Mittwoch, 28. April 2021

Spanischer Bürgerkrieg

Einer meiner Großväter versuchte die Wahl der NSDAP an die Macht immer mit dem Argument zu rechtfertigen, man habe nur noch die Wahl zwischen Nazis und Kommunisten gehabt. 

Mein Einwand dagegen war immer: Aber niemand verbat euch doch, demokratische Parteien zu wählen. Mir war unverständlich, warum er (und viele andere) nur noch die Wahl zwischen zwei Extremen sah.

Inzwischen verstehe ich ihn besser. Es beginnt damit, dass die Bürger der Weimarer Republik wirklich Not litten. Sie radikalisierten sich nicht an Bildschirmen, sondern mit leeren Bäuchen.

Zweitens hatten sie Jahre demokratischer Versager hinter sich.

Drittens bauten sich die radikalen Kräfte aneinander auf. Und sie wurden dabei kräftig unterstützt: Die Kommunisten aus der Sowjetunion, die Nazis vom deutschen Bürgertum. 

Irgendwann kommen demokratische Kräfte nicht mehr dagegen an, weil es ihnen an Überzeugungs- und Kommunikationskraft fehlt.

Ich habe  begonnen, mich in den spanischen Bürgerkrieg einzulesen. Anlass war der Zweiteiler neulich auf arte über die Pariser Weltausstellung 1937 während im Nachbarland der "Bürgerkrieg" tobte. 

Das erschütternde an der damaligen Entwicklung in Spanien ist nicht nur der Krieg selbst. Sondern auch seine Entstehungsgeschichte. Sie geht einher mit zunehmender Radikalisierung normaler Bürger und mit dem versagen gewählter Regierungen. Und mit den Einmischungen von außen. Hitler, Stalin, Mussolini mischten sich hemmungslos mit ein. 

Dienstag, 27. April 2021

Grüne enthalten sich bei Nachtragshaushalt und InfSchG

 Grüne Nachbarn machen sich gerne einen schlanken Fuß, wenn man Farbe bekennen muss. Das gilt auch für Grüne im Bundestag. Bei zwei wichtigen Abstimmungen im Bundestag vorige Woche haben sie sich enthalten:

1. Nachtragshaushalt: Link

2. Verschärfung des Infektionsschutzgesetzes: Link

Das war schon bei vielen wichtigen Gesetzen in der Vergangenheit so. Die grüne Fraktion spiegelt damit aber exakt das Verhalten ihrer Wählerinnen in der Gesellschaft und Nachbarschaft, das geprägt ist von Doppelmoral, Heuchelei und Opportunismus. 

Montag, 19. April 2021

Titelmelodien alter WDR Sendungen

 Ich hab mir jetzt mal die Mühe gemacht und einige Titel zusammen getragen. Wer über 50 ist, dürfte einige davon wieder erkennen. (Einfach mal bei iTunes oder YouTube eingeben oder einen Kommentar senden. Dann brenne ich auch gerne eine CD :-)

1) Beginnen wir mit "Hier und heute", der inoffiziellen Rheinhymne:

Robert Schumann, Symphonie Nr. 3, Es-Dur op. 97

2) Schlagerrallye

The RAH Band, "The Crunch"

3) Freie Fahrt ins Wochenende

Tele Music, "Pelican Dance"

Crown Heights Affair, "Dreaming a Dream"

4) Quintessenz - Fakten für Verbraucher

Herb Alpert, "All my loving"

5) Morgenmagazin - Noten und Notizen zum Tage

Bob Eiger & Chris Baden, "Champions Party"

6) Sport und Musik (erste "Staffel")

Werner Müller & RIAS Tanzorchester, "Sport und Musik"

(weiterer Anspieltipp: "Blende auf")

7) Hallo Ü-Wagen (Daheim und unterwegs)

Michel Legrand, "Picasso Summer"

8) Funkhaus Wallraffplatz

Daliah Lavi, "Schalt dein Radio ein"


Wenn ich diese Stücke höre, wird mir richtig wehmütig ums Herz. Was war das damals doch für ein Qualitätsradio. Mir fallen dann auch die Moderatoren von damals ein. Klaus-Jürgen Haller, Dietmar Thoma, Lothar Dombrowski, Manfred Breuckmann, Helmut Prinz. Alles ultraseriöse, neutrale, professionelle Journalisten. 

Bei der Recherche habe ich auch erfahren, dass Wolfgang Roth, Moderator der Schlagerrallye, leider Anfang des Jahres verstorben ist. 

