"Nothing changes on New Year's Day"*
U2
Wenn man älter wird, vergeht die Zeit subjektiv schneller. Damit steigt das Gespür für langsame, aber sichere Entwicklungen. Auch deshalb steigt mit dem Alter der Pessimismus. Zumindest für Europäer, die noch das Gefühl kannten, selbst der Souverän im eigenen Land zu sein.
Ja, ich rede schon so "früher war alles besser". Bis auf den technischen Fortschritt und materiellen Wohlstand war früher auch "alles besser".
Ich will materielle Sicherheit nicht klein reden. Aber bei uns ging sie einher mit der Preisgabe körperlicher Unversehrtheit und Integrität. Und das ist nicht akzeptabel.
Aber immer öfter schlagen die Bürger zurück. Ob als Hacker für #BTLeaks gegen MdB's, ob als Ex-Profiboxer mit gelber Weste. Die westeuropäischen Regierungen und Eliten brauchen dringend einen Weckruf oder -schlag, der sie zurück auf die Erde bringt und sie ihre Existenz inmitten unserer Gesellschaft spüren lässt.
Private Entblößungen und Boxhiebe sind schon mal ein vielversprechender Anfang von 2019. Ich hoffe auf mehr.
Insofern hat sich mit dem Neujahrstag doch schon etwas geändert.
*New Year's Day war der erste größte Hit von U2 (1983). Er war eine Ode an den damaligen polnischen Gewerkschaftsführer Lech Walesa. Quasi ein Vorgänger der Gelbwesten..
Montag, 7. Januar 2019
Mittwoch, 19. Dezember 2018
Deutsch als Fremdsprache
Mein Projekt ist international besetzt und ich habe hier schon öfter beschrieben, dass die Zusammenarbeit auf Akademiker- und Ingenieursniveau im großen und ganzen sehr gut funktioniert - jedenfalls brauchen wir keine Moralprediger oder Integrationsprogramme dafür.
(Aber ich sage auch: Daraus folgt kein Schluss für Moabit oder Neukölln, für Marxloh oder den Dortmunder Norden.)
Trotzdem wird mir in diesen Tage ein Problem bewusst, das mich die ganze Zeit ein wenig behindert und auch verlangsamt: Die Projektsprache englisch.
Wir schreiben und sprechen auf Englisch. Nur wenn eine Gruppe mit gleicher Muttersprache unter sich ist, spricht sie diese.
Und wir alle merken: In der eigenen Sprache sind wir schneller und genauer. Wir werden uns der Macht eines reichen Wortschatzes bewusst und empfinden es fast als körperliche Behinderung, nicht sagen zu können, was wir meinen, weil wir wieder einmal eine englische Vokabel oder Redewendung nicht wissen. Beim Dokumentieren löst man das Problem, in dem man in einem eigenen Browserfenster dict.cc oder linguee.de öffnet. Es macht einen aber langsamer, wenn man immer wieder nachschlagen muss.
Im Gespräch allerdings nervt es, wenn man immer wieder fragen muss 'what is this in English"?
Unter den Kollegen sind etliche, die bereits deutsch können, weil sie "schon länger hier leben". Aber selbst mit ihnen rede ich langsamer und einfacher. Weil ich von meiner eigenen Dankbarkeit ausgehe, die ich jemandem gegenüber habe, wenn er loud and clear mit mir spricht.
Dies erzeugt eine "kognitive Last" wie es die Psychologen aus der Abteilung "Autonomes Fahren" nennen.
Aber in Berlin geht es damit nach Feierabend weiter. Auf dem Heimweg mal eben am Wittenbergplatz aussteigen und bei Kamps ein frisches Brot kaufen? Du kommst in den Kamps Laden und da sind drei neu eingereiste Araber. Die Schlange ist sehr lang, weil die Verkäufer immer wieder nachfragen müssen, was die Kunden meinen. Auch gibt es gar nicht mehr alle Sorten, die man früher gerne gekauft hat. Stattdessen versucht man mir jetzt ein Walnussbrot aufzuschwatzen. Ja, die Tagesbestellung war etwas zu klein gewesen ("Wissen wir doch nicht, was die Kunden so wünschen.").
Beim Zahnarzt das gleiche. In meiner Nähe gibt es gleich drei Stück: eine polnische Ärztin (Taff, gut, spricht aber nur polnisch und englisch mit polnischem Akzent). Dann einen kurdischen Nachwuchsarzt (gut, aber spricht kein englisch und nur gebrochen deutsch). Nur einer ist Deutscher. Und er fragte mich als erstes, warum ich denn für's Nachgucken den Arzt gewechselt hätte.. Schon habe ich das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen und in einem Verhör zu sein.
In der U-Bahn, im Bus überall hörst Du alle Sprachen - wie in Babylon.
Deutsch als Fremdsprache ist eine kognitive Dauerlast. Es strengt an und ich merke das nun am Jahresende. Ich meide Termine und Anrufe. Wenn ich an meinem Schreibtisch Features beschreibe, bin ich sehr vertieft in die Sache. Mein RAM ist zu 100% gefüllt.
Dann fliegt die Tür auf und ein Product Owner steht im Raum: "May I ask you a question?". In dem Moment verschwindet mein mühsam aufgebautes Konstrukt im RAM zu mindestens 50%. Schon bevor ich mich entschiede habe, ob ich auf den "Störer" eingehe. Da wir aber alle eine Kultur der helfenden Hand leben, damit keine Inseln oder Silos entstehen, höre ich zu und Räume Zeit ein. Damit vermeide ich es, den Kollegen zu blockieren, blockiere mich aber selbst. Und fange neu an, über das Feature nachzudenken.
Gerade deshalb wird Heimarbeit für mich immer wichtiger. Nur dann schaffe ich tatsächlich geistige Arbeit.
Und ich ziehe das Fazit: Die besten der Welt (hüstel..) zusammen zu rekrutieren und keine Limits für Fremdsprachenanteil zu setzen, erhöht die Dauerbelastung durch den Faktor Sprache. Für das Projekt erhöht sie das Risiko von Missverständnissen. Die einzige Maßnahme dagegen ist ein sehr guter fachlicher Wortschatz. Aber der wächst nur durch Übung. Die schwedischen Kollegen sind da z. B. schon sehr viel weiter. Was sie sprechen kann man immer getrost gleich so dokumentieren.
Es isoliert einen persönlich auch etwas. Das Gefühl, nicht verstanden zu werden, ist unter Muttersprachlern schon gegeben. In "Eine-Welt-Projekten" ist es noch viel höher. Da ist viel Propaganda und Fassade im Spiel..
(Aber ich sage auch: Daraus folgt kein Schluss für Moabit oder Neukölln, für Marxloh oder den Dortmunder Norden.)
Trotzdem wird mir in diesen Tage ein Problem bewusst, das mich die ganze Zeit ein wenig behindert und auch verlangsamt: Die Projektsprache englisch.
Wir schreiben und sprechen auf Englisch. Nur wenn eine Gruppe mit gleicher Muttersprache unter sich ist, spricht sie diese.
Und wir alle merken: In der eigenen Sprache sind wir schneller und genauer. Wir werden uns der Macht eines reichen Wortschatzes bewusst und empfinden es fast als körperliche Behinderung, nicht sagen zu können, was wir meinen, weil wir wieder einmal eine englische Vokabel oder Redewendung nicht wissen. Beim Dokumentieren löst man das Problem, in dem man in einem eigenen Browserfenster dict.cc oder linguee.de öffnet. Es macht einen aber langsamer, wenn man immer wieder nachschlagen muss.
Im Gespräch allerdings nervt es, wenn man immer wieder fragen muss 'what is this in English"?
Unter den Kollegen sind etliche, die bereits deutsch können, weil sie "schon länger hier leben". Aber selbst mit ihnen rede ich langsamer und einfacher. Weil ich von meiner eigenen Dankbarkeit ausgehe, die ich jemandem gegenüber habe, wenn er loud and clear mit mir spricht.
Dies erzeugt eine "kognitive Last" wie es die Psychologen aus der Abteilung "Autonomes Fahren" nennen.
Aber in Berlin geht es damit nach Feierabend weiter. Auf dem Heimweg mal eben am Wittenbergplatz aussteigen und bei Kamps ein frisches Brot kaufen? Du kommst in den Kamps Laden und da sind drei neu eingereiste Araber. Die Schlange ist sehr lang, weil die Verkäufer immer wieder nachfragen müssen, was die Kunden meinen. Auch gibt es gar nicht mehr alle Sorten, die man früher gerne gekauft hat. Stattdessen versucht man mir jetzt ein Walnussbrot aufzuschwatzen. Ja, die Tagesbestellung war etwas zu klein gewesen ("Wissen wir doch nicht, was die Kunden so wünschen.").
