Der Urlaub naht. Die Sommertemperaturen kündigen es an. Die Kinder der Kollegen haben Zeugnisse bekommen (das bekam ich mit) und haben Ferien (auch das bekomme ich mit).
Vorigen Mittwoch hatten wir 36 Grad oder mehr. Und wir sind wegen Sanierungsarbeiten (im doppelten Sinne, ha ha) derzeit in einem Bürohochhaus vor den Werkstoren untergebracht. Ein 60er Jahre Bau. Ohne Klimaanlagen und halb defekten Aufzügen. Ja, wir sollen wieder mehr im Büro arbeiten. Nein, für adäquate Bedingungen ist kein Geld da. Das hat der Vorstand mit Skandalen, Fehlentscheidungen und Unvermögen verprasst. Freitagabend erst haben sie unseren Personalvorstand geschasst. Dem Aufsichtsrat war er zu weich, der Betriebsrätin zu hart.
Aber zurück. Es gibt dieses Sommergefühl, das sich oberhalb der 30 Grad einstellt. Die Luft ist dann dermaßen warm, dass man nichts mehr machen kann. Und die anderen natürlich auch nicht. Die Natur sagt: Du sollst nichts machen. Also an den Strand, an den See oder auf die Gartenliege. Oder halt, wie wir, zusammenkommen und einander versichern, dass man bei der Hitze gar nichts mehr machen kann.
Der Chef meldet sich ab für einen Termin in der Hauptverwaltung (er meint: einem klimatisierten Büro). Seine Chefin, die dieses Ausweichquartier ausgesucht hatte, erschien erst gar nicht. Ob sie auch in der Hauptverwaltung ist oder im Homeoffice wagte niemand zu fragen.
Das alles wären noch typische Sommergeschichten und Tagesaufreger, an die man sich später halb romantisch erinnert. Zum Ärgernis wird es immer erst durch die Deutsche Bahn. Und den Bürgermeister. Und meine Erwartung wurde nicht enttäuscht. Hatte es vor einer Woche noch 7 Stunden gebraucht, wegen eines gefallen Baumes und einer abgerissenen Oberleitung, verloren wir heute 30 Minuten vor einer aufgeweichten Weiche kurz vor Berlin. Ich hatte in dem prall gefüllten Touristen ICE eh keinen Sitzplatz bekommen und saß wie meistens auf dem Boden im Übergang zwischen den Waggons. (Im Alten ICE hatte man hier reichlich Platz, aber der neue ist dichter gepackt und man muss die Beine anziehen.) Diese Übergangsräume sind nicht klimatisiert. Und bereits 20 Minuten vor der angekündigten Ankunft drängt sich der deutsche Tourist bereits mit seinem Riesenkoffer an die Tür. Man will der Erste sein. Und das ist um so wichtiger, je größer der Koffer und je immobiler man selbst ist. (Vergleichbar mit den Nissan Micras, die einem auf der linken Spur vor die Nase ziehen, sobald das Tempolimit aufgehoben ist.) Also 20 Minuten erwärmten diese Touristen mir auf der Pelle hängend bereits die Luft. Dann kam noch eine halbe Stunde dazu. In diese Stunde erfuhr ich alles über das Leben der Anderen. Der eine war in Berlin geboren, die andere besuchte nicht ihre Enkelin.
Irgendwann kamen wir im Bahnhof an. Ich ging zu meinem Auto im Parkhaus und dachte: Das einzig gute an der Verspätung ist, dass ich zu Hause einen Parkplatz kriegen könnte. Denn bei uns um die Ecke ist ein öffentlicher Parkplatz für eine Badestelle. Und da spielen sich bei Sommertemperaturen immer die gleichen Szenen ab. Die Werktätigen kommen nach Hause und alles ist zugeparkt von den dicken Karren der Großfamilien, die hier von Sonnenauf- bis Untergang alles belegen. Die parken alles zu, auch die Wiese gegenüber. Das Ordnungsamt weiß das. Und während es uns immer auflauert, ob wir die bezahlte Parkzeit nicht überschritten haben, drückt es bei den Großfamilien immer beide Augen zu. Weiter unten in Kladow sind neulich zwei Afrikaner ertrunken. Die Gratiswochenzeitung berichtet darüber. Und im Nebensatz die Zitate der Anwohner, dass man selbst die Badestellen gar nicht mehr aufsuchen kann, wenn man mal Zeit hat. Es ist alles voll, laut und uselig. Das stimmt. Kommt aber von den gleichen Leuten, die ansonsten CDU wählen. Denn auch der Regierende Bürgermeister Kai Wegner wohnt hier. Und er betreibt diese typische schwarzgrüne Politik, die sonntags Willkommenskultur predigt und von montags bis freitags dafür sorgt, dass das neue Containerdorf oben in Wilhelmstadt errichtet wird. Nur ihre Badestelle können sie nicht "schützen", denn das würde auffallen. Also versuchen sie es jetzt mit Seenotrettungsgeschichten aus denen sich evtl. Restriktionen ableiten lassen.
Sommer heißt also: Im Büro schwitzen, in der Bahn ausharren, zu Hause keinen Parkplatz finden. Während sich das obere Management in klimatisierten Büros tummelt, der Bahnvorstand im klimatisierten Dienstwagen chauffiert wird und Flüchtlinge in Besitz nehmen.
Und die Betroffenen? Sagen nix. "Man müsste..", "man sollte..." am besten, wenn jemand anderes mal was tun und sich den Mund verbrennen würde. So sind grüne CDU Wähler. Wenn sie übers Geben sprechen, wollen sie gehört und gesehen werden. Aber sie geben nichts. Gegen Missstände tun sie nichts, weil das Mühe macht und man dabei aneckt. Gerne mokieren sie sich über diejenigen, die etwas tun auch über deren "Ton". (Im Bundestag kopiert man gerne die Anträge der AfD und sagt: In der Sache haben die ja recht, aber deren Ton...)
Jedesmal wenn wir was getan haben, wurde uns nicht gedankt, sondern wir wurden noch angeschwärzt. Und so ist es uns beinahe recht, wenn die Verursacher dieser voran schreitenden Verkommenheit die Folgen ihres Tuns und Unterlassens selbst "ausbaden".
Wir selbst hauen so oft es geht einfach ab nach Brandenburg. Hier spricht man noch deutsch und kümmert sich nur um den eigenen Kram. Die Leute gehen morgens arbeiten, mähen freitagabends den Rasen und wollen am Wochenende ihre Ruhe am Grill und auf der Liege.
Und wenn es wieder mal zu warm ist zum Rasen mähen, dann eben nicht. Dann hat man ein Alibi. Genau das ist das deutsche Sommergefühl..
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