Mittwoch, 15. April 2009

Die Wahrheit interessiert anscheinend "keine Sau"

UPDATE:

Patentgegner verunsichern Schweinezüchter mit gefährlichem Halbwissen. Angeblich habe das Europäische Patentamt (EPA) ein Patent auf eine Schweinezucht erteilt, mithin ein "Patent auf Leben". Das hatte die US-amerikanische Firma NEWSHAM CHOICE GENETICS tatsächlich ursprünglich unter dem Titel

"VERWENDUNG EINES EINZELNUKLEOTID-POLYMORPHISMUS IM CODIERENDEN BEREICH DES LEPTINREZEPTOR-GENS AUS SCHWEIN ZUR VERBESSERUNG DER SCHWEINEFLEISCHPRODUKTION"
(Link zur Patentdatenbank)

beantragt. Wenn es so gekommen wäre, könnte man sich in der Tat aufregen. Dem ist aber nicht so. Das EPA hat die angemeldeten Patentansprüche deutlich reduziert und nur das Auswahlverfahren mit der man die besonders attraktiven Schweine identifizieren kann, übrig gelassen. Hier steht's: EPA Erklärung

Aber das interessiert mal wieder buchstäblich "keine Sau", um im Sprachgebrauch der Patentgegner zu bleiben. Unter "Patentgegnern" verstehe ich nicht nur Gegner dieses Patentes, sondern des Patentwesens allgemein. Es gibt da ein pseudoliberales, wenn nicht anarchisches, Klientel, das die Legitimität von so etwas wie geistigem Eigentum in Abrede stellt. Diese Leute manipulieren z.B. freiberuflicher Softwareentwickler mit fingierten "Patentverletungsklageschriften", um ihnen Angst einzujagen. Sie lassen dabei stets wichtige Sachverhalte außer acht und erstellen unrealistische Szenarien.

2 Kommentare:

  1. David17.4.09

    Man beachte die Parallele zum Genmaisthema. Gestern stand in der FAZ hierzu:

    "Mais lässt sich nicht nur gegen Schädlinge wappnen, indem man das Erbgut eines Bakteriums einschleust, so dass die Pflanze selbst Insektengift bildet. Seit langem werden Substanzen, die die Raupen des Maiszünslers vernichten, auch von außen auf Feldern versprüht. Auf der Liste der Insektizide, die das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit gegen den Maiszünsler zugelassen hat, stehen zwei Stoffe: Indoxacarb, ein Nervengift, das die Raupen lähmt, sowie genau der Stoff, den gentechnisch veränderter Mais der Sorte Mon 810 produziert, eine Mischung nämlich aus dem Gift des Bakteriums Bacillus thuringiensis. Diese Substanz, die die Darmwand der Maiszünsler-Raupen zerstört, ist sogar im ökologischen Landbau erlaubt. Ob solche Insektizide schädlicher für die Umwelt sind als gentechnisch veränderter Mais, wird seit langem kontrovers diskutiert. Indoxacarb zumindest gilt als umweltgefährlich, gesundheitsschädlich und giftig für Algen, höhere Wasserpflanzen und Fische. Es darf deshalb nur mit genügend Abstand zu Gewässern angewendet werden. Auch die Bacillus-thuringiensis-Mischung darf nicht in Gewässer gelangen. Insgesamt wird der Stoff aber sogar als umweltverträglicher als Indoxacarb eingestuft."

    All das Getöse in den Nachrichten ist eben nur - Getöse, zumindest auch nicht ansatzweise seriös.

    Das Schweinzuchtthema war übrigens der Aufmacher der Tagesschau vorgestern, man hat sich ganz lange Zeit genommen, um die Schrecken der Gentechnologie auszumalen.

    Viele Grüße
    David

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  2. Anonym17.4.09

    Hallo David,

    danke für Ihren Hinweis auf die interessante Parallele.

    Ja, Getöse. Tagesaufreger, die meist am nächsten Tag schon wieder abgehängt werden. Aber bei den Zuschauern bleibt hängen: Schweine sind patentierbar. Oder: Genmais ist Gift.

    Viele Grüße,

    F.M.

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