Beim Zahnarzt das gleiche. In meiner Nähe gibt es gleich drei Stück: eine polnische Ärztin (Taff, gut, spricht aber nur polnisch und englisch mit polnischem Akzent). Dann einen kurdischen Nachwuchsarzt (gut, aber spricht kein englisch und nur gebrochen deutsch). Nur einer ist Deutscher. Und er fragte mich als erstes, warum ich denn für's Nachgucken den Arzt gewechselt hätte.. Schon habe ich das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen und in einem Verhör zu sein.
In der U-Bahn, im Bus überall hörst Du alle Sprachen - wie in Babylon.
Deutsch als Fremdsprache ist eine kognitive Dauerlast. Es strengt an und ich merke das nun am Jahresende. Ich meide Termine und Anrufe. Wenn ich an meinem Schreibtisch Features beschreibe, bin ich sehr vertieft in die Sache. Mein RAM ist zu 100% gefüllt.
Dann fliegt die Tür auf und ein Product Owner steht im Raum: "May I ask you a question?". In dem Moment verschwindet mein mühsam aufgebautes Konstrukt im RAM zu mindestens 50%. Schon bevor ich mich entschiede habe, ob ich auf den "Störer" eingehe. Da wir aber alle eine Kultur der helfenden Hand leben, damit keine Inseln oder Silos entstehen, höre ich zu und Räume Zeit ein. Damit vermeide ich es, den Kollegen zu blockieren, blockiere mich aber selbst. Und fange neu an, über das Feature nachzudenken.
Gerade deshalb wird Heimarbeit für mich immer wichtiger. Nur dann schaffe ich tatsächlich geistige Arbeit.
Und ich ziehe das Fazit: Die besten der Welt (hüstel..) zusammen zu rekrutieren und keine Limits für Fremdsprachenanteil zu setzen, erhöht die Dauerbelastung durch den Faktor Sprache. Für das Projekt erhöht sie das Risiko von Missverständnissen. Die einzige Maßnahme dagegen ist ein sehr guter fachlicher Wortschatz. Aber der wächst nur durch Übung. Die schwedischen Kollegen sind da z. B. schon sehr viel weiter. Was sie sprechen kann man immer getrost gleich so dokumentieren.
Es isoliert einen persönlich auch etwas. Das Gefühl, nicht verstanden zu werden, ist unter Muttersprachlern schon gegeben. In "Eine-Welt-Projekten" ist es noch viel höher. Da ist viel Propaganda und Fassade im Spiel..
Mittwoch, 12. Dezember 2018
Weihnachten über die Jahre...
"No one notices the customs slip away"Al Stewart, On The Border (1979)
Ich war um 1h das erste mal wach. Durch die offenen Türen konnte ich unsere Weihnachtsbaumbeleuchtung sehen. Das beruhigte mich sehr und ich hätte wieder einschlafen können. Aber ich fand den Anblick zu schön, um einfach wieder weg zu dämmern. Außerdem war es einer der ganz wenigen Momente in diesem Monat, in dem niemand etwas von mir wollte..
Also setzte ich die iPod Kopfhörer auf und klickte mich durch zum Podcast von SWR2 Wissen. Ein sehr interessanter Beitrag über Kurt Gödel. Den Mathematiker, der die mathematische Beweisführung in einen Algorithmus wandelte, ich glaube es war das, was mein Matheprofessor "induktive Beweisführung" nannte (und was ich mich stets weigerte als Beweisführung anzuerkennen - aber ich bin kein Mathematiker). Logische Schlüsse in eine "Sprache" zu wandeln, so dass sie berechenbar werden, das ist eine reife Denkleistung.
Der Moderator interviewte einige Mathematikprofessoren und eine Biographin. Einen der Profs imponierte am meisten, dass Gödel mit "gerade mal sieben Veröffentlichungen" in die Geschichte eingegangen sei. Tja, kann man da sagen, so ist das mit Substanz und Verdichtung. Ich entnahm dem "Feature", dass Gödel ein tiefer, intensiver, getriebener Denker gewesen sein muss, der einer Ahnung auf der Spur war. Manchmal hat man ja eine blitzartige Ahnung von etwas und sucht dann einen bewussten Weg dorthin. Vielleicht ging es ihm so. Jedenfalls habe ich erst heute Nacht verstanden, was uns unser Matheprof. damals beibringen wollte, als wir uns unterm Weihnachtsbaum mit Klaus Habethas Höherer Mathematik quälten. Auch Hilberträume fielen mir wieder ein, waren das nicht die unendlichen aber dennoch abzählbaren Zahlenmengen?
Gödels Biographin interessierte sich hingegen mehr für sein Essverhalten und seine "mysteriöse Beziehung" zu einer Tänzerin. Und dass er seinen ersten Kuss auf der Rückseite eines Ausleihscheins der Universitätsbibliothek vermerkte. (Ich kann da mithalten und bin damit vor 20 Jahren mal in ein Verhör geraten: Im Inlay einer R.E.M. CD schrieb ich mal die Emailadresse einer Softwareingenieurin im Dortmunder Technologiepark auf. Wir fuhren 3x die Woche im selben Bus. Aber was ich ihr damals beweisen wollte gelang mir weder induktiv noch deduktiv. Aber Ende gut, alles gut.. :-)
Bei der Schilderung der Spaziergänge Gödels mit Einstein in Princeton schlief ich wieder ein. "Die Heimwege zu Fuß mit Einstein sind das einzige, was mich noch morgens aufstehen lässt." soll er nach dem Tod seiner Frau mal notiert haben. Er litt unter der Einsamkeit und schätzte das gute Gespräch mit einem befreundeten ebenbürtigen Kollegen - wer kann das nicht verstehen?
Als ich wieder wach wurde war ich froh, dass ich mir den Arbeitstag für Heimarbeit "freigeschaufelt" hatte, denn ich wollte noch ein bisschen darüber sinnieren. Vordergründig musste ich ein paar Features runterschreiben. Aber was im Kopf schon parat liegt, kann man mit einer schmalen Partition der Gehirnressourcen erledigen. Auf der größeren sinnierte ich meinem ersten Weihnachten als Student nach. Im Nachhinein muten Zeiten bestandener Prüfungen immer nostalgisch an. 1989 war ein bewegter Herbst und ebenso die Weihnachtszeit. Die Rumänen machten mit den Ceaușescus kurzen Prozess. Und wir quälten uns durch die Klausuren in Mathe und Physik. Ohne ebendiese Leistungskurse im Abitur hätte ich das nicht geschafft.
Aber der Kontrast zwischen dem abstrakten Mathematikstoff und dem sehr konkreten Weihnachtsbaum, unter dem ich las, hatte etwas..
Ich bin noch nicht in dem Alter, in dem Freunde sterben. Aber was ich vorhin beim Einkaufen in der Mail erlebt habe, ist das Wegsterben alter Bräuche. Nein, keine Kinderchöre, die für Spenden singen. Oder dass Passanten in der Ubahn oder auf dem Bürgersteig etwas weniger asozial oder raumunfähig sind. Selbst wenn wir über kommerzielle Bräuche reden: sie sterben weg.
Es gab eine Zeit, da wurden Produkte und Lebensmittel weihnachtlich verpackt oder dekoriert. Da gab es die Sachen von Sturz, Riegelein und wie sie hießen und heißen. Heute gehen die Supermärkte auf Nummer sicher: Ein, zwei Aussteller von Lindt oder Ferrero und damit hat es sich. In der Menge so bemessen, dass restlos verkauft wird und nach Weihnachten nichts ausverkauft werden muss.
Auch war früher mehr geschmückt oder dekoriert. Oder bilde ich mir das ein? Mich mutet es an, als würden die Händler das Geschäft noch machen wollen, aber sich nicht mehr zum Anlass bekennen müssen. Früher warfen wir ihnen vor, Bräuche kommerziell auszunutzen. Coca Cola Trucks, was für ein Mist, heulten die Grünen. Heute beziehen sich Händler immer weniger auf diese Bräuche. Und warum wohl..?
Das ist traurig. Wenn die Bräuche schwinden, dann schwindet Identität. Dann schwindet die Gewissheit über das Selbstverständliche. Das ist an sich leider nicht mehr neu, aber mir scheint, es erwischt allmählich auch Weihnachten im Einzelhandel..
Montag, 10. Dezember 2018
Land der Karrenbauer
Deutschland wandelt sich: Vom Land der Autobauer zum Land der Karrenbauer.WELT-Leser
Wenn Du für mangelnde oder fehlerhafte Leistung kritisiert wirst, mache es wie die sog. Spitzenpolitiker und lenke diese Kritik auf die Opfer Deiner Mangelleistung. So wie Annekröt gestern Abend, als Gabor Steingart ihr ins Gesicht sagte, er könne in Saarbrücken keine Ergebnisse guter Politik sehen. Annekröt antwortete ihm ausweichend, das sei ja wohl etwas despektierlich den Saarländern gegenüber. Nicht wahr?
