Mittwoch, 2. Februar 2011

#Egypt: German Käseglocken-TV vs. Al Jazeera

Geht's Ihnen auch so? Von den meisten Artikeln kommerzieller Medien im Internet lese ich nur noch die Überschrift und den ersten Satz. Dann springe ich runter zu den Leserkommentaren. Da steht das eigentlich Originelle. Denn der Textkörper des langen Artikels entspringt meist einer vorgefertigten Pressemitteilung.

Und die Zeitungen unterscheiden sich sehr in der Ausrichtung und Qualität ihrer Leserkommentare. Das hängt auch davon ab, ob die Kommentare "moderiert" werden. Bei der WAZ/DerWesten gab es z.B. bis vor kurzem gar kein Blatt vor dem Mund. Bei der ZEIT tummeln sich die Fachgelehrten. Bei der WELT die Verschwörungstheoretiker. Bei der BUNTEN die Gesellschaftsanalysten.

Und bei der FAZ tummeln sich: die Westerwelle- und Merkelhasser. Nicht etwa Linke und Extremisten in einem unfriendly takeover. Sondern bürgerliche FAZ-Leser, die mit Schwarzgelb fertig haben. EURO Rettungsschirme, HRE-Rettungsschirme, die Verkomplizierung von Reisekostenabrechnungen durch unterschiedliche Steuersätze, die fehlende persönliche Eignung Westerwelles und der Opportunismus von Merkel und Guttenberg haben sie alle vergrätzt. Das qualitativ interessante an Wut und Empörung sind ihre Ehrlichkeit.

Man ist entsetzt, dass Merkel, die doch den Mauerfall selbst erlebt hat (aber wie empfunden..?) gegenüber anderen freiheitsliebenden Völkern eine opportunistische Politik fährt. Von Westerwelle verstehen währenddessen immer mehr, dass er keine Reisewarnungen ausspricht sondern von Reisen "abrät", weil das seiner Reisebüroklientel viel Geld spart. Von beiden hören wir keine Freude über den Sturz langjähriger Despoten. Ganz Europa bleibt lieber stumm. So, als könne morgen von Wikileaks aufgedeckt werden, warum wir diese Typen jahrzehntelang unterstützt haben? Warum es offiziell Terrorfahndungen nach den Mördern von Lockerbie gab, aber die britische Regierung Gaddafis Leuten Ratschläge gab, wie man den angeblich krebskranken, lebenslang einsitzenden Terroristen freibekommt. Für ein Fass voll Öl. Was, so fragt man sich, gäbe es über Kohl, Genscher und ihre Nachfolger aufzudecken? Hier wäre mal Gelegenheit für ehrgeizige Journalisten, ein bisschen nachzuharken. (So wie die Ruhrbarone im Ruhrpott. Sowas fehlt uns hier übrigens in dem sumpfigen Berlin.)


Aber von den Journalisten bin ich enttäuscht.

Übrigens genauso wie von den Programmdirektoren unserer Fernsehsender. Was die sich am vergangenen Wochenende an hartnäckiger Ignoranz gegenüber den Entwicklungen im nahen Osten geleistet haben, das ging auf keine Kuhhaut. Das galt für die üppig subventionierten Sender und Zusatzsender von ARD und ZDF genauso wie für die sogenannten Nachrichtensender n-tv und n24. Die brachten den ganzen Tag ihre geplanten Konserven über U-Boote im 2. Weltkrieg usw.. Wenn wir draußen Schneefall haben, bekommen wir vier Brennpunkte parallel. Wenn sich die arabische Welt revolutioniert, kriegen wir nichts davon mit. Käseglocken-TV

Wenn es medial so schlimm ist, hilft nur noch Twitter. Da findet man schnell Alternativen wie z.B. Al Jazeera GB. Die berichten live aus Ägypten. Wer gegen die jetzt spontan den Verdacht hegt, womöglich politisch eingefäbt oder gar gesteuert zu sein, dem geht es wie George W. Bush, der beim Einmarsch in den nahen Osten Al Jazeeras Sendestation in Basra bombardieren ließ. Damals ging das Gerücht, es gebe einen Search&Destroy-Befehl gegen alles was mit "Al" anfängt.

