Nimmt man die Kurs-Gewinn-Verhältnisse zum Maßstab, sind die deutschen Autoaktien derzeit stark unterbewertet. Continental, Daimler und BMW kursieren mit KGVen unter 10. Porsche liegt bei 11, VW bei 12.
Die Anleger sind sehr vorsichtig geworden, weil sich die Hiobsbotschaften in den letzten Wochen sehr gehäuft haben:
- Die EU macht auf Klimaschutz, betreibt jedoch in Wahrheit (genau wie bei der Energiepolitik) knallharte Industriepolitik zugunsten von Frankreich. Die geplanten Aufpreise für CO2 Emissionen verteuern die leistungsstarken Marken Audi, Mercedes, Porsche.
- Der Ölpreis hat sich zwischen 90 und 100 Dollar eingerichtet.
- Der hohe EURO-Kurs verteuert die Produkte im wichtigen Absatzmarkt USA.
- Die geplanten Neumodelle sehen alle chic aus, passen aber nur schlecht in den Megatrend Klimaschutz. Genau genommen, wird dieser Trend bislang überhaupt nicht reflektiert.
- Entlastend wirken für die Premiumhersteller nur die wachsende Nachfrage in Emerging Markets, in denen man noch seinen Aufstieg geniessen und von CO2 Reduktionen nicht viel wissen will. Z.B. Russland.
Trotzdem muss man mit den deutschen Anbietern rechnen: Continental hat Innovationen in Sachen Lithium Ionen Batterien angekündigt und plant wohl schon für Elektroautos. Bosch beteiligt sich an Tata und liefert wesentliche Komponenten für den Tata Nano. Porsche plant Hybridmodelle, zuerst in dem Modell, bei dem die relativen Preis- und Gewichtszunahmen gering sind, dem Cayenne. Ich bin sicher, wir werden in einigen Jahren auch reine Elektroautos in den Showrooms sehen.
Bei den Benzinern und Dieseln hilft es nur, die Leistung zu reduzieren. Ein Vergleich z.B. über mobile.de bringt es schnell ans Licht: Z.B. in der Kategorie Geländwagen. Der Toyata RAV4 und der Mercedes ML sind seit ca. 10 Jahren im Angebot. Beide emittieren etwa gleich viel CO2/km, der Mercedes bietet dabei aber mehr Leistung. Das dürfte in vielen Vergleichen zutreffen. Würden die Deutschen von ihrem PS Ethos herunterkommen, würden sie gegenüber vielen Wettbewerbern ehrblich besser da stehen. Und nicht zu vergessen: Der Fahrstil bestimmt rund 20% des tatsächlichen Verbrauchs.
Doch auch bei den Designs muss sich etwas tun. Die x-te Retrovariante und Me-toos werden es nicht bringen. Es braucht völlig neue Designansätze, die Fahrerlebnis und Zweckmäßigkeit kombinieren.
Ich halte deshalb die gegenwärtigen Kursschwächen für übertrieben und glaube, dass wir in 1 bis 2 Jahren wesentlich besser aufgestellte heimische Automobilunternehmen (Hersteller und Zulieferer) sehen werden.
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