Samstag, 10. April 2021

Michael Lind erklärt die westlichen Oligarchen

Nach Ansicht des Texaner Professors Michael Lind haben wir inzwischen einen neuen Klassenkampf ("The New Class War") in der westlichen Welt. 

Nein, Lind kommt nicht als Neo-Kommunist daher. Sondern versucht, neue Phänomene in unserer Hemisphäre zu erklären, wie z. B.:

  • Warum Bürgerinitiativen nicht mehr von unten (Überzeugungstätern, Betroffenen) organisiert werden, sondern von linksliberalen, meist sehr gut situierten Eliten und Oligarchen (auch als "Philanthropen" bezeichnet, wenn sie aus dem Westen kommen).
  • Warum wichtige politische Entscheidungen den Parlamenten zunehmend entzogen und hohen Gerichten zugeschoben werden. Und warum die Personalentscheidungen bei Senaten und Kammern deshalb immer wichtiger werden.
  • Wer den Nutzen von Masseneinwanderung hat.
  • Warum es im Westen Zeiten ehrlich gemeinte Phasen von Wohlfahrt und Bildungszugang gab.
Beginnen wir in den 20ern des vorigen Jahrhunderts. Beide, die Sieger und die Verlierer des ersten Weltkrieges litten unter den hohen Kriegskosten, den hohen Verlusten (männlicher) Produktivkräfte, den daraus resultierenden Versorgungsengpässen und den Instabilitäten an den Finanzmärkten, die bei manchen alle durch den Krieg geretteten Ersparnisse vernichteten.

In allen Demokratien, nicht nur  der Weimarer Republik, führte das zu politischen Spannungen, die sich zu neuen Extremismen hochschaukelten. Es gab allerdings einen wichtigen Unterschied zwischen den späteren Alliierten und Deutschland: Jene fingen eine weitere Verschärfung politischer Polarisierungen mit   Wohlfahrten für den Mittelstand ab. Offiziell als Belohnung für die Kriegsmühen bezeichnet. In der Weimarer Republik passierte das nicht, u. a. auch wegen der hohen Verschuldung und den Lasten des Versailler Vertrages.

Ich finde diesen Punkt wichtig: Politischer Extremismus lässt sich gezielt verschärfen, wenn man den Stützen der Gesellschaft (den produktiven, nicht den Einfluss nehmenden) Hilfe verweigert.

Nach dem zweiten Weltkrieg gab es einen Wiederaufbau Boom. Die gesellschaftlichen Gruppen organisierten sich in ihren (legitimen) Lobbies. Arbeiter und Angestellte waren Mitglied in Gewerkschaften, in privaten Vereinen und Initiativen  und gingen Sonntags in die Kirche.

In den Vereinen und in der Kirche trafen sich die verschiedenen Bevölkerungsschichten. Wenigstens hier gab es das Gefühl, Teil von einem ganzen (Gesellschaft, Nation) zu sein.

Dies begann zu bröseln, als sich der Wohlstand steigerte und jeder zunehmend das Gefühl bekam, Schmied seines eigenen Glückes zu sein. Man kündigte seine Mitgliedschaften und traf sich sonntags kaum noch in der Kirche.

Die neuen Lobbygruppen (NGO's, "Zivilgesellschaft") wurden von finanzkräftigen Einflussnehmern gegründet oder es wurden etablierte übernommen. Auch wurden neue Helden aus "gutem Hause" auf die Bühnen geschoben, wie z. B. Greta Thunberg.

Die neuen "Aktivisten" sind Oligarchen, die suggerieren, Anführer von Graswurzelbewegungen zur "Rettung des Planeten" zu sein. Doch sie betreiben nach wie vor vor allem ihre eigenen Interessen.
  • Wenn Bertelsmann und Kirchen eine "Willkommenskultur" in Deutschland fordern, denken sie an den Import neuer Billigarbeitskräfte.
  • Wenn Investoren von Nachhaltigkeit sprechen, meinen sie staatlich geförderte "grüne" Produkte.
  • Wenn George Soros Bildung für Arme verspricht, meint er Infiltration vom Kindesalter an.
Und so weiter. Wenn man mit der Maske einer "Zivilgesellschaft" Einfluss nehmen will, und dabei sicherstellen will, dass der Austausch mit Kanzlerin und Präsident ein Selbstgespräch bleibt, muss man natürlich diejenigen verdrängen, die bisher in den Lobbygruppen saßen. Auch muss man deren legitime Interessen delegitimieren, wie z. B.:
  • Laufen Warnungen vor billiger Arbeitskonkurrenz und sozialen Spannungen in Wohnsiedlungen unter "Rassismus".
  • Warnungen vor der Deindustrialisierung Deutschlands gefährden "den Planeten" und die "Zukunft unserer Kinder".
  • Konsum und Wohlstand für alle gelten als Sünde.
  • Die Wahrnehmung eigener Interessen generell (als Arbeiter, Angestellter, Steuerzahler) z. B. für Steuerentlastungen, die eigene Impfung gilt als "nationalistisch". Grundrechte gelten als "Privilegien".
Kurz gesagt: die westlichen Oligarchen haben sich eine große PR-Kampagne erarbeitet, die sie besser aussehen lassen soll, als russische oder chinesische Oligarchen. Aber ihre Interessen sind die gleichen. Und ihre Brutalität auch.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen