Das anschaulichste Beispiel für Privatanwender bietet Apple: Du kannst auf dem iPad unterwegs weitersurfen, wo Du mit dem Rechner aufgehört hast. Ebenso kannst Du den Song weiterhören, wenn Du das Gerät wechselst.
Auch in Unternehmen kann man so einen Dienst gebrauchen, weil wir hier im Übergang vom Notebook zu Tablets und Smartphones sind und derzeit beides benutzen. Ich will z.B. im Zug hauptsächlich weg-lesen, wovon ich im Büro abgehalten wurde. Da brauche ich keine 2,5kg Eisenkugel, sondern etwas, was in die Manteltasche passt. Aber es soll den aktuellen Stand aller Dokumente haben, ohne dass ich dafür Knöpfe drücken und warten muss.
Die Cloud bringt aber auch jede Menge Risiken mit sich. Unternehmen wissen das und zögern, ihre Unternehmensdaten in eine Cloud zu verlagern, die "bequem und zuvorkommend" zugänglich ist.
Privatanwender und Kulturschaffende sollte sich auch Gedanken machen. Wer seine Bücher, Fotos oder Musik- und Videosammlung nicht mehr lokal halten sondern bei Bedarf aus der Cloud beziehen will, verändert Welten. Seine eigene und unsere:
Eigene Welt:
- Schon beim klassischen iTunes, von dem man Songs und Bücher auf den Rechner herunterkopiert, fungiert Apple als Zensor - nennt es aber euphemistisch: "Kurator". In der Papierwelt und im bisherigen Internet les ich die Zeitungen, die ich will. Bei Apple, nur was der "Kurator" für unbedenklich hält. Nun haben Unternehmen selten besondere kulturelle oder religlöse Interessen, aber sie wollen auch keinen Ärger und sie kommen mit dem Mainstreamgeschmack allein auch gut zurecht.
- Was Du auf dem Rechner hast, kann Dir keiner mehr wegnehmen. Streamen kannst Du aber nur solange, wie Dein "Kurator" Deinen Medienkonsum für unbedenklich hält...
- Wenn Du leihst statt kaufst, läuft im Hintergrund oft ein Zähler und irgendwann hast Du Dein Kontingent aus dem Kleingedruckten erschöpft.
Unsere Welt:
- In der alten Welt werden Kulturgüter in weltweit verteilten Kopien vorgehalten und verfügbar gemacht. Ein "Kurator" allein kann ein Werk nicht aus der Welt schaffen. Doch inzwischen gibt es manche Kunstwerke nur auf dem Rechner des Künstlers und dem Server des Cloudbetreibers. Das Kulturgut im öffentlichen Bewusstsein hängt am guten Willen eines Anbieters. Wir haben es versäumt, Archive zu schaffen.
- Weil wir keine Archive geschaffen haben, ist schon jetzt das Aussehen des Web 1.0 kaum noch im Bewusstsein: Die Websites der New Economy, viele Foren und Umgebungen - alles weg.
Wer ein "kuratiertes" Programm will, hat heute Radio und Fernsehen. Da ist klar, wer bestimmt und filtert. Sollen wir aber das Web zum gleichen Modell umbauen, nur weil es bequem ist?
Das Zeitungssterben zeigt, wie schwer es Medienanbieter haben, im Internet auf eigene Faust zu bestehen. Sie sind auf Gönner angewiesen, wie z.B. die FTD, die aber mit dem heutigen Tag die Geduld ihres Verlages erschöpft hat.
Es ist ein bisschen wie mit der "Kuratierung" unserer täglichen Einkäufe. Es gibt immer weniger Läden, die Unikate sind und auf eigene Faust bestehen. Dafür immer mehr "Kuratoren", die Arkaden und Citygalerien betreiben und irgendwie über die Auswahl bestimmen, die wir darin haben. Mit der Zeit ist das weltweit uniform zum unbedenklichen, aber langweiligen Standardprogramm geworden.
Das will ich nicht auch für Medien. Auch wenn das Geld kostet und unkomfortabler ist.