Bei CATO las ich, konservativ zu sein heiße, vor allem Verluste zu empfinden. Ich empfinde vor allem drohende Verluste. Man muss mehr verteidigen, als man noch gewinnen zu können glaubt. Die Jahre des Aufbaus, des Singens, des Sichfindens, Partner finden etc. liegen hinter einem Gott sei Dank, denn sie waren auch anstrengend. Man will die Ernte auch in die Scheune bringen.
Um so allergischer bin ich gegen alle geworden, die glauben, das Gleiche nur durch Anspruch, Forderung, Raub erreichen, oder gar mir wegnehmen zu können. Verachtung habe ich für die, die sich mit denen gemein machen, obwohl sie selbst beste Voraussetzungen haben, es mir nach zu tun. Die vor allem moralisch anderen gefallen wollen - aber auch insgeheim anders handeln.
Wenn der Berliner Virenforscher Droste jetzt sagt, nicht das Wohl des Einzelnen sei wichtig, sondern das der Gesellschaft, höre ich da die Stimme des Sozialismus. Die stets bereit ist, den Klugen den Dummen, den Fleißigen den Faulen zu opfern.
Ich verstehe heute viel besser den Widerstand von Patrioten gegen die Einführung der Demokratie 1918. Mag Wilhelm Zwo auch nicht die hellste Kerze auf der Torte gewesen sein und ebenso seine Generäle, die Deutschland ins Verderben führten. Aber man erinnerte sich auch an gute Beispiel und an den Wert einer handlungsfähigen Organisation. Eines funktionierenden Staates.
Vor allem aber erkannten sicher die, die ein Auge für Führungsqualität hatten, wer da vor den Toren Einlass begehrte. Wir haben die Scheidemanns und Eberts als Nationalhelden beigebracht bekommen. Aber wer von den Protagonisten hatte schon einmal Verantwortung und Führung bewiesen? "Gerechtigkeit" zu fordern ist das eine. Aber einen Laden am Laufen halten oder gar wieder auf die Beine bringen, erfordert mehr als zänkisch geforderte "Gerechtigkeit".
Solange da keine Fähigen sind, sind Demokratien -genau so wie Märkte- nur Theorie. Die Frage ist doch, welche Verhältnisse formen gute Köpfe? Die uns nach außen verteidigen wollen und nach innen ihr Land zum Blühen bringen können? Die dann auch Handel treiben. Aber dabei doch nicht zuerst das Wohl aller, sondern zuerst das der eigenen im Sinn haben.
Wenn ich es recht bedenke, führen wir uns mit Epochenbezeichnungen wie Nachkriegszeit, Nachwendezeit in die Irre. Das ist viel zu kurz gedacht. Wir müssten eigentlich auf einen Pfad der Stärke und des Wachstums kommen, den wir vor den beiden Weltkriegen hatten. Wissenschafts- und ingeneieursgetriebenen Wohlstand, Handel und eine Sicherheitsarchitektur.
Wie degeneriert muss man eigentlich sein, wenn man in intelligenten Patrioten wie Trump, Johnson, Kaczynski vor allem Nationalisten sieht? Weltpolitik ist doch kein Kindergarten mit Mutti.
Ich verstehe also den Zorn, den viele empfanden, weil sie die Linken nach 1918 für Verräter hielten. Aber nicht im Sinne der Dolchstoßlegende. Den Dolch hatten Kaiser und Generäle schon selbst geführt. So wie heute Merkel, de Maiziere und Seehofer. Aber im Sinne von Verrat an dem, was man mal hatte und woran man glaubte.
Nein, Konservatismus ist nicht Rückständigkeit. In der Evolution gibt es nur ganz wenig Experiment und vor allem Bewahrung. Alles was dem Überleben hilft wird genommen, alles andere verworfen. Vor allem aber stößt die Natur nicht viele Mutationen gleichzeitig an. So etwas führt schnell ins Chaos und Verderben. Wer sich aber danach sehnt, möge sich dem hingeben. Aber bitte still im eigenen Kämmerlein.
Einen Hauch von Selbstverteidigung und gesundem Volksempfinden erleben wir in diesen Tagen, wo die Bürger ihre Supermärkte leer kaufen. Einige und das sicher aus dummer Panik. Aber andere tun es auch strategisch - aus Mißtrauen in die Fähigkeiten unserer Regierung. Von Jens Spahn bis Dilek Kalayci.
Das sind, die ihr Gold im Garten vergraben und nicht auf Befehl der Regierung abliefern. Das sind die, die überleben werden.
Mittwoch, 4. März 2020
Sonntag, 1. März 2020
Kollateralschäden
Das Miltärvideo, das Wikileaks berühmt machte zeigt einen Kollateralschaden im Krieg gegen den islamistischen Terrorismus. Es ist ein Krieg der USA, denn die Verbündeten trauen sich ja nicht. Die Verbündeten betrachten es viel mehr als ihre Rolle, die Amerikaner auf ihre Fehler bei der Rettung der zivilisierten Welt hinzuweisen. Ja, höre ich Sie jetzt fragen, geht es noch dekadenter?
Aber immer doch im rotgrünen Europa. Deutsche Linke von Gabriel über den Altliberalen Baum, die PKK-Abgeordnete der Linkspartei bis Wallraf genieren sich nicht, jetzt den Helden zu spielen, in dem sie "Freiheit für Julian Assange" fordern. Momentum gibt ihnen eine besondere Enthüllung, die diesmal nicht auf Wikileaks geleakt wurde, sondern von einem UM-Mitarbeiter direkt kommuniziert wurde: Dass die Vergewaltigungsvorwürfe gegen Assange konstruiert waren.
Dies Enthüllung wirft m. E. viel mehr ein Licht auf diese #MeeToo Heizerinnen als auf die Amerikaner. Aber diese Gelegenheit lassen Wallraff und Genossen verstreichen.
Wenn deutsche Linke Partei für amerikanischer Whittle Blower ergreifen, ist Vorsicht vor der Parteinahme angebracht. Es geht denen nicht um Menschenrechte usw.. Dann würden sie ja auch pausenlos gegen islamistische Terroristen und Henker protestieren. Nee, es geht denen nur um ihren Antiamerikanismus.
Und deshalb mache ich da noch nicht mit. Arabische Kollateralschaden, die ja hier der Treiber des linken Protestes sind, interessiere mich eigentlich nicht. Wo sind Gabriel, Baum und Wallraff aber bei deutsch-amerikanischen Kollateralschaden auf dem Berliner Weihnachtsmarkt? Das war doch genau dasselbe? Verfassungsschutz, BKA und die LKA's von NRW und Berlin ließen Anis Amri freien Lauf, weil er sie auf die Spur zu IS-Camps in Libyen und Tunesien bringen sollte. Wo sind da die "Plädoyers für den Rechtsstaat"?
Die Idee von Wikileaks hat eine Schwäche, wenn da immer jemand zweierlei Maß anlegt bei der Entscheidung was veröffentlicht wird und was nicht.
Wo sind die Enthüllungen über Merkel? Ihre DDR-Vergangenheit, ihre Entscheidungen bei ihren Gesetzesverstößen? Wie kann es sein, dass über die seit 15 Jahren regierende Bundeskanzlerin, mächtigste Frau in Europa, Spalteten von Europa, Deutschland und der CDU nichts enthüllt wird? Doch sicher nicht, weil da nichts zu enthüllen ist?
Ich wünsche Assange einen fairen Prozess. Ich freue mich, dass die erfundenen Vergewaltigungsvorwürfe vom Tisch sind. Und wir alle merken uns, wie schnell so etwas aus der Luft gegriffen wird, wenn es opportun ist. Aber Geheimnisverrat bleibt Geheimnisverrat. Und arabische Kollateralschaden im Kampf gegen islamistischen Terrorismus, der mich in meiner Heimat oder in befreundeten Ländern bedroht, sind für mich sekundär.
