Freitag, 7. Dezember 2012

Ab in die Cloud?

In der IT-Welt ist das Cloudcomputing das nächste große Ding. User gehen mit verschiedenen Geräten ins Netz (LAN, Internet) und immer häufiger drahtlos. Warum also nicht eine IT-Umgebung aufbauen, die das unterstützt?

Das anschaulichste Beispiel für Privatanwender bietet Apple: Du kannst auf dem iPad unterwegs weitersurfen, wo Du mit dem Rechner aufgehört hast. Ebenso kannst Du den Song weiterhören, wenn Du das Gerät wechselst.

Auch in Unternehmen kann man so einen Dienst gebrauchen, weil wir hier im Übergang vom Notebook zu Tablets und Smartphones sind und derzeit beides benutzen. Ich will z.B. im Zug hauptsächlich weg-lesen, wovon ich im Büro abgehalten wurde. Da brauche ich keine 2,5kg Eisenkugel, sondern etwas, was in die Manteltasche passt. Aber es soll den aktuellen Stand aller Dokumente haben, ohne dass ich dafür Knöpfe drücken und warten muss.

Die Cloud bringt aber auch jede Menge Risiken mit sich. Unternehmen wissen das und zögern, ihre Unternehmensdaten in eine Cloud zu verlagern, die "bequem und zuvorkommend" zugänglich ist.

Privatanwender und Kulturschaffende sollte sich auch Gedanken machen. Wer seine Bücher, Fotos oder Musik- und Videosammlung nicht mehr lokal halten sondern bei Bedarf aus der Cloud beziehen will, verändert Welten. Seine eigene und unsere:

Eigene Welt:
  • Schon beim klassischen iTunes, von dem man Songs und Bücher auf den Rechner herunterkopiert, fungiert Apple als Zensor - nennt es aber euphemistisch: "Kurator". In der Papierwelt und im bisherigen Internet les ich die Zeitungen, die ich will. Bei Apple, nur was der "Kurator" für unbedenklich hält. Nun haben Unternehmen selten besondere kulturelle oder religlöse Interessen, aber sie wollen auch keinen Ärger und sie kommen mit dem Mainstreamgeschmack allein auch gut zurecht.
  • Was Du auf dem Rechner hast, kann Dir keiner mehr wegnehmen. Streamen kannst Du aber nur solange, wie Dein "Kurator" Deinen Medienkonsum für unbedenklich hält...
  • Wenn Du leihst statt kaufst, läuft im Hintergrund oft ein Zähler und irgendwann hast Du Dein Kontingent aus dem Kleingedruckten erschöpft.
Unsere Welt:
  • In der alten Welt werden Kulturgüter in weltweit verteilten Kopien vorgehalten und verfügbar gemacht. Ein "Kurator" allein kann ein Werk nicht aus der Welt schaffen. Doch inzwischen gibt es manche Kunstwerke nur auf dem Rechner des Künstlers und dem Server des Cloudbetreibers. Das Kulturgut im öffentlichen Bewusstsein hängt am guten Willen eines Anbieters. Wir haben es versäumt, Archive zu schaffen. 
  • Weil wir keine Archive geschaffen haben, ist schon jetzt das Aussehen des Web 1.0 kaum noch im Bewusstsein: Die Websites der New Economy, viele Foren und Umgebungen - alles weg.
Wer ein "kuratiertes" Programm will, hat heute Radio und Fernsehen. Da ist klar, wer bestimmt und filtert. Sollen wir aber das Web zum gleichen Modell umbauen, nur weil es bequem ist?

Das Zeitungssterben zeigt, wie schwer es Medienanbieter haben, im Internet auf eigene Faust zu bestehen. Sie sind auf Gönner angewiesen, wie z.B. die FTD, die aber mit dem heutigen Tag die Geduld ihres Verlages erschöpft hat. 

Es ist ein bisschen wie mit der "Kuratierung" unserer täglichen Einkäufe. Es gibt immer weniger Läden, die Unikate sind und auf eigene Faust bestehen. Dafür immer mehr "Kuratoren", die Arkaden und Citygalerien betreiben und irgendwie über die Auswahl bestimmen, die wir darin haben. Mit der Zeit ist das weltweit uniform zum unbedenklichen, aber langweiligen Standardprogramm geworden.

Das will ich nicht auch für Medien. Auch wenn das Geld kostet und unkomfortabler ist.

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Wie man die Bahnfahrt übersteht

Buch Lesen? - Zu anstrengend.
Zeitung lesen? - Geht.
Musik hören? - Nervt die anderen.
Podcasts hören? - Geht am besten.

Das Angebot an Podcasts ist breiter als das Zeitungsangebot. Man kann sich auf dem Laufenden halten. Tagesaktuell oder mal eine Hintergrundstory. Ich staune oft, wie viel Qualität z.B. in Hintergrundberichten vom Dradio steckt. Das erspart mir viel Zeitungslektüre und natürlich die Abendnachrichten im Fernsehen.

Aber auch Entspannen kann man mit Podcasts sehr gut. Z.B. Kabarett vom WDR: Die "Zugabe" habe ich inzwischen abonniert. Der Tip kam von jemanden, dem ich auf Twitter folge.

