Montag, 26. September 2011

Tour in die Provence

Titisee-Neustadt, Schwarzwald

AKW Avignon


St. Didier, Provence


St. Gens


Avignon
Palast des (Gegen)-Papstes

Brücke von Avignon (Rhone)



Cavalaire sur Mer

Rückfahrt


Vor der Tunneleinfahrt St. Gotthard, CH

Schweiz


3.400 km: Berlin - Cavalaire und Retour

Sonntag, 18. September 2011

Die Piraten entern den Politikbetrieb

Die Piratenpartei zieht ins Berliner Abgeordnetenhaus. Zum ersten mal seitdem Berlin Hauptstadt ist, startet hier eine neue politische Strömung. Eine Strömung, die die anderen Parteien nicht übersehen sondern nicht ernst genommen haben: Die digitalen Bürgerrechte, also die Rechte des Bürgers im digitalen Zeitalter.

Bis heute war keine andere Partei im Internet angekommen. Weder im praktischen Sinne, was ihre Erreichbarkeit und Kommunikationsfähigkeiten angeht. Noch im politischen Sinne, welche neuen Interessens- und Machtfragen im Internet neu entstanden sind. Nie sahen wir Merkel und Schröder im Internet surfen. Bestenfalls mit einem Handy in der Hand. Aber das hielt sie nicht davon ab, zur Zensur des Internets eine Meinung zu haben. Als Generation der "Internetausdrucker" und Zensoren.

Zur Transformation ganzer Medienindustrien ins Internet fielen weder der deutschen Musikindustrie noch der Politik Antworten auf die neuen Möglichkeiten und Märkte ein. Als sie nicht lieferten, besorgte sich die Jugend die Musik dort, wo sie sie kriegen konnte. Und wurde von den nicht liefernden Dieter Gornys und Co. dafür prompt kriminalisiert. Sogar von denen, die sich als die Garanten wirtschaftlicher Freiheit gerierten: der Berliner FDP. Sie stand in Person von Martin Lindner auf der Seite der in Berlin ansässigen Musikkonzerne. Von den Theorien und Forderungen des amerikanischen Juraprofessors Lawrence Lessig haben Medienpolitiker wie Hans-Joachim Otto (FDP) sicher noch nie etwas gehört oder gelesen. Deutsche Medienpolitiker beschäftigen sich lieber damit, wie sie das Konzept der GEZ-Gebühr auf Internetrechner ausdehnen.

Die Konservativen sahen und sehen im Internet vor allem einen Raum, der polizeilich überwacht werden muss. Jedes Attentat, jeder verhaftete Terrorist dient ihnen als Vorwand, die Überwachung weiter anzuziehen. Auch wenn der Täter von Norwegen ein Einzelgänger war. Auch wenn die zuletzt in Berlin verhafteten Verdächtigen ihre Sprengstoffpläne autark voran trieben.

Freiberufliche und als Kleinunternehmer organisierte Softwareentwickler schließlich stemmen sich seit Jahren gegen die Entwicklungen in Sachen Softwarepatente. Software sollte nicht patentierbar sein, fordern sie. Das Patentrecht stamme aus der Zeit der Dampfmaschine. Patente förderten nicht, sondern behinderten die Entwicklung von Software fürs Internetzeitalter. Monopole seien schädlich für die Vernetzung stellen sie fest. Ich sehe das zwar nicht so. Aber ich erwarte wie sie, dass sich die Politik damit ernsthafter beschäftigt als eine Brigitte Zypries (SPD), die dazu im heise-Chat dementierte, dass es hier ein Problem gebe, denn eine Patentanmeldung koste nur sechzig EURO, das könne sich jeder leisten.

Von den Konservativen verdächtigt, von der FDP verraten und von der SPD (vgl. auch Jugendschutzmedienstaatsvertrag) und Grünen nicht verstanden, gründete die Generation Internet eben selbst eine Partei. Richtig so.