Aber immer doch im rotgrünen Europa. Deutsche Linke von Gabriel über den Altliberalen Baum, die PKK-Abgeordnete der Linkspartei bis Wallraf genieren sich nicht, jetzt den Helden zu spielen, in dem sie "Freiheit für Julian Assange" fordern. Momentum gibt ihnen eine besondere Enthüllung, die diesmal nicht auf Wikileaks geleakt wurde, sondern von einem UM-Mitarbeiter direkt kommuniziert wurde: Dass die Vergewaltigungsvorwürfe gegen Assange konstruiert waren.
Dies Enthüllung wirft m. E. viel mehr ein Licht auf diese #MeeToo Heizerinnen als auf die Amerikaner. Aber diese Gelegenheit lassen Wallraff und Genossen verstreichen.
Wenn deutsche Linke Partei für amerikanischer Whittle Blower ergreifen, ist Vorsicht vor der Parteinahme angebracht. Es geht denen nicht um Menschenrechte usw.. Dann würden sie ja auch pausenlos gegen islamistische Terroristen und Henker protestieren. Nee, es geht denen nur um ihren Antiamerikanismus.
Und deshalb mache ich da noch nicht mit. Arabische Kollateralschaden, die ja hier der Treiber des linken Protestes sind, interessiere mich eigentlich nicht. Wo sind Gabriel, Baum und Wallraff aber bei deutsch-amerikanischen Kollateralschaden auf dem Berliner Weihnachtsmarkt? Das war doch genau dasselbe? Verfassungsschutz, BKA und die LKA's von NRW und Berlin ließen Anis Amri freien Lauf, weil er sie auf die Spur zu IS-Camps in Libyen und Tunesien bringen sollte. Wo sind da die "Plädoyers für den Rechtsstaat"?
Die Idee von Wikileaks hat eine Schwäche, wenn da immer jemand zweierlei Maß anlegt bei der Entscheidung was veröffentlicht wird und was nicht.
Wo sind die Enthüllungen über Merkel? Ihre DDR-Vergangenheit, ihre Entscheidungen bei ihren Gesetzesverstößen? Wie kann es sein, dass über die seit 15 Jahren regierende Bundeskanzlerin, mächtigste Frau in Europa, Spalteten von Europa, Deutschland und der CDU nichts enthüllt wird? Doch sicher nicht, weil da nichts zu enthüllen ist?
Ich wünsche Assange einen fairen Prozess. Ich freue mich, dass die erfundenen Vergewaltigungsvorwürfe vom Tisch sind. Und wir alle merken uns, wie schnell so etwas aus der Luft gegriffen wird, wenn es opportun ist. Aber Geheimnisverrat bleibt Geheimnisverrat. Und arabische Kollateralschaden im Kampf gegen islamistischen Terrorismus, der mich in meiner Heimat oder in befreundeten Ländern bedroht, sind für mich sekundär.
Samstag, 29. Februar 2020
NDR Podcast mit Christian Drosten
Auf Platz 1 der Podcast Charts ist der NDR Podcast mit Christian Drosten, Virologe an der Charite, gesprungen (Link).
Drosten ist einer der zwei öffentlichen Protagonisten, der andere ist der Chef des Robert Koch Institutes und Tierarzt (!) Lothar Wieler.
Die Reporterin kommt gleich zur Sache und fragt, welche Todesfallrate denn aktuell gelte. Das RKI publiziere derzeit 1-2%. Drosten selbst kommuniziert 0,5%. Den Unterschied erklärt er so: Das RKI ist eine Behörde, die muss sich an die offiziellen Zahlen und Rechenwege halten. Er selbst rechne China und Italien raus, weil er den Zahlen nicht glaube, und komme dann auf eine höchstens halb so hohe Sterblichkeitsrate wie das RKI. Er müsse sich für seinen Rechenweg gar nicht rechtfertigen, denn als Universitätsprofessor unterliege er nicht den Vorschriften einer Behörde sondern der freien Forschung..
Drosten ist damit in der öffentlichen Debatte der Optimist. Auf die Frage, was er denn derzeit privat tue um seine Familie zu schützen: Nichts.
Von Atemschutzmasken (wie sie sich die Bundesregierung bestellt hat) hält er: Nichts.
Von Desinfektionsmitteln am Handwaschbecken hält er: Nichts.
Was mir an dieser Haltung unverständlich ist sein Umgang mit Unbekannten. Wenn man ein Risiko abschätzen will, muss man doch gerade die Evidenzen, also die Länder mit hohen Fallzahlen, pessimistisch abschätzen. Und nicht ausklammern.
Der junge, wuschelige Professor aus Berlin passt in den Zeitgeist, den deutschen zumindest. Während andere Länder ihre Grenzen schließen, fragt unser Innenminister: Wie denn? Wenn andere Länder Städte abriegeln, sagt er: Kann ich nichts zu sagen, ich weiß zuwenig.
Jens Spahn und sein Krisenstab hat gestern u. a. folgendes beschlossen und kommuniziert:
Drosten ist einer der zwei öffentlichen Protagonisten, der andere ist der Chef des Robert Koch Institutes und Tierarzt (!) Lothar Wieler.
Die Reporterin kommt gleich zur Sache und fragt, welche Todesfallrate denn aktuell gelte. Das RKI publiziere derzeit 1-2%. Drosten selbst kommuniziert 0,5%. Den Unterschied erklärt er so: Das RKI ist eine Behörde, die muss sich an die offiziellen Zahlen und Rechenwege halten. Er selbst rechne China und Italien raus, weil er den Zahlen nicht glaube, und komme dann auf eine höchstens halb so hohe Sterblichkeitsrate wie das RKI. Er müsse sich für seinen Rechenweg gar nicht rechtfertigen, denn als Universitätsprofessor unterliege er nicht den Vorschriften einer Behörde sondern der freien Forschung..
Drosten ist damit in der öffentlichen Debatte der Optimist. Auf die Frage, was er denn derzeit privat tue um seine Familie zu schützen: Nichts.
Von Atemschutzmasken (wie sie sich die Bundesregierung bestellt hat) hält er: Nichts.
Von Desinfektionsmitteln am Handwaschbecken hält er: Nichts.
Was mir an dieser Haltung unverständlich ist sein Umgang mit Unbekannten. Wenn man ein Risiko abschätzen will, muss man doch gerade die Evidenzen, also die Länder mit hohen Fallzahlen, pessimistisch abschätzen. Und nicht ausklammern.
Der junge, wuschelige Professor aus Berlin passt in den Zeitgeist, den deutschen zumindest. Während andere Länder ihre Grenzen schließen, fragt unser Innenminister: Wie denn? Wenn andere Länder Städte abriegeln, sagt er: Kann ich nichts zu sagen, ich weiß zuwenig.
Jens Spahn und sein Krisenstab hat gestern u. a. folgendes beschlossen und kommuniziert:
- Ab jetzt werden die "Prinzipien" des RKI für die Bewertung von Risiken angelegt.
- Diese Prinzipien sind ziemlich theoretisch und brauchen Input, der nicht immer vorliegt.
- Und deshalb hat das Bundesgesundheitsministerium die Anwendung dieser Prinzipien an die privaten Veranstalter und Gesundheitsämter delegiert!
D. h. überall in Deutschland versuchen jetzt Angestellte von Gesundheitsämtern Informationen über die Belüftung von Konzert- und Messehallen und der Herkunft der Besucher zu bekommen um entscheiden zu können, ob sie eine Absagung erzwingen. Damit geraten sie in mehrfachen Stress: Sie machen Überstunden, denn diese Ämter sind schon mit anderen Problemen ausgelastet. Bei zu pessimistischer Vorgehensweise werden die Veranstalter Gegendruck machen. Agieren sie zu lasch, werden sie von ihren Bürgermeistern kritisiert werden.