Willkommen im Land der schwarzgrünen Kindergartentanten und Karrenbauer. Wo Parteitage "spannend" sind (n-tv), also vor allem der Unterhaltung dienen. Wo man das Glossar des Abendlandes umschreibt und alle in einem "reichen Land" leben. Wo man deshalb Renten besteuert. Wo man Pendlern das Bahnfahren predigt und ihnen wochentags den Müll jahrzehntelanger Misswirtschaft von Mehrdorn über Hanisch bis Pofalla zumutet. Am Adventswochenende die Preise erhöht und montags den Betrieb einstellt.
Wo man die Probleme "der Menschen" (da draußen in DIESEM (nicht unserem) Land) in hübsche Hashtags verpackt und nach der Lieblingsfarbe für eine Schleife fragt (#FREIFAGULU)
In meiner Vorlesung "Prozessleittechnik" nannte ein Dozent den Alptraum aller Ingenieure, die komplexe Strukturen oder Prozesse umsetzen sollen: Widersprüchliche Zielvorgaben.
Die leistet sich der Bund nicht nur bei der Bahn. Sondern auch bei den Abgasregeln für PKW. In den 90ern wandelte der geregelte Fahrzeugkatalysator Kohlenwasserstoffe in CO2 und andere Stoffe um. Danach kam die Zielvorgabe, CO2 Emissionen zu reduzieren. Das bewirkte Entwicklungstrends in Richtung höherer und sauberer Verbrennung. Die deutschen Autobauer investierten stark in die Dieseltechnologie. Mit dem angenehmen Nebeneffekt, bei weniger Leistung mehr Drehmoment zu erzielen. Wo es immer mehr und wechselnde Tempolimits gibt, da will man wenigstens schnell überholen können.
Dann erkannten die Grünen die Nachteile niedriger CO2 Emissionen: Höhere NOX Emissionen. Aber auch hierfür entwickelten Chemiker eine Lösung: AdBlue für die Abgasnachbehandlung mittels SCR ("selektive katalytische Reduktion"). Das Versäumnis deutsche Autobauer war es, die Adblue Tanks ausreichend für vollständige Inspektionsintervalle zu bemessen und stattdessen zu Abschalteinrichtungen zu greifen. Aber an sich ist das Problem gelöst.
Wer partout bei Benzinmotoren bleiben will, der wird runtergestuft auf vier Zylinder. Aber als 924S Fahrer kann ich dazu nur sagen: So what?!
Bei den VerwaltungsmodernisiererInnen, die ihre Abschlüsse in Sozial-, Europa und Verwaltungs"Wissenschaften" machten, und die ich kennen lernen durfte, gilt der Dieselskandal als das Ende von "German Engineering". Überhaupt sind sie der Meinung, dass der technische Fortschritt dringend der Begleitung ("Bundesmittel") durch Humanisten bedarf. Denn, so deren Blick auf die Welt, IT-Architektur kann man sich am Wochenende selbst beibringen, Verwaltung und Humanismus aber zeichne die wahren Gelehrten aus...
Die Scrum Master und Entwickler in meinem Projekt sehen das ganz anders. Wer hier reinkommt und meint, ohne eigenen Entwicklungserfahrung anderen die Regeln beibringen zu können, steht bald im Abseits. Verwaltungswissenschaftler (oder, wie mein Ex-Kollege sagte: "mit Abschluss in Poesie") würden hier kein Bein an die Erde bringen. Aber in der Politik, da bringen nur sie Beine an die Erde. Siehe Frau Kemfert, Frau Annekröt, Frau Hendricks ("Purple Haze"), Herr Resch.
Die sind ernsthaft der Meinung, Berlin könne seinen Güterverkehrbedarf -also seine Versorgung- mit Bahn und Lastenfahrrädern abwickeln. Wie kommt man darauf? Antwort: Man verbringt seinen Tag in Hausschuhen. Man radelt vom Prenzlberg in die Invalidenstraße oder zum Roten Rathaus und veraktet dort die neuesten Fahrverbotszonen und Umwandlungen von Straßen in "Begegnungszonen". Deren Strom kommt aus der Steckdose und der Fairtrade Tea kommt mit dem Lastenfahrrad in die Stadt. Möbel kauft man ja eh nur gebraucht. Und die Frage nach Betonmischern beantworten sie mit Holz aus eigenem Anbau.
"Karrenbauer" - man kann den Anspruch an sich selbst nicht besser benennen. Land der Karrenbauer. Das Menetekel stand an der Twitterwall in Hamburg. Jetzt folgt der Rollout über das ganze Land.
Freitag, 16. November 2018
Zeit
Am schönsten Tag der Woche noch etwas schreiben? Der schönste Tag der Woche war eigentlich der Dienstag, als das U2 Konzert in der -Achtung- Mercedes Benz Arena nachgeholt wurde. Wenn du eine Band seit 35 Jahren hörst, dann wirft Dich so ein Konzert auch auf dich selbst zurück. Als ich sie 1987 zum ersten Mal sah, im Kölner Müngersdorfer Stadion, da war ich noch in der Oberstufe. Am Dienstag jedoch war ich auch meinem Platz auf der Tribüne umgeben von grauhaarigen Mittfünzigern. Oder sollte ich sagen: Mitfünfzigern,..?
Tja, "the song remains the same" sangen Led Zeppelin. Aber "the artists not" könnte ich einwenden. Denn inzwischen ist alles erreicht, was wir damals besangen: Weltfrieden, Umwelt gerettet. Soziale Gerechtigkeit. Na wenigstens hier. Ok, wenigstens jetzt. Ja ich weiß auch nicht, wie lange wir noch Frieden haben werden. Jedenfalls werden wir nicht durch eine Atombombe sterben, wie noch in "Unforgettable Fire" an die Wand gemalt. Sondern durch einen Messerstich oder einen Gewehrlauf von Kommunisten, wie man es derzeit auf Fotos des 20er Jahre im Museum für Fotografie besichtigen kann..
Nein, Sicherheit und Schafe im Trockenen sind keine gute Basis für gute Kunst. Ja, man darf stolz darauf sein, "es" geschafft zu haben. Es ist auch ok, sich in Erinnerungen über die innere Unsicherheit zu suhlen. Aber aus welchem Gefühl entsteh neue Kunst..?
Na klar: aus der Rückschau. Die Erfahrung der Unschuld. Wie viel mächtiger war die eigene Phantasie als man noch nicht alles wusste? Das tägliche Leben als der Griff ins Repository. Alles durch. Alles schon gesehen. In der Mittagspause beim Italiener in der Carnotstraße traf ich heute einen früheren Kollegen. Und auch er: alt geworden, Mann. "Und was macht der Porsche?" - "Ja dem gehts gut. Und der BMW?" - "Wieder gut. Habe einiges reinstecken müssen." Ab und weg.
Tja, hätte ich mir als Oberstufenschüler mal einen Ruck gegeben und etwas früher Schlagzeug gelernt. Oder wäre beim Programmieren von Homecomputern geblieben. Mein Problem ist, dass ich mich für vieles interessiere und nur gelegentlich eine Sache bis zum Exzess treibe. Aber dann, nur dann, wird es auch gut. Das gebe ich zu, das sehe ich ein. Musik ist eine Sache von Zehntel- wenn nicht Hundertstelsekunden. Aber auch von Jahrzehnten. Man hält das Älterwerden noch aus, solange manche noch älter sind. Bono verweist auf Mick Jagger. Ich verweise auf Bono.
In Grönland haben sie einen Meteoriteneinschlag entdeckt. Ein Meteorit von 1km länge. Vor 10.000 Jahren. Das ist nicht viel, kosmisch gerechnet. Ohne Kreislauf, bzw. Wiederholung wüssten wir gar nicht wie viel Zeit vergeht. Die Erde um die Sonne, der Zeiger um das Zifferblatt. Leben ist Wiederholung. Nur deshalb überhaupt können wir Zeit messen.
Alles schon bekannt. Nichts neues unter der Sonne. Nein, mir fällt heute nichts ein. Ich schalte jetzt mal WDR 5 ein. In "Radio Thilo" geht es heute um "Gute Arbeit". What the heck..?