Ihr Name "Piratenpartei" deutet auf ihre Denunzierung durch die etablierten Parteien hin: Softwarepiraten, Musikpiraten, Urheberrechtverletzer halt. Wer seine Sache mit soviel Selbstironie angeht, erntet zusätzliche Sympathien.

Ich bin gespannt, wie sie sich weiter entwickeln werden. Und ob sich SPD und FDP der digitalen Bürgerrechte doch noch annehmen werden. Dann wäre der Politikbetrieb endlich im Internetzeitalter angekommen. Mit über fünfzehn Jahren Verspätung.

Freitag, 9. September 2011

Blogpause

I don't care how long this lasts 
We have no future - we have no past 
I write this now while I'm in control 
I'll choose the words and how the melody goes
Paul Weller, "Sunflower"


Freitag, 26. August 2011

Die Elektroautos der Mondbasis Alpha 1

Manche Technologieunternehmen lernen erst jetzt, dass Erfindungen, die von Literaten und Drehbuchautoren erdacht und veröffentlicht worden sind, einer Design- oder Patentanmeldung entgegenstehen können. Gestern haben das manche Journalisten kritisiert, z.B. das politische Feuilleton im Deutschlandradio.

Aber das ist doch der Sinn der gewerblichen Schutzrechte, nämlich zu Neuem aufzufordern. Zu nie da gewesenem Neuen.

Allerdings halte ich die Kritik an den zu niedrigen Hürden für Patenterteilungen für zum Teil berechtigt. Wenn Google recht hat, dass in einem Smartphone, das weltweit produziert oder vermarktet wird, bis zu 250.000 Patente stecken -und also ebensoviele Lizenzen benötigt werden- wird scheinbar klar, was das Problem ist: Es werden zuviele schrittweise (inkrementelle) Verbesserungen patentiert.

Anderseits ist auch nachvollziehbar, das Produkte über Jahrzehnte viele Erfindungen ansammeln. Im Smartphone vereinigen sich Telefonie, Funk, Internet, Bildverarbeitung, Navigation. Gerade die Integration bzw. Verdichtung so vieler Grundfunktionalitäten vereinigt anschließend auch viele Patente in sich. Und bei Autos: Sollte die Entwicklung vom Benz-Patentwagen zum Hybridauto heutigen Standards ohne Patente belegt sein, wenn sich diese Entwicklung nicht über wenige große, sondern viele kleine Erfindungen vollzogen hat? Das gleiche Auto ohne Patentschutz, wenn es viele kleine Schritte waren?

Wir stehen offenbar erstmals in der Technikgeschichte vor dem Phänomen, das nicht physikalische oder betriebswirtschaftliche Grenzen sondern juristische das Ende einer Entwicklung markieren könnten: Die Menge an benötigten Rechten ist nicht mehr beherrschbar. Weder überblickbar, noch finanziell riskierbar.

Das gilt allerdings nicht für die Designpatente, die in Deutschland "Geschmacksmuster" heißen. Es muss zur Routine gehören, vor dem Designentscheid für ein Produkt, die Produktewelt in den Schaufenstern und die Datenbanken der Patentämter durchgesehen zu haben. Es liegt nahe, dass das Design eines erfolgreichen Produktes, von dem alle Welt sagt, es werde auch wegen seines Designs gekauft, geschützt ist. Schließlich beschweren sich die gleichen Unternehmen ja auch regelmäßig über chinesische Plagiate.

Umgekehrt, darf ein Designpatent nicht zu schlicht formuliert sein. "Flache, rechteckige Geräte mit abgerundeten Ecken" (lt. Deutschlandradio) sollten eher den Tablet-PC markieren und nicht nur das iPad.

Aber auch in anderen Branchen lauern jetzt Risiken. Zum Beispiel in der Elektromobilität. Hat schonmal jemand die Filme durchgescannt, in denen elektrisch angetriebene Mondautos vorkommen? Wie ist dort die Ladetechnik realisiert? Die Bedienung? Wie wird das Mondauto auf der dunklen Seite des Mondes beheizt? Gibt es Rangeextender?

