Die Automobilbranche ist im Umbruch. Und wer nur sporadisch die Zeitung liest, bekommt den Eindruck, dass die Hersteller inzwischen gar nichts mehr auf die Reihe bekommen. Die Absatzzahlen brechen ein - nicht, weil Kunden nach den Dieselskandalen und Fahrverbotsdesastern keine Autos mehr wollen. Sondern, weil viele Hersteller nicht mehr nachkommen, ihre Autos zugelassen zu bekommen. Schuld daran sei der neue Standard WLTP.
Sich stapelnde Fahrzeuge vor einer Zulassungsbehörde - das gab es doch schon mal? Richtig, Anfang dieses Jahrzehnts bekam das Eisenbahn Bundesamt die Zulassung neuer Zugtypen nicht auf die Reihe und Bahnkunden litten unter Kapazitätsengpässen. Später reagierten Bundesregierung und Bundesverwaltung und ließen die Vergabe der eigentlichen Prüfung an Dritte zu.
Irgendetwas muss auch beim WLTP passieren. Denn anstatt einfach nur den Fahrzyklus ein bisschen realistischer zu machen haben die beteiligten Regierungen (W wie "Worldwide") alles gegeben, um auch die zweite Nachkommastelle bei Verbrauchs- und CO2-Angaben hieb- und stichfest zu machen. Das führt dazu, dass jede bestellbare Ausstattungsvariante eines Autos geprüft werden muss, wenn die hinzugefügte oder geänderte Ausstattung Einfluss auf den Verbrauch hat.
Dies trifft besonders die deutschen Hersteller, weil sie -anders als ihre Wettbewerber- keine festen Ausstattungspakete anbieten und deshalb nicht mit drei Typprüfungen durch sind. Die Deutschen bieten freie Konfigurationen an. 6 Motoren in verschiedenen Leistungsstufen, jeweils mit Hand- oder Automatikschaltung. 2 oder 3 Radgrößen, Anbauteile wie Dachreling.
Hat das irgendetwas mit Infotainment zu tun? Ja hat es, wegen des Stromverbrauchs. Und zwar sowohl beim Betrieb (z. B. Lautsprecherleistungen) als auch wenn das Fahrzeug abgeschaltet ist (Onlineverbindungen für Services).
Die Hersteller müssen Varianten kürzen was das Zeug hält. Und das betrifft so gut wie alle Autoteile, die dem Wind die Stirn bieten, die im Gewicht variieren, die die Kraftstoffeinspritzung und Abgasbehandlung beeinflussen. Oder die Strom verbrauchen.
Es trifft die deutschen Hersteller wieder mal härtesten. Und das ist es, was mich stutzig macht. Wieso hat unsere Regierung nicht rechtzeitig eingegriffen, als die Schieflage bei den Lasten für die Autohersteller entstand?
Eine Antwort liefert vielleicht das Verhalten des Bundesfinanzministeriums:
Der neue Fahrzyklus wird im Ergebnis die Verbrauchsangaben aller Fahrzeuge erhöhen ("näher am realen Verbrauch liegen"). Das gleiche Fahrzeug verbraucht nach neuem Standard de jure mehr als nach altem Standard. Das führt dann zu einer höheren Einstufung bei der Kfz-Steuer. Für das gleiche Fahrzeug kassiert Olaf Scholz demnächst mehr. Bei 60 Mio zugelassenen Fahrzeugen, die über die Jahre ersetzt werden, wird da einiges zusammen kommen.
(Wohlgemerkt: Bereits zugelassene Autos werden nicht höher besteuert, sie haben ihre Einstufung ja hinter sich.)
Hier profitiert unsere Regierung also davon, keine Partei für ihre Industrie und ihre Steuerbürger ergriffen zu haben, als die internationale Regulierung einseitig zulasten ihrer Industrie verschärft wurde.
Samstag, 9. März 2019
Freitag, 1. März 2019
Microsoft und die deutschen Autohersteller
Für Microsoft CEO Satya Nadella war es eine gute Woche. Kurz hintereinander ließ er sich mit den Vorstandsvorsitzenden von Daimler und VW filmen und ablichten. Der Grund: Beide Unternehmen setzen künftig auf die Microsoft Cloud Technik und Services "Azure".
Welche besondere Anforderung Azure erfüllt, erklärte in der Computerwoche der Chef von Daimlers "Big Data" Center:
Diese Begründung ist sachlich nicht falsch. Aber sie ist eine halbe Wahrheit. Denn auch Amazon Web Services bietet diese Funktionalität unter "AWS Key Management Service KMS".
Mag sein, dass es in den Details Unterschiede gibt. Aber ich vermute andere Gründe, warum die deutschen Autohersteller amazon verschmähen und Microsoft den Vorzug geben.
Erstens ist Microsoft kein Konkurrent im Infotainment Bereich, also nicht selbst Anbieter von Content und Kundenprofilen. Alexa konkurriert mit den Backends der Autohersteller, Microsoft nicht.
Zweitens erinnern mich die Fotos am Kamin an die Annäherungen von Konzernchefs an Lou Gerstner Ende der 90er. Man will von denen Lernen, die die anstehende Transformation schon hinter sich haben. Damals ging es um die Einführung unternehmensübergreifender, elektronischer Geschäftsprozesse über das Internet. Bei Microsoft geht es um den Wandel vom Verkäufer zum Vermieter.
Dass der o. g. "Big Data" Manager allerdings gleichzeitig von Open Source als Türöffner schwärmt und dies in seine Argumente PRO Microsoft einrührt, lässt mich noch grübeln.
Grübeln lässt mich auch die Frage nach den Motiven der Vorstandsvorsitzenden die Kooperation mit Microsoft an die große Glocke zu hängen. Was soll das symbolisieren? Modernität? Vergleiche zwischen den Branchen? - Ich finde, das kommt reichlich spät und ich persönlich hätte diese Entscheidung eher unauffällig getroffen.
Außerdem ist Azure ein Mittel zum Zweck. Den Zweck müssen die CEO's bewältigen, nicht die Mittel.
Gut ist, dass Daimler und VW hier auf die gleiche Backend-Technik setzen. Auf welches Backend setzt eigentlich BMW...?
Welche besondere Anforderung Azure erfüllt, erklärte in der Computerwoche der Chef von Daimlers "Big Data" Center:
Grundlegend hierfür ist das Prinzip „Bring your own key“, das die Microsoft Azure-Cloud mit sich bringt. Mit der Funktion „Azure Key Vault“ kann Daimler seine eigenen Verschlüsselungs-Codes kreieren und zu variieren und bleibt somit Herr über die eigenen Daten.Quelle: Computerwoche
Diese Begründung ist sachlich nicht falsch. Aber sie ist eine halbe Wahrheit. Denn auch Amazon Web Services bietet diese Funktionalität unter "AWS Key Management Service KMS".
"In AWS KMS können Sie Ihren eigenen Schlüssel über die HSMs erstellen, die Sie überwachen. Jeder benutzerdefinierte Schlüsselspeicher wird über ein AWS CloudHSM-Cluster gesichert."Quelle: AWS
Mag sein, dass es in den Details Unterschiede gibt. Aber ich vermute andere Gründe, warum die deutschen Autohersteller amazon verschmähen und Microsoft den Vorzug geben.
Erstens ist Microsoft kein Konkurrent im Infotainment Bereich, also nicht selbst Anbieter von Content und Kundenprofilen. Alexa konkurriert mit den Backends der Autohersteller, Microsoft nicht.
Zweitens erinnern mich die Fotos am Kamin an die Annäherungen von Konzernchefs an Lou Gerstner Ende der 90er. Man will von denen Lernen, die die anstehende Transformation schon hinter sich haben. Damals ging es um die Einführung unternehmensübergreifender, elektronischer Geschäftsprozesse über das Internet. Bei Microsoft geht es um den Wandel vom Verkäufer zum Vermieter.
Dass der o. g. "Big Data" Manager allerdings gleichzeitig von Open Source als Türöffner schwärmt und dies in seine Argumente PRO Microsoft einrührt, lässt mich noch grübeln.
Grübeln lässt mich auch die Frage nach den Motiven der Vorstandsvorsitzenden die Kooperation mit Microsoft an die große Glocke zu hängen. Was soll das symbolisieren? Modernität? Vergleiche zwischen den Branchen? - Ich finde, das kommt reichlich spät und ich persönlich hätte diese Entscheidung eher unauffällig getroffen.
Außerdem ist Azure ein Mittel zum Zweck. Den Zweck müssen die CEO's bewältigen, nicht die Mittel.
Gut ist, dass Daimler und VW hier auf die gleiche Backend-Technik setzen. Auf welches Backend setzt eigentlich BMW...?
Montag, 11. Februar 2019
Wie Open Source die Kooperation für das digitale Auto fördert
Ende der 90er Jahre wurden in Europa die Energie- und Telekommunikationsmärkte liberalisiert - d. h. Wettbewerb zugelassen.
Große Unternehmen reagierten damals mit Übernahmen und Kooperationen. Wettbewerb wurde weggekauft oder man verdiente an seinen Umsätzen mit.
Jetzt gibt es wieder eine Welle von Kooperationen (und wer weiß: vielleicht kommen Fusionen noch..): In der Automobilindustrie.
Weil sich die Wertschöpfung in Richtung Software bzw. softwaregeführter Systeme und Komponenten verschiebt, müssen die Entwicklungsbereiche der Hersteller und Zulieferer schnell viel neues lernen. Vor allem auch neue Entwicklungsmethoden: z. B. agile Entwicklung und die Nutzung von Open Source Frameworks.
Aber hier geht es nicht um Unterbindung von Wettbewerb, denn den gab es schon vorher. Sondern um eine sinnvolle Arbeitsteilung in Richtung mehr Effizienz.
Es gibt derzeit nämlich kaum mittelfristige Produktplanung über ein Fahrzeugprojekt hinaus. Nach einem Produktionsstart startet die Softwareentwicklung von Neuem. Oft auch mit einem neuen Team, wer halt gerade noch verfügbar ist und noch nicht von anderen Projekten angeheuert wurde.
Niemand legt Wert auf eine "aufgeräumte" Architektur, die eine Wiederverwendung von Bestehendem sehr vereinfachen würde. Niemand will den Taskforcemodus noch einmal erleben, in dem Entwicklungsleiter auf Kunden- (OEM-) Seite mit dem Hammer auf das Blechdach des Projekthauses hauen, bis die Software ins Fahrzeug passt.
Stattdessen macht es Sinn, in jedes Produkt von einer evolutionären Plattform aus abzuspringen. (Schon mal gehört? Vielleicht auch schon Ende der 90er..?). Aber erst heute wird das so richtig möglich.