Die Kommentatore von Al Jazeera nehmen alles auseinander. Für politisch Interessierte lohnt es sich wirklich, mal durch die Blogs zu stöbern: Link. Ziemlich beeindruckt hat mich z.B. dieser hier, der die Statements des US-Außenministeriums zu den Entwicklungen in Rumänien 1989, Iran und Ägypten verglichen hat: Link

Einen medialen Höhepunkt habe ich heute leider verpasst: Die EU-Außenbeauftrage hat heute vor dem EU-Parlament über Tunesien und Ägypten gesprochen. Danach wurde sie telefonisch -anscheinend ungewohnt hartnäckig- zu ihrer Haltung gegenüber der ägyptischen Freiheitsbewegung interviewt. Als die Frage kam, was die EU tun könnte, falls Mubarrak ihren Aufruf zur Mäßigung nicht befolge, brach die Telefonverbindung ab..


Aber auch CNN hatte einen Livestream zumindest im Web geschaltet. Die Amerikaner, so ausgebrannt sie im Moment auch wirken, wenn es um die Freiheit geht, dann wollen sie wohl live dabei sein. Genau wie wir Deutsche.

Heute, am Mittwoch, hat die ARD einen Brennpunkt angekündigt. Auslöser ist wohl dass das Hochhaus, in dem ihr Korrespondent einquartiert war, heute in Brand gesteckt wurde. Ist also eher eine Selbstmitleidgeschichte. Vielleicht wird die GEZ-finanzierte ARD auch noch einen Spendenaufruf bringen. Mal sehen.

Kommt jetzt doch ein EU-Patent "light"?

Zukünftig soll es ein EU-Patent mit Wirkung in mindestens 12 EU-Staaten geben. Die CDU im EU-Parlament hat dies auf dem juristischen Wege der "verstärkten Zusammenarbeit" angestoßen.

Das neue EU-Patent gäbe es nur noch auf englisch, französisch oder deutsch und würde in folgenden Ländern gelten:
Deutschland, Frankreich, Dänemark, Estland, Luxemburg, Polen, Slowenien, die Niederlande, Litauen, Finnland, Großbritannien und Schweden.

Das Plenum des Europäischen Parlamentes muss das Dossier voraussichtlich im Februar aber erst einmal verabschieden.

Quelle: Golem

Enercon India

Enercon hat 1994 in Indien ein Joint-Venture mit einem indischen Textilfabrikanten gegründet. Der hat sich mit der Enercon India immer mehr "verselbständigt" und stellt Enercon Deutschland inzwischen kalt: Keine Berichte, keine Dividenden. Dafür fordert er die freie Nutzung aller Patente, schreibt die FAZ. Nachdem ihm dies nicht eingeräumt wurde, hat er angefangen, Enercon Patente vor dem indischen Patentgericht nichtig zu klagen. Patente, die in anderen Ländern bereits erteilt sind. Den Klagen wurde stattgegeben. Enercon drohen damit Vermögensverluste und der Verlust des indischen Marktes. Umweltminister Röttgen kümmert sich bislang nicht darum. Übrigens wie auch seinerzeit Wirtschaftsminister Rexrodt: In den 90ern ließen sich Vertreter amerikanischer Elektrotechnikhersteller die Enercontechnik vorführen. Nur, um diese dann selbst in den USA zum Patent anzumelden. Dabei nutzten sie die Eigenart des US-Patentrechtes, dass eine angemeldete Erfindung nur in den USA neu sein muss. Was im Rest der Welt Stand der Technik ist, sehen die USA nicht...
SPD MdB Garrelt Duin hat nun eine Anfrage an die Bundesregierung gestellt, was sie zum Schutze deutscher Firmen in Indien zu tun gedenkt. Bin sehr auf die Antwort gespannt...

Quelle: FAZ

Samstag, 29. Januar 2011

Spatenstich am Leipziger Platz

Nach drei Jahren willkommener Vertögerung haben gestern die Bauarbeiten am Leipziger Platz begonnen:

Hier stand das berühmte Kaufhaus Wertheim mit seiner traurigen Geschichte von der Arisierung bis zum Rechtsstreit zwischen den Nachkommen der Familie Wertheim, dem Karstadtkonzern und dem Land Berlin.

