vermisse nichts, und ich fühle mich in meiner Entscheidung bestätigt.

Warum?
  • Twittern ist wie Fernsehzappen. Man mischt überall ein bisschen mit, aber nirgendwo richtig. Man verbringt Zeit. Aber mehr als man braucht, um sich zum Feierabend zu zerstreuen sollte es nicht sein.
  • Man überzeugt dort niemanden, sondern sammelt Gleichgesinnte. Man bestätigt einander. Das ist schön, das braucht man auch, aber nicht im Übermaß.
  • Ohne Twitter habe ich merklich Zeit gewonnen.
  • Mir ging es auch so, dass ich immer mehr gefühlte Verpflichtungen einging, Fragen zu beantworten oder Gleichgesinnte zu bestätigen.
  • Der Zwang zur Verdichtung auf 140 Zeichen führte bei mir zu einer Tendenz der Polemisierung und Lautstärke. 
Darüber hinaus hat Twitter sich mit wachsender Userzahl verändert. Jetzt kommen die Verkünder, die nur rausposaunen ohne Interesse an Kommunikation. Ein Ex-Kollege drückte es so aus: "Wenn jetzt bald unsere Ex-Bereichsleiter auch bei Twitter sind, ist das Pferd endgültig tot."

Jetzt lese ich hin und wieder, was die Qualitätsjournalisten aus Twitter berichten. Ein Shitstorm hier, ein Shitstorm da. Irgendeine gefühlte Minderheit fühlt sich immer von irgendwem venachlässigt oder "diskriminiert". Dafür verschwende ich keine weitere Zeit.

Dienstag, 5. März 2013

Greece: 12 Points. Cyprus: 12 Points. Italy: 12 Points. ....


So, auch andere sind dafür, dass wir uns endlich wieder auf unsere eigenen Interessen besinnen. Was die SPD (siehe unten) derzeit betreibt, hat nichts mehr mit unserem Leben zu tun. Wir diskutieren oft darüber: Gehen oder bleiben? Ergebnis: "Wir bleiben. Die haben zu gehen."

Wo immer ich mit Leuten über Politik rede oder mit wem ich auch maile, überall Entfremdung vom Politikapparat. Und zwar von links bis rechts. Wir sind inzwischen in einer Phase, wo die Leute Politik nicht mehr als Abendunterhaltung konsumieren. Sondern spüren, dass es um die Wurst geht. Auch um ihre. Wer das begriffen hat, wählt nicht nach Style oder Sympathie oder Taktik. Sondern nach der einfachen Frage: "Wer vertritt meine Interessen?"

Und da gab es am Wochenende Jubel in den Foren der FAZ und WELT über die Gründung der "Alternative für Deutschland". Der Name ist gut gewählt und eine Ansage an Merkel und Schäuble ("Da fließt ja kein Geld, das sind ja nur Bürgschaften."

Bei unseren privaten Finanzen achten wir immer auf beides: Die laufenden Einnahmen, unseren Notgroschen und die Langfristrücklagen für die Rente. So denke ich auch als Steuerzahler. Und deshalb werde ich im September nicht SPD wählen. Und keine andere Partei, die dem ESM zugestimmt hat. Ich akzeptiere noch solche MdB's die ihm zugestimmt haben, aber immerhin bereit waren, ihrem Wahlkreis zu erklären, warum. Das aber war eine Minderheit im deutschen Bundestag.

Wir leisten uns Typen wie Petra Merkel aus Charlottenburg, die ihr Amt und ihre Verantwortung als Vorsitzende des Haushaltsausschusses nicht ausfüllen, sondern sich damit schmücken und sich als Panzer für Unangreifbarkeit umlegen. Und mit uns entweder nicht sprechen oder dummschwätzen. Viele SPD MdB's haben am 28.06.2012 eine ähnliche Haltung gezeigt. Sie sind für mich nicht mehr wählbar: Hubertus Heil etwa, oder Johannes Kahrs.

Die Linke ist in dieser Legislaturperiode die einzige Fraktion, die die richtigen Fragen stellt. Etliche gute Anfragen an die Bundesregierung stammen von ihr. Und viele Antworten darauf haben mich einfach nur ernüchtert.

Schäuble weiß, dass ihn eine Zustimmung zur Zypernrettung Stimmen kosten wird. Deshalb tat er so, als sei er dagegen. Und Merkel? Sie will das nicht gefragt werden.