Wer die Software in die eigenen Reihen holen will, muss Hardware- und Softwareentwicklung trennen. Und kann die Softwareentwicklung dann auch noch einmal trennen, in einen unteren Stack, in dem die Dinge getestet, dokumentiert, architekturkonform und standardkonform liegen, die man in jedem Produktprojekt braucht Und die aber nicht wettbewerbsrelevant ist. Und in einen oberen Stack, in dem dann jeder Hersteller seine marken- und modellspezifischen Komponenten ausprägen kann - und nicht offen legen muss.
In Softwarefactories (ja, auch den Begriff "Factory" - von Andy Warhol ersonnen- gibt es wieder) "committen" Entwickler jeden Abend ihren Stand. Die Factory bindet alle Stände zusammen, analysiert den Code auf Architekturkonformität, kompiliert und testet. Am nächsten Morgen finden die Entwickler ihre Testberichte. Dies macht man innerhalb eines Projektes so. Man kann den offenen Quellcode -den nicht wettbewerbsrelevanten- aber auch gleich öffentlich gemeinsam produzieren. Dazu braucht man natürlich erstmal Genehmigungen von den Herstellern. Aber die Monate, die man darauf wartet, lohnen sich.
Aber eine weitere Bedingung muss dafür erfüllt sein: Die angestammten Zulieferer müssen da mitspielen - und richtige Anreize bekommen. Ich erlebe es derzeit als Kampf um die Bewahrung des Bestehenden. Die neuen Chancen werden nicht erkannt und am Fallenden wird krampfhaft festgehalten. Evtl. in der Annahme, dass dies nur eine vorübergehende Erscheinung sei. Alle Fahrzeughersteller haben gerade ihre Digital Labs und "experimentieren" ein bisschen herum, Bald werden sie merken, wie schwierig das Geschäft wirklich ist und werden bald zurückkehren - denken die Manager der Zulieferer.
Große Unternehmen reagierten damals mit Übernahmen und Kooperationen. Wettbewerb wurde weggekauft oder man verdiente an seinen Umsätzen mit.
Jetzt gibt es wieder eine Welle von Kooperationen (und wer weiß: vielleicht kommen Fusionen noch..): In der Automobilindustrie.
Weil sich die Wertschöpfung in Richtung Software bzw. softwaregeführter Systeme und Komponenten verschiebt, müssen die Entwicklungsbereiche der Hersteller und Zulieferer schnell viel neues lernen. Vor allem auch neue Entwicklungsmethoden: z. B. agile Entwicklung und die Nutzung von Open Source Frameworks.
Aber hier geht es nicht um Unterbindung von Wettbewerb, denn den gab es schon vorher. Sondern um eine sinnvolle Arbeitsteilung in Richtung mehr Effizienz.
Es gibt derzeit nämlich kaum mittelfristige Produktplanung über ein Fahrzeugprojekt hinaus. Nach einem Produktionsstart startet die Softwareentwicklung von Neuem. Oft auch mit einem neuen Team, wer halt gerade noch verfügbar ist und noch nicht von anderen Projekten angeheuert wurde.
Niemand legt Wert auf eine "aufgeräumte" Architektur, die eine Wiederverwendung von Bestehendem sehr vereinfachen würde. Niemand will den Taskforcemodus noch einmal erleben, in dem Entwicklungsleiter auf Kunden- (OEM-) Seite mit dem Hammer auf das Blechdach des Projekthauses hauen, bis die Software ins Fahrzeug passt.
Stattdessen macht es Sinn, in jedes Produkt von einer evolutionären Plattform aus abzuspringen. (Schon mal gehört? Vielleicht auch schon Ende der 90er..?). Aber erst heute wird das so richtig möglich.
Wer die Software in die eigenen Reihen holen will, muss Hardware- und Softwareentwicklung trennen. Und kann die Softwareentwicklung dann auch noch einmal trennen, in einen unteren Stack, in dem die Dinge getestet, dokumentiert, architekturkonform und standardkonform liegen, die man in jedem Produktprojekt braucht Und die aber nicht wettbewerbsrelevant ist. Und in einen oberen Stack, in dem dann jeder Hersteller seine marken- und modellspezifischen Komponenten ausprägen kann - und nicht offen legen muss.
In Softwarefactories (ja, auch den Begriff "Factory" - von Andy Warhol ersonnen- gibt es wieder) "committen" Entwickler jeden Abend ihren Stand. Die Factory bindet alle Stände zusammen, analysiert den Code auf Architekturkonformität, kompiliert und testet. Am nächsten Morgen finden die Entwickler ihre Testberichte. Dies macht man innerhalb eines Projektes so. Man kann den offenen Quellcode -den nicht wettbewerbsrelevanten- aber auch gleich öffentlich gemeinsam produzieren. Dazu braucht man natürlich erstmal Genehmigungen von den Herstellern. Aber die Monate, die man darauf wartet, lohnen sich.
Aber eine weitere Bedingung muss dafür erfüllt sein: Die angestammten Zulieferer müssen da mitspielen - und richtige Anreize bekommen. Ich erlebe es derzeit als Kampf um die Bewahrung des Bestehenden. Die neuen Chancen werden nicht erkannt und am Fallenden wird krampfhaft festgehalten. Evtl. in der Annahme, dass dies nur eine vorübergehende Erscheinung sei. Alle Fahrzeughersteller haben gerade ihre Digital Labs und "experimentieren" ein bisschen herum, Bald werden sie merken, wie schwierig das Geschäft wirklich ist und werden bald zurückkehren - denken die Manager der Zulieferer.
Mittwoch, 6. Februar 2019
A very proper gender..
Beraterinnen der öffentlichen Hand tummeln sich auf LinkedIn. Sie liken Beiträge, in denen Propaganda für berufliche Sonderrechte für gefühlt Benachteiligte gemacht wird. Beispiele:
- Weil Frauen schlechter verhandeln, sollen sie ihre Gehaltserhöhungen künftig per Gesetz bekommen. Bei Frau Barley, SPD, läuft das unter #GenderPayGap. Hier sieht man, zu welchem Zweck diese Pseudowissenschaft "Gender" eigentlich betrieben - und öffentlich finanziert wird.
- Sonderrechte für Frauen einmal auf dem Weg, melden sich wiederum männliche Ex-Kollegen. Und zwar solche, die aus "benachteiligten" Kontinenten eingewandert sind. Sie bringen Totenschädel, die in der Charite lagern in Verbindung mit empfundenen Gehalts- und Karrierenachteilen. "Bei der Gelegenheit kann man doch gleich alle Diskriminierungen abstellen und weitere PayGaps schließen.
- Des weiteren geben sich Absolventinnen der Orchideenfächer gerne bildungshungrig und trendy. Sie stellen Fragen wie: "Auf welchem MeetUp kann ich mich in Architekturmanagement" aufschlagen, wenn uns unsere IT-Architektin verlässt?
- Auch machen sie reichlich Gebrauch vom grünen Soziologendeutsch in Ingenieursdisziplinen: Das bei Grünen verschriene Verbundnetz, das ja nur der "Vernetzung von Atomkraftwerken diente" wird in "Energie teilen" umbenannt, wenn es um BHKW oder Windkraftanlagen geht. "Das Netz speichert hier Energie und hilft den Grenzstädten Frankfurt und Slubice Energie zu teilen". Die dumme Denke, das man geistiges Kapital einfach zu stehlen kann und es "teilen" nennt, findet sich auch wieder, wenn man den Energieerhaltungssatz mal eben außer Kraft setzt. Haben sie aber nie von gehört, denn in der Mittelstufe haben sie Physik abgewählt, um mehr Raum für Religion und Ethik zu haben...
Ich muss ehrlich gesagt immer an mich halten, wenn ich diesen Stuss lese. Von meinen anderen Ex-Kollegen, die vom Fach sind, kommt keine Reaktion. Man will ja keine Spaßbremse sein, kein Spielverderber und schon gar kein "Ewiggestriger". Man hofft, dass sich andere die Zunge verbrennen. Und so geht die Spirale eben solange weiter, wie Merkel, Giffey, Bärbock, Bär ihren Stuss in die Welt pusten.
Samstag, 2. Februar 2019
In den Gegenverkehr abbiegen
Ich habe damals bei der Bundeswehr einen LKW-Führerschein gemacht. "Das beste, was man da mitnehmen kann." sagten mir damals alle. Ich bin nach der Bundeswehr nie wieder LKW gefahren. Aber trotzdem habe ich aus dieser Fahrschule eine Lehre für's Leben mitgenommen. Und die geht so:
Während für PKW-Fahrer das Linksabbieger das schwierige Manöver ist, ist es für LKW-Fahrer das Rechtsabbiegern. Zumindest, wenn man noch einen Anhänger hinten dran hat.
Aktuell haben wir ja in Berlin das Phänomen, dass rechtsabbiegende LKWs Fahrradfahrer und Fußgänger überfahren, die sich rechts von ihnen im toten Winkel befinden. (Wobei ich mich immer frage: Wie kann man als Radfahrer und Fußgänger LKWs übersehen? Als Schwächerer achte ich doch automatisch auf die Stärkeren.) Aber das meine ich gar nicht, sondern:
Wegen der Schleppkurve das Anhängers muss man beim Rechtsabbieger meistens bis zur Gegenfahrbahn ausholen. Ich habe da anfangs immer gewartet, dass mich der Gegenverkehr abbiegen "lässt". Mein Fahrlehrer lehrte mich aber: "Da lässt dich keiner. Dieses Recht musst du dir nehmen. Dann weichen die schon zurück."
Und genau so funktionierte es. Man muss zwar langsam, aber stetig abbiegen, um den anderen zu signalisieren: Ich ziehe durch, ich bin vorsichtig, aber wir müssen es alle hinter uns bringen. Wenn man es den andere unmissverständlich klar macht, weichen sie aus.
Das gilt inzwischen auch für den Bürgersteig. Vorbei sind die Zeiten, als man sich tendenziell rechts hielt. Vorbei also, dass man beständig vorwärts kam ohne ständig ausweichen zu müssen. Heutige Zeitgenossen kennen dieses praktische Regel offenbar nicht mehr. Jeder versucht seine Ideallinie zu laufen. Und das in der ständig überfüllten Stadt Berlin. Leute kommen aus dem Kaufhaus und müssen erstmal alle vorbei Strömenden kreuzen. Leute wollen an der nächsten Kreuzung links, dann schneiden sie schon mal rechtzeitig. Viele schauen auf ihr Smartphone und wissen meistens nicht, wo sie gerade sind. Erst im letzten Moment schauen sie entrüstet auf und weichen dann aus.
