Dienstag, 10. Februar 2009

Google/Trends: Elektroauto



Ein einfaches aber mächtiges Marktforschungstool von Google findet man unter der Adresse http://www.google.com/trends .

Gibt man ein Schlagwort ein, liefert Google die Anzahl der Suchanfragen zu diesem Schlagwort. Und zwar nicht nur tagesaktuell, sondern rückblickend bis 2004. Zusätzlich liefert es die Anzahl der Schlagwortzitate in Onlinenachrichtendiensten (Google/News).

Machen Sie selbst die Probe aufs Exempel. Vergleichen Sie unter der Adresse www.google.com/trends
den Trendverlauf folgender Schlagworte und ziehen Sie Ihre Schlüsse daraus:
Elektroauto (siehe Grafik), Hybrid, Abwrackprämie

Montag, 9. Februar 2009

"Für Leute, die eh-technische Spielereien lieben"

Warum sind manche Erfindungen erfolgreicher als andere? - fragte Phil McKinney neulich in seinem Podcast "Killer Innovation".

Antwort: Weil Anwender (Kunden) in manchen Erfindungen mehr Nutzen erkennen können als in anderen. Das ist etwas ganz anderes als: Weil manche Erfindungen nützlicher sind als andere.

Entscheidend ist, wie gut der Erfinder -oder sein Produktmanager- die besseren technischen Merkmale seiner Erfindung in Nutzenargumente aus Sicht späterer Anwender übersetzen kann. Das ist eine echte Kunst. Sie setzt eine Begabung voraus, die für Industrieangestellte nicht selbstverständlich ist: Sich in andere Menschen hineinversetzen zu können.

Denn, Kunden erkennen Produktvorteile nicht automatisch selbst. Selbst wenn sie für den Erfinder absolut offensichtlich sind. Aber nicht nur die Vorteile müssen erkennbar sein. Auch die Kosten, um diese nutzen zu können müssen transparent sein, damit man sie zum erzielbaren Nutzen ins Verhältnis setzen kann. Der Nutzen kann übrigens auch völlig irrational sein (bzw. was Techniker so für irrational halten...)

Ich war in der vergangenen Woche auf einem Seminar für Anforderungsmanagement. Unser Trainer zitierte: "Qualität ist, wenn alle Anforderungen erfüllt sind." Oder übertroffen werden. Als der Trainer die übliche Frage stellte, warum denn Apple so erfolgreich sei und Kunden für einen iPod einen überdurchschnittlichen Preis zahlen, kamen die für Ingenieure typischen Antworten: Es sei halt die Marke.

Inwiefern wiederum "die Marke" als Erklärung herhalten könne, was deren Wert begründe, war schon schwieriger. Aus Bequemlichkeit fielen Bemerkungen in der Art, "ist halt so".

Ingenieure und Informatiker neigen zu einer egozentrischen Sicht auf die Produkte, deren Bewertung durch andere für sie von existenzieller Bedeutung ist. Überheblichkeit gegenüber Kunden, die "unfähig" sind, die Vorzüge ihrer Werke zu erkennen, ist keine Seltenheit.

Aber selbst, wer sich Mühe gibt, kann immer noch an seinem Wortschatz scheitern. Wir kennen das von Politikern. Wer den ganzen Tag mit Juristen darum ringt, Recht zu haben, und sich dabei in Spitzfindigkeiten zu ergehen, ist abends vor der Kamera unfähig, die Ergebnisse seiner Sitzung allgemeinverständlich zusammen zu fassen.

