Mittwoch, 26. August 2020

Mein Bedarf nach Abstand nimmt zu

 Mit zunehmendem Alter steigt in mir das Bedürfnis nach Abstand. Ich will immer mehr Abstand halten zu Leuten, Dingen und vor allem Themen, die mich nichts angehen. Die Beschäftigung mit Dingen, die einen nicht betreffen aber erregen ist und war m. E. schon immer Tratsch und Klatsch.

Ich spende, wenn überhaupt, nur noch für heimische Projekte und am liebsten für regierungskritische Autoren. Denn das ist der riskanteste Job geworden in unserem Land. Ich habe keine Meinung mehr zu Trump, Putin, Lukaschenko solange es bei uns noch wichtige Probleme gibt.

Was mich derzeit umtreibt sind all die Themen, "Changes", die mir die Regierung aufzwingt. Andauernd wird mir der Entzug einer alten Gewohnheit oder der Zwang zu handeln auferlegt. Obendrein leistet der gleiche Staat seine eigenen Bestellungen nicht.

Wärmedämmung, Kaminverbot, Elektromobilität, Mülltrennung, Popup-Radwege, Bahnfahren. Ich soll, bald muss ich und darf nicht mehr. Aber die gleiche Regierung kriegt es nicht hin, für öffentliche Ladesäulen, genügend Mülltonnen und Bahnkapazitäten zu sorgen. Ganz zu schweigen von den verpflichtenden Coronatests für Urlaubsrückkehrer. 

Früher habe ich bei sowas Petitionen und Leserbriefe geschrieben. Heute trenne ich meinen Müll einfach nicht mehr. Unser Müllraum sieht aus wie Sau, seitdem die Großfamilie, die die Bäckerei nebenan betreibt, den Schlüssel dafür hat. Ich schmeiße jetzt alles in die Tonne, die gerade frei ist. Mit dem Auto nutze ich den Raum, der gerade frei ist. Ich mag es, wenn sich Radfahrer aufregen und ich Zurückbrüllen kann. Bahn fahre ich nur, wenn es gar nicht anders geht.

Ich erwarte insgesamt, dass mich die Leute in Ruhe lassen. Ich unterschreibe auf der Straße nur, was mir selbst hilft. Ich habe keine Meinung zu den Eltern, die ihre Kinder auf den frisch nach gesäten Rasen in unserem Innenhof haben. Ich gieße keine Straßenbäume und sammle keinen Müll im Park. Ich bin vor allem kein Teil einer "Community" oder "Stadtgesellschaft". Das sind alles Begriffe von Mandatsträgern, die in ihrem Amt vor allem die letzte mögliche Einkommensquelle sehen aber sonst nichts hinkriegen. 

Ich will zu einem Großteil meine Gewohnheiten leben. Unsere Zivilisation bringt schon im evolutionären Modus genügend Weiterentwicklung mit sich. Man ist froh, wenn man endlich alles beherrscht und finanziert hat. Wenn man dann endlich aus dem Gröbsten raus ist, will man es nicht als erstes in Frage gestellt sehen von Leuten, die einem das neiden und es nie hinkriegen werden nachzuziehen, weil sie bocklos und unfähig sind. Unser vornehmstes Ehrenamt sollte die Barrikade sein, von der wir uns gegen Staat und Regierung verteidigen. "Ehrenamt" im wahrsten Sinne, denn es geht hier um unser alle Ehre. Um die Frage, ob wir, als Mehrheit, uns das alles bieten lassen. Diese Tour, die sog. "Zivilgesellschaft" überall einzubinden ist ein undemokratischer Akt. Denn das "N" in NGO ist schon längst eine Lüge. Es handelt sich um Propaganda- und Lobbygruppen, die bei Wahlen keine Mehrheiten zustande bringen und deshalb einfach auf die Mitleidstour gehen. Sie -nicht wir Steuerzahler- werden vom Bundespräsidenten zum Kaffee eingeladen. Lobbygruppen ohne Mandat erhalten zunehmend Einfluss auf die Mittelverwendung im Bundes- und Landeshaushalt. Und im Ausland schürt die Regierung über die gleichen Kanäle Unruhe. (Man stelle sich vor, Donald Trump würde bei seinem Besuch zuerst den Bund der Steuerzahler besuchen..).

Ich fokussiere meine Mittel deshalb auf "Ich zuerst". Danach kommen die, die meine Interessen teilen. Danach kommt nichts mehr.

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