Sonntag, 23. Februar 2020

Richard Feynman und wie er die Quantenphysik sah

Wenn Sie glauben, Sie verstehen die Quantentheorie... dann verstehen Sie die Quantentheorie nicht.
Richard Feynman (Physiker)

Dieses Zitat habe ich bei Richard Dawkins gefunden. In dem Zusammenhang erklärt er einen wichtigen Unterschied zwischen Wissenschaft und Technologie aus Sicht unserer Sinneswahrnehmung und unseres Verständnisses der Welt - man könnte auch sagen: unserer inneren Modellierung der Welt. Demnach haben wir die großen wissenschaftlichen Erkenntnisse anfangs kaum verstanden. Weil sie kontraintuitiv waren. Dies wiederum, weil unsere Sinneswahrnehmung der physischen Welt einen kleineren Schlitz vom Gesamtspektrum darstellt als die Sehschlitze einer Burka oder Ku-Klux-Klan Umhangs von der sichtbaren Welt erfassen..
Wissenschaft tut -anders als Technologie- dem gesunden Menschenverstand ganz allgemein Gewalt an.
Richard Dawkins

Manche Erkenntnisse wollen wir aber auch nicht wahrhaben, weil sie unseren Interessen und Absichten widersprechen. So erinnere ich mich an eine tiefgehende Enttäuschung im Physik-Leistungskurs. Wir lernten, dass Atome ganz überwiegend aus leerem (im materiellen Sinne) Raum bestehen. Und dass das was wir als Körper und als Berührung eines Körpers wahrnehmen, nicht dem Stofflichen dieses Körpers entspricht, sondern den Feldkräften, die in ihm und um ihn herum wirken. Ich stellte mir also vor, dass ich meine Freundin niemals wirklich berühre. Sondern nur erlebe, wie die Elektronen auf den Außenbahnen ihrer Hautatome die Elektronen um meine Hautatome abstoßen.. Als ich das meinen damaligen Freunden zu erklären versuchte, lachten sie nur. Ich interpretierte ihr Lachen als "selbst Schuld, wenn Du Dich so sehr um Aufklärung bemühst".

Ich erinnere mich auch, wie ich in einer anderen Physikstunde über Wahrscheinlichkeitswellen mit meinem Banknachbarn über die Interpretation von Aufenthaltswahrscheinlichkeiten diskutierten. Er war ein Einserkandidat, ich ein Zweierkandidat. Er fand die Interpretation in unsere Erfahrungswelt gar nicht so wichtig, er nahm sie rein mathematisch. Mir aber war Verständnis einer Sache Bedingung für die Akzeptanz einer Sache. Und ich fragte unseren Lehrer, ob man sagen könne. Wahrscheinlichkeit sei hier nur die Projektion eines Gruppenverhaltens auf ein Element dieser Gruppe. Das bejahte er, ergänzte aber auch: "Wir verstehen die wenigsten Dinge von der Physik. Wir gewöhnen uns nur an sie, halten das aber für Verständnis."

Diese "Erkenntnis" über die menschliche Aufnahmefähigkeit von der Welt nahm ich wiederum mit in meinen Philosophiekurs und konfrontierte uns dort damit. Ich erinnere mich grob daran, dass unser bester Schüler in dem Kurs eine bessere Antwort parat hatte als unser Lehrer. (Daran erkannte ich den Unterschied zwischen Philosophieren und der bloßen Wiedergabe der Philosophien anderer Leute.."

Mit solchen Themen kann man gute Abende bei einem Bier oder zwei verbringen. Aber es zeigt auch, wie viel Arbeit wissenschaftliche Erkenntnis ist. Und selbst wenn man wissenschaftliche Daten in einer Qualität hat, die einem genügen, ist die Interpretation der zugehörigen Mathematik ein großer zweiter Schritt.

Oft dachte ich, wie gut dass ich in dieser Zeit lebe, wo wir die wichtigsten Erkenntnisse alle schon haben. Man kann rückwirkend über die Verteidigungskämpfe von Kirchen und Fürsten lächeln. Dass sie nicht hinnehmen wollten, dass die Erde eine rotierende Kugel ist und sich um die Sonne dreht. "Woran hätten sie die Wahrheit erkennen sollen - sie ist ja kontraintuitiv? Wie hätte eine Erfahrung sein sollen, die die Erde rotieren und um die Sonne ziehen lässt?" zitiert Dawkins die alten Philosophen. Und sagt, dass es dazu keine Antwort gab weil wir keine entsprechende Sinneswahrnehmung haben.
Also dazu hätte ich eine prompte Antwort gehabt: Daran, dass wir weder Fahrtwind noch eine Beschleunigung spüren, hätte ich "erkannt", dass die Erde nicht rotiert oder um die Sonne läuft. Wenn ich im Auto oder im Bus eine Kurve fahre, bemerke ich einen kleinen ausgleichenden Wind. Ich hätte das also auch von einer fahrenden und rotierenden Erde erwartet..
Dawkins sagt, der wandernde Sternenhimmel sei ein weiterer Hinweis auf die Rotation der Erde  gewesen. Aber deren Deutung lag wiederum in der Hoheit der Mächtigen...

