In 20 Berufsjahren und etlichen Jahren in Parteien und Bürgerinitiativen destilliere ich allmählich die eigentlichen Motive vieler sogenannter Leistungsträger und moralischer Vorbilder heraus.
Wohlgemerkt, ich meine in diesem Posting nicht die Leute, die in Beruf und Amt die Ärmel aufkrempeln und das tun, was sie zuvor versprochen haben. Für die Ergebnisse zählen und die mit Ergebnissen zufrieden sind. Die abends auch abschalten können und ein eigenes halbwegs erfülltes Privatleben haben. Die hoffentlich auch immer noch die Mehrheit bilden, aber sicher bin ich da nicht mehr. Jedenfalls meine ich im Folgenden diese Leute nicht.
Ich rede vielmehr von denen, bei denen man sich manchmal fragt, woher sie die Energie nehmen, für die hohen Preise die man für außergewöhnlichen Aufstieg zahlen muss. Oder für eine Fassade, die immer perfekt scheint, und nie Angriffsflächen für Kritik bietet, sich nie positioniert, aber unentwegt anderer nach ihrer Position befragt.
Inzwischen habe ich einige von ihnen näher kennen gelernt und ich kann berichten. Natürlich achte ich dabei darauf, keinen Vertrauensbruch zu begehen. Aber die Erkenntnisse sind sicher hilfreich für andere und deshalb fühle ich mich verpflichtet... - aber jetzt argumentiere ich fast schon wie die, deren Fassade ich eigentlich angreifen will.
Berufsleben
Doch, in unserem System kann man mit Leistung weiterkommen. Das habe ich selbst erlebt und deshalb bin ich mit unserem System grundsätzlich im Reinen und zufrieden. Insbesondere wenn man die Nutznießer der eigenen Ergebnisse persönlich kennt, und man sich auf sie einstellen kann, dann kann man -im Team- wirklich etwas Schaffen. Und schon zu meinen Studienzeiten sagte mein Werkstoffkundeprofessor: "Und das ist das Befriedigende am Beruf des Ingenieurs und das wird sie ewig antreiben."
Ein gutes Team samt "gutem" Vorgesetzten zu finden, das sind die Randbedingungen dafür. Das ist die ganze Kunst des Berufslebens, insbesondere des Stellenwechsels: zu erkennen, ob hierfür gute Bedingungen bereits vorhanden sind oder ob man sie schaffen kann.
So viel zur Präambel, jetzt zum eigentlichen Punkt. Ich schaffte es immer wieder in die Nähe von hochgestellten Managern zu kommen, weil sie mir vertrauten. Ich bot ihnen Zuverlässigkeit, sie boten mir Vertrauen und Ressourcen. Dazu gehörten Vorstände, Geschäftsführer, Bereichsleiter und - NGO-Gründer.
Ich lernte etwas über ihre Kriterien und Ziele. Und oft über ihren Werdegang. So weiß ich, dass ich sowohl Aufsteiger als auch hoch Geborene kennenlernte. Und ich kann sagen, die Herkunft macht einen Unterschied in der Motivation, aber keinen Unterschied über "gute" und "schlechte" Motivation. Es gibt die Aufsteiger mit schlechten Charaktereigenschaften, die es bis ins Kanzleramt schaffen. Und es gibt den Nachwuchs der "oberen Zehntausend", der seine Bedingungen zu schätzen weiß, sich trotzdem liberal gibt und Leistung unabhängig von der Herkunft anderer anerkennen kann.
Die Aura der Macht hat mich lange fasziniert. Mir genügte es aber immer, für sie zu arbeiten. Nie neidete ich ihnen ihren Rang. Denn ich durfte selbst sehen, welchen Preis bzw. Einsatz man dafür zahlen muss. (Ich lese gerade eine Biographie von Bismarck, und auch ihn zeichnete die Abwesenheit von Neid aus.)
