Sonntag, 15. September 2019

Blackout

Die Leute stellen sich den Blackout vor wie eine durchgebrannte Sicherung. Licht aus. Ersatzsicherungen suchen. Sicherungskasten öffnen und Sicherung ersetzen. Bzw. den Kippschalter wieder einschalten.

Aber so einfach wird das nicht. Einen größeren Netzverbund wieder einzuschalten ist eine größere Sache. Sicherlich muss man hier Fehlerabschaltungen vom Frequenz- oder Unterspannungsschutz unterscheiden. Aber aufwendig wäre es schon.

Vor dem Wiedereinschalten muss man die Störungsursachen isolieren bzw. beseitigen. Stehende Kurzschlüsse muss man korrigieren. Eingeschaltete Schalten muss man ausschalten oder ihren Netzabschnitt -oder das gesamte Teilnetz- von der darüber liegenden Spannungsebene trennen.

Und dann sukzessive eine stabile Spannung aufbauen. Erst dann wieder Lasten einzuschalten.

Warum erzähle ich das? Weil größere Blackouts nicht nur lästig sind. Sondern auch, je länger sie dauern, Unruhen und Unsicherheit auslösen. Sollte der Wiederaufbau nicht binnen weniger Tage gelingen, und passiert es ausgerechnet im Winter, kann es für die Regierung schnell ungemütlich werden.

Man sollte heute keinen Putsch planen, in dem nicht auch ein Blackout eine Rolle spielt.

Freitag, 6. September 2019

Inbetween Days

Nächste Woche beginnt die IAA. Das war mal -zusammen mit der IFA- ein Highlight des Jahres. Im Herbst fahren die Bauern ihre Ernte ein, und wir Industrie- und Stadtleute schauen mal rum, was wir uns demnächst so gönnen könnten. Für das was wir geerntet haben. (Wenn da nach Steuern noch was übrig ist.)

Klar war immer: Nur wer gesät hat, und seinen Acker oder seine Plantagen bearbeitet hat, kann auch etwas ernten. Auch klar war: Ernten ist gut, keine Sünde.

Heute ist das alles anders. Da sind immer mehr Leute, die noch nie etwas gesät oder geackert haben und die uns unsere Ernte mies machen wollen. Die uns Horden von Wilden auf den Acker treiben, die wir gefälligst "ausbilden" sollen, und mit denen wir unsere Ernte "teilen" sollen. Einfach so. Ohne Not.

Die uns das Auto fahren mies machen, also blockieren und verteuern. Und während der Rest der Welt Adams Smith's Lehren aus dem "Wohlstand der Nationen" folgt, schaffen wir das Eigentum wieder ab. Auto mieten, statt besitzen. Wohnung mieten, statt besitzen. Mieten entlastet von Verantwortung, man hat einen Dummen, der wieder repariert. Man hat eine Nanny, die man anrufen kann, wenn der Abfluss verstopft ist.

Die Nachwuchswähler sind klamm. Die Regierung erzählt ihnen, das sei gar nicht schlimm. Man könne schließlich alles "teilen" und mieten. Und die Vermieter sind Kapitalisten. Die muss man melken, denn das ist moralisch richtig.

Die einzigen Selbständigen, die man z. B. in Kreuzberg hätschelt und tätschelt sind die Dealer im Park. Die "gehören dazu", sagt Monika Herrmann. Die gleiche Monika, die gegen amerikanische Investoren hetzt, wenn die hier Arbeitsplätze schaffen wollen.

Andererseits: Warum wehrt sich da niemand? Weil es zum Selbstverständnis des Bürgertums gehört, darauf zu warten, bzw. zu "erwarten", dass sich ein anderer kümmert. Wo ist der Dumme, der den Widerstand wagt und organisiert? Den man dann zuerst der "Polemik" bezichtigt und dessen Ernte man dann aber gerne mit einsteckt. Merkel und Westerwelle waren auf diesen Wegen in ihre Ämter gekommen. Beide steckten die Ernte der Emanzipation ein, für die andere auf dem Acker geschwitzt hatten.

Auch die AfD spielt die Rolle des nützlichen, mutigen Idioten. Die meisten Forderungen von Bernd Lucke haben CDU und SPD damals heftig attackiert und später ins eigene Programm aufgenommen.

Die Autohersteller werden sich nächste Woche für ihre Elektropremieren feiern lassen. Aber was man aus der Branche so liest und hört, klingt nicht rosig. Nächstes Jahr um die Zeit werden wir über Arbeitsplatzabbau, Abfindungs- und Altersteilzeitprogramme diskutieren. Wir werden sehen, wie gut die neuen Tochterunternehmen ("Digital Labs") leisten und an die Prozesse ihrer Mütter angeschlossen sind. Ich sage: es wird knirschen.

Ich spreche Leute, die sagen: Weißt Du, ich habe es ihnen (den Lenkungskreisen) jetzt x-mal erklärt. Aber sie verstehen es nicht. Sie haben es versäumt, sich rechtzeitig weiterzubilden. Sie denken immer noch in alten "Solution Matrices", Plan-Build-Run-Blueprints, und sie verstehen den Übergang vom Modell zum Produkt nicht. Sie verstehen nicht, wie eine Softwarefactory funktioniert. Vor allem aber: Sie glauben, dass man jeden Monat wichtige Entscheidungen wieder umschmeißen kann.

Unser HR Manager ziehen feiernd durch die Frauencommunities und posieren für "Diversity"-Fotos. Schön war die Zeit, werden sie in ein, zwei Jahren sagen. Ebenso wie diverse Startupnight-Organisatoren, die sich ihre Buzzwords um die Ohren hauen und die Arbeit immer schön abschieben.

