Eines der besten Bücher, die ich in den letzten Jahren gelesen habe, war das Geschenk eines Freundes, der es wirklich gut mit mir meinte. Denn nur dann verschenkt man solche Augenöffner.
Es geht um Jean Raspails "Heerlager der Heiligen". Es handelt von der Invasion hunderttausender indischer Flüchtlinge an der Cote d'Azur. Vor allem aber handelt es von der Geisteskrankheit der westlichen Eliten, die diese Invasion willkommen heißen und nach Kräften unterstützen. Und dabei als scharfe Denunzianten jedem auflauern, der etwas dagegen sagt.
Soweit die äußere Handlung. Die Verblüffungen treten aber bei den Zuschreibenden und Dialogen der Figuren aus Regierung und Gesellschaft auf. Denn Raspail hat dieses Werk schon 1973 veröffentlicht. Da lagen gerade die 58er hinter ihm und die Moralapostel des Westens wurden zum ersten Mal sichtbar. Nein, Moralapostel an sich waren ja nichts Neues. Nur wanderte die Kanzel aus den Kirchen hin zu den Kolumnisten und Kommentatoren der Medien. Und von dort aus predigten die neuen Moralapostel weiterhin Selbsthass, Neid und Leugnung des Offensichtlichen.
Raspail hätte einen Nobelpreis verdient gehabt angesichts einer Hellsichtigkeit, die der eines George Orwells gleichkommt. Und: Wovon handelt relevante Literatur denn sonst, wenn nicht von dem was uns alle angeht und dem, was der Fall ist?
Ich habe das Werk erst zu einem Drittel gelesen und bin gerader an der Stelle, an der sich die damalige südafrikanische Regierung gegen die Anlandung der Flüchtlinge wappnet. Und sich die Doppelmoral des Westens verbittet. Eines Westens, der keine Bedenken hatte, Hunderttausende Zivilisten in den Bombennächten von Hamburg, Dresden, Köln sowie Hiroshima und Nagasaki zu opfern. Aber gerne mit dem Finger auf jeden zeigt, der es ihm gleich tut, nur für andere Interessen.
Was wir nach 80 Jahren Frieden und ziviler Erwebsarbeit absolut verloren haben, ist das Bewusstsein für die Härte des Überlebens. Krieg ist Gewalt. Tierjagd für die Ernährung ist Gewalt. Ja, was glaubt Ihr verweichlichten Woken eigentlich, wer Euch Euer Dach über dem Kopf und das weiche Daunenbett bezahlt hat? Wir, also die, auf die Ihr täglich mit dem Finger zeigt und hetzt.
je entfremdeter dieser Elitewesten von der Realität und den Grundbedingungen des Überlebens geworden ist, desto heftiger wird ihn die Wucht treffen, wenn sie eines Tages durch die Tür kommt..
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