Ich lernte aber auch die dunklen Seiten der Mächtigen kennen. Die Seiten, die ihnen eigentliche Energiequelle sind. Die sie zu unermüdlichen Einsatz treiben. Und die sie brutal unempfindlich gegen harte Entscheidungen machen. Die den Unterschied machen, ob man Gewalt nur phantasiert oder sie auch auslebt. Ich las meine Alice Miller und bekam in der Realität praktischen Anschauungsunterricht. Da waren Alkohol abhängige Vorstände, die keine Hemmung hatten, sich mit mir im alkoholisieren Zustand über Sicherheitsthemen zu besprechen. Da waren junge Aufsteiger, die als Geschäftsführer junge, gute Nachwuchskräfte aussaugten als wären sie Maschinen. Maschinen, die man ohne Wartung dauerhaft jenseits der Belastungsgrenze fährt. Die also Maschinen besser behandelten als ihre Mitarbeiter. Und da waren Geschäftsführer, die mir offenbarten, dass sie immer noch um den Leistungsbeweis gegenüber ihren Vätern und um die Liebe ihrer Mütter kämpften. Die die fehlende Anerkennung oder Liebe als ewigen Schmerz empfinden. Denen Vater und Mutter immer noch die einzig wichtigen Menschen im Leben sind, und hinter denen alle Nahestehenden, inkl. der Familie die sie selbst gründeten, zurückstehen müssen.
Alice Miller beschrieb dies in ihrem Buch "Das Drama des begabten Kindes": Das begabte Kleinkind erkennt die Bedingungen, unter denen seine Eltern bereits sind, es zu lieben. Alle Intelligenz verwenden sie auf die Analyse der Mimik, Gestik und Sprache ihrer Eltern und suchen ihnen zu gefallen. In den Genuss ihrer Gefallsucht und Empathie kommen Zeit ihres Lebens nur ihre Eltern. Solange bis diese sie endlich erlösen und anfangen, ihr Kind bedingungslos zu lieben.
Es wäre der Moment, in dem ihre Akkuladung schlagartig zusammenbräche, wenn ihre Eltern ihnen nachträglich offenbarten, dass sie ihr Kind schon immer angenommen, akzeptiert und geliebt hatten -vorausgesetzt, es wäre die Wahrheit. Ihre Motivation würde sich dann auf sie selbst stützen. Darauf, was ihnen selbst und ihrem eigenen, selbst gewählten Kreis wichtig ist.
NGOs
Und Vorsicht: Diese Diagnose gilt nicht nur für die, die es nach oben geschafft haben. Es gilt auch für die Strebenden, die nie oben ankommen werden -mangels Ressourcen. Die aber den Ehrgeiz ihrer Eltern ins Ziel bringen wollen. Und die als Strategie das Bündnis mit den Mächtigen wählen. Und die wissen, dass sie ihnen keine besonderen Ressourcen bieten können. Und die stattdessen Unterwerfung anbieten. Die rechte und linke Hand zu sein. Die willfährige, servile Assistenz zum Beispiel. Die hohen Einsatz bringt, zum Beispiel in Form von Überstunden. Die sich das Vertrauen der Untergebenen erschleicht und ihr Wissen dann zum Verrat anbietet. Auch vor diesen muss man sich in Acht nehmen. Sie wissen den o. g. Mächtigen zu gefallen, weil sie ihre Motive teilen und sich auch äußerlich gut an die bei Hofe dominanten Personas anpassen können.
Einigen gelingt es, im Sog der Autorität nach oben zu kommen. Andere weichen auf die moralische Schiene aus. Und diese steht bei beruflich nicht so talentierten Leuten gerade besonders hoch im Kurs. Weil in der Politik inzwischen auch die nicht so Begabten an die Machthebel gekommen sind. Die Tätigkeit in einem NGO bietet ihnen den Vorteil, eine andere Karte spielen zu können. Wer mit Intelligenz, Mut oder Tatkraft nicht so gesegnet ist, kann immer noch die moralische Karte spielen. Kann auf seine moralische Überlegenheit verweisen und andere mit deren Unmoral ausbremsen. Solange sie noch auf ihren Beruf angewiesen sind, arbeiten sie hinter den Kulissen gerne an nicht-leistungsbezogenen Beförderungsmerkmalen, wie z. B. Quoten für Minderheiten. Ihr Ziel ist es hier, andere für sich kämpfen zu lassen, und dann selbst von den "Errungenschaften" zu profitieren. Diese Philosophie kann man 1:1 auch in einem NGO ausleben: Moralische Werte preisen und ihre Einlösung von anderen einfordern.
