Montag, 16. November 2020

Bei Ebay steigen die Preise für Adventantiquitäten

 Bei Ebay steigen die Preise für alte Weihnachtsartikel. Seit es Ebay gibt, schaue ich dort fast jedes Jahr um diese Zeit nach weihnachtlichen Dingen aus meiner Kindheit. Alles mögliche. Deko, Spiele, Homecomputer, Christbaumschmuck. Von daher habe ich ein Gefühl für die Preise und kann sagen, dass diese sich über 20 Jahre lang nur mäßig nach oben bewegt hatten.

Aber in diesem Jahr liegt das typische Zuschlagsgebot bei fast dem Doppelten des Üblichen. Und mir ist klar, woher das kommt. Wir wissen schon so gut wie sicher, dass wir in diesem Jahr keine größeren Familienzusammenkünfte haben werden. Und mit alten Freunden auch nicht. Vielleicht die Eltern besuchen, oder Bruder / Schwester. Aber das wäre es dann auch.

Vielleicht werden wir auch gar nicht reisen dürfen. Vielleicht werden wir selber noch krank, oder ein Verwandter. Deshalb lautet bei vielen die Devise offenbar: Weihnachtsgefühle müssen zu Hause erzeugt werden. Müssen sie ja eigentlich sowieso. Aber diesmal geht es tiefer. 

Und wenn man so such, z. B. nach alten Weihnachtsliederheften aus den 70ern, dann wird man sich nebenbei auch seiner Kultur bewusst. Dann fällt einem immer mehr ein, was man früher so gemacht hat. Was "der Brauch" war. 

Und das war bei uns nicht mehr sondern weniger als heute. Dafür strikter, ernster und (be)sinnlicher.

Wir hatten ein Adventsgesteck mit einer, höchstens zwei Kerzen. Aber mit Tannengrün, das nach Tannenwald roch. Adventskränze mit roten dicken Kerzen hingen bei uns nur in der Kirche und in der Schule. Und es steigerte die Spannung und Vorfreude, wenn montags eine Kerze mehr angezündet wurde.

Wir hatten einen Plattenspieler und 2 Weihnachts-LP's. Eine mit Kirchenchor, eine mit Heintje. Die Kirchenchorplatte begann und endete mit Kirchenglocken. 

Sonntagnachmittags saßen wir um das Adventsgesteck, aßen Printen oder Spekulatius und hörten die Schallplatten. Im Vergleich dazu haben wir heute eine Playlist, deren Spielzeit so lang ist wie unsere damalige gesamte Plattensammlung.

Es war also vor allem eine stille Zeit, diese Zeit nach Allerheiligen. St. Martin mit seinem Umzug war nicht still, aber man sang mit Bedacht und Ernst. Dann kam Totensonntag und dann der Advent. Mittwochmorgens war im Stundenplan immer Kirche angesagt. Von der Grundschule bis zur Mittelstufe. Damals saß ich da und ließ alles auf mich wirken. Ich hörte zu, sah mich um. Kirchen wirkten und wirken auf mich. Und auch wenn ich heute eher atheistisch denke, kann (und will) ich mich der Atmosphäre von Kirchen und Gottesdiensten nicht entziehen. Die Kirche hat halt viele Rituale in mir eingepflanzt und sie sind ein Teil von mir.

Heute, wo man mir das wegnehmen will, wo man es relativiert und zu einem unter vielen erklärt, halte ich um so stärker daran fest. Nein, unsere adventlichen und weihnachtlichen Sitten sind nicht eine unter vielen. Sie sind unsere. Ich will sie nicht nur bei mir sondern ich will sehen, wie sie um mich herum auch gepflegt und begangen werden. Und ich weiß, dass viele Gleichaltrige und Ältere das auch um so mehr wollen, je mehr man es ihnen wegnehmen will.

Ein Problem dabei ist, dass sogar die Kirchenoberen es weggeben wollen. Kirchenfunktionäre selbst missbrauchen unsere Bräuche und Geschichte und wenden sie sogar gegen uns. Wir sollen Nächstenliebe nicht mehr miteinander haben, das wäre ihnen zu nationalistisch und zu völkisch. Nein, sie schiffen jetzt Einwanderungswillige mit eigenen Booten heran und wollen sie auf uns verteilen. Und dabei haben sie einen Blick, der nichts mit Nächstenliebe aber viel mit Strafe zu tun hat. Sie wollen uns strafen und erpressen uns dabei mit unseren eigenen Bräuchen.

Das hängt vielen Leuten zum Halse raus. Dass sich die Kirchen politisch geben. Und die Politik religiös wird. Es ist jetzt die Politik, in der unbewiesene aber moralisch aufgeladene Geschichten kolportiert werden. Und es sind Geschichten mit Helden (die anderen) und uns (den Schurken). So haben das sehr zutreffend Uwe Tellkamp und Jörg Bernig diese Woche im Podcast bei Burkhard Müller-Ullrich erklärt. Und sie treffen den Nagel auf den Kopf.




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