Samstag, 11. April 2009

Consol Theater, formerly known as: Zeche Bismarck

Auf der Rückfahrt haben wir in Gelsenkirchen übernachtet. Nochmal durchs gute alte Ückendorf gefahren. Dann durch Bismarck. Und was sieht man da im Vorbeifahren: Den Kultur- nein: Strukturwandel der alten Zeche. Sie heißt heute Consoltheater. Die Umwandlung folgte einem Beschluss des Kulturausschuss der Stadt Gelsenkirchen vor fast zehn Jahren. Und wer hatte damals noch seine Finger im Spiel...?





Mittwoch, 8. April 2009

Antwerpen

Wir sind auf unserer Belgienrundfahrt in Antwerpen angekommen. Waren am Montag einer Einladung zur Besichtigung des EU-Parlamentes gefolgt.

Abendessen mit einem Wissenschaftsexperten der EU-Kommission: "Was hat es mit dem europäischen Jahr der Kreativität auf sich? Hat die Kommission erkannt, dass der Industrialismus der Althierarchen, fuer die Wirtschaft nur die Fortsetzung von Herrschaft mit anderen Mitteln war, zuende geht?"

Antwort: "Nein! Aber alle reden doch von Kreativität. Also auch die EU"

Ja gut, Fördermittel fuer Patentanmeldungen gibt es natürlich. Immerhin. Das ist kreativ. Also, auf zum Europäischen Patentamt :-)

Am nächsten Morgen regnet es, als wir weiterfahren zum Atomium.

Ein beeindruckendes und melancholisch stimmendes Relikt eines ehemals technikbegeisterten, aber an den Überheblichkeiten der Handelnden dann doch gescheiterten Europa.

Antwerpen (von belg.: "Anwerben") hingegen konzentriert sich auf seine Kernkompetenzen: Mode, Muscheln, Diamanten. Alles zusammen kulminiert im Kaminzimmer des charmanten Designhotel "Julien":

Hier könnte man es länger aushalten.

Seinen Businessplan aktualisieren, die Ideen aus den befluegelnden Sessions im Friedrichshain einarbeiten. Werner um eine Aufwandschätzung für Web 2.0 Funktionen bitten. Sich auf die Prüfungen in Patentrecht vorbereiten. Eine Einladung zum Essen annehmen..

Freitag, 3. April 2009

Wisdom of Crowds für Patentprüfungen - es funktioniert!

Eines der wenigen funktionierenden Praxisbeispiele für Crowsourcing und Open Innovation kommt ausgerechnet aus der Patentszene. Natürlich nicht aus der europäischen oder gar deutschen. Sondern der US-amerikanischen:

Peer-2-Patent nutzt das Wissen von Patentinhabern und anderen Fachexperten für die Neuheitsprüfung eingereichter US-Patente. Musste bisher ein einzelner Prüfer des Patentamtes recherchieren, ob es eine eingereichte Erfindung schon gibt, zieht man nun das Wissen der Community hinzu. Jedes Mitglied kann hier seine "Entgegenhaltung" posten, wenn es eine Patentanmeldung nicht für neu hält. Peer-2-Patent ist ein Kooperationsprojekt der New Yor Law School (Prof. Beth Noveck) und dem US-Patentamt.

Auslöser für das Projekt war laut Business Week die wachsende Zahl von Nichtigkeitsklagen gegen US-Patente. Begründet sind diese NIchtigkeitsklagen meist mit fehlender Neuheit. Was lag also näher, als das Wissen der Communities VOR der Patenterteilung in die Prüfung einzubeziehen? Den Prüfern bleibt wegen der wachsenden Zahl von Patentanmeldungen immer weniger Zeit für die Neuheitsrecherche. Heute sind es gerade noch 20h, nicht einmal drei Arbeitstage.

Das Projekt ist gesponsert u.a. General Electric, HP und IBM. Der Vorteil für diese Unternehmen ist eine erhöhte Sicherheit der Rechtsbeständigkeit ihrer Patente.

Wie verhindert das Projekt den Missbrauch, den Prüfer eines Patentes mit vermeintlichen Entgegenhaltungen zuzuschütten um den Erteilungsprozess für Wettbewerber zu verzögern? - Wenn mehr als zehn Entgegenhaltungen zu einer Patentanmeldung eingehen, filtert die Community die zehn wichtigsten heraus, die sie dem Patentprüfer übergibt.