An Zypern wird nur besonders deutlich, dass es bei der EURO-Rettung nicht um ein Land gegen andere geht. Es geht um die Schichten, die absahnen, Steuern hinterziehen und damit zocken. Und sich dann von uns retten lassen. Das war bei Griechenland schon so. Und bei allen anderen PIGS genau so, nur in unterschiedlichen Graden.

Und dazu sage ich NEIN. Und deshalb bin ich kein schlechter Europäer. "Beruhigt Euch! Ich bin ein Freund Zyperns und Griechenlands, wie ich ein Freund aller Europäer bin." Nur halt nicht dieser Eliten, die meinen, dass für sie besondere Regeln gelten.

Unsere Steuern werden als Zwischenfinanzierung missbraucht. Für die Verlagerung privater Risiken in die öffentliche (unsere) Hand. Danach forcieren die Gleichen den Schuldenschnitt, damit die "Systemrelevanten", d.h. die Vehikel ihrer Spekulation, die eingespielten Kontakte, überleben. Den Schuldenschnitt sollen dann wir tragen.

Es ist in der Tat eine Frage von Krieg und Frieden. Aber nicht Land gegen Land. Sondern länderübergreifend die anständige Mittelschicht gegen die Abzocker.

Montag, 4. März 2013

Tag 2 in der 1. Klasse (Start der Cebit)

Als ich auf den Bahnsteig komme, ist es bereits brechend voll. So voll, wie sonst zu Beginn der Sommerferien. Man sieht, dass die Bahnsteige zu klein geplant wurden. Wenn die Überfüllung der Bahnsteige ein Argument für die Ablösung des Bahnhof Zoo gewesen sein soll, dann wird auch dieser Bahnhof bald abgelöst werden müssen. Im Mittelteil hält im Prinzip keiner der Fahrgäste den Sicherheitsabstand zur Bahnsteigkante ein. Denn die halbiert schlicht den eh knappen Raum noch einmal.

Es ist der erste Tag der Cebit. Es ist nicht nur "Montag", mit dem die Zugchefs sonst lapidar die planmäßige Überfüllung ihrer Züge rechtfertigen.

Der ICE rollt ein. Ich habe Glück, eine Tür hält direkt vor mir. Und nur deshalb bekomme ich einen der wenigen unreservierten Plätze. Ansonsten hätte ich in der 1. Klasse stehen oder auf dem Boden sitzen  müssen! Unfassbar, oder?

Auf dem Rückweg habe ich mehr Glück, da verteilt es sich besser. Ich hoffe, dass die meisten nun auf der Cebit sind und ein Zimmer in der Nähe bekommen haben.

Freitag, 1. März 2013

Start meines Selbstversuchs: Pendeln in der 1. Klasse



"Die harte Zeit zwischen Twentours und Seniorenpass", das Stoppokvideo bei den Ruhrbaronen heute passt wie die Faust aufs Auge.

Heute hat mein Selbstversuch bei der Bahn begonnen: Nach all dem Fluchen über überfüllte oder verspätete ICEs gab es nur wenige Alternativen: Ich wechsle den Job (schwierig als Berliner), ich fahr mit dem Auto (unfair: die Autoroute ist 50km als die Strecke der Bahn) oder ich flüchte nach vorne - in die 1. Klasse.

Hin und her überlegt. Am Ende aber doch getan.

Heute morgen ging es los. Um 6.30h war ich am Bahnsteig 14 am Berliner Hauptbahnhof. Da wo die 1. Klasse halten wird stehen nur wenige. Einer von ihnen ist ein früherer und neuer Kollege. Er hatte zu seinem Wechsel nach WOB gleich Nägel mit Köpfen gemacht. Ich dagegen hatte meine angebrochene Bahncard 100 für die 2. Kl. abgekauft.

Ein völlig neues Gefühl: Kein bullenmäßiges Gedränge am Einstieg. Die Waggons: Fast leer. Wir können uns den Platz aussuchen. Danach: Beinfreiheit ohne Ende. Und Personal mit Stil, das habe ich noch nie hier gesehen. Ist das der gleiche Zug? Noch während ich staune kommt eine andere Zugbegleiterin und bietet mir eine Tageszeitung an.

Der Zug rollt an. Ich genieße es. Sitze am Fenster, schaue raus. Keine körperlich stressende Enge durch einen Nebenmann. Keine Fülle. Es ist leer und luftig und frei.

