Sonntag, 8. September 2013

Hoimar von Dithfurth, der einzig wahre Öko

Ich ahne, dass wir so etwas wie ein Revival (wenn man das in dem Zusammenhang so nennen kann) des Weltalls bekommen werden. Nicht nur der neue Clooney Film "Gravity" deutet darauf hin. "Melancholia" von Lars von Trier ging bereits in diese Richtung:

Die ersten Bilder von der Erde im All und dann die Livebilder vom ersten Mann auf dem Mond gaben der damaligen Ökobewegung einen Schub: Die Erde ist unsere Oase im Weltall, sie ist kostbar und einzigartig. Es löste einen kollektiven Beschützerinstinkt aus, der zur Gründung von Greenpeace und den Grünen führte.

Das Problem: Die genannte Ökos lagen etwas neben der Sache. Sie verkannten die Dynamik des Weltalls, all die Effekte und Einflüsse, die Leben erst entstehen ließen. Radioaktivität z. B. ist nicht des Teufels. Sie ist Motor der Mutation und Evolution auf der Erde. Sie auch der Brennstoff der Sonne. Welch eine Ignoranz, die Sonne als Ökoenergie zu vergöttern, und Kernenergie zu verteufeln. Die Sonne ist nichts anderes als ein großer nuklearer Reaktor. Alle Stoffe jenseits des Wasserstoffs gibt es überhaupt nur, weil nukleare Reaktionen in Sternen ein Element nach dem anderen erbrütet habem.

Der Öko westlichen Typs prangert jeden an, der im Leben etwas gestalten will, oder der das Leben selbst voran bringen will. Der Westöko ist stockkonservativ. Er gibt sich rational, doch sein Sozialverhalten spricht dagegen. Nichts bereitet ihm mehr Wonne, als anderen zu verbieten, das Leben zu gestalten oder -noch schlimmer- zu genießen.

Aber diese Ära könnte bald hinter uns liegen. Hoimar von Ditfurth hatte diese Erkenntnis schon vor dreißig Jahren. Wir treiben nicht einsam im Weltall. Wir sind aufs wesentlichste verbunden mit dem All. Der Sonnenwind treibt so weit an die Ränder unseres Sonnensystems, dass man sagen muss, dass wir uns in einer Atmosphäre der Sonne bewegen. Diese hält uns wie eine Kugel gefährliche Strahlung aus dem All vom Leib. Doch auch für uns wäre der Sonnenwind gefährlich, träfe er ungebremst auf die Erde. Doch davor sind das Magnetfeld und unsere Atmosphäre, die die Sonnenwinde ablenken und bremsen.

Doch in immer kürzeren Abständen bricht unser Magnetfeld zusammen. Sei es durch Meteoreinschläge oder andere Gründe. Jedenfalls gelten diese Zeiten als Beschleuniger der Mutation auf der Erde, weil uns mehr Radioaktivität trifft.

Und so weiter und so fort. Wichtige Erkenntnis ist: Wir sind mit dem Weltall verbunden und keine isolierte Insel. Da draußen herrschen nukleare Energie, die Gewalt von Kollisionen zwischen Himmelskörpern und die kreative Zerstörung durch radioaktive Strahlung. Kurz: Das Leben handelt von Aktion, Energie und Umgestaltung. Das ist das ganze Gegenteil grünen Lifestyles.

Irgendwann wird sich das herumsprechen.

Samstag, 7. September 2013

Juchostraße, Wambel

Der holländische Psychologieforscher Douwe Draaisma hat in seinem Buch "Warum das Leben schneller vergeht, wenn man älter wird" auf einen interessanten Effekt hingewiesen: Wir versäumen, die alltäglichen Dinge zu fotografieren, die bestimmte Lebensabschnitte repräsentieren. (Meine Rezension: Wie Nostalgieeffekte entstehen).

Zu diesen Dingen gehört in meinem Leben die Juchostraße in Dortmund Wambel. Ich bin in unmittelbarer Nähe des Borsigplatzes geboren. Meine allerersten Sinneswahrnehmungen waren durchdrungen von Lärm. Stahlwerke, Autos, Straßenbahn. Aber auch das Rauschen der Pappeln im Hoeschpark.