So wie heute das Klima. Auch hier bin ich mir ganz sicher: in nur wenigen Jahren werden wir die heutige Hysterie nicht mehr verstehen. Wir werden sie als Symptom der westlichen Dekadenz deuten. Einer Gesellschaft, die an sich selbst satt geworden war. Die verhätschelt, verwöhnt, überfüttert wurde vom Wohlstand, den ihre Väter und Großväter begründet hatten. Die sich neuen Faschisten unterwarf, die -wie früher die Hexen- Andersdenkende für das Wetter, für verhagelte Ernten und Überschwemmungen verantwortlich machen wird.

Ich bin einerseits froh, den Höhepunkt der freiheitlichen Welt miterlebt zu haben. Aber ich bin ratlos und weiß noch nicht wohin, angesichts unseres sich abzeichnenden kulturellen Niedergangs.

Dienstag, 18. Februar 2020

Verpönte Eigeninteressen

Manches läuft seit längerem schräg in unserem Land. Nicht nur die Konformität der Altparteien und Medien. Auch andere Beobachtungen erkläre ich mir mit Konformismus, sinkender Bildung und Feigheit:
  • Die Autolobby VDA hatte absolut nichts unternommen gegen die willkürlich festgelegten NOx-Grenzwerte und die CO2-Grenzwerte.
  • Die Arbeitgeberverbände wehren sich nicht gegen die Deindustrialisierung.
  • Die IG Metall will in der Automobilbranche auf Tarifforderungen verzichten - trotz allseits proklamierten Fachkräftemangel.
  • Vom Bund der Steuerzahler hört man nur noch 1x im Jahr: wenn sie ihr Schwarzbuch vorstellen.
Die Vertretung vitaler Eigeninteressen ist inzwischen völlig verpönt. Fachkräfte wehren sich weder gegen ihre Gewerkschaften noch gegen die Rekordabgabenlast. Und Unternehmer wehren sich nicht mehr gegen staatliche Repressionen - sondern tragen jeden schädlichen Unsinn der Regierung mit.

Stattdessen nehmen es alle hin, dass sich die GroKo-Parteien vier Jahre mit sich selbst beschäftigen.

Montag, 17. Februar 2020

Polen ist mein neues Berlin

Ich habe mir gestern eine App für einen Polnisch-Kurs gesucht und herunter geladen. Vor über zehn Jahren hatte ich schon einmal angefangen Polnisch zu lernen. Damals -nach der EU-Osterweiterung- interessierte uns das Land als geographische Heimat unserer Großeltern (aus Schlesien). Als als Land der Vergangenheit. Inzwischen könnte Polen für uns auch das Land der Zukunft sein.

Wir planen noch nichts Reales. Nicht die Bewegung dorthin. Aber konkreter wird die "Roadmap" dorthin. Und die Sprache zu lernen ist eine Conditio-sine-qua-non.

Sagen wir so: So utopisch (und richtig) meine Vision 1987 war, irgendwann nach Berlin zu ziehen, so etwa ist heute unsere Vision, kurz hinter die Grenze zu ziehen. Ein Wunsch, der weit weg scheint.

Nach Berlin kam ich mit etlicher Verspätung, insbesondere verpasste ich den Mauerfall. In Polen werden wir sein müssen, bevor wieder eine Mauer gebaut ist..

Samstag, 15. Februar 2020

Rezension von Richard Dawkins' "Gotteswahn"

In "Der Gotteswahn" führt der Evolutionsbiologe Richard Dawkins einen eindrucksvolles Beweis gegen die Weltreligionen und für seinen atheistischen Standpunkt. Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, dass mich intellektuell so beeindruckt hat.

Es ist natürlich naheliegend, dass ein Evolutionsforscher alle Argumente gegen naiven Glauben und insbesondere die Kreationisten, die Zweifler an der Evolution, zur Hand hat. Aber Dawkins beleuchtet den Glauben, wie wir ihn als Kind gelernt und als Erwachsene aus Angst weitergeführt haben, von allen Seiten.

Es fängt recht harmlos an mit Gedanken, die wir alle schon mal hatten: Wie kann Gott alles wissen und lenken und gleichzeitig nicht verantwortlich sein? Wie können Leute zu ihm beten und um Bevorzugung zulasten anderer Gläubiger bitten?

Er greift vor allem die Überhöhung der sogenannten heiligen Schriften an. Er liest allen Weltreligionen die Leviten, indem er brutale Zitate für seine Klage gegen die Prediger und Religionsoberhäupter heranzieht. So zieht er z. B. nicht minder gegen den Koran zu Felde als ein gewisser Thilo Sarrazin in "Feindliche Übernahme". Aber genau so zieht er gegen das Alte und das Neue Testament und findet die brutalen Stellen, die auch wir teilweise noch kennen. Da gibt es Brandopfer für Gott, ganze Städte werden in Schutt und Asche gelegt vom rächenden Gott.

Alle Religionen fangen ihre Gläubigen schon als Kinder. In die Kinder wird die Angst vor dem strafenden Gott gepflanzt. Diese Ängste beherrschen manche Leute ihr ganzes Leben lang. So regieren die Kirchen und die Imame. Und das andere Extrem ist das Versprechen des ewigen Lebens und im Koran sogar die soundsovielten Jungfrauen für Märtyrer.

Kein Wunder, dass sich Herrscher diese Ängste und Verheißungen, an die sie in der Regel selbst nicht glauben, zunutze machten und machen. Dawkins zitiert: "Der Dumme verfällt dem Glauben, der Intelligente lehnt ihn ab und der Herrscher missbraucht ihn."

