Mittwoch, 27. April 2011

ADAC Pannenstatistik: Nur wenige sind konstant zuverlässig

Das interessante an dieser jährlichen Statistik ist der Blick auf die Pannenhistorie der einzelnen Modelle.

Hier fallen nur wenige Modelle mit durchgängigen Bestnoten über die Jahre auf:

Kleinstwagen:
Fiat Panda und Renault Twingo haben sich in den letzten vier Jahren die Bestnote verdient. Gefolgt vom Citroen C2 mit drei aufeinanderfolgenden Jahren.

Kleinwagen:
Nur der BMW Mini weist über alle sechs Jahre den besten Platz auf.

Untere Mittelklasse:
Diese Kategorie weist besonders viele konstant zuverlässige Modelle auf. Den BMW 1er, Audi A3, Peugeot 308, Mercedes A und B Klasse.

Mittelklasse:
Hier stehen BMW X3 und Mercedes C Klasse auf den besten Plätzen. Gefolgt vom BMW 3er. Der Audi A4 kommt dahinter.

Grafik: ADAC

Obere Mittelklasse:
Hier hat kein einziges Modell eine langjährige gute Platzierung. Am besten steht der noch junge Audi A5 da, der erst 2008 auf den Markt kam.

Die Einzelplatzierungen aller Modell kann man beim ADAC nachlesen.

Häufigste Pannenursachen 2010
Mit Abstand war am häufigsten wieder die Batterie die Ursache fürs Liegenbleiben. Der ADAC begründet das mit den langen Winterperioden. Die Anzahl der Stromverbraucher im Auto nehme permanent zu, die Batterie sei für tägliche Kurzfahrten im Winter häufig nicht ausgelegt. Es fehle ihr an Nachladung bzw. an Reserven (Kapazität). Vermutlich wissen nur wenige Fahrer, wie sie ihre Batterie schonen bzw. zu sehr beanspruchen: Viele Kurzstreckenfahrten, bei denen der Motorraum die Batterie kaum aufwärmen kann. Stop&Go-Verkehr mit niedriger Drehzahl (Drehzahl lädt die Batterie auf, aber wir haben uns angewöhnt, niedertourig zu fahren, um Spritz zu sparen..). Und dann noch alle Verbraucher eingeschaltet: Lüfter, Heckscheibenheizung, Scheibenwischer, CD-Player und Licht.

Danach folgen die Bauteile Lichtmaschine und Antriebsriemen.
"Lichtmaschine" kann auch heißen: Abgewetzte Kohlen oder defekter Spannungsregler (der dafür sorgt, dass die Batterie tatsächlich nachgeladen wird), beides kostet nicht viel. Ein Antriebsriemen kostet auch nicht viel, aber wenn er reißt, kann das den Motor zerstören (Ventilgang und Kolbenhub geraten außer Takt und stoßen gegeneinander).

Dies sind die Ausfallursachen der unteren Fahrzeugklassen, auch bei den zuverlässigen Modellen. Sie fallen nunmal volumenmäßig am meisten ins Gewicht.

Schaut man sich die zuverlässigen Modelle in der Mittelklasse und oberen Mittelklasse an, bleiben diese aus anderen Gründen liegen: Beim BMW X3 ist es noch die Batterie. Danach folgen die Kraftstoffpumpe, der Turbolader und eine defekte Reifendruckkontrolle. Beim Mercedes C nerven auch die Batterie und außerdem das Motorsteuergerät, Anlasser und Kraftstoffpumpe. Audi scheint seit je her ein Problem mit der Zündspule zu haben (wobei die, wie ich hörte, pro Zylinder auszutauschen ist..)

Bei fast allen anderen Modellen der Mittelklasse und oberen Mittelklasse stehen Elektronikprobleme (Motorsteuergerät) als Ursache mit drin.

Dienstag, 19. April 2011

"Plagiate finden ist soo einfach."

Interview mit Professorin Weber-Wulff im Dradio: Wie findet man Plagiate im Netz?

Antwort: Nichts einfacher als das: Fünf Wörter aus einem bedeutenden Satz bei Google eingeben. Google durchsucht auch veröffentlichte Bücher, soweit bereits digitalisiert.

Nur fünf Wörter? Ja, weil keine zwei Menschen einen gleichen Gedanken identisch formulieren würden, ist es so einfach, Plagiate zu finden.

Interessant in dem Interview ist auch die etwas ahnunglose Sicht der Redakteurin, die jetzt eine Kultur der Verdächtigungen im Wissenschafts- und Politikbetrieb befürchtet. Antwort von Frau Professorin: Organisiertes Misstrauen gehöre zum Wissenschaftsbetrieb. Jede Arbeit müsse gegen geprüft werden. Nicht nur auf Plagiate, sondern auf ihren Wahrheitsgehalt und die Deutung ihrer Befunde. Und im übrigen: Wozu brauchen Politiker und Angestellte einen Doktortitel, wenn sie an Forschung und Wahrheit nicht interessiert seien? Sie sollten das den Wissenschaftlern überlassen.