Erkennungsmerkmale:
Die wichtigsten Erkennungsmerkmale nach meiner Beobachtung Erfahrung sind:
1. Scheinbar unerschöpfliche Energie.
2. Perfekte Fassade. Moralische Perfektion
3. Scheinbar keine private Seite, keine Schwächen.
4. Tendenz zur Rechthaberei, die sich mal auf (sorgsam abgesicherten) Informationsvorsprung und mal auf innere Unsicherheit stützt.
Empfehlungen:
Meine einzige Empfehlung lautet, diese Leute zu meiden. Sobald man sich sicher ist, es mit einer Autorität -oder Peer- zu tun haben, deren Motivation ein seelischer Schmerz ist, sollte man den Abstand vergrößern. Da man sie aber erst mit der Zeit kennenlernt, sollte man grundsätzlich widerstehen, zu früh zu viel von sich preiszugeben. Einerseits ist Vertrauen ein Beschleuniger in jedem Projekt. Andererseits ist mißbrauchtes Vertrauen eine der signifikantesten Ursachen für Misserfolg, oder häßlichen Umgang mit Erfolg.
Freitag, 29. Dezember 2017
Freitag, 15. Dezember 2017
Wie unterscheidet man Uran-Zentrifugen für Waffen und Kraftwerke?
Unser Werkstoffkundeprof an der Uni Dortmund hatte Anfang der Neunziger kein Problem damit, Skizzen von Atombomben an sein Vorlesungsskript über "Radioaktivität" zu hängen. Auf Nachfrage sagte er: Bei der Atombombe sei nicht die Konstruktion das Problem, sondern das hochangereicherte Uran zu bekommen.
Da war gerade die Mauer gefallen und islamistischer Terror war noch weit weg.
Trotzdem hatte er wohl im Grunde recht. Es ist schon aufwendig genug, das natürliche Uran so "anzureichern", dass man es für einen Kraftwerksreaktor nutzen kann. Man schleudert das Uran in Zentrifugen so lange im Kreis, bis sich die Uranisotope gemäß ihrer Gewichte verteilt haben. Dann greift man die schweren ab und verarbeitet sie weiter. Man braucht einen Anteil von 5 bis 10 Prozent der schweren Uranisotope im Kernbrennstoff für eine kontrollierbare Kettenreaktion.
Für eine typische Atombombe, die über Raketen ans Ziel gebracht und in hunderten Metern Höhe gezündet wird, braucht man mindestens auf 80 Prozent angereichertes Uran.
Wie erkennt ein Kontrolleur der Atomenergiebehörde nun, ob eine Anreicherungsanlage für Kraftwerke oder Bomben genutzt wird? Zu allererst an ihren Dimensionen. Anlagen für Bomben sind wesentlich kleiner, weil man weniger Menge braucht. Sie muss ja nur einmal zünden, ein Kraftwerk wird auf Dauer betrieben und braucht ständig Nachschub.
Allerdings kann ein Betreiber eine kleine Anlage auch damit rechtfertigen, dass er nur Forschung betreibe. Wer über Luftaufklärung herausfinden will, ob der Iran Waffen- oder Kraftwerksuran anreichert, kann zu Fehlurteilen gelangen. Man muss die Anlagen selbst beurteilen und natürlich das Uran, das mit ihnen produziert wurde.
Dazu müsste der Iran die IAEA Kontrolleure ins Land, in die Anlagen lassen. Damit aber würde er bekannt geben, wo er seine Anlage betreibt. Das will er seinen "Feinden" nicht sagen, weil er dann gezielte Angriffe fürchtet. Außerdem besteht für die IAEA das Risiko, dass ihm nur Showrooms gezeigt werden.
Das zweite Unterscheidungsmerkmal sind die Durchmesser der Zentrifugen. Je höher die Anrricherung, desto größer muss der Durchmesser sein.
Da war gerade die Mauer gefallen und islamistischer Terror war noch weit weg.
Trotzdem hatte er wohl im Grunde recht. Es ist schon aufwendig genug, das natürliche Uran so "anzureichern", dass man es für einen Kraftwerksreaktor nutzen kann. Man schleudert das Uran in Zentrifugen so lange im Kreis, bis sich die Uranisotope gemäß ihrer Gewichte verteilt haben. Dann greift man die schweren ab und verarbeitet sie weiter. Man braucht einen Anteil von 5 bis 10 Prozent der schweren Uranisotope im Kernbrennstoff für eine kontrollierbare Kettenreaktion.
