Dienstag, 4. Juli 2017

Deutschsprachige IT-Podcasts

Was mich schon lange an vielen Radiomoderatoren nervt, kriege ich inzwischen auch in immer mehr Podcasts: langatmtig, unscharf, selbstbezogene, verkicherte Moderatoren.

"So, da sind wir wieder hier ist der Christopher und wir wollen mal wieder eine Sendung machen. Mit mir -in Hamburg zugeschaltet ist der Ole."
- "Ja nee, ich bin nicht in Hamburg sondern in München weil da haben wir auch'n Office und da bin ich jetzt gerade so'n bisschen und deshalb.."
- "Ach so, ja nee das wusste ich ja gar nicht, dass Dein Arbeitgeber IT-Hastenichtgesehen sein EitschKjuh in München hat ich hoffe aber Ihr habt da schönes Wetter. Also besseres als bei also bei uns regnets ja."
- "Ja bei uns kommt gerade so'n bisschen die Sonne raus, haben wir uns aber auch verdient."

Die Generation der um-die-30-Jährigen Berater und ITler fühlt sich immer unsicher, ist sich dessen bewusst, versucht deshalb es sich selbst und allen um sie herum erstmal recht zu machen, und eiert dann lieber erstmal um Themen herum, bei denen man nichts falsch machen kann.

Und wenn es dann in die Themen geht, in denen man viel falsch machen kann, dann sichern sie jede Formulierung mit Weichmachern ab:

"Ole, Du hast ja in Deinem Projekt die agile Methode durchgesetzt. Erzähl doch mal."
- "Ja nee, also ja schon. Wir machen da so'n bisschen Scrum aber noch nicht so richtig. Also mein Kunde der versteht ja noch nicht... also der ist schon überzeugt aber er weiß nicht ob... also die Organisation um ihn herum, da kann er er halt nicht so... also es ist schwierig, aber wir haben dann gesagt also wir fangen damit jetzt einfach mal so'n bisschen an."
- "Ja das klingt gut. Und wie ist das mit dem Mindset? Lässt sich das so'n bisschen mit agilem Vorgehen kombinieren?"
- "Ja das ist so'n bisschen das Thema bei uns. Also ein Stück weit... also hmmm, das kommt so'n bisschen drauf an. So."
- "Also in meinem Projekt also wenn ich da mal was erzählen darf also meine Erzählung ist, das ist ja ok, das erst mal so'n bisschen zu machen aber so können wir halt nicht arbeiten. Weil das Ding ist ja dass die Methode nur insgesamt umsetzbar ist. Ne? So."

Und ewig schleicht die Katze um den Brei. Bloß nie konkret werden. Weil so ein Podcast der steht ja ewig im Netz und was wenn man irgendwann nicht mehr recht hätte..? Wichtig deshalb: Nie festlegen aber immer die Zustimmung des Gegenüber einholen. Ne? So.

Ich sehe vor meinem geistigen Auge dann immer wie diese Leute eine Fluse von ihrem Shirt zupfen. Mein Hemd bleibt sauber. So.

"Ich brauche Vertrauen vom Manager. Daten, Funktionen, Projektplan... irgendwie so."
- "Ja, da bin ich ganz bei dir. Ich vermute aber dass die Intention deines Satze ist, dass du... also du willst wahrscheinlich auch sagen, dass... oder nicht?"

Und dann, unvermeidlich: Die Verantwortung gaanz weit wegschieben. Weil, wenn die anderen alle nicht ihre "Mindset" ändern ... also wenn die Kultur sich da nicht ändert... dann kannst du da gar nichts machen.. Dann prüf mal ob du da der richtige Partner bist für die Jungs und Mädels da. Weil das ist dann nicht was ich unter Committment verstehe.


"Jaaaa..... Wenn ich jetzt sowas höre wie Committment dann klingt das irgendwie nach Workshop."

Und irgendwann labern sie sich dann tot. Dann hilft nur nach Lästern. Nur: Lästern sagt man nicht mehr, man rantet. In einer Welt in der Kritik als Hass gilt, schimpft man nicht mehr - man rantet. Das bringt dann auch gleich die Selbstabwertung zum Ausdruck: Du brauchst mich jetzt nicht für meinen Hass kritisieren das tue ich ja schon selbst, in dem ich "ranten" sage..

=> "Abonnement beenden."
"Sind Sie sicher, dass Sie dieses Abonnement beenden wollen?"
- Ja.

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