Donnerstag, 22. Oktober 2020

Löscht Eure Spuren

 Als vor ein paar Wochen die Nachricht kam, Donald Trump sei positiv getestet worden, kannten die linken Feuilletons keine Hemmung, ihren Spott über ihn auszugießen. Als gestern die gleiche Meldung über Jens Spahn kam, verboten sie anderen als erstes Häme und Spott. Einige zogen sich erklärtermaßen Namenslisten von Leuten, die die Nachricht mit einem Lacher kommentiert hatten. So weit sind wir schon.

"Namenslisten" ist ein gutes Stichwort. Wenn wir auch jetzt vielleicht noch im "Replay" oder Deja-vu der zwanziger Jahre sind. Und das selbstgerechte Milieu den aufregenden "Tanz auf dem Vulkan" in der von Schäubles Tochter Christine Strobl beauftragten TV-Serie "Babylon Berlin" genießt. Die Dreißiger werden ebenso kommen. Und dann wird es Listen darüber geben, was jemand in den Zwanzigern gesagt oder getan hat. Das kann man z. B. bei Götz Aly ("Restlose Erfassung") oder Edwin Black ("IBM und der Holocaust") nachlesen. Viele Errungenschaften werden sie gegen uns wenden. "Dual Use" sozusagen. Was Hollerith in Form von Lochkartenmaschinen den damaligen Verwaltungen anbot, produzierte säuberlich strukturierte Einwohnermeldelisten mit Name, Adresse und Religion. Die Deportationslisten entstanden durch die Auswertung: "War im Einwohnermeldeamt gemeldet, aber in keinem Kirchenbuch einer christlichen Gemeinde." Es reichte nicht, dass jüdische Gemeinden keine solche Register führten. Es reichte, nicht in den Listen der "Guten" zu stehen. Und das macht es so schwierig, sich in diesen Zeiten vorsorgend für morgen sicher zu bewegen. Selbst wenn Du nirgendwo bei den "Bösen" auftauchst, könnte es später einmal als Indiz gegen Dich genügen, nicht bei den "Guten" zu finden zu sein.

Das Denzunziantentum entsteht in den gestressten Milieus der (Halb-) Gebildeten. Soziologen, Politologen, Theologen, Pädagogen schaffen keine Welten. Ausgenommen die großen Geister, die uns neue Erkenntnisse bringen, die uns wirklich etwas mitzuteilen haben. Aber das sind die wenigsten. Deshalb landen sie in Berufen, die eher nicht so gut bezahlt sind. Und dort beginnt der Neid auf die Wertschöpfenden (die "Hochfinanz", "den Kapitalismus"). 

Und dann entdecken sie die wenigen Möglichkeiten, den Wertschöpfenden materiell gleich zu ziehen oder gar zu überholen: Die Parlamente und Ministerien. Und dann strömen sie in die Parteien. Und streben danach, Oberwasser über die Wertschöpfenden zu bekommen. Und ihre Mittel sind die, die Theologen schon vor Jahrhunderten genutzt haben: Moral, Bewertung, Urteil, Mythen über andere Leute. Und sie überzeugen in ihren Parteistrukturen nicht mit Qualität. Für Politik, Themenabende, Interessen interessieren sie sich gar nicht. Sie kaufen Stimmen für die Abstimmungen der Kandidatenlisten. Und so kommen sie am Ende in die Parlamente. Und von dort zahlen sie es ihren Steigbügelhaltern zurück. In Form von Jobs (Büroleiter, Stlv. Büroleiter, Digitalisierungsbeauftrage, etc.) und "Projekten für die Zivilgesellschaft und Demokratieförderung".

Und beauftragen sie "Kommunikationsprojekte" mit den neuen Geboten:

"Du sollst nicht SUV fahren." 

"Du sollst nicht in Urlaub fahren".

"Du sollst Dich in die unpünktlichen, überfüllten Bahnen quetschen."

"Du sollst kein Fleisch essen."

"Du sollst nicht mit Kaminholz heizen."

"Du sollst nicht andere Leute benennen nachdem wonach Du sie unterscheidest."

"Du sollst den Mantel, Deine Wohnung, Deinen Job, Dein Gehalt teilen mit denen, die wir da ins Land holen."

"Du sollst Deine Kinder nicht selbst erziehen."

"Du sollst die Regierung nicht in Frage stellen. Glaubst Du etwa, Du weißt es besser?"

"Du sollst Dein Bekenntnis zum Antifaschismus dreimal täglich laut wiederholen, oder auf dem T-Shirt tragen. Oder auf dem Deckel Deines Laptop."

"Du sollst Abweichler melden."