Ähnlich ging es am Sonntag meinem früheren Kollegen vom Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut. Er sollte in der Autosendung "Die Sonntagsfahrer" auf RBB Radio Eins die Vorzüge seines 3D-Displays im Auto erklären. Kurz gesagt: Er schaffte es nicht. Darauf konzentriert, mit möglichst wenigen Worten möglichst viele Leistungsmerkmale zu artikulieren, blieb er am Ende ziemlich unverständlich. Weder kam rüber, wie man sich das 3D Display genau vorzustellen hat, noch dessen Vorteile für den Autofahrer. "in der Tiefe gestaffelt" war die einzige Formulierung, die bei der Moderation hängen blieb.
Ich kann mir gut vorstellen, was die Ursache für dieses Problem war: Er erwähnte, dass sich sein Team gerade für die Cebit vorbereite. Und dafür müssen natürlich u.a. auch Flyer vorbereitet -sprich: formuliert- werden. Ich kenne das selbst: Man bekommt eine Vorlage, in der wenig Platz für Text ist, soll aber alles Wichtige für alle denkbaren Zielgruppen hineinpacken. Darüber hinaus reden auch noch Kollegen mit, bis endlich alles drin ist. Mit diesem Wording im Kopf dann zu einem Radiointerview zu gehen, ist genau die gegenteilige Übung. Hier muss man im Kopf der Hörer mit den richtigen Worten ein Bild entfachen, das in Erinnerung bleibt - möglichst bis zum Besuch der Cebit.

Keine leichte Übung. Wer will, kann das Interview als Podcast hier nachhören (es beginnt etwa in der Mitte der Sendung).

Produktideen durch Abstraktion

Erfinden wir doch mal eben eine neue "Killerinnovation". Sagen wir: Erfinden wir die Computermaus neu.

Hier gibts drei Ebenen der Abstraktion:

1. Erfinden wir eine neue Maus. Annahme: Es muss eine Maus mit Mausmatte sein. Freiheitsgrad: Das optische Design der Mausmatte, der Mausbody, die Klicktasten. Ergebnis: Viele viele bunte Me-too-Mäuse.

2. Erfinden wir eine neue Umgebung für eine Maus. Annahme: Ein Art Maus, die man gegen irgendwas bewegt, um eine Zeigerbewegung auf dem Bildschirm in eine Handbewegung auf dem Schreibtisch zu übertragen. Ergebnis: Wenige gute "Mausstudien 2015".

3. Erfinden wir ein neues Computer-Hand-Interface. Annahme: Völlige Designfreiheit.
Methode: Infragestellung der Zeiger-Maus-Beziehung. Was tut man eigentlich, wenn man mit der Maus eine Anwendung bedient? Man klickt sich durch unendliche Dateiexplorerebenen. Man klickt Menüs auf und zu, für die meist gleichen Manöver. Man liest. Man clickt. Man liest, will für später speichern, speichert. Man sucht Dateien und Daten zu denen man das Gefundene in Beziehung setzen will. Man clickt Fenster nach vorne, weil man einen Telefonanruf zu einer Email bekommt....

Die spannende unterliegende Frage ist: Hat man mit der Maus eine effiziente oder ineffiziente Methode im Umgang mit dem Computer unterstützt? Lohnt es sich, völlig neue Methoden zu überlegen? Wie macht man sich eigentlich die Schwächen des Alltags bewusst? Und an welchen Parametern kann man drehen?

Was ich damit sagen will:

Me-too Produkte werden keine Killerinnovationen. Man muss vom Alltäglichen abstrahieren, und das ist die Herausforderung! Und dann wieder ins Design abtauchen.

Sonntag, 8. Februar 2009

Continuous Management Innovation

Fortune (Business Strategy) hat Prof. Gary Hamel zum Nachfolger des weltbesten Strategieberaters Peter Drucker ernannt.

Hier ist einer seiner Vorträge der erklärt, warum:

Zusammenfassung seiner Thesen:

Phase 1 "Embrace new challenge"
Traditionelle Mitarbeiterfähigkeiten wie Intellektualität sind heute global verfügbare Commodities. Große Defizite, weil in bisherigen Organisations- und Managementmethoden unterdrückt und ignoriert bestehen in Kreativitätstechniken: Z.B. der Assoziation, was lässt sich branchenübergreifend für mein Unternehmen lernen?
Eine Umfrage ergab, dass gegenwärtige Führungsmodelle mehr als 50% der Mitarbeiterfähigkeiten ungenutzt lassen. Zielereinbarungen sollten nicht mehr am Unternehmen sondern an Mitarbeitern ausgerichtet werden. Ziel der Organisation sollte es sein, die Mitarbeiterfähigkeiten gezielt einzusetzen.