Später zogen wir in die Rüschebrinkstraße, die den Hellweg mit dem Hoesch Werk Westfalenhütte verband. Westlich von uns lagen Maschinen- und Stahlfirmen. Östlich die Wohnungen und Häuser der Wambeler Arbeiter und Angestellten. 

Wenn es Herbst wurde, radelten wir die Kastanienbäume ab. Besonders üppige standen an der Juchostraße, Ecke Hellweg. An der Juchostraße lagen und liegen eine Maschinenfabrik, Autohändler, eine Niederlassung eines LKW-Herstellers. Aber vor allem: Eine Gruppe von Kastanienbäumen, alt und hochgewachsen. Wir nannten diesen Ort "Kastanienplatz". Dahinter lag das Grundstück einer alten Villa. Stand man unter den Kastanienbäumen und schaute hoch, sah man keinen Himmel sondern die undurchdringlichen, rostbraun gefärbten Kronen der Bäume. Übersäht von leuchtend grünen Kastanien, die darauf warteten von uns mit Knüppeln, alten Fahrradlenkern und Fußbällen runtergeholt zu werden. Der Vorteil war, dass man hier auf nichts Rücksicht nehmen musste, außer darauf, dass einem niemand die Beute klaute, die nach einem erfolgreichen Wurf klackend vom Himmel fiel. Von diesen Erlebnissen existiert kein Foto.

Zehn Jahre später wurde die Juchostraße wieder interessant für mich. Als ich einen Praktikumsplatz für mein Studium suchte. Der Vater eines Freundes hatte Beziehungen zu "Holstein und Kappert". So hieß die Maschinenfabrik, ein Hersteller von Getränkeabfüllanlagen. Mein Kumpel und ich gingen dort drei Monate in die Lehre. Genauer gesagt in die Lehrwerkstatt. Drehbank, Schweißgerät, Schaltschränke waren mein Programm. Wenn wir morgens mit dem Fahrrad über den Hellweg zur Juchostraße fuhren, kamen wir an einer der größten Baustellen Dortmunds vorbei: Dem unterirdischen Ausbau der B236, der die Rüschebrinkstraße entlasten sollte. Die B236 sollte den Schwerverkehr aufnehmen, der von der B1 - und nicht zuletzt vom Hoesch Werk Phoenix in Hörde zur Westfalenhütte wollte. Als die B236 irgendwann fertig war, beschloss Hoesch, sein Phoenix Werk nach China zu verkaufen. 

Wir aber radelten morgens vorbei an endlosen Schlangen von Betonmischern, die den Tunnel unter Wambel versorgen sollten. Auch aus dieser Zeit, in der das Gesicht von Wambel erheblich verändert wurde: Kein Foto.

Holstein & Kappert ("Holstein, es klappert") wurde später von KHS (Link) übernommen. Heute ist die Firma eine der letzten größeren Industrieunternehmen in Dortmund, die in alle Welt exportieren, und sie liegt in Wambel. Aber wie das so ist, wer nicht auf sie angewiesen ist, den kümmert sie auch nicht weiter. Die Altwambeler sind schon lange ab von Stahl, Maschinen und so Zeugs. Deshalb sieht die SPD auch keine Not, einem etwas ungewöhnlichen Antrag von KHS nachzukommen. Die Firma ist gewachsen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, wo früher nur Lager, waren, ist ausgebaut worden. Das Kreuzen der Straße wird immer hinderliche, und jetzt sind noch neue Gesetze hinzugekommen, die für die Anlagenhersteller im Nahrungsmittelsektor eine lückenlose Kontrolle und Sicherheit bei der Produktion vorschreiben. Deshalb hat KHS beantragt, die Juchostraße "einzuziehen" und ein durchgängiges Firmengelände daraus zu machen (Link: Lokalkompass). Der Kastanienplatz wäre davon übrigens nicht betroffen.

Die Anwohner der Rüschebrinkstraße sind dagegen, weil sie den Verkehr der Juchostraße übernehmen müssten. Ich bin gespannt, wie sich die SPD entscheidet und wer in ihr die Mehrheit hat: Arbeiter und Angestellten oder  Rentner.

Sonntag, 1. September 2013

amazon kindle für Pendler?