Ich bin früher ausgewichen, heute ziehe ich durch. Ich gehe rechts und erwarte dass vom Gegenverkehr auch. Eine Zeit lang habe ich immer weggeschaut. Weil ich gemerkt hatte: Wenn der andere merkt, dass du ihn bemerkt hast, dann erwartet er, dass du ihm ausweichst. Nichts sehen, nichts hören war also eine Zeit lang meine bequeme Taktik. Inzwischen mache ich es anders: Ich schaue die auf meiner Spur Entgegenkommenden an und halte auf sie zu. Irgendwie aus den Knien heraus gehe ich bewusster. Und dann weichen sie aus.
Ich bemerke bei jungen Männern unterschiedliche Reaktionen. Europäer weichen einfach aus, pragmatisch. Arabischstämmige junge Männer versuchen oft zusätzlich ihre gefühlte Niederlage zu überspielen, in dem sie ruckartig ihren Schritt ändern, so als hätten sie bemerkt, ohnehin in der flachen Richtung unterwegs zu sein. Zumindest aber, dass sie ihre Richtung eh gerade wechseln wollten. Offenbar ist ihnen das Wer-weicht-wem-aus-Spielchen eine wichtige Angelegenheit. Vielleicht ein Kampf um die Hackordnung auf der Straße? Dann würde es mich um so mehr freuen :-)
Aber auch im Berufsleben wende ich diese Vorgehensweise an: Als fachlich Verantwortlicher IT-Projektleiter oder Product Owner hört man von Anspruchsgruppen was sie wollen, brauchen, herbeisehnen. Darunter immer auch diejenigen, die sich über alle anderen priorisieren wollen und dafür eigentlich immer nur eine Begründung parat haben: "Das hat keinen höheren Zweck, das MUSS einfach." Weil es Gesetz ist, weil der Produktionsstart davon abhängt, weil wir sonst alle ins Gefängnis kommen und Gott weiß warum noch.
Inzwischen fahre ich beim Abbiegen in diesen Gegenverkehr einfach voll rein und sage: Sorry, solange ich keine Begründung höre, die ich verstehe, biegen wir weiter ab. Bitte gehen sie zur Seite.
Diese Neinsager -Der Podcaster Phil McKinney nennt sie "Corporate Antibodies" - geben sich nie gesprächs- oder kompromissbereit. Manche, weil es ihnen ums Ego geht, sich einmal am Tag gegen irgendwen durchgesetzt zu haben. Manche, weil ihnen das Herumdiskutieren, Entscheidungen über Kompromisse treffen zu lästig ist, oder sie schlicht überfordert.
In solchen Fällen rate ich: direkt in die Augen blicken, und einfach ohne zu zögern abbiegen.
Dienstag, 22. Januar 2019
Bahnhof Zoo
Ich habe mir Suzanne Vega in den iPod geladen. Alte Stücke natürlich, von 1987, die ich mit Berlin (West) verbinde. Denn seit dem Herbst liegt mein Büro nun in Charlottenburg und mein Arbeitsweg kreuzt Ku'damm und Bahnhof Zoo. Das "neue" Charlottenburg, muss man fast sagen, denn hier ist gründlich renoviert worden. Ich marschiere das seit Dezember täglich ab, weil die U2 zwischen Wittenbergplatz und Zoo gesperrt wurde. Jammern auf hohem Niveau ist, wenn Du vom Kurfürstendamm zum Bahnhof Zoo laufen musst.
Daraus folgt, dass ich am Bahnhof Gleisdreieck noch eine Etage höher steigen muss, in die U1.
Um am Kurfürstendamm aus dem Keller zu steigen...
.. und am Bahnhof Zoo in den Bus zu steigen.
Die alten versifften Baracken mit den Kabinenkinos und der billigen Currywurst - abgerissen, neu gemacht. Das Alte Schimmelpfennig-Haus - schon vor Jahren abgerissen, alles neu gemacht. Zwei Hochhäuser überragen nun die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche.
Mir gefällt es ausnahmsweise. Denn anders als in so vielen anderen Ecken hat hier offenbar mal jemand mit Geschmack drauf geschaut, bevor er es genehmigt hat. Nicht, dass hier das Bauhaus neu erfunden wurde. Aber es ist halt nicht so geschmacklos wie z. B. an der Heerstraße, an der ja jeder bauen darf, wie er will. Wo Sozialdemokraten regieren, da wird es auch architektonisch geschmacklos.
Da wir über Architektur sprechen: Meine wichtigste Lektion der letzten zwei Jahre lautet: Sie kann nicht überschätzt werden. Und sie muss von Spezialisten gemacht werden. Und sie muss verstehen, was sie unterstützen oder befähigen soll. Und erfahrene Architekten, die nicht nur wissen sondern auch zuhören und sprechen sind ja so selten.
Hat eine Softwarelösung - Plattform oder Anwendung- keine vernünftige Architektur, kann man sie nicht weiterentwickeln, oder nicht mal "entlausen". Hat ein Auto keine vernünftige Architektur, dauert jede Reparatur länger als nötig.
Und nichts finden (junge) Programmierer langweiliger, als einer Architektur zu folgen. Eine Schicht, und noch eine Schicht und noch eine. Und nichts passiert außer eine Anfrage nach unten oder eine Antwort nach oben zu senden. Und von Hardware zu abstrahieren - die wir eh nicht haben.
"Hardware agnostisch" heißt eine Architektur bzw. bis zu einer bestimmten Schicht (wenn man von "oben" kommt), wenn man sich als Entwickler nicht um die Details der Hardware kümmern muss. Was könnte angenehmer sein? Jedenfalls für App-Entwickler.
Kompliziert wird es hingegen, wenn die Hardware, von der man abstrahieren will, nicht gar nicht verfügbar ist. Solange wir also wissen, DASS sie NICHT DA ist - sind wir da "agnostisch" oder nicht eher "atheistisch"?
Halten wir uns an die Fakten, während wir auf den Bus warten. Das Problem sind vor Vor- und Zurück-Überlegungen wie wir mit der Lieferverzögerung umgehen. Auf Nummer sicher gehen, und die Vorgängerversion verwenden? Dafür auf ein paar Innovationen verzichten? Also, den gleichen funktionalen Score bringen, auf gleicher Hardware aber mit einer besseren Architektur? Schon das müsste sich besser "anfühlen": schneller und stabiler. Das wichtigste scheint mir, dass sich die Architekturen nun entscheiden, das zweitwichtigste scheint mir, für was sie sich entscheiden.
Daraus folgt, dass wir immer noch ein architekturgetriebenes Projekt sind, obwohl wir uns als "Feature getrieben" bezeichnen. Ist das außerplanmäßig, oder lügen wir uns selbst etwas in die Tasche..?
Am Busbahnhof ist es voll geworden. Die Busse rollen ein, darunter auch meiner. Wer vorne einsteigt, zeigt seine Fahrkarte - aber nur wenn er eine hat. Wer hinten einsteigt, zeigt keine. Das ist so in Berlin. Seitdem der Senat lauf darüber nachdenkt, Schwarzfahren nicht mehr als Straftat anzusehen, kaufen viele ihre Fahrkarte nur noch aus Gewohnheit. 81 EUR pro Monat, die man sich sparen kann...
Ich frage mich, warum ein kurzer Bus kommt, denn schon an der nächsten Haltestelle, unter der Bahnbrücke, steigen die Studenten ein und dann wird es richtig voll. Aber die Studenten von heute beklagen sich nicht, wenn die Verwaltung sie schlecht behandelt. Sie akzeptieren hohe Preise, niedrige Qualität, schlechte Fahrer. Alles was sie persönlich angeht, wo es um ihre Interessen geht, das interessiert sie nicht. Denn seit wann sind sie für ihr eigenes Leben verantwortlich? Sie sind gegen rechts, und das genügt...
Sogar die BVG selbst macht sich schon lustig über uns Kunden und twittert und facebookt Witze darüber, wie in der Kälte auf U-Bahnen und Busse warten oder hin und her geschüttelt werden, von den neuen arabischen und afrikanischen Fahrern (kein Witz). Wir gewöhnen uns im öffentlichen Raum, ob bei der BVG oder bei Bäcker Kamps oder sonst wo daran, nicht verstanden zu werden.
Westliche Touristen fragen höflich nach dem Weg und entschuldigen sich, wenn sie nur englisch sprechen. Arabische Busfahrer "kennen das Netz noch nicht" und haben "woanders" Busfahren gelernt. Und das Marketingteam der BVG macht sich über die, die dafür 81 EUR zahlen, lustig.
Innensenator Geisel hat ja neulich wieder eine Razzia gegen arabische Clans gemacht. Als Vergeltung haben vorige Nacht mehrere Dienstfahrzeuge der Verwaltung gebrannt. Oder wie Dilek Kolat sagt: "haben die Jungs Mist gebaut".
Wozu eigentlich noch studieren, frage ich mich, während ich die Gesichter der schneeflockigen Studenten studiere. Ihr träumt eh nicht von der Aufklärung und Befähigung, sondern davon, Vorzeigegutmenschen zu werden. Davon, "Recht zu haben". Auch der Steinplatz ist neu gemacht worden. Erst dachte ich, die bauen den jetzt auch noch zu, aber irgendwer muss das blockiert haben. Am Ernst-Reuter-Platz dann wieder Baustelle. Seit Jahren sind hier mehrere Zugänge zur U-Bahn gesperrt, geht es nicht voran. An den Verteilerkästen hängen aber keine Flugblätter gegen den schlampigen Senat und die abgewirtschaftete BVG, sondern -richtig- "gegen rechts".
Durch den Kreisverkehr fährt uns der Zugereiste als legte er gerade eine Prüfung im Driften ab. Bin ich froh, wenn es an der Universität der Künste endlich leerer wird. Da steigen die Studentinnen mit den dicken Pudelmützen aus. Ja, die sind ja so knuffig, diese eine Nummer zu groß und zu grob gestrickten Pudelmützen. Aber nichts drückt so schön die eigene Reifeverzögerung aus, die Ablehnung der eigenen Verantwortung für das eigene Leben.
Jetzt noch zwei Stationen, dann bin ich auch ich am Ziel. Im neuen Viertel der Autoingenieure, oder wie man hier sagt: Der "Autonomen".
Daraus folgt, dass ich am Bahnhof Gleisdreieck noch eine Etage höher steigen muss, in die U1.
Um am Kurfürstendamm aus dem Keller zu steigen...
.. und am Bahnhof Zoo in den Bus zu steigen.
Die alten versifften Baracken mit den Kabinenkinos und der billigen Currywurst - abgerissen, neu gemacht. Das Alte Schimmelpfennig-Haus - schon vor Jahren abgerissen, alles neu gemacht. Zwei Hochhäuser überragen nun die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche.