Tja, "the song remains the same" sangen Led Zeppelin. Aber "the artists not" könnte ich einwenden. Denn inzwischen ist alles erreicht, was wir damals besangen: Weltfrieden, Umwelt gerettet. Soziale Gerechtigkeit. Na wenigstens hier. Ok, wenigstens jetzt. Ja ich weiß auch nicht, wie lange wir noch Frieden haben werden. Jedenfalls werden wir nicht durch eine Atombombe sterben, wie noch in "Unforgettable Fire" an die Wand gemalt. Sondern durch einen Messerstich oder einen Gewehrlauf von Kommunisten, wie man es derzeit auf Fotos des 20er Jahre im Museum für Fotografie besichtigen kann..
Nein, Sicherheit und Schafe im Trockenen sind keine gute Basis für gute Kunst. Ja, man darf stolz darauf sein, "es" geschafft zu haben. Es ist auch ok, sich in Erinnerungen über die innere Unsicherheit zu suhlen. Aber aus welchem Gefühl entsteh neue Kunst..?
Na klar: aus der Rückschau. Die Erfahrung der Unschuld. Wie viel mächtiger war die eigene Phantasie als man noch nicht alles wusste? Das tägliche Leben als der Griff ins Repository. Alles durch. Alles schon gesehen. In der Mittagspause beim Italiener in der Carnotstraße traf ich heute einen früheren Kollegen. Und auch er: alt geworden, Mann. "Und was macht der Porsche?" - "Ja dem gehts gut. Und der BMW?" - "Wieder gut. Habe einiges reinstecken müssen." Ab und weg.
Tja, hätte ich mir als Oberstufenschüler mal einen Ruck gegeben und etwas früher Schlagzeug gelernt. Oder wäre beim Programmieren von Homecomputern geblieben. Mein Problem ist, dass ich mich für vieles interessiere und nur gelegentlich eine Sache bis zum Exzess treibe. Aber dann, nur dann, wird es auch gut. Das gebe ich zu, das sehe ich ein. Musik ist eine Sache von Zehntel- wenn nicht Hundertstelsekunden. Aber auch von Jahrzehnten. Man hält das Älterwerden noch aus, solange manche noch älter sind. Bono verweist auf Mick Jagger. Ich verweise auf Bono.
In Grönland haben sie einen Meteoriteneinschlag entdeckt. Ein Meteorit von 1km länge. Vor 10.000 Jahren. Das ist nicht viel, kosmisch gerechnet. Ohne Kreislauf, bzw. Wiederholung wüssten wir gar nicht wie viel Zeit vergeht. Die Erde um die Sonne, der Zeiger um das Zifferblatt. Leben ist Wiederholung. Nur deshalb überhaupt können wir Zeit messen.
Alles schon bekannt. Nichts neues unter der Sonne. Nein, mir fällt heute nichts ein. Ich schalte jetzt mal WDR 5 ein. In "Radio Thilo" geht es heute um "Gute Arbeit". What the heck..?
Montag, 12. November 2018
Scaled (Fr)Agile
Mit einem Tropfen Öl kann man so und so viele Liter Trinkwasser vergiften. So ähnlich ist das mit dem "Firnis der Zivilisation", der ausgerechnet von Linken wie Wolfgang Schäuble betont wird, wenn man über Weltkriege spricht. Firnis ist der farblose Schutzanstrich, der den wahren Kern zwar zeigen aber auch schützen soll.
So ähnlich ist es aber auch mit agilen Methoden für die Softwareentwicklung. Es funktioniert nur, wenn alle eine positive, eigene Motivation haben.
Weder funktioniert es mit Leuten, denen man jeden Tat jede Woche sagen muss, was sie als nächstes tun sollen. Das müssen sie selbst erkennen. Sie müssen auch von sich selbst wissen, welche der Aufgaben im Arbeitsvorrat sie am besten umsetzen können. Wenn der Rhythmus aus Sprints und Meilensteine nicht anspringt und läuft wie ein 12 Zylinder sondern man in jedem Arbeitstakt auf die Einhaltung des Taktes achten muss, wird es nicht laufen.
Wenn Du 10 Product Owner mit Epics versorgst, und sie haben Rückfragen, die sie nie in der Gruppe sondern nur unter 4 Augen zu stellen wagen, ist Dein Zeitkontingent für die Woche schnell verfrühstückt.
Ja, man darf einwenden, dass es auch an mir liegen könnte. Dass ich die Episch nicht klar genug beschreibe. Die Trennlinie der Verantwortung liegt in der Tiefe: Ich beschreibe von allem den Umfang und das gewünschte Verhalten. Einzelheiten der Umsetzung müssen mit dem Architektenteam und/oder dem Technikteam auf Kundenseite besprochen werden.
Und wo wir gerade Missverständnisse aufklären: Der Sprint Review ist keine Verkaufsveranstaltung. Nein, sie ist nicht DIE Gelegenheit, sich von anderen Product Owner abzugrenzen. Sie ist der Ort an dem Du vor "Mächtigen" die Wahrheit sprichst -als Teil eines Teams.
Und hey, Kundenrepräsentanten: Sprint Review ist auch nicht der Ort, über Arbeitszeiten und Überstunden zu diskutieren.
Was sagst Du? Nein, mich interessiert nur, dass alles rechtzeitig fertig wird. Wann die Teams etwas beginnen, ist Prio 2.
Wenn Du dem Projekt signalisierst "Hey, ich lasse mich gerne als Hipster eines coolen Startups feiern und präsentiere gerne in Turnschuhen und T-Shirt, dann signalisierst Du den Entwicklern: Ich bin ein Teil von Euch. Vision und Ziel sind alles, Hierarchie und Druck ist etwas für Ewiggestrige."
Und wenn Du dann beim ersten Status "Nicht erreicht" sofort nervös wirst, weil Du nicht einschätzen kannst, wie kritisch das jetzt ist, dann solltest Du besser beim vertrauten Schmerz bleiben.
Denn was Du mal eben heraus posaunst das kannst Du nur schwer wieder zurücknehmen. Das bleibt dann uns überlassen. Die Sandwichposition gibt es auch in der agilen Welt.
So ähnlich ist es aber auch mit agilen Methoden für die Softwareentwicklung. Es funktioniert nur, wenn alle eine positive, eigene Motivation haben.
Weder funktioniert es mit Leuten, denen man jeden Tat jede Woche sagen muss, was sie als nächstes tun sollen. Das müssen sie selbst erkennen. Sie müssen auch von sich selbst wissen, welche der Aufgaben im Arbeitsvorrat sie am besten umsetzen können. Wenn der Rhythmus aus Sprints und Meilensteine nicht anspringt und läuft wie ein 12 Zylinder sondern man in jedem Arbeitstakt auf die Einhaltung des Taktes achten muss, wird es nicht laufen.
Wenn Du 10 Product Owner mit Epics versorgst, und sie haben Rückfragen, die sie nie in der Gruppe sondern nur unter 4 Augen zu stellen wagen, ist Dein Zeitkontingent für die Woche schnell verfrühstückt.
Ja, man darf einwenden, dass es auch an mir liegen könnte. Dass ich die Episch nicht klar genug beschreibe. Die Trennlinie der Verantwortung liegt in der Tiefe: Ich beschreibe von allem den Umfang und das gewünschte Verhalten. Einzelheiten der Umsetzung müssen mit dem Architektenteam und/oder dem Technikteam auf Kundenseite besprochen werden.
Und wo wir gerade Missverständnisse aufklären: Der Sprint Review ist keine Verkaufsveranstaltung. Nein, sie ist nicht DIE Gelegenheit, sich von anderen Product Owner abzugrenzen. Sie ist der Ort an dem Du vor "Mächtigen" die Wahrheit sprichst -als Teil eines Teams.
Und hey, Kundenrepräsentanten: Sprint Review ist auch nicht der Ort, über Arbeitszeiten und Überstunden zu diskutieren.
Was sagst Du? Nein, mich interessiert nur, dass alles rechtzeitig fertig wird. Wann die Teams etwas beginnen, ist Prio 2.
Wenn Du dem Projekt signalisierst "Hey, ich lasse mich gerne als Hipster eines coolen Startups feiern und präsentiere gerne in Turnschuhen und T-Shirt, dann signalisierst Du den Entwicklern: Ich bin ein Teil von Euch. Vision und Ziel sind alles, Hierarchie und Druck ist etwas für Ewiggestrige."
Und wenn Du dann beim ersten Status "Nicht erreicht" sofort nervös wirst, weil Du nicht einschätzen kannst, wie kritisch das jetzt ist, dann solltest Du besser beim vertrauten Schmerz bleiben.
Denn was Du mal eben heraus posaunst das kannst Du nur schwer wieder zurücknehmen. Das bleibt dann uns überlassen. Die Sandwichposition gibt es auch in der agilen Welt.
Montag, 5. November 2018
Novemberspaziergang
Der 9. November ist ja in unserer Geschichte mehrfach belegt. Etwas aus dem Blick geraten ist uns der Matrosenaufstand von 1918. Die Deutschen waren kriegsmüde und ihrer unfähig-großmäuligen Herrschaft überdrüssig bis zum Exzess (klingt vertraut?).