Naja, es kann ja nicht jeder Doktor an seiner Uni bleiben. In Forschung und Entwicklung der Industrie braucht man auch Spezialisten.

Übrigens flog vor kurzem ein Doktor der Universität Dortmund auf, weil seine frühere Diplomandin ihre Arbeit in seiner Dissertation unverändert wiedergefunden hatte.

Dann werde ich jetzt auch mal Google anwerfen.. In der Zwischenzeit empfehle ich Ihnen die Website von Prof. Weber-Wulff. Und um den Appetit anzuregen, hier ein Häppchen:

Eine scherzhafte Definition nach Wilson Mizner:

Aus einem Buch abschreiben = Plagiat;
aus zwei Büchern abschreiben = Essay;
aus drei = Kompilation;
aus vier = Dissertation.

Heute mag man ergänzen: aus der Wikipedia = Hausarbeit.

Quelle: Plagiats Portal

Sonntag, 17. April 2011

E10 ist eine Idee von Merkel



Angesichts der aktuell wieder hohen Absatzzahlen deutscher Hersteller von "Premiumfahrzeugen" fragt sich mancher, wie hoch die Halbwertszeit der einen oder anderen Vorstandsaussage "das Auto müsse komplett neu erfunden werden" (Link) zu veranschlagen ist.

2008 brach nicht nur die Finanzkrise aus und bewirkte auch einen Abschwung der realen Wirtschaft, mithin dem Automobilverkauf. Auch die EU (vermeintlich) ärgerte manche Automobilhersteller mit Zielvorgaben von CO2-Flottenemissionen von durchschnittlich 120g/km.

Der BUND schrieb dazu vor kurzem:
Der EU-Ministerrat hatte bereits 1998 einen CO2-Grenzwert von 120 g pro km für den Durchschnitt aller in der EU verkauften Neuwagen ab 2005 auf Vorschlag der damaligen Umweltministerin Angela Merkel beschlossen.
Quelle: BUND

Merkel also hat die 120 g als Umweltministerin zunächst selbst vorgeschlagen, und als Kanzlerin 2007 mit einem Wendemanöver selbst aufgeweicht: Wenn man etwas mehr nachhaltiges Bioethanol ins Benzin mische, ergebe das eine CO2-Gutschrift, die die Anhebung der CO2-Emissionen auf 130g rechtfertige. Da holten die deutschen Autohersteller erstmal Luft und die Biospritbauern jubilierten.

Somit ist die Akzeptanz von E10 durch die Konsumenten aber auch im Interesse der Automobilhersteller, weil sie ihnen Luft bei Motorleistung und Verbrauch verschafft. Das gilt einerseits nur für Neuwagen ab 2015 (ursprünglich für 2012 geplant, aber auf Druck der Deutschen verschoben). Andererseits wird es die Kunden auch dann interessieren, ob die Autohersteller volle Garantien für evtl. Langzeitschäden von E10 abgeben.

Das gegenwärtige Schwarze-Peter-Spiel schafft allerdings alles andere als Vertrauen. Der Autofahrer hat die Nachweispflicht, dass es an E10 lag, wenn sein Motor oder seine Zuleitungen korrodiert sind. Und die Mineralölkonzerne nutzen die Angst der Autofahrer zu schamlosem Abkassieren, in dem sie E5 Super vom Markt genommen haben (kurz nach der Ausmusterung von Normalbenzin) oder es zum Preis von Super Plus verkaufen..

Und es gibt außerdem ein Risiko für die Fahrer von E10-unverträglichen Autos: Sie müssen sich 100%ig darauf verlassen können, dass aus einer Super Plus - Säule wirklich ethanolfreier Kraftstoff kommt, zumindest mit höchsten 5%. Wie soll man später mal nachweisen, wenn es ein Tankstellenbetreiber doch nicht so genau genommen hat?

Ein Motorenhersteller ist jetzt mit gutem Beispiel voran gegangen: Briggs & Stratton spricht auf seiner FAQ-Seite eine E10-Unbedenklichkeitsbescheinigung für seine Motoren aus (Link). Einziges Manko: Briggs & Stratton beliefern mit ihren Motoren nur die Hersteller von Rasenmähern.