Ich habe auch Musik auf meinem iPod. Aber meist vertue ich mich mit der Einschätzung, welche Musik ich morgen hören will. Was nicht mehr funktioniert: Der Glaube, dass ich mich mit Musik gezielt in eine bestimmte Stimmung oder Motivation versetzen kann. Das gelingt nur selten. Meistens ist es umgekehrt: Ich suche Musik passend zu meiner Stimmung. Und ich kann Minuten damit verbringen, mich zu einem bestimmten Song durchzuklicken. Da ist der Fußweg vom Bahnhof zum Bus oft schon erledigt.

Lesen bietet sich auf den ersten Blick am meisten an: Addiert man die Stunden, die man jährlich im Zug verbringt, meint man, locker nebenbei ein Fernstudium absolvieren zu können. Aber meistens bin ich dazu zu müde. Lesen, um etwas zu lernen und zu behalten, erfordert Aufmerksamkeit und Energie. Als Pendler muss man genau damit mehr haushalten als andere. Deshalb lese ich, wenn, nur Sachen, die mich genau jetzt interessieren oder zerstreuen und entspannen.



Dienstag, 4. Dezember 2012

Was Berlin-Wolfsburg-Pendler so mitmachen

Ich mache es seit sechs Jahren. Früher nur zwei oder drei Tage die Woche. Seit einigen Monaten täglich. Und ich muss sagen: Es wird schwieriger. Meine Güte, sind wir alle tapfer. "Wir", das sind inzwischen einige hundert Berliner, die täglich mit der BahnCard100 zur Arbeit nach WOB pendeln.

Doch das Pendeln mit der Deutschen Bahn bedeutet echte Einbuße von Lebensqualität:

1. Tägliche, planmäßige Überfüllung
Mit Glück bekommt man einen Sitzplatz auf dem Boden an der ICE-Tür (wenn man nicht täglich 8 EURO für Reservierungen ausgeben will).

Die Gründe für die Überfüllung auf dieser Strecke: Die Wagenkonfiguration. Vorne werden leere 1. Klasse Waggons mitgeführt. Hinten gibt es zu wenig 2. Klasse Waggons. Wir hätten alle mühelos Platz, wenn die Bahn ihre ICEs nach der tatsächlichen Nachfrage konfigurieren würde. Aber sie schlägt viel lieber Kapital aus der Verknappung: Die Nachfrage nach Reservierungen treibt deren Preise. Als das Onlineticket eingeführt wurde, kostete die Reservierung nichts. Dann nahmen Mehdorn und Homburg 2,50 EUR pro Strecke. inzwischen sind sie bei sage und schreibe 4 EUR (8 DM!) angelangt.
Der zweite Grund für die Überfüllung der ICEs zwischen Berlin und Wolfsburg gilt für jeden zweiten ICE auf dieser Strecke: Ins Rheinland bindet die Bahn zwei Teil-ICEs aneinander, die sie in Hamm teilt. Auf der gesamten Zuglänge werden damit 1 Speisewagen und 2 Triebwagen mehr eingesetzt. Würde die Bahn die Strecken Richtung Köln und Düsseldorf mit eigenen, kompletten Zügen fahren, könnten diese also 3 Waggons der 2. Klasse mehr mitführen. Den Bedarf für einen zusätzlichen Zug gibt es locker.

Inzwischen weiß ich mehr über die Prozesse des Fernverkehrs der Bahn als die in Wolfsburg. Verantwortlich für die Zugkonfiguration ist das Flottenmanagement in Frankfurt. Angeblich erfolgt es auf Basis der Verkaufszahlen und der Meldungen der Zugchefs über die tatsächliche Aus- bzw. Überlastung entlang der Strecke. Aber Anpassungen an den tatsächlichen Bedarf dauern, weil das Eisenbahnbundesamt die Betriebserlaubnis für einen ICE angeblich immer nur für eine Konfiguration erteilt. Mal eben die Kapazitäten an den Bedarf anzupassen, das geht so nicht..

Gestern habe ich mal gezählt: Pro Waggon waren es 15 bis 20 Leute, die auf dem Boden saßen. 70 SItzplätze hat so ein Waggon. Die fast 130% ige Auslastung beschert dem Bahnvorstand Ulrich Homburg einen satten Profit (und Bonus?).

2. Verspätungen
Das zweite Ärgernis für Pendler sind die fast täglichen Verspätungen. In letzter Zeit gehen diese auch schon mal in mehrere Stunden, z.B. wenn eine Oberleitung abgerissen wird oder das Stellwerk in Spandau wegen Stromausfall ausfällt. Und wie immer gibt es dann nicht nur keine Leistung, sondern auch keine Information.

Verspätungen, über die im Internet nicht informiert wird, sind in beiden Richtungen ärgerlich: Morgens hätte man sich zu Hause etwas mehr Zeit lassen können. Man verbringt diese dann auf dem unwirtlichen Hauptbahnhof Berlin. Hier wird mit Bänken gegeizt und die Lounge für Bahncardkunden ist inzwischen auch überfüllt. Und zum Feierabend hätte man die Zeit, die man auf dem Bahnsteig verbringt, lieber im Büro als produktive Arbeitszeit verbracht.