Die Communitymitgieder kommentieren ihre Reviews und taggen Patentschriften mit Fachbegriffen, so dass sie später leichter auffindbar sind.

Seit dem Projektstart vor zwei Jahren haben sich mittlerweile mehr als 2.500 Mitglieder aus mehr als 150 Ländern registriert. Mehr als 120 reviewte Patentanmeldungen wurden mit 350 Entgegenhaltungen beantwortet. (Das sind aus meiner Sicht erschreckend wenig. Lesen hier die meisten Mitglieder nur mit?)

Die Patentprüfer empfinden Peer-2-Patent vor allem in einer Hinsicht als sehr entlastend: Die Community bringt vor allem Entgegenhaltungen, die keine Patentschriften sind sondern anderweitige Veröffentlichungen. Genau hier kommen Knowhow und Überblick der "Menge" ins Spiel, die der Patentprüfer selbst nicht hat.

Quellen: Business Week, Peer-2-Patent Project

Donnerstag, 2. April 2009

Wisdom of Crowds für Patentprüfungen - es funktioniert!

Eines der wenigen funktionierenden Praxisbeispiele für Crowsourcing und Open Innovation kommt ausgerechnet aus der Patentszene. Natürlich nicht aus der europäischen oder gar deutschen. Sondern der US-amerikanischen:

Peer-2-Patent nutzt das Wissen von Patentinhabern und anderen Fachexperten für die Neuheitsprüfung eingereichter US-Patente. Musste bisher ein einzelner Prüfer des Patentamtes recherchieren, ob es eine eingereichte Erfindung schon gibt, zieht man nun das Wissen der Community hinzu. Jedes Mitglied kann hier seine "Entgegenhaltung" posten, wenn es eine Patentanmeldung nicht für neu hält. Peer-2-Patent ist ein Kooperationsprojekt der New Yor Law School (Prof. Beth Noveck) und dem US-Patentamt.

Auslöser für das Projekt war laut Business Week die wachsende Zahl von Nichtigkeitsklagen gegen US-Patente. Begründet sind diese NIchtigkeitsklagen meist mit fehlender Neuheit. Was lag also näher, als das Wissen der Communities VOR der Patenterteilung in die Prüfung einzubeziehen? Den Prüfern bleibt wegen der wachsenden Zahl von Patentanmeldungen immer weniger Zeit für die Neuheitsrecherche. Heute sind es gerade noch 20h, nicht einmal drei Arbeitstage.

Das Projekt ist gesponsert u.a. General Electric, HP und IBM. Der Vorteil für diese Unternehmen ist eine erhöhte Sicherheit der Rechtsbeständigkeit ihrer Patente.

Wie verhindert das Projekt den Missbrauch, den Prüfer eines Patentes mit vermeintlichen Entgegenhaltungen zuzuschütten um den Erteilungsprozess für Wettbewerber zu verzögern? - Wenn mehr als zehn Entgegenhaltungen zu einer Patentanmeldung eingehen, filtert die Community die zehn wichtigsten heraus, die sie dem Patentprüfer übergibt.

Die Communitymitgieder kommentieren ihre Reviews und taggen Patentschriften mit Fachbegriffen, so dass sie später leichter auffindbar sind.

Seit dem Projektstart vor zwei Jahren haben sich mittlerweile mehr als 2.500 Mitglieder aus mehr als 150 Ländern registriert. Mehr als 120 reviewte Patentanmeldungen wurden mit 350 Entgegenhaltungen beantwortet. (Das sind aus meiner Sicht erschreckend wenig. Lesen hier die meisten Mitglieder nur mit?)

Die Patentprüfer empfinden Peer-2-Patent vor allem in einer Hinsicht als sehr entlastend: Die Community bringt vor allem Entgegenhaltungen, die keine Patentschriften sind sondern anderweitige Veröffentlichungen. Genau hier kommen Knowhow und Überblick der "Menge" ins Spiel, die der Patentprüfer selbst nicht hat.