Freitag, 15. April 2011

Das Hochspannungsnetz an neue Lastflüsse anpassen

Die ersten Kraftwerkshersteller wie z.B. AEG betrieben ihr Kraftwerk noch selbst und zogen Leitungen zu den Verbrauchern. Der erste Verwendungszweck von Strom war Licht. Gasbeleuchtung war eine häufige Brandursache in Wohnhäusern, Strom bot hier die Aussicht auf Besserung. Die Drehschalter in den Kellern alter Häuser sind den Gasdrehschaltern nachempfunden, die sie ablösen sollten. Man drehte den Gasstrom auf oder zu, wie bei einer Wasserleitung. Die Kunden sollten sich beim Umstieg auf Strom möglichst nicht umgewöhnen müssen.

Das kann man z.B. sehr anschaulich bei Kurt Berlo (dem Gründer des Dortmunder Energiewendekomitee) und Hartmut Murschall-Zabel nachlesen (Link). Irgendwann hatte jemand die Idee, zwei "Inselnetze" zu verbinden, um sich gegenseitig bei Wartungsstillständen oder Ausfällen Backup zu liefern. Damit ein Kraftwerk für das andere einspringen konnte, musste dieses Reserveleistungen mobilisieren können, um die zusätzlichen Verbraucher mitversorgen zu können.

So entstand die Idee des Versorgungs- und später Verbundnetzes. Man baute große zentrale Kraftwerke, die einander aushelfen können. Je größer das einzelne Kraftwerk, desto mehr musste natürlich im Falle eines Ausfalls ersetzt werden. Andererseits, je mehr Kraftwerke man zu einem Verbund zusammenschloss, desto mehr konnten sich an der Abdeckung eines Ausfalls beteiligen. Unterm Strich entstanden so aber mehr Kraftwerkskapazitäten als die reine Addition der Verbraucher ergeben hätte. Das sind die sogenannten "Überkapazitäten". Stromim- und -export war schon immer Plan des Verbundnetzes, aber die Auslegung sollte so sein, dass sich jedes Energieversorgungsunternehmen im Normalfall selbst versorgen kann.

Die Kraftwerke wurden dort gebaut, wo die Verbraucher waren. Und die Verbraucher waren dort, wo es Arbeit und Rohstoffe gab. Im Ruhrgebiet z.B. Kohle und Erze. Da Großkraftwerke wassergekühlt sind, baut man sie vorzugsweise an einen Fluss oder Kanal mit natürlicher Strömung.

Da das Ruhrgebiet "mehr Kohle hatte, als es brauchte" (schönes Bild..) exportierte es sie, z.B. ins Agrarland Bayern. Da man Wind, Sonne und Wasserkraft aber nicht exportieren kann, wird man sie in Form von Strom exportieren müssen. Auch hier kommt der Verbundnetzgedanke zum Tragen: Die Küste hat mehr Windstrom, als sie selbst braucht. Spanien und Desertec werden mehr Sonnenstrom produzieren, als sie selbst brauchen. Die Übertragungsstrecken werden dabei länger, als zwischen den alten Großkraftwerken: Pro km Entfernung beträgt die wirtschaftliche Übertragungsspannung 1kV. Im Ortsnetz sind das 400V wegen durchschnittlich 400m Entfernung zur Trafostation. Unser 400kV Netz transportiert wirtschaftlich bis zu 400km. Diese Entfernung war früher die wirtschaftliche Grenze der Hochspannungstechnik in unseren Gefilden, darüber hinaus wurde es wirtschaftlicher, ein neues Kraftwerk zu bauen.

Das Problem ist heute: Das alte Verbundnetz stützt sich auf andere Verbindungsachsen, als wir sie für die Energiewende brauchen. Aber dann bauen wir es eben um. Es ist ja auch so irgendwann mal nach Bedarf entstanden. Der Bedarf ändert sich aber gerade, und das Netz ist eh in die Jahre gekommen. Die Netzbetreiber hatten sich nur daran gewöhnt, nichts mehr investieren zu müssen, weil so eine Leitung, Umspannstation samt Trafo eben Jahrzehnte hält.

Die Hochspannungstechnik ist inzwischen vorangeschritten. Dank der Weiterentwicklungen in der Leistungselektronik gibt es heute Möglichkeiten auch hohe Leistungen über mehr als 1.000km wirtschaftlich zu transportieren.

Übrigens meldet die Tagesschau, dass es mit den Bürgerprotesten gegen neue Freileitungen gar nicht so weit her ist, wie die CDU stets behauptet. Die meisten Netzbauprojekte lägen laut DENA voll im Plan. Der Grund dafür sei, dass die Bundesregierung selbst den Weg frei gemacht habe für Erdkabel in Siedlungsnähe und für Hochspannungsgleichstromübertragung (Link zur PM Energieleitungsausbaugesetz (EnLAG) )

Mittwoch, 13. April 2011

Droht nach der E10- nun die Dieselabzocke?