Ich packe meinen kindle fire aus, den ich mir für die neue Bahnzeit gekauft hatte. Endlich komme ich mal wieder dazu, ein Buch zu lesen. Oder mehrere quer. Oder Schach zu spielen oder einen Film zu gucken.

Nach Spandau kommt die Zugbegleiterin wieder und fragt mich, ob ich einen Getränkewunsch habe.. Ja doch, schmeichelt mir und schmiert mir Honig um den Bart. Ist das das gleiche Unternehmen, dass sich seit Jahren verfluche, mit denen ich Emails wechsle, und gegen das ich Petitionen einreiche? Das hatte ich doch schon mal gefragt, als wir damals mit dem Schlafwagen in den Skiurlaub gefahren sind. Die können wirklich auch anders. Warum nur sind die so Schei*e in der 2. Klasse?

Die Zugfahrt in der 1. Kl. ist so angenehm, dass ich eine Verspätung nicht übel nehmen würde. Selbst im Bahnhof würde ich warten, denn auch die Lounge hat noch einen Extrabereich für Kunden wie mich ;-) (Doch leider nur in Berlin, in WOB muss das dringend nachgeholt werden.)

Schon sind wir in der Anfahrt auf Wolfsburg. Wir bremsen. Wir hier lassen uns Zeit, denn hier stehen keine Passagiere schon in Oebisfelde auf, um als erste an der Tür zu sein. Um zum Taxis oder sonst wohin zu spurten.

Wir stehen, die Tür geht auf. Wir sind da. Leider!

Gestern noch fragte mich noch ein Kollege, ob ich Krösus sei. Er höre das jetzt immer öfter, dass Kollegen in die 1. Kl. wechseln. Ich habe natürlich auch hin und her gerechnet, weil ich es eigentlich nicht einsehe. Aber umgerechnet kostet mich der Zuschlag nur so viel wie täglich 2 Reservierungen für die 2, Kl.. Ok, dafür habe ich nur eine Streckenkarte, keine Bahncard100 mehr. Aber mehr brauche ich auch nicht. Als Obulus gab mir die Bahn noch eine Bahncard25 für die 1. Kl. dazu. Aber ich glaube nicht, dass ich die mal nutzen werde.

Donnerstag, 28. Februar 2013

SPD gegen Ferienwohnungen - außer für Genossen

Ferienwohnungen sind für Berlins SPD und Grüne des Teufels. Sie werden von gut gelaunten Touristen bewohnt und machen nur Ärger: Neugier, Weltoffenheit, Kaufkraft, all dies ist dem -ebenfalls meist zugereisten, aber das hat er vergessen- Berliner zuwider. Genau so wie Wohnungen mit zwei Toiletten und Wärmedämmung. Was nicht den Stil eines Hundeklo atmet... verdächtig kapitalistisch. Deshalb hat Kreuzbergs Bürgermeister Franz Schulz jetzt die Sanierung oder Aufwertung von Wohnungen in "seinem" Bezirk (das glaubt er wirklich..) verbieten lassen. Mal sehen, vielleicht verbietet er als nächstes Wohnung aufräumen, putzen und Lüften.

Der SPD, genauer: dem Senat, geht es vielleicht auch um die Umsätze des Hotelgewerbes.

Meine Mitgenossen in der SPD sehen es mit Wohlwollen. Ferienwohnungsanbieter sind böse. Ein Gesetz musste her. Und Propaganda. Auf Wowereits Website "Berlin.de" findet man beim Suchen noch Links auf Ferienwohnungslisten, die Links sind aber tot. Dafür gibt es für einige Bezirke jetzt Tipps wie man gegen Ferienwohnungen und ihre Gäste vorgeht: Link


















Doch halt. Ferienwohnungen und ihre Vermieter sind nicht alle schlecht. Im Sommer feiert die SPD ihren 150. Geburtstag. Da kommen viele Genossen zu Besuch, mehr oder weniger gut gelaunt. Wo sollen die übernachten, in teuren Hotels?

Jedenfalls haben wir Mitglieder der Berliner SPD jetzt einen Aufruf bekommen unseren Genossen Übernachtungsmöglichkeiten in der eigenen Wohnung anzubieten. Klingt unglaublich? Ist es auch, aber trotzdem wahr:


Dienstag, 26. Februar 2013

War's das jetzt mit dem Winter?

So langsam sollte es das gewesen mit dem Winter. Am Freitag ist schon der 1. März!