Aber der Jens Spahn sagte gestern im Ersten, er habe "ganz viel Respekt" für die überlasteten Mitarbeiter, an die er die Verantwortung delegiert habe. Und auch in der Welt würde sich Deutschland damit hohes Ansehen erarbeiten (das ist ja bei der Vertretung deutscher Interessen immer das Wichtigste: was die anderen über uns denken..).
Boris Johnson hat den Coronavirus zur "Government's Top Priority" erklärt. Er sagte das dem Guardian. Als ich nach entsprechenden Statements der Bundeskanzlerin suchte fand ich: Nichts. Ein Blick in ihren Kalender vermittelt aber, welche Prioritäten sie gerade pflegt. (n-tv und WELT behaupten heute, Merkel habe sich gestern bei einem Auftritt in Stralsund geäußert. Was ich glaube ist: Merkel ist schon seit längerem in ärztlicher Behandlung. Aber nicht wegen Corona.)
Boris Johnson hat den Coronavirus zur "Government's Top Priority" erklärt. Er sagte das dem Guardian. Als ich nach entsprechenden Statements der Bundeskanzlerin suchte fand ich: Nichts. Ein Blick in ihren Kalender vermittelt aber, welche Prioritäten sie gerade pflegt. (n-tv und WELT behaupten heute, Merkel habe sich gestern bei einem Auftritt in Stralsund geäußert. Was ich glaube ist: Merkel ist schon seit längerem in ärztlicher Behandlung. Aber nicht wegen Corona.)
Also wir müssen uns mal wieder selber helfen, sollen dabei aber nicht in Panik geraten, weil wir dann die Schwachstellen unseres staatlichen Gemeinwesens offenlegen würden. Die Experten betreiben Beschwichtigung oder haben zu wenig Ahnung, weil sie in ihren Chefsessel nicht aufgrund ihrer Eignung geraten sind.
Die Regale mit Konserven und Hygieneartikel waren in unserem Lidl gestern schon leer gefegt. Die Leute sind nicht dumm wie der Bankkaufmann aus Ahaus es für seine Bewerbung um den CDU Vizevorsitz gebrauchen könnte..
Donnerstag, 27. Februar 2020
Spahn vermittelt autoritären Aktionismus
Nur der Dokumentation wegen: Die Bundesregierung aktualisiert jetzt öfter ihre Websiteinhalte zum Coronavirus. Aber trotz der wachsenden Ausbreitungsgeschwindkeit versucht sie immer noch zu beschwichtigen. Jens Spahn spricht von einer "geänderten" Lage, nicht von einer verschlechterten. Er sagt, am Geld sollen die Tests nicht scheitern, aber man solle auch nicht mit jeden Husten und Schnupfen zum Arzt gehen.
Meine Damen und Herren, wer in den letzten Wintern eine Arztpraxis aufgesucht hat, der weiß wer bei "jedem Husten und Schnupfen" zum Arzt geht, wenn nicht zur Notaufnahme. Die meisten erkälteten Deutschen schleppen sich auch mit Husten und Schnupfen zur Arbeit.
Spahn sagt zusammengefasst: Er hat untersucht, wie die Bürokratien in Deutschland bei einer Krise zusammenarbeiten müssen und hat dazu Emailverteiler und Telefonlisten angelegt. Ja und die telefonieren jetzt täglich. Klingt ja gut zu sagen: Ich stehe täglich in Kontakt.
Aber vor allem verweist Spahn für alles Konkrete auf die Gesundsminister der Länder und die Gesundheitsheitsämter der Städte. Und auf die Website des Robert Koch Instituts, das mit Kleinbuchstaben und Langtext seine Sicht der Dinge darstellt. Aber was man konkret tun muss, wenn man zur Risikogruppe gehört und Symptome einer Grippe hat, steht da nicht. Bzw. steht da: "Finden Sie es gemeinsam mit Ihrem Hausarzt heraus!".
Spahn vermittelt autoritären Aktionismus. Und sagt schon jetzt. Wenn etwas Entscheidendes schief gehen wird, dann wird es an den Akteuren in den Ländern und Städten gelegen haben.
Ich prophezeie schon jetzt: Auf dem CDU Sonderparteitag wird dieser Mann wie ein Mühlstein um den Hals von Laschet hängen. Und das ist das einzig Gute an dieser Person.
Meine Damen und Herren, wer in den letzten Wintern eine Arztpraxis aufgesucht hat, der weiß wer bei "jedem Husten und Schnupfen" zum Arzt geht, wenn nicht zur Notaufnahme. Die meisten erkälteten Deutschen schleppen sich auch mit Husten und Schnupfen zur Arbeit.
Spahn sagt zusammengefasst: Er hat untersucht, wie die Bürokratien in Deutschland bei einer Krise zusammenarbeiten müssen und hat dazu Emailverteiler und Telefonlisten angelegt. Ja und die telefonieren jetzt täglich. Klingt ja gut zu sagen: Ich stehe täglich in Kontakt.
Aber vor allem verweist Spahn für alles Konkrete auf die Gesundsminister der Länder und die Gesundheitsheitsämter der Städte. Und auf die Website des Robert Koch Instituts, das mit Kleinbuchstaben und Langtext seine Sicht der Dinge darstellt. Aber was man konkret tun muss, wenn man zur Risikogruppe gehört und Symptome einer Grippe hat, steht da nicht. Bzw. steht da: "Finden Sie es gemeinsam mit Ihrem Hausarzt heraus!".
Spahn vermittelt autoritären Aktionismus. Und sagt schon jetzt. Wenn etwas Entscheidendes schief gehen wird, dann wird es an den Akteuren in den Ländern und Städten gelegen haben.
Ich prophezeie schon jetzt: Auf dem CDU Sonderparteitag wird dieser Mann wie ein Mühlstein um den Hals von Laschet hängen. Und das ist das einzig Gute an dieser Person.
Friedrich Merz beim Politischen Aschermittwoch
Das war schlau von Friedrich Merz, seine Aschermittwochrede in Thüringen zu halten. Dem Gegenpol zu Kreuzberg und Prenzlauer Berg. Und Apolda ist die Heimatstadt von Mike Mohring.
Denn nur in Thüringen kann Merz symbolisieren, wie er das größte Problem der CDU lösen will: Indem er enttäuschte Wähler von der AfD zurückholt.
Merz zeigt Loyalität und bekennt sich zum Bürgertum. Und zum Antikommunismus.Und schon ist er bei Ramelow. Der keine Mehrheit mehr hat aber vehement beansprucht, als MP wiedergewählt zu werden.
"Der eigentliche Fehler war die Arroganz, die Überheblichkeit zu sagen: Ich stelle mich hier zur Wahl, und erwarte dass andere mitstimmen, obwohl sie es im Wahlkampf anders gesagt haben. Das war der eigentliche Auslöser."
Dann knöpft er sich die Linkspartei vor. "die mit unserem Land nichts am Hut hat. Da gibt es eine Gruppe, die nennt sich Marx21. Eine Gruppe von Trotzkisten, alle vom Verfassungsschutz beobachtet. Und da zieht sich eine gerade Linie von denen die als Biedermann daher kommen bis zu den Krawallen und Ausschreitungen in Leipzig Connewitz. Und da gibt es eine Abgeordnete im Sächsischen Landtag, die stellt diesen Chaoten noch das vom Steuerzahler bezahlte Wahlkreisbüro zur Verfügung, damit die ihre Logistik vorbereiten können. Mit so einer Partei hat die CDU nichts zu tun."
So eine Haltung interpretieren die Praktikanten von ZEIT und Süddeutscher natürlich als "rechts". Und deshalb ist genau das ein Grund zu sagen: Ja, ich denke rechts. Denn rechts heißt: Anstand, Rechtsstaatlichkeit, Distanzierung von Gewalt.