Mittwoch, 26. Januar 2011

10 Jahre Umzug nach Berlin - 2001

Wir nähern uns unserem zehnjährigem Berlinjubiläum. Im Dezember 2000 hatte ich einen der vielen glücklichen Momente in jenem Jahr voller Visionen und Aufbruchsstimmung gehabt: Ich hatte im April den Job gewechselt und im Dezember musste ich als neuer Internetberater bei einer Angebotspräsentation einspringen. Es ging um ein Projekt bei einem Berliner Energieunternehmen. Und es ging um mein Kernthema. Ich war motiviert und gut drauf und bekam gutes Feedback. Wenig später erfuhren wir, dass wir den Zuschlag bekommen hatten. Hurra. Nach den Reisen nach Wien und immer wieder Hamburg war endlich Berlin dran. Da das Projekt lange dauern sollte, war da die Frage: Im Hotel wohnen, oder die Gelegenheit beim Schopfe packen und richtig umziehen? Die Wahl viel auf ein möblierte Zimmer in der zweitschönsten Straße Charlottenburgs: der Mommsenstrasse.

Das Projekt sollte im Februar beginnen. Glücklicherweise feierte ein Kollege von mir im Januar in der drittschönsten Straßen Charlottenburgs, der Schlüterstraße, Wohnungseinweihung. Am nächsten Tag schauten wir uns ein möbliertes Apartment um die Ecke an, Mommsen Ecke Leibnitz. Sah gut aus und passte. Die Entscheidung fiel schnell...

Wir planten einen Umzug in zwei Schritten. Ich machte die Vorhut. Ich werde die Fahrt im ICE durch das weiße, vereiste Flachland nie vergessen. Gedanken an all that you can't leave behind und an das, was vor uns liegen sollte. Ich stieg am Bahnhof Zoo aus und fuhr mit der S-Bahn zurück bis Savignyplatz. Damit sind auch schon zwei Dinge genannt, die es heute nicht mehr so gibt: ICE-Halte am Zoo und eine funktionierende S-Bahn.

Ich war mit der Vermieterin verabredet. Wir hatten telefonisch verabredet, dass wir erstmal den Mietvertrag unterschreiben und alles andere, wie z.B. die Kautionszahlung, später nachholen wollten. Ich wollte erstmal den Schlüssel, um unseren Brückenkopf beginnen zu können. Aber schon am ersten Tag lernte ich, dass man in Berlin alles schriftlich machen muss. Die Dame wollte Cash sehen. Also ging ich zum Kudamm, stieg in den Bus, um zur Dresdner Bank an der Gedächtniskirche zu fahren. Die Dame wusste keinen näheren Geldautomaten, sie kannte die Filialen am Olivaer Platz nicht..

Jedenfalls ging der Spaß im Bus gleich weiter. Eine Station weiter stieg ein aggressiver Besoffski ein und fing eine Schlägerei an. An der nächsten Haltestelle am Kudamm, flüchteten wir alle aus dem Bus. Ich werde auch dieses Gefühl der Unsicherheit nie vergessen: Eigentlich wäre es ein Leichtes gewesen, den Mann zu zweit unschädlich zu machen. Aber man weiß ja nicht, was der noch alles in seiner Manteltasche hat. Nur der Busfahrer bewies Mut und griff den Typen an. Ich rannte in den Porzellanladen an der Haltestelle und bat den Verkäufer, die Polizei zu rufen. Der ließ mich das jedoch lieber selbst machen. Als ich wieder raus kam, hatten Polizisten den Mann schon überwältigt. Zu dem Zeitpunkt hatte ich fast vergessen, warum ich eigentlich unterwegs war...

Gut, irgendwann war alles geregelt. Ich bekam den Schlüssel für unsere erste Wohnung in Berlin. In der Mommsenstreet, wie wir sie bald nannten. Ich war zufrieden und voller Aufbruchstimmung. Einen Tag später machte ich mich mit dem Bus auf den Weg zum Projektstart und las im Tagesspiegel vom Berliner Bankenskandal. Einen Monat später, meine bessere Hälfte war inzwischen dabei, auch ihre Aktivitäten nach Berlin zu verlagern, hörten wir vom Zusammenstoß eines amerikanischen Spionageflugzeugs mit einem chinesischen Kampfjet im südchinesischen Meer und den äußerst aggressiven Reaktionen des neuen US-Präsidenten George W. Bush. Ich weiß noch, wie wir die Tagesthemen schauten. Ich schlief dabei ein. Mein letzter Gedanke vor dem Einschlafen war die Vision, dass wir diesen Bush bestimmt irgendwann in olivgrüner Uniform sehen würden.