Mir hat man diese Woche eine Rolle bei der Beratungstochter angeboten: Sie suchen einen, der die Aufträge der Mutter in einer Expertendomäne annimmt. Und dann externe Berater rekrutiert, die Ahnung vom Thema haben. Und der in einem Lenkungskreis über den Verbrauch des Budgets (und den Zuwachs an Powerpointfolien) berichtet. Muss ich nicht kommentieren, oder?

Also Sandwichposition. Unter mir die Anspruchsgruppen mit Beamtenmentalität. Die "Aufträge" brauchen, wenn sie etwas tun sollen. Und über mir Manager und Soziologen, die Buzzwords raushauen und meine Sprache kontrollieren.

Ein früherer Beraterkollege (einer der Guten aus Düsseldorf) sagte mir mal: Du hälst das nur aus, wenn Du Dich zwingst, das Projekt nicht an Deinen eigenen Ansprüchen zu messen, sondern an den Ansprüchen Deiner Kunden.

Da hat er sicherlich recht. Aber so viel Verdrängungsarbeit grenzt an Schizophrenie.

Donnerstag, 5. September 2019

Nachruf auf den Meister

Steve Jobs traf sich einmal mit Martin Winterkorn. Überliefert ist, dass Jobs ihn etwa eine Stunde lang warten ließ. Als er dann kam, habe sich Winterkorn entrüstet. Das war "Wiko" nicht gewohnt. Das empfand er als Demütigung. 

Jobs habe kein Wort auf Winterkorns Entrüstung geantwortet. Sondern kehrt gemacht und gegangen. 

In dem Moment war er also so wortkarg wie Winterkorns Ziehvater. Und womöglich hat er genau damit den richtigen Knopf gedrückt um ihn so richtig zu demütigen.

Denn auch Piech sprach nicht mehr als unbedingt nötig. Aber wer zu ihm "gebeten" wurde, bereitete sich darauf so akribisch vor wie beim ersten Bühnenauftritt in der Theatergruppe in der Schule. 

In der Sonderepisode seines Podcasts "Alte Schule", hat Karsten Arndt Aussagen seiner Interviewpartner, allesamt frühere Rennfahrer, über Piech zusammen getragen. Ist absolut hörenswert: Link

Es schärft das Bild des Genius, das man sich bis dato erarbeitet hat. Z. B. wird oft gesagt, Piech sei ein genialer Ingenieur gewesen, der den Porsche 917 und den Audi Quattro erfunden habe. Schaut man genauer hin, war es nicht immer Piech selbst, der etwas erfunden hatte. Aber er war jemand, der über das Lösungsportfolio seiner besten Ingenieure für potenzielle Probleme oder Entwicklungsziele genauestens kannte und sofort entschied, wenn er von einer Lösung für ein aufgetretenes Problem wusste. So ähnlich verfuhr auch Steve Jobs. Er hielt sich auf dem Laufenden und kombinierte. 

Natürlich war Ferdinand Piech auch Ingenieur und Erfinder. Man findet bei DEPATISNET 86 DE Schriften. Die erste Anmeldung erfolgte 1965, die letzte 2001.

Und vor allem ist Höchstleistung in der technischen Entwicklung oft Teamwork. Man braucht die Richtigen (die besten) um sich herum, wenn man sich über Zeichnungen und Bildschirme beugt. Anschließend will man nicht durch "Gremien" gehen müssen, um eine Entscheidung zu kriegen. Am besten gehört ein Mächtiger mit zum Team. 

So erzählt ein früherer Rennfahrer davon, die Bremse des Porsche 917 sei ihm zu weich gewesen. (Der Pedalweg sei für seine Körpergröße zu lang gewesen). Ansonsten sei er vom 917 aber begeistert gewesen. Er bekam einen Termin bei Piech und der gesamte Dialog habe aus folgenden Sätzen bestanden:
Piech: Die Bremse tut es immer noch nicht?
Kauhsen: Nee.
Piech: Ok.

Man wartet dann auf die Aufforderung, etwas näher auszuführen, warum und inwiefern. Doch die Sekretärin habe dann zu ihm gesagt: Es ist schon vorbei. Mehr redet er nicht.

Genau so reden, Leute in der Werkstatt oder im "Digital Lab", die einander vertrauen und ansonsten in ihre Arbeit vertieft sind. Das sind wir heute überhaupt nicht mehr gewohnt. Wir werden derzeit dazu erzogen, bei der Kommunikation auf "Gewaltfreiheit" zu achten und unseren Gegenübern "save spaces" anzubieten. Schon allein das Aufblicken vom Bildschirm, die Registrierung, wer da neben Dir steht, die Registrierung 'ah, ein Mitglied einer Minderheit, jetzt muss ich aber aufpassen, was ich sage' kostet Dich soviel Denk- und Gedächtnisleistung, dass Du ganz sicher aus Deinem Flow kommst. 

Mein Umgang damit ist, schnell zu lernen, wer in meinem Team die Guten sind. Und zu denen einen Draht aufzubauen, eine Vertrauensbasis, auf der man sich später keinen Kopp mehr machen muss, ob man etwas Falsches sagt. Denn dann lernt man: Auch Minderheiten machen Witze - über andere Minderheiten. Aber die Guten unter ihnen denken über Identität und so weiter gar nicht viel nach. Die wollen auch einfach nur vorankommen.

So gesehen ist dieser ganze Soziologenkram, der jetzt in die Konzerne gespült wird, vor allem eine Strategie, Spitzenleistungen zu kappen. Mit Bachelors of Art werden wir die Meisterleistungen der Vergangenheit ganz sicher nicht mehr hinbekommen.