Mir gefällt es ausnahmsweise. Denn anders als in so vielen anderen Ecken hat hier offenbar mal jemand mit Geschmack drauf geschaut, bevor er es genehmigt hat. Nicht, dass hier das Bauhaus neu erfunden wurde. Aber es ist halt nicht so geschmacklos wie z. B. an der Heerstraße, an der ja jeder bauen darf, wie er will. Wo Sozialdemokraten regieren, da wird es auch architektonisch geschmacklos.
Da wir über Architektur sprechen: Meine wichtigste Lektion der letzten zwei Jahre lautet: Sie kann nicht überschätzt werden. Und sie muss von Spezialisten gemacht werden. Und sie muss verstehen, was sie unterstützen oder befähigen soll. Und erfahrene Architekten, die nicht nur wissen sondern auch zuhören und sprechen sind ja so selten.
Hat eine Softwarelösung - Plattform oder Anwendung- keine vernünftige Architektur, kann man sie nicht weiterentwickeln, oder nicht mal "entlausen". Hat ein Auto keine vernünftige Architektur, dauert jede Reparatur länger als nötig.
Und nichts finden (junge) Programmierer langweiliger, als einer Architektur zu folgen. Eine Schicht, und noch eine Schicht und noch eine. Und nichts passiert außer eine Anfrage nach unten oder eine Antwort nach oben zu senden. Und von Hardware zu abstrahieren - die wir eh nicht haben.
"Hardware agnostisch" heißt eine Architektur bzw. bis zu einer bestimmten Schicht (wenn man von "oben" kommt), wenn man sich als Entwickler nicht um die Details der Hardware kümmern muss. Was könnte angenehmer sein? Jedenfalls für App-Entwickler.
Kompliziert wird es hingegen, wenn die Hardware, von der man abstrahieren will, nicht gar nicht verfügbar ist. Solange wir also wissen, DASS sie NICHT DA ist - sind wir da "agnostisch" oder nicht eher "atheistisch"?
Halten wir uns an die Fakten, während wir auf den Bus warten. Das Problem sind vor Vor- und Zurück-Überlegungen wie wir mit der Lieferverzögerung umgehen. Auf Nummer sicher gehen, und die Vorgängerversion verwenden? Dafür auf ein paar Innovationen verzichten? Also, den gleichen funktionalen Score bringen, auf gleicher Hardware aber mit einer besseren Architektur? Schon das müsste sich besser "anfühlen": schneller und stabiler. Das wichtigste scheint mir, dass sich die Architekturen nun entscheiden, das zweitwichtigste scheint mir, für was sie sich entscheiden.
Daraus folgt, dass wir immer noch ein architekturgetriebenes Projekt sind, obwohl wir uns als "Feature getrieben" bezeichnen. Ist das außerplanmäßig, oder lügen wir uns selbst etwas in die Tasche..?
Am Busbahnhof ist es voll geworden. Die Busse rollen ein, darunter auch meiner. Wer vorne einsteigt, zeigt seine Fahrkarte - aber nur wenn er eine hat. Wer hinten einsteigt, zeigt keine. Das ist so in Berlin. Seitdem der Senat lauf darüber nachdenkt, Schwarzfahren nicht mehr als Straftat anzusehen, kaufen viele ihre Fahrkarte nur noch aus Gewohnheit. 81 EUR pro Monat, die man sich sparen kann...
Ich frage mich, warum ein kurzer Bus kommt, denn schon an der nächsten Haltestelle, unter der Bahnbrücke, steigen die Studenten ein und dann wird es richtig voll. Aber die Studenten von heute beklagen sich nicht, wenn die Verwaltung sie schlecht behandelt. Sie akzeptieren hohe Preise, niedrige Qualität, schlechte Fahrer. Alles was sie persönlich angeht, wo es um ihre Interessen geht, das interessiert sie nicht. Denn seit wann sind sie für ihr eigenes Leben verantwortlich? Sie sind gegen rechts, und das genügt...
Sogar die BVG selbst macht sich schon lustig über uns Kunden und twittert und facebookt Witze darüber, wie in der Kälte auf U-Bahnen und Busse warten oder hin und her geschüttelt werden, von den neuen arabischen und afrikanischen Fahrern (kein Witz). Wir gewöhnen uns im öffentlichen Raum, ob bei der BVG oder bei Bäcker Kamps oder sonst wo daran, nicht verstanden zu werden.
Westliche Touristen fragen höflich nach dem Weg und entschuldigen sich, wenn sie nur englisch sprechen. Arabische Busfahrer "kennen das Netz noch nicht" und haben "woanders" Busfahren gelernt. Und das Marketingteam der BVG macht sich über die, die dafür 81 EUR zahlen, lustig.
Innensenator Geisel hat ja neulich wieder eine Razzia gegen arabische Clans gemacht. Als Vergeltung haben vorige Nacht mehrere Dienstfahrzeuge der Verwaltung gebrannt. Oder wie Dilek Kolat sagt: "haben die Jungs Mist gebaut".
Wozu eigentlich noch studieren, frage ich mich, während ich die Gesichter der schneeflockigen Studenten studiere. Ihr träumt eh nicht von der Aufklärung und Befähigung, sondern davon, Vorzeigegutmenschen zu werden. Davon, "Recht zu haben". Auch der Steinplatz ist neu gemacht worden. Erst dachte ich, die bauen den jetzt auch noch zu, aber irgendwer muss das blockiert haben. Am Ernst-Reuter-Platz dann wieder Baustelle. Seit Jahren sind hier mehrere Zugänge zur U-Bahn gesperrt, geht es nicht voran. An den Verteilerkästen hängen aber keine Flugblätter gegen den schlampigen Senat und die abgewirtschaftete BVG, sondern -richtig- "gegen rechts".
Durch den Kreisverkehr fährt uns der Zugereiste als legte er gerade eine Prüfung im Driften ab. Bin ich froh, wenn es an der Universität der Künste endlich leerer wird. Da steigen die Studentinnen mit den dicken Pudelmützen aus. Ja, die sind ja so knuffig, diese eine Nummer zu groß und zu grob gestrickten Pudelmützen. Aber nichts drückt so schön die eigene Reifeverzögerung aus, die Ablehnung der eigenen Verantwortung für das eigene Leben.
Jetzt noch zwei Stationen, dann bin ich auch ich am Ziel. Im neuen Viertel der Autoingenieure, oder wie man hier sagt: Der "Autonomen".
Donnerstag, 10. Januar 2019
Selten gewordener Ort der Wahrheit: Die Börse
In einem Land in dem brutale Angriffe auf Oppositionspolitiker zu "Rempeleien und Stürzen" (Staatsanwaltschaft Bremen) umgedeutet werden und jedenfalls als nachrangig gegenüber Twitterburnouts grüner Talkshowstammgäste gelten, da muss man sich neue Nachrichtenquellen suchen.
Allerdings habe ich auch keine Lust, selbst die hunderte von Blogs auf ihre Qualitäten durchzulesen. Deshalb bin ich Freunden (echten und Follownern) für ihre Links dankbar.
Ich habe aber auch die Börse als Nachrichtenquelle wiederentdeckt. Nicht, dass Händler und Banken die neuen Unbestechlichen wären. Aber Börsenhändler sind Leute, die nicht nur labern sondern auf Basis ihrer Ergüsse auch Entscheidungen treffen und nicht selten eigenes Geld anlegen.
Markus Koch ist so jemand. Er berichtet auf Facebook täglich 2x und bei n-tv gelegentlich über das New Yorker Börsengeschehen. Und was er über Donald Trump's Politik sagt, finde ich schon bedeutender als das boulevardeske Getratsche von Tagesschau und heute (beide ertrage ich inzwischen überhaupt nicht mehr).
Wenn also die "Dems" meinen, den zigtausenden Bundesbeamten am kommenden Freitag ihren Scheck vorenthalten zu müssen, weil sie Trump eins auswischen wollen, denken sie zwar genau so wie Frank Bsirske oder der DUH Studienabbrecher Jürgen Resch: Sie wollen es den Arbeitnehmern mal so richtig besorgen. Auch befürchten inzwischen die ersten Stimmen eine Ratingabstufung der USA bei Anleihen. Aber die sog. "Demokraten" bedenken nicht, wie blöd sie aussehen, das alles wegen 5 Mrd US Dollar zu riskieren.
Es ist also eine Krise, die Donald Trump und die hysterischen Weiber jederzeit lösen können. Und werden. Deshalb reagiert die Börse nicht mehr auf dieses Melodram.
Wichtiger sind da schon die Handelsgespräche zwischen den USA und China. An der Börse versteht man besser, worum es Donald Trump geht: Um Vorteile für US Unternehmen, um den Abbau der Handelshemmnisse.
China akzeptiert so gut wie keine Importe aus dem Westen, überschwemmt uns aber mit seinen Produkten. Ohne Hemmnisse, weil "wir in Europa ja ein gutes Beispiel geben müssen". Wer in China verkaufen will, muss dort produzieren und sein Knowhow "teilen".
Die deutsche Autoindustrie will jetzt auf den Zug aufspringen, den Donald da angeschoben hat und wird jetzt bei der eigenen Regierung vorstellig. Unsere Medien werden das aber anders zu verkaufen wissen.
Der Grad an Dummheit in der Öffentlichkeit beschleunigt ungebremst. Inzwischen halte ich die rotgrüne Dummheit für eine Generationenfolge. Es verläuft ein Generationenbruch zwischen denen, die ihren Lebensunterhalt selbst erarbeiten und denen die glauben, bereits für ihren Konformismus, der als Moral verkauft wird, bezahlt werden zu müssen. Und die Moral steht bei den Grünen so hoch im Kurs, weil sie halt ihre Bildungsdefizite kompensieren müssen.
So darf Annalena (!) Baerbock ohne kritischen Rückfragen in Talkshows und Tagesschau Auftritten verkünden, dass das "Stromnetz den Solarstrom speichert" und dass die Grenzstädte Frankfurt/Oder und Slubice ihre "Energie teilen".
Nur mal zur Klarstellung: Leitungen speichern keine Energie. Und Kraftwerke "teilen keine Energie" sondern bilden einen Leistungsverbund, der die Schwankungen der Stromnachfrage glättet.
Aber bereits mit solchen Erklärungen bist du für die Studenten im Bus ein Laberkopp, Eierkopp oder "Nerd", der sich mal mit dem Problem "das ich gerade nicht verstehe" beschäftigen und lösen soll.
Anders an der Börse: Dort interessiert man sich sehr für Nachweise, Erklärungen und Belege, bevor man investiert. An der Börse wäre jemand wie Annalena von der Börsenaufsicht aus dem Verkehr gezogen worden. In deutschen Medien hingegen gehört sie "zur Zukunft deutscher Politik".
