Die vergangene Woche war voller Probefahrten. Unter der Woche: dienstlich begründet. Am Samstag: Privater Spaß.
Am Lausitzring fand am Samstag der Porsche Sports Cup statt. Unter den Fahrern u.a. Sohnemann Wendelin Wiedeking junior.
Der Porsche Vertrieb nutzte das Rennen für einen Kundenevent der besonderen Art: Fahrertag für Kunden aus Berlin, Potsdam und Cottbus. Einen halben Tag die neu gepflegten Modelle mal Probe fahren. Und sich danach dem Bundesligastart widmen. Ich dachte: Was will man mehr?! Also, Wecker auf sechs Uhr gestellt - früh raus zum Lausitzring.
Porsche hat vor kurzem die Leistungen aller Modelle gesteigert, die Verbräuche gesenkt und LED-Leuchten verbaut. Die Basismodelle verbrauchen jetzt nach dem Neuen Europäischen Fahrzyklus weniger als 10 Liter pro 100km. Dies gelang mit Hilfe der neuen Direkteinspritzung und variabler Ventilgänge. Das beruhigt das Gewissen.
Ich war schon lange neugierig auf den neuen Boxster, den ich bis jetzt nur als Beifahrer kannte. Der Automechaniker meines Vertrauens am Flughafen Tempelhof fährt auch einen Boxster. Ich sehe ihn öfter. Und wie Ex-Kollege Sirko mal sagte: "Wir beginnen zu begehren, was wir täglich sehen." Bei mir reichten dafür die Werkstatttermine alle paar Monate..
Man kennt Roadster. Und manch einer kennt es, dass das, was einem gefällt, nicht passt. Z.B. ein Mazda MX 5. Das erste mal im MX5 war wie die Anprobe eines italienischen Designeranzuges. Ich fuhr 1998 und '99 zwei Sommer lang täglich mit dem MX5 zu meinem RWE-Callcenterprojekt in Brühl. Die kurvenreiche A3 macht Spaß. Aber der Wagen war zu klein. Man ärgert sich solange über die provozierend schmal geschnittenen Modelle bis man sie hängen bzw. stehen lässt. Dann sagt der Verkäufer: "Probierense doch mal nen Porsche. Der passt bestimmt." Und genau so war es dann, als mich ein Ex-Kollege in Stuttgart mal zum Flughafen brachte. Und sobald die Größe stimmt, kann man sich aufs Wesentliche konzentrieren.
Es geht um die Art sich auf etwas zu oder von etwas weg zu bewegen und dabei Sonne und Fahrtwind zu spüren. Sei es die tgliche Fahrt zum Projekt, die letzte Rückfahrt vom alten Büro, die Fahrt in den Sonnenuntergang an Havel oder Lago Maggiore. Oder zum Bergrennen zwischen Linthal und Klausenpass.
Foto: Porsche-Werbung
Der Boxster
Also testeten wir am Samstag zuerst den Boxster. Einsteigen. Das Zündschloss ist links, die Handbremse rechts. Man passt gut rein, aber ich hatte ihn eigentlich geräumiger in Erinnerung. Jetzt starten: Röhrr. Durch die Fußgänger des Fahrerlagers schlängeln. Durch den Tunnel unter der Ostkurve und auf die Landstraße. Die Sonne scheint, Hochsommer, 32°C. Es ist herrlich, offen zu fahren. Dann auf die Autobahn A13. Man ist im Nu auf 100 und ich würde ihn gerne gleich ausfahren. Aber der Fahrtwind ist nur bis Tempo 120 auszuhalten. Also fahren wir am nächsten Parkplatz gleich wieder runter und schließen das Heck. Sowas geht heute vollautmatisch. Man muss nicht einmal still stehen dafür. Dach zu und gleich wieder rauf auf die Bahn. Gas. Der Boxster beschleunigt, ich schalte durch die sechs Gänge. Im unteren Bereich merkt man, dass der Boxster mit 255 PS zwar ordentlich, aber nicht übermäßig motorisiert ist. Erst ab Tempo 150 fängt die Beschleunigung an, Spass zu machen. Dann setzt das Porschegefühl ein. Heidewizka! Kaum haben wir uns dran gewöhnt, kommt die geplante Ausfahrt. Cruisen über Land ist angesagt. Brandenburgs Landstraßen sind schmal und rauh. Man braucht hier kein Sportfahrwerk. Wir fahren langsam, um das Verdeck wieder zu öffnen. Wir cruisen durch die Dörfer der Lausitz. Der Boxster wirkt etwas zu groß, um ganz entspannt zu sein. Vorne und hinten hat man viel Karosserie, die man nicht ganz überblickt. Es macht Spaß. Aber die Sensation bleibt aus, ehrlich gesagt. Wir biegen ab auf den Lausitzring. Man kann sich an den Boxster gewöhnen. Aber geflasht hat er uns nicht.