Denn nur in Thüringen kann Merz symbolisieren, wie er das größte Problem der CDU lösen will: Indem er enttäuschte Wähler von der AfD zurückholt.
Merz zeigt Loyalität und bekennt sich zum Bürgertum. Und zum Antikommunismus.Und schon ist er bei Ramelow. Der keine Mehrheit mehr hat aber vehement beansprucht, als MP wiedergewählt zu werden.
"Der eigentliche Fehler war die Arroganz, die Überheblichkeit zu sagen: Ich stelle mich hier zur Wahl, und erwarte dass andere mitstimmen, obwohl sie es im Wahlkampf anders gesagt haben. Das war der eigentliche Auslöser."
Dann knöpft er sich die Linkspartei vor. "die mit unserem Land nichts am Hut hat. Da gibt es eine Gruppe, die nennt sich Marx21. Eine Gruppe von Trotzkisten, alle vom Verfassungsschutz beobachtet. Und da zieht sich eine gerade Linie von denen die als Biedermann daher kommen bis zu den Krawallen und Ausschreitungen in Leipzig Connewitz. Und da gibt es eine Abgeordnete im Sächsischen Landtag, die stellt diesen Chaoten noch das vom Steuerzahler bezahlte Wahlkreisbüro zur Verfügung, damit die ihre Logistik vorbereiten können. Mit so einer Partei hat die CDU nichts zu tun."
So eine Haltung interpretieren die Praktikanten von ZEIT und Süddeutscher natürlich als "rechts". Und deshalb ist genau das ein Grund zu sagen: Ja, ich denke rechts. Denn rechts heißt: Anstand, Rechtsstaatlichkeit, Distanzierung von Gewalt.
Mittwoch, 26. Februar 2020
Rudi's Rotte
Rudi sagt: Reicht jetzt mit dem Gerede. Der Reichtum im Berliner Speckgürtel muss neu verteilt werden. Er will keine Anträge schreiben, er will "umsetzen".
In Stahnsdorf haben er und seine Rotte jetzt wieder zugeschlagen und ein Haus mit Garten besetzt. Die Hausherrin sagte der Presse: Ich dachte die wollten raus aus dem Garten und ich müsste nur das Gartentor öffnen. Aber auf halbem Wege griffen mich die beiden größten Tiere der Rotte an. Und dann merkte ich: die wollen nicht raus aus dem Garten. Die wollen rein in unser Haus!
Und was spräche dagegen? Ich meine, PETA-Petitionen unterschreiben ist das eine. Aber es müssen Taten folgen. Und jetzt bitte nicht davon reden, wie man sie wieder los wird. jetzt sind sie nunmal hier. Es wäre so Nazi, jetzt mit Pfeil und Bogen Wildschweine zu jagen.
In Stahnsdorf haben er und seine Rotte jetzt wieder zugeschlagen und ein Haus mit Garten besetzt. Die Hausherrin sagte der Presse: Ich dachte die wollten raus aus dem Garten und ich müsste nur das Gartentor öffnen. Aber auf halbem Wege griffen mich die beiden größten Tiere der Rotte an. Und dann merkte ich: die wollen nicht raus aus dem Garten. Die wollen rein in unser Haus!
Und was spräche dagegen? Ich meine, PETA-Petitionen unterschreiben ist das eine. Aber es müssen Taten folgen. Und jetzt bitte nicht davon reden, wie man sie wieder los wird. jetzt sind sie nunmal hier. Es wäre so Nazi, jetzt mit Pfeil und Bogen Wildschweine zu jagen.
Dienstag, 25. Februar 2020
Jens Spahn folgt der Merkel'schen Beschwichtungskommunikation
Coronavirus? Für die Bundesregierung ist am Rosenmontag noch gar nichts passiert. Auf ihrer Website stehen als Primärthemen der Amoklauf von Hanau und die Diskussion um die Grundrente. Man muss runter scrollen, zu den Sekundärthemen, um das Thema Virus (unten links) zu finden:
Um diese Zeit ist Norditalien schon abgeriegelt. Für alles Weitere (also für "Interessierte", Experten und so weiter) wird auf die Website des Kollegen Spahn verwiesen.
Doch dessen Website ist morgens nicht erreichbar und zeigt ein genauso verwirrtes Bild wie der Minister selbst:
Im Staatsfernsehen (RBB Abendschau) hören wir den Virologen von der Charite sagen, dass es vor allem Alte treffe. (Und blitzartig denkt man: ach so, "alte weiße Männer". Die belasten nach Neo-linker Lesart eh nur die Rente und hetzen gegen das Neue Deutschland)
Jens Spahn wird ins Gewitter geraten, weil er keinen Plan hat. Wenn er davon spricht, dass "alles vorbereitet" sei, dann meint er damit nicht Medikamente und Krankenhauskapazitäten. Sondern, dass alles zwischen EU, Bund und Ländern "koordiniert" sei. Damit wiederum meint er, dass man Emailadressen ausgetauscht und Verteiler erstellt hat. Wenn mal was ist.. Die gegenüberliegenden Stellen bei EU und Land Brandenburg bestätigten das gestern eindrucksvoll mit Pressekonferenzen: "Wir sind gut vorbereitet, weil wir Koordinationsverbindungen hergestellt haben."
Wen es dann noch selbst trifft, der muss selber Schuld sein.
Um diese Zeit ist Norditalien schon abgeriegelt. Für alles Weitere (also für "Interessierte", Experten und so weiter) wird auf die Website des Kollegen Spahn verwiesen.
Doch dessen Website ist morgens nicht erreichbar und zeigt ein genauso verwirrtes Bild wie der Minister selbst:
Sucht man weiter findet man die FAQ's der Bundesregierung und liest wörtlich:
"Die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung hierzulande durch die neue Atemwegserkrankung aus China ist aktuell weiterhin gering - trotz der bekannten einzelnen Fälle von Corona-Infizierte in Deutschland."
Um diese Zeit, als das Coronovirus ernsthaft in Europa angekommen ist, beschäftigen sich die CDU Spitzen mit der verlorenen Hamburg-Wahl, mit der Kandidatur des Gesundheitsministers für den CDU-Vorsitz und mit ihrem Streit mit der Thüringischen CDU. Die Nochvorsitzende AKK hält den Zeitpunkt für gekommen, jetzt mal die SPD anzugreifen. Wegen des Wahlkampfs in Hamburg.
Unser Bundespräsident, dessen Amt man ja auch irgendwie mit dem "Wohl des deutschen Volkes" verbindet, weilt zur Zeit in Afrika.
Jens Spahn wird ins Gewitter geraten, weil er keinen Plan hat. Wenn er davon spricht, dass "alles vorbereitet" sei, dann meint er damit nicht Medikamente und Krankenhauskapazitäten. Sondern, dass alles zwischen EU, Bund und Ländern "koordiniert" sei. Damit wiederum meint er, dass man Emailadressen ausgetauscht und Verteiler erstellt hat. Wenn mal was ist.. Die gegenüberliegenden Stellen bei EU und Land Brandenburg bestätigten das gestern eindrucksvoll mit Pressekonferenzen: "Wir sind gut vorbereitet, weil wir Koordinationsverbindungen hergestellt haben."
Wen es dann noch selbst trifft, der muss selber Schuld sein.