Die OHL hatte Kaiser und Volk lange hingehalten und die drohende Kriegsniederlage verheimlicht ("Wir schaffen das.").
Als sie es dann doch nicht schaffte, empfahl sie dem Kaiser, die Regierung dem Parlament zu übertragen. Aus dem "Wir schaffen das." wird schnell ein "Ihr schafft das." Ein "Wir haben jetzt keine Zeit für lange Debatten." denn "Sie sind jetzt nun mal hier.".
Ludendorff, der sich im Feld verzockt hatte, lenkte den Kanzler zu Friedensverhandlungen und distanzierte sich später von dessen Taten. Er wähnte sich vor anderen "im Felde unbesiegt" so wie Merkel heute nicht weiß "was ich ändern sollte".
So sind sie und so waren sie schon immer, die Staatsmänner und -frauen, die ihr Volk zu opfern bereit sind, um in die Geschichte einzugehen: Großmäulig, pflichtscheu und verräterisch.
Reichspräsident Ebert war übrigens aus dem gleichen Holz geschnitzt: Immer zum Verrat bereit, wenn es der Gunst durch die hohen Herren dienen könnte.
Zurück zum Matrosenaufstand: Der britische Philosoph Thomas Hobbes entwickelte die Theorie des "Naturrechts auf Selbsterhaltung". Ob sich die Kieler Matrosen und Arbeiter auf ihn beriefen, weiß ich nicht. Aber sie lebten seine Theorie.
Und wir könnten es heute auch, wenn ich mir Merkels Politik so anschaue.. Aber vielleicht müssen wir erst noch ein bisschen Material anlegen.
Die OHL hatte Kaiser und Volk lange hingehalten und die drohende Kriegsniederlage verheimlicht ("Wir schaffen das.").
So sind sie und so waren sie schon immer, die Staatsmänner und -frauen, die ihr Volk zu opfern bereit sind, um in die Geschichte einzugehen: Großmäulig, pflichtscheu und verräterisch.
Reichspräsident Ebert war übrigens aus dem gleichen Holz geschnitzt: Immer zum Verrat bereit, wenn es der Gunst durch die hohen Herren dienen könnte.
Und wir könnten es heute auch, wenn ich mir Merkels Politik so anschaue.. Aber vielleicht müssen wir erst noch ein bisschen Material anlegen.
Freitag, 2. November 2018
Sa sdarówje!
Freitag. Der schönste Tag der Woche (wie man am Rhein sagt :-) )!
Einerseits: Was, schon wieder eine Woche rum? Andererseits, puh.
Wir hatten in Schweden einen Workshop "unter uns". Sozusagen zur Begradigung all der Missverständnisse um unsere Plattform, um die Vorgehensweisen, um Rollenspiele. Früher hätte ich gesagt: "einheitliche Sicht" auf die "Prozesse" und "Aufgaben".
Vor allem aber: Besser kennen lernen. Endlich kennen sich alle ein bisschen besser und hören auf, einander beeindrucken und sich absichern zu wollen. Aber hey: Wir sind ja alle erst vor ein paar Monaten zusammen gekommen. Und haben schon etwas erreicht. Aber man muss bedenken, dass das Zusammenwachsen so vieler Leute aus fast allen Kontinenten Zeit braucht.
Interessant dann auch die Abendgespräche. WIe gut verstehen sich Russen mit Ukrainern wirklich? Inder mit Pakistani, Mexikaner mit US-Amerikanern? Gut, wir sind unter Entwicklern, Nerds. Und Du kannst alle sofort mit einer Spielkonsole mehr begeistertn als mit einem Themenabend über Politik.
Aber alle Verhalten sich eher so, wie es m. E. auch nur geht: An der Oberfläche bleiben. Hier und da eine Anspielung. Aber dann: Nasdarowje!
Ein ukrainischer Kollege ist in der Stadt aufgewachsen, die früher Trägerraketen und Flugzeugträger für die Sowjetarmee gebaut hat. Es sei eine Zeit gewesen, in der Forscher 10x so viel verdienten, wie Direktoren im Verwaltungsapparat. Deshalb habe auch er diese Richtung einschlagen wollen. Dann aber, nach der Auflösung der UdSSR seien alle Guten sofort abgehauen. Und die Firmen mussten wegen Fachkräftemangel schließen. Deshalb wurde das alles nach China verkauft…
Ich erzählte ihm vom Stahlguss an der Ruhr, der auch nach China verkauft wurde. Und er hob sein Glas und sagte "Sa sdarówje".
Tja, und auch bei Volvo kennt man den chinesischen Weg ja inzwischen besser als man je wollte.. Es ist kein Zufall, dass wir keine Chinesen in unserem Projekt haben.
An solche Abende werde ich mich später erinnern. Die Erlebnisse der Privatleute sind doch anders als die veröffentlichten Meinungen. Und wieder einmal denke ich an „DIe Welt von gestern“, die Weltbühne usw. Bevor alles zusammenbrach glaubten sie sich auf einem niemals endenden Fortschrittspfad.
Die Russen verstehen an Angela Merkel nicht, warum sie die Schleusen geöffnet hat. Sie kennen die tschetschenischen Terroristen. Eine russische Kollegin wollte sogar partout weg aus Dänemark, weil sie es dort nicht mehr ausgehalten habe, wie „die da“ die Stadt verwahrlosen.
Und während wir in einer Wikinger Kellerbar so sprechen predigt mein heimischer Präsident den Chemnitzern seine Moral. Und wie die tagesschau schreibt: Er winkte, aber keiner reagierte. Warum wohl..?
Warum fährt er nach Chemnitz und nicht nach Freiburg? Wo sich sogar die „linksautonoment Betreiber des Clubs White Rabbit“ über das aufdringliche Verhalten der Flüchtlinge beschwert haben“ (FAZ(. Ich frage mich: Beschwert? Bei wem denn (diese Nazis..)?
Diese Zeit bietet Stoff für etliche Essays, Romane, Blogposts. Man braucht nur einen Rückzugsort, an dem man zur Besinnung kommen kann.
Ich bin einen Tag eher als die Kollegen zurück gereist. Ich habe mir gedacht, den Freitag nutze ich. Alle außer Haus und ich kann in aller Ruhe meine Planung aktualisieren. Keiner, der zur Tür reinplatzt und eine tiefe Frage hat. Es könnte der schönste Tag der Woche werden :-)
Freitag, 26. Oktober 2018
Gedanken am schönsten Tag der Woche
Halloweenwoche. Herbststürme fegen das letzte gelbe Laub von den Bäumen. Der Weg am Landwehrkanal, auf dem entlang ich nach Feierabend zu Fuß Richtung U-Bahn laufen kann, ist leer. Keine Jogger und Hundebesitzer mehr. Der Regen fliegt waagerecht gegen meinen Schirm. Nach diesem trockenen Sommer genieße ich sogar den Regen. Den Geruch von Laub. Dass dass Wetter zur Jahreszeit passt.
Es war ein guter Freitag. Sprint Review Freitag. Und es war "das bis jetzt beste Review". Wir kriegen das Board gebootet und können jetzt die seit langem fertigen Komponenten darauf flashen und testen. Man freut sich wie ein Kind, wenn nach dem Boot unser Testbild auf dem Display erscheint. Wie damals, als wir im WDR Fernsehen Computerclub geguckt haben und danach unbedingt einen Akustikkoppler zum Laufen bringen wollten.
Eine Sache komplett zu beherrschen ist ein gutes Gefühl. Man fühlt sich fähig und weniger abhängig von anderen. Innere Sicherheit gibt Freiheit.
Ich biege ab in die Marchstraße, Richtung Ernst-Reuter-Platz. Und komme vorbei an einem Start-up Event. Sektglasempfang. Das kann kein "richtiger" Startup-Empfang sein. Es sieht mehr nach Verwaltung aus, die Startup spielt. Der ausgehängten Agenda entnehme ich, hier geht es um "Coaching- und Förderangebote des Senats für junge Gründer". Ach so. Das einen Tag nachdem der grüne Kreuzberger Baustadtrat Florian Schmidt mit Siegfriedstolz verkündete, Google aus Kreuzberg vertrieben zu haben.
Ich fühle den Abstand zu den Achtzigern. Ich bin auf dem Weg ein alter, weiser Mann zu werden. Helmut Kohl rief einem linken Störer mal zu: "Ja, sie bestreiten das. Sie bestreiten ja alles. Nur nicht ihren Lebensunterhalt." Heute spricht er mir damit aus der Seele. Diese Linken und Grünen kennen das Gefühl nicht, ein Board zum Booten zu bringen. Etwas aus eigener Kraft zum Laufen zu bringen. Etwas zu schaffen, was von Wert ist, weil andere bereit sind dafür Geld auszugeben.