Trotzdem bin ich froh, dass die Zeit der totalen Hierarchie vorbei ist. Angst ist kein guter Motivator. Ohne Angst waren nur die, die "es" geschafft hatten, dazu zu gehören. Angst war es, die zu Tricks verleitete. 

Dienstag, 3. September 2019

In der Boxengasse...

Während jedes agile Softwareprojekt heute mit der Frage nach dem "Wozu?" und der "Vision" (was wollen wir tun können?), und dazu alle Beteiligten in einem Raum zusammen kommen, läuft das mit der Anbindung an das Gesamtprodukt oft noch "Old School".

Dann kommen zwar alle zusammen. Aber Old School hat noch nie etwas davon gehört. Z. B. dass es hinter der eigenen Ziellinie "Freigabe Serie" noch weiter geht. Man kann nicht noch Fehler ausmerzen wollen, während das Band läuft. Man muss wissen: bevor das Band anläuft, kommt die Zulassung (oder halt nicht).

Aber auch umgekehrt: Habe ich nicht monatelang gepredigt, dass "die Hausaufgaben" (neudeutsch: Definitions of Done) wichtiger sind, als der vollständige Funktionsumfang? Nein, Herr Projektleiter, diese eine Premiumfunktion haben wir zum Serienanlauf nicht mehr reinbekommen. Dafür ist aber das, was Sie bekommen, vollumfänglich integriert, getestet und dokumentiert. Das werden Sie daran erkennen, dass die nächsten Releases schneller kommen als gewohnt. Denn: Wir haben es nicht nur "irgendwie hinbekommen", sondern wir haben geliefert.

Was? Nein, als Feuerlöschhelden betrachten wir uns auch gar nicht. Uns genügt es, jede Nacht gut schlafen zu können. Ja, kann sein, dass das früher anders war.

Aber auch umgekehrt: Es dreht sich im Auto nicht alles um Software. Da sind auch noch mechanische Bauteile.. Und am Ende muss das wie gesagt erfolgreich durch die Instanzen gehen. Und zwar rechtzeitig. Also: jeder Sprint und jeder Meilenstein endet mit: Integriert, getestet, dokumentiert. Und der Systemarchitekt muss nicken.

Tja. Und nur nebenbei: Müssen wir uns wirklich dieses Rennen gegen die Smartphonehersteller liefern? Sollten wir uns nicht auf das konzentrieren, was wir am besten kennen und können? Wie, ach so: die Strategie sieht vor, das alles wegzuschmeißen. Wieso nennt Ihr das Strategie? Ach so, Berater. Ja, ist immer gut, alles auf einmal über Bord zu werfen und 1.000 neue Dinge gleichzeitig anzufangen. Und dabei nicht zu merken, wo man sich selbst widerspricht.

Vom emissionsfreien Elektroauto reden, und das meiste Geld mit SUV's verdienen. Von Nachhaltigkeit reden und selbst den sog. klimaneutralen Fußabdruck um ein Vielfaches übertreffen. Aus "Gründen". Und das alles für einen Hype.

Fiat Chrysler, FCA, z. B. die mache da gar nichts. Die haben ein paar Teslaaktien gekauft. Irgendein Italiener hatte da in Brüssel rein verhandelt, dass man sich entweder verausgaben muss oder ein paar Aktien kauft. Genau so wie sie rein verhandelten, dass jede Variante einzeln zugelassen werden muss. Ist reiner Zufall, dass das vor allem die Hersteller trifft, die von Variantenvielfalt leben.

Nee, da muss man nicht mitverhandeln. Es reicht, denn erzeugten Druck nach innen weiterzugeben. Die machen das schon, die deutschen Ingenieure. Ja, die sind ansonsten die Deppen der Nation, aber wenn es darum geht, Schaden vom Wohlstand abzuwenden, dann zitiert Ihr sie gerne herbei. Egal ob Ihr Konzernjuristen seid, oder Annelenas aus dem Grünen Vorstand (oder beides!).

Wichtig, Strategen, ist: Man muss die Buzzwords parat haben. Nicht verstehen. Und schon gar nicht realisieren müssen.

Das gute, Strategen, ist: Bald wird für solche Späße kein Geld mehr da sein. Dann werden wir uns wieder auf das Wesentliche besinnen.

Mittwoch, 21. August 2019

Die letzten Sommertage

Mitte, Ende August wird man sich der Endlichkeit des Sommers bewusst. Nochmal genießen, im See zu baden und sich von der Sonne trocknen zu lassen. Barfuß laufen, im Hier und Jetzt leben. Aber nur am Wochenende. Urlaub und Ferien sind vorbei. Die Tage werden wieder kürzer, auf dem Weg zur Arbeit lange Schatten. Schräge Sonnenstrahlen fluten den Büroflur. Ja, es geht uns gut. Aber wir wissen: nicht mehr lange. Nein, das hat nichts mit Pessimismus oder Abgehängt sein zu tun. Sondern mit Lebenserfahrung und Wissen.

In den Ubahnschächten ist es noch warm, auch wenn es nachts schon richtig kühl wird. So wie Hermann Hesse sich auf mondlosen Heimwegen am Temperaturprofil der Landschaft orientierte, könnte ich das mit unserer Wohnung, Straßenecken, Ubahntreppen, Bahnhöfen und nicht klimatisierten Zugabteilungen in diesen Tagen in Berlin tun.

Es liegt vielleicht an meinem Alter, dass ich nun diese Jahreszeit besonders bewusst erlebe. Aus dem Frühling einen Sommer gemacht. Doch kaum verstanden und zu nutzen gelernt schon auf dem Höhepunkt, bzw. dem Wendepunkt, sein.