Sonntag, 23. Februar 2020
Richard Feynman und wie er die Quantenphysik sah
Wenn Sie glauben, Sie verstehen die Quantentheorie... dann verstehen Sie die Quantentheorie nicht.Richard Feynman (Physiker)
Dieses Zitat habe ich bei Richard Dawkins gefunden. In dem Zusammenhang erklärt er einen wichtigen Unterschied zwischen Wissenschaft und Technologie aus Sicht unserer Sinneswahrnehmung und unseres Verständnisses der Welt - man könnte auch sagen: unserer inneren Modellierung der Welt. Demnach haben wir die großen wissenschaftlichen Erkenntnisse anfangs kaum verstanden. Weil sie kontraintuitiv waren. Dies wiederum, weil unsere Sinneswahrnehmung der physischen Welt einen kleineren Schlitz vom Gesamtspektrum darstellt als die Sehschlitze einer Burka oder Ku-Klux-Klan Umhangs von der sichtbaren Welt erfassen..
Wissenschaft tut -anders als Technologie- dem gesunden Menschenverstand ganz allgemein Gewalt an.Richard Dawkins
Manche Erkenntnisse wollen wir aber auch nicht wahrhaben, weil sie unseren Interessen und Absichten widersprechen. So erinnere ich mich an eine tiefgehende Enttäuschung im Physik-Leistungskurs. Wir lernten, dass Atome ganz überwiegend aus leerem (im materiellen Sinne) Raum bestehen. Und dass das was wir als Körper und als Berührung eines Körpers wahrnehmen, nicht dem Stofflichen dieses Körpers entspricht, sondern den Feldkräften, die in ihm und um ihn herum wirken. Ich stellte mir also vor, dass ich meine Freundin niemals wirklich berühre. Sondern nur erlebe, wie die Elektronen auf den Außenbahnen ihrer Hautatome die Elektronen um meine Hautatome abstoßen.. Als ich das meinen damaligen Freunden zu erklären versuchte, lachten sie nur. Ich interpretierte ihr Lachen als "selbst Schuld, wenn Du Dich so sehr um Aufklärung bemühst".
Ich erinnere mich auch, wie ich in einer anderen Physikstunde über Wahrscheinlichkeitswellen mit meinem Banknachbarn über die Interpretation von Aufenthaltswahrscheinlichkeiten diskutierten. Er war ein Einserkandidat, ich ein Zweierkandidat. Er fand die Interpretation in unsere Erfahrungswelt gar nicht so wichtig, er nahm sie rein mathematisch. Mir aber war Verständnis einer Sache Bedingung für die Akzeptanz einer Sache. Und ich fragte unseren Lehrer, ob man sagen könne. Wahrscheinlichkeit sei hier nur die Projektion eines Gruppenverhaltens auf ein Element dieser Gruppe. Das bejahte er, ergänzte aber auch: "Wir verstehen die wenigsten Dinge von der Physik. Wir gewöhnen uns nur an sie, halten das aber für Verständnis."
Diese "Erkenntnis" über die menschliche Aufnahmefähigkeit von der Welt nahm ich wiederum mit in meinen Philosophiekurs und konfrontierte uns dort damit. Ich erinnere mich grob daran, dass unser bester Schüler in dem Kurs eine bessere Antwort parat hatte als unser Lehrer. (Daran erkannte ich den Unterschied zwischen Philosophieren und der bloßen Wiedergabe der Philosophien anderer Leute.."
Mit solchen Themen kann man gute Abende bei einem Bier oder zwei verbringen. Aber es zeigt auch, wie viel Arbeit wissenschaftliche Erkenntnis ist. Und selbst wenn man wissenschaftliche Daten in einer Qualität hat, die einem genügen, ist die Interpretation der zugehörigen Mathematik ein großer zweiter Schritt.
Oft dachte ich, wie gut dass ich in dieser Zeit lebe, wo wir die wichtigsten Erkenntnisse alle schon haben. Man kann rückwirkend über die Verteidigungskämpfe von Kirchen und Fürsten lächeln. Dass sie nicht hinnehmen wollten, dass die Erde eine rotierende Kugel ist und sich um die Sonne dreht. "Woran hätten sie die Wahrheit erkennen sollen - sie ist ja kontraintuitiv? Wie hätte eine Erfahrung sein sollen, die die Erde rotieren und um die Sonne ziehen lässt?" zitiert Dawkins die alten Philosophen. Und sagt, dass es dazu keine Antwort gab weil wir keine entsprechende Sinneswahrnehmung haben.
Also dazu hätte ich eine prompte Antwort gehabt: Daran, dass wir weder Fahrtwind noch eine Beschleunigung spüren, hätte ich "erkannt", dass die Erde nicht rotiert oder um die Sonne läuft. Wenn ich im Auto oder im Bus eine Kurve fahre, bemerke ich einen kleinen ausgleichenden Wind. Ich hätte das also auch von einer fahrenden und rotierenden Erde erwartet..
Dawkins sagt, der wandernde Sternenhimmel sei ein weiterer Hinweis auf die Rotation der Erde gewesen. Aber deren Deutung lag wiederum in der Hoheit der Mächtigen...
So wie heute das Klima. Auch hier bin ich mir ganz sicher: in nur wenigen Jahren werden wir die heutige Hysterie nicht mehr verstehen. Wir werden sie als Symptom der westlichen Dekadenz deuten. Einer Gesellschaft, die an sich selbst satt geworden war. Die verhätschelt, verwöhnt, überfüttert wurde vom Wohlstand, den ihre Väter und Großväter begründet hatten. Die sich neuen Faschisten unterwarf, die -wie früher die Hexen- Andersdenkende für das Wetter, für verhagelte Ernten und Überschwemmungen verantwortlich machen wird.
Ich bin einerseits froh, den Höhepunkt der freiheitlichen Welt miterlebt zu haben. Aber ich bin ratlos und weiß noch nicht wohin, angesichts unseres sich abzeichnenden kulturellen Niedergangs.
Dienstag, 18. Februar 2020
Verpönte Eigeninteressen
Manches läuft seit längerem schräg in unserem Land. Nicht nur die Konformität der Altparteien und Medien. Auch andere Beobachtungen erkläre ich mir mit Konformismus, sinkender Bildung und Feigheit:
- Die Autolobby VDA hatte absolut nichts unternommen gegen die willkürlich festgelegten NOx-Grenzwerte und die CO2-Grenzwerte.
- Die Arbeitgeberverbände wehren sich nicht gegen die Deindustrialisierung.
- Die IG Metall will in der Automobilbranche auf Tarifforderungen verzichten - trotz allseits proklamierten Fachkräftemangel.
- Vom Bund der Steuerzahler hört man nur noch 1x im Jahr: wenn sie ihr Schwarzbuch vorstellen.
Die Vertretung vitaler Eigeninteressen ist inzwischen völlig verpönt. Fachkräfte wehren sich weder gegen ihre Gewerkschaften noch gegen die Rekordabgabenlast. Und Unternehmer wehren sich nicht mehr gegen staatliche Repressionen - sondern tragen jeden schädlichen Unsinn der Regierung mit.
Stattdessen nehmen es alle hin, dass sich die GroKo-Parteien vier Jahre mit sich selbst beschäftigen.
Stattdessen nehmen es alle hin, dass sich die GroKo-Parteien vier Jahre mit sich selbst beschäftigen.
Montag, 17. Februar 2020
Polen ist mein neues Berlin
Ich habe mir gestern eine App für einen Polnisch-Kurs gesucht und herunter geladen. Vor über zehn Jahren hatte ich schon einmal angefangen Polnisch zu lernen. Damals -nach der EU-Osterweiterung- interessierte uns das Land als geographische Heimat unserer Großeltern (aus Schlesien). Als als Land der Vergangenheit. Inzwischen könnte Polen für uns auch das Land der Zukunft sein.
Wir planen noch nichts Reales. Nicht die Bewegung dorthin. Aber konkreter wird die "Roadmap" dorthin. Und die Sprache zu lernen ist eine Conditio-sine-qua-non.