Für eine typische Atombombe, die über Raketen ans Ziel gebracht und in hunderten Metern Höhe gezündet wird, braucht man mindestens auf 80 Prozent angereichertes Uran.
Wie erkennt ein Kontrolleur der Atomenergiebehörde nun, ob eine Anreicherungsanlage für Kraftwerke oder Bomben genutzt wird? Zu allererst an ihren Dimensionen. Anlagen für Bomben sind wesentlich kleiner, weil man weniger Menge braucht. Sie muss ja nur einmal zünden, ein Kraftwerk wird auf Dauer betrieben und braucht ständig Nachschub.
Allerdings kann ein Betreiber eine kleine Anlage auch damit rechtfertigen, dass er nur Forschung betreibe. Wer über Luftaufklärung herausfinden will, ob der Iran Waffen- oder Kraftwerksuran anreichert, kann zu Fehlurteilen gelangen. Man muss die Anlagen selbst beurteilen und natürlich das Uran, das mit ihnen produziert wurde.
Dazu müsste der Iran die IAEA Kontrolleure ins Land, in die Anlagen lassen. Damit aber würde er bekannt geben, wo er seine Anlage betreibt. Das will er seinen "Feinden" nicht sagen, weil er dann gezielte Angriffe fürchtet. Außerdem besteht für die IAEA das Risiko, dass ihm nur Showrooms gezeigt werden.
Das zweite Unterscheidungsmerkmal sind die Durchmesser der Zentrifugen. Je höher die Anrricherung, desto größer muss der Durchmesser sein.
Dienstag, 5. Dezember 2017
"Diversity" und Softwarequalität
Wir sind im Zeitalter der Denunziation angekommen. In den Kreativindustrien Silicon Valley und Hollywood genügen inzwischen Verleumdungen, Vorwürfe, Andeutungen um erfolgreiche Leute aus der Bahn zu stoßen.
Aber eine DDR light haben sie schon erreicht, diese Ladies, die als Schülerinnen Mathe und Physik abgewählt haben, die Nerds mieden, außer wenn sie von ihnen Hausaufgaben abschreiben wollten. Die sich auf der Uni für seichte Themen einschrieben und die wie zugegebenermaßen lange nicht ernst nahmen. Die nach dem Diplom oder Master in soziale Programme gingen, dann in Parteien und dort die Ortsvereinssitzungen dominierten. Sie marschierten buchstäblich durch die Instanzen und lebten dabei nicht schlecht von den Ernten, die die von ihnen verachteten Nerds einfuhren. Sie erfanden Steuern und Abgaben. Aber irgendwann genügte ihnen auch das nicht mehr und sie fragten sich, warum "er" auf dem Vorstandssessel sitzt, und nicht "sie". Und dann erfanden sie Gesetze gegen Diskriminierung und forderten von Unternehmen Berichte ein. Wie schön, wenn man dazu die Opfer von Sklaverei, Rassismus und Holocaust nicht mehr befragen kann, ob sie mit ihrer Zweitverwertung zum Wohle liberaler Bürgerkinder einverstanden sind. Ich bin sicher, sie wären es nicht. Ihnen bleibt nur, im Grabe zu rotieren.
So hat Netflix bereits auf die Vorwürfe gegen und Einlassungen von Kevin Spacey reagiert und die Zusammenarbeit mit ihm beendet. Die finale Staffel von House of Cards wird ohne ihn gedreht (Link). (Wir Kunden und Abonennten von Netflix haben es übrigens selbst in der Hand zu sagen, was wir davon halten.) Manche andere Karriere wurde in den letzten Tagen beendet.
Wohlgemerkt: All das, bevor irgendwelche Verfahren auch nur eröffnet wurden. Das Schmeißen mit Dreck genügt.
Und es betrifft nicht nur die öffentlichkeitssüchtige Filmindustrie. Unter #WomenInTech laufen längst sexistische Kampagnen gegen "weiße Männer", die es gewagt haben Technologieunternehmen zu gründen und gleichzeitig ein Mann zu sein.