So kommt Dawkins auch zum islamischen Terrorismus. Er geht so weit zu sagen: Die Unterscheidung zwischen Islam und Islamismus ist sinnlos, denn die Islamisten berufen sich auf die gleiche Schrift wie alle anderen Muslime. Und es gibt keine muslimische Instanz die hier redaktionell oder exegetisch eingreift. Man lasse dem Islamvirus freien Lauf, wenn man den Terrorismus nur auf eine Überinterpretation einer Schrift zurückführe, die auch ihre schönen Stellen habe. Der Glaube an sich sei das Problem.

Eine seiner konkreten Forderungen ist die Verhinderung, Minderjährige zu Mitgliedern von Religionen zu machen. Das solle jeder selbst entscheiden, wenn er zurechnungsfähig ist.

Er bringt ein Gegenbeispiel: Man stelle sich eine Gruppe von Kindergartenkindern vor, in denen sich einige als Atheisten, Agnostiker oder säkulare Humanisten bezeichnen würden. Da würde jeder lachen. Aber vierjährige Christen, Juden oder Moslems gelten als normal...

Mich hat er rational vollends überzeugt. Allerdings empfinde ich es doch als schwierig, mich von jedweder Religiosität (oder wie ich es benennen soll) zu distanzieren. Aus meiner Sicht führt Dawkins einen Beweis gegen die Überhöhung der alten Schriften und dem was irdische Führer und Ideologen daraus gemacht haben.

Er führt keinen Beweis gegen das Staunen, die Ehrfurcht und die Freude über die Welt, die Natur, das Universum. Ich muss sagen, der Anblick des Sternenhimmels oder Aufnahmen von Raumsonden faszinieren mich mit einer Intensität, die andere wohl beim Anblick des Papstes, des Kreuzes, der Thora oder des Quaders in Mekka empfinden.

Freitag, 14. Februar 2020

Beyond Budgetierung

Schönster Tag der Woche :-) Aber auch: was für eine Woche.. Als ich Anfang der Woche eine Initiative startete um mal die Geheimnisse unseres Budgeting zu lüften, kam denn doch schnell "Feedback".
Einladung an den Veranstalter. Seine schriftliche Rückfrage: Worum soll es hier gehen, ich verstehe nicht...
Meine schriftliche Antwort: Wir sind es, die nicht verstehen. Aber wir wollen verstehen. Und das Reizwort: Transparenz
Danach kam die Reaktion telefonisch: Gereizte Stimme, so wie wenn man sich angegriffen fühlt.
Die Stimme erklärte mir, alles sei sehr komplex, und fragte, ob ich schon mal dabei gewesen sei. Jedenfalls seien die Aussichten für eine Initiative aussichtslos... Aber man könne mich mal einladen zur nächsten Veranstaltung..

Am nächsten Tag schon änderten sich die Rahmenbedingungen. Wer von der Hauptversammlung beim süddeutschen Luxusautohersteller gelesen hat, weiß was dieses Jahr ansteht: Die deutschen Autohersteller werden das Appeasement unserer Regierung gegenüber den EU-Vorgaben ausbaden. Das erste Jahr, in dem Strafzahlungen für CO2-Flottengrenzwertüberchreitungen Realität werden.

Wäre es da nicht sinnvoll investiertes Geld, wenn man die positiven Treiber deshalb so schnell wie möglich "auf die Straße brächte"?

"Nein, das Budget hat nichts mit unseren Bedarfen zu tun." -
"Ich dachte wir gehen gerade voran mit Digitalisierung usw.?" -
"Schon, aber wir müssen mit dem auskommen, was man uns gibt."
"Also die ganze Darstellung unserer Kosten-Nutzen-Effekte dient nicht der Finanzplanung sondern nur der Verteilung dessen, was man uns gibt?"

Leute, wir sind offenbar nicht nur nicht im 21. Jahrhundert angekommen. Ich habe Bedenken, ob wir überhaupt schon irgendwo angekommen sind. Ich weiß nicht ganz genau, ob wir näher am Kreml oder am Hofstaat sind. Aber die Lage ist ganz sicher noch nicht ernst genug, um an den Bedarf eines Wandels wirklich zu glauben. Denn man lebt ihn nicht nur nicht vor, man lehnt es brüsk ab, sich selbst für adressiert zu halten.

Daimler bricht ein, Tesla nutzt das Allzeithoch seiner Aktie für eine Kapitalerhöhung. China meldet einen Autoabsatzeinbruch von 20%. Aber Gemach, das ist doch kein Weckruf für "uns", sondern für "euch".

Ich bin gespannt, wie lange der Einstellboom für "Bachelors of fine arts" noch geht und Geld für solche unproduktiven Projekte da sein wird.

Montag, 10. Februar 2020

Ein Tag im Leben eines Projektleiters

Tja, gestern noch in Polen und heute konnten sie mir alle gestohlen bleiben.. Wegen des Sturms machte ich Homeoffice. Ich kochte früh eine Kanne Kaffee mit unserer Melitta Filterkaffeemaschine. Und nach dem ersten Skype gab es einen Knall, der mich zusammenzucken ließ. Es klang irgendwie hart, fast elektrisch. Aber alle elektrischen Geräte in meinem Arbeitszimmer schienen heile.

