Wer bremst, verliert nicht mehr. Audi hat mit einem Schwungradspeicher-Hybrid die 24h von Le Mans gewonnen. Und damit ein Merkmal von Hybrid- bzw. Elektroantrieben herausgearbeitet, das bislang in der Öffentlichkeit verkannt wurde: Die Einspeicherung und Wiederverwendung von Bremsenergie.
Nicht mehr lange, und das plumpe Bremsen auf eine Bremsscheibe, die nur ungenutzte Abwärme erzeugt, gilt als gestrig. Man bremst künftig, indem man den Dynamo aufschaltet und Bewegungsenergie in Strom verwandelt und ihn speichert. Bislang in die Batterie, Audi hat sie gestern in ein Schwungrad gespeichert. Der Unterschied entsteht aus dem Verwendungszweck des gespeicherten Stroms. Will man ihn ganz normal im Bordnetz verwenden, reicht die Batterie. Sie fängt nicht alles ein, was beim Bremsen angeboten wird, dazu ist sie zu träge. Aber der Gewinn ist groß genug, um den Generator in entscheidenden Momenten vom Antriebsstrang zu trennen. Z.B. beim Beschleunigen. Das senkt das Lastmoment. Das ist so, wie wenn man mit dem Fahrrad beim Beschleunigen, den Dynamo vom Rad trennt. Man beschleunigt besser.
Will man die gespeicherte Energie komplett in Beschleunigungsleistung verwandeln -was beim Autorennen ein Muss ist-, reicht eine normale Batteriegröße nicht für einen nennenswerten Effekt. Außerdem verschleißt die Batterie schnell beim häufigen Entladen und Volladen. (Was übrigens ein starkes Argument gegen den Einsatz einer Elektroautobatterie im Energiemanagement des Stromversorgers ist.)
Für häufiges und effizientes Speichern und Entladen hoher Leistung eignet sich am besten ein mechanisches Schwungrad. Man kennt den Effekt ein bisschen vom Benutzen der Gangschaltung bei der Anfahrt an eine rote Ampel: Runterschalten, erhöht die Drehzahl und bremst das Auto. Wird die Ampel grün, schaltet man wieder hoch und bemerkt einen kleinen Beschleunigungseffekt. Man hat dann nicht alles in Bremsenergie verschwendet.
Im Ergebnis entsteht der Traum vom verlustlosen Stop-and-Go-Verkehr: Bremsverluste gibt es nicht mehr, man speichert nur Bewegung zwischen den Antriebsrädern und dem Schwungrad hin und her. Man spart Kraftstoff, also Geld und - was beim Rennen zählt- Zeit für Boxenstops. Audi hat gestern beim Langstreckenrennen den Härtetest für diese Technik bestanden. Sie hat nicht nur funktioniert und irgendwie durchgehalten. Audi hat damit sogar das Rennen gewonnen. Gegen den vermeintlichen Hybridmeister Toyota.
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