Sagen wir so: So utopisch (und richtig) meine Vision 1987 war, irgendwann nach Berlin zu ziehen, so etwa ist heute unsere Vision, kurz hinter die Grenze zu ziehen. Ein Wunsch, der weit weg scheint.
Nach Berlin kam ich mit etlicher Verspätung, insbesondere verpasste ich den Mauerfall. In Polen werden wir sein müssen, bevor wieder eine Mauer gebaut ist..
Wir planen noch nichts Reales. Nicht die Bewegung dorthin. Aber konkreter wird die "Roadmap" dorthin. Und die Sprache zu lernen ist eine Conditio-sine-qua-non.
Sagen wir so: So utopisch (und richtig) meine Vision 1987 war, irgendwann nach Berlin zu ziehen, so etwa ist heute unsere Vision, kurz hinter die Grenze zu ziehen. Ein Wunsch, der weit weg scheint.
Nach Berlin kam ich mit etlicher Verspätung, insbesondere verpasste ich den Mauerfall. In Polen werden wir sein müssen, bevor wieder eine Mauer gebaut ist..
Samstag, 15. Februar 2020
Rezension von Richard Dawkins' "Gotteswahn"
In "Der Gotteswahn" führt der Evolutionsbiologe Richard Dawkins einen eindrucksvolles Beweis gegen die Weltreligionen und für seinen atheistischen Standpunkt. Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, dass mich intellektuell so beeindruckt hat.
Es ist natürlich naheliegend, dass ein Evolutionsforscher alle Argumente gegen naiven Glauben und insbesondere die Kreationisten, die Zweifler an der Evolution, zur Hand hat. Aber Dawkins beleuchtet den Glauben, wie wir ihn als Kind gelernt und als Erwachsene aus Angst weitergeführt haben, von allen Seiten.
Es fängt recht harmlos an mit Gedanken, die wir alle schon mal hatten: Wie kann Gott alles wissen und lenken und gleichzeitig nicht verantwortlich sein? Wie können Leute zu ihm beten und um Bevorzugung zulasten anderer Gläubiger bitten?
Er greift vor allem die Überhöhung der sogenannten heiligen Schriften an. Er liest allen Weltreligionen die Leviten, indem er brutale Zitate für seine Klage gegen die Prediger und Religionsoberhäupter heranzieht. So zieht er z. B. nicht minder gegen den Koran zu Felde als ein gewisser Thilo Sarrazin in "Feindliche Übernahme". Aber genau so zieht er gegen das Alte und das Neue Testament und findet die brutalen Stellen, die auch wir teilweise noch kennen. Da gibt es Brandopfer für Gott, ganze Städte werden in Schutt und Asche gelegt vom rächenden Gott.
Alle Religionen fangen ihre Gläubigen schon als Kinder. In die Kinder wird die Angst vor dem strafenden Gott gepflanzt. Diese Ängste beherrschen manche Leute ihr ganzes Leben lang. So regieren die Kirchen und die Imame. Und das andere Extrem ist das Versprechen des ewigen Lebens und im Koran sogar die soundsovielten Jungfrauen für Märtyrer.
Kein Wunder, dass sich Herrscher diese Ängste und Verheißungen, an die sie in der Regel selbst nicht glauben, zunutze machten und machen. Dawkins zitiert: "Der Dumme verfällt dem Glauben, der Intelligente lehnt ihn ab und der Herrscher missbraucht ihn."
So kommt Dawkins auch zum islamischen Terrorismus. Er geht so weit zu sagen: Die Unterscheidung zwischen Islam und Islamismus ist sinnlos, denn die Islamisten berufen sich auf die gleiche Schrift wie alle anderen Muslime. Und es gibt keine muslimische Instanz die hier redaktionell oder exegetisch eingreift. Man lasse dem Islamvirus freien Lauf, wenn man den Terrorismus nur auf eine Überinterpretation einer Schrift zurückführe, die auch ihre schönen Stellen habe. Der Glaube an sich sei das Problem.
Eine seiner konkreten Forderungen ist die Verhinderung, Minderjährige zu Mitgliedern von Religionen zu machen. Das solle jeder selbst entscheiden, wenn er zurechnungsfähig ist.
Er bringt ein Gegenbeispiel: Man stelle sich eine Gruppe von Kindergartenkindern vor, in denen sich einige als Atheisten, Agnostiker oder säkulare Humanisten bezeichnen würden. Da würde jeder lachen. Aber vierjährige Christen, Juden oder Moslems gelten als normal...
Mich hat er rational vollends überzeugt. Allerdings empfinde ich es doch als schwierig, mich von jedweder Religiosität (oder wie ich es benennen soll) zu distanzieren. Aus meiner Sicht führt Dawkins einen Beweis gegen die Überhöhung der alten Schriften und dem was irdische Führer und Ideologen daraus gemacht haben.
Er führt keinen Beweis gegen das Staunen, die Ehrfurcht und die Freude über die Welt, die Natur, das Universum. Ich muss sagen, der Anblick des Sternenhimmels oder Aufnahmen von Raumsonden faszinieren mich mit einer Intensität, die andere wohl beim Anblick des Papstes, des Kreuzes, der Thora oder des Quaders in Mekka empfinden.
Es ist natürlich naheliegend, dass ein Evolutionsforscher alle Argumente gegen naiven Glauben und insbesondere die Kreationisten, die Zweifler an der Evolution, zur Hand hat. Aber Dawkins beleuchtet den Glauben, wie wir ihn als Kind gelernt und als Erwachsene aus Angst weitergeführt haben, von allen Seiten.
Es fängt recht harmlos an mit Gedanken, die wir alle schon mal hatten: Wie kann Gott alles wissen und lenken und gleichzeitig nicht verantwortlich sein? Wie können Leute zu ihm beten und um Bevorzugung zulasten anderer Gläubiger bitten?
Er greift vor allem die Überhöhung der sogenannten heiligen Schriften an. Er liest allen Weltreligionen die Leviten, indem er brutale Zitate für seine Klage gegen die Prediger und Religionsoberhäupter heranzieht. So zieht er z. B. nicht minder gegen den Koran zu Felde als ein gewisser Thilo Sarrazin in "Feindliche Übernahme". Aber genau so zieht er gegen das Alte und das Neue Testament und findet die brutalen Stellen, die auch wir teilweise noch kennen. Da gibt es Brandopfer für Gott, ganze Städte werden in Schutt und Asche gelegt vom rächenden Gott.
Alle Religionen fangen ihre Gläubigen schon als Kinder. In die Kinder wird die Angst vor dem strafenden Gott gepflanzt. Diese Ängste beherrschen manche Leute ihr ganzes Leben lang. So regieren die Kirchen und die Imame. Und das andere Extrem ist das Versprechen des ewigen Lebens und im Koran sogar die soundsovielten Jungfrauen für Märtyrer.
Kein Wunder, dass sich Herrscher diese Ängste und Verheißungen, an die sie in der Regel selbst nicht glauben, zunutze machten und machen. Dawkins zitiert: "Der Dumme verfällt dem Glauben, der Intelligente lehnt ihn ab und der Herrscher missbraucht ihn."
So kommt Dawkins auch zum islamischen Terrorismus. Er geht so weit zu sagen: Die Unterscheidung zwischen Islam und Islamismus ist sinnlos, denn die Islamisten berufen sich auf die gleiche Schrift wie alle anderen Muslime. Und es gibt keine muslimische Instanz die hier redaktionell oder exegetisch eingreift. Man lasse dem Islamvirus freien Lauf, wenn man den Terrorismus nur auf eine Überinterpretation einer Schrift zurückführe, die auch ihre schönen Stellen habe. Der Glaube an sich sei das Problem.
Eine seiner konkreten Forderungen ist die Verhinderung, Minderjährige zu Mitgliedern von Religionen zu machen. Das solle jeder selbst entscheiden, wenn er zurechnungsfähig ist.