So summieren sich an 200 Arbeitstagen im Jahr locker 100 x 20 Minuten = 2.000 Minuten = 33,3 Stunden allein an unbezahlter Doofzeit auf Bahnsteigen. Rechnet man die Stunden hinzu, in denen man wegen Überfüllung des Zuges nicht an seinem Rechner arbeiten kann... kommt man zu dem Schluss: Das lohnt sich nicht.

3. Schlafmangel und Krankheiten
Dazu kommen körperliche Belastungen wie Hitze und Kälte wegen nicht funktionierender Heizungen und Klimaanlagen. Und bei Erkältungswellen sorgen die geschlossenen, durchströmten Abteile wie Ansteckungsgarantien.

Oder der Schlafmangel. Seitdem ich täglich pendle mache ich zum ersten Mal seit Jahren wieder die Erfahrung, unausgeschlafen auf der Arbeit zu sein. Das hat nun nichts mit der Bahn zu tun, sondern mit der Reisezeit. Steht man als Berliner vor der Entscheidung, ein Jobangebot in Wolfsburg anzunehmen, neigt man dazu, sich die Reisezeit schön zu rechnen. Man stellt hauptsächlich die Zeit auf dem Gleis in Rechnung, die nominell (ohne Verspätung) ca. 1h beträgt. "Die ist mancher ja sogar innerhalb von Berlin unterwegs." habe ich schon oft gehört.

Die ICE's fahren ab Berlin Hbf um 06:31 (Ankunft WOB 07:38h) und 07:48h (Ankunft 08:54h). Zurück fährt man um 16:18h oder 17:05h. Dazwischen fahren ein paar IC's. Für den IC sprechen die bequemeren Sitze und manchmal sind sie leerer als die ICE's. Dagegen sprechen die längere Fahrtzeit und die Tatsache, dass man hier nicht gut auf dem Boden sitzen kann. Der Grund hierfür sind die Schiebetüren zwischen den Waggons, die nicht über eine innere Schiene laufen, sondern innen.

4. Shuttlebusse ins Werk
Aber hinzu kommt: Die Anreise zum Hbf Berlin beträgt mindestens 15 Minuten, locker auch 30. Dazu kommt die Busfahrt vom Bhf WOB ins Werk. Und die dauert locker nochmal 20 Minuten zwischen Ankunft am Bhf und der Haltestelle, an der man aussteigt. Immerhin hat die Taskforce-Verkehr (Link) inzwischen werksinterne Shuttlebusse organisiert. Man läuft entlang des Kanals über Tor 17 ins Werk. Die große Schleife über Tor Ost überspringt man so.

So kommt man auf eine Reisezeit pro Richtung von fast 2h. 4 Stunden Reisen für 7, 8 oder 9 Stunden Arbeit, das ist ein schlechter Wirkungsgrad. Ich kann sagen: Das macht sich körperlich bemerkbar. Und seelisch: Man lebt eigentlich nur noch am Wochenende in Berlin, weil man unter der Woche überhaupt nichts mehr erledigt bekommt.



Warum tue ich es trotzdem? Weil das Paket ansonsten stimmt: Das Lohnniveau ist außerhalb des von desindustrialisierten Berlins höher, die Arbeit ist interessant und die Kollegen sehr in Ordnung. Ich kann als Ingenieur in Berlin nur schwer einen solchen Job finden, das weiß ich inzwischen.

Allerdings sollte ich mir mein Gehalt mal auf einen Bruttostundensatz inkl. Reisezeiten umrechnen. Aber das traue ich mich noch nicht..

Freitag, 26. Oktober 2012

Ist der CO2 neutrale Antrieb ausgeträumt?

Foto: 911er mit Elektroantrieb

Noch gar nicht lange her, da gab es in Talkshows und Blogs Statements wie: Strom wird das neue Öl. 100 Jahre nach der Erfindung von Carl Benz erfinden wir das Auto neu. Und ein Mann namens Shai Agassi wollte zeigen, dass man beim Elektroauto nur wollen muss. Die CDU, nein Frau Merkel, gab sich als Energiewendepartei (ein geistiger Diebstahl, der bis heute ungeahndet geblieben ist).

Die Realität hat alle eingeholt. Die Schlagzeilen der letzten Wochen lauten:
  • Die Industrie zweifelt an den Zielen des Regierungsprojektes Plattform und Leitmarkt Elektromobilität. 
  • Gründer Shai Agassi legt das Vorstandsamt bei seinem Projekt Betterplace nieder.
  • Toyota verkündet das Ende der Batterieautos und fokussiert sich auf den Hybridantrieb.
  • Berliner und Brandenburger Solaranlagenhersteller sind pleite.
  • Siemens steigt komplett aus dem Solarzellengeschäft aus.
  • Bosch Solar überlegt nach der Schließung seines Werkes in Erfurt, dies ebenfalls zu tun.
  • Beim Wüstenstromprojekt Desertec ist "Sand im Getriebe" (FTD).
  • Das Küstenwindkraft-Projekt droht an Netzanschlussproblemen zu scheitern.
  • Tesla Motors hat seine Umsatzprognose gesenkt.
  • Biodiesel, E10 (als CO2-neutrale Treibstoffe) stehen vor dem Ende.
Damit sind die beiden Konzepte für einen CO2-neutralen Individualverkehr erstmal in der Boxengasse angekommen: Das mit Ökostrom angetriebene Elektroauto und der mit Biokraftstoff angetriebene Verbrennungsmotor.