Phase 2 "Deconstruct management orthodoxies"
Das Management muss bewusst zwischen momentanen und langfristig gültigen Wahrheiten zu unterscheiden lernen. (Anm.: Dies erfordert u.a. die Fähigkeit zur Selbstreflektion und -kritik). Wörtlich sagt er: Viele Manager übernehmen Change Management Konzepte, die an Dritte Welt Diktatoren erinnern...

Phase 3 "Search for new principals and examples"
Die alte operative Denke kreist um einzelne Problemlösungen und deren technologische Antworten nebst zugehöriger Budgetplanung. Es braucht die Bereitschaft zur Offenheit, neue Muster und Zusammenhänge zu erkennen und anhand neuer Vorbilder zu lernen.

Phase 4 "Experiment, learn, adapt"
Ohne die Bereitschaft zu experimentieren, dabei Fehler zu riskieren, zu lernen und erfolgreiche Versuche zu systematisieren und zu adaptieren sei keine Management Innovation zu erzielen.

TRIZ Entwicklungsgesetze

(Fortsetzung)

6. Entwicklungsgesetze von Erfindungen

Altschuller hat folgende Entwicklungsgesetze identifiziert, die sich nach seiner Erkenntnis quer durch die Technikbereiche meist wiederholen:

EWG 1 - Die geometrische Vielfalt (oder Komplexität) von Objekten nimmt von Generation zu Generation zu
Punkt -> Linie -> Kurve -> Fläche -> Raum

EWG 2 - Objekte entwickeln sich stufenweise zu komplexen Systemen und dann zurück zu leistungsfähigen Monosystemen
Mono -> Bi/Stereo -> Poly -> Advancd Monosystems
Beispiel: Kopierer, Rechner (von der Monoanwendung, CAD) bis zu drahtlos vernetzten Notebooks

EWG 3 - Die Dynamisierung und Steuerbarkeit von Systemen nimmt stetig zu
System starr -> 1 Gelenk -> mehrere Gelenke -> völlige Elastizität -> arbeitet mit Flüssigkeit/Gas -> mit Felndern statt Stoffen
(Beispiel Fahrradgangschaltung Kettenschaltung, Nabenschaltung)

EWG 4 - Die rhythmische Koordination von Objekten nimmt zu
Keine Schwingung -> Nutzung von Schwingungen -> Nutzung von Resonanzen -> Koordination von Schwingungen -> stehende oder wandernde Wellenbereiche ->

EWG 5 - Die Segmentierung / Zergliederung innerhalb von Objekten und Systemen nimmt zu einer höheren Idealität hin zu.

EWG 6 - Die Effektivität zwischen Objekten und ihrer Umgebung nimmt durch Zusätze zu.

EWG 7- Die Miniaturisierung von Systemen und Subsystemen nimmt zu. Technische Systeme entwickeln sich über die akroebene über Minisysteme zu Mikrosystemen

EWG 8 - Von der menschlichen Interaktion zur Automation. Systeme werden fehlerunanfälliger und stablisiert durch autonome Regelungen.

Samstag, 7. Februar 2009

TRIZt Eure Chefs!

Ich habe zwischen den Jahren TRIZ für mich entdeckt und bin neugierig, zu welchen Ergebnissen ich es in meiner Entwicklungsumgebung führen kann.
Ich stütze mich dabei wesentlich auf das Buch "TRIZ/TIPS Methodik des erfinderischen Problemlösens" von Bernd Klein.
Wo immer es mir geeignet erscheint, werde ich auch meine Erkenntnisse aus dem IDEO Workshop einfließen lassen.