Wer weiß, vielleicht wird man das Projekt "Nationale Elektromobilitätsplattform" noch mit dem Verweis auf die ersten Folgen von Mondbasis Alpha 1 abbrechen müssen...

Patentrecht: Die Elektroautos der Mondbasis Alpha 1

Manche Technologieunternehmen lernen erst jetzt, dass Erfindungen, die von Literaten und Drehbuchautoren erdacht und veröffentlicht worden sind, einer Design- oder Patentanmeldung entgegenstehen können. Gestern haben das manche Journalisten kritisiert, z.B. das politische Feuilleton im Deutschlandradio.



Aber das ist doch der Sinn der gewerblichen Schutzrechte, nämlich zu Neuem aufzufordern. Zu nie da gewesenem Neuen.



Allerdings halte ich die Kritik an den zu niedrigen Hürden für Patenterteilungen für zum Teil berechtigt. Wenn Google recht hat, dass in einem Smartphone, das weltweit produziert oder vermarktet wird, bis zu 250.000 Patente stecken -und also ebensoviele Lizenzen benötigt werden- wird scheinbar klar, was das Problem ist: Es werden zuviele schrittweise (inkrementelle) Verbesserungen patentiert.



Anderseits ist auch nachvollziehbar, das Produkte über Jahrzehnte viele Erfindungen ansammeln. Im Smartphone vereinigen sich Telefonie, Funk, Internet, Bildverarbeitung, Navigation. Gerade die Integration bzw. Verdichtung so vieler Grundfunktionalitäten vereinigt anschließend auch viele Patente in sich. Und bei Autos: Sollte die Entwicklung vom Benz-Patentwagen zum Hybridauto heutigen Standards ohne Patente belegt sein, wenn sich diese Entwicklung nicht über wenige große, sondern viele kleine Erfindungen vollzogen hat? Das gleiche Auto ohne Patentschutz, wenn es viele kleine Schritte waren?



Wir stehen offenbar erstmals in der Technikgeschichte vor dem Phänomen, das nicht physikalische oder betriebswirtschaftliche Grenzen sondern juristische das Ende einer Entwicklung markieren könnten: Die Menge an benötigten Rechten ist nicht mehr beherrschbar. Weder überblickbar, noch finanziell riskierbar.



Das gilt allerdings nicht für die Designpatente, die in Deutschland "Geschmacksmuster" heißen. Es muss zur Routine gehören, vor dem Designentscheid für ein Produkt, die Produktewelt in den Schaufenstern und die Datenbanken der Patentämter durchgesehen zu haben. Es liegt nahe, dass das Design eines erfolgreichen Produktes, von dem alle Welt sagt, es werde auch wegen seines Designs gekauft, geschützt ist. Schließlich beschweren sich die gleichen Unternehmen ja auch regelmäßig über chinesische Plagiate.



Umgekehrt, darf ein Designpatent nicht zu schlicht formuliert sein. "Flache, rechteckige Geräte mit abgerundeten Ecken" (lt. Deutschlandradio) sollten eher den Tablet-PC markieren und nicht nur das iPad.



Aber auch in anderen Branchen lauern jetzt Risiken. Zum Beispiel in der Elektromobilität. Hat schonmal jemand die Filme durchgescannt, in denen elektrisch angetriebene Mondautos vorkommen? Wie ist dort die Ladetechnik realisiert? Die Bedienung? Wie wird das Mondauto auf der dunklen Seite des Mondes beheizt? Gibt es Rangeextender?



Wer weiß, vielleicht wird man das Projekt "Nationale Elektromobilitätsplattform" noch mit dem Verweis auf die ersten Folgen von Mondbasis Alpha 1 abbrechen müssen...

Mittwoch, 24. August 2011

Samsungs Coup

Da hat Samsung einen guten Coup gelandet. Eine Szene aus Stanley Kubricks "Odyssee 2001" als Beweis dafür zu nutzen, dass Apples iPad nicht neu sein kann. Und deshalb nicht patentierbar? Und sein Design nicht zu schützen?

