Die BMW Kunden rüsten ab. Lauf Geschäftshalbjahresbericht Juni 2008 wechseln immer mehr Kunden vom 3er zum 1er Modell.
Während der Absatz des 1er in Q2 um fast 80% wuchs, sank der Absatz des 3er um 11%. Die Summe von beiden wuchs von 190 tsd auf 203 tsd. Dieser Effekt hat sich im Verlauf des Halbjahres beschleunigt. Hat BMW sich also mit der Kompaktklasse Konkurrenz im eigenen Hause geschaffen, zulasten seines Umsatzes seiner Mittelklasse? Und dies, obwohl der 1er keinen puren BMW-Motor hat, sondern eine Gemeinschaftsentwicklung mit PSA (Peugeot). Ein Beleg dafür, dass der BMW-Kunde nicht mehr so genau hinguckt bei der Motorisierung, Hauptsache Heckantrieb und Längseinbau?
Im laufenden Jahr hat BMW dem 1er noch ein gutaussehendes Coupe und ein Cabrio hinzugefügt. Mal sehen, wie sich die nun entwickeln.
Auch beim Mini ist das neue Club Modell der einzige Wachstumsträger, von 0 auf 14 tsd. Nicht schlecht, auch durchaus nachvollziehbar.
Warum BMW Chef Reithofen ausgerechnet in der FuE Stellen abbauen will, erschließt sich nicht aus dem Geschäftsbericht. BMW investiert ziemlich konstant etwas mehr als 5% vom Umsatz in Forschung und Entwicklung. Übers Jahr sanken diese Kosten sogar um 9%.
Mir scheint, BMW liegt mit seinen Modellentscheidungen durchaus richtig: Downsizing in die Kompaktklasse. Der Mittelschicht jedenfalls genügt ein solider, gutaussehender 1er. Mit Efficient Dynamics adressiert man durchaus effektiv den Wunsch nach Verbrauchssenkungen. Die anderen Modelle verzeichnen durchweg Absatzrückgänge im einstelligen Prozentbereich. Der X3 wird vom X5 erfolgreich abgelöst. Es scheint, dass die Kunden, die auf ihren BMW sparen müssen, oder selbst finanzieren, lieber zu einem kleineren BMW greifen. Geschäftskunden hingegen halten sich etwas zurück.
Neben der Modellpolitik muss BMW aber auch über seine Vertriebsstrategie nachdenken. Aggressive Leasingprogramme, die nun zu gesunkenen Restwerten und Zahlungsausfällen führen, erweisen sich als Boomerang. Ebenso wie die zu geringe Absicherung der Währung im zweitwichtigsten Markt, den USA.
Das müssen -wie die Nachrichten von heute zeigen- nunmehr die Mitarbeiter ausbaden. Streichung des Weihnachtsgeldes und Abstriche beim variablen Gehalt. Der Familie Quandt genügt eine Umsatzrendite von 4% nicht mehr. Sinkende Gewinne, bei immer noch schwarzen Zahlen, sind kein Argument mehr für Stellenabbau. Die drohende Übernahme -normale provoziert durch einen zu niedrigeren Aktienkurs- ist bei BMW schon lange vollzogen. Die Quandts halten fast die Hälfte der Aktien. Sie sind es, die den Druck auf den Vorstand ausüben.
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