Dann bekam ich so nebenbei mit, dass Sabine Töpperwien in Rente gegangen ist. 

Stücke, die ich noch suche sind:

- Mittagsmagazin

- Sport und Musik aus der Zeit von Kurt Brumme und Dietmar Schott 

- Zwischen Rhein und Weser

Freitag, 16. April 2021

SR-Hörerin: "Schwächt der Lockdown nicht unser Immunsystem?"

 In der SR Radiosendung "Fragen an den Autor" war vorigen Sonntag Georg Mascolo mit seinem Buch "Der Ausbruch" zu Gast. Das Werk rekapituliert das Regierungsversagen in der Corona-Krise.

Einen Anruf von einer Hörerin fand ich interessant:

Schwächt der Dauerlockdown mit der Kontaktsperre auf Dauer nicht unser Immunsystem? 

Diese Frage finde ich sehr wichtig. Denn in der Tat haben viele seit einem Jahr zwar keine Erkältung oder gar Grippe mehr gehabt, weil sie so gut wie keine direkten Kontakte mehr zu anderen Menschen haben. Aber damit wird auch unser Immunsystem entwöhnt. Wenn wir eines Tages mal alle unsere Masken absetzen, begegnen wir einander zwar zunächst gesunden Mitmenschen. Aber wenn sich die ersten eine Erkältung beim Joggen im Regen einfangen und mit nach Hause nehmen, wie reagieren dann die anderen?

Das Immunsystem lebt doch davon, dauernd im Training zu sein.

Kanzlerberater: "Inzidenz hängt von Anzahl Tests ab"

Altbekanntes Phänomen: Was sogenannte "rechte" (also regierungskritische) Vordenker erkennen und benennen kommt ein halbes oder Dreiviertel Jahr später beim Mainstream an. Zum Beispiel die Kritik an der alleinigen Ausrichtung am Inzidenzwert für den Entscheid von Coronamaßnahmen 

So berichtet n-tv jetzt folgendes:

Im Zuge der Ausbreitung von B.1.1.7 in Deutschland prognostizierten Experten für Mitte April exorbitant hohe Inzidenzen. Eingetreten sind ihre Berechnungen nicht. Auch der Bioinformatiker und Regierungsberater Rolf Apweiler ging in seinem Modell davon aus, dass die Fallzahlen wegen der britischen Mutante im bundesweiten Sieben-Tage-Mittel etwa doppelt so hoch sein würden als sie jetzt sind. 

Der Regierungsberater antwortet völlig ungeniert:

Die Situation ist längst nicht so gut, wie es aussieht. Die berichteten Inzidenzen hängen natürlich davon ab, wie viel getestet wird. In den Osterferien haben wir eine kräftige Abnahme bei der Zahl der Tests gesehen - um etwa 20 Prozent. Die Positivenrate, die Rate der positiven Tests, ist im gleichen Zeitraum von 9 auf 12 Prozent gestiegen. Hätte man sie stabil gehalten durch ausreichende Testungen, wäre die Inzidenz etwa 30 bis 40 Prozent höher gewesen. Dieses Underreporting führt dazu, dass die Inzidenzen kaum vergleichbar sind. Wenn man nicht testet, kann man auch nichts berichten. Die aktuellen Zahlen sind also trügerisch.

Ich übersetze das mal für die Leute, die nicht mit wissenschaftlichem Arbeiten vertraut sind:

Die Herrschaftsmethode, die wir der Regierung an die Hand gegeben hatten, funktioniert nicht, weil die Regierung zu dämlich ist, das hierfür nötige Werkzeug zu benutzen. Man kann jede beliebige Inzidenz erreichen, man muss dazu nur die Anzahl der Tests anpassen. Wenn ich in einem Dorf mit hundert Einwohnern und einem Infizierten nur diesen Infizierten teste, bin ich bei 100%. Wenn ich alle teste, liege ich bei 1%. Ich muss für dieses Schauspiel natürlich in der Lage sein, im ausreichenden Maße testen zu können. Damit ist die Verwaltung in Merkeldeutschland aber überfordert.

Trotzdem gibt Apweiler die Hoffnung nicht auf und insistiert auf Nachfrage:

Schon aus praktischen Gründen sehe ich für die Politik keine Alternative zur Inzidenz als den wichtigsten Richtwert. Sie ist der früheste einigermaßen verlässliche Parameter, den wir haben. 