Mein Plan war: Wenn ich schon täglich mindestens zwei Stunden im ICE sitze, muss ich die Zeit so effektiv wie möglich verbringen. Inzwischen sitze ich täglich vier Stunden im Zug. Nur, Papierkram und Post habe ich nicht mehr so viel wie früher. Also heißt "effektiv" für mich vor allem Lesen. Seitdem wir WLAN zu Hause haben, lese ich abends so viel wie nie. Allerdings keine Bücher, sondern im Internet.

Wieder mehr Bücher lesen, war also mein Plan. Nur ist es so, dass ich meinen Bürolaptop oft dabei habe. Denn ich habe meist direkt morgens oder direkt vor Feierabend Termine, bei denen ich ihn brauche. Also schleppe ich ihn mit. Und da fängt buchstäblich die Abwägung an. Laptop und Kabel sind schwer genug, jetzt noch zusätzlich ein Buch mitschleppen? Nein. Also habe ich mich eingelesen ins Thema ebook Reader, übrigens insbesondere beim Literaturcafe.de (Link).

Ich entschied mich für den amazon kindle Fire (7 Zoll /17cm, Link). Denn den kann ich auch zu Hause zum Surfen und für ein paar Apps benutzen. Er ist quasi Reader und Tablet (mit WLAN). Ich entschied mich dann gegen den Rat eines Bekannten, der auf den kindle Paperwhite schwört.

Der kindle Fire kam, und nach dem Auspacken wirkte er edler als erwartet. Die ersten ebooks, die ich runter lud waren aus der kostenlosen Sammlung klassischer Literatur (vor allem Nietzsche war eine Entdeckung). Meine ersten Eindrücke vom kindle Fire waren und sind:

  • Man kann auf dem kindle Fire gut lesen und blättern. 
  • Toll finde ich die Möglichkeit, interessante Textstellen anzumarkern. Eine Konfigeinstellung erlaubt zu sehen, welche anderen Textstellen von anderen wie oft markiert wurden.
  • Auch für den Rechner gibt es eine App, die das Lesen von ebooks erlaubt. Die Bücher und die Textmarkierungen werden synchronisiert.
  • Man kann auch PDFs lesen und textmarkieren. Man kann sich auch von anderen PDFs auf seine kindle Email schicken lassen. Das hat sich als sehr praktisch erwiesen.
  • Er ist das einzige Tablet ohne Kamera (wichtige Voraussetzung, um ihn mit ins Werk nehmen zu dürfen. Gängige Smarthphones und Tablets mit Kamera sind verboten.)
  • Der Akku hält mehrere Tage, wenn man die WLAN Funktion nur einschaltet, wenn man sie braucht und ansonsten auf "Flugmodus" stellt.
  • Der Silk Browser ist elend schlecht. Er erkennt nicht automatisch mobile Webseiten. Es gibt keine Favoritenleiste, für jede neue Adresse öffnet man einen neuen Tab und wählt aus der Historie aus. 
  • amazon schränkt die Liste der verfügbaren Apps stark ein. Z. B. habe ich keinen Railnavigator der Bahn installieren können.
  • Die amazon Cloud funktioniert gut. In meinem Mac Finder bekomme ich ein Ordnersystem, in das ich Fotos und PDFs schiebe. Diese werden mit dem kindle synchronisiert.
  • Filme von LOVEFILM sind nur streambar, was für Zugfahrten über Land sehr schlecht ist. Nutze ich nicht.
Alles gute Eigenschaften. Jedoch gib es einen -entscheidenden- Malus, der mich davon abhält, es täglich mitzunehmen: Sein Gewicht von 440g. Das ist das Doppelte eines reinen kindle Reader. Selbst das iPad Mini ist 100g leichter.

Ich steckte es deshalb zunächst nur an solchen Tagen in die Tasche, an denen ich ohne Laptop war. Das war eine Zeit, in der ich viele Bücher schaffte. Das heißt, erheblich mehr Geld für neue Bücher ausgab, als früher.

Ein weiterer Nachteil eines ebooks ist nämlich: Man kauft es in der Regel zum Neupreis eines Hardcovers. Es gibt keine zeitversetzten Taschenbuchausgaben oder gebrauchte ebooks (obwohl dafür längst ein Geschäftsmodell und Technologie erfunden sind, ich berichtete darüber).

Was ich in der ersten Klasse der Bahn inzwischen auch zu schätzen weiß: Die überregionalen Tageszeitungen, die im Preis inbegriffen sind. Ich lese wieder mehr Zeitung, und zwar die viel reichhaltigeren Printausgaben von FAZ und SZ. Seitdem habe ich wieder mehr das Gefühl, auf Ballhöhe zu sein.