Im Februar 2001 sah Berlin noch anders aus:
- Der Palast der DDR stand noch.
- Zoo war noch Fernbahnhof, Charlottenburg Regionalbahnhof.
- Tempelhof war noch Stadtflughafen.
- Das Schimmelpfeng-Haus am Breitscheidtplatz stand noch.
- Den Hauptbahnhof gab es noch nicht.
- Das Bundeskanzleramt war noch nicht eingeweiht.
- Die Loveparade fand jährlich auf der Straße des 17. Juni statt.
- Unternehmen wie Pixelpark und ID-Media prägten die Szene.

Auch die Welt war noch eine andere:
- Die WTC-Türme in New York standen noch. Wir hatten sie im Oktober 2000 besucht und hatten dasselbe für Oktober 2001 geplant.
- Das Internet eroberte die Wirtschaft.
- Die New Economy Blase war im Begriff zu platzen.Auf meinem Nachttisch lag ein Buch, dass ich aus den USA mitgebracht hatte: "The coming internet depression"

Montag, 24. Januar 2011

Wer sind die CO2-Sünder?

Ist es sinnvoll die CO2-Länder an deren schierer Emissionsmenge zu messen? Will sagen, ist es fair immer auf die größten Emittenten zu verweisen und dann zu sagen: Wenn USA und China voran gehen, weil die am meisten emittieren, dann machen wir mit?

Ich glaube nicht.

Ich finde, man sollte die "CO2-Intensität" auf die Bevölkerungszahl oder Fläche eines Staates beziehen. Man stelle sich vor, der gesamte amerikanische Kontinent sei ein einziger Staat mit den gleichen CO2-Emissionen wie heute. Dann wäre er der Menge nach der größte CO2-Emittent. Aber die Forderung an ihn, mit CO2-Senkungen voran zu gehen wäre von der Absicht her das gleiche, als würde man heute von allen Regierungen erwarten, dass sie sich erstmal einigen, ihr CO2 zu senken, bevor man selbst an Einsparungen denke.

Um ein CO2-Senkungspotenzial eines Kontinents zu realisieren, muss man entweder an eine große oder an viele kleine Staaten appellieren. Beides sollte gleichwertig sein.

Samstag, 22. Januar 2011

Die Psychopathencheckliste von Robert Hare

Habe lange nichts mehr über Führungsqualität geschrieben. Aufgrund der aktuellen Nachrichtenlage heute aber mal wieder ein Eintrag. Der kanadische Kriminalpsychologe Robert Hare hat sich mit den Erscheinungsformen und Ursachen der Psychopathie beschäftigt. Darunter versteht man die Unfähigkeit, sich in andere Menschen versetzen zu können oder auch Mitleid oder Mitgefühl empfinden zu können. Dieser Typus ist mit 6% dreimal so häufig unter Führungskräften und Investmentbankern zu finden, wie in der normalen Bevölkerung, hat Hare herausgefunden. Er führt sogar die unfassbaren Entscheidungen von Investmentbankern, Schrottpapiere zu verbriefen und weiterzuverkaufen, wohl wissend, was sie damit anrichten werden, auf Psychopathie zurück.

Hare hat folgende Psychopathy Checklist Revised entwickelt, mit der man Psychopathen erkennt. Die Liste findet man bei Wikipedia:

Faktor 1: Persönlichkeit "Aggressiver Narzissmus"
- Oberflächlicher Charme/guter Redner
- Überhöhtes Selbstbild
- krankhafter Lügner
- manipulativ
- Unfähigkeit Reue zu empfinden
- Unfähigkeit tiefer Gefühle
- Fehlende Empathie
- Unfähigkeit Verantwortung zu übernehmen

Faktor 2: Fallstudie "Sozial abweichender Lebensstil"
- schnell gelangweilt auf der Suche nach einem 'Kick'
- Lebt gern auf Kosten anderer Leute
- schlechte Selbstbeherrschung
- promiskes Sexualverhalten
- Fehlen realistischer langfristiger Ziele
- Impulsivität
- Verantwortungslosigkeit
-Jugendkriminalität
- Frühe Verhaltensprobleme
-Bewährungsversagen

Freitag, 21. Januar 2011

GRÜNE Bauingenieurskunst: Der neue Pankower Knoten

Die Kultur vieler IT-Projekte ist jetzt auch bei den Berliner Bauingenieuren angekommen: Die Berliner Verkehrsbetriebe BVG haben in Pankow die Straßenbahnoberleitungen tiefer gehängt, um sie an Normen anzupassen. Gleichzeitig verabreichte das Tiefbauamt der Straße unter einer S-Bahnbrücke einen neuen, dickeren Straßenbelag, weil unter ihr neue Leitungen verlaufen. Das Baustellengetöse quälte die Anwohner des Pankower Bahnhofs anderthalb Jahre lang. Jetzt ist die Baustelle fertig.