Quellen: Business Week, Peer-2-Patent Project

In Europa wird nur noch jedes vierte "Softwarepatent" erteilt

Das Europäische Patentamt (EPA) meldet 147 Tausend Anmeldungen im vergangenen Jahr, plus 3,6 Prozent.

14.850 Patentanmeldungen (+10%) kamen aus der Nachrichtentechnik, 9.250 (+6,5%) aus der Datenverarbeitung.

Interessant: Weil die Zügel bei den sog. computerimplementierten Erfindungen ("Softwarepatenten") angezogen wurden, sank die Erteilungsquote hier auf 26 Prozent. Das EPA teilt den Anmeldern inzwischen sehr früh mit, wie es die Aussichten auf eine Patenterteilung einschätzt. Deshalb können unsichere Anmeldungen früher zurückgezogen werden, um z.B. die Gebühren für den Prüfantrag und den Patentanwalt zu sparen.

(Quelle: Europäisches Patentamt)

Zitat des Tages

Mein Ex-Kollege sagt:
Sorge dafür, dass Deine Projekte mit Deinen persönlichen Zielen zu tun haben, und beende möglichst viele der Projekte, auf die das nicht zutrifft.

Mittwoch, 1. April 2009

Schutzmöglichkeiten für Software

Softwarepatente sind in der Open Source Szene allseits beliebt. Trotzdem ist es besser, man haut selbst welche. Man weiß ja nie. IBM ist Patentweltmeister, stellt aber gönnerhaft einige von ihnen kostenfrei zur Verfügung. In der Arena der Patentschlachten war es lange ruhig, bis Tomtom und MIcrosoft in den Ring stiegen. Der Streit wurde kürzlich beigelegt. Sicher nicht zuletzt, weil beide Seiten etwas zu bieten hatten.

Wer wissen will, ob er selbst schutzfähiges Knowhow auf seinen Servern hat, kann sich in einem allerersten Schritt mit folgender Systematik behelfen: Sie zeigt, auf welchen Ebenen man Software mit Schutzrechten schützen könnte. Gilt natürlich nur für neue, erfinderische Entwicklungen. Und für Dienstleister gilt insbesondere, was man in puncto Intellectual Property (IP) in seinem Vertrag geregelt hat.

Wiedeking neuer Bahnchef / Mehdorn geht nach Schalke

Mehr Gewinn als Umsatz - dieses Wunder soll künftig auch die Deutsche Bahn AG erleben. Darauf einigten sich in der Nacht Bundeskanzlerin Merkel, Vizekanzler Steinmeier und der noch amtierende Porsche Chef Wendelin Wiedeking. Wiedeking hat in fast sechzehn Jahren als Vorstandsvorsitzender Porsche aus Liquiditätssnöten an die Spitze der europäischen Automobilindustrie geführt. Gestern meldete er für das erste Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres wieder einmal mehr Gewinn als Umsatz. Auch mit Traditionskonzernen kennt Wiedeking sich aus. Porsche ist inzwischen Mehrheitsaktionäre bei Volkswagen. "Das sind genau die Qualitäten, die wir auch bei der Bahn brauchen" äußerte sich die Kanzlerin, "von Null auf Hundert in Nullkommanix. Außerdem versteht Herr Wiedeking sich die Börse zunutze zu machen." Aber wo ist der rote Faden von Porsche zur Bahn, einem fast CO2-freien Verkehrsmittel?

Doch Wiedeking kommt nicht ohne Ideen zur Bahn. "Mit Peer Steinbrück haben wir vereinbart, dass jeder Porschebesitzer in den Genuß einer kostenlosen Bahncard 100 kommen soll und wir das auf den CO2-Ausstoß der Flotte anrechnen. Das erschießt der Bahn ein bisher unerreichbares Kundensegment und die bisher für Porsche kalkulierten CO2-Sanktionen lösen sich buchstäblich in Luft auf."

Währenddessen munkelt man in Berlin, Hartmut Mehdorn sei bei der Suche nach einem neuen Sanierungs- und Börsenprojekt bereits fündig geworden: Gestern Abend soll er mit dem Vorstand des Krisenvereins Schalke 04 beim Abendessen auf Schloss Berge gesichtet worden sein.

Ich finde es toll, wie jeder Job seine beste Besetzung findet. Aber wer wird jetzt neuer Chef von Porsche...?