Hier der 1. Teil:

1. Entstehung der Methode TRIZ
"TRIZ" = russisches Akronym für "Theorie des erfinderischen Problemlösens". "TIPS" = englisches Akronym.
Erfinder: Altschuller, Russe, formulierte 1956 das TRIZ Konzept, nachdem er ca. 200.000 Patentschriften auf die Systematik des erfinderischen Problemlösens untersucht hatte.

2. Erste Erkenntnis nach Altschuller:
- Ziel einer Entwicklung ist das ideale Design
- Ein Problem ist überwindbar, wenn der bestehende Widerspruch aufgelöst wird
- Nur Inventionen bilden den Fortschritt
- Ein Innovationsprozess lässt sich schrittweise gliedern

3. Schema für die Bewertung von Erfindungen
1. Konventionelle Problemlösung bestehend aus Lösungen bekannter Prinzipien (Anteil an Patentanmeldungen 32%)
2. Geringfügige Erfindung bestehend aus Verbesserungen mit Kompromissen (45%)
3. Substantielle Erfindung bestehend aus grundlegenden Verbesserungen an einem existierendem System (18%)
4. Erfindung außerhalb einer Technologie bestehend aus einer neuen Designgeneration oder konstruktiven Lösung, basierend auf einer wissenschaftlichen Erkenntnis (4%)
5. Neue Entdeckungen bestehend aus einer grundlegenden Erfindung basierend auf einem neuen wissenschaftlichen Phänomen (1%)

4. Übertragbare Lösungsansätze aus Analogien
Methode:
Konkretes Problem in konkretem Zusammenhang -> Abstrahierung -> Suche in Lösungskatalog der abstrakten Lösungen -> Transformation der abstrakten Lösung auf die konkrete Aufgabe


5. Relevanz von Erfindungen (Marktbedeutung)
Neben der Frage, wie erfinderisch eine Aufgabenlösunge ist, beeinflusst ihre Relevanz ganz wesentlich ihren Marktwert. Viele Organisationen prüfen diese Relevanz gegen vorhandene Martkforschungserkenntnisse und allgemeine Trends.
Wer sich jedoch nur darauf stützt lässt sein eigenes Urteilsvermögen außer acht. Es gibt auch erfolgreiche Erfindungen, die sich nicht aus der Marktforschung ablesen lassen. Das sind die Antworten auf Fragen, die niemand öffentlich gestellt hat, die aber trotzdem vorhanden sind. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist der Parklenk-Assistent von VW, der das Rückwärtseinparken durch eine automatisierte Lenkbewegung unterstützt.

Eine Methode, um solchen unausgesprochenen Bedürfnissen von Kunden auf die Spur zu kommen, praktiziert die Produktdesignagentur IDEO. Sie beobachtet Kunden dabei, wie diese ein Produkt tatsächlich nutzen und auf welche Probleme sie dabei stoßen und welche Workarounds sie dabei entwickeln. Diese Erkenntnisse weichen sehr häufig von den vermeintlichen Kaufargumenten, von denen Produktmanager und Marketingabteilungen ausgehen, ab. Bekannt wurde IDEO mit dem Neudesign eines Einkaufswagens.

Die ökonomischen Nutzenkategorien einer Erfindung lassen sich teilen in
- Kostensenkungspotenziale (Prozesse wie Produktion, Entwicklung, Service)
- Umsatz- oder Gewinntreiber (Produkte, Dienstleistungen)

Man braucht gerade bei der Einschätzung von Kostensenkungspotenzialen oft interne Prozesskenntnisse, die man fast nur aus einem Beratungsprojekt gewinnen kann.
Die Einschätzung von Umsatzpotenzialen lässt sich im ersten Schritt mit einem Desktop Research eingrenzen. Man suche nach den Absatz-, Preis-, Umsatzzahlen in Analysten- und Geschäftsberichten einzelner Unternehmen. Man schaue sich dann die Aufteilung des Marktvolumens auf die wichtigsten 5-10 Anbieter an. Dann gewinnt man ein Gefühl dafür, welche Relevanz eine Produkterfindung haben kann. Wer ans Auslizenzieren denkt, sollte sich nicht auf den Marktführer sondern die dahinterliegenden (hungrigen) Anbieter konzentrieren.