Ergebnis: Die BVG Doppeldeckerbusse passen nicht mehr unter der Brücke durch. Sollte das ein Busfahrer vergessen, wird er nicht an der Brückenkante hängen bleiben, sondern mit seiner Antenne in der Oberleitung.

Verantwortlich für das Tiefbauamt und die Koordination der Baumaßnahmen, die dem ÖPNV dienen sollten, ist Jens-Holger Kirchner, Mitglied der GRÜNEN. Auf das Malheur vom Tagesspiegel angesprochen antwortete er: Ach wissen Sie, auf dieser Brücke lastet schon immer ein Fluch..

Donnerstag, 20. Januar 2011

Phantomvibrieren und das digitale Leben

Wieso hatte ich damals so hohe Telefon- und Handyrechnungen? 1997 zog ich nach Essen und um mit meinen Freunden aus Dortmund in Kontakt zu bleiben, telefonierte ich viel. Call-by-call war in und Dank Arcor sparte ich im Regio50 Tarif so viel, dass ich mir zusätzlich ein Handy leisten konnte. Das Siemens S4 mit einem Vertrag bei Talkline.

Inzwischen brauche ich kein Handy mehr, außer wenn ich verabredet bin und sicher gehen will, dass Tom nicht am falschen U-Bahn Ausgang wartet. Aber ansonsten telefoniere ich überhaupt nicht gerne. Weder beruflich noch privat. Es fängt damit an, dass der Anrufer den Zeitpunkt für den Angerufenen aus Unwissenheit fast immer unglücklich wählt. Als Anrufer weiß ich das und der erste Satz dreht sich immer darum, ob es dem anderen gerade passt. Ich versuchte früher auch, den Zeitpunkt abhängig davon zu wählen, wie lange das Gespräch wohl dauern würde. Alte Freunde aus dem Pott oder Hamburg rufe ich nicht kurz vor der Mittagspause an. Und wenn ich abends anrufe, sind sie doch gerade im Auto auf dem Heimweg und können nicht gut sprechen.

Ich nutze auch Zugfahrten nicht zum Telefonieren. Nicht nur, weil die Verbindung in der niedersächsischen Steppe so schlecht ist. Es gibt auch so gut wie kein Gesprächsthema, dass ich nicht lieber führen würde, wenn ich allein im Raum bin. Geschäftlich, wie privat.

Umgekehrt: Wenn ich im Büro angerufen werde, werde ich immer aus einer gedanklichen Konzentration gerissen. Aufgabenwechsel kosten immer Zeit. Es kann auch sein, dass ich nicht im Büro bin, sondern im Zug oder in Wolfsburg. Viele Fragen müssen nicht hier und sofort gelöst werden. Das will höchstens der Anrufer. Die einzige angenehme Kommunikation vie Handy ist die SMS.

Das alles geht doch schriftlich viel angenehmer. Früher war schriftlich blöd, weil langsam. Dann kam Fax, und die Zeit, wo man vor dem Gerät im Büro Schlange stand. Dann kam Email, der Segen.

Wenn es um mehr geht als "Ich bin hier, und Ihr so?" dann ist die zeitversetzte, schriftliche Kommunikation die produktivste. Jedenfalls für mich. Ein iPhone ohne Phone aber mit Datenkommunikation wäre für mich das Ideale.

Andererseits: Konzentrierte Arbeitstage am vernetzten Schreibtisch, in Zeiten lange vor dem Abgabetermin, müssen auch nicht unbedingt konzentriert sein. Das Netz kann ein Fluch sein, und immer wieder zur Ablenkung verführen.

Von einem Zeitungsredakteuer hörte ich auf Bayern 2, er schaffe es höchstens einen Absatz zu schreiben, bevor er wieder den Drang verspürt, Emails zu checken oder auf SPIEGEL Online nachzugucken.

Dass Zeit vergangen ist, erkennt man daran, dass es auf unseren Favoritenseiten eine neue Überschrift gibt, dass sich die Börsenkurse bewegt haben oder die Gebote in der Auktion, die wir verfolgen. Das vermisse ich aber nicht, wenn ich dann wieder offline bin. Zu viele Bürotage am Stück machen unruhig. Es tut dann gut, zu Terminen zu reisen.