Es erinnert an den alten Witz mit dem Betrunkenen, der unter der Laterne seinen verlorenen Hausschlüssel sucht. Unser Problem ist nur, dass wir von solchen Leuten regiert werden.



Mittwoch, 14. April 2021

Das Versagen grüner Gesundheitsminister

Die Brandenburgische Gesundheitsministerin und grüne Spitzenkandidatin Ursula Nonnemacher war in der Pandemie schnell überfordert. Zwar ist sie Ärztin und ritt so auf dem vermeintlichen Kompetenzticket in den Landtag ein. Aber als sie zum ersten Mal im Leben Verantwortung übernahm, war sie schnell bankrott. Ihr Versagen gipfelte in einem RBB Interview zur Wirksamkeit von Lockdowns in dem Satz: "... und irgendetwas müssen wir ja tun." Da hatte sie vermutlich eine Ansage ihres Chefs Woidke ausgeplappert. Der aber nahm ihr kurze Zeit später die Verantwortung für die brandenburgischen Impfzentren ab, beließ Nonnenmacher aber weiterhin im Amt. Nonnenmacher reagierte prompt und meldete sich in die Quarantäne ab. Den positiven Test habe sie sich nach eigenen Angaben auf einer Bundesratssitzung geholt

Anders der österreichische Gesundheitsminister Anschoben, ebenfalls ein Grüner. Er trat diese Woche zurück, nachdem sich der Ministerjob entgegen seiner Erwartung als stressig herausgestellt hatte. Er sei überarbeitet und brauche eine Pause (kein Witz!). Zudem fühlte er sich "allein gelassen" (NZZ). 

Wo ideologische Wut und Machtrausch nicht genügend über die Kompetenz hinweg powern, wie z. B. bei Jürgen Trittin und Renate Künast, da machen sie eben schnell schlapp, die Grünen.

Das gibt mir etwas Hoffnung mit Blick auf die kommende grüne Kanzlerschaft. Egal ob Habeck oder Baerbock, bei beiden wird die Kraft nicht zum Ausgleich ihrer Inkompetenz reichen.

Dienstag, 13. April 2021

Die Widersprüche der Identitätspolitik

 Die Identitätspolitik ist voller Widersprüche. Leider werden die in den Medien nur selten benannt.

Beispiel 1:

Rassismus kann es nur von Mehrheiten gegen Minderheiten geben. Gewalt von Einwanderern gegen Deutsche könne per se kein rassistisches Motiv haben.

Andererseits wird jetzt die Kolonialgeschichte ausgegraben, um gegen Deutschland zu hetzen.

Kombiniert man beides, entsteht ein Widerspruch: Deutsche Außenpolitik kann nie rassistisch motiviert gewesen sein, da deutsche Soldaten und Einwanderer immer in der Minderheit blieben.

Beispiel 2:

Geschlechter seien soziale Rollenkonstrukte. Wir werden alle zu Geschlechterrollen erzogen. Dahinter aber gebe es kein biologisches Geschlecht, das zum Beispiel Frauen ein exklusives "Recht" auf die Geburt von Kindern einräume.

Andererseits reagieren Leute nach Geschlechtsumwandlungen extrem gereizt, wenn man sie mit dem falschen Geschlechtspronomen anspricht. 

Kombiniert man beides, entsteht ein Widerspruch: Eine biologische Geschlechtsumwandlung kann nie zu einer falschen Anrede führen, denn sie spielt in der Ideologie des konstruierten Geschlechts keine Rolle. Besteht jemand auf der richtigen geschlechtsspezifischen Anrede, handelt er sexistisch.

Beispiel 3:

Errungenschaften der Kultur und Wissenschaft werden als "weiß", mithin sexistisch kritisiert. Wenn bestimmte Geschlechter oder Ethnien grundsätzlich Probleme mit dem Verständnis wissenschaftlicher Erkenntnisse und Zusammenhänge hätten, liege das nicht an deren Intelligenz sondern an der "rassistischen Form" der Zusammenhänge in der Natur.

Andererseits benutzen diese Ideologen für die Verbreitung ihrer Ideologie Medien, die auf Techniken und Wissenschaften beruhen, die nach Meinung der Ideologen gar nicht funktionieren dürften, da diese Wissenschaften willkürlich erfunden seien.