Ich gebe zu, ich war angetan von der Vorstellung mein Stadtauto in Berlin mit Windstrom aus Brandenburg anzutreiben. Windmühlen im Havelland, deren Energie über das Stromnetz und Bordbatterie als langen Transmissionsriemen die Welle meines Autos antreiben.

Ohne nachzuschlagen erinnere ich mich nun an Kommentare, die Leser David damals gepostet hatte, als ich die neuen Projekte hier feierte. Er prognostizierte, was jetzt eingetreten ist. Er kennt unsere Pappenheimer länger und besser als ich.

Ich wurde erst pessimistisch, als ich lernte, wer sich in all die Projekte drängt. Wer sich auf den Schoß der Bundesregierung setzte, wer im Berliner Senat erst strickt dagegen war und dann quasi zum Erfinder der Elektromobilität wurde. Und wer jung und "innovativ" oder eine Führungskraft war, die gerne -ungetrübt von Fachkenntnis- mitredet und die Diskussion aufhält, drängte sich in die Szenerie. Hier ging es weniger um Kompetenz als vielmehr um Prestige und Status.

Und trotzdem oder erst recht jetzt frage ich mich: Wie geht es denn dann weiter? Ich bleibe eigentlich bei meiner Prognose, die ich schon in heftigen Wortgefechten mit den Stadtgymnasiasten im Physikleistungskurs abgab: Wir werden es noch erleben, wie sich die Autohersteller vom Öl verabschieden.

Und die nächste Autoabsatzkrise ist ja schon da. Diesmal kann man sie nicht auf den hohen Ölpreis schieben. Deshalb wird man von der Regierung keine neuen Anschubprojekte erwarten können. Ok, den meisten deutschen Premiumherstellern geht es gut. Und wenn jetzt andere Hersteller, also die ohne finanzielle Polster, ihre Werke, schließen, haben alle "etwas davon". Denn es geht ja darum, "Überkapazitäten" (Analysten) abzubauen, und zwar möglichst nicht die eigenen.

Haben wir denn Überkapazitäten? Nein, so denken Betriebswirte und Unternehmensberater. Wir haben vielmehr eine Nachfragekrise wegen der Bankenkrisen.

Unsere gesunkenen (Deutschland) oder gerade rapide sinkenden (Südeuropa) Reallöhne sind der Grund dafür, unsere Kaufkraft reicht nicht mehr aus, um uns unsere eigenen Produkte leisten zu können. Das ist nicht das Ergebnis nur der letzten zehn Jahre. Das habe ich neulich auch in der "Weltbühne" aus der Zeit der Weimarer Republik lesen können. Schon Kurt Tucholsky beklagte die einseitige Exportorientierung der deutschen Wirtschaft. Und wie heute war auch damals das gesunkene Einkommensniveau der Grund dafür.

Auch so gesehen ist Wirtschaft ein anderes Mittel für Herrschaft. Im eigenen Land werden mit dem Verweis auf unsere Export"abhängigkeit" die Löhne gesenkt. Draußen "sichern" wir mit Hilfe der Bundeswehr unsere "Handelswege" (Köhler) zu Rohstoffländern. Und das Kapitel erzielt dort zunehmend auch seine Umsatzmargen.

Wenn Deutschland schon mangels Kaufkraft kein Absatzmarkt für Privatkunden von Neuwagen ist, wie sollte es da ein "Leitmarkt" für die in der Anschaffung teurere Elektromobilität werden?

Samstag, 20. Oktober 2012

Festival of Lights 2012

Bilder vom Festival of Lights in Berlin Mitte. Ich muss sagen: Die Show wird jedes Jahr noch besser. Vor allem am Brandenburger Tor werden inzwischen richtige Geschichten erzählt..







Sonntag, 30. September 2012

Top 10 der Autohersteller und Zulieferer 2011

Quelle: Handelsblatt/VDA

Top 10 der Autohersteller (weltweit)

1. Toyota (185 Mrd. EUR Umsatz)
2. VW Konzern (159)
3. Renault-Nissan (125)
4. General Motors (109)
5. Daimler (107)
6. Ford (99)
7. Hyundai-Kia (78)
8. Honda (71)
9. BMW (69)
10. PSA (60)

Demnach setzen die deutschen Hersteller 335 Mrd EUR um.
Die wichtigsten Absatzmärkte deutscher Autohersteller:

1. Großbritannien (649 tsd. Fzg.)
2. China (566 tsd.)
3. USA (526 tsd.)
4. Frankreich (350 tsd.)
5. Italien (349 tsd.)
6. Spanien (183 tsd.)
7. BeNeLux (164 tsd.)
8. Russland (150 tsd.)
9. Türkei (119 tsd.)
10. Japan (107 tsd.)

2011 wurden in deutschen Fabriken 5,9 Mio Autos produziert.