Stehen somit Bücher und Zeitungen in Konkurrenz um meine Reisezeit? Gewonnen haben die Zeitung und mein Laptop. Was ich während des Hochwasserfahrplans nämlich auch schätzen gelernt habe: Viele Bahnkunden sind inzwischen abgesprungen. Ich habe manches mal ein 1. Kl. Abteil für mich. Mit Tisch und Klima. Besser kann man nicht arbeiten: Konzentriert, ohne störendes Telefon, ohne hereinstürzende oder ablenkende Kollegen. Und vor allem: Ohne Internet und Email.

Meine Empfehlung für Bahnpendler ist deshalb der ebook Reader mit dem geringsten Gewicht und der größten Buchauswahl. Für meine Begriffe ist das der normale amazon kindle (170g). Danach käme das iPad mini (200g) mit der App für den amazon Bookstore. 

Ich werde demnächst umsatteln, weiß aber noch nicht, auf was.

Sonntag, 25. August 2013

Weltbühne lesen (großes Deja vu)

Hatte ich über Friedhelm Greis' Buch "Weltbühne lesen" schon berichtet? Ich lese es immer noch. Ich muss das Buch immer wieder zur Seite lesen, weil ich nicht fassen kann, wie sehr sich die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, in Deutschland die Weimarer Republik, und die heutige ähneln. Nur ein paar Beispiele:

- Die europäischen Länder gerieten in eine Finanzkrise wegen Kriegsschulden. Der erste Weltkrieg war auf Pump finanziert, mit Anleihen, die später stark beschnitten oder gleich ganz entwertet wurden ("Haircut").
- Die europäischen Regierungen suchten händeringend nach Lösungen, berieten über Schuldenmoratorien und Umschuldungen.
- Deutschland stand besonders im Rampenlicht, weil es zusätzlich Reparationszahlungen leisten sollte. Diese wurden komplett mit Krediten finanziert. Deutschland schaffte es nie, einen Exportüberschuss zu erzielen, aus denen man den Versailler Vertrag hätte bedienen können. Das erinnert doch stark an den Vorschlag des heutigen EZB Direktors Asmussen, Griechenland solle seine Anleihen zurückkaufen, finanziert über Kredite.
  • Die deutschen Arbeitgeber hatten über Jahre die Löhne gedrückt, so dass sie irgendwann auf eine reine Exportstrategie umschwenkten. Aktionäre und Manager verdienten ihre Gewinne und Dividenden nicht mehr im heimischen Markt, immerhin dem größten Europas, sondern im Ausland.
  • Banken werden auf Steuerzahlerkosten gerettet. Davor und danach treten die Banker als größte Kritiker des Staates auf.
  • Über private Verbindungen fließen auch ganz direkt öffentliche Gelder von Staatskassen in private. ("Osthilfe" nannte Reichspräsident Hindenburg die Geldflülle in die Taschen der ostelbischen Landjunker. Vergleiche "Solidaritätszuschlag")
Usw.

Ich ging in dieses Buch rein, weil ich mich seit der Oberstufe für die Weimarer Republik interessiere und die Weltbühne einem die Entwicklung von Woche zu Woche widerspiegelt. Ich bin zugegebenermaßen auch ein Tucholsky-"Fan". Ich hatte nur nie Zugriff auf die Weltbühne, und die Einzelhefte durchzusehen wäre mir zuviel gewesen. Jetzt habe ich verstanden, dass es sich bei der EURO-Krise um eine Kapitalismuskrise handelt. Nein, das ist nicht "einseitigen" Perspektiven der Weltbühneautoren geschuldet.

Es ist die Einsicht, dass die von der Bundeskanzlerin gebrachte These, der EURO sei eine Frage von Krieg und Frieden so zu verstehen ist, dass sich die europäischen Eliten immer nur so lange für Frieden als Modus Operandi zur Mehrung ihrer Vermögen entscheiden, wie er billiger und sicherer ist als Krieg. Aber auch nur so lange.

Die Weltbühne erweitert den Horizont in unserer Systemkrise.

