Freitag, 16. April 2021

Kanzlerberater: "Inzidenz hängt von Anzahl Tests ab"

Altbekanntes Phänomen: Was sogenannte "rechte" (also regierungskritische) Vordenker erkennen und benennen kommt ein halbes oder Dreiviertel Jahr später beim Mainstream an. Zum Beispiel die Kritik an der alleinigen Ausrichtung am Inzidenzwert für den Entscheid von Coronamaßnahmen 

So berichtet n-tv jetzt folgendes:

Im Zuge der Ausbreitung von B.1.1.7 in Deutschland prognostizierten Experten für Mitte April exorbitant hohe Inzidenzen. Eingetreten sind ihre Berechnungen nicht. Auch der Bioinformatiker und Regierungsberater Rolf Apweiler ging in seinem Modell davon aus, dass die Fallzahlen wegen der britischen Mutante im bundesweiten Sieben-Tage-Mittel etwa doppelt so hoch sein würden als sie jetzt sind. 

Der Regierungsberater antwortet völlig ungeniert:

Die Situation ist längst nicht so gut, wie es aussieht. Die berichteten Inzidenzen hängen natürlich davon ab, wie viel getestet wird. In den Osterferien haben wir eine kräftige Abnahme bei der Zahl der Tests gesehen - um etwa 20 Prozent. Die Positivenrate, die Rate der positiven Tests, ist im gleichen Zeitraum von 9 auf 12 Prozent gestiegen. Hätte man sie stabil gehalten durch ausreichende Testungen, wäre die Inzidenz etwa 30 bis 40 Prozent höher gewesen. Dieses Underreporting führt dazu, dass die Inzidenzen kaum vergleichbar sind. Wenn man nicht testet, kann man auch nichts berichten. Die aktuellen Zahlen sind also trügerisch.

Ich übersetze das mal für die Leute, die nicht mit wissenschaftlichem Arbeiten vertraut sind:

Die Herrschaftsmethode, die wir der Regierung an die Hand gegeben hatten, funktioniert nicht, weil die Regierung zu dämlich ist, das hierfür nötige Werkzeug zu benutzen. Man kann jede beliebige Inzidenz erreichen, man muss dazu nur die Anzahl der Tests anpassen. Wenn ich in einem Dorf mit hundert Einwohnern und einem Infizierten nur diesen Infizierten teste, bin ich bei 100%. Wenn ich alle teste, liege ich bei 1%. Ich muss für dieses Schauspiel natürlich in der Lage sein, im ausreichenden Maße testen zu können. Damit ist die Verwaltung in Merkeldeutschland aber überfordert.

Trotzdem gibt Apweiler die Hoffnung nicht auf und insistiert auf Nachfrage:

Schon aus praktischen Gründen sehe ich für die Politik keine Alternative zur Inzidenz als den wichtigsten Richtwert. Sie ist der früheste einigermaßen verlässliche Parameter, den wir haben. 

Es erinnert an den alten Witz mit dem Betrunkenen, der unter der Laterne seinen verlorenen Hausschlüssel sucht. Unser Problem ist nur, dass wir von solchen Leuten regiert werden.



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