Top 10 Zulieferer

1. Bosch (40 Mrd. EUR Umsatz)
2. Denso (34)
3. Continental (31)
4. Magna (28)
5. Aisin (27)
6. Faurecia (23)
7. Johnson (21)
8. Hyundai Mobis (19)
9. ZF Friedrichshafen (18)
10. Thyssen Krupp (16)


Samstag, 22. September 2012

Neuer Vorplatz am U-Bahnhof Wittenbergplatz

Nach jahrelanger Baustelle endlich fertig: Der Vorplatz des U-Bahnhof Wittenbergplatz am KaDeWe. Das andere Ende der Sichtachse ist noch Baustelle: Die Gedächtniskirche ist wegen Sanierung noch eingerüstet und dahinter wartet das neue Hotel Waldorf Astoria (Link).






Samstag, 15. September 2012

Vergrabt Euer Gold nicht!

Aus "Aus Teuschland Deutschland machen - Ein Weltbühne Lesebuch" (amazon)

Im Oktober 1918 schrieb Alfred Polgar in der Weltbühne, was uns auch heute in unserer Kapitalismuskrise, Orientierung geben kann: Man muss einfach immer nur das Gegenteil von dem tun, was die Regierung empfiehlt oder anordnet. Betonung auf Tun.

"Wer von Laster und Ausschweifungen zermürbt, schwächliche Kinder in die Welt setzte, der hat sie noch. Die wohlgeratenen düngen längst des Krieges Acker.

Wer seine Jugend in Debauchen verbrachte, wer sich vorzeitig alt und müde soff und liebte, der sitzt in der Kanzlei. Wer seinen Körper und seine Seele achtete und mit seinen Kräften gut wirtschaftete, der sitzt im Trommelfeuer.

Wer, als es zu Kriegsbeginn hieß: Vergrabt Euer Gold nicht! sein Gold dennoch vergrub, der ist jetzt doppelt so reich, als er in Friedenszeiten war.

Wer, als es hieß: Hamstert nicht! hamsterte, der hatte für sich und die seinen noch Nahrung, als die Anderen schon längst hungerten..

Wer in Friedenszeiten leichtsinnig und verschwenderisch wirtschaftete, mit Kleidern, Schuhen, Wäscher in übermäßigen Mengen seinen Schrank füllte, der hat jetzt Kleider, Schuhe, Wäsche. Alle anderen gehen barfuß, schmutzig und zerrissen.

Wer roh und brutal und stumpfsinnig ist, der erträgt die Greuel des Krieges - jene, die ihm selbst, wie jene, die den Anderen widerfahren- relativ leicht. Die Anderen schwanken zwischen Irrsinn und Verzweiflung."

Es geht noch weiter. Es ist auch nur ein Beispiel aus der Weltbühne von den vielen, die aktueller denn je oder beängstigend prophetisch erscheinen.


Mittwoch, 12. September 2012

Produktgattung in ihrem Spätherbst: Smartphones

Kein Wow-Effekt beim iPhone5? Ich glaube, das ist ein Zeichen dafür, dass auch diese Gerätegattung auf ihrem Zenit steht. Die Smartphones werden sogar wieder größer, eine Umkehrung der Minitiarisierungsrichtung. Es ist inzwischen so, dass wir die Geräte nicht kleiner machen können, ohne sie benutzerunfreundicher zu machen. Noch kleinere Tasten und wir vertippen uns beim Emailen noch häufiger. Auch kann man es uns kaum noch recht machen, wie lang das Ohrhöhrerkabel sein soll, wie man ein Smartphone in der Jackentasche einerseits vor versehentlicher Fehlbedienung sichert aber Lautstärke und Vor- und Zurück-Tasten blind bedienbar macht.

Noch mehr aber fängt mich an zu nerven, dass ich unterwegs nur entweder laufen oder aufs Gerät gucken kann. Wenn man sich auf Bahnhöfen oder auf Straßen so umschaut, immer mehr Leute mit gesenktem Kopf, die auf ihrem Smartphone etwas ablesen oder erkennen wollen. Wenn sie es nicht gerade auf irgendwas halten, um es zu fotografieren.

Und das ist der Hinweis auf das nicht mehr allzu ferne Ende dieser Gerätegattung. Die Datenbrille und die sog. Kopf-hoch-Anzeigen (Head-up-Displays) aus Autos kommen. Anstatt Retinadisplay das Bild gleich ins Auge projizieren oder, wenn vorhanden, eine Frontscheibe. Den Kopf nicht von der Realität abwenden müssen und den Lautsprecher auf dem Brillenbügel, ohne lange Kabel. Clicken tun wir dann auf imaginäre Tasten oder mit den Augen. Das ist die Zukunft.

Und mit diesen neuen Produktgattungen kommen wieder neue Herausforderungen an gute Bedienbarkeit. Bin gespannt, ob und was wir da in einigen Jahren von Apple sehen werden. Davor kommen Google und Ericsson.

Sonntag, 9. September 2012

iPhone für Diagnosezwecke

Meine bessere Hälfte saß im Zug neben einem alten russischen Arzt. Er hatte ein Stethoskop um und erklärte, dass er das als Hörgerät benutze. Er halte den Kopf des Gerätes, den man sonst auf Brust oder Rücken hält, einfach in Richtung des Sprechenden.