So managen also Rotgrüne ihre Moralkonten: Sie verkünden, fordern (und liefern selbst nie, wie Don Alphonso gerade wieder anhand der jetwettenden Grünen Katharina Schulze und Cem Özdemir schön nachgewiesen hat), und überlassen die Einlösung ihrer Forderungen und Behauptungen anderen. Die grüne Masse glaubt und folgt denen.
Und so geht es mit unserem Land über kurz oder lang bergab. Zu dieser Intoleranz gegenüber Aufklärung, Wissenschaft und Säkularisierung gesellt sich noch die kindergärtnernde Toleranz für abergläubische, bildungsferne und patriarchalische Muslime. Thilo Sarrazin hat in seinem aktuellen Werk "Feindliche Übernahme" anhand vieler Quellen und Zahlen die Zusammenhänge zwischen Islam und Dummheit; Armut und Unfreiheit nachgewiesen. Aber was die rotgrüne Klientel am Islam dennoch so reizt ist der Glaube an ein leistungsloses, denkbefreites Wohlergehen. Das Geschäftsmodell des Imam, der anderen Wasser predigt und selbst alles möglich säuft.
Die Wahrheit findet man also nur dort, wo Leute Entscheidungen für sich selbst treffen: An der Börse. Mir fällt kein anderer Ort ein.
Allerdings habe ich auch keine Lust, selbst die hunderte von Blogs auf ihre Qualitäten durchzulesen. Deshalb bin ich Freunden (echten und Follownern) für ihre Links dankbar.
Ich habe aber auch die Börse als Nachrichtenquelle wiederentdeckt. Nicht, dass Händler und Banken die neuen Unbestechlichen wären. Aber Börsenhändler sind Leute, die nicht nur labern sondern auf Basis ihrer Ergüsse auch Entscheidungen treffen und nicht selten eigenes Geld anlegen.
Markus Koch ist so jemand. Er berichtet auf Facebook täglich 2x und bei n-tv gelegentlich über das New Yorker Börsengeschehen. Und was er über Donald Trump's Politik sagt, finde ich schon bedeutender als das boulevardeske Getratsche von Tagesschau und heute (beide ertrage ich inzwischen überhaupt nicht mehr).
Wenn also die "Dems" meinen, den zigtausenden Bundesbeamten am kommenden Freitag ihren Scheck vorenthalten zu müssen, weil sie Trump eins auswischen wollen, denken sie zwar genau so wie Frank Bsirske oder der DUH Studienabbrecher Jürgen Resch: Sie wollen es den Arbeitnehmern mal so richtig besorgen. Auch befürchten inzwischen die ersten Stimmen eine Ratingabstufung der USA bei Anleihen. Aber die sog. "Demokraten" bedenken nicht, wie blöd sie aussehen, das alles wegen 5 Mrd US Dollar zu riskieren.
Es ist also eine Krise, die Donald Trump und die hysterischen Weiber jederzeit lösen können. Und werden. Deshalb reagiert die Börse nicht mehr auf dieses Melodram.
Wichtiger sind da schon die Handelsgespräche zwischen den USA und China. An der Börse versteht man besser, worum es Donald Trump geht: Um Vorteile für US Unternehmen, um den Abbau der Handelshemmnisse.
China akzeptiert so gut wie keine Importe aus dem Westen, überschwemmt uns aber mit seinen Produkten. Ohne Hemmnisse, weil "wir in Europa ja ein gutes Beispiel geben müssen". Wer in China verkaufen will, muss dort produzieren und sein Knowhow "teilen".
Die deutsche Autoindustrie will jetzt auf den Zug aufspringen, den Donald da angeschoben hat und wird jetzt bei der eigenen Regierung vorstellig. Unsere Medien werden das aber anders zu verkaufen wissen.
Der Grad an Dummheit in der Öffentlichkeit beschleunigt ungebremst. Inzwischen halte ich die rotgrüne Dummheit für eine Generationenfolge. Es verläuft ein Generationenbruch zwischen denen, die ihren Lebensunterhalt selbst erarbeiten und denen die glauben, bereits für ihren Konformismus, der als Moral verkauft wird, bezahlt werden zu müssen. Und die Moral steht bei den Grünen so hoch im Kurs, weil sie halt ihre Bildungsdefizite kompensieren müssen.
So darf Annalena (!) Baerbock ohne kritischen Rückfragen in Talkshows und Tagesschau Auftritten verkünden, dass das "Stromnetz den Solarstrom speichert" und dass die Grenzstädte Frankfurt/Oder und Slubice ihre "Energie teilen".
Nur mal zur Klarstellung: Leitungen speichern keine Energie. Und Kraftwerke "teilen keine Energie" sondern bilden einen Leistungsverbund, der die Schwankungen der Stromnachfrage glättet.
Aber bereits mit solchen Erklärungen bist du für die Studenten im Bus ein Laberkopp, Eierkopp oder "Nerd", der sich mal mit dem Problem "das ich gerade nicht verstehe" beschäftigen und lösen soll.
Anders an der Börse: Dort interessiert man sich sehr für Nachweise, Erklärungen und Belege, bevor man investiert. An der Börse wäre jemand wie Annalena von der Börsenaufsicht aus dem Verkehr gezogen worden. In deutschen Medien hingegen gehört sie "zur Zukunft deutscher Politik".
So managen also Rotgrüne ihre Moralkonten: Sie verkünden, fordern (und liefern selbst nie, wie Don Alphonso gerade wieder anhand der jetwettenden Grünen Katharina Schulze und Cem Özdemir schön nachgewiesen hat), und überlassen die Einlösung ihrer Forderungen und Behauptungen anderen. Die grüne Masse glaubt und folgt denen.
Und so geht es mit unserem Land über kurz oder lang bergab. Zu dieser Intoleranz gegenüber Aufklärung, Wissenschaft und Säkularisierung gesellt sich noch die kindergärtnernde Toleranz für abergläubische, bildungsferne und patriarchalische Muslime. Thilo Sarrazin hat in seinem aktuellen Werk "Feindliche Übernahme" anhand vieler Quellen und Zahlen die Zusammenhänge zwischen Islam und Dummheit; Armut und Unfreiheit nachgewiesen. Aber was die rotgrüne Klientel am Islam dennoch so reizt ist der Glaube an ein leistungsloses, denkbefreites Wohlergehen. Das Geschäftsmodell des Imam, der anderen Wasser predigt und selbst alles möglich säuft.
Die Wahrheit findet man also nur dort, wo Leute Entscheidungen für sich selbst treffen: An der Börse. Mir fällt kein anderer Ort ein.
Montag, 7. Januar 2019
Ausblick 2019
"Nothing changes on New Year's Day"*
U2
Wenn man älter wird, vergeht die Zeit subjektiv schneller. Damit steigt das Gespür für langsame, aber sichere Entwicklungen. Auch deshalb steigt mit dem Alter der Pessimismus. Zumindest für Europäer, die noch das Gefühl kannten, selbst der Souverän im eigenen Land zu sein.
Ja, ich rede schon so "früher war alles besser". Bis auf den technischen Fortschritt und materiellen Wohlstand war früher auch "alles besser".
Ich will materielle Sicherheit nicht klein reden. Aber bei uns ging sie einher mit der Preisgabe körperlicher Unversehrtheit und Integrität. Und das ist nicht akzeptabel.
Aber immer öfter schlagen die Bürger zurück. Ob als Hacker für #BTLeaks gegen MdB's, ob als Ex-Profiboxer mit gelber Weste. Die westeuropäischen Regierungen und Eliten brauchen dringend einen Weckruf oder -schlag, der sie zurück auf die Erde bringt und sie ihre Existenz inmitten unserer Gesellschaft spüren lässt.
Private Entblößungen und Boxhiebe sind schon mal ein vielversprechender Anfang von 2019. Ich hoffe auf mehr.
Insofern hat sich mit dem Neujahrstag doch schon etwas geändert.
*New Year's Day war der erste größte Hit von U2 (1983). Er war eine Ode an den damaligen polnischen Gewerkschaftsführer Lech Walesa. Quasi ein Vorgänger der Gelbwesten..
U2
Wenn man älter wird, vergeht die Zeit subjektiv schneller. Damit steigt das Gespür für langsame, aber sichere Entwicklungen. Auch deshalb steigt mit dem Alter der Pessimismus. Zumindest für Europäer, die noch das Gefühl kannten, selbst der Souverän im eigenen Land zu sein.
Ja, ich rede schon so "früher war alles besser". Bis auf den technischen Fortschritt und materiellen Wohlstand war früher auch "alles besser".
Ich will materielle Sicherheit nicht klein reden. Aber bei uns ging sie einher mit der Preisgabe körperlicher Unversehrtheit und Integrität. Und das ist nicht akzeptabel.
Aber immer öfter schlagen die Bürger zurück. Ob als Hacker für #BTLeaks gegen MdB's, ob als Ex-Profiboxer mit gelber Weste. Die westeuropäischen Regierungen und Eliten brauchen dringend einen Weckruf oder -schlag, der sie zurück auf die Erde bringt und sie ihre Existenz inmitten unserer Gesellschaft spüren lässt.
Private Entblößungen und Boxhiebe sind schon mal ein vielversprechender Anfang von 2019. Ich hoffe auf mehr.
Insofern hat sich mit dem Neujahrstag doch schon etwas geändert.
*New Year's Day war der erste größte Hit von U2 (1983). Er war eine Ode an den damaligen polnischen Gewerkschaftsführer Lech Walesa. Quasi ein Vorgänger der Gelbwesten..
Mittwoch, 19. Dezember 2018
Deutsch als Fremdsprache
Mein Projekt ist international besetzt und ich habe hier schon öfter beschrieben, dass die Zusammenarbeit auf Akademiker- und Ingenieursniveau im großen und ganzen sehr gut funktioniert - jedenfalls brauchen wir keine Moralprediger oder Integrationsprogramme dafür.
(Aber ich sage auch: Daraus folgt kein Schluss für Moabit oder Neukölln, für Marxloh oder den Dortmunder Norden.)
Trotzdem wird mir in diesen Tage ein Problem bewusst, das mich die ganze Zeit ein wenig behindert und auch verlangsamt: Die Projektsprache englisch.
Wir schreiben und sprechen auf Englisch. Nur wenn eine Gruppe mit gleicher Muttersprache unter sich ist, spricht sie diese.