Das wirkt plausibel. Ist es das auch? Schauen wir genauer hin:

Unter Patentanwälten ist sehr wohl bekannt, dass der Stand der Technik auch von fiktionalen Werken repräsentiert werden kann. So wurde die Idee, einen Schatz aus der Tiefsee mit einem Ballon zu heben zuerst in einem Donald Duck Taschenbuch. Das befand jedenfalls der zuständige Prüfer eines Patentamtes als ein Anmelder sich diese Technik als Patent schützen lassen wollte. Was der Fachmann bei Donald Duck lesen und sehen könne, könne nicht neu sein.

Folgt daraus, dass auch das iPad nicht neu sein kann? Feiner Unterschied: Man muss erkennen können, was es leistet und wie. Es reicht nicht, wenn in dem Film Tabletcomputer zu sehen sind, die irgendwie zu irgendetwas benutzt werden. Man muss erkennen können, wie sie bedient werden und was das auslöst. Hatten Rubricks Tabletts Touchscreenbedienung?

Die zweite Frage: Kann das Design neu sein, wenn es in dem Film gezeigt worden ist? Antwort: Nein, dann nicht. Und beim Design kommt es nicht auf die Funktion des Designs an, es geht nur um die Erscheinungsform. Das regelt in Deutschland das Gesetz für Geschmacksmuster. In den USA heißen diese Designpatente.

Auf diesem Weg könnte das Designpatent also zu Fall kommen. Und da fällt mir noch was ein. Ein amerikanischer Blogger hatte vor Jahren schon einmal herausgefunden, dass Apple das typische iPod Design mit dem Clickwheel bei Braun gesehen haben muss. Auch andere Geräte von Braun erinnern verblüffend an Apple Geräte und Zubehör. Seht selbst! Link

Werner verunsicherte die Fachwelt dann obendrein heute mit der Frage, ob das Beamen noch patentierbar sei, wenn es noch jemand erfinden würde? Das kommt wiederum darauf an, ob in irgendeiner Startreck Folge mal erläutert wird, worauf das Beamen bei ihnen basiert. Für ein Patent darf man den gleichen Effekt erzielen, wenn es auf einem anderen Wege erfolgt als die bekannten. Man darf natürlich das Beamen auch verbessern. Worin könnte die Verbesserung liegen? Hm.. Z.B. darin, dass man es nicht nur von der Heimstation aus starten kann. Sondern auch selbst, wo immer man ist.

Literatur als Inspiration für bahnbrechende Erfindungen. Eigentlich gibt es keine stärkere Inspiration.

Loriot über seine vermeintlich unpolitische Satire

Ich bin gefragt worden, warum Satire auf Politiker und 'die da oben' in meinem Humor so eine kleine Rolle spielt. Das muss ich klar stellen. Die Satire richtet sich gegen die, die die Macht haben. Und das ist in der Demokratie doch wohl der Wähler. Also entweder geben wir zu, dass wir keine Demokratie haben. Oder wir haben eine und dann muss ich meine Satire gegen die richten, die die Macht haben. Also die Wähler, uns alle.
Loriot (1979)

Dienstag, 23. August 2011

Berliner Grüne wollen Straße des 17. Juni dauerhaft sperren

Dank Christian Soeder und Ruhrbaron Stefan Laurin weiß ich von der Kommunikationsplattform der Berliner Grünen (Link). Klar, das ist nur Wahlkampf, aber mal gut gemacht: Auf der Berliner Karte können Wähler Stecknadeln setzen (wie bei Google Maps) und dann ein Problem beschreiben. Grüne Kandidaten nehmen dann dazu Stellung.



Ich habe da auch etwas gepostet, was mich seit drei Jahren stört: Die ständigen Sperrungen der Straße des 17. Juni. Ich finde es weder besonders würdig noch verkehrspolitisch geboten, diese Hauptverkehrsachse in Ost-West-Richtung alle Nase lang zu sperren, um dort Events wie Waffeln backen der AOK oder Rollschuhlaufen zu veranstalten. Ich habe die Grünen gebeten, diese Straße nur noch für bedeutende Events zu sperren. Und diese Sperren weiträumig anzuzeigen.



