Mittwoch, 4. März 2020

Konservatismus kann Leben retten

Bei CATO las ich, konservativ zu sein heiße, vor allem Verluste zu empfinden. Ich empfinde vor allem drohende Verluste. Man muss mehr verteidigen, als man noch gewinnen zu können glaubt. Die Jahre des Aufbaus, des Singens, des Sichfindens, Partner finden etc. liegen hinter einem Gott sei Dank, denn sie waren auch anstrengend. Man will die Ernte auch in die Scheune bringen.

Um so allergischer bin ich gegen alle geworden, die glauben, das Gleiche nur durch Anspruch, Forderung, Raub erreichen, oder gar mir wegnehmen zu können. Verachtung habe ich für die, die sich mit denen gemein machen, obwohl sie selbst beste Voraussetzungen haben, es mir nach zu tun. Die vor allem moralisch anderen gefallen wollen - aber auch insgeheim anders handeln.

Wenn der Berliner Virenforscher Droste jetzt sagt, nicht das Wohl des Einzelnen sei wichtig, sondern das der Gesellschaft, höre ich da die Stimme des Sozialismus. Die stets bereit ist, den Klugen den Dummen, den Fleißigen den Faulen zu opfern.

Ich verstehe heute viel besser den Widerstand von Patrioten gegen die Einführung der Demokratie 1918. Mag Wilhelm Zwo auch nicht die hellste Kerze auf der Torte gewesen sein und ebenso seine Generäle, die Deutschland ins Verderben führten. Aber man erinnerte sich auch an gute Beispiel und an den Wert einer handlungsfähigen Organisation. Eines funktionierenden Staates.

Vor allem aber erkannten sicher die, die ein Auge für Führungsqualität hatten, wer da vor den Toren Einlass begehrte. Wir haben die Scheidemanns und Eberts als Nationalhelden beigebracht bekommen. Aber wer von den Protagonisten hatte schon einmal Verantwortung und Führung bewiesen? "Gerechtigkeit" zu fordern ist das eine. Aber einen Laden am Laufen halten oder gar wieder auf die Beine bringen, erfordert mehr als zänkisch geforderte "Gerechtigkeit".

Solange da keine Fähigen sind, sind Demokratien -genau so wie Märkte- nur Theorie. Die Frage ist doch, welche Verhältnisse formen gute Köpfe? Die uns nach außen verteidigen wollen und nach innen ihr Land zum Blühen bringen können? Die dann auch Handel treiben. Aber dabei doch nicht zuerst das Wohl aller, sondern zuerst das der eigenen im Sinn haben.

Wenn ich es recht bedenke, führen wir uns mit Epochenbezeichnungen wie Nachkriegszeit, Nachwendezeit in die Irre. Das ist viel zu kurz gedacht. Wir müssten eigentlich auf einen Pfad der Stärke und des Wachstums kommen, den wir vor den beiden Weltkriegen hatten. Wissenschafts- und ingeneieursgetriebenen Wohlstand, Handel und eine Sicherheitsarchitektur.

Wie degeneriert muss man eigentlich sein, wenn man in intelligenten Patrioten wie Trump, Johnson, Kaczynski vor allem Nationalisten sieht? Weltpolitik ist doch kein Kindergarten mit Mutti.

Ich verstehe also den Zorn, den viele empfanden, weil sie die Linken nach 1918 für Verräter hielten. Aber nicht im Sinne der Dolchstoßlegende. Den Dolch hatten Kaiser und Generäle schon selbst geführt. So wie heute Merkel, de Maiziere und Seehofer. Aber im Sinne von Verrat an dem, was man mal hatte und woran man glaubte.

Nein, Konservatismus ist nicht Rückständigkeit. In der Evolution gibt es nur ganz wenig Experiment und vor allem Bewahrung. Alles was dem Überleben hilft wird genommen, alles andere verworfen. Vor allem aber stößt die Natur nicht viele Mutationen gleichzeitig an. So etwas führt schnell ins Chaos und Verderben. Wer sich aber danach sehnt, möge sich dem hingeben. Aber bitte still im eigenen Kämmerlein.

Einen Hauch von Selbstverteidigung und gesundem Volksempfinden erleben wir in diesen Tagen, wo die Bürger ihre Supermärkte leer kaufen. Einige und das sicher aus dummer Panik. Aber andere tun es auch strategisch - aus Mißtrauen in die Fähigkeiten unserer Regierung. Von Jens Spahn bis Dilek Kalayci.

Das sind, die ihr Gold im Garten vergraben und nicht auf Befehl der Regierung abliefern. Das sind die, die überleben werden.

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