Schon bald muss man am Wochenende wieder die lange Hose einpacken, wenn man nachts im Garten stehen und den Himmel fotografieren will. Fängt man wieder an, mit der Wärme in der Datsche hauszuhalten. Türen und Fenster schließen, und nur zum Lüften öffnen. Die Rentner packen ein, nur die Alteingesessenen bleiben im Dorf. Auch diese Einsamkeit kann nett sein.

Wir haben die Unterwasserkamera in die Fotoentwicklung gegeben. Bin gespannt was draus geworden ist, aus den Fotos an der Wasserkante. Unten die Fische, oben die Hausboote und Stehpaddler. Gerade waren wir noch im Wasser, schon sitzen wir im ICE.

Montag, 19. August 2019

Zeitmanagement in einem Satz

Wer das Gefühl hat, zu wenig Zeit zu haben - im Beruf, in Politik oder privat- dem gebe ich diesen einen Rat:

Streiche alles raus, was keinen unmittelbaren Bezug zu Deinem Leben hat. 

Vor allem: kämpfe nicht den Kampf der anderen, z. B. weil die sich zu fein sind.

Beispiele:

  • Unzufriedene CDU-Delegierte (zu feige, Merkel und AKK die Stirn zu bieten).
  • Feuerwehrmänner und Rettungskräfte (steigt Euren Dienstherren aufs Dach!).
  • Frauen, Queren etc. (nie waren sie so frei wie heute, aber auch nie so nervig. Es gibt im Westen keine Unterdrückten mehr, außer der Mehrheit).
  • An Chinesen verratene Belegschaften, die Kritik an der naiven "Offener-Markt" Politik gegenüber China als Rassismus und Nationalismus abtaten.
  • Angestellte von abstürzenden Autozulieferern (habt Ihr Merkel gewählt und die IGM BR's?).
  • Abgezockte Sparer (Kritik an der Eurorettung hattet Ihr als Hass verteufelt).
  • Opfer von Migrantengewalt und deren Hinterbliebene (Eure Trauer galt den Tätern).
  • Zentralräte, die sich mit Tätern solidarisieren.
Usw.

Also: Keine Hauptstromnachrichten mehr schauen. Nicht hinhören, wenn die anderen nach fünf Jahren entdecken, "dass nicht alles falsch war, wovor die Kritiker damals gewarnt hatten".

Wer zu langsam denkt (oder gar nicht), den bestraft das Leben.

Wir werden Euch nicht retten. Wir planen unseren Plan B aus.

Dienstag, 13. August 2019

Die nächste Fahrt geht rückwärts

Wir müssen jetzt wieder hellhörig werden, wenn es um Finanzen und Wirtschaft geht. Juncker und Merkel waren bei der Abwrackung ("Modernisierung") Deutschlands ja ganz gut vorangekommen: Bayer hat sich mit Monsanto verhoben und die Glyphosatklage am Hals (befeuert von Grünen ohne Berufsabschluss). Daimler und VW die Diesel"Thematik". Thyssen-Krupp kann seine Stromrechnungen bald nicht mehr bezahlen. Deutsche und Commerzbank sind gegen Draghi machtlos.
Einige DAX Chefs sind auf Regierungslinie eingeschwenkt und für die sehe ich besonders schwarz. Man schaue sich nur Apple an: Seitdem dort mit Jim Cook der Mann, der aus dem Regenbogen kam, regiert, geht es auch dort abwärts.

Ja, und der Goldpreis ist wieder angesprungen.

Und wer soll laut Medien Schuld sein an allem: Donald Trump.

Da deutsche Politiker bis heute keine Ahnung von Wirtschaft, Handel und Finanzen haben, haben sie kein Problem damit, mal gegen Freihandel und dann gegen Zölle zu sein. D. h. eigentlich sind sie ja nur für Zölle auf unsere Produkte. Fremde Produkte bezollen wir ganz ungeniert.

Aber eines ließ mich jetzt doch aufhorchen: Hubertus Heil begründet seine "flankierenden Maßnahmen" (geförderte Weiterbildung bei Kurzarbeit, die DGB Seminarräume brauchen neuen Umsatz) damit, dass uns weit mehr als eine konjunkturelle Abkühlung bevorstehe: der Krisenfall.

Gleichzeitig lief das Gesetz gegen unruhig werdende Kleinanleger... pardon: Geldwäsche. Ab 2.000€ Barkauf von Gold kann der Händler jetzt Meldung bei der FIU (Financial Intelligence Unit) machen, wenn ihm der Käufer spanisch vorkommt. Auch Immobilienmakler sollen jetzt mehr horchen und gucken. Ich glaube zwar nicht, dass das Kalkül aufgeht, denn damit würden diese Berufsgruppen ja auf Geschäft verzichten. Warum sollen sie den Ermittlungsbehörden die Arbeit abnehmen?

Aber allgemein wird es schwerer, den Entwertungskampagnen der EU zu entkommen. Insbesondere wenn man EUROs in Sachwerte tauschen will, solange man noch etwas dafür bekommt. Klar, das kann man Geldwäsche nennen. Auch Ganoven müssen so langsam überlegen, wo sie bleiben. Aber halt nicht nur Ganoven.

Und es war Kaiser Wilhelm, der den Leuten den Besitz und das Vergraben von Gold im Garten verbot. Und es waren nur diejenigen, die gegen dieses Gesetz verstießen, die die Hyperinflation überstanden. Ich sag's nur.