Und wir alle merken: In der eigenen Sprache sind wir schneller und genauer. Wir werden uns der Macht eines reichen Wortschatzes bewusst und empfinden es fast als körperliche Behinderung, nicht sagen zu können, was wir meinen, weil wir wieder einmal eine englische Vokabel oder Redewendung nicht wissen. Beim Dokumentieren löst man das Problem, in dem man in einem eigenen Browserfenster dict.cc oder linguee.de öffnet. Es macht einen aber langsamer, wenn man immer wieder nachschlagen muss.
Im Gespräch allerdings nervt es, wenn man immer wieder fragen muss 'what is this in English"?
Unter den Kollegen sind etliche, die bereits deutsch können, weil sie "schon länger hier leben". Aber selbst mit ihnen rede ich langsamer und einfacher. Weil ich von meiner eigenen Dankbarkeit ausgehe, die ich jemandem gegenüber habe, wenn er loud and clear mit mir spricht.
Dies erzeugt eine "kognitive Last" wie es die Psychologen aus der Abteilung "Autonomes Fahren" nennen.
Aber in Berlin geht es damit nach Feierabend weiter. Auf dem Heimweg mal eben am Wittenbergplatz aussteigen und bei Kamps ein frisches Brot kaufen? Du kommst in den Kamps Laden und da sind drei neu eingereiste Araber. Die Schlange ist sehr lang, weil die Verkäufer immer wieder nachfragen müssen, was die Kunden meinen. Auch gibt es gar nicht mehr alle Sorten, die man früher gerne gekauft hat. Stattdessen versucht man mir jetzt ein Walnussbrot aufzuschwatzen. Ja, die Tagesbestellung war etwas zu klein gewesen ("Wissen wir doch nicht, was die Kunden so wünschen.").
Beim Zahnarzt das gleiche. In meiner Nähe gibt es gleich drei Stück: eine polnische Ärztin (Taff, gut, spricht aber nur polnisch und englisch mit polnischem Akzent). Dann einen kurdischen Nachwuchsarzt (gut, aber spricht kein englisch und nur gebrochen deutsch). Nur einer ist Deutscher. Und er fragte mich als erstes, warum ich denn für's Nachgucken den Arzt gewechselt hätte.. Schon habe ich das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen und in einem Verhör zu sein.
In der U-Bahn, im Bus überall hörst Du alle Sprachen - wie in Babylon.
Deutsch als Fremdsprache ist eine kognitive Dauerlast. Es strengt an und ich merke das nun am Jahresende. Ich meide Termine und Anrufe. Wenn ich an meinem Schreibtisch Features beschreibe, bin ich sehr vertieft in die Sache. Mein RAM ist zu 100% gefüllt.
Dann fliegt die Tür auf und ein Product Owner steht im Raum: "May I ask you a question?". In dem Moment verschwindet mein mühsam aufgebautes Konstrukt im RAM zu mindestens 50%. Schon bevor ich mich entschiede habe, ob ich auf den "Störer" eingehe. Da wir aber alle eine Kultur der helfenden Hand leben, damit keine Inseln oder Silos entstehen, höre ich zu und Räume Zeit ein. Damit vermeide ich es, den Kollegen zu blockieren, blockiere mich aber selbst. Und fange neu an, über das Feature nachzudenken.
Gerade deshalb wird Heimarbeit für mich immer wichtiger. Nur dann schaffe ich tatsächlich geistige Arbeit.
Und ich ziehe das Fazit: Die besten der Welt (hüstel..) zusammen zu rekrutieren und keine Limits für Fremdsprachenanteil zu setzen, erhöht die Dauerbelastung durch den Faktor Sprache. Für das Projekt erhöht sie das Risiko von Missverständnissen. Die einzige Maßnahme dagegen ist ein sehr guter fachlicher Wortschatz. Aber der wächst nur durch Übung. Die schwedischen Kollegen sind da z. B. schon sehr viel weiter. Was sie sprechen kann man immer getrost gleich so dokumentieren.
Es isoliert einen persönlich auch etwas. Das Gefühl, nicht verstanden zu werden, ist unter Muttersprachlern schon gegeben. In "Eine-Welt-Projekten" ist es noch viel höher. Da ist viel Propaganda und Fassade im Spiel..
(Aber ich sage auch: Daraus folgt kein Schluss für Moabit oder Neukölln, für Marxloh oder den Dortmunder Norden.)
Trotzdem wird mir in diesen Tage ein Problem bewusst, das mich die ganze Zeit ein wenig behindert und auch verlangsamt: Die Projektsprache englisch.
Wir schreiben und sprechen auf Englisch. Nur wenn eine Gruppe mit gleicher Muttersprache unter sich ist, spricht sie diese.
Und wir alle merken: In der eigenen Sprache sind wir schneller und genauer. Wir werden uns der Macht eines reichen Wortschatzes bewusst und empfinden es fast als körperliche Behinderung, nicht sagen zu können, was wir meinen, weil wir wieder einmal eine englische Vokabel oder Redewendung nicht wissen. Beim Dokumentieren löst man das Problem, in dem man in einem eigenen Browserfenster dict.cc oder linguee.de öffnet. Es macht einen aber langsamer, wenn man immer wieder nachschlagen muss.
Im Gespräch allerdings nervt es, wenn man immer wieder fragen muss 'what is this in English"?
Unter den Kollegen sind etliche, die bereits deutsch können, weil sie "schon länger hier leben". Aber selbst mit ihnen rede ich langsamer und einfacher. Weil ich von meiner eigenen Dankbarkeit ausgehe, die ich jemandem gegenüber habe, wenn er loud and clear mit mir spricht.
Dies erzeugt eine "kognitive Last" wie es die Psychologen aus der Abteilung "Autonomes Fahren" nennen.
Aber in Berlin geht es damit nach Feierabend weiter. Auf dem Heimweg mal eben am Wittenbergplatz aussteigen und bei Kamps ein frisches Brot kaufen? Du kommst in den Kamps Laden und da sind drei neu eingereiste Araber. Die Schlange ist sehr lang, weil die Verkäufer immer wieder nachfragen müssen, was die Kunden meinen. Auch gibt es gar nicht mehr alle Sorten, die man früher gerne gekauft hat. Stattdessen versucht man mir jetzt ein Walnussbrot aufzuschwatzen. Ja, die Tagesbestellung war etwas zu klein gewesen ("Wissen wir doch nicht, was die Kunden so wünschen.").
Beim Zahnarzt das gleiche. In meiner Nähe gibt es gleich drei Stück: eine polnische Ärztin (Taff, gut, spricht aber nur polnisch und englisch mit polnischem Akzent). Dann einen kurdischen Nachwuchsarzt (gut, aber spricht kein englisch und nur gebrochen deutsch). Nur einer ist Deutscher. Und er fragte mich als erstes, warum ich denn für's Nachgucken den Arzt gewechselt hätte.. Schon habe ich das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen und in einem Verhör zu sein.
In der U-Bahn, im Bus überall hörst Du alle Sprachen - wie in Babylon.
Deutsch als Fremdsprache ist eine kognitive Dauerlast. Es strengt an und ich merke das nun am Jahresende. Ich meide Termine und Anrufe. Wenn ich an meinem Schreibtisch Features beschreibe, bin ich sehr vertieft in die Sache. Mein RAM ist zu 100% gefüllt.
Dann fliegt die Tür auf und ein Product Owner steht im Raum: "May I ask you a question?". In dem Moment verschwindet mein mühsam aufgebautes Konstrukt im RAM zu mindestens 50%. Schon bevor ich mich entschiede habe, ob ich auf den "Störer" eingehe. Da wir aber alle eine Kultur der helfenden Hand leben, damit keine Inseln oder Silos entstehen, höre ich zu und Räume Zeit ein. Damit vermeide ich es, den Kollegen zu blockieren, blockiere mich aber selbst. Und fange neu an, über das Feature nachzudenken.
Gerade deshalb wird Heimarbeit für mich immer wichtiger. Nur dann schaffe ich tatsächlich geistige Arbeit.
Und ich ziehe das Fazit: Die besten der Welt (hüstel..) zusammen zu rekrutieren und keine Limits für Fremdsprachenanteil zu setzen, erhöht die Dauerbelastung durch den Faktor Sprache. Für das Projekt erhöht sie das Risiko von Missverständnissen. Die einzige Maßnahme dagegen ist ein sehr guter fachlicher Wortschatz. Aber der wächst nur durch Übung. Die schwedischen Kollegen sind da z. B. schon sehr viel weiter. Was sie sprechen kann man immer getrost gleich so dokumentieren.
Es isoliert einen persönlich auch etwas. Das Gefühl, nicht verstanden zu werden, ist unter Muttersprachlern schon gegeben. In "Eine-Welt-Projekten" ist es noch viel höher. Da ist viel Propaganda und Fassade im Spiel..
Mittwoch, 12. Dezember 2018
Weihnachten über die Jahre...
"No one notices the customs slip away"Al Stewart, On The Border (1979)
Ich war um 1h das erste mal wach. Durch die offenen Türen konnte ich unsere Weihnachtsbaumbeleuchtung sehen. Das beruhigte mich sehr und ich hätte wieder einschlafen können. Aber ich fand den Anblick zu schön, um einfach wieder weg zu dämmern. Außerdem war es einer der ganz wenigen Momente in diesem Monat, in dem niemand etwas von mir wollte..
Also setzte ich die iPod Kopfhörer auf und klickte mich durch zum Podcast von SWR2 Wissen. Ein sehr interessanter Beitrag über Kurt Gödel. Den Mathematiker, der die mathematische Beweisführung in einen Algorithmus wandelte, ich glaube es war das, was mein Matheprofessor "induktive Beweisführung" nannte (und was ich mich stets weigerte als Beweisführung anzuerkennen - aber ich bin kein Mathematiker). Logische Schlüsse in eine "Sprache" zu wandeln, so dass sie berechenbar werden, das ist eine reife Denkleistung.
Der Moderator interviewte einige Mathematikprofessoren und eine Biographin. Einen der Profs imponierte am meisten, dass Gödel mit "gerade mal sieben Veröffentlichungen" in die Geschichte eingegangen sei. Tja, kann man da sagen, so ist das mit Substanz und Verdichtung. Ich entnahm dem "Feature", dass Gödel ein tiefer, intensiver, getriebener Denker gewesen sein muss, der einer Ahnung auf der Spur war. Manchmal hat man ja eine blitzartige Ahnung von etwas und sucht dann einen bewussten Weg dorthin. Vielleicht ging es ihm so. Jedenfalls habe ich erst heute Nacht verstanden, was uns unser Matheprof. damals beibringen wollte, als wir uns unterm Weihnachtsbaum mit Klaus Habethas Höherer Mathematik quälten. Auch Hilberträume fielen mir wieder ein, waren das nicht die unendlichen aber dennoch abzählbaren Zahlenmengen?