Mittwoch, 7. August 2013

Don't get amazoned - Kapitalismuskritik in der FAZ

Steve Jobs rettete die Musikindustrie vor dem Ruin, indem er die Vorteile digitalisierter Musik in Produkte und Service umsetzte. Für den Musikkunden hieß das vor allem: Vereinfachung der Beschaffung und Kompilierung von Musik. Jobs schaffte, worüber Dieter Gorny nur redete.

Jeff Bezos brachte den Buchhandel in Schwung, indem er die Vorteile digitalisierter Bücher in Produkte und Service umsetzte. Für den Leser hieß das vor alle,: Vereinfachung der Beschaffung von Büchern. Bezos brachte auch den in Deutschland nur dümpelnden Einzelhandel in Schwung. Er schaffte, worüber der DIHK nur redete.

Seitdem ich auf digital umgestellt habe, höre und kaufe ich wieder mehr Musik. Ich kaufe auch wieder mehr Bücher, vor allem neue. Mit dem Lesen komme ich allerdings nicht so schnell nach.

Bücher lese ich zur Anregung, Musik höre ich zur Entspannung. In der Bahn kann ich beides, morgens reizt mich aber am meisten die Zeitung, die im ICE ausliegt. Ich lese immer noch gerne Zeitung, und das geht natürlich zu Lasten von Musik und Büchern.

Nur: Wenn ich nicht Zug fahre, dann habe ich auch keine Zeitung. Ich wäre immer bereit, für sie zu zahlen. Artikelweise oder für die ganze Ausgabe. Allerdings ist die Lektüre eines PDFs, dessen Layout der Druckausgabe entspricht unpraktisch, das habe ich eine Zeit lang mal mit der ZEIT gemacht, dann wieder dran gegeben.

Ich würde mir am liebsten die Zeitung auf den kindle laden und benutzerfreundlich durch die Zeitung navigieren können. Ich will unterwegs kein Mobilfunknetz brauchen müssen, ich will die Zeitung zu Hause aufs Gerät laden. Oder im WLAN des Zuges.

Ich hoffe, dass wir uns nun also auf Jeff Bezos verlassen können, und der bei der Washington Post die Wende bringen wird. Umso weniger habe ich das Lamento in der heutigen FAZ über Bezos verstanden (Link):
Bezos ist ein Händler, der Preise drückt, ein Monopolist, der die Buchbranche vernichtet, ein Verkäufer, der in Tagesfrist die Ware zum Kunden bringt, koste es die Produzenten, was es wolle. Er beherrscht die Wertschöpfungskette, ohne selbst Werte zu schaffen. Einen Wert aber weiß er zu bedienen wie kein Zweiter: Bezos kennt die Wünsche seiner Kunden, er sagt sie sogar voraus. 
Nein, ist nicht die taz, die sich hier abreagiert. Michael Hanfield agiert sich hier in der FAZ aus. Verblüfft fragt man sich, was den das frühere Sturmgeschütz des deutschen Liberalismus gegen den technischen Fortschritt und erfolgreiche Unternehmer hat? Gilt für Journalisten nicht, was für Musikverlage, Bürojobs, Stahlarbeiter etc. nicht galt - sich dem Marktgeschehen immer wieder neu stellen müssen? Seine Leistungen und die Hoffnung, die Jeff Bezos neu entfachen kann, beides scheint Hanfield nicht zu wissen oder nicht zu verstehen. Wie "Ruhrbaron" Stefan Laurin gestern meinte, Jeff Bezos hat eine Beziehung zu Texten, sonst hätte er damals nicht mit dem Onlineverkauf von Büchern angefangen. Er hat die WP nicht als Heuschrecke gekauft. Der Mann hat einen Plan, zumindest die Bereitschaft zu Experimenten..



Samstag, 3. August 2013

Wolfsburger Werk bald nicht mehr erreichbar

Wer geglaubt hat, dass dass Bahnmanagement besonders dilettantisch mit dem Elbehochwasser umgeht und die Bahnpendler deshalb die Verlierer unter den Wolfsburgpendlern sind, hat den Ehrgeiz der Baustellenplaner in WOB unterschätzt:

Montag endet der VW-Werksurlaub. Den nehmen die Verantwortlichen der Straßenbauplanung als Startschuss für eine neue Großbaustelle auf der Werksanfahrt A39. Es wird einspurig, wo es zweispurig schon schlecht ging. Und zwar mindestens bis November.