Bemerkenswert an dieser Zweckentfremdung ist, dass man damit ein Hörgerät ohne Batterie hat. Der Nachteil sei, dass es viele Störgeräusche aus der Umgebung einfange.

Das brachte mich auf die Idee, dass das iPhone ja ein Mikro (zum Telefonieren) und einen Lautsprecherausgang hat. Kann man dafür eine App entwickeln? Bei iTunes nachgeguckt und siehe da: Es gibt sowohl den Hörtest als auch das Hörgerät als App. Ok, noch mit mittleren Kritiken. Aber der Anfang ist gemacht.

Auch Sehtests gibt es.

So wie wir früher im Web nachschauten, ob dieses Unternehmen oder jene Behörde schon im Internet ist, lohnt es sich in immer mehr Lebenslagen mal zu gucken, ob es schon eine App dafür gibt.


Und wo wir bei Diagnosen sind. Man könnte auch die Expertensysteme und neuronalen Netze der 90er Jahre reaktivieren, die mal entwickelt wurden, um Maschinendefekte durch Frage-und-Antwort-Spiele oder gleich direkte Verarbeitung zu diagnostizieren. Dazu müsste man eine zentrale Datenbank führen, in der Geräuschmuster mit Fehlerquellen verknüpft sind. Bei defekten Maschinen ist nichts  verräterischer als das Geräusch.

Samstag, 8. September 2012

Wie Google Patentrecherchen popularisieren wird


Produktneuheiten findet man zuerst in Patentdatenbanken. Warum wühlen Technik- und Börsenjournalisten trotzdem nicht dauernd in Patentdatenbanken? - Weil man wissen muss, wie das geht. Wie man Patentanmelder oder Patentfelder beobachtet und durchsucht. Das ist was für Spezialisten. Etwas für Patentingenieure und Patentprüfer. Noch.

Denn wie so viele Berufsfelder wird auch der 'Patentresearcher' vom Internet "bedroht", seiner hat sich vor längerer Zeit schon Google angenommen.

Patente recherchiert man aus Neugier, weil man z.B. wissen will, was amazon, Apple oder Porsche in ihren Entwicklungsabteilungen gerade so treiben. Oder man hat eine eigene Erfindung oder Idee und will wissen, ob man damit der Erste wäre..

Früher ging man in die Recherchesäle des Patentamtes wie z.B. in Berlin Kreuzberg und durchwühlte Microfilme. Ende der 90er baute das Deutsche Patentamt für seine Prüfer sein DEPATIS (DEutsches PATent InformationsSystem) auf und öffnete es 2000 fürs Internet (www.depatisnet.de).

Seitdem hat das Patentamt immer mehr Services entwickelt, die es dem Benutzer leichter machen mit dem komplexen Patentsystem umzugehen. Patentinformationen bestehen aus technischen und rechtlichen Informationen. Nicht nur was ein Patent abdeckt ist interessant, sondern auch, wem es gehört, bis wann es gilt und ob es überhaupt noch in Kraft ist.

DEPATISnet bietet zwar auch Einsteigerrecherchen, aber die eignet sich nur für sehr konkrete Abfragen, z.B. die Liste aller Patente und -anmeldungen eines bestimmten Unternehmens oder Erfinders. Wer den Stand einer bestimmten Technik recherchieren will, muss aufwendige Terme entwickeln mit vielen UNDs und ODERs, Platzhaltern etc.. Ein Fall für Patentrechercheure.

Oder für Google. Denn es ist so: Entweder legt man seine Daten gut sortiert ab und kennt sich darin anschließend auch aus. Oder man hat eine gute Suchmaschine, die sich selbst einen Index bildet.

Man kennt das von ebay. Wenn Du weißt, wo Dein Produkt im Schlagwortbaum abgelegt ist, entgeht Dir dort nichts mehr. Wenn Du das nicht weißt, musst Du das Suchfeld solange benutzen, bist Du halbwegs sicher bist, alle Schreibweisen zu kennen. Oder Du findest den ersten Treffer und klickst dann auf das angezeigte Schlagwort.

Google bietet seit 2006 die Suche in US Patenten. Danach schlichen sie sich ans Europäische Patentamt ran und kamen zuerst mit einem automatischen Übersetzungsservice ins Geschäft (Link). Denn siehe: Europäische Patente sind vor allem deshalb so teuer, weil man Übersetzungsspezialisten für Techniksprachen braucht, um sie in die Amtssprachen der EU zu übersetzen. Google macht diese gerade arbeitslos. Jetzt hat Google die Suche nach EP Patenten eröffnet: Link



Der Service dient der Stand-der-Technik-Recherche. Klickt man oben rechts auf den blauen "Stand der Technik suchen"-Button durchsucht Google alles, was es indiziert: Webseiten, Bücher, andere Patente... Auf der Trefferseite werden die benutzten Suchworte angezeigt, man kann eigene ergänzen und weitersuchen. Man kann von hier auch ins Espacenet springen, um in der Patentdatenbank des Europäischen Patentamtes weiterzusuchen. Im Patentregister könnte man dort für das gefundene Patent den Rechtsstand abfragen.