Er bringt ein Gegenbeispiel: Man stelle sich eine Gruppe von Kindergartenkindern vor, in denen sich einige als Atheisten, Agnostiker oder säkulare Humanisten bezeichnen würden. Da würde jeder lachen. Aber vierjährige Christen, Juden oder Moslems gelten als normal...
Mich hat er rational vollends überzeugt. Allerdings empfinde ich es doch als schwierig, mich von jedweder Religiosität (oder wie ich es benennen soll) zu distanzieren. Aus meiner Sicht führt Dawkins einen Beweis gegen die Überhöhung der alten Schriften und dem was irdische Führer und Ideologen daraus gemacht haben.
Er führt keinen Beweis gegen das Staunen, die Ehrfurcht und die Freude über die Welt, die Natur, das Universum. Ich muss sagen, der Anblick des Sternenhimmels oder Aufnahmen von Raumsonden faszinieren mich mit einer Intensität, die andere wohl beim Anblick des Papstes, des Kreuzes, der Thora oder des Quaders in Mekka empfinden.
Freitag, 14. Februar 2020
Beyond Budgetierung
Schönster Tag der Woche :-) Aber auch: was für eine Woche.. Als ich Anfang der Woche eine Initiative startete um mal die Geheimnisse unseres Budgeting zu lüften, kam denn doch schnell "Feedback".
Einladung an den Veranstalter. Seine schriftliche Rückfrage: Worum soll es hier gehen, ich verstehe nicht...
Meine schriftliche Antwort: Wir sind es, die nicht verstehen. Aber wir wollen verstehen. Und das Reizwort: Transparenz
Danach kam die Reaktion telefonisch: Gereizte Stimme, so wie wenn man sich angegriffen fühlt.
Die Stimme erklärte mir, alles sei sehr komplex, und fragte, ob ich schon mal dabei gewesen sei. Jedenfalls seien die Aussichten für eine Initiative aussichtslos... Aber man könne mich mal einladen zur nächsten Veranstaltung..
Am nächsten Tag schon änderten sich die Rahmenbedingungen. Wer von der Hauptversammlung beim süddeutschen Luxusautohersteller gelesen hat, weiß was dieses Jahr ansteht: Die deutschen Autohersteller werden das Appeasement unserer Regierung gegenüber den EU-Vorgaben ausbaden. Das erste Jahr, in dem Strafzahlungen für CO2-Flottengrenzwertüberchreitungen Realität werden.
Wäre es da nicht sinnvoll investiertes Geld, wenn man die positiven Treiber deshalb so schnell wie möglich "auf die Straße brächte"?
"Nein, das Budget hat nichts mit unseren Bedarfen zu tun." -
"Ich dachte wir gehen gerade voran mit Digitalisierung usw.?" -
"Schon, aber wir müssen mit dem auskommen, was man uns gibt."
"Also die ganze Darstellung unserer Kosten-Nutzen-Effekte dient nicht der Finanzplanung sondern nur der Verteilung dessen, was man uns gibt?"
Leute, wir sind offenbar nicht nur nicht im 21. Jahrhundert angekommen. Ich habe Bedenken, ob wir überhaupt schon irgendwo angekommen sind. Ich weiß nicht ganz genau, ob wir näher am Kreml oder am Hofstaat sind. Aber die Lage ist ganz sicher noch nicht ernst genug, um an den Bedarf eines Wandels wirklich zu glauben. Denn man lebt ihn nicht nur nicht vor, man lehnt es brüsk ab, sich selbst für adressiert zu halten.
Daimler bricht ein, Tesla nutzt das Allzeithoch seiner Aktie für eine Kapitalerhöhung. China meldet einen Autoabsatzeinbruch von 20%. Aber Gemach, das ist doch kein Weckruf für "uns", sondern für "euch".
Ich bin gespannt, wie lange der Einstellboom für "Bachelors of fine arts" noch geht und Geld für solche unproduktiven Projekte da sein wird.
Einladung an den Veranstalter. Seine schriftliche Rückfrage: Worum soll es hier gehen, ich verstehe nicht...
Meine schriftliche Antwort: Wir sind es, die nicht verstehen. Aber wir wollen verstehen. Und das Reizwort: Transparenz
Danach kam die Reaktion telefonisch: Gereizte Stimme, so wie wenn man sich angegriffen fühlt.
Die Stimme erklärte mir, alles sei sehr komplex, und fragte, ob ich schon mal dabei gewesen sei. Jedenfalls seien die Aussichten für eine Initiative aussichtslos... Aber man könne mich mal einladen zur nächsten Veranstaltung..
Am nächsten Tag schon änderten sich die Rahmenbedingungen. Wer von der Hauptversammlung beim süddeutschen Luxusautohersteller gelesen hat, weiß was dieses Jahr ansteht: Die deutschen Autohersteller werden das Appeasement unserer Regierung gegenüber den EU-Vorgaben ausbaden. Das erste Jahr, in dem Strafzahlungen für CO2-Flottengrenzwertüberchreitungen Realität werden.
Wäre es da nicht sinnvoll investiertes Geld, wenn man die positiven Treiber deshalb so schnell wie möglich "auf die Straße brächte"?
"Nein, das Budget hat nichts mit unseren Bedarfen zu tun." -
"Ich dachte wir gehen gerade voran mit Digitalisierung usw.?" -
"Schon, aber wir müssen mit dem auskommen, was man uns gibt."
"Also die ganze Darstellung unserer Kosten-Nutzen-Effekte dient nicht der Finanzplanung sondern nur der Verteilung dessen, was man uns gibt?"
Leute, wir sind offenbar nicht nur nicht im 21. Jahrhundert angekommen. Ich habe Bedenken, ob wir überhaupt schon irgendwo angekommen sind. Ich weiß nicht ganz genau, ob wir näher am Kreml oder am Hofstaat sind. Aber die Lage ist ganz sicher noch nicht ernst genug, um an den Bedarf eines Wandels wirklich zu glauben. Denn man lebt ihn nicht nur nicht vor, man lehnt es brüsk ab, sich selbst für adressiert zu halten.
Daimler bricht ein, Tesla nutzt das Allzeithoch seiner Aktie für eine Kapitalerhöhung. China meldet einen Autoabsatzeinbruch von 20%. Aber Gemach, das ist doch kein Weckruf für "uns", sondern für "euch".
Ich bin gespannt, wie lange der Einstellboom für "Bachelors of fine arts" noch geht und Geld für solche unproduktiven Projekte da sein wird.
Montag, 10. Februar 2020
Ein Tag im Leben eines Projektleiters
Tja, gestern noch in Polen und heute konnten sie mir alle gestohlen bleiben.. Wegen des Sturms machte ich Homeoffice. Ich kochte früh eine Kanne Kaffee mit unserer Melitta Filterkaffeemaschine. Und nach dem ersten Skype gab es einen Knall, der mich zusammenzucken ließ. Es klang irgendwie hart, fast elektrisch. Aber alle elektrischen Geräte in meinem Arbeitszimmer schienen heile.
Irgendwann trug ich die Kaffeekanne in die Küche und wunderte mich über ein Geräusch darin: Siehe da, der Thermoglaskolben lag in Scherben. Wie jetzt: nach einem Jahr geht die Kanne kaputt? Markenprodukt Melitta? Ich ging auf die Webseite, wo ich das Ding für etwas über 70 EUR gekauft hatte. Und siehe da: da hatten sich schon andere Kunden beschwert, denen das gleiche passiert war. Und Melitta hat die Kaffeemaschine inzwischen als "Auslaufmodell" um 50% reduziert, was ich originell finde..