Gödels Biographin interessierte sich hingegen mehr für sein Essverhalten und seine "mysteriöse Beziehung" zu einer Tänzerin. Und dass er seinen ersten Kuss auf der Rückseite eines Ausleihscheins der Universitätsbibliothek vermerkte. (Ich kann da mithalten und bin damit vor 20 Jahren mal in ein Verhör geraten: Im Inlay einer R.E.M. CD schrieb ich mal die Emailadresse einer Softwareingenieurin im Dortmunder Technologiepark auf. Wir fuhren 3x die Woche im selben Bus. Aber was ich ihr damals beweisen wollte gelang mir weder induktiv noch deduktiv. Aber Ende gut, alles gut.. :-)
Bei der Schilderung der Spaziergänge Gödels mit Einstein in Princeton schlief ich wieder ein. "Die Heimwege zu Fuß mit Einstein sind das einzige, was mich noch morgens aufstehen lässt." soll er nach dem Tod seiner Frau mal notiert haben. Er litt unter der Einsamkeit und schätzte das gute Gespräch mit einem befreundeten ebenbürtigen Kollegen - wer kann das nicht verstehen?
Als ich wieder wach wurde war ich froh, dass ich mir den Arbeitstag für Heimarbeit "freigeschaufelt" hatte, denn ich wollte noch ein bisschen darüber sinnieren. Vordergründig musste ich ein paar Features runterschreiben. Aber was im Kopf schon parat liegt, kann man mit einer schmalen Partition der Gehirnressourcen erledigen. Auf der größeren sinnierte ich meinem ersten Weihnachten als Student nach. Im Nachhinein muten Zeiten bestandener Prüfungen immer nostalgisch an. 1989 war ein bewegter Herbst und ebenso die Weihnachtszeit. Die Rumänen machten mit den Ceaușescus kurzen Prozess. Und wir quälten uns durch die Klausuren in Mathe und Physik. Ohne ebendiese Leistungskurse im Abitur hätte ich das nicht geschafft.
Aber der Kontrast zwischen dem abstrakten Mathematikstoff und dem sehr konkreten Weihnachtsbaum, unter dem ich las, hatte etwas..
Ich bin noch nicht in dem Alter, in dem Freunde sterben. Aber was ich vorhin beim Einkaufen in der Mail erlebt habe, ist das Wegsterben alter Bräuche. Nein, keine Kinderchöre, die für Spenden singen. Oder dass Passanten in der Ubahn oder auf dem Bürgersteig etwas weniger asozial oder raumunfähig sind. Selbst wenn wir über kommerzielle Bräuche reden: sie sterben weg.
Es gab eine Zeit, da wurden Produkte und Lebensmittel weihnachtlich verpackt oder dekoriert. Da gab es die Sachen von Sturz, Riegelein und wie sie hießen und heißen. Heute gehen die Supermärkte auf Nummer sicher: Ein, zwei Aussteller von Lindt oder Ferrero und damit hat es sich. In der Menge so bemessen, dass restlos verkauft wird und nach Weihnachten nichts ausverkauft werden muss.
Auch war früher mehr geschmückt oder dekoriert. Oder bilde ich mir das ein? Mich mutet es an, als würden die Händler das Geschäft noch machen wollen, aber sich nicht mehr zum Anlass bekennen müssen. Früher warfen wir ihnen vor, Bräuche kommerziell auszunutzen. Coca Cola Trucks, was für ein Mist, heulten die Grünen. Heute beziehen sich Händler immer weniger auf diese Bräuche. Und warum wohl..?
Das ist traurig. Wenn die Bräuche schwinden, dann schwindet Identität. Dann schwindet die Gewissheit über das Selbstverständliche. Das ist an sich leider nicht mehr neu, aber mir scheint, es erwischt allmählich auch Weihnachten im Einzelhandel..
Montag, 10. Dezember 2018
Land der Karrenbauer
Deutschland wandelt sich: Vom Land der Autobauer zum Land der Karrenbauer.WELT-Leser
Wenn Du für mangelnde oder fehlerhafte Leistung kritisiert wirst, mache es wie die sog. Spitzenpolitiker und lenke diese Kritik auf die Opfer Deiner Mangelleistung. So wie Annekröt gestern Abend, als Gabor Steingart ihr ins Gesicht sagte, er könne in Saarbrücken keine Ergebnisse guter Politik sehen. Annekröt antwortete ihm ausweichend, das sei ja wohl etwas despektierlich den Saarländern gegenüber. Nicht wahr?
Willkommen im Land der schwarzgrünen Kindergartentanten und Karrenbauer. Wo Parteitage "spannend" sind (n-tv), also vor allem der Unterhaltung dienen. Wo man das Glossar des Abendlandes umschreibt und alle in einem "reichen Land" leben. Wo man deshalb Renten besteuert. Wo man Pendlern das Bahnfahren predigt und ihnen wochentags den Müll jahrzehntelanger Misswirtschaft von Mehrdorn über Hanisch bis Pofalla zumutet. Am Adventswochenende die Preise erhöht und montags den Betrieb einstellt.
Wo man die Probleme "der Menschen" (da draußen in DIESEM (nicht unserem) Land) in hübsche Hashtags verpackt und nach der Lieblingsfarbe für eine Schleife fragt (#FREIFAGULU)
In meiner Vorlesung "Prozessleittechnik" nannte ein Dozent den Alptraum aller Ingenieure, die komplexe Strukturen oder Prozesse umsetzen sollen: Widersprüchliche Zielvorgaben.
Die leistet sich der Bund nicht nur bei der Bahn. Sondern auch bei den Abgasregeln für PKW. In den 90ern wandelte der geregelte Fahrzeugkatalysator Kohlenwasserstoffe in CO2 und andere Stoffe um. Danach kam die Zielvorgabe, CO2 Emissionen zu reduzieren. Das bewirkte Entwicklungstrends in Richtung höherer und sauberer Verbrennung. Die deutschen Autobauer investierten stark in die Dieseltechnologie. Mit dem angenehmen Nebeneffekt, bei weniger Leistung mehr Drehmoment zu erzielen. Wo es immer mehr und wechselnde Tempolimits gibt, da will man wenigstens schnell überholen können.
Dann erkannten die Grünen die Nachteile niedriger CO2 Emissionen: Höhere NOX Emissionen. Aber auch hierfür entwickelten Chemiker eine Lösung: AdBlue für die Abgasnachbehandlung mittels SCR ("selektive katalytische Reduktion"). Das Versäumnis deutsche Autobauer war es, die Adblue Tanks ausreichend für vollständige Inspektionsintervalle zu bemessen und stattdessen zu Abschalteinrichtungen zu greifen. Aber an sich ist das Problem gelöst.
Wer partout bei Benzinmotoren bleiben will, der wird runtergestuft auf vier Zylinder. Aber als 924S Fahrer kann ich dazu nur sagen: So what?!
Bei den VerwaltungsmodernisiererInnen, die ihre Abschlüsse in Sozial-, Europa und Verwaltungs"Wissenschaften" machten, und die ich kennen lernen durfte, gilt der Dieselskandal als das Ende von "German Engineering". Überhaupt sind sie der Meinung, dass der technische Fortschritt dringend der Begleitung ("Bundesmittel") durch Humanisten bedarf. Denn, so deren Blick auf die Welt, IT-Architektur kann man sich am Wochenende selbst beibringen, Verwaltung und Humanismus aber zeichne die wahren Gelehrten aus...
Die Scrum Master und Entwickler in meinem Projekt sehen das ganz anders. Wer hier reinkommt und meint, ohne eigenen Entwicklungserfahrung anderen die Regeln beibringen zu können, steht bald im Abseits. Verwaltungswissenschaftler (oder, wie mein Ex-Kollege sagte: "mit Abschluss in Poesie") würden hier kein Bein an die Erde bringen. Aber in der Politik, da bringen nur sie Beine an die Erde. Siehe Frau Kemfert, Frau Annekröt, Frau Hendricks ("Purple Haze"), Herr Resch.
Die sind ernsthaft der Meinung, Berlin könne seinen Güterverkehrbedarf -also seine Versorgung- mit Bahn und Lastenfahrrädern abwickeln. Wie kommt man darauf? Antwort: Man verbringt seinen Tag in Hausschuhen. Man radelt vom Prenzlberg in die Invalidenstraße oder zum Roten Rathaus und veraktet dort die neuesten Fahrverbotszonen und Umwandlungen von Straßen in "Begegnungszonen". Deren Strom kommt aus der Steckdose und der Fairtrade Tea kommt mit dem Lastenfahrrad in die Stadt. Möbel kauft man ja eh nur gebraucht. Und die Frage nach Betonmischern beantworten sie mit Holz aus eigenem Anbau.
"Karrenbauer" - man kann den Anspruch an sich selbst nicht besser benennen. Land der Karrenbauer. Das Menetekel stand an der Twitterwall in Hamburg. Jetzt folgt der Rollout über das ganze Land.
Freitag, 16. November 2018
Zeit
Am schönsten Tag der Woche noch etwas schreiben? Der schönste Tag der Woche war eigentlich der Dienstag, als das U2 Konzert in der -Achtung- Mercedes Benz Arena nachgeholt wurde. Wenn du eine Band seit 35 Jahren hörst, dann wirft Dich so ein Konzert auch auf dich selbst zurück. Als ich sie 1987 zum ersten Mal sah, im Kölner Müngersdorfer Stadion, da war ich noch in der Oberstufe. Am Dienstag jedoch war ich auch meinem Platz auf der Tribüne umgeben von grauhaarigen Mittfünzigern. Oder sollte ich sagen: Mitfünfzigern,..?
Tja, "the song remains the same" sangen Led Zeppelin. Aber "the artists not" könnte ich einwenden. Denn inzwischen ist alles erreicht, was wir damals besangen: Weltfrieden, Umwelt gerettet. Soziale Gerechtigkeit. Na wenigstens hier. Ok, wenigstens jetzt. Ja ich weiß auch nicht, wie lange wir noch Frieden haben werden. Jedenfalls werden wir nicht durch eine Atombombe sterben, wie noch in "Unforgettable Fire" an die Wand gemalt. Sondern durch einen Messerstich oder einen Gewehrlauf von Kommunisten, wie man es derzeit auf Fotos des 20er Jahre im Museum für Fotografie besichtigen kann..
Nein, Sicherheit und Schafe im Trockenen sind keine gute Basis für gute Kunst. Ja, man darf stolz darauf sein, "es" geschafft zu haben. Es ist auch ok, sich in Erinnerungen über die innere Unsicherheit zu suhlen. Aber aus welchem Gefühl entsteh neue Kunst..?