Beispiel 4:

"Wir müssen das Miteinander täglich neu aushandeln. Keine Kultur hat den Anspruch zu dominieren." Das ist eine notorische grüne Forderung. Wir sollen uns alle weiterentwickeln und unsere Horizonte erweitern, indem wir uns auf andere Kulturen und Identitäten einlassen und diese annehmen.

Andererseits beanspruchen immer mehr Jünger der Identitätspolitik Räume ("Safe spaces") in denen sie "Schutz" vor der weißen Kultur beanspruchen, um sich nicht mit dieser auseinandersetzen zu müssen.

Ebenso ist es ein Widerspruch, anderen "kulturelle Aneignung" vorzuwerfen, wenn sie gerade der grünen Ideologie folgen und fremde Kulturelemente übernehmen. Z. B. in ihre Musik.

Samstag, 10. April 2021

Michael Lind erklärt die westlichen Oligarchen

Nach Ansicht des Texaner Professors Michael Lind haben wir inzwischen einen neuen Klassenkampf ("The New Class War") in der westlichen Welt. 

Nein, Lind kommt nicht als Neo-Kommunist daher. Sondern versucht, neue Phänomene in unserer Hemisphäre zu erklären, wie z. B.:

  • Warum Bürgerinitiativen nicht mehr von unten (Überzeugungstätern, Betroffenen) organisiert werden, sondern von linksliberalen, meist sehr gut situierten Eliten und Oligarchen (auch als "Philanthropen" bezeichnet, wenn sie aus dem Westen kommen).
  • Warum wichtige politische Entscheidungen den Parlamenten zunehmend entzogen und hohen Gerichten zugeschoben werden. Und warum die Personalentscheidungen bei Senaten und Kammern deshalb immer wichtiger werden.
  • Wer den Nutzen von Masseneinwanderung hat.
  • Warum es im Westen Zeiten ehrlich gemeinte Phasen von Wohlfahrt und Bildungszugang gab.
Beginnen wir in den 20ern des vorigen Jahrhunderts. Beide, die Sieger und die Verlierer des ersten Weltkrieges litten unter den hohen Kriegskosten, den hohen Verlusten (männlicher) Produktivkräfte, den daraus resultierenden Versorgungsengpässen und den Instabilitäten an den Finanzmärkten, die bei manchen alle durch den Krieg geretteten Ersparnisse vernichteten.

In allen Demokratien, nicht nur  der Weimarer Republik, führte das zu politischen Spannungen, die sich zu neuen Extremismen hochschaukelten. Es gab allerdings einen wichtigen Unterschied zwischen den späteren Alliierten und Deutschland: Jene fingen eine weitere Verschärfung politischer Polarisierungen mit   Wohlfahrten für den Mittelstand ab. Offiziell als Belohnung für die Kriegsmühen bezeichnet. In der Weimarer Republik passierte das nicht, u. a. auch wegen der hohen Verschuldung und den Lasten des Versailler Vertrages.

Ich finde diesen Punkt wichtig: Politischer Extremismus lässt sich gezielt verschärfen, wenn man den Stützen der Gesellschaft (den produktiven, nicht den Einfluss nehmenden) Hilfe verweigert.

Nach dem zweiten Weltkrieg gab es einen Wiederaufbau Boom. Die gesellschaftlichen Gruppen organisierten sich in ihren (legitimen) Lobbies. Arbeiter und Angestellte waren Mitglied in Gewerkschaften, in privaten Vereinen und Initiativen  und gingen Sonntags in die Kirche.

In den Vereinen und in der Kirche trafen sich die verschiedenen Bevölkerungsschichten. Wenigstens hier gab es das Gefühl, Teil von einem ganzen (Gesellschaft, Nation) zu sein.

Dies begann zu bröseln, als sich der Wohlstand steigerte und jeder zunehmend das Gefühl bekam, Schmied seines eigenen Glückes zu sein. Man kündigte seine Mitgliedschaften und traf sich sonntags kaum noch in der Kirche.

Die neuen Lobbygruppen (NGO's, "Zivilgesellschaft") wurden von finanzkräftigen Einflussnehmern gegründet oder es wurden etablierte übernommen. Auch wurden neue Helden aus "gutem Hause" auf die Bühnen geschoben, wie z. B. Greta Thunberg.