Keine Panik. Deutschland übererfüllt die Mindeststeuersätze für Diesel und Benzin beide. Wenn die EU also die Mindeststeuer für Diesel anheben will, erfüllen wir die in Deutschland bereits. Aber andere EU Länder müssten evtl. nachziehen. Deutschland könnte derweil die Steuer auf Benzin halbieren, wenn Diesel auch hier höher als Benzin besteuert werden soll.

Das wäre schlecht für die deutsche Automobilindustrie. Sie war spät auf den Dieseltrend aufgesprungen und hatte das Feld von hinten aufgerollt (ähnlich wie es beim Hybrid kommen wird ;-). Jetzt, da sie dieseltechnologisch führt, soll ihr ein Strich durch die Rechnung gemacht werden?

1 Liter Benzin verbrennt zu 23,7g C02,
1 Liter Diesel zu: 26,5g CO2.

Auch wenn man in Rechnung stellt, dass Diesel mehr CO2 frei setzt, macht der sparsame Motor das mehr als wett. (Ich hatte das vor einem Jahr am Beispiel Porsche Cayenne Diesel vs. Lada Niva vorgerechnet.)

Mich erinnert dieser Steuerplan an die CO2-Steuern, die auf den Kaufpreis für PKW aufgeschlagen werden sollen. Damals waren die Kleinwagenländer Frankreich und Italien die Treiber. Zum Wohle von Renault und Peugeot und Fiat. Jetzt soll der Diesel ausgebremst werden? Das ist es, was hinter dem Aufschrei der Bundesregierung steckt - nicht etwa die Sorge um die Geldbeutel der mehr als genug abgezockten Autofahrer (vgl. E10). Und Deutschland wird die Änderung verhindern können. Wie man auf tagesschau.de nachlesen kann, gilt bei Steuerfragen in der EU das Einstimmigkeitsprinzip.

Ich würde allerdings aus einem anderen Grund vom Kauf eines Diesel absehen, zumindest als Bewohner einer Großstadt wie Berlin: Die Umweltdezernenten und -senatoren denken sich bekanntlich jedes Jahr etwas neues aus, um Autofahrer aus den Innenstädten fern zu halten, oder sie abzuzocken (Die Berliner Umweltsenatorin Katrin Lompscher hat hier neue Maßstäbe gesetzt.) Die EURO-Normen schreiten stetig voran. Wer vor fünf Jahren einen Neuwagen mit Dieselantrieb kaufte, kommt heute damit nicht mehr in die Berliner Umweltzone, weil er nur die gelbe Plakette bekommt. Das kann man Enteignung oder Kapitalvernichtung nennen. Aber es ist Gesetz.

Sowjetische und japanische "Mentalitäten"

Die Behörden haben die Heraufstufung des Fukushima Super-GAU auf die höchste INES-Stufe 7 ("Katastrophaler Unfall", Wikipedia Link) anscheinend solange verzögert, bis die japanische Regierung ein PR-Konzept für Aufbruch und Optimismus parat hatt - inklusive einem Auftritt des TEPCO Vorstandsvorsitzenden.

Jetzt geben sie es zu: Stufe 7. Jetzt aber bestreiten sie, dass das irgendeine Bedeutung habe (FAZ Link).. Den "Experten" ist immer noch wichtiger, dass Tschernobyl noch schwerer war, als Fukushima. Man will die eigene Überlegenheit, d.h. der Technologie und des politisches Systems, bewahren. Sie begründeten das Schweigen der Tschernobyl Behörden mit der sowjetischen Verachtung für den Menschen. Das Schweigen der japanischen Regierung und von TEPCO begründen sie jedoch mit der "japanischen Mentalität". Unsinn.

Aber immerhin haben sie zugegeben, dass eine INES-Einstufung immer nur auf Basis des Informationsstandes erfolgen kann. Klar, das haben wir gesehen: In den Statustabellen der IAEA waren die Felder mit dem Inhalt "Keine Information" immer gelb markiert, nicht rot.

Wer schlimmes ahnt, der hat ein Interesse daran, den Informationsstand niedrig zu halten.

Dienstag, 12. April 2011

Radioaktive Strahlung und Elektrosmog: Die Dosis macht's

Es gibt zwar Grenzwerte für radioaktive Strahlung, ebenso für elektrische, magnetische und elektromagnetische Wellen und Felder. Diese wurden von der Weltgesundheitsorganisation definiert, damit man einen weltweit gültigen Maßstab hat. Aber die Grenzwerte sind nicht eindeutig empirisch belegt, sondern aus bisherigen Beobachtungen, Studien und Erklärungsmodellen qualifiziert geschätzt. Zudem wird zugrunde gelegt, wie hoch diese Belastungsfaktoren in der Natur sein können und sich der Körper also daran gewöhnt haben muss.