Mittwoch, 7. August 2019

LaGa 2019 in Wittstock / Dosse

Blühende Landschaften - doch es gibt sie im Osten. Wir waren in Wittstock an der Dosse im nordwestlichen Brandenburg. An einem Tag, nachdem es geregnet hatte (doch, im Sommer 2019 hat es mehrmals geregnet). Das war nicht zum Schaden der Blüten. Es hat uns gut gefallen. Diese Gartenschauen sind fast immer eine Augenweide. Und man nimmt ein paar Ideen für den eigenen Garten mit. Allerdings behielten die Gartenkünstler von Wittstock ihre Geheimnisse so gut es ging für sich. Mit Beschriftungen der Beete war da nichts.

Apropos Beschriftungen: Es war eine intelligente des Brandenburger Verkehrsministers, ausgerechnet zur Gartenschau die wichtigsten Bundesstraßen in Richtung Wittstock gleichzeitig aufzureißen. Und statt Umleitungen eine Art Schnitzeljagd zu veranstalten. Wir fuhren durch Wälder und irgendwann hatten wir die Wahl zwischen einem Betriebsgelände und einer Sackgasse "Ohne Wendemöglichkeit für LKW". Na, welche Wahl war wohl die richtige...? Richtig - wie so oft in Brandenburg muss man sich einfach trauen, in die Sackgasse zu fahren.

Der Sommer ist schon weit in der zweiten Halbzeit, zeit die Fotos zu zeigen. Das erste zeigt die Dosse. Das zweite den Bahnhof. Danach folgten wir einfach der alten Stadtmauer, denn die LaGa war geschickt außen um die Mauer herum bepflanzt. So nutzt man die Gelegenheit, um seine Stadt dauerhaft zu verschönern :-)

Die Fotos habe ich mit meiner Olympus OM-D und einer lichtstarken Festbrennweite (17mm, f1.8) gemacht.

(Link zur LaGa)











Dienstag, 6. August 2019

Lähmschichten im Scrum

Wohin nur mit all diesen angststarren mittleren Managern? Selbst wenn Du ein funktionierendes "Scaled Agile" Projekt am Laufen hast, und transparent berichten willst, was funktioniert und was nicht - dann grätschen Dir die kleinen Fürsten dazwischen und verschleiern wieder die Fakten. Das alte Denken, bei dem man darauf hofft, dass andere System-, Modul- oder Funktionsverantwortliche zuerst das Handtuch werfen, damit man es selbst nicht tun muss, sitzt so tief wie zu Kaiser Wilhelms Zeiten. Normalerweise solltest Du die Stände aller Teilprojekte transparent auf dem Wiki lesen können.

Aber wozu, so fragen untere und mittlere Leitende, "wozu haben wir denn das Rechtemanagement", wenn nicht dazu, den technisch abhängigen Kollegen die Sicht auf den Stand zu versperren?

Dazu kommt: Wenn man zu viele Schichten Lähmschicht hat, dann bekommt das Topmanagement nichts mehr davon mit - und engagiert Unternehmensberater (!). Die beherrschen dann auch beides: Die Wahrheit, und das was das Topmanagement hören will...

So wird das nichts werden. Die Transformation wird nicht ohne Ruppigkeiten und Regelverstöße ablaufen. Aber auch da hat man ja vorgesorgt, indem man ein Meldesystem installiert hat, in dem man anonym sofort pfeifen kann, wenn einem etwas nicht passt. Super.

Bin etwas skeptisch. Andererseits, andere Großunternehmen haben die Kurve auch schon mal gekriegt.

Donnerstag, 1. August 2019

Berufliche Nationalmannschaft

Ich werde nicht klüger. Die anderen werden dümmer. So jedenfalls ist meine subjektive Wahrnehmung des beruflichen Zeitverlaufs. Nach über 20 Jahren im Beruf, mit all dem erlernten Wissen, von dem ich manches verwerfen musste, das meiste aber weiterentwickeln konnte. Nach so vielen Kontakten - die meisten nur für ein Projekt, mit summiert vielleicht 10 - 20 Stunden- vielen aber auch tiefer, und wenigen sogar über 20 Jahre beständig, komme ich zu dem Schluss:

Wenn Du Glück hast, lernst Du im Berufsleben so viele kennen, dass Du eine "Nationalmannschaft" mit ihnen nominieren könntest. Mehr werden es nicht. Aus Stromversorger- Zeiten fallen mir 3 ein.
Aus IT-Beraterzeiten sind es vielleicht 5. Aus meinem Intermezzo im Digital Lab ist es das gesamte Führungsteam. Und in meinem gegenwärtigen Job zwischen 5 und 10, sagen wir 7.

In mehreren Stationen habe ich überhaupt niemanden kennen gelernt, dem ich bis heute nachtrauere. Dort habe ich nur Methoden- oder Ingenieurswissen mitgenommen - immerhin.

Von meinen früheren Vorgesetzten würde ich meinen 1. Chef nominieren. Er hat mich auch persönlich sehr geprägt und manche seiner Lehrsätze und Feedbacks stehen bei mir immer noch hinter den Ohren. (Vielleicht ist das bei ersten Chefs immer so, wie bei der ersten Liebe ;-).
Danach kamen mehrere, die mich machen ließen - die mir vertrauten, denen ich lieferte, und die mir immer mehr Freiheit gaben. Das ist schon viel.

Je älter ich werde, desto intoleranter werde ich gegenüber Flachpfeifen. Am schlimmsten sind diese "Mischungen aus Arsch und Pfeife" - um mal einen früheren GF zu zitieren ;-).