Für die Bahnfahrer heißt das, dass das Auto keine Lösung mehr ist. Für die Autofahrer aber wird die Bahn keine Alternative sein. Eines der größten Industrieunternehmen Deutschlands wird von Verkehrsplanern und -politikern fast still gelegt. Dilettantismus pur. Für die Betroffenen eine  Provokation.

Donnerstag, 1. August 2013

Prism zeigt die Angst der Regierung vor dem Internet

Ein Vermieter ruft bei Haus & Grund an: "Könnte ich mit der NSA-Software überwachen, ob sich mein Mieter an das Rauchverbot hält..?"

Keine Panik. Man muss sich das mit der Totalüberwachung so vorstellen und dann wird es auch sofort entschärft: Wenn die Polizei auf der Straße Kontrollen durchführt, dann beobachtet sie da ja auch jeden Autofahrer und prüft, ob er hat oder ist was sie suchen. Nur wer rausgewunken wird, weil er irgend ein Suchprofil erfüllt, wird näher untersucht.

So ist das auch mit den Emails. Es wird alles erfasst, aber nur was irgendwie auffällig ist, wird näher untersucht. Z. B. wenn mein iranischer Miterfinder und ich uns per Email über den Prüfbericht unserer Patentanmeldung austauschen. Er ist Iraner, hat eine Emailadresse bei einem amerikanischen Internetgigant, ist Doktor der Physik, versteht etwas von Atomkraftwerken, spricht aber deutsch.

Warum wird nicht jedes Auto untersucht? Wegen der Ressourcenknappheit. Konzentration aufs Wesentliche.


Die NSA liest nicht jede Email. Wie stellen sich die Kritiker das vor, dass "die" NSA alles über uns "weiß"? Wer soll das alles im Kopf behalten, hunderte von Millionen Emails täglich? Als die Stasi damals unterm Dach saß, mit dem Kopfhörer an der Telefonleitung, da konnte man sagen, "die wissen was über mich". Obama aber weiß nichts über uns. Es funktioniert so wie das Profiling bei amazon. Da weiß ja auch kein Angestellter etwas über uns, das ist reine Datenverarbeitung. Und nie persönlich gemeint.

Gut, eine Maschine kann sich auch irren. Wenn sie über "brennende Dornbüsche" schreiben und der Präsident heißt ebenfalls Bush, das kann schief gehen. Das sollte man berücksichtigen und sich entsprechend verhalten. Seien Sie mit Kritik an der Regierung so sparsam, wie mit Ihren Daten. Seien sie schlau, lassen sie andere die Regierung kritisieren..

Ein Prisma nutzt man in der Optik zur Farbdispersion. Man fächert einen weißen Lichtstrahl (alle Autofahrer) auf in seine Farbbestandteile (Bushidos und die übrigen). Interessiert ist man aber meist nur an wenigen politischen oder ideologischen Farben. Man fächert auf, um die meisten, die nicht gemeinten, wegfiltern zu können. So gesehen fördert das Prism den Datenschutz aller Unverdächtigen..

Gut, kritische Geister wenden jetzt ein, dass die Daten ja auch gespeichert werden. Man weiß ja nie, ob etwas noch mal wichtig werden kann. Aber andererseits, Sie kennen das aus der Zeit, als Sie noch Artikel aus der Zeitung ausgeschnitten haben, oder wenn sie PDFs auf Ihrem PC sammeln: Sie wissen gar nicht, was sie haben und suchen im Archiv erst gar nicht. Sie googeln immer wieder aufs Neue. Und so machen die NSA Beamten das bestimmt auch.

Na na na, wie war das noch mal mit der Forensik und dem genetischen Fingerabdruck? Der wird ja Jahrzehnte später noch gegen die Täter verwendet, obwohl die damals nicht damit rechnen konnten. Ja, aber wollen Sie die Täter deshalb schützen? Da wäre Datenschutz doch wieder mal Tatenschutz.

Ok, dann kommt häufig ein noch schwereres Geschütz: Als IBM den Nazis damals half, aus den Lochkarteninformationen früherer Volkszählungen und Kirchenbüchern Deportationslisten von Juden zu erstellen, das war nun wirklich der Beweis, dass die IT Industrie vor nichts zurückschreckt. Vor allem, wenn Amerikaner und Deutsche zusammen arbeiten. Hier muss man das Credo von Charlton Heston abwandeln: Es gibt keine gute oder böse IT. IT in der Hand von bösen Leuten ist eine böse Sache. IT in der Hand einer patriotischen Behörde bedroht niemanden, außer böse Leute.. - Aber die IT wird doch hier benutzt, um zwischen guten und bösen Leuten zu unterscheiden.