Ich gehe weiter und überlege, was die Mitarbeiter der PTB-Außenstelle in ihrer schönen Villa auf ummauerten Grundstück hier wohl erleben? In dieser Ecke von Charlottenburg. Mit der TU Berlin, dem Heinrich-Hertz-Institut und anderen Instituten war mal eine Hochburg von Forschung und Entwicklung. Hier wurde Spitzentechnik geschaffen. Der Senat ließ sich vor zehn Jahren von einer Mc Kinsey Beraterin namens Kathrin Ruder erklären, dass Berlin mal Gründerstadt war und es wieder werden könnte. Die SPD hat seitdem etwas weniger verhindert, dass Leute hier Unternehmen gründen. Michael Müller, regierender Bürgermeister, ist sogar Sohn eines Druckereiunternehmers. Aber er hat nichts davon abbekommen. Aber in den Bezirken wo die Grünen regieren, wie Monika Herrmann in Kreuzberg, da laufen sie jedesmal Sturm gegen neue Unternehmen und neue Wohnungen.
Der Gehweg wird schmaler. Wir müssen uns die 2,50m mit rasenden Radfahrern teilen. Irre. Warum fahren die nicht auf der Straße?
Am TU-Hochhaus am Ernst-Reuter-Platz dann herrscht Wochenendstimmung. Wenige Studenten sind noch hier um diese Zeit, aber die Verwaltungsangestellten machen Feierabend. Ich stelle mir vor, wie es wohl gewesen wäre, wenn ich im Herbs 1989 tatsächlich hier angefangen hätte zu studieren. Ich war zu bequem, um es gegen die Gegenredner durchzuziehen. Ich will über die heutigen Studenten nicht schärfer richten, als ich damals selbst bereit war, Entscheidungen zu treffen. Ich muss aber mal meine Kamera mitnehmen um vom obersten Stockwerk des Hochhauses ein paar Fotos aufzunehmen...
Tja, der Board-Bringup. So einfach und doch so kompliziert. Alle Treiber müssen passen, alles muss zu allem passen. Unser Architekt nennt das "hardware-agnostisch". Ja klar :-)
Meine Aufgabe ist es ja eher, die 300 Features und Enablers zusammen zu halten, damit wir die Entwicklungsarbeit der elf Teams sinnvoll planen und niemand wegen einer nicht erfüllten Abhängigkeit blockiert ist. Wenn die Product Owner etwas nicht verstehen, z. B. weil sie neu sind in der Eingebetteten Welt, kommen sie zu mir und fragen nach Details, nach den Geheimnissen der "Verticals". Guter Witz. Ich kann auch nur beschreiben, wozu das System anschließend in der Lage sein soll. Aber mit den Einzelheiten von Komponenten kenne ich mich nicht aus. In den Kommentaren von Jira und Confluence führe ich gefühlt endlose Debatten. Darüber, dass Entwicklungsarbeit nicht nur aus Programmierung besteht, sondern auch der Planung. Wenn Ihr etwas nicht wisst, dann besteht der erste Sprint darin, es zu eruieren und dann zu planen. Man muss von sich selbst abstrahieren können, die eigene Gruppe aus der Metaebene betrachten können. Und aus dem Nichts eine Planung und dann Implementierung schaffen. Ist das nicht das Wesen eines Startups?
Mich halten diese Fragen nach den Details von meiner eigentlich Arbeit ab. Von der Vorausplanung, der Anregung von Innovationsworkshops. Wozu wollen wir übermorgen in der Lage sein? Eine Plattform zu planen ist nicht dasselbe, wie sich neue Apps auszudenken, die von den Features einer Plattform Gebrauch macht. Ich verstehe inzwischen besser, worin die Leistung eines iOS besteht. Wie Du aus den Ankündigungen der Hardwarehersteller Potenziale für die eigene Plattform ableiten musst. Du stellst Dir die Endbenutzer vor. Szenarien, Use Cases. Probleme, mit denen die Anwender zu lernen gelernt haben, aber die morgen lösbar werden.
Und wenn wir einem Feature zustimmen, was müssen wir Appentwicklern bereitstellen, um sie zur bestmöglichen Endnutzererfahrung zu befähigen?
Diese wichtigen Ideen, Geistesblitze, Dialoge, innere Monologe, Diskussionen mit Architekten. Die entstehen immer nur zwischendurch. Zwischen zwei anderen eng geplanten Meetings. Manchmal entstehen sie auch zu Hause, unter der Dusche oder beim Rasieren.
Innerlich sträube ich mich dagegen, mit soziologischen Debatten und Befindlichkeiten von Entwicklern ("ich will was anderes machen!") befasst zu sein. Warum spüren sie nicht selbst die Sehnsucht nach der Weite der Meere und wissen, was zu tun ist?
Mir dauert das immer zu lange und ich fühle mich nur aufgehalten. Genau so wie von unserer immer noch nicht flutschenden IT-Infrastruktur. Ich rase innerlich, wenn während einer Videokonferenz unser WLAN zusammenbricht oder der Confluence Server für die Erfassung des Protokolls streikt. Diese tausende "Can you hear us?", die Dich völlig aus Deiner Konzentration bringen. Die den Gedankenfluss abreißen lassen und Du findest nie wieder zurück zu was zum Greifen nah war. "I think we are running out of time." sagt der Projektmanager dann und wieder ist eine Gelegenheit, unsere geballte Kompetenz für eine gute Idee zu nutzen, vergeben.
Ich habe es über die Bismarckstraße geschafft. Diese Baustelle hier mit den hässlichen Absperrungen nimmt auch kein Ende. Wann sieht Berlin endlich mal so aus, wie es sich alle wünschen - ohne Baustellen. Es ist dunkel geworden, wir schreiten zur U-Bahn. Die Treppe ist voller rutschigem Laub. Das ist der Herbst. Das Dröhnen der einfahrenden U2 wird lauter. Wir müssen sprinten. Aber wir schaffen es. Wochenende!
Es war ein guter Freitag. Sprint Review Freitag. Und es war "das bis jetzt beste Review". Wir kriegen das Board gebootet und können jetzt die seit langem fertigen Komponenten darauf flashen und testen. Man freut sich wie ein Kind, wenn nach dem Boot unser Testbild auf dem Display erscheint. Wie damals, als wir im WDR Fernsehen Computerclub geguckt haben und danach unbedingt einen Akustikkoppler zum Laufen bringen wollten.
Eine Sache komplett zu beherrschen ist ein gutes Gefühl. Man fühlt sich fähig und weniger abhängig von anderen. Innere Sicherheit gibt Freiheit.
Ich biege ab in die Marchstraße, Richtung Ernst-Reuter-Platz. Und komme vorbei an einem Start-up Event. Sektglasempfang. Das kann kein "richtiger" Startup-Empfang sein. Es sieht mehr nach Verwaltung aus, die Startup spielt. Der ausgehängten Agenda entnehme ich, hier geht es um "Coaching- und Förderangebote des Senats für junge Gründer". Ach so. Das einen Tag nachdem der grüne Kreuzberger Baustadtrat Florian Schmidt mit Siegfriedstolz verkündete, Google aus Kreuzberg vertrieben zu haben.
Ich fühle den Abstand zu den Achtzigern. Ich bin auf dem Weg ein alter, weiser Mann zu werden. Helmut Kohl rief einem linken Störer mal zu: "Ja, sie bestreiten das. Sie bestreiten ja alles. Nur nicht ihren Lebensunterhalt." Heute spricht er mir damit aus der Seele. Diese Linken und Grünen kennen das Gefühl nicht, ein Board zum Booten zu bringen. Etwas aus eigener Kraft zum Laufen zu bringen. Etwas zu schaffen, was von Wert ist, weil andere bereit sind dafür Geld auszugeben.
Ich gehe weiter und überlege, was die Mitarbeiter der PTB-Außenstelle in ihrer schönen Villa auf ummauerten Grundstück hier wohl erleben? In dieser Ecke von Charlottenburg. Mit der TU Berlin, dem Heinrich-Hertz-Institut und anderen Instituten war mal eine Hochburg von Forschung und Entwicklung. Hier wurde Spitzentechnik geschaffen. Der Senat ließ sich vor zehn Jahren von einer Mc Kinsey Beraterin namens Kathrin Ruder erklären, dass Berlin mal Gründerstadt war und es wieder werden könnte. Die SPD hat seitdem etwas weniger verhindert, dass Leute hier Unternehmen gründen. Michael Müller, regierender Bürgermeister, ist sogar Sohn eines Druckereiunternehmers. Aber er hat nichts davon abbekommen. Aber in den Bezirken wo die Grünen regieren, wie Monika Herrmann in Kreuzberg, da laufen sie jedesmal Sturm gegen neue Unternehmen und neue Wohnungen.