Die neuen "Aktivisten" sind Oligarchen, die suggerieren, Anführer von Graswurzelbewegungen zur "Rettung des Planeten" zu sein. Doch sie betreiben nach wie vor vor allem ihre eigenen Interessen.
  • Wenn Bertelsmann und Kirchen eine "Willkommenskultur" in Deutschland fordern, denken sie an den Import neuer Billigarbeitskräfte.
  • Wenn Investoren von Nachhaltigkeit sprechen, meinen sie staatlich geförderte "grüne" Produkte.
  • Wenn George Soros Bildung für Arme verspricht, meint er Infiltration vom Kindesalter an.
Und so weiter. Wenn man mit der Maske einer "Zivilgesellschaft" Einfluss nehmen will, und dabei sicherstellen will, dass der Austausch mit Kanzlerin und Präsident ein Selbstgespräch bleibt, muss man natürlich diejenigen verdrängen, die bisher in den Lobbygruppen saßen. Auch muss man deren legitime Interessen delegitimieren, wie z. B.:
  • Laufen Warnungen vor billiger Arbeitskonkurrenz und sozialen Spannungen in Wohnsiedlungen unter "Rassismus".
  • Warnungen vor der Deindustrialisierung Deutschlands gefährden "den Planeten" und die "Zukunft unserer Kinder".
  • Konsum und Wohlstand für alle gelten als Sünde.
  • Die Wahrnehmung eigener Interessen generell (als Arbeiter, Angestellter, Steuerzahler) z. B. für Steuerentlastungen, die eigene Impfung gilt als "nationalistisch". Grundrechte gelten als "Privilegien".
Kurz gesagt: die westlichen Oligarchen haben sich eine große PR-Kampagne erarbeitet, die sie besser aussehen lassen soll, als russische oder chinesische Oligarchen. Aber ihre Interessen sind die gleichen. Und ihre Brutalität auch.

Freitag, 9. April 2021

"Tatsächlich..!"

 "Tatsächlich" ist ein neues Modewort unter Gutmenschen geworden. Zuerst fiel es mir bei unseren Nachbarn aus der Bundesverwaltung auf. Dann hörte ich es immer häufiger als Floskel im Radio.

"Tatsächlich ist es so, das.."

Welchen Zweck hat diese Floskel? Zuerst dachte ich, es solle künstlich Spannung erzeugen. In der Art "Achtung, jetzt kommt eine Überraschung." Inzwischen halte ich es für eine bewusst gesetzte Antithese gegen Regierungskritiker. Denn die verbreiten ja "Fakenews". Im Gegensatz dazu verbreiten die Linientreuen eben "Tatsachen". 

Bei Journalisten soll die Floskel auch so etwas wie Investigation suggerieren: "Ich aber habe herausgefunden, was TATSÄCHLICH der Fall ist."

Jeder kleine grüne Spießer kann jetzt etwas zur Aufklärung beitragen, in dem er z. B. erklärt, dass er nun "tatsächlich" zu Hause arbeitet. Abgesichert durch Steuergelder. Steuergelder, die den Unterschied machen zu denen, denen die Regierung seit fast einem Jahr Berufsverbote erteilt hat. Und die deshalb auf die Straße gehen. 

Diese Gutmenschen verwenden die Floskel inzwischen unbewusst. Sie haben sie voll integriert. Sogar bei Selbstbezichtigungsschreiben wie im Falle unserer Nachbarin aus dem Nachbarhaus. Sie gab in einem Flurbrief zu, dass sie "tatsächlich" aber "in Absprache" den Trockenkeller mit der Skiausrüstung belegt hatte. "In Absprache"? - mit wem? "Tatsächlich mit dem Beirat." 

Die Kunst der Doppelmoral beinhaltet auch, ein Geständnis mit "tatsächlich" einzuleiten, um zum Ausdruck zu bringen, dass man -sozusagen investigativ- an der Aufklärung des Falles mitgearbeitet habe und das Geständnis nun eine Gegenthese zum Vorwurf oder zum Verdacht sei. 

Dienstag, 6. April 2021

Was die Schweinegegrippekampagne uns und Frau Merkel lehrte

Von der sog. Schweinegrippe (H1N1) 2009 hatte ich nur den Namen im Gedächtnis. Und dass die damalige Berliner Gesundheitssenatorin Lompscher auf einer Menge nicht verbrauchter Impfmittel sitzen geblieben war. Vorgelseuche, Schweinegrippe - in der Erinnerung mischen sich sogar Tierseuchen mit Pandemien. Aber was war da genau?