Über die Jahre ist vieles auch boulevardisiert worden, so wie politische Talkshows und zuletzt auch Nachrichtensender im Radio. Gefühl hat den Verstand ersetzt, Moral das Argument. Das gilt inzwischen leider auch für die Berufswelt. Die intrigante Energie von ambitionierten Leuten mit hohem Versagensbewusstsein darf man nie unterschätzen. Insbesondere die, die ihren Eltern noch unbedingt beweisen müssen, dass sie "es" können. Auch wen "es" etwas ist, was sie weder können noch wollen. (Auf einer Geburtstagsfeier stellte mir mal der Vater eines Freundes seinen anderen Sohn mit den Worten vor: "Er ist auch mein Sohn, aber keine Führungskraft.").

Diesen Leuten kommt das Zeitalter der "Compliance" -also der Denunziation- sehr zupass. Sie brauchen nur darauf zu lauern, oder zu provozieren, dass die Aktiven einen Fehler machen, dann sind jene weg vom Fenster und sie kommen zum Zug. Gerne auch aus der Rolle eines Opfers, das jetzt mal allen zeigt, was es kann.. Compliance hat den Vorteil, dass man es dezentral organisieren kann. Wie bei der Stasi: Man muss nicht selbst alles kontrollieren und spart Geld. Man kann darauf vertrauen, dass andere "Meldung machen". Aus den Meldungen pickt man dann die, die man eh loswerden wollte. Den anderen gewährt man Gnade und erntet Dankbarkeit und Konformität bis zur Rente.

Vertraue niemand den Erzählungen, dass hier alles so schön bunt und divers sei. Und die Mitarbeiter "unseres wichtigstes Kapital".

Mit der Nationalmannschaft würde man aber immer wieder losziehen. Auch wenn die sich natürlich auch weiter entwickeln. Kinder kriegen, Häuser bauen, abhängiger werden und deshalb vorsichtiger. Aber sie haben mal bewiesen, wie sie ticken, auch als Stress aufkam. Und mit ihnen gibt es auf dem Spielfeld blindes Spielverständnis. Bei allen anderen ist es vergebene Liebesmüh. Es ist eigentlich leicht, Lehrbücher zu schreiben und Leute zu coachen. Man kann immer mit den best möglichen Bedingungen argumentieren, und "dann sollte das so funktionieren". Tut es mit den meisten aber nicht.

Unzureichende Intelligenz, Angststarre, Verlustängste, Geltungssucht, Missgunst - mit solchen Leuten, sollte man gar nicht erst anfangen. In den Telefonkonferenzen erkennt man sie daran, dass es für sie immer wortreich "okay" ist, wenn man heute nicht weiterkommt, weil die da oben noch nicht alles Kleingedruckte schriftlich bezeugt haben. Und die dann von ihrer eigenen Zwergengröße auf alle anderen schließen und vor allem gegen jene schießen, die jetzt mal etwas entscheiden wollen, obwohl sie doch... ha haaa... gar keinen Rang haben!

Wenn ich so denke, graut mir jetzt schon vor Montag. Aber es gibt auch die wenigen Guten, auf die man sich ein bisschen freut.

Mittwoch, 31. Juli 2019

Sternspuren

Wenn die Hochsommertage die Versprechen Hermann Hesses einlösen, wenn also die Juliwärme die Zeit still stehen lässt. Wenn durch die flirrende Luft  nur das Kurze Rauschen des Teichbrunnens und der Pappeln zu uns dringt und das Lachen der Kinder auf dem See, dann erst entspanne ich mich. Denn ich versäume nichts, wenn ich einfach nur hier liege. Niemand tut etwas, wir halten unter dem Sonnenhut Siesta.

Aber wenn die Sonne den Himmel leer gebrannt hat, dann kehren mir abends die Lebensgeister zurück. Meine Frau bereitet die „Happy Hour“ vor und ich überlege auf meiner Liege, ob ich heute Nacht die Milchstraße oder Sternenkreise forografieren will. Denn es wird eine sternenklare Nacht werden.

Und so denke ich, im Juli werde ich Sternenkreise aufnehmen. Denn im August locken die Sternschnuppen der Perseiden. Und nichts ziert eine Aufnahme der Milchstraßenwolke mehr, als quer durch sie hindurch fallende Linien der Sternschnuppen. Es sind die Zeugnisse der Rastlosen, derjenigen, die die Erhabenheit der Galaxie durch Erleben erfassen wollen. Während mir hier unten der Anblick des gesamten Schauspiels erhaben genug ist.,

Was Eichendorf mit den hoch schlingenden Kreisen der Sterne meinte, macht meine Olympuskamera für jeden sichtbar: die Sterne ziehen eine Kreisbahn um den Polarstern (natürlich nur scheinbar). Ich muss mich als Fotograf nur um die manuell einzustellende Blende, Lichtstärke und Temperaturfarbe kümmern. Und den Fokus rechtzeitig auf das entfernteste Ziel einstellen, solange es am Horizont noch Konturen gibt.
Die Lichtspur selbst erzeugt die Kameraelektronik, indem sie die Differenzen zwanzigsekündiger Aufnahmen zum Bild hinzufügt. Ich könnte auch eine andere Dauer wählen, aber 20s haben sich bewährt.

Wer Sternspuren zum ersten Mal betrachtet, mag um so beeindruckter sein, je vollständiger die Kreisbahnen sind. Hat man aber im Vordergrund irdische Motive, z. B. Häuser mit beleuchteten Fenstern, so  haben auch Trajektorien eines Sternenhagels ihren Reiz. Da das Display der Kamera das sich entwickelnde Bild zeigt, kann ich frei entscheiden, bei welcher Strichlänge ich die Aufnahme beende.