Bei radioaktiver Strahlung muss man immer unterscheiden zwischen äußerer Belastung, die auf unsere Körperhülle wirkt, und dem, was wir einatmen, trinken oder essen. Die Körperhülle bremst auf natürlichem Wege Strahlung und Wellen ab, weil wir zu 80 Prozent aus Wasser bestehen. Auch das im Mauer- oder Betonwerk gebundene Wasser von Gebäuden schirmt vieles sehr gut ab (Ausnahme: magnetische Felder). Einer erhöhten Strahlung sind wir in der Tat auch bei Flügen in großer Höhe ausgesetzt, weil hier die abbremsende Wirkung der Atmosphäre nachlässt. Aber das ist immer noch etwas anderes, als radioaktive kontaminierte Lebensmittel aufzunehmen.

Der große Unsicherheitsfaktor bei Grenzwerten ist die individuelle Konstitution des menschlichen Organismus und der schiere Zufall. Die o.g. Belastungen erzeugen nämlich nicht auf direktem Wege Krebs. Sondern sie schwächen die Abwehr- bzw. "Aufräum"mechanismen des Organismus, mit deren Hilfe er sich der permanent entstehenden Krebszellen und beschädigten Zellen entledigt. (Ionisierende Strahlung z.B. verändert die chemische Wirkung von Enzymen, sie funktionieren dann nicht mehr.) Da Strahlung auch die Erbsubstanz verändern kann, kann sich eine Schädigung auch auf die nächste Generation fortpflanzen.

Deshalb sollte man hier ehrlicherweise von Je-Desto-Zusammenhängen sprechen. Je mehr Strahlung man abbekommt, desto höher steigt die Wahrscheinlichkeit, eine entstandene Krebszelle nicht mehr bereinigt zu bekommen. Natürlich ist es auch plausibel, dass ab einer bestimmten Dosis der Körper ganz sicher überfordert ist. Aber diese sollte man nicht als "Grenzwert" nehmen.

Übrigens, die von einigen vermutete "krebserrende" Wirkung (genauer: die das Krebsbekämpfende Immunsystem schwächende Wirkung) elektrischer und magnetischer bzw. elektromagnetischer Felder basiert auf folgender Annahme: Nachts schüttet der Körper Melatonin aus, um den Organismus von beschädigten oder wuchernden Zellen zu bereinigen. Tagsüber unterdrückt die Wahrnehmung von Licht die Melatoninausschüttung. Schaltet man nachts das Licht an, wird die Ausschüttung ebenfalls sofort unterdrückt. Wer also im Hellen schlafen muss, hat auch deshalb einen ungesunderen Schlaf. Nun ist Licht eine elektromagnetische Welle. Die Skeptiker sagen: "Elektrosmog" erzeugt Krebs, in dem er die Melatoninausschüttung unterdrückt.

"Elektrosmog" muss man wiederum unterscheiden. Die 50Hz Stromversorgung erzeugt keine elektromagnetische Strahlung wie z.B. der Sendemast eines Mobilfunknetzes, dazu ist ihre Frequenz zu gering. Eine Hochspannungsleitung ist deshalb keine Antenne. Um eine Leitung herum misst man stattdessen getrennte elektrische und magnetische Felder. Der wichtige Unterschied ist: Man muss beide unabhängig voneinander unterdrücken, wenn man sie draußen halten will. Elektrische Felder schirmt bereits eine Gebäudehülle ab. Magnetische Felder jedoch kann man nur mit bestimmten Metallen abschirmen. Die Frage ist jedoch, ob man das muss. Denn wir bewegen uns auch ohne Strom permanent im Magnetfeld der Erde.

Die Frage, ob die Felder der Stromversorgung Krebs erzeugen können, ist schon in etlichen Studien untersucht worden. Das einzige, was man sicher herausgefunden hat ist jedoch, dass man die Stromversorgung nie als alleinigen Faktor herauslösen konnte. Immer trat sie nur gemeinsam mit anderen Belastungsfaktoren auf, wie z.B. dichtem Verkehr an Hauptverkehrsstraßen entlang deren Trasse die Leitung verlegt war. Außerdem waren die Fallzahlen immer sehr niedrig. Schon ein Fall mehr im betrachteten Zeitraum, kann die Aussagekraft einer Studie von der einen Schlussfolgerung in die gegenteilige kippen.

Was man hingegen leicht rechnen und auch messen kann: Hochspannungsleitungen sind ein Drehstromsystem. Die drei Leiter eines Stromkreises ergänzen ihre momentanen Strom- und Spannungswerte zu Null. Je dichter man sie nebeneinander legt, desto weniger Feld bleibt nach außen übrig. Deshalb emittiert ein isoliertes dreiphasiges Hochspannungskabel, das man unterirdisch verlegt, nach außen so gut wie keine Felder. Die blanken Leiter einer Freileitung brauchen hingegen Isolationsabstand zu einander. Deshalb ist direkt unter ihnen die Feldstärke nicht Null. Aber rechts und links einer Freileitung fällt der Wert rapide ab, die "optische Belasung" ist da größer als die des Feldes. Und nachts fallen die Werte abermals, weil der Stromverbrauch sinkt.