Dienstag, 31. März 2009

In Europa wird nur noch jedes vierte "Softwarepatent" erteilt

Das Europäische Patentamt (EPA) meldet 147 Tausend Anmeldungen im vergangenen Jahr, plus 3,6 Prozent.

14.850 Patentanmeldungen (+10%) kamen aus der Nachrichtentechnik, 9.250 (+6,5%) aus der Datenverarbeitung.

Interessant: Weil die Zügel bei den sog. computerimplementierten Erfindungen ("Softwarepatenten") angezogen wurden, sank die Erteilungsquote hier auf 26 Prozent. Das EPA teilt den Anmeldern inzwischen sehr früh mit, wie es die Aussichten auf eine Patenterteilung einschätzt. Deshalb können unsichere Anmeldungen früher zurückgezogen werden, um z.B. die Gebühren für den Prüfantrag und den Patentanwalt zu sparen.

(Quelle: Europäisches Patentamt)

Dienstag, 24. März 2009

Wer wird Millionär?

Ist schon interessant: Ölscheichs investieren in die Elektroautos von Daimler. Bosch und die "Volumenhersteller" unter den Automarken sehen den Verbrennungsmotor noch 10 bis 20 Jahre als wichtigsten Antrieb.

Wer weiß es besser?

Montag, 23. März 2009

Ingenieursmangel

Vor drei Jahren beklagte sich ein gewisser Gerhard Puttfarcken wie folgt über meinen Berufsstand:

Düsseldorf/Berlin - Für den Personalengpass im Hamburger Airbus-Werk hat Gerhard Puttfarcken eine einfache Erklärung. Die mangelnde Beweglichkeit der deutschen Ingenieure sei ein Grund dafür, so lamentierte der Airbus-Deutschland-Chef, dass Flugzeugbauer keine geeigneten Kandidaten für rund 500 offene Stellen finde. "Wir sind selbst erstaunt darüber, welche Flexibilitätsbarrieren es in Deutschland gibt. Einige Menschen wollen nicht von Süddeutschland nach Norddeutschland umziehen", sagte Puttfarcken im Interview mit der "Welt".

Quelle: SPIEGEL Online, 06.06.2006 (Link)

Aus dieser Flegelei des Vorsitzenden der Geschäftsführung Airbus Deutschland GmbH kann man gleich mehrere Diagnosen ableiten:
- Dieser Manager hat keinen Respekt vor denen, auf die er angewiesen ist.
- Er weiß nicht, was er ihnen anbieten muss.
- Er reflektiert nicht darüber, warum niemand für Airbus arbeiten will.
- Er kommuniziert nicht MIT Ingenieuren, sondern ÜBER sie.
Kurzum: Er erfüllt seine Aufgabe nicht und schiebt die Verantwortung für seinen Misserfolg auf andere ab.

Unternehmen mit einer verrufenen Unternehmenskultur um"werben" und binden ihre Mitarbeiter i.d.R. mit überdurchschnittlichen Gehältern. Dies sollte einem französisch-deutschen Luftfahrt- und Rüstungskonzern nicht so schwer fallen. Auch ein Standort Hamburg gehört nicht zum schlechtesten, was man in Deutschland finden kann. Wenn da trotzdem keiner hin will, dann muss es wirklich schlimm stehen, um die Unternehmenskultur.

Heute steht jedenfalls fest: Manager Puttfarcken hat sein Problem nie gelöst:
EADS-Chef Gallois: Ingenieursmangel größtes Problem für Airbus-Bauer
Der Vorstandschef des Airbus-Herstellers EADS , Louis Gallois, hält den Mangel an Ingenieuren für das gravierendste Problem der europäischen Flugzeugbauindustrie. Schon jetzt sei ein "allmählicher Verlust an Kreativität" festzustellen, sagte Gallois am Mittwochabend bei einem Vortrag vor Gästen der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik in Berlin. Der Branche fehlten jedes Jahr 3.000 hoch qualifizierte Ingenieure. Diese gingen lieber in die USA, nach China und Indien.

Quelle: FTD, 28.01.2009 (Link)

Puttfarcken ist heute nicht mehr im Amt.