Was ich aber eigentlich erzählen wollte: Unsere Branche ist wieder vorsichtig geworden und kürzt deshalb die Budgets. Auch für IT-Proujekte. Gut, kann man machen, aber nicht ohne Folgen. Erst recht nicht, wenn erheblich gekürzt wird. Und dann ging es los. Der Versuch, zu "eskalieren" (neben der Wunderwaffe "Taskforce" der zweite Lieblingsbegriff von Automobilmanagern). "Wir müssen klar machen, was die Kürzungen bewirken werden." schrieb ein Kollege. "Ja, aber das haben wir doch schon im Projektsteckbrief beschrieben, was passiert, wenn ein Umfang nicht finanziert wird."
- "Ja, aber anscheinend lesen die das nicht." schrieb der Organisator der Budgetrunde, in der die freigebenden Mittel auf Projekte verteilt werden. "Und deshalb sollten wir jetzt nochmal die Steckbriefe in eine Powerpoint packen und ihr solltet alle noch mal überlegen, wofür Ihr Geld beantragt habt."
Ich dachte: Wie? Weil es vom Vorstand nicht gelesen oder nicht verstanden wurde, sollen wir das gleiche noch mal tun?
Und da flatterte auch schon die nächste Email rein: "Auch seitens Fachbereiche müssen wir auf Bereichsleiterebene noch mal klar machen, was das bedeutet." Und dann brauchen wir auch noch ein Blatt für die Markenvorstände und dann für die Konzernvorstandsrunde, die sich aus den Markenverostandsvorsitzenden zusammen setzt."
Ich brach innerlich schon zusammen. Und eruierte erstmal, wie dieses Gremium da eigentlich so tickt, Wer geht da rein, was machen die und warum funktioniert das nicht?
Kam raus, dass wir Stille Post Bottom-Up spielen: Wir schreiben 19 Projektsteckbriefe in denen wir Umfänge verargumentieren und diese Steckbriefe liest irgendwer dem Vorstand vor bis dieser einnickt... Kein Mensch versteht so etwas.
"Warum haben wir keinen Top-Ansatz, der von den Marken- und Bereichszielen ausgeht, diese dann auf benötigte fachliche Fähigkeiten herunterreicht und darunter hängen wir dann die benötigten Entwicklungsumfänge?" fragte ich in die Runde. "So etwas braucht man ja nicht nur für Budgetanträge, sondern jedesmal wenn man jemandem erklären will, was wir hier machen und wozu wir es machen. Zweck und Zusammenhang." Woanders nennt man es Facharchitektur: Wie die Struktur eines IT-Systems die Struktur einer Organisation unterstützt.
Da ich Glück mit meinen Chefs habe, bekam ich sofort Unterstützung und wir luden den Kopf unserer "Antragsgruppe", die jährlich die genehmigten Gelder aufteilt. Sofort kam die Rückfrage, worum es denn gehe und ob man nicht die IT dafür brauche...
Es ist ganz offensichtlich, dass hier seit Jahren etwas intransparent vor sich hingewurschtelt hat und nie hat es jemanden interessiert, wie die Entscheidungen eigentlich zustande kommen. Und vermutlich hat es stets genügt, einem Vorstand irgendwelche Buzzwords vorzulesen und nie hat der verstanden, was er da eigentlich genehmigt. Aber genau so leiden die Entwicklungsabläufe seit Jahren unter inkonsistenten Datenflüssen, also nicht fertiggebauten Autobahnabschnitten, neu genehmigten Landstraßen als Workarounds usw.
Mit dem Spruch "Von Software verstehe ich nichts." kokettiert man auf höchsten Ebenen immer noch lustig in Verwaltung und DAX-Konzernen. Es wird Zeit, dass wir das ändern..!
Irgendwann trug ich die Kaffeekanne in die Küche und wunderte mich über ein Geräusch darin: Siehe da, der Thermoglaskolben lag in Scherben. Wie jetzt: nach einem Jahr geht die Kanne kaputt? Markenprodukt Melitta? Ich ging auf die Webseite, wo ich das Ding für etwas über 70 EUR gekauft hatte. Und siehe da: da hatten sich schon andere Kunden beschwert, denen das gleiche passiert war. Und Melitta hat die Kaffeemaschine inzwischen als "Auslaufmodell" um 50% reduziert, was ich originell finde..
Was ich aber eigentlich erzählen wollte: Unsere Branche ist wieder vorsichtig geworden und kürzt deshalb die Budgets. Auch für IT-Proujekte. Gut, kann man machen, aber nicht ohne Folgen. Erst recht nicht, wenn erheblich gekürzt wird. Und dann ging es los. Der Versuch, zu "eskalieren" (neben der Wunderwaffe "Taskforce" der zweite Lieblingsbegriff von Automobilmanagern). "Wir müssen klar machen, was die Kürzungen bewirken werden." schrieb ein Kollege. "Ja, aber das haben wir doch schon im Projektsteckbrief beschrieben, was passiert, wenn ein Umfang nicht finanziert wird."
- "Ja, aber anscheinend lesen die das nicht." schrieb der Organisator der Budgetrunde, in der die freigebenden Mittel auf Projekte verteilt werden. "Und deshalb sollten wir jetzt nochmal die Steckbriefe in eine Powerpoint packen und ihr solltet alle noch mal überlegen, wofür Ihr Geld beantragt habt."
Ich dachte: Wie? Weil es vom Vorstand nicht gelesen oder nicht verstanden wurde, sollen wir das gleiche noch mal tun?
Und da flatterte auch schon die nächste Email rein: "Auch seitens Fachbereiche müssen wir auf Bereichsleiterebene noch mal klar machen, was das bedeutet." Und dann brauchen wir auch noch ein Blatt für die Markenvorstände und dann für die Konzernvorstandsrunde, die sich aus den Markenverostandsvorsitzenden zusammen setzt."
Ich brach innerlich schon zusammen. Und eruierte erstmal, wie dieses Gremium da eigentlich so tickt, Wer geht da rein, was machen die und warum funktioniert das nicht?
Kam raus, dass wir Stille Post Bottom-Up spielen: Wir schreiben 19 Projektsteckbriefe in denen wir Umfänge verargumentieren und diese Steckbriefe liest irgendwer dem Vorstand vor bis dieser einnickt... Kein Mensch versteht so etwas.
"Warum haben wir keinen Top-Ansatz, der von den Marken- und Bereichszielen ausgeht, diese dann auf benötigte fachliche Fähigkeiten herunterreicht und darunter hängen wir dann die benötigten Entwicklungsumfänge?" fragte ich in die Runde. "So etwas braucht man ja nicht nur für Budgetanträge, sondern jedesmal wenn man jemandem erklären will, was wir hier machen und wozu wir es machen. Zweck und Zusammenhang." Woanders nennt man es Facharchitektur: Wie die Struktur eines IT-Systems die Struktur einer Organisation unterstützt.
Da ich Glück mit meinen Chefs habe, bekam ich sofort Unterstützung und wir luden den Kopf unserer "Antragsgruppe", die jährlich die genehmigten Gelder aufteilt. Sofort kam die Rückfrage, worum es denn gehe und ob man nicht die IT dafür brauche...
Es ist ganz offensichtlich, dass hier seit Jahren etwas intransparent vor sich hingewurschtelt hat und nie hat es jemanden interessiert, wie die Entscheidungen eigentlich zustande kommen. Und vermutlich hat es stets genügt, einem Vorstand irgendwelche Buzzwords vorzulesen und nie hat der verstanden, was er da eigentlich genehmigt. Aber genau so leiden die Entwicklungsabläufe seit Jahren unter inkonsistenten Datenflüssen, also nicht fertiggebauten Autobahnabschnitten, neu genehmigten Landstraßen als Workarounds usw.
Mit dem Spruch "Von Software verstehe ich nichts." kokettiert man auf höchsten Ebenen immer noch lustig in Verwaltung und DAX-Konzernen. Es wird Zeit, dass wir das ändern..!
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