Der Gehweg wird schmaler. Wir müssen uns die 2,50m mit rasenden Radfahrern teilen. Irre. Warum fahren die nicht auf der Straße?
Am TU-Hochhaus am Ernst-Reuter-Platz dann herrscht Wochenendstimmung. Wenige Studenten sind noch hier um diese Zeit, aber die Verwaltungsangestellten machen Feierabend. Ich stelle mir vor, wie es wohl gewesen wäre, wenn ich im Herbs 1989 tatsächlich hier angefangen hätte zu studieren. Ich war zu bequem, um es gegen die Gegenredner durchzuziehen. Ich will über die heutigen Studenten nicht schärfer richten, als ich damals selbst bereit war, Entscheidungen zu treffen. Ich muss aber mal meine Kamera mitnehmen um vom obersten Stockwerk des Hochhauses ein paar Fotos aufzunehmen...
Tja, der Board-Bringup. So einfach und doch so kompliziert. Alle Treiber müssen passen, alles muss zu allem passen. Unser Architekt nennt das "hardware-agnostisch". Ja klar :-)
Meine Aufgabe ist es ja eher, die 300 Features und Enablers zusammen zu halten, damit wir die Entwicklungsarbeit der elf Teams sinnvoll planen und niemand wegen einer nicht erfüllten Abhängigkeit blockiert ist. Wenn die Product Owner etwas nicht verstehen, z. B. weil sie neu sind in der Eingebetteten Welt, kommen sie zu mir und fragen nach Details, nach den Geheimnissen der "Verticals". Guter Witz. Ich kann auch nur beschreiben, wozu das System anschließend in der Lage sein soll. Aber mit den Einzelheiten von Komponenten kenne ich mich nicht aus. In den Kommentaren von Jira und Confluence führe ich gefühlt endlose Debatten. Darüber, dass Entwicklungsarbeit nicht nur aus Programmierung besteht, sondern auch der Planung. Wenn Ihr etwas nicht wisst, dann besteht der erste Sprint darin, es zu eruieren und dann zu planen. Man muss von sich selbst abstrahieren können, die eigene Gruppe aus der Metaebene betrachten können. Und aus dem Nichts eine Planung und dann Implementierung schaffen. Ist das nicht das Wesen eines Startups?
Mich halten diese Fragen nach den Details von meiner eigentlich Arbeit ab. Von der Vorausplanung, der Anregung von Innovationsworkshops. Wozu wollen wir übermorgen in der Lage sein? Eine Plattform zu planen ist nicht dasselbe, wie sich neue Apps auszudenken, die von den Features einer Plattform Gebrauch macht. Ich verstehe inzwischen besser, worin die Leistung eines iOS besteht. Wie Du aus den Ankündigungen der Hardwarehersteller Potenziale für die eigene Plattform ableiten musst. Du stellst Dir die Endbenutzer vor. Szenarien, Use Cases. Probleme, mit denen die Anwender zu lernen gelernt haben, aber die morgen lösbar werden.
Und wenn wir einem Feature zustimmen, was müssen wir Appentwicklern bereitstellen, um sie zur bestmöglichen Endnutzererfahrung zu befähigen?
Diese wichtigen Ideen, Geistesblitze, Dialoge, innere Monologe, Diskussionen mit Architekten. Die entstehen immer nur zwischendurch. Zwischen zwei anderen eng geplanten Meetings. Manchmal entstehen sie auch zu Hause, unter der Dusche oder beim Rasieren.
Innerlich sträube ich mich dagegen, mit soziologischen Debatten und Befindlichkeiten von Entwicklern ("ich will was anderes machen!") befasst zu sein. Warum spüren sie nicht selbst die Sehnsucht nach der Weite der Meere und wissen, was zu tun ist?
Mir dauert das immer zu lange und ich fühle mich nur aufgehalten. Genau so wie von unserer immer noch nicht flutschenden IT-Infrastruktur. Ich rase innerlich, wenn während einer Videokonferenz unser WLAN zusammenbricht oder der Confluence Server für die Erfassung des Protokolls streikt. Diese tausende "Can you hear us?", die Dich völlig aus Deiner Konzentration bringen. Die den Gedankenfluss abreißen lassen und Du findest nie wieder zurück zu was zum Greifen nah war. "I think we are running out of time." sagt der Projektmanager dann und wieder ist eine Gelegenheit, unsere geballte Kompetenz für eine gute Idee zu nutzen, vergeben.
Ich habe es über die Bismarckstraße geschafft. Diese Baustelle hier mit den hässlichen Absperrungen nimmt auch kein Ende. Wann sieht Berlin endlich mal so aus, wie es sich alle wünschen - ohne Baustellen. Es ist dunkel geworden, wir schreiten zur U-Bahn. Die Treppe ist voller rutschigem Laub. Das ist der Herbst. Das Dröhnen der einfahrenden U2 wird lauter. Wir müssen sprinten. Aber wir schaffen es. Wochenende!
Montag, 1. Oktober 2018
Komplett vertikal!
Agile Vorgehensweisen für große Softwareprojekte nennt man auch "Scaled Agile". Es drückt die Hoffnung aus, das was im kleinen Projekt gut funktioniert, "skalieren" zu können.
Eine besondere Spezialität entsteht, wenn man "skaliert agil" Software für eingebettete Systeme entwickeln will. D. h. wenn man sich auch um die Hardware kümmern muss. Prozessoren, Speicher, Board Support Package etc. müssen entweder spezifiziert werden oder bei einem Zulieferer angefordert werden.
Und weil das immer noch zu einfach ist, darf die Hardware nicht "zu früh" verfügbar sein. So dass man sich mit Ersatzhardware begnügen muss..
Gut, denkt der Product Owner. Dann müssen wir eben einplanen, dass wir nicht alles immer sofort komplett testen können. Wohl aber entwickeln wir trotzdem"complete vertical". Und "hardware agnostic".
"Sounds good, doesn't work."
Donald Trump
Donald Trump
Moment, sagt der Zulieferer: Einen festen Termin für die Hardwarelieferung geben wir Dir aber nicht. Wir sind ja auch auf Zulieferungen angewiesen. Und der von Euch benannte Lieferant hat Produktionsschwierigkeiten.
Wenn das so ist, sagt dann der Endkunde, dann überlege ich mir noch mal, welche Hardware ich von wem brauche. Und wenn wir schon sprechen, können wir ja auch den Releaseplan noch mal besprechen.
Fragt der Product Owner: Wogegen soll ich planen, wenn Ihr sogar die Termine beweglich haltet, zu denen wir die Zielhardware bekommen sollen?
Antwort: Seit doch froh, wenn Ihr mehr Zeit bekommt.
Ja schon. Aber drei mal drei Monate dazu zu bekommen ist nicht das gleiche wie von Anfang an 9 Monate zu haben. Wir laufen drei mal Spurt statt einmal Marathon.
Komplett vertikal verstehe ich inzwischen so: Mit den Füßen stehen wir in der Hölle und spüren die Hitze. Mit dem Kopf sind wir über den Wolken und mit den Händen greifen wir nach den Sternen.
Aber noch ist alles möglich...
Freitag, 21. September 2018
Herbsttag
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.Rilke
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.
...
Heute soll der Sommer endgültig enden. Pünktlich, bevor das Wochenende beginnt. Begonnen hat er ja um Ostern herum. Der "große Sommer". Der vor allem trocken war und jetzt von grünen Agitatoren im Bundestag als Kronzeuge für ihren Gründungsmythos missbraucht wird.
Ich habe heute Morgen das Video einer Bundestagsrede von Katrin Göring-Eckardt über mich ergehen lassen. Sie ist eine Frau, die sich wie eine gereifte Grundschullehrerin kleidet, als erste Barriere für Gegenredner. Die dann aber um sich schlägt wie ein hysterisches Weib, dass seinen aufgestauten Frust entladen muss. In einer Tonlage, die schwer erträglich ist. Und die uns nicht verschont mit ihrer evangelischen Doppelmoral, in der die Schwerverbrecher aus dem Hambacher Forst "Aktivisten" sind, und die aufgebrachten Regierungsgegner in Sachsen "Arschlöcher". Später entschuldigt sie sich für ihre Flegelei und vollendet ihre Pose der unangreifbaren Religionslehrerin, der eben auch mal die Gäule durchgehen. Bei sich selbst bezeichnet sie das als "Leidenschaft", bei Andersdenkenden als "Extremismus".
Sie verknüpft Themen, die nichts miteinander zu tun haben:
- Die Dürre bezeichnet sie als Erwärmung.