Es gibt da kein Entkommen. Wenn Sie verschlüsseln, erfüllen Sie damit morgen vielleicht schon ein Täterprofil, weil Sie etwas zu verbergen haben. Aus Behördensicht gibt es kein "das geht Sie nichts an". Schon wenn Sie Ihr Handy tagsüber ausschalten, erfüllen Sie ein Profil.

Was der immense Aufwand des Common Wealth in die totale Erfassung belegt, ist nicht die Angst seiner Regierungen vor dem Terror. Sondern vor dem Internet in der Hand ihrer Völker.

Montag, 29. Juli 2013

.. in den Sommer

"Regen, Regen, Taxi in der Nacht.
Auf der Straße schwimmen Lichter.
Nasse Häuser, nasse Autos, nasse Stadt.
Verwaschene Gesichter.
Ich hab' noch Sand und Meersalz in den Haaren...
und bin auf einmal hier."









In der Sonnenatmosphäre

Seit Hoimar von Ditfurth wissen wir:
Die Atmosphäre der Sonne reicht soweit wie ihre Winde.
Wir leben in der Atmosphäre der Sonne.







Sonntag, 28. Juli 2013

Mondaufgang (Rot-Blau)

"You're on your ear, the ocean's near
The light has started to fade
It's hard to focus on more than what's in front of you
Electron Blue"








Samstag, 27. Juli 2013

Postholidare Traurigkeit (in türkis)

Urlaub am Meer

So weit ins Meer raus gehen, 
dass man gerade noch stehen kann.
Dann warten auf die nächste Welle.
Zuerst nur Vorspiel, man bleibt locker stehen.
Dann ein Sog, man steht im Wellental.
Eine Wand baut sich auf, ersetzt den Horizont.
Grün, türkis, darüber Himmelblau.
Dann bricht sie schäumend, überrollend.
Das war der Urlaub.

Montag, 15. Juli 2013

Merkels Wähler verstehen die Botschaft ihres Schweigens

Autoritäres Totschweigen sichert Merkel den Vorsprung in den Meinungsumfragen. Sie hat genau verstanden, wie wir Deutschen in Krisenzeiten ticken. Krieg ist ok, solange wir davon zu Hause nichts mitkriegen. Das gilt auch für Wirtschaftskriege oder kalte Bürgerkriege wie den jetzigen: Angi, es ist ok wenn Du uns abhören lässt und wir unsere Gehaltserhöhungen durch Steuererhöhungen für die Bankenrettungen wieder verlieren. Solange Du uns den islamistischen Terror und das griechische Elend vom Hals hälst. Das sind die. Die sind weit weg. Man muss sehen, wo man bleibt. Da man das nicht aussprechen kann, schweigt man drüber. Merkel hat das verstanden.

Die Frage ist, ob und wann der Wirtschaftskrieg zu uns nach Hause kommt. Solange Chinesen und Russen unsere Autos kaufen halten wir durch. Und seht, Opel könnte es jetzt wieder schaffen. Aber schon brechen die Kollegen von Peugeot ein. Minus fünfzehn Prozent Absatzeinbruch im ersten Halbjahr. Hat sich ein Unternehmen von solchen Zahlen schon mal erholt? Ein Familienbetrieb mit 200.000 Mitarbeitern, davon 100.000 in Frankreich. Das wird brutal. Genau so wie für Fiat. Fiat und Peugeot sind die beiden europäischen Autohersteller, die mangels starker Partner nicht in neue Modell investieren können.

 Die Welt hat sich gewandelt, aber wir werden erst später erkennen, in welche Richtung.

Ich spüre den Wandel deutlich. Als sei wieder einmal einer dieser Superzyklen herum, nach denen man nicht mehr derselbe ist. Viele Dinge, die unser heutiges Leben prägen, haben wir vor langer Zeit begonnen. Alles lief, doch auf einmal stottert alles auf einmal. Es versetzt uns nicht in Panik, aber es wird uns gerade bewusst. Zeit für Veränderungen. Change before you have to.