Richard David Precht ist seit vorigem Jahr auf der Überholspur. Da publizierte er mit Harald Welzer ein Buch über den zunehmenden Konformismus deutscher Medien. Seitdem ist er auf der Liste der Linientreuen.
In der aktuellen Episode seines Podcasts mit Markus Lanz geht er jetzt aufs Ganze und scheut keinen Gegenverkehr. Und das kam so:
Vor einigen Wochen hatte Precht den indischen Autor Pankaj Mishra zu Gast. Dieser erklärte, warum die aufstrebenden Großmächte Indien und China so empfindlich gegen moralische Belehrungen aus dem Westen sind. Und dass europäische Morallehren in der neuen Weltordnung eine schwindende Rolle spielen. Seine Kernthese ist, dass die früheren Kolonialherren bis heute nicht über ihre Verbrechen nachgedacht haben und sich ihren früheren Knechten bis heute überlegen fühlen. Mit einer Ausnahme: Deutschland. Kein Land habe seine Vergangenheit so gründlich aufgearbeitet wie Deutschland die Verbrechen der Nazis. (Wobei man nie vergessen sollte, dass die Nazis auch im inneren eine Diktatur waren. Die NSDAP trickste sich in die Regierung, hatte aber nie eine absolute Mehrheit.)
In dem Podcast mit Lanz führt Precht den Gedanken weiter. Anlass ist die wachsende Bevölkerung von Indien, die inzwischen China überholt hat. Statistisch gesehen ist nun jeder 2,5te Mensch ein Inder oder Chinese. China und Indien hätten in den letzten Jahrzehnten so viele Menschen aus der Armut geholt wie keine anderen.
Precht (ab Minute 25): Während wir unsere Führungsrolle auf den Märkten an die neuen Supermächte verlieren und werden unsere politischen Protagonisten immer belehrender und überheblicher. Während diese uns, den Westen, eigentlich immer in Ruhe gelassen haben kommen wir ihnen mit Belehrungen und bezeichnen sie als "Systemrivalen". Unsere Regierung legt damit altes Denken aus dem Kalten Krieg nun über China. Als sei China ein kommunistisches Land. In Wahrheit sei es doch ein kapitalistisches Land, also ein Wettbewerber und kein "Systemrivale". Die Frage sei, wer hier eigentlich wen missioniere. Und warum.
Und dann kann sich Precht nicht mehr halten:
"Warum können wir China nicht in Ruhe und sie ihren Weg gehen lassen. Unsere Außenministerin, hätte im Auswärtigen Amt unter normalen Umständen nicht mal ein Praktikum gekriegt. Und tritt auf der Weltbühne mit der Inbrunst einer Klassensprecherin auf.
Nur wer wirtschaftlich stark ist, wird von den Mächten ernst genommen. Wenn wir aber unsere wirtschaftliche Stärke aufs Spiel setzen, indem wir unsere Werte als Drohmittel einsetzen, riskieren wir neben unserer Glaubwürdigkeit auch unsere wirtschaftliche Stärke und unseren Wohlstand. ..
Nur wer wirtschaftlich stark ist und seine dafür notwendigen Werte lebt, überzeugt auch andere. Man überzeugt andere nicht, indem man sie missioniert.. Wir erreichen damit genau das Gegenteil. Ich möchte keine Außenministerin sehen, die in der UNO den Chinesen droht. Diese 40-jährige junge Frau hat in ihrem Leben noch nichts geleistet. China hat Millionen aus der Armut geholt. Und hat eine Kultur der Altersweisheit. Dort wird man erst angesehen, wenn man im Leben etwas geleistet hat. Das einzige was an Baerbock grün ist, ist die Farbe hinter ihren Ohren."
Genau! Und noch dümmer ist es, auf diese Mission westlicher Werte noch das Attribut "feministisch" zu setzen. Aber es wird noch interessanter:
Precht zieht dann noch folgenden Schluss:
"Wir sind von China so abhängig so abhängig, dass wir nur wegen ihnen unsere Automobilindustrie von Verbrennungsmotoren auf Elektroantriebe umstellen. Und die chinesische Regierung stellt auf Elektroantriebe um, weil das weniger Knowhow erfordert und es dort leichter mitbieten kann. VW ist zum ersten Mal seit 40 Jahren nicht mehr Marktführer in China. Sein Marktanteil bei Elektromobilität liegt in China bei 2,5 Prozent."
Und genau dieser Abstieg ist es, den die Grünen, aber auch Marodeure wie Ursula von der Leyen und EU-Ratspräsident und Klimaheuchler Charles Michel, beabsichtigen. Eine Mischung aus Neid und Dekadenz, die Europas, und insbesondere Deutschlands Abstieg nach Kräften beschleunigt.