- Die Dieselfahrverbote verbindet sie mit dem Dieselskandal. Dabei sind es nicht die neuen Diesel, die die NOx Werte hochtreiben, sondern die alten.
- Die Flüchtlingswelle hingegen, das einzige Problem, das wirklich von Menschen, genauer: von der Regierung, ausgelöst wurde, bezeichnet sie als "gegeben".
- Den noch amtierenden Verfassungsschutzpräsidenten bezeichnet sie als Coach für Rechtsextremisten. Dabei berät sich der Präsident nachgewiesenermaßen mit allen BT-Fraktionen.
Diese Frau verkörpert alles, was einem den Appetit auf politischen Diskurs auf hohem Niveau vermiesen kann: Verlogenheit, Demagogie, Aggression, Unkenntnis in der Sache.
Rilke sehnt sich nach den losgelassenen Winden. Im Reichstagswahlkampf 1932 versprach Hitler seinen Anhängern, die anderen Parteien "hinauszufegen".
Wer sich nach Winden oder Stürmen sehnt, hat genug. Will reinen Tisch machen. Wer zu solchen Leuten spricht, muss nur diese Bilder aktivieren. Ich verstehe immer besser, wie sich es sich anfühlt, wenn sich Verdruss über die Verhältnisse anstaut. Das passiert über Jahre. Und immer weniger ist man bereit, erneut zu diskutieren, zuzuhören, zu argumentieren. Man hat das alles schon x-mal gehört, und nie hat sich etwas gebessert. Talkshows z. B. habe ich satt bis zum Überdruss.
Wenn sich die politische Sättigung auch noch mit Hunger im Bauch verbindet, dann wird es gefährlich. Deutschland und EU tun derzeit alles dafür, uns mit Politikverdruss zu sättigen so dass wir, wenn der Abschwung kommt, augenblicklich in bürgerkriegsähnliche Zustände fallen können.
Erst dann werden auch die letzen, die die Augen gerne verschließen und nachplappern, was sie in tagesschau und heute hören, merken, was Merkel verbrochen hat.
Dann beginnt der deutsche Herbst.
Mittwoch, 2. Mai 2018
German Engineering
German Engineering - es kämpft immer noch mit den "Geheimnissen" der Softwarewelt und der Benutzerfreundlichkeit.
Dialog mit einem Altsystembetreuer:
Ich: "Haben Sie eine aktuelle Anforderungsbeschreibung mit Geschäftsprozess und Anwendungsfällen?"
Er: "Nein. Wozu?"
Ich: "Na, damit wir nicht blind nachbauen, was sie heute haben sondern Prozesswissen und Anwenderpräferenzen mit reinnehmen."
Er: "Das ist in diesem Fall unnötig, denn wie der Prozess läuft, ergibt sich ja aus meinem System. Woher sollen die Anwender etwas über den Geschäftsprozess wissen?"
So läuft es in vielen hierarchischen Organisationen - von der Verwaltung bis zur Automobilindustrie. German Engineering weiß alles und was es nicht weiß, das überlegt es sich.
Über Technik weiß German Engineering auch alles. Aber speziell bei Software ist das Problem, dass man sich über Inhalte abstimmen muss, mit sehr verschiedenen Gruppen. Und anders als im Maschinenbau oder einer Platine sieht man Software erst beim Ablauf -also hinterher- an, was sie tut. Und wie gut ihre innere Struktur ist, weiß man wenn man das Produkt weiter entwickeln muss.
Obwohl so viel über Anforderungs- und Architekturmanagement, über Projektmanagement und agile Entwicklung geschrieben wurde, bis heute ist das in Deutschland nur wenig verstanden. Es gibt auf der einen Seite die bereits Überzeugten. Mit denen ist sofort alles klar. Und mit den anderen kann man reden "bis die Kühe zurückkommen" - es nützt nichts. Diese in der Hierarchie und im Konformismus verstrickten -oft auch klassisch ambitionierten- Projektkollegen hören im guten Falle zwar noch zu. Aber es genügt eine Email vom Management und sie schmeißen alles über den Haufen und fragen nach dem Jetzt-mal-ernsthaft-Projektplan.
Es fehlt der Mut an die eigene Fähigkeit, es überwiegt die Sehnsucht nach Ansage von oben und Planerfüllung.
In der Projektanfangsphase sind diese vergraben in ihren neuen Stoff - nicht ansprechbar, nicht kommunikativ, nicht kooperationsfähig. Wenn sie dann etwas verstanden haben und dem Management vermitteln können, sie wüßten nun, wie es geht, beginnen sie den Konkurrenzkampf. Und dann ist es aus mit agiler Arbeitskultur.
Deutsche Manager und auch Staatssekretäre erzählen gerne und viel vom Silicon Valles, wenn der Tag lang ist. Aber sie sind in ihre Positionen in Deutschland nur gelangt, weil sie NICHT so sind wie die Leute im Silicon Valley.
Dialog mit einem Altsystembetreuer:
Ich: "Haben Sie eine aktuelle Anforderungsbeschreibung mit Geschäftsprozess und Anwendungsfällen?"
Er: "Nein. Wozu?"
Ich: "Na, damit wir nicht blind nachbauen, was sie heute haben sondern Prozesswissen und Anwenderpräferenzen mit reinnehmen."
Er: "Das ist in diesem Fall unnötig, denn wie der Prozess läuft, ergibt sich ja aus meinem System. Woher sollen die Anwender etwas über den Geschäftsprozess wissen?"
So läuft es in vielen hierarchischen Organisationen - von der Verwaltung bis zur Automobilindustrie. German Engineering weiß alles und was es nicht weiß, das überlegt es sich.
Über Technik weiß German Engineering auch alles. Aber speziell bei Software ist das Problem, dass man sich über Inhalte abstimmen muss, mit sehr verschiedenen Gruppen. Und anders als im Maschinenbau oder einer Platine sieht man Software erst beim Ablauf -also hinterher- an, was sie tut. Und wie gut ihre innere Struktur ist, weiß man wenn man das Produkt weiter entwickeln muss.
Obwohl so viel über Anforderungs- und Architekturmanagement, über Projektmanagement und agile Entwicklung geschrieben wurde, bis heute ist das in Deutschland nur wenig verstanden. Es gibt auf der einen Seite die bereits Überzeugten. Mit denen ist sofort alles klar. Und mit den anderen kann man reden "bis die Kühe zurückkommen" - es nützt nichts. Diese in der Hierarchie und im Konformismus verstrickten -oft auch klassisch ambitionierten- Projektkollegen hören im guten Falle zwar noch zu. Aber es genügt eine Email vom Management und sie schmeißen alles über den Haufen und fragen nach dem Jetzt-mal-ernsthaft-Projektplan.
Es fehlt der Mut an die eigene Fähigkeit, es überwiegt die Sehnsucht nach Ansage von oben und Planerfüllung.
In der Projektanfangsphase sind diese vergraben in ihren neuen Stoff - nicht ansprechbar, nicht kommunikativ, nicht kooperationsfähig. Wenn sie dann etwas verstanden haben und dem Management vermitteln können, sie wüßten nun, wie es geht, beginnen sie den Konkurrenzkampf. Und dann ist es aus mit agiler Arbeitskultur.
Deutsche Manager und auch Staatssekretäre erzählen gerne und viel vom Silicon Valles, wenn der Tag lang ist. Aber sie sind in ihre Positionen in Deutschland nur gelangt, weil sie NICHT so sind wie die Leute im Silicon Valley.
Dienstag, 10. April 2018
Osterwetter
Ostern lag dieses Jahr auf dem 1. April. Und wir hatten ein Wechselbad. Karfreitag war sonnig mit 17 Grad, Samstag und Ostersonntag um die 2 Grad mit Schneeregen. Ostermontag wurde es besser. Dienstags, als wir alle wieder arbeiten mussten, kam der Frühling mit Plusgraden. Die Temperaturen stiegen auf 15 Grad und wir waren happy damit. Am Wochenende 7./8. April kletterten sie auf 20 und mehr. Bis Mittwoch, 11.4. soll es auf bis zu 25 Grad gehen.
Also von Winter direkt auf Sommer geschaltet. Das ist in Berlin / Brandenburg schon seit Jahren so. Eine Frühling, der allmählich aber nachhaltig auf 15 Grad steigt -mit Ausreißern auf 20- haben wir hier in siebzehn Jahren selten erlebt.
Also von Winter direkt auf Sommer geschaltet. Das ist in Berlin / Brandenburg schon seit Jahren so. Eine Frühling, der allmählich aber nachhaltig auf 15 Grad steigt -mit Ausreißern auf 20- haben wir hier in siebzehn Jahren selten erlebt.
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