Als das RKI gestern einen Wiederanstieg der Neuinfizierten meldete, war das genau die richtige Nachricht, um den ansteigenden Optimismus zu dämpfen.
Unsere Regierung kann vor Ostern keine Erfolgsmeldungen gebrauchen. Denn das Wetter draußen ist wie im Bilderbuch. Es zieht die Leute nach draußen, die ersten haben schon Urlaub. Würde man den Leuten jetzt eine "Entwarnung" signalisieren, gäbe es kein Halten mehr, die Disziplin bei der Kontaktsperre wäre schnell dahin.
Und auch die Wirtschaftsverbände machen jetzt vor Ostern Druck, endlich Pläne für die stufenweise Aufhebung des "Lockdown" aufzustellen und zu verkünden. Denn man braucht auch Vorlauf für Organisation und Logistik.
Meine Vermutung ist deshalb, dass das RKI jeden Spielraum nutzt, um Zahlen so zu melden, dass sie in die Strategie der Regierung passen. Da es ja bis heute keinen einheitlich getakteten Meldeprozess gibt, ist der Spielraum sogar noch größer. Man kennt das von Geschäftszahlen von börsennotierten Unternehmen..
Das fing schon mit der Ausdünnung der Pressekonferenzen an. Klar, wenn die Meldezahlen so unregelmäßig reinkommen, spiegelt man mit täglichen Pressekonferenzen und Zahlen eine übertriebene Genauigkeit vor. Aber man hätte auch seinen Prozess verbessern können, um weiterhin täglich berichten zu können. Denn wir wollen ja alle die Kurven diskutieren (s. u.).
Die Bundeskanzlerin ist da knallhart. Sie hätte mit einer unehrlichen, frisierten Aufstellung der Zahlen die wenigsten Probleme. Ebenso Wirtschaftsminister Altmaier, der Druck nur ungern selbst aushält und dankbar ist, wenn ihm jemand anders Vorwände liefert.
Ich bin mir inzwischen fast sicher, dass wir die "frohe Botschaft" erst nach Ostern bekommen werden. Denn schon im "Epidemiologischen Bulletin" des RKI vom 01.04.2020 war zu lesen, dass man die positive Wirkung der Kontaktsperren bei den allgemeinen Stichproben im "GrippeWeb" ablesen konnte. Dieses erhebt unter freiwilligen Teilnehmern regelmäßig Abstriche für die Untersuchung auf Atemwegserkrankungen. Und man könnte aus der "stark gesunkenen" Zahl von Atemwegserkrankten auf die positive Wirkung auch auf die Verbreitung des Coronavirus schließen.
Quelle: RKI Bulletin
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