Doch unterwegs erlebe ich immer öfter ein neues Phänomen, von dem ich bis gestern glaubte, dass es nur mich betrifft:

Das Phantomvibrieren.

Ich habe mein Handy in der Manteltasche. Es ist für eintreffende Anrufe und SMSen auf Vibration eingestellt. Einmal am Tag spüre ich es vibrieren. Ich schaue nach, aber da ist nichts. Keine neue SMS. Manchmal sogar gar kein Handy! Neulich hatte ich es zum ersten mal am Schreibtisch. Mein Handy lag da und auf einmal hörte ich es vibrieren - aber es war Einbildung.

Ich traue mich nur aus einem Grund, dass hier online zu schreiben: Der Redakteur, der in dem Podcast interviewt wurde, hatte davon erzählt. Da waren wir schon zwei. Und dann erzählte er, er habe zum Thema Onlinesucht Schulklassen befragt, und da gingen beim Thema Phantomvibrieren etliche Hände hoch. Bei Jugendlichen ist das bekannt!

Naja, Onlinesucht. Man könnte es auch Akzeptanz nennen. Schreibt, liest und kommentiert man regelmäßig Blogs und Twitter entstehen mit der Zeit neue Bekannte, die man eigentlich nur online kennt. Und später irgendwann auch real kennen lernt. Aber auch umgekehrt: Mit vielen Exkollegen und Freunden maile ich eigentlich seit Jahren nur noch. Ich empfinde das nicht als zweitklassig. Man kann sich schriftlich genau so viel Mühe geben, wie im Gespräch.

Ein Höhepunkt aber ist zur Zeit die sonntägliche Twitterei wenn #Tatort läuft. Da hauen Tatortfans, Nachwuchsschauspieler, Filmstudenten, Hobbydrehbuchautoren usw. ihre Kommentare in den Raum. Auch verfolgen die Zuschauer des Livestreams und der Ausstrahlung in Österreich und Schweiz den Tatort mit einem Zeitvorsprung. Da wirds richtig lustig :-) Das ganze wirkt anziehend, weil es echt ist und live. Gerade, dass man einander nicht sieht, sondern nur liest, sorgt hier für Spannung. Das ist eine Wiedergeburt des Schriftlichen. In meinen Augen ist das Kultur.

Samstag, 15. Januar 2011

Die gravierendsten Fehler bei Patentrecherchen

Die gravierendsten Fehler bei der Patentrecherche:

1. Prioritätsdaten prüfen
Bevor recherchierte Patente tiefer überprüft werden, immer deren (und das der zugehörigen Patentfamilie) Prioritätsdatum auf Relevanz checken.

2. Rechtschreibfehler (und Kopierfehler) bzw. Schreibweisen
Rechtschreibfehler im Namen des Patentanmelders oder Erfinders passieren schnell. Das kann übrigens auch dem Anmelder selbst unterlaufen! Häufig vorkommende Firmennamen oder -teile führen dazu, dass man die volle Schreibweise inkl. der Gesellschaftsform benötigt. Dann kommt es darauf an, korrekt darzustellen, dass man die "Müller Saft GmbH" sucht. Schon hier braucht man tiefere Kenntnisse über die Formulierung der Datenbankabfrage. Schreibt man den Namen einfach so ins das Suchfeld der Einsteigerabfrage, werden die drei Begriffe als ver-ODER-t interpretiert. Da es sehr viele GmbH's unter den Patentanmeldern gibt, fällt es einem u.U. nicht auf, dass das wichtigste Unternehmen, der gesuchte Anmelder, sich gar nicht in der Trefferliste befindet. Auch in Patentaktenzeichen sind Vertipper fatal.

3. Das genaue Verständnis des Kundenwunsches
Patentrecherchen benötigen sehr unterschiedliche Strategien, wenn es um die Neuheitsrecherche für eine Erfindung geht oder um die Identifizierung von möglicherweise relevanten Schutzrechten in einem Technikfeld. Für erstere genügen wenige Treffer, um die Annahme zu Fall zu bringen, eine Erfindung sei neu. Im zweiten Fall kommt es darauf an, möglichst alle relevanten Schriften zu finden. Achtung, es könnte auch um nur bestimmte Märkte, also Länder, gehen,

4. Die richtigen Quellen durchsuchen
Keine Patentdatenbank weiß alles. DEPATISNET vom deutschen Patentamt ist ziemlich gut, aber weiß auch nicht alles. Bei internationalen Recherchen, die alle wichtigen Märkte (Europa, USA, Japan, China, Korea, Südamerika) abdecken sollen, sollte man verschiedene Datenbanken befragen. Und Achtung: Sollte der Klient ein eigenes Patentinformationssystem im Hause benutzen, wird auch dieses für bestimmte Zwecke konfiguriert sein. Man sollte um dessen blinde Flecken wissen. Auch wenn es um die Recherche von Rechtsständen ganz bestimmter Patente in bestimmten Ländern geht, sollte man in der Quelle des Landes suchen, um das es geht.

