Sonntag, 20. Januar 2008

Wenn IBM das Gesundheitswesen "modernisieren" würde...

Als der Abschwung kam, schulten etliche angelernte Manager aus der Industrieberatung um aufs Gesundheitswesen. Ein Manager bekam den Auftrag, die Effizienz eines Ärztehauses zu erhöhen.

Seine Maßnahmen:
1. Alle Ärzte mussten ab sofort mindestens 1.500h pro Jahr auf Patientenstunden abrechnen.
2. Um die Auslastung der Ärzte zu erhöhen, wurde die Relation zwischen der Spezialisierung der Ärzte und den Krankheiten der Patienten abgeschafft. Stattdessen wurde das aus Callcentern bekannte "Longest Idle" Prinzip eingeführt: Wer die längste Pause hatte, bekam den nächsten Patienten.
3. Weiterbildung wurde abgeschafft, damit 1. erreicht wird.
4. Die Sprechstundenhilfen wurden abgeschafft. Fortan war jeder Arzt zusätzlich verantwortlich für die Terminplanung, Inkasso der 10 EUR, Abrechnung etc. Hierzu wurde ein IT Projekt aufgesetzt...
5. Die Honorare der Ärzte wurden an Zielvereinbarungen gekoppelt. Nur wer neben den Patientenbehandlungen zusätzlich Hausaufgaben für Business Development etc. erfüllte, bekam sein volles Honorar ausgezahlt.

Hier gab es einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt, dem bei der Einstellung zugesichert wurde, als HNO zu arbeiten, tatsächlich musste er nach Umsetzung des Beratungskonzeptes aber hauptsächlich Zahnpatienten behandeln. Natürlich ohne Umschulung oder auch nur Nutzung adäquater Tools. Die Qualität der Therapien im gesamten Ärztehaus sank, aber die Auslastungsziele der Ärzte wurde unter Ächzen und Stöhnen erreicht. Abends schleppten sie sich übermüdet nach Hause, nur um nach fünf Stunden Schlaf wieder ins Ärztehaus zu tigern.

Irgendwann tauchte der Berater, der für all das verantwortlich war, mit Zahnschmerzen in meinem Behandlungszimmer auf. Dem HNO Arzt kam die Person bekannt vor, doch kam nicht sofort darauf, woher... Erst in der Art wie er für sich Sonderrechte reklamierte und seine entzündeten Wurzelkanäle von einem echten Zahnarzt behandelt haben wollte, erkannte er ihn...

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