Meine Empfehlung zum Schutz vor den hier beschriebenen Dosen ist einfach: Abstand zur Quelle halten.

- Wenn in der Nähe ein Atomunfall passiert: Abstand (das Weite) suchen.
- Den Radiowecker mindestens eine Armlänge vom Kopfende des Bettes fern halten (habe ich selbst gemessen).
- Nicht direkt unter der Hochspannungsleitung wohnen. Rechts und links von ihr fallen die Werte aber schnell ab.
- Nachts für richtige Dunkelheit sorgen.
- Alle Standby Geräte nachts ausschalten.
- Das WLAN nachts, bzw. nach 10 Minuten Standbyzeit abschalten.

Montag, 11. April 2011

Solms: Sofortabschaltung war "autokratische" Entscheidung der Ministerpräsidenden

In den vergangenen Tagen hat die FDP Spitze, zuletzt durch Hermann-Otto Solms im Interview der Woche des DRadio (Link), den Eindruck erweckt, sie habe bereits 1981 den Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen. Da fragt man sich, warum sie bis zu ihrer Abwahl von der Bundesregierung 1998 und nach ihrer Wiederwahl 2010 nicht nur nichts für den Ausstieg unternommen hat sondern sogar die beschlossenen Laufzeitverkürzungen wieder rückgängig gemacht hat. Die FDP hätte es im eigenen Interesse besser unterlassen, auf Antiatompartei zu machen, denn so wird nur wieder einmal das Bild von der Umfallerpartei bestätigt.

Solms hat in dem Interview noch etwas interessantes gesagt: Es sei nicht die Bundesregierung gewesen, die nach Beschluss des "Moratoriums" die sieben Altkraftwerke vom Netz genommen habe. Sondern die Unions-Ministerpräsidenten, die Bundeskanzlerin Merkel zuvor ins Gebet genommen habe:
Adler: Nun war das eine Entscheidung, die ja zusammen mit der Bundesregierung getroffen worden ist - zusammen mit der Kanzlerin, mit dem Bundesumweltminister, mit dem Bundeswirtschaftsminister von Ihrer Partei. Das war ja keine autokratische Entscheidung von Ministerpräsidenten.

Solms: Doch, das war eine autokratische Entscheidung der Ministerpräsidenten, die für die Atomaufsicht zuständig sind . . .

Adler: . . . in der Ausführung . . .

Solms: . . . nein, die sind für die Atomaufsicht zuständig und nur sie konnten diese Entscheidung treffen. Wenn es eine Entscheidung der Bundesregierung gewesen wäre, dann hätte der Umweltminister die Abschaltung anordnen müssen. Das hat er nicht getan. Das war sozusagen eine klare einseitige Entscheidung der Ministerpräsidenten. Die Bundeskanzlerin hat nicht widersprochen, weil sie erkannt hat, dass die Ministerpräsidenten den Wunsch hatten, dies zu tun und sie das auch gar nicht verhindern konnte.

Quelle: DRadio Interview

Im weiteren Interviewverlauf bestätigt er sogar explizit, dass sich deshalb etwaige Schadensersatzklagen nicht gegen die Bundesregierung sondern gegen die handelnde Atomsicht im jeweiligen Bundesland zu richten habe. Allen voran gegen den bayerischen MP Seehofer, weil der am meisten Druck in diese Richtung gemacht habe.

Wer solche politische Verbündete hat, braucht wahrlich keinen politischen Gegner mehr. Mag sein, dass Solms juristisch richtig liegt. Aber ich kann mich an kein Statement der Bundesregierung gegen die sofortige Abschaltung erinnern. Im Gegenteil hat FDP Generalsekretär Lindner durch sein Nachpreschen, keiner der abgeschalteten Altkraftwerke dürfe je wieder ans Netz gehen, suggeriert, die Bundesregierung sei mit der Sofortabschaltung mehr als einverstanden.