Irgendwann trug ich die Kaffeekanne in die Küche und wunderte mich über ein Geräusch darin: Siehe da, der Thermoglaskolben lag in Scherben. Wie jetzt: nach einem Jahr geht die Kanne kaputt? Markenprodukt Melitta? Ich ging auf die Webseite, wo ich das Ding für etwas über 70 EUR gekauft hatte. Und siehe da: da hatten sich schon andere Kunden beschwert, denen das gleiche passiert war. Und Melitta hat die Kaffeemaschine inzwischen als "Auslaufmodell" um 50% reduziert, was ich originell finde..

Was ich aber eigentlich erzählen wollte: Unsere Branche ist wieder vorsichtig geworden und kürzt deshalb die Budgets. Auch für IT-Proujekte. Gut, kann man machen, aber nicht ohne Folgen. Erst recht nicht, wenn erheblich gekürzt wird. Und dann ging es los. Der Versuch, zu "eskalieren" (neben der Wunderwaffe "Taskforce" der zweite Lieblingsbegriff von Automobilmanagern). "Wir müssen klar machen, was die Kürzungen bewirken werden." schrieb ein Kollege. "Ja, aber das haben wir doch schon im Projektsteckbrief beschrieben, was passiert, wenn ein Umfang nicht finanziert wird."
- "Ja, aber anscheinend lesen die das nicht." schrieb der Organisator der Budgetrunde, in der die freigebenden Mittel auf Projekte verteilt werden. "Und deshalb sollten wir jetzt nochmal die Steckbriefe in eine Powerpoint packen und ihr solltet alle noch mal überlegen, wofür Ihr Geld beantragt habt."

Ich dachte: Wie? Weil es vom Vorstand nicht gelesen oder nicht verstanden wurde, sollen wir das gleiche noch mal tun?

Und da flatterte auch schon die nächste Email rein: "Auch seitens Fachbereiche müssen wir auf Bereichsleiterebene noch mal klar machen, was das bedeutet." Und dann brauchen wir auch noch ein Blatt für die Markenvorstände und dann für die Konzernvorstandsrunde, die sich aus den Markenverostandsvorsitzenden zusammen setzt."

Ich brach innerlich schon zusammen. Und eruierte erstmal, wie dieses Gremium da eigentlich so tickt, Wer geht da rein, was machen die und warum funktioniert das nicht?

Kam raus, dass wir Stille Post Bottom-Up spielen: Wir schreiben 19 Projektsteckbriefe in denen wir Umfänge verargumentieren und diese Steckbriefe liest irgendwer dem Vorstand vor bis dieser einnickt... Kein Mensch versteht so etwas.

"Warum haben wir keinen Top-Ansatz, der von den Marken- und Bereichszielen ausgeht, diese dann auf benötigte fachliche Fähigkeiten herunterreicht und darunter hängen wir dann die benötigten Entwicklungsumfänge?" fragte ich in die Runde. "So etwas braucht man ja nicht nur für Budgetanträge, sondern jedesmal wenn man jemandem erklären will, was wir hier machen und wozu wir es machen. Zweck und Zusammenhang." Woanders nennt man es Facharchitektur: Wie die Struktur eines IT-Systems die Struktur einer Organisation unterstützt.

Da ich Glück mit meinen Chefs habe, bekam ich sofort Unterstützung und wir luden den Kopf unserer "Antragsgruppe", die jährlich die genehmigten Gelder aufteilt. Sofort kam die Rückfrage, worum es denn gehe und ob man nicht die IT dafür brauche...

Es ist ganz offensichtlich, dass hier seit Jahren etwas intransparent vor sich hingewurschtelt hat und nie hat es jemanden interessiert, wie die Entscheidungen eigentlich zustande kommen. Und vermutlich hat es stets genügt, einem Vorstand irgendwelche Buzzwords vorzulesen und nie hat der verstanden, was er da eigentlich genehmigt. Aber genau so leiden die Entwicklungsabläufe seit Jahren unter inkonsistenten Datenflüssen, also nicht fertiggebauten Autobahnabschnitten, neu genehmigten Landstraßen als Workarounds usw.

Mit dem Spruch "Von Software verstehe ich nichts." kokettiert man auf höchsten Ebenen immer noch lustig in Verwaltung und DAX-Konzernen. Es wird Zeit, dass wir das ändern..!

Sonntag, 9. Februar 2020

In Misdroy

Wenn Du als Berliner oder Brandenburger mal wieder Freiheit atmen willst, dann fahre rüber nach Polen. Mag Dir die Sprache auch fremd sein, die Straßenbilder, die Speisekarten, das Glockengeläut, die spielenden Kinder auf den Straßen und am Strand werden Dir bekannt vorkommen - und erinnern Dich wehmütig daran, dass es in Deutschland auch mal so war.


Innere Workshops

Im Februar oder zu Ostern sind wir schon früher zu Kurzurlauben und "inneren Workshops" aufgebrochen. Statt guten Vorsätzen zu Neujahr schreiben wir lieber ein paar Flipcharts voll. So waren wir schon im Tessin, auf Mallorca, auf Rügen und im Spreewald.