  • April 2009: Die WHO Leiterin Margaret Chan warnt vor dem Risiko einer Schweinegrippe Pandemie. Im gleichen Monat ruft sie kurz hintereinander die Stufen 3, 4 und 5 und dann 6 ihres Alampfplans aus und aktiviert damit eine Aktivierung von Pandemie-Notfallplänen in den Ländern.
  • In Mexiko grassiert das Virus besonders in Form von Lungenentzündungen bei Patienten zwischen 30 und 44 Jahren. Dort wird aus dem Quotient aus verstorbenen zu eingelieferten Patienten eine Mortalität von 27% errechnet und ein R-Faktor von 1,4 bis 1,6. 
  • Als man später alle positiv Getesteten mit in den Nenner schreibt, sinkt die Mortalität auf 1%.
  • Die WHO senkt die Bedingungen für die Auslösung ihres Pandemie-Stufenplanes mit Verweis auf die unterschätzte Spanische Grippe, die auch auf einem H1N1-Virustyp basierte.
  • August 2010: Die WHO erklärt die Pandemie für beendet. 
  • Eine erste Einschätzung nennt < 20.000 Todesopfer, eine spätere > 150.000 weltweit.
  • Im gleichen Maße ging die Zahl der Todesopfer der saisonalen Influenza dort erheblich zurück, wo zuvor die Schweinegrippe verbreitet gewesen war.
Soweit die Rahmenhandlung auf Basis von Wikipedia. Ich habe mal weitergesucht und gefunden.

Gesundheitswesen:
  • Die kurzfristige Ausrufung der Stufen 4 und 5 und dann 6 wurde ermöglicht bzw. bewirkt, weil die WHO kurz vorher die Kriterien verändert hatte. Und zwar so, dass nur noch das Ausmaß der Virusverbreitung (die Erfassung von WHO Weltregionen) zählte, aber nicht mehr dessen Gefahr für die Gesundheit.
  • Oktober 2009: In Deutschland beginnt die Impfkampagne. 50 Mio Impfdosen werden bestellt, 34 Mio geliefert, mehr sind in der Kürze der Zeit nicht lieferbar. 
  • Die STIKO empfiehlt deshalb nicht die Impfung für alle, sondern lediglich für Mitarbeiter im Gesundheitswesen, Altenheimen und für chronisch Kranke.
  • Die Hausärzte halten sich mit Impfungen ihrer Patienten zurück - und zwar mehr als für die Rationierung der knappen Impfdosen nötig wäre. Die Neue  Westfälische Zeitung schrieb damals, die Hausärzte hielten "den Ball flach".
  • Mai 2010: 28 Mio Impfdosen sind noch immer nicht verimpft. Die Bundesländer bleiben auf den Kosten von 239 Mio EUR sitzen.
Impfstoffe und Hersteller:
  • Pandemrix von GlaxoSmithKline
  • Focetria von Novartis
  • Celvapan von Baxter
  • Celtura von Novartis-Behring
  • Tamiflu von Roche
Der WHO-pharmazeutische Komplex:
  • Mai 2009: James Murdoch, Sohn des News Corporation Gründers Rupert, wird Direktor des Corporate Responsibility Committee von GlaxoSmithKline. Ernannt hat ihn GSK CEO Christopher Gent, der frühere Vodafone-Vorstand. Ein Mann mit besten Verbindungen. James Murdoch ist zu dem Zeitpunkt Manager bei BSkyB und der Firma seines Vaters. Ein Mann, der die Agenden von Nachrichtensendungen bestimmt. Das erweist sich in der laufenden Pandemie nicht als unpraktisch. 
  • März 2010: Ein Berater der britischen Regierung, Roy Anderson, steht auf dem Gehaltszettel von GlaxoSmithKline.
  • Juni 2010: Vorwürfe gegen GlaxoSmithKline und Roche. Sie haben Zahlungen geleistet an drei Richtlinienverantwortliche der WHO. Die WHO hat diese nicht transparent gemacht. Die WHO-Führung streitet eine Einflussnahme der Pharmaindustrie auf ihre Richtlinienüberarbeitung ab. Virologen und Mediziner, auch das Paul-Ehrlich-Institut stellen den WHO-Beratern Freibriefe auf: "Ich bin überzeugt, dass die Pharmaindustrie an Impfungen weniger verdient als als an nicht geimpften Menschen, die erkranken." sagt die PE-Sprecherin der Bild der Wissenschaft.
Tendenziöse Medienberichterstattung:
  • März 2021: Correctiv Autorin Sarah Thust verbreitet einen sog. "Faktencheck", der etwas richtig stellt, was gar nicht in Frage gestellt wurde: Eine vermeintliche Behauptung, dass die WHO seit ihrer Richtlinienüberarbeitung jedes Jahr den Stufenplan für Pandemien aktivieren könne. Was Correctiv verschweigt: Dass der Stufenplan der Auslöser für die Maßnahmen der Länder ist, wie z. B. Lockdown und Impfkampagnen. Was Correctiv betont: Dass die Krankheit hierfür neu sein muss - und deshalb nicht jede Influenza für den Ausruf einer Pandemie tauge. Correctiv liefert hier ein Beispiel, wie man mit Halbwahrheiten lügt: Man stellt Dinge "richtig"; die gar nicht behauptet wurden und geht dafür nicht auf die wesentlichen Fakten ein.
Interessant und bedeutsam für die derzeitige Corona-Pandemie und Impfkampagne in Deutschland finde ich folgendes:
Eine Ärzterunde in einem renommierten Podcast erhob diese Woche den Verdacht, dass die Bundesregierung für ihre Impfkampagne deshalb Impfzentren aufgebaut habe, um nicht zu abhängig von kritischen Hausärzten zu sein. Das sei eine Erkenntnis aus der Schweinegrippe Pandemie. Die Hausärzte hätten die ohnehin knappen Impfdosen nicht verimpft. Zum einen seien die Bundesländer auf den Impfstoffkosten sitzen geblieben. Zum anderen betrachte die Bundesregierung es wohl als Anmaßung wenn die Hausärzte, die ihre Patienten ja am besten kennen und die auch etwas von Krankheiten und Influenzawellen verstehen, Impfungen nur empfehlen, wenn sie dies für richtig und angebracht hielten.