Meine erste kreative Frage geht also richtig Komposition, d. h. Kamerastandort und Blickwinkel. Diesen sollte man noch im Hellen wählen, denn wenn die Kamera erst mal konfiguriert ist, hilft einem der Liveview nicht.

Heute entscheide ich mich tatsächlich für die Häuser als Kulisse, denn der Nachbar schaut noch Fernsehen und seine Fenster sind beleuchtet :-). Danach richte ich „die Bodenstation“ in unserem Wohnzimmer ein, so dass auch unser Fenster Licht gibt. Und dass im Radio oder Fernsehen ein Programm läuft, zu dem man während der Langzeitbelichtungen zurückkehren kann.

Doch heute kehre ich kaum zurück. Denn es rauscht ein warmer Nachtwind über den See und durch die Pappeln. Nachdem ich die Aufnahme ausgelöst habe, erkunde ich den Himmel und den Horizont. Def Film „Apollo 11“, den wir am Mittwoch im Zoo Palast gesehen hatten, wirkt noch immer in mir. Diese manifest gewordene Verbundenheit zwischen Himmel und Erde. Das Wissen, dass ich nicht der einzige Sternenbegeisterte bin, aber es am liebsten allein genieße, weil es beim Anblick des Kosmos nicht viel zu sagen gibt. Nur zu denken und zu wissen.

Direkt über mir im Zenit das „Sommerdreieck“ mit der Leyer. Es ist DAS Sommersymbol aller Sternenfreunde. Es markiert das eine Ende des Milchstraßenbandes. Wenn das Auge das wolkenartige Gebilde erfasst hat, folgt es ihm Richtung Südwesten bis zum Horizont. Und trifft dort oft auf ziehende Planeten. Zur Zeit sehen wir dort Jupiter als hellen Abendstern. In anderen Monaten auch Mars oder Saturn, morgens manchmal auch die Venus. Warum im Süden? Weil die Planeten mit der Erde auf einer Ebene liegen und wir tendenziell in Richtung dieser Ebene, in der auch die Sonne selbst liegt, schauen müssen. Also Richtung Äquator, also Richtung Süden - vereinfacht gesprochen.

Über dem Südosthorizont, also über der beleuchteten Marina unseres Sees, liegt ein schwacher Lichtschein. Er kündet von beiden, den dahinter liegenden Kleinstädten und dem aufziehenden Mond. Heute überwiegen aber die Städte, denn wir laufen Richtung Neumond.

Inzwischen sehe ich auf dem Kameradisplay erste Sternspuren. Noch so kurz wie verwackelte Sternpunkte, aber schon deutlich genug, um alle Trajektorienanätze erkennen zu können.

Wenn mich auf der Arbeit mal wieder jemand nach dem Wesen einer Produktvision fragen wird, werde ich ihn auf John F. Kennedy‘s Rede 1962  in Houston verweisen. Danach wussten alle Beteiligten buchstäblich, wohin die Reise gehen sollte. Und konnten sich ableiten, welche Beiträge sie dazu leisten sollten.

Schaue in den Nachthimmel und spüre die Faszination. Und kümmere dich nicht um die, die da gar nichts empfinden. Du wirst sie nicht inspirieren können.

Ein Lichtpunkt zieht über den Himmel. Ist es ein Flugzeug, ein Satellit oder die ISS Raumstation? Als es über mir ist, höre ich Geräusche und der Lichtpunkt wird schwächer. Es war ein Flugzeug, das in Berlin gestartet war.

Die ISS fasziniert mich nicht so wie die NASA-Missionen. Und Astro-Alex ist für mich keine Inspiration. Er verkörpert in meinen Augen den Typus konformer Weltraumverwalter der ESA-Wissenschaftsbürokraten. Weder die nüchterne Seriösität eines Ulf Merbold, noch die Emphase der Apollo 11 Astronauten. Stattdessen moralische Imperative und projizierte Schuldgefühle, die dem deutschen Zeitgeist entsprechen. Aber alles in Doppelmoral, denn so wie Konzernvorstände und Bundestagsabgeordnete leisten sich auch Astronauten einen überdurchnittlichen CO2-Fusabdruck und haben allerlei Ausreden parat.

Also nein, an ESA und Alex denke ich nicht, als ich auf mein Display schaue und denke: diese Sternenhagel scheinen auf unsere Häuser nieder zu gehen. Ein interessantes Motiv. Ich beschließe, die Aufnahme jetzt zu beenden. Die Kamera fährt noch eine Routine, indem sie das Foto kompiliert und das Rauschen reduziert. (Rauschreduzierung ist das Gegenteil von Sternenspuren: Man subtrahiert den Unterschied - hier den zwischen geöffneter und geschlossener Blende.)

Meine heutige „Mission“ ist beendet. Die Grillen zirpen, die Frösche quäken, die Pappeln rauschen. Das Kontrollbimd sieht gut aus. Ich nehme das Stativ in die Hand und gehe zurück in die „Bodenstation“. Ich schalte das Radio und das Licht aus. Stille. Dunkelheit.


Montag, 22. Juli 2019

„Apollo 11“ Gastrezension von David

Gastautor David hat den Film „Apollo 11“ von Todd Douglas Miller im Kino gesehen und seine Begeisterung und nachfolgenden Reflektionen in Worte gefasst:

Danke, David!


„Wir haben heute den Film "Apollo 11" gesehen. Ich war mir sicher, daß er beeindruckend sein würde, aber das stimmt nicht - er war grandios, einer der besten Filme, die ich je gesehen habe.