Wenn man eine gesunde Einschätzung der Nutzenkategorien hat, kann man diese auf mehrere (die relevanten entlang des Produktlebenszyklus) hochrechnen.

Der Erfindung kann man dann jedoch nur einen Bruchteil der gewonnen Werte zuordnen, da diese häufig nur entscheidende Merkmale verbessert aber nicht das Gesamtprodukt darstellt.

Alarm in der Umweltzone

Berlins Polizeipräsident Dieter Glietsch setzt Prioritäten:



Die nächtlichen Brandstifter in Friedrichshain und Kreuzberg verfolgt er erfolglos, aber mit Routine. Die Einhaltung der Plakettenpflicht in der "Umweltzone" lässt er von Funkwagen überwachen, die die strengen Auflagen selbst nicht erfüllen und deshalb von der Plakettenpflicht ausgenommen wurden. (Thomas Hillenbrand hat für diese die richtige Plakette im Web entdeckt..)

Richtig Einsatz zeigt er hingegen bei Radarkontrollen. In der Voßstraße in Mitte setzte er an einem Januarwochenende ein Anti-Tempo-Kommando ein (siehe Foto). Fünf Streifen versteckten sich hinter einem Zivilfahrzeug und bauten ihr Equipment auf. Erkennbar wurde einigen Tempojägern schnell langweilig...

"Hidden Champions" melden keine Patente an

Dieses Werk von Hermann Simon ist absolut gegen den Strich vieler kurzlebiger Managementmoden gebürstet. Es stellt auch eine meiner Grundüberzeugungen in Frage, weshalb ich hier kurz darüber berichten will.

In Sachen Marketing und Patenten halten die "Hidden Champions" kurz gesagt einfach die Klappe. Sie kennen ihre Kunden, hören ihnen zu, entwickeln ihre Produkte und Services dementsprechend weiter. Und ansonsten hört und sieht man nichts von ihnen, wenn man nicht zu ihren Kunden gehört.

Warum?

1. Sie wollen keine schlafenden Hunde (Wettbewerber) wecken. Sie wollen möglichst jedermann im unklaren darüber lassen, dass sie in einer schmalen aber lukrativen Nische arbeiten.
2. Sie wollen vor allem Berater und Analysten nicht alarmieren, vor deren halbgaren aber lautstarken Unwissen sie sich fürchten. Sie wollen sich von keinem Rezensenten oder Kritiker einen neuen Rythmus aufzwingen lassen.
3. Patente (Offenlegungen) sorgen für Aufmerksamkeit und Nachahmung und deshalb unterlassen die "Hidden Champions" jedwede Patentanmeldung. Deshalb findet man einige der innovativsten Unternehmen auch nicht in Patentdatenbanken.
4. Marketingmaßnahmen, die über die Direktansprache ihrer Bestandskunden hinausgehen und deshalb das RIsiko von a) Streuverlusten und b) Aufmerksamkeiten bei Wettbewerbern sorgen, werden unterlassen.

Somit sind die Hidden Champions eigentlich Hiding Champions.

Freitag, 6. Februar 2009

Analyse von Vorwärtszitaten in Patentschriften

Wer nach Inspiration für neue Produktideen sucht, könnte einfach mal verfolgen, wie andere Erfinder seine Patente weiterentwickeln. Wer ein neues Patent anmeldet, muss den Stand der Technik recherchieren. Also, wie die zugrunde liegende Aufgabe bisher gelöst wurde. Auf diese Patente verweist man, um zu zeigen, an welcher Stelle man selbst "noch einen drauf" setzt. Hier lässt sich die erfinderische Höhe der Patentanmeldung ablesen. Ist sie zu klein, lehnt der Prüfer des Patentamtes die Erteilung des Patentes ab.