Zur Ideenlosigkeit erzogen

Erfolgreiche Produkterfindungen setzen sich in zwei Phasen durch: In der ersten wird die Produktidee individuell realisiert. Man spielt noch mit den Varianten und fertigt mehr oder weniger von Hand. Es gilt als Luxusartikel für "die Reichen". Die Innovation liegt hier im Produkt selbst. Später finden sich Varianten, die sich besonders für die Massenproduktion eignen. Dazu werden dann die passenden Produktionsmethoden erfunden. Erst dann kann eine Erfindung Nutzen für alle stiften.

Eine wichtige Orientierungshilfe bei der Einschätzung der Vermarktungschancen einer Produktidee bietet die Maslowsche Bedürfnisspyramide (Beschreibung u.a. bei SI-Research). Am Fuße dieser Pyramide befinden sich die physischen Grundbedürfnisse wie Nahrung, Schlaf etc. Die oberen beiden Stufen bilden die Individualbedürfnisse (Anerkennung, eigentlich das Streben nach Identitätszuweisung durch andere) und die kulturellen Bedürfnisse, zu denen die Selbstverwirklichung gehört.

So, und die Geschichte des Industrialismus besteht daraus, diese Pyramide emporzusteigen. Immer nach der Methode: Erst die Produkterfindung, dann die Prozesserfindung, die die einheitliche Massenherstellung ermöglicht. Je höher wir aber in dieser Pyramide steigen, desto komischer muten uns oft die Versuche der Industrie an, eine Bedürfnisbefriedigung zu standardisieren.

Das beste Beispiel hierfür, das wir als Konsumenten kennen, ist das Fernsehen.

Die Kritik der Kreativwirtschaft an der Industrie lautet: Die heute noch nicht befriedigten Bedürfnisse, die durch Innovationen bedient werden können, und wo einzig noch Wachstum zu erwarten ist, sind individuell. Sie erfordern individualisierte Produkte, die vermutlich nicht für die industrialisierte Massenherstellung taugen.

Und an dieser Stelle fällt mir neben der Krise der Produkteindustrie noch etwas auf: Die dazu passende Krise der Werbung.
Früher hat die Werbung ganz stark das Bedürfnis nach Anerkennung durch ein Produkt geschürt. Motto: Nur mit dieser Marke bin ich wer. Man kaufte sich Identität. Wichtig: Die Identität entstand hier erst durch das Verhalten der anderen, nämlich der Wiedererkennung des Codex und der Entscheidung: "Du bist jetzt einer von uns."

Solche Werbung findet man heute kaum noch. Man findet nur langweilige Versuche, einem durch und durch vereinheitlichten Produkt (z.B. Autos) eine individualisierte Note unterzujubeln. Es scheitert an dem Punkt: Ein Produkt aus der Monokultur taugt nicht für die Selbstverwirklichung.

Wir erleben dies übrigens nicht nur als Konsumenten, sondern auch als Angestellte, als die wir die Innensicht auf diesen scheiternden Versuch haben. Wenn ein hierarchisches Unternehmen plötzlich erkennt, es müsse jetzt ganz schnell kreativ werden, dann startet es gerne Innovationswettbewerbe. Es ruft dann einmal im Jahr seine Fließbandangestellten dazu auf, nun bitte schön "Ideen am Fließband" einzureichen. Ironischerweise gilt dieser Aufruf nicht den Managern selbst. Sie selbst meinen nur, aus diesem Wettbewerb weitere Selektionskriterien für die Rekrutierung seines Nachwuchses gewinnen zu können.

Der wunde Punkt ist nur: So wollen Kreative nicht arbeiten. So entstehen auch keine Produktideen, die später umgesetzt und erfolgreich vermarktet werden. Der eine oder andere speist hier zwar die Idee ein, die er schon lange realisieren will, für die er aber bisher kein Gehör fand. Im Ideenwettbewerb findet er diese dann endlich. Aber "entstehen" tun Ideen so nicht: Aus der Aufforderung des Hierarchen und der Ansage, man selbst stelle hierfür lediglich eine "hohe Aufmerksamkeit" bereit. Und sonst nichts. Solange "Künstler" bei den Unteroffizieren ein Schimpfwort ist, brauchen diese keine Ideenwettbewerbe zu veranstalten. Solang haben sie nämlich nichts verstanden.