5. Zeitläufe
Natürlich haben auch Patentrechercheprojekte Abgabetermine, die man einhalten sollte. Das ist das eine. Das andere ist: Wenn zwischen dem Ende der Recherche und dem Präsentationstermin mehrere Monate liegen, kann es neue Offenlegungen geben, die man dann nicht mit drin hat. Das kann leicht passieren, wenn z.B. Sie die Recherche machen, aber andere die Bewertung der Treffer (Reviews), was sich empfiehlt. Um sicher zu gehen, sollte man das seinem Klienten vorher sagen und man sollte Termine festlegen.

Quelle: Intellogist
Gefunden bei: LinkedIn.com

Tip für Auto- und Wohnungsbesichtigungen

Vorsicht, wenn der Verkäufer oder Makler Sie nach Ihrer Handynummer fragt. Das sind die unorganisierten oder undisziplinierten Typen. Zumindest in Berlin.

Die nehmen sich das Recht raus, Ihnen 10 Minuten vor dem Termin noch abzusagen, weil sie den Wohnungsschlüssel nicht ausfindig machen können, der gegenwärtige Besitzer noch mit dem Auto herumfährt oder plötzlich noch seine Tante in Süddeutschland besuchen muss oder der Verkäufer sich offen halten will, ob er am Samstagmorgen Lust auf den Termin hat.

Geben Sie also nur Ihre Festnetznummer an. Wenn der Verkäufer dann drängelt, auch Ihre Mobilfunknummer haben zu wollen, vergessen Sie den Termin am besten ganz.

Die fünf häufigsten Fehler bei Patenrecherchen

Die gravierendsten Fehler bei der Patentrecherche:

1. Prioritätsdaten prüfen
Bevor recherchierte Patente tiefer überprüft werden, immer deren (und das der zugehörigen Patentfamilie) Prioritätsdatum auf Relevanz checken.

2. Rechtschreibfehler (und Kopierfehler) bzw. Schreibweisen
Rechtschreibfehler im Namen des Patentanmelders oder Erfinders passieren schnell. Das kann übrigens auch dem Anmelder selbst unterlaufen! Häufig vorkommende Firmennamen oder -teile führen dazu, dass man die volle Schreibweise inkl. der Gesellschaftsform benötigt. Dann kommt es darauf an, korrekt darzustellen, dass man die "Müller Saft GmbH" sucht. Schon hier braucht man tiefere Kenntnisse über die Formulierung der Datenbankabfrage. Schreibt man den Namen einfach so ins das Suchfeld der Einsteigerabfrage, werden die drei Begriffe als ver-ODER-t interpretiert. Da es sehr viele GmbH's unter den Patentanmeldern gibt, fällt es einem u.U. nicht auf, dass das wichtigste Unternehmen, der gesuchte Anmelder, sich gar nicht in der Trefferliste befindet. Auch in Patentaktenzeichen sind Vertipper fatal.

3. Das genaue Verständnis des Kundenwunsches
Patentrecherchen benötigen sehr unterschiedliche Strategien, wenn es um die Neuheitsrecherche für eine Erfindung geht oder um die Identifizierung von möglicherweise relevanten Schutzrechten in einem Technikfeld. Für erstere genügen wenige Treffer, um die Annahme zu Fall zu bringen, eine Erfindung sei neu. Im zweiten Fall kommt es darauf an, möglichst alle relevanten Schriften zu finden. Achtung, es könnte auch um nur bestimmte Märkte, also Länder, gehen,

4. Die richtigen Quellen durchsuchen
Keine Patentdatenbank weiß alles. DEPATISNET vom deutschen Patentamt ist ziemlich gut, aber weiß auch nicht alles. Bei internationalen Recherchen, die alle wichtigen Märkte (Europa, USA, Japan, China, Korea, Südamerika) abdecken sollen, sollte man verschiedene Datenbanken befragen. Und Achtung: Sollte der Klient ein eigenes Patentinformationssystem im Hause benutzen, wird auch dieses für bestimmte Zwecke konfiguriert sein. Man sollte um dessen blinde Flecken wissen. Auch wenn es um die Recherche von Rechtsständen ganz bestimmter Patente in bestimmten Ländern geht, sollte man in der Quelle des Landes suchen, um das es geht.