Von der RWE Klage gegen die Abschaltung von Biblis ist nur bekannt geworden, dass sie beim Verwaltungsgerichtshof in Kassel eingereicht worden. Gegen wen genau sie sich richtet, konnte ich nicht recherchieren. Bisher waren aber wohl alle Beobachter in dem Glauben, die Abschaltung sei in direkter Folge des sog. Atom-Moratoriums erfolgt. So ist auch dessen Definition bei Wikipedia formuliert: Link
Auf Bitte der Bundesregierung ordneten die Atomaufsichtsbehörden der Länder, in denen diese Kraftwerke stehen, ihre befristete Stilllegung (Abschaltung) an. Einige Bundesländer fürchten erhebliche Schadensersatzforderungen, falls Gerichte das Moratorium als rechtlich unzulässigen Eingriff beurteilen.
Quelle: Wikipedia


Konkret wird Umweltminister Röttgen wie folgt wiedergegeben:
Das Gebot äußerster Vorsorge zwinge erst einmal zur Abschaltung der älteren Kraftwerke, ergänzte Röttgen. Als rechtliche Grundlage dafür nannte er Paragraph 19, Absatz 3 des Atomgesetzes.

Dies steht im Widerspruch zur Aussage von Solms: Damit dürfte weiterer Streit zwischen CDU und FDP bzw. Bund und Ländern entstehen, wenn es darum geht, für den Schadensersatz an RWE aufzukommen, wenn das Gericht für RWE entscheiden sollte. Die Chancen dafür stehen gar nicht schlecht.

Donnerstag, 7. April 2011

Nein zur Transferunion -Samstagdemo, 9. April, Kanzleramt

Im Medienschatten von Fukushima und FDP haben Schäuble und Merkel mal eben schnell ein paar weitere hundert Milliarden EURO locker gemacht, zur Rettung europäischer Schuldnerländer.

Anstatt die Gläubiger ins Risiko zu nehmen, haften wieder mal wir Steuerzahler. Kein Wunder, dass die Banker in den Interviews im Deutschlandradio so euphorisch waren.

Aber einige sind jetzt wach geworden und rufen zur regelmäßigen Samstagdemo vorm Kanzleramt auf: Los gehts übermorgen! Wir sind ja jetzt in Übung, was Auftritte gegen Kanzler und Minister angeht..

Alle weiteren Infos hier: Link

Beim Atomausstieg voRWEggehen

"Was nutzt es, wenn wir aus der Atomenergie aussteigen und dann Atomstrom aus Frankreich und Osteuropa beziehen?" fragen Atomenergiebefürworter.

Hier meine Antwort: Mit jedem Kilometer Abstand zu einem Atomkraftwerk gewinnt man an persönlicher Sicherheit. Rein egoistisch gedacht, beziehungsweise: liberal.

Steigen dadurch die Risiken für die Anwohner der exportierenden Atomkraftwerke? Das hängt davon ab, wie die Betreiber mit der Mehrauslastung umgehen. Wenn das Risiko tatsächlich steigen sollte, müssen die Anwohner vor Ort sich bemerkbar machen und auf die EdF oder ihre Regierung einwirken. Politische Willensbildung betreiben. Vielleicht steigen sie dann irgendwann auch um.

Vielleicht können sie dann schon auf Deutschland verweisen, dass beim Umbau seiner Stromversorgung noch weiter voran gekommen ist.

Die Einführung des Autos haben wir schließlich auch ohne "Abstimmung" und "Gesamtkonzept" vorangetrieben, einfach weil wir es wollten. Sicher hat es auch damals schon die Mentalität gegeben, gegen Autos und für die Beibehaltung des Pferdes zu sein. Allerhöchste deutsche Kreise sollen dazu gehört haben.

Auf jeden Fall wird die regenerative Stromerzeugung den Anteil der Kernkraftwerke bald überflügeln können. Es steht nur noch 17:22 (Link). Es wird etliche Weiterentwicklungen geben, die die Wirkungsgrade von Altanlagen verbessern. Es ist nämlich so: Beim Aufbau der Windkraftanlagen wurden die besten Windstandorte zuerst bebaut. Aber zu Beginn hat man eben auch die schlechtesten Anlagen verbaut, weil die Entwicklung noch nicht so weit war. Würde man die besten Standorte mit dem Stand der Technik bebauen, wäre die Stromausbeute wesentlich höher. Diese Potenziale wird man in den nächsten Jahren realisieren.

So wird es kommen: Deutschland geht bei der Energiewende (die übrigens eine Erfindung des Ökoinstituts in Freiburg, und nicht von Schwarz-Gelb ist) voran. Auch allein. Zu unser aller Nutzen.

Mittwoch, 6. April 2011

Nur die Grünen sind glaubwürdig

Keine eigenen Ideen, keine Marschrichtung, keinen inneren Kompass, Ausrichtung an den "Benchmarks" der anderen und innerlich nur mit dem nächsten, taktisch-opportunen Karriereschritt beschäftigt. Dieses Problem hat nicht nur die FDP. Das haben -außer den GRÜNEN. inzwischen alle Parteien. Ein Grund dafür ist natürlich das Führungspersonal. Wem kurzfristiger Aktionismus, der Ersatz der "Ideologie" durch "Problemlösungskompetenz" als Führungsqualität ausgelegt wird, der kommt in Parteien schnell in Amt und Würden. Aber er erreicht dort nichts. Er schielt auf den Erfolg der Wettbewerber und kopiert, was sich kopieren lässt. Er hört nicht auf den Bauch seiner Basis sondern auf die stündlichen Updates seiner Demoskopen und Berater.