Mal ging es um's Selbständigmachen, mal um Projektideen. Mal um private Vorhaben. So entstanden ein Patentinfoservice, die Suche und Kauf eines Porsche Youngtimer und einer Datsche. Man gibt sich selbst neuen Schwung, aber das klappt nur, wenn man rausfährt. 
Hat man sich Freitagnachmittags erstmal aus dem rotgrünen Verkehrschaos erst mal rausgewühlt auf die A11 und hat die Abfahrt "Bernau bei Berlin" hinter sich, kann man Gas geben Richtung Stettin.

Der Sendersuchlauf ergibt nur Schwachsinn. "Ich mach et Radio an und paar Minuten später wieder aus, denn da kommt außer Peinlichkeiten wirklich gar kein Ton heraus." sangen die Linken vor 40 Jahren. Heute sitzen sie in den Sendern und versorgen uns mit Staatsfunk. (Wussten Sie eigentlich - da wir gerade an Wandlitz vorbeigefahren sind, dass die Berichte über die Bonzensiedlungen weit übertrieben waren? Und dass es nicht mehr "Bonzen" heißt, sondern "Eliten"? Das hat der DLF herausgefunden: Hier.)

Nee und was Merkel da diese Woche betrieben hat, war auch kein Putsch. Steht ja schließlich in unserem Grundgesetz, dass eine Ministerpräsidentwahl erst dann gültig wird, wenn die Frau Bundeskanzlerin ihre Zustimmung gegeben hat. Auch obliegt es ihr, Staatssekretäre zu entlassen, die dem frisch gewählten MP gratuliert hatten und sich nicht -wie Doro Bär- in den Staub warfen, als die Bundeskanzlerin ihren Daumen über den MP senkte. Wo kämen wir hin, wenn hier jeder machen würde, was er will? Merkel will, dass das Kabinett aus Ex-SEDlern weiterregiert, und nicht so ein dahergelaufener FDP-MP.

Als wir Freitagabend über die Grenze Richtung Stettin fuhren, überkam uns kurz ein Gefühl von "geschafft". Oder genauer gesagt: Das Bewusstsein, die Ahnung, dass so einmal kommen könnte. 

Übrigens, Merkel: Beliebt ist sie hier nicht gerade, wie man an mehreren Ecken zu lesen bekam (ich meine die Schreibschrift am oberen Ende):


Unser Hotel liegt am Strand von Misdroy. Misdroy liegt auf einer Insel, da die Oder an ihrem Ende ein bisschen "ausfranst" und ein Haff bildet. Bekannter ist vermutlich das westlich gelegene Swinemünde.



In Polen macht man nicht so ein Gewese um Autos und Parkplätze. Man fährt mit dem Auto vor's Hotel und kann sogar direkt davor parken, wenn noch Platz ist. Ansonsten gibt es Sammelparkplätze. In den Restaurants gibt es noch Handfestes. Veganer mit Milchbärten haben wir hier nicht gesehen. Auch keine herumlungernden Goldstücke. Es gibt sie hier schlicht nicht. Dass wir im ganzen Ort auch keine Polizei gesehen haben, könnte damit zusammenhängen, dass offene Präsenz hier nicht so nötig ist.

Der Anblick altvertrauter, aber verloren gegangener Sitten, und das Gefühl von Sicherheit befreit den Geist und lüftet das Gemüt. 

Zurück zu Vinyl - aber warum?

Abends an der Bar, die erste Idee: Wir hatten neulich einen neu angeschafften Plattenspieler mit unserem BOSE Lautsprecher verbunden. Seitdem können wir wieder Schallplatten hören. Da der Plattenspieler aber mehr ein Retrogerät ist, und das ganze mehr eine Gagidee für einen Geburtstag war, ist der Sound nicht so doll. Aber zum ersten Mal dachte ich länger darüber nach, warum Leute wieder angefangen haben, Vinyl zu kaufen. Die Frage brachte ich neulich auch zu einem Ex-Kollegen. Zusammen mit der Frage, ob man Cinchyausgänge (für Lautsprecher) einfach so auf den AUX-Eingang eines BOSE-Lautsprechers legen kann. Und was eigentlich dahinter steckt.

Kurz und gut: Am Ende ist es das freie "Austoben" der Oberschwingungen, die uns den Vinyl Klang so angenehmer als etwas Digitalisiertes machen. (Ich wollte hier ursprünglich ein anderes Wort verwenden, aber die Rechtschreibkorrektur "korrigiert" es hartnäckig zu "Gesammeltes"..). Während die CD den Dynamikbereich erweiterte, schnitt sie aber durch ihre begrenzte Abtastrate das Frequenzband oben ab. Auch wenn man sagt: "im unhörbaren Bereich", würde ich mich gerne heute noch einmal selbst davon überzeugen. Aber jedenfalls ist durch den Übergang zu MP3, verbunden mit dem Senden via Bluetooth ganz sicher noch mehr verloren gegangen. Ich dachte also, dass wir zurück müssen zu Vinyl. Aber halte ohne den Dynamikverlust damaliger 33 U/min. Schon früher war die Antwort darauf die Maxisingle. Diese hatte den Durchmesser einer LP, spielte aber mit 45 U/min. und hatte eine breitere Rille, was die Dynamik verbesserte.

In diese Richtung bräuchten wir also eine Erfindung, die uns unsere Lieblingsalben durchgängig mit Maxi-Single Qualität oder besser hörbar macht. Ich fand schnell heraus, die die österreichische Firma rebeat ein Verfahren für die Herstellung von "HD-Vinyls" mittels Laser zum Patent angemeldet hat. Aber das optimiert m. E. nur die klassische LP. Man müsste noch einen Schritt weiter gehen.

