Und noch was zum Thema Finanzkrise:
Ich bin kein Freund der SED-Nachfolgepartei. Schon gar nicht der kommunistischen Plattform und ihrer Hauptakteurin Sarah Wagenknecht. Aaber. Die Dame hat eine Analyse zur Finanzkrise veröffentlicht, die sehr gut die Ursachen und Zusammenhänge unserer Systemkrise erklärt.
Das Buch heißt "Wahnsinn mit Methode" (amazon Link) und der Titel ist Programm. Sie hätte es auch "The United Fakes of America" nennen können, das wäre noch treffender gewesen. Ich habe darüber neulich auch mit Tom (einem Liberalen!) diskutiert, er hat meinen Blick noch mehr geschärft. Kurz gesagt ist eine Blase immer ein Nichts, in das die Herde mit Freude investiert. Im Dot.com Rausch waren es die millionenschweren Webdesigner. Im Immobilienrausch die nicht vorhandenen Bonitäten von Immobilienkäufern.
Wie kommt man von einem Kreditausfall zu einer weltweiten Ansteckung aller Volkswirtschaften? Durch Verbriefung. Banken wandeln ausgereichte Kredite in Verbriefungen (Forderungen, Wertpapiere) um und reichen diese "nach hinten" durch, an die Banken, die die Risiken tatsächlich tragen. Das ging solange gut, wie die beim Scoring angewandten Modelle passten. Als man aber auf schlechte Schuldner mangels passender Scoringmodelle einfach die vorhandenen anwendete, schneite man den Schnee auf die Pisten, der später den Stoff für die Lawine geben sollte.
Durch die Verbriefung zum Wertpapier schafft man auch die Voraussetzung, Derivate (also Wetten) auf die Kredite ausgeben zu können. Im Unterschied zum Wertpapier selbst, ist die Ausgabe von Derivaten unbegrenzt. Man kann beliebige Vielfache von Derivaten auf eine begrenzte Menge von Wertpapieren ausgeben. So lassen sich vermeintliche Werte schaffen, die durch reales Vermögen überhaupt nicht mehr gedeckt sind.
Treibstoff für die Subprimekrise waren auch die niedrigen Zinsen in den USA. Diese wurden ja offiziell mit dem Schlagwort "New Economy" begründet - also einer dank Internet inflationsfreien Welt, in der der Wettbewerber immer nur einen Mausklick entfernt ist, was die Preise im Zaum hält.
In Wahrheit schufen die billigen Kredite aber auch einen Fluchtrichtung für all diejenigen, die schon lange Reallohnverluste erlitten. Wer also mit seinem Lohn nicht mehr hinkam, der sollte wenigstens billig Schulden machen dürfen. So finanzierte im wesentlichen das Ausland das kollektive Leben auf Pump der vermeintlich florienden USA (also, der UFA).
"Vermeintlich" floriend deshalb, weil auch die volkswirtschaftlichen Statistiken der USA hinreißend frisiert werden. Schon 2001 hielt ein Dresdner Bänker (das war früher die Bank mit dem grünen Band der Sympathie.) in Berlin eine Rede über die untragbare Frisierung der US-Konjunkturstatistiken. Die rechnen nämlich ihren Produktivitätszuwachs aus, in dem sie Windows Updates und Intel Prozessor Upgrades zählen. Will sagen: Ein Büro, dass von Intel Pentium 1 auf Pentium 2 und noch auf Windows NT hochrüstete, steigerte damit offiziell seine Produktivität. (Wohl weil die Manager schneller Folien malen und Emails tippen konnten?).
Unternehmen investierten ihre Gewinne überwiegend in Finanztransaktionen. Es wurden in den neunziger und den 2000er Jahren mehr Gelder in M&A "investiert" als in echte FuE. (IBM war übrigens der Anführer der Unternehmen, die vorzugsweise eigene Aktien vom Markt kauften anstatt in FuE zu investieren.)
Kapitalismus heißt: Gewinne privatisieren - Verluste sozialisieren. Wann stimmte es mehr als heute?
Und wieso liegt die FDP bei 18%? Wenn das der Mölli noch erlebt hätte!
Hallo Frank,
AntwortenLöschenVielleicht mal 2 Anmerkungen:
1. Derivate waren die einzigen Fakes in die investiert wurde. Vielmehr wurden, nicht nur in den USA, sondern auch z. Bsp. in Spanien gut zu beobachten Immobilien finanziert, die der Markt gar nicht benötigt. Kurz gesagt, alle haben darauf spekuliert, dass es riesige Preissteigerungen bei Immobilien geben wird. Das blieb aus, Einnahmen wurden nicht erzielt, die Anschlussfinanzierungen wurden mit weiteren Krediten finanziert zu noch niedrigeren Zinsen. Die Konsequenz war, an der Geschichte verdiente niemand mehr auch nur einen Cent. Dabei entsprachen die erwarteten Preissteigerungen schon lange nicht mehr den realen Bedingungen. Am besten zu beobachten war das vielleicht am ehesten an realen Immoblienfonds, die schon seit Jahren nur Renditen von ca 1% erwirtschaftet haben. Weltweit ist es seit etwa 7-8 Jahren schon schwierig Gewerbe-Immobilien zu vermieten und zu verkaufen. Es gingen eigentlich nur noch die Top-Lagen.
2. In einem in einem funktionierenden Markt verschwinden solche Produkte wie Derivate normalerweise schnell wieder. Die Frage ist natürlich wie können sich solche Dinge so auswachsen, dass weltweite Märkte heftig zu wackeln zu beginnen? Es fehlt einer gesunden Regulierung! Die kann durchaus gesetzlich erfolgen. Nur das was zur Zeit läuft ist keine Regulierung sondern Sozialismus light! Man darf schon die frage stellen, warum ein Autobauer wie opel Finanzhilfen erhalten soll.. Man darf schon fragen warum Millardenbürgschaften für eine HSH Nordbank auf Kosten des Steuerzahlers gegeben werden. Oder HRE... Bloss weil 30% der Finanzierungen durch die deutschen Gemeinden bei der HRE gemacht wurden? Und im Fall einer Pleite diese Kredite natürlich sofort fällig werden? Und dann? Ein Spaßbad weniger in einem noch so kleinen Dorf an der polnischen Grenze? Na und?
Der Ausweg ist doch das die Vorraussetzungen dafür JETZT geschaffen werden, dass so etwas nie mehr auftritt.
Und Deshalb FDP bitte 20% und bitte bitte mehr Kompetenz in die Politik! Die Berliner FDP ist da leidere ein leuchtendes Beispiel für Inkompetenz. Wichtig ist es offenbar nur die richtigen Leute zu kennen..
Viele Grüße Tom
Hallo Tom,
AntwortenLöschendanke für Deinen Kommentar.
Antwort demnächst in der liberalen Runde :-)
Gruß,
Frank
Hallo Tom, hier noch ein Blogpost zum Thema. Der Business Week Blogger legt dar, dass in den letzten 10 Jahren in den USA nur die Finanzindustrie reale Profite erwirtschaftet hat. Die reale Wirtschaft hatte nur scheinbare Gewinne zu verzeichnen.
AntwortenLöschenhttp://www.businessweek.com/the_thread/economicsunbound/archives/2009/03/a_bad_decade_fo.html