Der Cayenne Diesel
Als wir zurückkamen, waren alle anderen spannenden Modelle unterwegs: Die 911 Carreras und Cabrios. Die Cayenne standen dafür unbenutzt in der Sonne. Naja. Cayenne braucht man nicht, will keiner mehr, dachte ich. Aber interessant wäre mal, wie sich der neue Sechszylinder Diesel fährt. Soll ja der Geheimtip der Saison sein: Besonders sparsam und der günstigste Listenpreis, den Porsche im Angebot hat. Wir steigen ein. Mann, wir steigen auf, würde es genauer treffen. Wie ein LKW, oder Traktor. Und dermaßen geräumig! Alles um einen herum ist Platz. Wir bekommen die Fahrwerkwechseloptionen erklärt und all das andere Pipapo, von dem ich mich frage, um wieviel günstiger ein Porsche ohne all das sein könnte. Nur die Klimaanlage braucht man bei der Hitze. Für den Cayenne gibt es auch ein Panoramadach mit quasi drei Schiebedächer hintereinander.
Wir machen uns auf Richtung Autobahn. Wie schnell ist der Diesel? Und wie werden sich die über 500 Nm Drehmoment anfühlen, die uns bei der Einweisung verkündet wurden?
Und tatsächlich: Der Diesel mit seinen 260 PS beschleunigt aus dem Stand wie nix. Automatikgetriebe: Kickdown, und es geht ab! Das PDK schaltet in Millisekunden durch die Gänge. Aber bei Tempo 220 ist dann allmählich Schluss. Aber mehr brauchen wir eigentlich nicht, weil dieser Cayenne eher zum Cruisen anregt. Also runter von der Autobahn, rauf auf die Holperstrecken. Und hier spielt der Cayenne seine Stärken aus: Musik an, und jetzt mal ganz gemütlich und dennoch zügig. Der Cayenne macht Spaß: Die Rallye Brandenburg ist das Metier des Cayenne. Hier braucht man zuverlässige Technik, viel Raum und ein bisschen Komfort. Sehr praktisch ist z.B. die Autoholdfunktionen, die einen am Hand automatisch festhält, bis man wieder anfährt. Wir sind begeistert und hätten Lust, mit dem Cayenne Diesel in Urlaub zu fahren. Mit diesem Teil sind sowohl Sommer- als auch Winterurlaub sicher der reine Spaß.
Der 911er
Das beste zum Schluss, dachten wir: Jetzt noch einen 911er Targa testen. Die Basismotorisierung, wenn man die hier so nennen darf, leistet 345 PS. Auf der Autobahn merkt man, wofür man die braucht: Für den Sprint von 200 auf 280. Unter 200 fällt die Tachonadel nie, wenn es der Verkehr zulässt. Wir fliegen 911. Waaahnsinn. Später auf der Landstraße merken wir, dass das Targadach schon viel ausmacht. Braucht man für den Sommerspaß unbedingt einen Roadster? Ich bin nicht mehr sicher. Das offene Targadach erlaubt viel höhere Geschwindigkeiten, als der offene Wagen. Der 911 ist edel aufgemacht: Außen grün, innen hellbraunes Leder. Klassische Rundinstrumente. Navi mit Touchscreen. Etc. Macht viel Spaß. Ist aber kein MUSS.
Noch mehr Elfer gab es dann beim Abschlusstraining auf dem Ring.
Unser Fahrertag ging dem Ende zu. Positiv überrascht bin ich von dem Modell, das wir vorher nicht auf der Rechnung hatte: Dem Cayenne Diesel.
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