Welche Lobby haben Ingenieure und Informatiker?

Wer unterstützt die Interessen angestellter Ingenieure? Keine leichte Frage. Viele Gruppierungen klingen so als ob, sie tun es aber nicht.

"Brauchen wir das überhaupt?" Ist nicht jeder seines Glückes Schmied? Darauf vermag sich verlassen, wer will. Ich habe das direkt nach meinem Berufseinstieg auch geglaubt. Es lief auch lange gut. Aber irgendwann merkt man, dass von der Individualisierung und Vereinzelung nur die Arbeitgeberseite profitiert. Unser Berufs"stand" war selbst Schuld, die Vertretung eigener Interessen für unfein zu halten:

Die Deutsche Angestelltengewerkschaft (DAG) gibt es nicht mehr, sie ist formal in ver.di aufgegangen. Sie litt unter sinkenden Mitgliederzahlen. Man ließ lieber andere für sich kämpfen und nahm das Erreichte gerne mit. Wenn dann jeder so denkt, kämpft irgendwann keiner mehr. Die anderen Gewerkschaften sind den meisten Akademikern zu rot. So dachte ich auch lange. Bis ich bei einem Ingenieursdienstleister in Berlin Charlottenburg lernte, dass man sich selbst für den Inflationsausgleich penetrant selbst einsetzen muss. Tarife sind eine Seltenheit geworden, viele Arbeitgeber gehören keinem Verband an. Betriebsräte sind auch eine Seltenheit, junge Leute glauben halt, dass sie sich damit unbeliebt machen und lassen es lieber. Es ist nicht schick zu sagen: Ja, ich gehöre einer Gruppe an, die für meine Interessen kämpft. (Einher damit geht meistens, sich zu etlichen "berechtigten Interessen" von Gruppen zu bekennen, denen man selbst nicht angehört.) Dann gibt es noch den VDI - und die SPD.

Wer also setzt sich für unsere Interessen ein:
- Eindämmung der verkappten Zeitarbeit und Leiharbeit für Akademiker, auch "Beratung" oder "Dienstleistung" genannt (soll nicht pauschal für alle gelten, aber für viele).
- Eindämmung des Outsourcing von Produktion und neuerdings Entwicklung. "Made in Germany" sollte nur drauf stehen, wenn es hier entwickelt und produziert wurde.
- Vertretung von politischen Positionen, mindestens da, wo Expertenrat gefragt ist. Wir sollten Themen wie Energiewende und Elektromobilität nicht Juristen und Verwaltungswissenschaftlern überlassen.
- Gutes Geld für gute Arbeit. Wir bekommen heute das in EURO was wir vor der Einführung des EURO in DM bekamen. Ist das eine gute Entwicklung? Ingenieure und Informatiker sollten sich einen Neuwagen deutscher Marke in der Kompakt- oder Mittelklasse (ca. 25- 30 Tausend EUR) leisten können, sage ich immer. Wer ins Management aufsteigt, natürlich mehr.
- Die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes (10h-Tag). Berater und Dienstleister wissen oft gar nicht, welchen gesetzlichen Schutz vor Schinderei sie genießen.

Antworten:

Der VDI?

Nein, der VDI vertritt Arbeitgeberinteressen, z. B. bei der Regierung. Er gibt vor, damit auch Arbeitnehmerinteressen zu vertreten. Am deutlichsten ist das bei der Karriereberatung von Heiko Mell. Er rät seinen Lesern stets zu Konformismus, wenn sie "Karriere machen wollen". Stets mit dem Hinweis, dass er nur wiedergibt, was er beobachtet. Aber damit leugnet er seinen Einfluss, den er vor allem auf Berufseinsteiger hat.

Gewerkschaften?

Ja. Die IG Metall hat z. B. auch Arbeitsgemeinschaften und Foren speziell für Angestellte und Ingenieure. Sie hat in den Jahren nach der Krise merkliche Tariferhöhungen erzielt. Nicht umsonst hat sie 2,2 Mio. Mitglieder, Tendenz steigend.

Der Betriebsrat?