Na klar: aus der Rückschau. Die Erfahrung der Unschuld. Wie viel mächtiger war die eigene Phantasie als man noch nicht alles wusste? Das tägliche Leben als der Griff ins Repository. Alles durch. Alles schon gesehen. In der Mittagspause beim Italiener in der Carnotstraße traf ich heute einen früheren Kollegen. Und auch er: alt geworden, Mann. "Und was macht der Porsche?" - "Ja dem gehts gut. Und der BMW?" - "Wieder gut. Habe einiges reinstecken müssen." Ab und weg.
Tja, hätte ich mir als Oberstufenschüler mal einen Ruck gegeben und etwas früher Schlagzeug gelernt. Oder wäre beim Programmieren von Homecomputern geblieben. Mein Problem ist, dass ich mich für vieles interessiere und nur gelegentlich eine Sache bis zum Exzess treibe. Aber dann, nur dann, wird es auch gut. Das gebe ich zu, das sehe ich ein. Musik ist eine Sache von Zehntel- wenn nicht Hundertstelsekunden. Aber auch von Jahrzehnten. Man hält das Älterwerden noch aus, solange manche noch älter sind. Bono verweist auf Mick Jagger. Ich verweise auf Bono.
In Grönland haben sie einen Meteoriteneinschlag entdeckt. Ein Meteorit von 1km länge. Vor 10.000 Jahren. Das ist nicht viel, kosmisch gerechnet. Ohne Kreislauf, bzw. Wiederholung wüssten wir gar nicht wie viel Zeit vergeht. Die Erde um die Sonne, der Zeiger um das Zifferblatt. Leben ist Wiederholung. Nur deshalb überhaupt können wir Zeit messen.
Alles schon bekannt. Nichts neues unter der Sonne. Nein, mir fällt heute nichts ein. Ich schalte jetzt mal WDR 5 ein. In "Radio Thilo" geht es heute um "Gute Arbeit". What the heck..?
Tja, "the song remains the same" sangen Led Zeppelin. Aber "the artists not" könnte ich einwenden. Denn inzwischen ist alles erreicht, was wir damals besangen: Weltfrieden, Umwelt gerettet. Soziale Gerechtigkeit. Na wenigstens hier. Ok, wenigstens jetzt. Ja ich weiß auch nicht, wie lange wir noch Frieden haben werden. Jedenfalls werden wir nicht durch eine Atombombe sterben, wie noch in "Unforgettable Fire" an die Wand gemalt. Sondern durch einen Messerstich oder einen Gewehrlauf von Kommunisten, wie man es derzeit auf Fotos des 20er Jahre im Museum für Fotografie besichtigen kann..
Nein, Sicherheit und Schafe im Trockenen sind keine gute Basis für gute Kunst. Ja, man darf stolz darauf sein, "es" geschafft zu haben. Es ist auch ok, sich in Erinnerungen über die innere Unsicherheit zu suhlen. Aber aus welchem Gefühl entsteh neue Kunst..?
Na klar: aus der Rückschau. Die Erfahrung der Unschuld. Wie viel mächtiger war die eigene Phantasie als man noch nicht alles wusste? Das tägliche Leben als der Griff ins Repository. Alles durch. Alles schon gesehen. In der Mittagspause beim Italiener in der Carnotstraße traf ich heute einen früheren Kollegen. Und auch er: alt geworden, Mann. "Und was macht der Porsche?" - "Ja dem gehts gut. Und der BMW?" - "Wieder gut. Habe einiges reinstecken müssen." Ab und weg.
Tja, hätte ich mir als Oberstufenschüler mal einen Ruck gegeben und etwas früher Schlagzeug gelernt. Oder wäre beim Programmieren von Homecomputern geblieben. Mein Problem ist, dass ich mich für vieles interessiere und nur gelegentlich eine Sache bis zum Exzess treibe. Aber dann, nur dann, wird es auch gut. Das gebe ich zu, das sehe ich ein. Musik ist eine Sache von Zehntel- wenn nicht Hundertstelsekunden. Aber auch von Jahrzehnten. Man hält das Älterwerden noch aus, solange manche noch älter sind. Bono verweist auf Mick Jagger. Ich verweise auf Bono.
In Grönland haben sie einen Meteoriteneinschlag entdeckt. Ein Meteorit von 1km länge. Vor 10.000 Jahren. Das ist nicht viel, kosmisch gerechnet. Ohne Kreislauf, bzw. Wiederholung wüssten wir gar nicht wie viel Zeit vergeht. Die Erde um die Sonne, der Zeiger um das Zifferblatt. Leben ist Wiederholung. Nur deshalb überhaupt können wir Zeit messen.
Alles schon bekannt. Nichts neues unter der Sonne. Nein, mir fällt heute nichts ein. Ich schalte jetzt mal WDR 5 ein. In "Radio Thilo" geht es heute um "Gute Arbeit". What the heck..?
Montag, 12. November 2018
Scaled (Fr)Agile
Mit einem Tropfen Öl kann man so und so viele Liter Trinkwasser vergiften. So ähnlich ist das mit dem "Firnis der Zivilisation", der ausgerechnet von Linken wie Wolfgang Schäuble betont wird, wenn man über Weltkriege spricht. Firnis ist der farblose Schutzanstrich, der den wahren Kern zwar zeigen aber auch schützen soll.
So ähnlich ist es aber auch mit agilen Methoden für die Softwareentwicklung. Es funktioniert nur, wenn alle eine positive, eigene Motivation haben.
Weder funktioniert es mit Leuten, denen man jeden Tat jede Woche sagen muss, was sie als nächstes tun sollen. Das müssen sie selbst erkennen. Sie müssen auch von sich selbst wissen, welche der Aufgaben im Arbeitsvorrat sie am besten umsetzen können. Wenn der Rhythmus aus Sprints und Meilensteine nicht anspringt und läuft wie ein 12 Zylinder sondern man in jedem Arbeitstakt auf die Einhaltung des Taktes achten muss, wird es nicht laufen.
Wenn Du 10 Product Owner mit Epics versorgst, und sie haben Rückfragen, die sie nie in der Gruppe sondern nur unter 4 Augen zu stellen wagen, ist Dein Zeitkontingent für die Woche schnell verfrühstückt.
Ja, man darf einwenden, dass es auch an mir liegen könnte. Dass ich die Episch nicht klar genug beschreibe. Die Trennlinie der Verantwortung liegt in der Tiefe: Ich beschreibe von allem den Umfang und das gewünschte Verhalten. Einzelheiten der Umsetzung müssen mit dem Architektenteam und/oder dem Technikteam auf Kundenseite besprochen werden.
Und wo wir gerade Missverständnisse aufklären: Der Sprint Review ist keine Verkaufsveranstaltung. Nein, sie ist nicht DIE Gelegenheit, sich von anderen Product Owner abzugrenzen. Sie ist der Ort an dem Du vor "Mächtigen" die Wahrheit sprichst -als Teil eines Teams.
Und hey, Kundenrepräsentanten: Sprint Review ist auch nicht der Ort, über Arbeitszeiten und Überstunden zu diskutieren.
Was sagst Du? Nein, mich interessiert nur, dass alles rechtzeitig fertig wird. Wann die Teams etwas beginnen, ist Prio 2.
Wenn Du dem Projekt signalisierst "Hey, ich lasse mich gerne als Hipster eines coolen Startups feiern und präsentiere gerne in Turnschuhen und T-Shirt, dann signalisierst Du den Entwicklern: Ich bin ein Teil von Euch. Vision und Ziel sind alles, Hierarchie und Druck ist etwas für Ewiggestrige."
Und wenn Du dann beim ersten Status "Nicht erreicht" sofort nervös wirst, weil Du nicht einschätzen kannst, wie kritisch das jetzt ist, dann solltest Du besser beim vertrauten Schmerz bleiben.
Denn was Du mal eben heraus posaunst das kannst Du nur schwer wieder zurücknehmen. Das bleibt dann uns überlassen. Die Sandwichposition gibt es auch in der agilen Welt.
So ähnlich ist es aber auch mit agilen Methoden für die Softwareentwicklung. Es funktioniert nur, wenn alle eine positive, eigene Motivation haben.
Weder funktioniert es mit Leuten, denen man jeden Tat jede Woche sagen muss, was sie als nächstes tun sollen. Das müssen sie selbst erkennen. Sie müssen auch von sich selbst wissen, welche der Aufgaben im Arbeitsvorrat sie am besten umsetzen können. Wenn der Rhythmus aus Sprints und Meilensteine nicht anspringt und läuft wie ein 12 Zylinder sondern man in jedem Arbeitstakt auf die Einhaltung des Taktes achten muss, wird es nicht laufen.
Wenn Du 10 Product Owner mit Epics versorgst, und sie haben Rückfragen, die sie nie in der Gruppe sondern nur unter 4 Augen zu stellen wagen, ist Dein Zeitkontingent für die Woche schnell verfrühstückt.
Ja, man darf einwenden, dass es auch an mir liegen könnte. Dass ich die Episch nicht klar genug beschreibe. Die Trennlinie der Verantwortung liegt in der Tiefe: Ich beschreibe von allem den Umfang und das gewünschte Verhalten. Einzelheiten der Umsetzung müssen mit dem Architektenteam und/oder dem Technikteam auf Kundenseite besprochen werden.
Und wo wir gerade Missverständnisse aufklären: Der Sprint Review ist keine Verkaufsveranstaltung. Nein, sie ist nicht DIE Gelegenheit, sich von anderen Product Owner abzugrenzen. Sie ist der Ort an dem Du vor "Mächtigen" die Wahrheit sprichst -als Teil eines Teams.
Und hey, Kundenrepräsentanten: Sprint Review ist auch nicht der Ort, über Arbeitszeiten und Überstunden zu diskutieren.
Was sagst Du? Nein, mich interessiert nur, dass alles rechtzeitig fertig wird. Wann die Teams etwas beginnen, ist Prio 2.
Wenn Du dem Projekt signalisierst "Hey, ich lasse mich gerne als Hipster eines coolen Startups feiern und präsentiere gerne in Turnschuhen und T-Shirt, dann signalisierst Du den Entwicklern: Ich bin ein Teil von Euch. Vision und Ziel sind alles, Hierarchie und Druck ist etwas für Ewiggestrige."
Und wenn Du dann beim ersten Status "Nicht erreicht" sofort nervös wirst, weil Du nicht einschätzen kannst, wie kritisch das jetzt ist, dann solltest Du besser beim vertrauten Schmerz bleiben.
Denn was Du mal eben heraus posaunst das kannst Du nur schwer wieder zurücknehmen. Das bleibt dann uns überlassen. Die Sandwichposition gibt es auch in der agilen Welt.
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