Gestern kam die Antwort der verkehrspolitischen Sprecherin, Claudia Hämmerling: Sie will die Straße dauerhaft sperren:

Die Straße des 17. Juni sollte aus unserer Sicht dauerhaft für den Autoverkehr gesperrt und für Freizeitaktivitäten, Sport- und Großveranstaltungen freigegeben werden. Seinerzeit gab es auch Bedenken gegen die Sperrung des Pariser Platzes für den Autoverkehr. Diese haben sich allesamt als unbegründet herausgestellt. Es wird ähnlich erfolgreich sein, wenn der Autoverkehr gundsätzlich aus der Straße des 17. Juni herausgehalten und über andere Routen gelenkt wird.




Respekt für ihre Offenheit. Sie versprechen nicht jedem alles. Aber Verkehrspolitik scheint auch ihre Stärke nicht zu sein. Genau so, wie es bei der SPD Berlin aussieht. Leider.



Donnerstag, 18. August 2011

Kodaks Patente höher bewertet als das Unternehmen selbst

Die Digitalisierung von Produkten und Prozessen durchzieht alle Branchen und wer nicht schnell genug reagiert, verliert. Neuestes Beispiel: Der Erfinder des Rollfilms, Eastman Kodak.



Kodak machte vor 130 Jahren das Fotografieren mit der Erfindung des Rollfilms populär. Man brauchte keinen Spezialisten mehr, der in der Handhabung von Fotoplatten ausgebildet war, man legte einfach einen Film ein und brachte ihn nach der Aufnahme zur Entwicklung. Diese Erfindung machte etliche Profifotografen zunächst arbeitslos. Später erkannte man aber, dass das Fotografieren auch eine handwerkliche und kreative Kunst ist und der Beruf blühte wieder auf. Nicht jeder macht gute Fotos, nur weil er sich eine Kamera leisten und diese bedienen kann.



Dann kamen die Digitalkameras und lange schwörten eingefleischte Fotografen, sie würden "nie" digital fotografieren. So wie andere Berufe "nie" auf MP3 oder auf Textverarbeitung am Rechner umsteigen wollten..



Kurz gesagt: Kodak hat ein Problem, weil fast niemand mehr Filme kauft und Fotos entwickeln lässt. Kodak schreibt Verluste in dreistelliger Millionenhöhe und hat versucht, auf andere Produkte umzuschwenken, z.B. Drucker. Aber das erfordert zunächst mal Investitionen und weitet die Verluste aus.



Eine besonders stabile Einnahmequelle für Kodak sind seine 1.100 Patente für digitale Fotobearbeitung (das "digitale Entwickeln"). Laut heise werden Kodaks Lizenzeinnahmen für diese Patente auf rund 630 Mio US$ jährlich geschätzt. Diese Quelle will Kodak jetzt ausbauen. So hat das Unternehmen vor kurzem Apple und Research in Motion wegen Verletzung seines Patentes auf eine Vorschautechnik für digitale Bilder verklagt. Umgekehrt verklagte auch Apple Kodak wegen Patentverletzung.



Diese Klagen sind ein Indiz dafür, dass Kodak nicht gegen die Hersteller von Qualitätskameras antreten kann oder für diese als Technologiepartner interessant wäre. Sondern es sind die Smartphonehersteller die Kameras nebenbei integrieren und für Services verfügbar machen, die Kodaks Patente interessant finden. Aus diesem Grund hat das Kodakmanagement vor kirzem beschlossen "strategische Optionen" für die Verwertung seiner Patente zu prüfen (FT). Daraufhin errechnete ein Investmentbanker, dass Kodaks Digitalfoto-Patente sechsmal soviel wert sein könnten, nämlich rd. 3 Mrd. US$ (2,7 Mio pro Patent!), als das Unternehmen derzeit an der Börse bewertet werde. Solche starken Hinweise auf schlechte Verwertung guter Technologien findet man sonst meistens in Europa, vorzugsweise in Deutschland.