Ja. Allerdings muss man das genau verfolgen. Ein Betriebsrat ist kein Anwalt für Einzelne sondern vertritt die Interessen der Mehrheit der Angestellten, erarbeitet z. B. Betriebsvereinbarungen über Gleitzeit, Gehaltsbänder, Bonusregelungen. Er vermittelt bei Konflikten und redet bei Neueinstellungen  für Nicht-Leitende mit. Er wacht auch auf den Arbeitsschutz, Stichwort: Ergonomie (PC, Monitor, Gewicht des Rucksacks). Der Alptraum vieler Geschäftsführer von Dienstleistungsunternehmen ist ein Betriebsrat, dessen Mitglieder in der Gewerkschaft sind. Dann sitzt die Gewerkschaft mit am Tisch. Die Geschäftsführer wissen, wie sie ihren Angestellten ihr eigenes Horrorszenario als deren Horror unterjubelt. Es gibt auch Betriebsräte, die nur die Nähe zur Geschäftsführung suchen, für später.

Die SPD?

Nein. Das muss ich so sagen, siehe auch meinen Beitrag unten. Als akademischer Industrieangestellter (als Freiberufler noch weniger) findest Du in der SPD inzwischen keine Lobby mehr. Vor Wahlen tut sie stets so, aber das Sagen haben die Angestellten aus den öffentlichen Verwaltungen und immer mehr Minderheiten, die mit dem Stichwort "Arbeiterpartei" nicht viel am Hut haben. Es hat schon seinen Grund, dass die SPD mit 440.000 Mitgliedern auf einem Allzeittief angekommen ist.

Fazit:
Vergesst die SPD und den VDI. Gründet einen Betriebsrat, und überlegt eine Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft. Wenn es einen Tarif gibt, unterstütze diejenigen, die ihn eingeführt haben.

Sonntag, 24. Februar 2013

Wie sich die SPD von ihrer Basis entfernt

Ob ich als Mitglied für die SPD Wahlkampf machen werde, muss ich mir noch schwer überlegen. Denn bisher finde ich mich weder in den Kernbotschaften des Wahlprogramms noch im Tagesgeschäft der SPD wieder.

Ich BIN das, was mal das wichtigste Anliegen der SPD war: Ein Arbeiterkind, das studiert hat und als Industrieangestellter auf eigenen Beinen steht. Ein Stadtmensch mit Auto und Bahncard. Verheiratet. Geboren im Ruhrgebiet.

Meine wichtigsten politischen Anliegen:


  1. Wann wird die Finanzkrise abgestellt und ihre Verursacher zur Rechenschaft gezogen?
  2. Warum muss ich für Anlagerisiken von Banken und Vermögenden haften? Warum muss ich griechische, spanische, italienische und russische steuerhinterziehende Oligarchen raushauen? Was kriege ich dafür?
  3. Wann steht die Entwicklung unserer Wirtschaft wieder auf dem Programm?
  4. Wann werden Arbeitnehmer von zu hohen Steuern und SV-Abgaben entlastet?
  5. Wann geht es weiter mit Kapital in Arbeitnehmerhand? Das Thema Börse und Riesterrente hat sich ja wohl erledigt. 
  6. Wann werden die Bahn, Straßen und Autobahnen wieder benutzbar sein? Wieso zahle ich hier immer mehr und bekomme immer weniger zurück?
  7. Wann werden die Sondersteuern auf Strom und Benzin wieder zurückgenommen?
  8. Warum sieht kein Politiker, dass wir vor der Krise bereits eine europäische Identität hatten, angetrieben von Billigfliegern und Internet? Warum hat sich nie irgendeine Regierung für die europäische Jugend interessiert, für die die Bewegung in europäischen Unternehmen,  Hauptstädten und an südeuropäischen Stränden längst Normalität war? Hier gab es das, was die alten Damen und Herren uns hochtrabend als fehlendes "Narrativ" verkaufen wollen.
Im Gegensatz dazu mal die Schlagzeilen von SPD-Webseiten:

SPD Bundesverband

  1. Doppelte Staatsbürgerschaft
  2. Kommentar zur Gauck-Rede über Europa
  3. August-Bebel-Preis für Günter Wallraff
  4. Steinbrück kritisiert Merkels EU-Haushaltspolitik
  5. Verdi-Chef zum Armutsbericht
  6. amazon und Leiharbeit
  7. Homoehe und -adoptionsrecht
  8. Steinbrück bei Barroso "Europa nicht kaputtsparen"
  9. Mindestlohn
  10. Zypern-Krise
Das meiste davon bewegt mich nicht, man könnte es meinetwegen weglassen.
Ich surfe auf die "Themen"-Seite. Hier ist von Bürgerdialog die Rede. Ja, daran hatte ich mich voriges Jahr auch mal beteiligt. Ich bekam eine Dankesemail und dann hörte ich nie wieder was davon. Meine Themen gehen unter. Welche hält die SPD für wichtig?
  • Kinder und Familie - heißt: Ganztagesbetreuung und Gleichstellung aller Lebenspartnerschaften
  • Jugend und Bildung- heißt: Ganztagsschule, Recht auf Ausbildung, keine Studien- und Kitagebühren
  • Arbeit, Wirtschaft, Energie - heißt: Mindestlohn, gleicher Lohn für Frau+Mann, mehr Tarifverträge, Rückkehr zu Industriepolitik und Dienstleistungsgesellschaft (Kreative und Gesundheit), Förderung des Mittelstandes, EU-weit abgestimmte Industriepolitik, Energiewende.
Quelle: SPD

SPD Berlin

Welche brennenden Themen hat aus meiner Sicht Berlin?
  1. Fehlende Industriedynamik. Eine Mentalität, die Initiative und Spaß an Arbeit und Initiative unterdrückt. Es herrscht der öffentliche Dienst. Wir brauchen gut bezahlte Jobs, Jobs, Jobs. Keine 35. Initiative für einen künstlichen Arbeitsmarkt.
  2. Eine funktionierende Verkehrsinfrastruktur. Die eine Hälfte Berlins steht im Stau, die andere wartet vergeblich auf die nächste S-Bahn. Beim Flughafenthema hat man das Wertvollste aufgegeben (Tempelhof, Tegel) und das Neue nicht auf die Reihe gekriegt (BER).
  3. Innere Sicherheit. Man muss sich nachts wieder bewegen können, ohne Angst vor kriminellen Einwanderersöhnen. Und man muss sein Auto draußen parken können ohne Angst vor Brandanschlägen.
Und was findet man bei der SPD Berlin?
  1. Ergebnisse von Kandidatenaufstellungen
  2. Berlinale Auftritt von Wowereit
  3. Neue AG Migration und Vielfalt
  4. Eckpunkte des Landesvorstandes zum Wahlprogramm
  5. Am Pferdefleischskandal ist die CDU schuld.
  6. AG 60+
  7. Aktion One Billion Rising
  8. Swen Schulz: Hochschulpakt aufstocken
  9. Mehr Wohnungsbau
  10. Kritik an Klage gegen den Länderfinanzausgleich
Fazit: Bis auf die Eckpunkte des LaVo fürs Wahlprogramm durch die Bank unterinteressant. Aber was steht da drin? Mietenbremse (obwohl selbst Mietentreiber), Mindestrente, doppelte Staatsbürgerschaft, Altschuldenfonds zur Entlastung überschuldeter Länder und Kommunen (ein klares Berlinanliegen).
Also nochmal, Fazit: Durch die Bank uninteressant für mich. Vertritt nicht meine Interessen. Wo ist eigentlich Michael Müller...?

Und zum Schluss:

SPD Kreuzberg-Friedrichshain


Ein Bezirk, der es endlich mal auf die Reihe kriegen sollte, sein behauptetes Kreativpotenzial auf die Straße zu bringen um davon leben zu können. Ein Ende der Selbstbejammerung, des öffentlichen Messitums, der ritualisierten Gewalt, damit wäre man vorne.

Doch stattdessen:
  • Eine bereits erteilte Bau- und Nutzungsgenehmigung für einen Hellwegbaumarkt wird zurückgezogen, weil man jetzt meint, dort Wohnungen bauen zu müssen.
  • Cansel ist Kandidatin geworden, Glückwunsch! (Link)
  • Sonst nichts. Ein Blick in die Anträge der BVV-Fraktion: Schwerpunkt Stadtentwicklung (Wohnungsbau).
Fazit: Von Kreativwirtschaft und so keine Rede. 

Freitag, 22. Februar 2013

Kreuzberg

Der Weg zum neuen Park am Gleisdreieck:

Diese sind die alten Gleise, 
die früher zum Anhalter Bf. führten.
(links von ihnen liegt das Technikmuseum)


Diese Strecke liegt westlich davon:
Von Süden geht es in den Hauptbahnhof Tief.

Läuft man vom Gleisdreieckpark die Mönckebergstr. nach Süden
gelangt man zum Viktoriapark (den "Kreuzberg")

Innenansicht der Stadtklause:


Berlinale