Die Schweinegrippe hat gezeigt, dass die Hausärzte damit richtig lagen. Ein Risiko, dass die Bundesregierung nicht noch einmal eingehen will. Bundeskanzlerin war übrigens schon damals: Angela Merkel.

PS: Anekdote am Rande: Berliner Muslime hielten sich damals für immun gegen die Schweinegrippe - da sie ja kein Schweinefleisch essen. Aber der Tagesspiegel stellte das richtig..

Freitag, 2. April 2021

.. denn sie dachten, es passiere nur anderen.

 Mit etwas Schadenfreude lese ich durch die linksliberalen Feuilletons. Und entdecke, dass der Wokeness- und Vielfältigkeitsspass für viele jetzt aufhört, da er ihre eigenen Gartenzäune berührt.

Da empören sich Ruhrbarone und ihre Leser über David Precht's Vorschlag eines sozialen Jahrs für Rentner, um ihnen Gelegenheit zu geben, der Gesellschaft etwas zurückzugeben, in der sie viele Privilegien genossen hätten.

Da empören sich Tagesspiegelleser darüber, dass die neue Musikchefin von RBB Kulturradio erstmal ihre klassische Musik zurechtgestutzt hat, um "mehr Vielfalt" ins Programm zu nehmen. Botschaft: Kultur wurde  nicht nur von alten weißen Männern kreiert. 

Rund um den Kreuzberger Gleisdreieckpark empören sich gut situierte Grüne hinter ihren Community-Zäunen auf denen sie "No Racism" plakatieren, über den "Mob", der da vor ihren Balkonen ab dem frühen Nachmittag Bier trinkt und Lieder singt. Da versteht man im Home- bzw. Familyoffice ja sein eigenes Wort nicht mehr.

Berliner (grüne) Lehrer empörten sich gestern darüber, dass die Senatorinnen für Gesundheit und Bildung sie wegen der AstraZeneca Geschichte von der Priorisierungsliste gestrichen haben, aber bei der Anordnung des Wechselunterrichts nach Ostern geblieben seien. 

Ein früherer Freund sagte in solchen Situationen immer, er beobachte das "mit kalter Neugier". Die ökonomischste Form des Kampfes ist, wenn sie die eigenen Gegner gegenseitig bekämpfen.

Die Gründer der Grünen sind alt geworden und wollen ihre Ruhe. Ihre intellektuelle Überlegenheit spielen sie natürlich immer noch aus, indem sie uns von ihren Kanzeln Moral predigen. So wie die stellvertretende ZEIT Chefredakteurin, die ihre Leser in einem Artikel aufforderte, sich mit ankommenden Flüchtlingen anzufreunden. Und von der Gegenfrage, wie viele Freunde sie  denn schon gemacht habe, vollkommen überrascht war. Denn sie sah in ihrer Aufforderung an uns bereits die gute Tat.