Modellierung und Erwartungshaltung 

Am nächsten Morgen blieben wir mit folgender Erkenntnis beim Frühstück hängen: Vor einigen Jahren ging ein Nobelpreis an die Erforschung, wie unser Gehirn die räumliche Vorstellung modelliert. Und ein zentraler Mechanismus für die erfolgreiche Benutzung unserer Raumvorstellung ist die Vorausberechnung und also die Erwartungshaltung, wann unsere Füße beim Gehen wieder auf Boden treffen. Wir kennen den Effekt von einer stillstehenden Rolltreppe: Unser Gedächtnis hat hier das Modell einer Dynamik gespeichert, dass es beim Betreten und Verlassen der Rolltreppe abruft und anwendet. Steht die Rolltreppe still, kommen wir fast ins Stolpern.

Ich glaube, dass "Erwartung" ein ganz zentraler Bestandteil unseres Denkens auch in anderen Bereichen ist. Beim Musikhören z. B. erwarten wir, welche "Kurve" die Melodie als nächstes nimmt. Ähnlich ist es beim Ansehen eines Schauspiels: Die Charaktere erzeugen in uns eine Erwartungshaltung, wie sie als nächstes auf den Verlauf der Handlung reagieren. Hingegen kostet uns das Lernen von beiden Mühe. Hören wir ein Musikstück zum ersten Mal, erkennen wir nur die Form: Den Rhythmus, Tonfolgen. Aber wir haben noch keine Erwartung an die nächsten Töne, da wir die Melodie noch nicht gelernt haben. Ähnlich mühselig ist das Erlernen von Charakteren in der ersten Folge einer Serie, oder auch in einem Roman, den wir lesen.

Und wiederum ähnlich muss es mit Veränderungen im Arbeitsleben sein. Z. B. wenn wir eine neue Methode lernen. Am Anfang ist jeder neue Schritt mühselig und entspricht keiner Erwartung.

"Der Mensch ist ein Gewohnheitstier" sagt es schon eigentlich. Aber der dahinter liegende Mechanismus im Gehirn ist die Modellierung. Und vor allem die Mühe für das Erlernen eines neuen Modells. Und vielleicht kann uns am Ende die Neurobiologie Antworten geben auf die Frage, wie man Leute zu Veränderungen von Arbeitsabläufen bewegen kann.

Bauland

Das eigentliche Thema aber war die Konkretisierung der späteren Fluchtroute. Zwei Faktoren spielen dabei eine besonders große Rolle: die Entfernung und die Sprache. Es ist leicht gesagt, "in New York fühlen wir uns auch schon fast wie zu Hause." Die Preise sind dort anders und ich kann nicht einschätzen, wie dauerhaft es dort Arbeit für "German Engineering" gibt. In Polen ist es umgekehrt. Da ist die Sprache eine große Hürde. Aber man hört immer wieder von Leuten, die es gelernt haben, einfach indem sie immer wieder nach Polen gefahren sind. Eine Bleibe in guter Lage ist in Polen indes -noch- sehr erschwinglich.

Während man sich nun also in Deutschland über Gauland aufregt und Bauland nicht zur Reife bringt, sind die Polen einfach direkter. An schönsten Strandlagen errichten sie keine Bauverbote sondern Siedlungen. Vor zwei Jahren flatterte uns mal so ein Prospekt für Misdroy ins Haus und jetzt konnten wir besichtigen, was daraus wurde. 50 qm mit Meerblick sollten damals etwas über 100.000 EUR kosten. Jetzt kann man sagen: Glückwunsch, wer sich getraut hat!



Steht man vor Ort und sagt einander: Stell es Dir vor: hier wohnen wir jetzt. Und wir fahren Einkaufen. Wie geht es von hier weiter? Die Ostseelage ist doch eher was für den Ruhestand. Und wie ist das mit dem Meeresspiegel? Ein Ex-Kollege aus Sankt Petersburg erzählte, die Zukunft seiner Stadt liege unter Null. Aber wie sicher ist die Prognose und ab wann soll sie eintreffen? Zumindest liegen diese Häuser hier hinter einem Deich und sie guten oben drüber (allerdings auch durch die Bäume).

Aber wer gerne selbst mal schauen will: Hier ein aktuelles Angebot (Link).

Ich habe eine Kollegin aus Stettin. Ich muss die noch mal befragen, wie ihre daheim gebliebene Familie das sieht.

Montag, 3. Februar 2020

Wir kriegen einen frühen Frühling

"Glauben Sie, dass wir einen frühen Frühling kriegen?" ist genau die Frage, die einem Anfang Februar durch den Kopf geht. Aus seinem Hotelzimmer sieht Phil Schneereste in den Vorgärten der Siedlung. Draußen ist noch Winter, aber im Kopf beginnt die erste Phase des Frühlings: die Tage werden länger, der Nachtfrost verzieht sich. Wir atmen auf.

Es waren deutsche Einwanderer, die Maria Lichtmess nach Pennsylvania brachten. Und weil es dort keine Dachse gab, schauten sie einfach auf's Murmeltier. Und so begann eine -wie ich finde- sehr nette Tradition.