Klickt man das Dropdown Menü mit dem Zahnrad runter, kann man in gewohnter Google Art "erweiterte Patentsuche" nutzen. Hier muss man keine IKOFAX Abfragesprache können, sondern benutzt die UND und ODER Felder.


Das ist ein mächtiges Tool, das Patentrecherchen populär machen könnte. Alles was mit Patenten zu tun hat, stellt für Ingenieure und Informatiker ja immer eine Barriere da. Patentrecherchen verströmen für manche den Esprit eines Amtsbescheides. Diesen Nimbus konserviert der Stand der Patentanwälte natürlich auch gerne, rechtfertigt er doch nicht zuletzt ihr Monopol auf Rechtsberatung. Doch so exakt, dass man sich damit vor einem Patentgericht verteidigen könnte, will man es oft gar nicht wissen. Es reicht oft eine kurze Recherche, um einen ersten Überblick zu bekommen oder eine konkrete Frage zu beantworten.

Ich habe einige Jahre IKOFAX Recherchen für Entwickler gemacht (nicht hauptberuflich), weil ich vom Wert der Patentinformationen überzeugt bin. Hat man erst mal seine Schlagworte in dem Wust ausfindig gemacht (allein für das Finden seines Schlagwortes im 80.000-teiligen IPC Katalog gibt es eigene Suchmaschinen..), wird es leicht, sein Technikgebiet zu verfolgen. Aber seitdem ich Tags und Tagclouds zum ersten mal sah, fragte ich mich, ob man die Verschlagwortung von Patenten nicht demokratisieren sollte. Soll doch jeder, der ein Patent gefunden hat, selbst einen Tag hinterlegen. So wie mit Büchern bei amazon. Social Bookmarking für die Verschlagwortung von Patenten.

Genau diese Idee brachte ich im Frühjahr beim Bürgerdialog der Kanzlerin ein (Link). Ich bekam sogar eine Antwort vom Ideenbüro: Bitte wenden Sie sich mit Ihrer Idee ans Patentamt! Gesagt getan, bekam ich Anfang August aber den "Ablehnungsbescheid": Das Patentamt öffne sich im Sinne einer Open-Data-Strategie, werde die Patente aber weiterhin im international abgestimmten IPC System ablegen.

Aber, so schrieb mir der zuständige Leiter der "Informationsdienste für die Öffentlichkeit", man werde die Entwicklungen im Crowdsourcing und Social Bookmarking aufmerksam verfolgen.

Das Patentamt wird als Informationsquelle und als Instanz, welche den Status Patent verleiht, unersetzlich bleiben. Zumindest für Maschinenbau, Chemie und klassische Elektrotechnik. Bei den Softwareentwicklern bin ich mir da nicht so sicher.

Aber Patentrecherchen werden immer häufiger über Google laufen, da bin ich mir sicher. Google geht hier klug vor, und kämpft nicht gegen die Patentmämter sondern kooperiert Schritt für Schritt.

Ich aber überlege, ob ich meinen fertig getippten Ratgeber "Patentrecherchen für Mittelständler" überhaupt noch veröffentlichen soll.

Wie Google Patentrecherchen popularisieren wird

Patentdatenbanken als Infoquelle
Produktneuheiten findet man zuerst in Patentdatenbanken. Warum wühlen Technik- und Börsenjournalisten trotzdem nicht dauernd in ihnen? - Weil man wissen muss, wie das geht. Wie man Patentanmelder oder Patentfelder beobachtet und durchsucht. Das ist was für Spezialisten. Etwas für Patentingenieure und Patentprüfer. Noch.

Denn wie so viele Berufsfelder wird auch der 'Patentresearcher' vom Internet "bedroht", seiner hat sich vor längerer Zeit schon Google angenommen.

Patente recherchiert man aus Neugier, weil man z.B. wissen will, was amazon, Apple oder Porsche in ihren Entwicklungsabteilungen gerade so treiben. Oder man hat eine eigene Erfindung oder Idee und will wissen, ob man damit der Erste wäre..

DEPATISNET (Deutsches Patentamt)
Früher ging man in die Recherchesäle des Patentamtes wie z.B. in Berlin Kreuzberg und durchwühlte Microfilme. Ende der 90er baute das Deutsche Patentamt für seine Prüfer sein DEPATIS (DEutsches PATent InformationsSystem) auf und öffnete es 2000 fürs Internet (www.depatisnet.de).

Services
Seitdem hat das Patentamt immer mehr Services entwickelt, die es dem Benutzer leichter machen mit dem komplexen Patentsystem umzugehen. Patentinformationen bestehen aus technischen und rechtlichen Informationen. Nicht nur was ein Patent abdeckt ist interessant, sondern auch, wem es gehört, bis wann es gilt und ob es überhaupt noch in Kraft ist.

DEPATISnet bietet zwar auch Einsteigerrecherchen, aber die eignet sich nur für sehr konkrete Abfragen, z.B. die Liste aller Patente und -anmeldungen eines bestimmten Unternehmens oder Erfinders. Wer den Stand einer bestimmten Technik recherchieren will, muss aufwendige Terme entwickeln mit vielen UNDs und ODERs, Platzhaltern etc.. Ein Fall für Patentrechercheure.