5. Zeitläufe
Natürlich haben auch Patentrechercheprojekte Abgabetermine, die man einhalten sollte. Das ist das eine. Das andere ist: Wenn zwischen dem Ende der Recherche und dem Präsentationstermin mehrere Monate liegen, kann es neue Offenlegungen geben, die man dann nicht mit drin hat. Das kann leicht passieren, wenn z.B. Sie die Recherche machen, aber andere die Bewertung der Treffer (Reviews), was sich empfiehlt. Um sicher zu gehen, sollte man das seinem Klienten vorher sagen und man sollte Termine festlegen.

Quelle: Intellogist
Gefunden bei: LinkedIn.com

Donnerstag, 13. Januar 2011

Der einzig "linke" Porsche

Da sind wir wieder. Das ganze pseusoprogressive, weibische Getue um sanfte Elektroautos ist passé. Wir sind aus Detroit zurück und wissen, dass alle Autos, die wir lieben, schon lange gebaut sind und kloppen uns wieder um die letzten und wichtigsten Fragen in Deutschland: Darf ein Linker Porsche fahren?

Ich sage: Natürlich. Aber nicht jeden. Da ist das ganz feine Gefühl für die Unterschiede gefragt. Gleichmacherei sorgt hier nur für Fehlzündungen. Der Elfer der 70er z.B. war was für Fussballspieler. Der Elfer seit 2000, also seit Wiedeking, nur noch was für bürorockende Rechtsanwälte. Dazwischen war aber noch was. War die Zeit - genau wie heute- wo der Mittelstand den ganzen Laden retten musste: Der 924er. Als Porsche am Boden lag, nach der Ölkrise, da musste was Zeitgemäßes her: Ein sparsamer Porsche. Also ein 4 Zylinder. Ein ausgeglichener Typ, den keine Krise aus der Ruhe bringt. Also mit exakter Gleichverteilung des Gewichts auf Vorder- und Hinterachse. Also ein Frontmotor - Heckgetriebler, ein Transaxle.


Achtung Baby, Rot heißt hier: Leistungsgesellschaft

Ein Porsche, den man bezahlen kann. Und benutzen, d.h. mit Kofferraum, wenn die Familie mal in Urlaub will.

Warum weiß Klaus Ernst das alles nicht? Warum weiß er nicht, dass der einzige Porsche für den Vorstand der Linkspartei ein abgerockter 924 wäre? Ein Porsche, der vom Establishment verpönt, weil nicht verstanden wurde? Einer, der im vorigen Jahr seinen Wert fast verdreifacht hat? Der in der Krise an Nachfrage gewinnt, weil alle kapieren: "Mensch, die intelligenz liegt in der Performance, nicht in der Power." Wehe, ich hör' jetzt einen sagen: "Frauenauto, den soll die Lötzsch fahren!" Der hat wieder nix kapiert.

Der 924 ist das Auto für über Land, vor allem für die Rally Havelland, wo magnetische Straßenlage, auch bei plötzlichen Unebenheiten oder Wildschweinhindernissen Überleben bedeutet.



Das wichtigste aber -gerade doch für einen Linken - ist: Dass der Benz des Maklernachbarn einen mit dem Arsch nicht anguckt - oder wir ihn:


Also:
Reih' Dich ein in die Arbeitereinheitsfront
Weil Du auch ein Arbeiter bist..





OK? Wichtig ist noch ein kleines Detail: Der 2,0 Liter ist das Modell für Linke. Für sozialliberale SPDler kommt natürlich nur der modellgepflegte, ausgereifte 924S in Frage. Also, der bei dem Porsche nicht nur das Grundprinzip ist, nicht nur das Fahrwerk, sondern auch die Quelle der Wertschöpfung: Der Motor! 2,5 Liter sind hier angesagt.


Ist das jetzt allen klar? Wenn der Klaus das jetzt auch verstanden hat, dann lade ich ihn gerne mal auf eine Probefahrt ein. Er darf fahren.