Das Kino war sehr gut besucht, zu meiner großen Überraschung. Das Publikum war gemischt, natürlich jede Menge alter, weißer Männer, aber auch Frauen und sogar junge Leute. Der Film selbst - mit mächtigem Sound, deutsch untertitelt - zeichnet die komplette Mondmission nach. Es wurden Fotos und Filme gezeigt, die wohl überhaupt erstmalig zu sehen waren. Die Qualität der Bilder war oft sehr gut, manchmal natürlich auch bescheidener - aber das machte gar nichts. Die Mission selbst wurde mit Grafiken erläutert, so daß jeder verstehen konnte, worum es ging.

Die Dokumentation vermittelte natürlich einerseits, was vor 50 Jahren geschah. Man sieht die Vorbereitungen zum Start, die hochgespannten Interessen des breiten Publikums, die Nervosität der Beteiligten, und man hört den Funkverkehr, sehr interessant. Es wird u.a. beschrieben, wie eine Panne nahezu in den letzten Minuten der Startsequenz beseitigt wurde - die Astronauten waren schon in der Kapsel, als das Reparaturteam auf halber Höhe noch Bolzen nachziehen mußte. Es kommt neben der unglaublichen Spannung auch die Professionalität aller Beteiligten beim Zuschauer an. Ferner erkennt man den ungeheuren Aufwand, der zu treiben war, und man erhält eine vage Vorstellungen von den vielen Sicherheitsmaßnahmen.

Und dann der Start: Er wird sehr ausführlich gezeigt, ganz lange. Das ist so was von beeindruckend, unglaublich! Wenn die Motoren angelassen werden und feuern - und sich zunächst nichts bewegt (ich war fast versucht, die Daumen zu drücken!), bis sich schließlich der Koloß laaangsam in Bewegung setzte, immer schneller wurde, Stufentrennung, Erleichterung beim Zuschauer. Wahnsinn.

Dann die weitere Dokumentation des Fluges mit seinen Entscheidungspunkten und Ereignissen, Andockmanöver, alles ganz plastisch, und man erahnt die Schwierigkeiten solcher Manöver. Dann das "Einbiegen" auf die Mondumlaufbahn, Funkschatten, Warten und Hoffen - da meldet sich das Raumschiff wieder. Mondlandung, in ganz vielen Einzelheiten. Der berühmte Satz von Armstrong. Und dann die Breitwandtotale über die Mondoberfläche, hochaufgelöst, lange gezeigt, ist das vielleicht beeindruckend. Anschließend einiges zu den Aufgaben der Astronauten und immer wieder interessante Einzelheiten. (Fast) als wäre man dabei...

Der Rückflug, das Andocken an das Hauptmodul, der Rückflug. Dann das Eintauchmanöver in die Erdatmosphäre: Hier erhält man einen Eindruck von der ungeheuren Rückkehrgeschwindigkeit, sieht die ionisierte Luft um die Kapsel wabern, bis schließlich die Geschwindigkeit hinreichend verringert ist, die Fallschirm rauskommen - und Punktlandung. Wow!

Die abschließenden Bildern zeigen noch Ergänzendes, die Quarantäne, nochmals Kennedys Ankündigung aus dem Jahr 1961, eine Würdigung des gesamten Ereignisses, (wunderbar) pathetisch.

Es haut einen vom Hocker, all das zu sehen. Und ich bin mir sicher, es würde Dir  genauso gefallen!

Jetzt gerade sehe ich einen Artikel:

50 Jahre Mondlandung: Der Zenit der Menschheit
http://apollo-news.net/50-jahre-mondlandung-der-zenit-der-menschheit/

Da steht als Schlußsatz: "
Der Westen muß erst mal wieder technologisch da ankommen, wo er 1969 war.  Dann wäre es Zeit für den nächsten großen Schritt für die Menschheit! Der Mars wartet." Das stimmt mit Gewißheit. Was aber dazu kommen muß, ist die entsprechende Einstellung der Menschen, ihr Wille, die "Grenzen" weiter hinauszuschieben. Daran jedoch hapert es aus meiner Sicht. Wie will man mit X, Y, Z-Generationen noch etwas reißen? Für die "keine Ahnung" eine Lebensmaxime geworden ist? Die von Work-Life-Balance faseln, vom süßen Nichtstun. antriebslos, ohne Ehrgeiz, ohne Wissen, in "Klimaangst". Würden wir ein solches Unternehmen wie "Apollo 11" heute nochmals gebacken bekommen? In Deutschland mit Sicherheit nicht, die Zeiten sind vorbei. Bei den Chinesen, den Israelis, den Indern möglicherweise ja. Den USA? Ich glaube, daß auch dort der Zerfallsprozeß schon zu weit vorangeschritten ist. Rußland? Möglicherweise. Vielleicht hat die Menschheit wirklich ihren Zenit überschritten?

In einer irrsinnig gewordenen Welt fehlt die breite Begeisterung der "Massen". Wenn da die Geschlechter gezählt werden, die Staaten, die Potentiale gehabt hätten, sich bis zum Ersaufen vollaufen lassen von kulturell und sozial noch fast in der Steinzeit lebenden sowie lebenslang völlig ungebildeten Massen - dann wird so etwas unmöglich sein bzw. werden. Der Pfad bergab ist vorgezeichnet, runter vom Zenit.
Im Film sah man ganz viele junge und alte weiße Männer. Beeindruckend. Das waren die Protagonisten, die Treiber, die Macher. Die haben das möglich gemacht, einige mit größtmöglichem Einsatz. Man spürte die positive Einstellung der vielen, vielen Beteiligten, ihren Ehrgeiz, ihren unbändigen Willen. Beeindruckend.