So eine Strategie verschleisst sich schnell. Die GRÜNEN sind die Gewinner. Selbst wer den Trittin früher nicht ausstehen konnte, der nimmt ihm heute seine Kompetenz in Sachen Atomenergie ab. Mehr Glaubwürdigkeit geht nicht.

Und was für die Parteien gilt, gilt auch für viele Unternehmen. Wo sich Produkte immer ähnlicher werden, wo keine Märkte geschaffen werden sondern nur kurzatmig auf Trendveränderungen reagiert wird, und wo sich am Vordermann ausgerichtet wird, da sind ähnliche Leute am Ruder wie in der FDP.

Dienstag, 5. April 2011

50 Jahre Renault 4

Eines der sympathischsten Autos der Geschichte.. Wohl jeder kannte Eine, die einen hatte.

Wen es interessiert: Der Song heißt "Heureux tous les deux", von Franck Alamo.

Die Unterzeichner des Atomappells 2010

Hier noch mal die Unterzeichner des Atomappells 2010, mit dem die Regierung dazu gebracht wurde, die Laufzeiten alter Atomkraftwerke zu verlängern.

Keiner von ihnen kann sich auf das Argument berufen, er habe damals noch nicht die Erkenntnisse von heute gehabt. Es geht seit dreißig Jahren um genau diese Erkenntnisse. Er wollte sie nur nicht zur Kenntnis nehmen, weil er es besser wusste und sich in dieser Pose gefiel.

Es befinden sich übrigens viele Personen darunter, bei denen der kurzfristige Erfolg auf Kosten bzw. zu Lasten anderer auch sonst zum Selbstverständnis gehört: Z.B. Ackermann, Clement, Grube, Maschmeyer, Merz, Schily, Jürgen Thumann (Ex-IKB). Sachverständige befanden sich nicht auf der Liste. Und diesen Appell hat keine Frau mit unterschrieben.

Josef Ackermann, Vorstandschef der Deutschen Bank
Dietrich Austermann, CDU-Politiker, er war von 2005 bis 2008 Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein
Werner Bahlsen, Bahlsen
Paul Bauwens-Adenauer, Bauwens
Wulf Bernotat, BDI-Vizepräsident, war Eon-Vorstandsvorsitzender
Oliver Bierhoff, Manager der Fußball-Nationalmannschaft
Manfred Bissinger, Publizist
Herbert Bodner, BDI-Vizepräsident
Wolfgang Clement, Ministerpräsident und Bundeswirtschaftsminister a. D.
Eckhard Cordes, Metro-Vorstandsvorsitzender
Gerhard Cromme, ThyssenKrupp
Michael Fuchs, Unternehmer und stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Union im Bundestag
Ulrich Grillo, Grillo-Werke
Jürgen Großmann, BDI, RWE
Rüdiger Grube, Deutsche Bahn
Christopher W. Grünewald, Papierfabrik Gebr. Grünewald, BDI
Jürgen Hambrecht, BASF-Vorstandsvorsitzenden und BDI-Vizepräsident
Tuomo Hatakka, Vattenfall-Chef
Wolfgang Herrmann, TU München
Horst W. Hippler, KIT
Hans-Peter Keitel, BDI-Präsident
Arndt G. Kirchhoff, Kirchhoff Automotive, BDI
Kurt J. Lauk, Wirtschaftsrat der CDU
Ulrich Lehner, Henkel, BDI-Vizepräsident
Friedhelm Loh, Friedhelm Loh Group, BDI-Vizepräsident
Carsten Maschmeyer, MaschmeyerRürup
Friedrich Merz, Rechtsanwalt
Arend Oetker, BDI-Vizepräsident
Hartmut Ostrowski, Bertelsmann
Bernd Scheifele, HeidelbergCement
Otto Schily, Bundesinnenminister a.D. und Rechtsanwalt
Wolff Schmiegel, Ruhr-Universität Bochum
Ekkehard Schulz, ThyssenKrupp und BDI-Vizepräsident
Johannes Teyssen, Eon
Rainer Thieme, Salzgitter
Jürgen Thumann, BusinessEurope, Ex-Präsident und heutiger Vizepräsident des BDI
Michael Vassiliadis, IG BCE
Hans-Peter Villis, Vorstandschef von EnBW
Gerhard Weber, Gerry Weber International
Werner Wenning, Bayer
Matthias Wissmann, VDA, BDI-Vizepräsident

Quelle: FAZ