Gerade jetzt bietet sich ein Zeitfenster, in dem man für Patente auf digitale Bildverarbeitung einen guten Preis erzielen könnte, weil sich die Smartphonehersteller alle gegenseitig mit Patenten bekriegen. Apple und Co. warten vermutlich nur darauf, sich auf Kodakpatente zu stürzen, um Konkurrenten sofort der Patentverletzung bezichtigen zu können.



Kodak wäre nicht das erste Unternehmen, das einen Geschäftsbereich mit dem Verkauf seiner Patente beendet. Die früheren Handyhersteller und Netzwerkausrüster Bosch (Mobilfunk), Nortel und soeben Motorola haben es vorgemacht.



Eine Patentauktion von Kodak wäre sicher auch für die sogenanten "Nichtpraktizierenden Patentinhaber" (auch als Patenttrolle bekannt) interessant. Sobald es einem Patentverwerter gelingt, sich in einen Geschäftsbereich zu mischen, werden die Sitten dort erstmal richtig rauh.

Kodaks Patente höher bewertet als das Unternehmen selbst

Die Digitalisierung von Produkten und Prozessen durchzieht alle Branchen und wer nicht schnell genug reagiert, verliert. Neuestes Beispiel: Der Erfinder des Rollfilms, Eastman Kodak.

Kodak machte vor 130 Jahren das Fotografieren mit der Erfindung des Rollfilms populär. Man brauchte keinen Spezialisten mehr, der in der Handhabung von Fotoplatten ausgebildet war, man legte einfach einen Film ein und brachte ihn nach der Aufnahme zur Entwicklung. Diese Erfindung machte etliche Profifotografen zunächst arbeitslos. Später erkannte man aber, dass das Fotografieren auch eine handwerkliche und kreative Kunst ist und der Beruf blühte wieder auf. Nicht jeder macht gute Fotos, nur weil er sich eine Kamera leisten und diese bedienen kann.

Dann kamen die Digitalkameras und lange schwörten eingefleischte Fotografen, sie würden "nie" digital fotografieren. So wie andere Berufe "nie" auf MP3 oder auf Textverarbeitung am Rechner umsteigen wollten..

Kurz gesagt: Kodak hat ein Problem, weil fast niemand mehr Filme kauft und Fotos entwickeln lässt. Kodak schreibt Verluste in dreistelliger Millionenhöhe und hat versucht, auf andere Produkte umzuschwenken, z.B. Drucker. Aber das erfordert zunächst mal Investitionen und weitet die Verluste aus.

Eine besonders stabile Einnahmequelle für Kodak sind seine Patente für digitale Fotobearbeitung (das "digitale Entwickeln"). Laut heise werden Kodaks Lizenzeinnahmen für diese Patente auf rund 630 Mio US$ jährlich geschätzt. Diese Quelle will Kodak jetzt ausbauen. So hat das Unternehmen vor kurzem Apple und Research in Motion wegen Verletzung seines Patentes auf eine Vorschautechnik für digitale Bilder verklagt. Umgekehrt verklagte auch Apple Kodak wegen Patentverletzung.

Diese Klagen sind ein Indiz dafür, dass Kodak nicht gegen die Hersteller von Qualitätskameras antreten kann oder für diese als Technologiepartner interessant wäre. Sondern es sind die Smartphonehersteller die Kameras nebenbei integrieren und für Services verfügbar machen, die Kodaks Patente interessant finden. Aus diesem Grund hat das Kodakmanagement vor kirzem beschlossen "strategische Optionen" für die Verwertung seiner Patente zu prüfen (FT). Daraufhin errechnete ein Investmentbanker, dass Kodaks 1.100 Digitalfoto-Patente sechsmal soviel wert sein könnten, nämlich rd. 3 Mrd. US$ (2,7 Mio pro Patent!), als das Unternehmen derzeit an der Börse bewertet werde. Solche starken Hinweise auf schlechte Verwertung guter Technologien findet man sonst meistens in Europa, vorzugsweise in Deutschland.