Oder für Google. Denn es ist so: Entweder legt man seine Daten gut sortiert ab und kennt sich darin anschließend auch aus. Oder man hat eine gute Suchmaschine, die sich selbst einen Index bildet.

Man kennt das von ebay. Wenn Du weißt, wo Dein Produkt im Schlagwortbaum abgelegt ist, entgeht Dir dort nichts mehr. Wenn Du das nicht weißt, musst Du das Suchfeld solange benutzen, bist Du halbwegs sicher bist, alle Schreibweisen zu kennen. Oder Du findest den ersten Treffer und klickst dann auf das angezeigte Schlagwort.

Google
Google bietet seit 2006 die Suche in US Patenten (Link). Danach schlichen sie sich ans Europäische Patentamt ran und kamen zuerst mit einem automatischen Übersetzungsservice ins Geschäft (Link). Denn siehe: Europäische Patente sind vor allem deshalb so teuer, weil man Übersetzungsspezialisten für Techniksprachen braucht, um sie in die Amtssprachen der EU zu übersetzen. Google macht diese gerade arbeitslos. Jetzt hat Google die Suche nach Europäischen (EP)  Patenten eröffnet: Link



Der Service dient der Stand-der-Technik-Recherche. Klickt man oben rechts auf den blauen "Stand der Technik suchen"-Button durchsucht Google alles, was es indiziert: Webseiten, Bücher, andere Patente... Auf der Trefferseite werden die benutzten Suchworte angezeigt, man kann eigene ergänzen und weitersuchen. Man kann von hier auch ins Espacenet springen, um in der Patentdatenbank des Europäischen Patentamtes weiterzusuchen. Im Patentregister könnte man dort für das gefundene Patent den Rechtsstand abfragen.

Klickt man das Dropdown Menü mit dem Zahnrad runter, kann man in gewohnter Google Art "erweiterte Patentsuche" nutzen. Hier muss man keine IKOFAX Abfragesprache können, sondern benutzt die UND und ODER Felder.


Bewertung von Google Patents
Das ist ein mächtiges Tool, das Patentrecherchen populär machen könnte. Alles was mit Patenten zu tun hat, stellt für Ingenieure und Informatiker ja immer eine Barriere da. Patentrecherchen verströmen für manche den Esprit eines Amtsbescheides. Diesen Nimbus konserviert der Stand der Patentanwälte natürlich auch gerne, rechtfertigt er doch nicht zuletzt ihr Monopol auf Rechtsberatung. Doch so exakt, dass man sich damit vor einem Patentgericht verteidigen könnte, will man es oft gar nicht wissen. Es reicht oft eine kurze Recherche, um einen ersten Überblick zu bekommen oder eine konkrete Frage zu beantworten.

IKOFAX in Depatisnet
Ich habe einige Jahre IKOFAX Recherchen für Entwickler gemacht (nicht hauptberuflich), weil ich vom Wert der Patentinformationen überzeugt bin. Hat man erst mal seine Schlagworte in dem Wust ausfindig gemacht (allein für das Finden seines Schlagwortes im 80.000-teiligen IPC Katalog gibt es eigene Suchmaschinen..), wird es leicht, sein Technikgebiet zu verfolgen. Aber seitdem ich Tags und Tagclouds zum ersten mal sah, fragte ich mich, ob man die Verschlagwortung von Patenten nicht demokratisieren sollte. Soll doch jeder, der ein Patent gefunden hat, selbst einen Tag hinterlegen. So wie mit Büchern bei amazon. Social Bookmarking für die Verschlagwortung von Patenten.

Bürgerdialog der Kanzlerin
Genau diese Idee brachte ich im Frühjahr beim Bürgerdialog der Kanzlerin ein (Link). Ich bekam sogar eine Antwort vom Ideenbüro: Bitte wenden Sie sich mit Ihrer Idee ans Patentamt! Gesagt getan, bekam ich Anfang August aber den "Ablehnungsbescheid": Das Patentamt öffne sich im Sinne einer Open-Data-Strategie, werde die Patente aber weiterhin im international abgestimmten IPC System ablegen.

Antwort des Patentamtes
Aber, so schrieb mir der zuständige Leiter der "Informationsdienste für die Öffentlichkeit", man werde die Entwicklungen im Crowdsourcing und Social Bookmarking "aufmerksam verfolgen".

Das Patentamt wird als Informationsquelle und als Instanz, welche den Status Patent verleiht, unersetzlich bleiben. Zumindest für Maschinenbau, Chemie und klassische Elektrotechnik. Bei den Softwareentwicklern bin ich mir da nicht so sicher.

Aber Patentrecherchen werden immer häufiger über Google laufen, da bin ich mir sicher. Google geht hier klug vor, und kämpft nicht gegen die Patentmämter sondern kooperiert Schritt für Schritt.

Ich aber überlege, ob ich meinen fertig getippten Ratgeber "Patentrecherchen für Mittelständler" überhaupt noch veröffentlichen soll.