Mittwoch, 1. April 2020

Wie gut kann ein Handytracking sein?

Da das Projekt jetzt offenbar in Gang kommt: Spielen wir mal die Designoptionen für ein freiwilliges Handytracking von Verdachtsfällen durch.

Link:
Pan European Privacy-Preserving Proximity Tracing (PEP-PT)

NFC oder Bluetooth? 

Wenn man ansteckungsrelevante Kontakte mittels Smartphone identifizieren will, kommt hierfür nur die Nahfeldkommunikation oder Bluetooth infrage. NFC ist meines Wissens nur in neueren Smartphones verbaut und hat eine Reichweite von wenigen cm Reichweite. Man kennt sie vor allem als kontaktlose Kartenleser zum Bezahlen.

Bluetooth hingegen ist verbreitet, aber seine Reichweite beträgt mehrere 10m und geht auch durch Wände.

Was wir aber brauchen ist eine Detektion von Kontakten im Abstand bis zu 1,50m.

Und damit haben wir eigentlich schon das Dilemma: Über Bluetooth wird das System auch meine Nachbarn detektieren (wenn die die App auch nutzen) und überhaupt alle, die sich zwar in meinem Gesichtskreis aufgehalten haben, auch wenn sie durch Wände oder Fenster oder Plexiglas von mir getrennt waren. Das erzeugt eine sehr weite Streuweite, zu weit finde ich.

Und NFC misst zu wenig.

Server oder Peer-to-peer?

Warum muss diese Anwendung serverbasiertes laufen? Die Warnung ist doch eigentlich nur eine Angelegenheit zwischen mir und meinen Kontakten.
Ok, da der Staat auch eine Meldepflicht durchsetzen will, hat er ein Interesse daran, mitzulesen. Aber für eine Kontrollfunktion sollte die Messung schon sehr genau sein und alle Kontakte mit Übertragungsweg von den Scheinbar-Kontakten unterscheiden können. Solange das unsicher ist, artet das nur in Meldeaktionismus aus.

Als freiwilliger, vom Staat unbeobachteter Service, den ich sozusagen als Bürger meinen Mitbürgern anbiete, lasse ich es mir schon eher gefallen.
Allerdings sehe ich hier dann ein großes Missbrauchspotenzial. Wie viele Idioten sich da draußen tummeln, haben wir in den letzten Wochen ja zu genüge gesehen. Wie viele Idioten würden die App also zur reinen Panikmache missbrauchen und Fake-Infektionen durchgeben?

Und in den Händen der Justizministerin will ich so einen "Service" überhaupt nicht wissen. Zumal wenn sie bislang nicht gerade mit Kompetenz geglänzt hat.

Gut finde ich aber, wenn der Bund generell mal an digitale Lösungen für Verwaltungsaufgaben oder Herausforderungen denkt.

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