Ideologie schafft neue Vorstandsressorts - nur für Frauen
Das bleibt nicht ohne Folgen für männliche Führungskräfte und im Prinzip jeden, der als überlegener Nebenbuhler empfunden wird. Vorstände müssen dem Vorwurf von Sexismus -aber auch Rassismus- vorbeugen. Sie müssen glaubhaft machen, kein Rassist und kein Sexist zu sein. Es hilft, wenn man selbst einer Minderheit angehört. Noch mehr aber hilft es den Public Relations, Geld in die Hand zu nehmen, die Bürokratie auszubauen und Vice Presidents für "Diversity" und "Social Initiatives" zu erfinden. Was die den ganzen Tag machen? Nun, sie berichten. Direkt an Tim Cook. Denn er will es so.
Lisa zum Beispiel berichtet Tim über ihre Fortschritte bei der Erziehung der Apple Mitarbeiter: "Education policy programs". Früher war Lisa bei der EPA, der nationalen Umweltagentur, die u. a. Volkswagen in den USA zur Strecke gebracht hat. Barack Obama hatte sie seinerzeit von New Jersey's Governor Jon Corzine abgeworben. Immerhin, Lisa hat früher mal Chemitechnik studiert. Hatte ich erwähnt, dass sie bei der Clinton Foundation im Board sitzt? (Link).
Denise hingegen hat Organisationsmanagement studiert und arbeitete als Beraterin für Personalabteilungen, u. a. Kleiner Perkins. Bei Apple ist sie VP für "Inclusion and Diversity". Denise führt Apples "globale Bemühungen um eine inklusive Kultur, die repräsentativ und umarmend für alle Diversitäten" ist.. (Link).
Apples Qualitätsprobleme
Was diese Umschichtung von Budgets von Produkt- und Qualitätsthemen hin zu sog. "sozialen" Themen -und eine Änderung der damit einhergehenden Personalauswahl- bewirkt, erfahren Apple Kunden in diesem Jahr schmerzhaft: Sowohl Mac OS X High Sierra als auch iOS 11 haben den Mac und das iPhone teilweise unbenutzbar gemacht. Sicherheitslücken, Batterieprobleme, Kompatibilitätsprobleme haben zu einer merklichen Akzeptanzabkühlung bei der früher so begeisterten Fangemeinde geführt. Tim Cook konterte schnell. Aber nicht durch eine Wiederherstellung der bewährten Prioritäten, sondern durch Erhöhung des Updatezwangs für Benutzer und Entwickler. So penetrant wie derzeit wurden mir Betriebssystem Updates früher nicht aufgedrängt. Es kostet mich wiederkehrenden Aufwand, die automatischen Updates zu verhindern. Eine gute Zusammenfassung von Apples Qualitätsproblemen gibt es bei heises "Mac & i" (Link).
Aber Vorsicht, wenn Du jetzt überlegst, ob Du etwas tun solltest. Schließlich bedeutet der Beschluss, mehr Diversität einzuführen immer auch, andere Einstellungs- und Beförderungskriterien als Leistung und Kompetenz heranzuziehen und die Geeignetsten am Ende zu benachteiligen, nur weil sie ein falsches Geschlecht oder Hauptfarbe haben. Die bewusste Benachteiligung weißer Männer ist beides: Sexismus und Rassismus.
Das abschreckende Beispiel James Damore
Aber pass auf, wenn Du etwas unternimmst. Sonst geht es Dir wie dem inzwischen entlassenen Google Entwickler James Damore. Als er über die Unterschiede von Frauen und Männern bloggte, blieb das den hauptberuflichen Diversity-Managerinnen, Journalistinnen und Politikerinnen, deren Hauptaufgabe die Überwachung des Internets ist, nicht lange verborgen (Link). Damore fasste einige wissenschaftliche Studien zusammen, die über den einen oder anderen Unterschied zwischen den Geschlechtern berichteten. Und jedenfalls zu dem Schluss kamen, dass Männer und Frauen nicht gleich sind. Damore schickte seinen Beitrag zuerst an Googles Diversity-Abteilung (!). Die wusste aber -unsicher wie alle anderen- nicht, was sie damit tun sollte und stellte sich tot. Daraufhin verteilte Damore seine Erkenntnisse selbst im Unternehmen. Das war sein Fehler. Zwei Tage später wurde er entlassen. Damore wurde nicht wissenschaftlich widerlegt. Die von ihm zitierte Autorin Hakim bestätigte sogar, dass Damore ihre Aussagen richtig wiedergegeben habe. Allerdings, so zitiert sie der Standard, sei es unzulässig, dies mit dem Berufsleben zu verknüpfen. Das sei "biologistisch". "Unzulässig"? Wohl eher: verboten. "Biologistisch"? - Das kommt mir vor wie ein Kampfbegriff mittelalterlicher Missionare gegen die Aufklärung.
