Donnerstag, 2. Mai 2013

Spielfreude statt Zockermillionen - dem BvB gebührt die Krone

Wer als BvB-Fan die Ära Hitzfeld mit erlebt hat, fühlt sich freudig an alte Zeiten erinnert. Wenn Bundesliga und Champions League in ihre finale Phase kommen, ist draußen Frühling. Man trifft sich mit Freunden, sucht eine Fußballkneipe mit freien Stühlen (vorgestern sinnigerweise das "Cafe Madrid" in der Friedrichstrasse) draußen grünt und blüht alles.

Wenn es gut läuft gibt es immer zwei Möglichkeiten, die Welt zu sehen: Sind wir, bin ich so gut, oder sind die so schwach? Bei Kloppo's Mannschaft muss man sagen: Seit ihm wird wieder richtig Fußballs gespielt. Es scheint fast egal, wer kommt oder geht, Hauptsache sie spielen die Methode Klopp. Hitzfeld ließ damals fertige Stars zusammenkaufen, seine Leistung lag darin, aus diesen eine sehr erfolgreiche Mannschaft zu formen. Klopp lässt Talente an Bord, auch aus der eigenen Jugend. Es klappt wie am Schnürchen und auch die Außendarstellung des Vereins lässt einen nicht fremdschämen, da herrscht westfälische Bodenständigkeit.

Ganz anders als bei dieser Söldnertruppe mit den Trikots des FC Bayern. Hier geht es niemandem um die Mannschaft, sondern um den persönlichen Marktwert. In der Säbener Straße riecht es nach Geld. Und leider glauben junge Talente, dass ihr Marktwert hier und heute realisiert werden muss. Der betörende Duft auf den Bürogängen von Uli Hoeneß und Konsorten verführt die, die innerlich noch nicht gefestigt sind. Aber es sind nicht nur die Zockermillionen. Der FCB gilt als Hub für die europäischen Topligen. Als deutscher Spieler musste man hier gewesen sein, um in Europa ernst genommen zu werden. Dass das noch lange so bleibt, ist angesichts der Enthüllungen unwahrscheinlich geworden. Der FCB könnte platzen wie eine Blase an der Börse.

Dass Uli Hoeneß sich heute in der ZEIT als Opfer einer Spielsucht darstellt ist entweder eine Masche seiner Verteidiger oder ein alarmierender Hinweis, wie unseriös dieser Verein jahrelang geführt worden ist. Es ist ja oft so: die strengsten Religionslehrer, die empörtesten Moralapostel usw. sie projizieren ihre eigenen Verfehlungen, mit denen sie nicht ins Reine kommen, gerne auf andere. Die Sehnsucht nach Integrität, Anerkennung, Ablaß treibt viele von ihnen zur Höchstleistung.

Beim Uli ist das aber nicht nur seine Sache. Ihm verdanken wir es, dass man ein Skyabo braucht, wenn man die Champions League im Fernsehen verfolgen will. Ihm, dass ein Bundesligaspieltag inzwischen auf drei (bei der 2. Liga auf vier) Tage verteilt wird. Ihm, dass ein Gutteil der GEZ-Zwangsgebühren in die Taschen der großen Vereine fließt.

Im europäischen Fußball steht eine Wachablösung an. Am 25. Mai entscheidet sich, ob seriöse Spielfreude oder breitbeinige Spielsucht künftig den Ton angeben wird.

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