Und auch den Film schaue ich mir immer wieder gerne an. Phil erlebt genau an dem Tag, der Hoffnung auf die Bestätigung eines frühen Frühlings die ewige Wiederholung des beruflich Gleichen. Sein Ausweichen in Zynismus, die Ausnutzung der Vorhersehbarkeit seines Arbeitstages für die Erfüllung fremder Erwartungen, ist von außen leicht zu kritisieren. Weniger leicht, wenn man es selbst so erlebt. 

Phil kommt erst weiter, als er sich auf seine eigenen Ressourcen besinnt. In sich rein hört. Fremde Erwartungen an ihn abschüttelt. Da ist doch was, was verschütt gegangen ist? Buddel es aus. Und du wirst sehen, wie anders es weiter geht.

So gesehen ist "Und täglich grüßt das Murmeltier" keine Identifikation mit der eigenen Zeitschleife, sondern die Aufforderung aus ihr auszubrechen.

Mein Wochenende begann mit dem Treffen mit einem Ex-Kollegen. Wir sitzen quasi an den entgegengesetzten Enden der Produktentwicklung. Und glauben voneinander, der andere habe es gerade besser. 

Aber die Synthese aus zwei Lamentos war am Ende etwas Drittes: die Erkenntnis unserer Ressourcen. "in der richtigen Umgebung würden wir wieder richtig zusammen spielen." So hatten wir es ja bereits erlebt. Und auch wenn die Frage "Wo denn?" nicht sofort gelöst werden kann, hilft einem der Blick auf die eigenen Kräfte schon mal weiter.

Das sind so Momente von denen man später sagt: Da begann die Wende, denn da wurde mir etwas klar.

Die Branche in der wir uns bewegen, wird noch manche enge Kurve durchfahren müssen. Da ist die Gegenwart eh nur eine Momentaufnahme. Und erfüllt nur einen Zweck, der später wie ein Puzzleteil von vielen zu etwas Größeren passen würde.

Die Tage werden entlang des Februar zwei Stunden länger. Nächstes Wochenende verbringen wir an der polnischen Ostsee. Auftanken, Ideen brainstormen, Pläne machen. 

Ich habe meinen Schatten gestern übrigens nicht gesehen. Wir kriegen einen frühen Frühling :-)




Montag, 27. Januar 2020

Synthetische Kraftstoffe?

In der neuesten Folge seines (empfehlenswerten) Podcasts "Alte Schule" interviewt der Autofotograph und -journalist Karsten Arndt Wolfgang Porsche.

Dabei kommen sie auch auf die aktuellen CO2-Ziele zu sprechen. An einer Stelle sagt Wolfgang Porsche, mit der Einführung synthetischer Kraftstoffe könnten wir mit einem Schlag die CO2-Emissionen fast aller bereits zugelassenen Autos um 90% reduzieren. Denn: gängige Motoren vertragen synthetische Kraftstoffe.

Oha! Dieser Aspekt war mir bisher entgangen. Das wäre natürlich klasse. Und es stimmt ja: Letztenendes ist es nicht der Motor, sondern der Kraftstoff der entscheidend über die Emissionen bzw. die Gesamtbilanz bestimmt.

Ich muss mich damit mal beschäftigen..

Dienstag, 21. Januar 2020

Bestand an Porsche Transaxle Modellen 2019

Der Bestand an Porsche Transaxle Modellen 2019:
Quelle: KBA

Aus der Statistik"Fahrzeugzulassungen (FZ) Bestand an Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeuganhängern nach Herstellern und Handelsnamen", die das Kraftfahrtbundesamt jährlich veröffentlicht.

Demnach kurven von meinem Modell 924S in Deutschland noch 1.167 Exemplare herum. Vom Typ 928 sind dagegen nur noch 319 zugelassen? Das ist arg wenig..


Samstag, 18. Januar 2020

Von der Kompetenz des Nein-Sagens

Zu den Dingen, die ich im Berufsleben am wenigsten akzeptiere, ist die Überblendung von Inkompetenz mit Überheblichkeit. "Man muss nichts wissen, wenn man sich alles herleiten kann" - so spricht man, wenn man nichts weiß. Schlimm, wenn man sich obendrein nichts herleiten kann. Auch ist "Wir müssen hier nichts bewerten oder verstehen, wir müssen nur moderieren." kein funktionierender Ansatz für einen Workshop. Wenn man die Struktur des Objekts nicht kennt, weiß man auch nicht, worauf man beim Moderieren achten müsste.

Erfahrung macht schnell, sicher und gut. Natürlich nur, wenn sie sich nicht mit Halsstarre paart, sondern mit Intelligenz und Empathie und mit Offenheit.

Erfahrene gehen sicher mit ihrer Unsicherheit um. Trauen sich auszusprechen, was sie nicht wissen. Unerfahrene, auch -oder insbesondere- Ältere, überspielen eigene Unsicherheit mit Überheblichkeit. Solche, die eine höhere Erziehung genossen haben, verstehen es auch, mit Pose und Rhetorik die anderen in die Defensive zu bringen. Sie versprechen Stakeholdern alles und suchen im Hinterkopf nach Untergebenen, die ihre unhaltbaren Versprechen einlösen müssen. "Ein Berater darf keine Angst zeigen" offenbart die Paranoia des Ahnungslosen.