Im Umkehrschluss heißt das: Wer früher ein Patent angemeldet hat, wird heute vielleicht von anderen Patentanmeldern recherchiert. Wenn die eigene Erfindung wichtig für den Fortschritt in diesem Technikbereich war, wird sie vielleicht besonders häufig zitiert. D.h. aus einer Vielzahl so genannter "Vorwärtszitate" (vorwärts bezieht sich auf die Zeitrichtung) kann man auf einen hohen Stellenwert des eigenen Patents schließen. Denn wer das Vorwärtszitat nutzen will, braucht wahrscheinlich auch das vorherige Patent.

Doch nicht nur für Fragen der quantitativen Bewertung eines Patentes ist die Vorwärtszitatanalyse interessant. Auch die Inhalte, die sie liefert können interessant sein. Sie inspirieren vielleicht zur Anwendung auf eigene Produkte, oder zu weiteren Entwicklungen der gefundenen Patente.

Wie kommt man an Vorwärtszitate? Leider sind diese Recherchen nicht online durchführbar. Man muss die internen Datenbanken des Patentamtes und seiner Außenstellen nutzen. Oder man mietet sich Zugriff auf einen der bekannten kommerziellen Patentdatenbankanbieter. Hier kann man seine Patentaktenzeichen eingaben und per Mausklick startet man die Vorwärtsrecherche. Allein schon die Erkenntnisse, WER besonders gerne die eigenen Patente zitiert, ist interessant, und liefert im günstigen Fall Hinweise auf evtl. Lizenznehmer oder Entwicklungspartner oder Kunden.

Patentdatenbank als Wettbewerbsinformationsquelle

Wie wäre es, sehr konkrete Informationen zu kommenden Produkten und den beabsichtigten Zielmärkten Ihrer Wettbewerber serviert zu bekommen? Und das ganze auch noch kostenlos, als PDF-Dokument?

Voila! - Besuchen Sie http:www.depatisnet.de und recherchieren Sie die Offenlegungsschriften Ihrer Wettbewerber. Das Patentamt veröffentlicht Patentanmeldungen 18 Monate nach Posteingang. Und die online abrufbaren Schriften beinhalten alle Informationen über das, was da kommen wird:
- DIe entscheidenden Produktvorteile im Kapitel Patentansprüche.
- Ausführliche Nutzenvorteile gegenüber dem Stand der Technik im Textbody.
- Die Namen der Erfinder.
- Später auch die beabsichtigten Zielmärkte, wenn die Erstreckung der Patente auf weitere Länder erfolgt.

Ich empfehle, solche Patentrecherchen regelmäßig durchzuführen und mit den eigenen Produktmerkmalen und Entwicklungsprojekten zu vergleichen.

Man gewinnt nicht nur Informationen über seine Wettbewerber. Man bekommt auch Entscheidungshilfen, ob sich die eigene geplante Patentanmeldung noch lohnt. Wenn der Wettbewerber auch nur einen Tag eher angemeldet hat als ich , habe ich das nachsehen und kann die Kosten für die Anmeldung sparen. Angeblich kommt die Hälfte aller Patentanmeldungen nicht zur Erteilung, weil sie nicht mehr neu sind.

Porsche bremst rein generatorisch

Was nur wenige wissen (woher auch?): Die Möglichkeit, ein Elektro- oder Hybridfahrzeug "auf den Generator" zu bremsen, reduziert zwar die Verluste des Bremsvorgangs. Aber nur partiell, da es die mechanische Bremse nur unterstützt. Man löst das generatorische Bremsen, das auch als Rekuperation bezeichnet wird, auch mit dem Bremspedal aus.

Das bewirkt gleich zwei Nutzeneffekte:
1. Man wandelt kinetische Energie in elektrische Energie, die in der Batterie für das elektrische Fahren gespeichert wird.
2. Die Abnutzung der Bremsbeläge reduziert sich.