Berliner Altgrüne und -linke beklagen sich über die langen Wartezeiten im Impftermin-Callcenter und über die Nichtzuständigkeiten, wenn sie dann doch mal jemanden ans Telefon bekämen. Sie erwarten jetzt bitte mehr "Performance" und Qualität. Begriffe, die sie vor 30 Jahren noch für spießig hielten.

Die Einschläge kommen für diese Leute jetzt näher. Und das ist gut so.

Mittwoch, 31. März 2021

Der Senat der "Digitalen Hauptstadt" gibt neue Coronaregeln bekannt:

 


Quelle: https://www.berlin.de/corona/ 

Merkel lässt wieder alle für ihre Fehler büßen

 Frau Merkel und ihre neuen Medienmacher schauen gebannt auf wieder ansteigende Coronazahlen und die Kopftrombosen bei AstraZenica. Ihre Experten sind einerseits ratlos und panisch gleichwohl nicht weniger besserwisserisch und belehrend. 

Keiner weiß, was da gerade passiert, aber alle wissen, dass etwas passieren muss und dass sich jeder schuldig macht, der jetzt widerspricht. 

Es ist diese Kombination ("aus Arsch und Pfeife", wie es mal jemand ausdrückte), die mich allmählich rasend macht. 

Was man als verantwortlich handelnder Leitender jetzt in Erfahrung bringen müsste wäre aus meiner Sicht:

  1. Auswirkungen: Wie entwickeln sich die Fälle auf den Intensivstationen (nicht prozentuale Auslastung, sondern absolute Zahlen) und die Todesarten?
  2. Entstehungsorte: Wie setzen sich die Intensivpatienten zusammen? Wo leben sie und wie haben sie sich angesteckt? Gibt es Muster?
  3. Ansteckungswege: Wo nistet sich die neue Mutante ein und wie wird sie übertragen? Was folgt daraus für Maßnahmen im Alltag (Lockdown, Arbeitsplätze,..)
  4. Nebenwirkungen Impfstoffe: Wie hoch ist das AstraZenica-Risiko im Vergleich zu anderen Impfstoffen? Wer ist gefährdet?
  5. Impfmobilisierung: Sind die Impfzentren und Hausärzte vorbereitet für Impfstoffanlieferungen?
Stattdessen erleben wir eine Mischung aus Unfähigkeit (Impfstoffbeschaffung), politischer Korrektheit (Hotspots werden weder benannt noch überwacht) und Planlosigkeit (Maßnahmen zur Beseitigung der Impfstoffknappheit). Vor allem erleben wir das wiederkehrende Verhaltensmuster Merkels, große Probleme nicht an der Wurzel zu behandeln sondern die Allgemeinheit für die Regierungsunfähigkeit büßen zu lassen. Das war bisher bei allen großen Krisen der Fall, in denen Merkel regiert hat:
  • Nach den aufgedeckten großen Steuerhinterziehungen (CD's) schuf sie das Bankgeheimnis in Deutschland ab, statt mehr Steuerprüfungen anzusetzen.
  • Nach der Finanzkrise ließ sie deutsche Steuerzahler für die Risiken großer Gläubiger quer durch Europa haften (Schuldenunion, Rettungspakete) und verletzte damit geltende Gesetze.
  • In der Flüchtlingskrise ließ sie zuerst die Massen ungebremst einwandern, verletzte damit die Grenzsicherung und schob dann den Kommunen die Verantwortung für den Umgang mit ihnen zu.
  • In der Coronakrise ließ sie Hotspots verschweigen und verhinderte eine ausreichende Impfstoffbeschaffung für Deutschland.
  • In allen Fällen sorgte ihr Pressesprecher Steffen Seibert für Einfluss in der Berichterstattung, in dem er für ein Klima der Selbstzensur und des Bashings von Regierungskritikern sorgte. Er sorgte im Hintergrund für Gesetze, die einflussreichen Medienhäusern und Onlineplattformen Mittel für willkürliche Zensur an die Hand gaben (NetzDG usw.).

Frau Merkel hat Deutschland dermaßen gegen die Wand gefahren, dass ich inzwischen skeptisch bin, ob die Schäden, die sie zu verantworten hat, überhaupt noch geheilt werden können. Immer mehr Leute, mit denen ich spreche, beschäftigen sich mit Auswanderung.