Experten und gute Berater haben keine Angst vor Unwissen, die sie verbergen müssen. Was sie nicht wissen oder verstehen, sprechen sie eben an. Denn in der Welt der Digitalisierung überblickt niemand alles. Und nur mit Fragen kommt man in den Dialog.

Ich kenne erfahrene Spezialistinnen, die nie auf die Idee kämen, einen Auftrag außerhalb ihrer Kompetenzzone anzunehmen. Und sie würden das genau so ansprechen. Und wenn ein Kunde sie trotzdem engagieren will, tut er das in Kenntnis des Risikos.

Ich habe mit IT-Architektinnen zusammen gearbeitet, in denen der Satz "Das weiß ich nicht, das müssen wir herausfinden." der Eisbrecher war. Ich habe auch mit Beraterinnen zusammengearbeitet, die nur die Sätze des Kunden repetiert haben. Bis der Kunde merkte, dass bei ihr gar nichts haften bleibt, nichts sortiert, zugeordnet oder bewertet wird. Kein inneres Modell am wirken war, das die Muster der realen Welt bewertete.

Wer zu früh Manager wurde, kennt diese innere Sicherheit des "Nein"-Sagens nicht. Nein ist für sie oder ihn immer eine kleine Niederlage. Ich kenne auch keine funktionierende Strategie, bei der man sich Kompetenz immer dazu kauft und man selbst lediglich "moderiert" oder gar "steuert". Niemand steuert ein Ding, von dem er nichts versteht, irgendwo hin. Darauf gebe ich Brief und Siegel.

Samstag, 23. November 2019

Soundtrack "Le Mans 66"

Den haben wir gestern im Kino gesehen. Ein Klassefilm, der die Geschichte des Rennsports und seiner Kultur - aber auch das Geschäftsgebaren hinter den Kulissen noch einmal aufleben lässt.

Wer schon einmal den Namen Shelby oder Ken Miles gehört hat und wissen wollte, wer das ist. Wer sich schon an den Kämpfen zwischen Porsche in Steve McQueen's "Le Mans" nicht satt sehen und hören konnte, der muss diesen Film sehen. Da wird der Kinosaal zur Boxengasse.

Matt Damon und Kollegen in Höchstform:

Soundtrack:


Filmszenen:

Mittwoch, 13. November 2019

Langweilige Zeiten?

Ehrlich gesagt ist mir gerade ein bisschen langweilig. Auch beruflich. Klingt überraschend? Nun, einerseits passiert sehr viel. Andererseits hantieren wir doch hauptsächlich mit Dingen, die es schon lange gibt: Elektromotoren gibt es seit 100 Jahren. Digitale Cockpits? Haben wir nicht erfunden, führen wir nur jetzt erst ein. Digitale Medien? Gähn. Vernetzung, Online Updates? Touchscreen? Digitalisierung?? Behauptet da jemand, das sei neu?

Neu ist, dass nun auch gelernte Maschinenbauer das in ihre Produkte einbauen und "integrieren" müssen. Neu sind die agilen Methoden (und Mentalitäten), die mit einem Bruchteil der früher hierarchischen, wie Behörden tickenden, Silos auskommen. Und das ist das einzige, was mir daran Spaß macht: Transparenz zu schaffen, im Ganzen zu denken, jeden zum Mitdenken aufzufordern und sich selbst aus dem Ziel abzuleiten, was er für seinen Beitrag tun muss.

Oh ja, es war (und ist) ein Kampf. Als ich das erste Mal eine Besprechung (mit Beschlüssen und Aufgaben) auf einem Confluence Wiki dokumentierte, und alle anschließend eine Email mit ihren Aufgaben vom Server bekamen, sprangen einige im Dreieck: Ich sei nicht befugt, ihnen Aufgaben zuzuteilen...

Wenn man da vorher in einem "Lab" gearbeitet hat, fasst man sich nur an den Kopf. Und ich hatte mehrere solcher Kämpfe. Und ich bin geblieben und sie sind gegangen. Und wir haben gemacht, was ich vorgeschlagen (und exerziert) hatte und ich bekam erst noch mehr "Eskalation" und jetzt machen wir, was ich von Anfang vorgeschlagen habe.

Ich erlebe das mit Genugtuung. Für Euphorie bin ich zu müde. Abgekämpft. Vor allem, dass ich da meist allein kämpfen muss - und viel Kommunikation in rückwärtige Absicherung stecken muss, kostet mich viel Energie. Es funktioniert am Ende, ja. Aber ich fühle mich auch ein bisschen ermattet.

Und ich merke, dass ich mich selbst nicht mehr mit glitzernden Innovationen motivieren kann. Sondern mit dem Erlebnis, dass Leute ihre Meinung ändern, ihren Widerstand aufgeben.

Andererseits habe ich da gerade einen interessanten Blog über Apple's erste Smart Glases gelesen. Und welchen Beitrag die Erfahrungen mit ihren Air Tods (den drahtlosen Kopfhören) machen. Wie diese auch als Geräuschfilter gegen die Außenwelt wirken, und eine Funkverbindung zu Kontakten aufbauen können. Wie man sich mit diesen Dingern im Ohr in einer Disco mit jemand anderem verbinden kann und gut verständlich telefonieren kann.

Das könnte noch aufregend werden. Aufregender jedenfalls als digitale Autos... ;-)