Gerade jetzt bietet sich ein Zeitfenster, in dem man für Patente auf digitale Bildverarbeitung einen guten Preis erzielen könnte, weil sich die Smartphonehersteller alle gegenseitig mit Patenten bekriegen. Apple und Co. warten vermutlich nur darauf, sich auf Kodakpatente zu stürzen, um Konkurrenten sofort der Patentverletzung bezichtigen zu können.

Kodak wäre nicht das erste Unternehmen, das einen Geschäftsbereich mit dem Verkauf seiner Patente beendet. Die früheren Handyhersteller und Netzwerkausrüster Bosch (Mobilfunk), Nortel und soeben Motorola haben es vorgemacht.

Eine Patentauktion von Kodak wäre sicher auch für die sogenanten "Nichtpraktizierenden Patentinhaber" (auch als Patenttrolle bekannt) interessant. Sobald es einem Patentverwerter gelingt, sich in einen Geschäftsbereich zu mischen, werden die Sitten dort erstmal richtig rauh.

Mittwoch, 17. August 2011

Kleine Barrieren gegen Autobrandstifter

Wie kann man das Risiko einer Autobrandstiftung reduzieren? Hier ein paar Ideen, die wir heute Mittag gebrainstormt haben. Unsere Annahme ist: Geringste Barrieren genügen, um vom radelnden Wildschwein verschont zu werden. Diesen Schluss ziehen wir aus der Tatsache, dass der Täter zuletzt in kurzer Zeit viele Autos angezündet hat. Er hat es also eilig und wird ein Auto bei geringster Barriere vermeiden.



- Quer (senkrecht zur Fahrtrichtung) liegende Parkboxen bevorzugen. So eng parken, dass man mit dem Fahrrad nicht durch kommt.

- Vor Restaurants parken.

- Vor Botschaften und anderen geschützten Gebäuden parken, die in unregelmäßigen Abständen von Polizeistreifen angefahren werden.

- Ein feuerfestes Gewebe über die Reifen legen.

- Eine Haube ("Garage") über das gesamte Auto ziehen.

- Brennbare Kunststoffe im Radkasten vermeiden oder verkleiden.



Als abschreckendes Mittel:

- Webcam ans Fenster stellen. Bewegungsmelder.

- An markanten Plätzen, Baustellen und Sehenswürdigkeiten gibt es übrigens oft eine Webcam im Internet. Recherche lohnt sich :-)



Montag, 15. August 2011

Max Otte: "Stopt das EURO Desaster"





Sarah Wagenknecht war eine der ersten, die eine Analyse der ersten Welle unserer Finanzsystemkrise auf dem Markt hatte: Ihr Titel "Wahnsinn mit Methode" traf den Nagel auf den Kopf. Ich empfehle es allen, die noch um ein Verständnis des Geschäftes mit verbrieften Krediten ringen.



Inzwischen rollt die zweite Welle. Und Max Otte's "Stoppt das EURO-Desaster" erscheint gerade in der zweiten Auflage. Mit seinen gerade mal 48 Seiten erinnert es an Stéphane Hessel's "Empört Euch!". Der Impetus ist auch der gleiche. Der Stoff dagegen ein bisschen konkreter. Es passt gut in die Reihe mit Hessel, Wagenknecht, dem von Christian Soeder beim Schweizer Tagesanzeiger entdeckten Charles Moore und Frank Schirrmacher, der Moore auf das deutsche Regierungspersonal angewandt hat. Otte geht in die Vollen:

Diese Finanzoligarchie, bestehend aus Investmentbanken, Hedgefonds, Schattenbanken, Ratingagenturen und weiteren Akteuren ist die derzeit dominierende zivile Weltmacht.
schreibt er.