Porsche hat nun ein Patent angemeldet, das noch einen Schritt weitergeht: Einen Schalter am Lenkrad, mit dem man eine pure Rekuperation auslösen kann. Das Bremsmoment wird hier nur noch vom Generator aufgebracht.

Die Erfinder von Porsche schreiben, dies ermögliche eine sehr sparsame vorausschauende Fahrweise. Wer z.B. schon aus weiterer Entfernung ein Hindernis oder Tempolimit erkennt, z.B. Ampelkreuzung oder Ortseingang, kann seine Fahrt so timen, dass er mit dem richtigen Tempo an der Marke ankommt. Das kann man zwar auch mit reinem Schiebebetrieb ohne Rekuperation, aber hier muss man früher vom Gas gehen.

Einer Einschränkung unterliegt die Erfindung aber: Man braucht einen Energiespeicher, der die hohe Leistung der Rekuperation auch speichern kann. Hierzu muss entweder die Batteriekapazität erhöht werden. Oder man greift auf Super-Caps (Kondensatoren) zurück.

Aktenzeichen: DE 10 2007 035 423 A1
Titel: Hybridfahrzeug
Anmelder: Porsche AG

Donnerstag, 5. Februar 2009

IBM hat etwas Nettes für Callcenter Leiter

Das DPMA hat 2007 eine Patentanmeldung von IBM mit dem Titel "Verfahren zur Ermittlung von Persönlichkeitsmerkmalen unter Verwendung eines sprachbasierten Dialogs" veröffentlicht. Die Anmeldung beim EPA erfolgte am 28.07.2000. Die Erfinder sind Mitarbeiter der IBM in UK.

Das System unterstützt Callcenter Agenten oder Sprachcomputer bei der Analyse und Datenbankspeicherung von Persönlichkeitsmerkmalen, die sich aus der Stimme des Anrufers erkennen lassen. Z.B. Geschlecht, Dialekt (Herkunft) und sogar angeblich den Bildungsgrad. Die Daten sollen vorhandene Kundendatenbanken bzw. Business Intelligence Systeme von CRM Systemen anreichern.

Man darf gespannt sein, was Datenschützer davon halten, wenn diese Technik in Produktion geht bzw. publik wird. Zwar ermittelt solch ein System keine Informationen, die nicht auch ein Callcenter Agent erkennen und erfassen kann. Aber verknüpft mit weiter vernetzten Datenbanken ist es denkbar, einen Anrufer allein anhand seiner Stimme zu identifizieren oder aus einem Kreis von Kandidaten "einzukreisen"...

Das wäre doch was für die Herren Mehdorn und Zumwinkel.

Aktenzeichen: DE 600 30 920
Titel: Verfahren zur Ermittlung von Persönlichkeitsmerkmalen unter Verwendung eines sprachbasierten Dialogs
Anmelder: IBM

Dienstag, 3. Februar 2009

Schutzmöglichkeiten für Software

Softwarepatente sind in der Open Source Szene allseits beliebt. Trotzdem ist es besser, man haut selbst welche. Man weiß ja nie. IBM ist Patentweltmeister, stellt aber gönnerhaft einige von ihnen kostenfrei zur Verfügung. In der Arena der Patentschlachten war es lange ruhig, bis Tomtom und MIcrosoft in den Ring stiegen. Der Streit wurde kürzlich beigelegt. Sicher nicht zuletzt, weil beide Seiten etwas zu bieten hatten.

Wer wissen will, ob er selbst schutzfähiges Knowhow auf seinen Servern hat, kann sich in einem allerersten Schritt mit folgender Systematik behelfen: Sie zeigt, auf welchen Ebenen man Software mit Schutzrechten schützen könnte. Gilt natürlich nur für neue, erfinderische Entwicklungen. Und für Dienstleister gilt insbesondere, was man in puncto Intellectual Property (IP) in seinem Vertrag geregelt hat.