"Du sollst Abstand halten, Maske tragen, die Überwachungs-App aktiv haben. Sonst kommst Du in Quarantäne."

Die einschränkenden Gebote gelten nicht für sie selbst. Verkehrspolitiker und Bahnvorstände fahren selbstverständlich weiterhin mit dem Dienstwagen zu den Terminen, in denen sie frohe Kunde für die Bahnfahrer verbreiten. Minister müssen nicht Quarantäne, wenn sich einer von ihnen infiziert hat. Und so weiter.

Dumme Propaganda und Doppelmoral können intelligente, rechtschaffene, lebensfrohe Menschen rasend machen. Sie wirken wie Demütigung. Und brauner und roter Faschismus haben das in Deutschland ja schon demonstriert. Und es muss denen, die da neiden, gut gefallen haben, was sie da gelesen haben.

Ich glaube, Bildung und Gegenaufklärung sind inzwischen zu schwache Mittel um gegen diesen Verfall anzukommen. Denn die das veranlasst haben, wissen sehr genau was sie tun. Sie hatten vor Jahren die Bildungsmaßstäbe heruntergeschraubt, unbrauchbare Massen ins Land geholt. SPD-Abiturienten wie Islamisten schauen auf die Familie in ihrem Häuschen mit ihrem Auto und sagen: "Das kann nicht sein. Das haben sie uns gestohlen."

Aber der Punkt ist: Gestohlen ist es schon deshalb nicht, weil Islamisten und SPD-Abiturienten nichts davon geschaffen haben oder auch nur schaffen könnten. Sie benutzen die Mittel, die wir geschaffen haben und halten sie gegen uns und fordern sie von uns ein. (Siehe Liebigstraße, Kreuzberg).

Ich glaube, ein erster wirksamer Schritt einer Abwehrstrategie wäre es, vom Radar zu verschwinden. Und zwar ohne dabei selbst die Fähigkeit zur Beobachtung zu verlieren.

1 Kommentar:

  1. Orwell und Fahrheit 451 lassen grüßen: Die totale Überwachung kommt nicht nur, sie ist schon da, wenn auch nicht lückenlos: Immer noch gibt es den kleinen Winkel, den Winston ausgemacht hat, in dem ihn das via TV (bzw. Alexa & Co.) allgegenwärtige System nicht sieht. Das sind die letzten Ecken einer temporären "Freiheit".

    Das Einsperren der Leute hat natürlich auch den Zweck, diese im Griff zu behalten. Wenn (Hilfs-)Polizisten und andere jetzt ausschwärmen, um die deutsche Bevölkerung (nur die!) zu kontrollieren und zu bestrafen, dann ist damit der Zweck klar: "Shock and awe" - so haben es die Amis genannt, als sie zum ersten Irak-Waffengang antraten.

    Bei Bradbury hat die Feuerwehr alle Bücher verbrannt, während die Bevölkerung in den Wohnzimmern sitzt, um die Highlights und Sensationen des Fernsehens unmittelbar und direkt mitzuerleben, "Heute-Shows" sozusagen am laufenden Band. Und wehe, einer macht nicht mit! Dann treten alle Bewohner vor ihre Häuser, um den Renegaten zu identifizieren und dingfest zu machen (eine erschreckende Szene im Film).

    Wenn dann der Renegat noch kann, dann muß er fliehen - in den Wald der Freidenker zu denen, die die Bücher memorieren, auf daß sie nicht verloren gehen und in einer besseren Zeit wieder zu alten Ehren kommen können.

    Die Parallelen zur heutigen Entwicklung sind unübersehbar. Und erschreckend.

    Die neuen Gebote, die im Beitrag vorgestellt werden, sind mitnichten komplett. Wie alles in Deutschland, so wird auch hier der Furor der Bürokraten wüten, um explizit jedes Eckchen der Freiheit einzukasteln. Es werden also noch viel detailliertere Verhaltensregeln entstehen mit dem Ziel, jeden, aber auch wirklich jeden zu jedem beliebigen Zeitpunkt direkt bestrafen zu können - denn gegen EINES der Verbote (hier: Gebote) wird er doch wohl schon verstoßen haben!

    Am Rande: Den ganzen Irrsinn sieht man auch daran, daß die alten Hebräer die 10 Gebote in insgesamt 20 hebräischen Worten ausdrückten. Diese 20 Worte waren dann über viele Jahrhunderte hinweg die Basis für die westlichen Demokratien und deren Justiz bzw. für das soziale Verhalten der Menschen. All das verschwindet jetzt. Die Konsequenzen kann man sich leicht vorstellen.

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