Diese Oligarchie ist in Deutschland eng vernetzt, wenn nicht gar verwandt oder verschwägert. Martin Blessing zum Beispiel ist Vorstand der am staatlichen Tropf hängenden Commerzbank. Warum macht der Ex-McKinsey diesen Job, zumal sein Gehalt dort gedeckelt ist? Seine Frau ist Geschäftsführerin bei Goldman Sachs. Ihr Bruder ist Vorstand bei der Deutschen Bank. Ein anderer Bruder Partner bei McKinsey. Das sind Verhältnisse wie in einer Feudalgesellschaft vor 1848. Dabei haben wir noch gar nicht von der wichtigsten Bank in Deutschland gesprochen: Der Deutschen. Die hat sich soeben dafür entschieden, dass künftig der Mann Nachfolger von Josef Ackermann wird, der in den vergangenen Jahren das sogenannte Investmentgeschäft geleitet hat. Eine Kampfansage an die Politik.



Die FInanzoligarchie hält nach Otte mit einer durchdachten Demagogie uns Steuerzahler in Schach. Sie missbraucht dafür die Politik. Zu ihrer Demagogie gehören nach Otte Begriffe, die Respekt einfordern sollen, aber die Wahrheit auf den Kopf stellen:



- "Investmentbanken" sind keine Investoren sondern Makler. Denn sie investieren nicht ihr eigenes Kapital, sondern fremdes und kassieren dafür eine Provision.



- Private Equity ist in Wahrheit das Geschäft mit "gehebelten Übernahmen. Bei der Gelegenheit: Erinnert sich jemand an die gekünstelte Empörung der FDP, als Franz Müntefering diese als Heuschrecken bezeichnete? Seitdem haben diese Herrschaften, oft abgehalfterte und abgefundene Ex-Manager wie Herr Middelhoff, etliche gesunde Unternehmen "verwüstet".



- Doch die schlimmste Demagogie sei die, die vom EURO als Frage von Krieg und Frieden handele, schreibt Otte. Er zitiert Jean-Claude Juncker, für den ein Tag Krieg in Europa teuer sei, als alle Rettungspakete zusammen.



Deutschland habe unterm Strich nichts vom EURO, weil seine Exporte in den Euroraum seit seiner Einführung nicht gestiegen seien, zitiert Otte Henkel. Deutschland und dem übrigen Europa -man muss wohl genauer sagen: der Mehrheit seiner Bürger, vor allem der Mittelschicht- sei es besser gegangen, als die europäischen Währungen flexible Wechselkurse hatten. Zumindest für Deutschland steht fest, dass seine stabile Arbeitslosenquote mit einer Senkung seiner Reallöhne erkauft wurde. Niedriger Lohn der Angst.



Otte geht weiter. Sowenig, wie man pauschal über "Deutschland" als Gewinner des EURO reden darf, weil das die vielen Verlierer (die Steuerzahler) verdeckt, darf man auch von "den" Griechen als Nutznießer der sogenannten EURO-Rettungspakete reden. Auch hier gehe es nur um die Einlagen der Superreichen, die am Ende gerettet werden sollen. Sozusagen eine Transferunion, in der nicht das eine Land für das andere eintritt - das wäre laut EU-Vertrag auch verboten. Sondern europaweit treten Unter- und Mittelschicht für die Rettung der kleinen Oberschicht ein.



Dazu mache es die EU-Kommission sogar den Banken nach und gründe -zur Umgehung des EU-Vertrages- eine Zweckgesellschaft namens Stabilitätsmechanismus, der anstelle der Südländer für günstige Konditionen Kredite beschaffe, um diese an die Schuldner zum gleichen Zinssatz weiterzureichen.



Das alles zur Bewahrung des Friedens in Europa? Stellen wir nicht vielmehr fest, dass die Positionen der EURO-Regierungen immer weiter auseinander driften?



Und: welche Armut im Geiste zu glauben, Europas Identität hinge nur oder vor allem an der Währung?



Otte plädiert für Schuldenschnitte und Austritt der Schuldenländer aus dem EURO. Die daraus resultierende Isolation am Anleihemarkt müssten die EURO-Länder noch einmal überbrücken.



Danach setze aber die Gesundung ein.