Montag, 23. März 2020

Noch immer unsichere Einschätzung des tatsächlichen Risikos

Die Abrufbereit der globalen Fall/Tote-Statistik der WHO oder der John Hopkins Universität suggeriert, dass wir gerade die Erhöhung eines Risikos messen. Aber wichtige Zahlen für die Bildung persönlich relevanter Relationen haben wir immer noch nicht, wie David diese Woche ganz richtig erwähnte.

So kennen wir z. B. die Anzahl der Positivtests in jedem Land, Bundesland und jeder Stadt.

Was wir aber nicht wissen: Wie lauten die Relationen Positiv / Negativ? Und wie viele der positiv Getesteten erleben eine Krankheit? Und woran starben die Toten, die positiv getestet waren, tatsächlich?

Wir messen nur: 14.000 von 340.000 sind gestorben. Also 4% aller positiv Getesten sind gestorben. Aber 29% der positiv Getesteten sind inzwischen genesen.

Am 6. März hatte ich in Dortmund eigentlich einen Konzertbesuch in der Westfalenhalle geplant. Das Konzert fiel aus (wir wären aber eh nicht gegangen). 2 Wochen später kann ich abschätzen, wie groß das Risiko gewesen wäre. In der Annahme, dass es nur Besucher aus NRW gegeben hätte (weil der Musiker auch in anderen Bundesländern aufgetreten wäre) hätten sich in der 15.000 Zuschauer fassenden Halle 1 ca. 4-5 Infizierte befunden. Quasi in jeder Kurve 1. Mit diesem Wissen fühle ich mich bestätigt, dass es richtig gewesen wäre, nicht hinzugehen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit rein rechnerisch klein gewesen wäre. Denn ich kenne die Ansteckrisiken beim Benutzen der Halle nicht: Eingangsgedränge, Treppenaufgänge, Sitznachbarn. Das ganze 2x.

Wir sollten uns alle notieren, ab welchem Tag uns unsere Arbeitgeber Homeoffice gestattet haben. Und die dann veröffentlichte Statistik ebenfalls festhalten.

Denn das kann man schon mit Sicherheit sagen: Den Moment, in dem wir die Lawine hätten deutlich bremsen können, ließen viele Arbeitgeber und Leitenden verstreichen. Das kam erst in Gang, als das Kurzarbeitergeld verabschiedet war.

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