Washington Post
Das Leib- und Magenblatt der neuen Denunzianten predigt, was über Damores Blogpost zu denken ist:
"Vielleicht hat Damore von dem Zorn nichts gelernt, den er mit seiner Behauptung, biologische Unterschiede seien für die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen verantwortlich. Aber noch wahrscheinlicher ist, dass es ihm egal ist."
Die WP geht noch weiter und tritt nach, weil Damore es gewagt hat, seine Entlassung zu kommentieren und seinen Kritikern "Moralismus" vorzuwerfen. Eines der schwersten Geschütze gegen das "humanistische" Denunziantentum ist der Vorwurf, zu moralisieren statt zu argumentieren (z. B. wissenschaftlich). "Ja richtig, Amerikaner haben auch gewalttätigen Rassismus moralisiert. Und das ist eine gute Sache." - Was in Deutschland die Nazikeule, ist in den USA die Rassismuskeule. Es geht um die Deutungshoheit, wie Diskurse zu führen sind. Das eine gute Sache falsch wird, wenn sie von den falschen gesagt wird. Und umgekehrt.
Denunziantentum ist eine Domäne des Neides. Der sich unterbewertet fühlenden, nie etwas gewagt habenden. Die den Lottogewinn erwarten, ohne für einen Lottoschein zu bezahlen. Die den Bonus wollen, weil sie sich sonst "diskriminiert" fühlen.
Als Liberaler vertraue ich auf die selbstzerstörerische Kraft solch einer Kultur. Sie wird die Falschen auswählen, unter der schlechten Führung leiden, am Ende schrumpft der zu verteilende Kuchen. In einer Zwischenphase werden sie von der verbliebenen Substanz immer mehr fordern. Sie halten sich ja schon heute an die, die noch leisten können: an uns. Und unsere "starken Schultern" geraten allmählich selbst in die Minderheit.
Wichtig ist, solche "humanistischen" Domänen zu meiden. Konformismus ist für mich ein Kontraindikator für Erfolg. Siehe DDR, siehe UdSSR, siehe Chinas großer Sprung, siehe Volkswagen.
Donnerstag, 23. November 2017
Gute Kollegen
Es gibt sie noch, die Kollegen mit denen man sich normal unterhalten kann. Die ihre Emails mit "Hallo Projektkollegen" beginnen, statt mit "Liebe Mitstreitenden", Die bei der Wahl des Restaurants keine langen Ausschlusslisten aufsagen, die von "nicht vegan" bis "Kinderarbeit im Kongo" reichen. Die sogar bayerisch essen gehen. Die in Workshops und Telefonkonferenzen direkt zur Sache kommen und Klartext reden und verstehen, worum es geht. Und sich vor allem nicht aus der Affäre ziehen wollen. Die sich Vorsprung mit Substanz erarbeiten und nicht mit Informationsfilterung. Die nicht korrekt sind, sondern anständig. Und die gleiche Moral für alle -inklusive sich selbst- gelten lassen. Die anderen Kollegen nicht die Arbeit zuschanzen mit der Floskel, dieser habe schließlich die nötige "Passion". "Passion" ist -ähnlich wie "disruptiv" und anderen- ein Modewort derjenigen, die überall mitmischen und gesehen werden wollen, aber von Tuten und Blasen keine Ahnung haben.
Mit guten Kollegen kommt man dreimal so schnell voran und etwaige Korrekturwege im Rückwärtsgang sind nur einen Bruchteil so lang.
Mit solchen Kollegen macht die Zusammenarbeit Spaß. Aber sie sind halt in der Minderheit. Vielleicht sind sie auch die Mehrheit - dann allerdings eine schweigende. Weil sie Qualität für selbstverständlich halten.
Diese Kollegen sind auch ausgeglichener, weil sie abends in der Regel pünktlich nach Hause gehen.Und dort ein Partner oder gar Familie auf sie wartet. Sie gehen halt nicht in NGOs oder Parteien, in denen sie sich mit anderen um noch mehr Publizität und noch weniger Substanz kloppen. Denn die guten Kollegen konnten schon tagsüber was sie sollten, und sollten was sie konnten. Und sprachen natürlich mit darüber, was wichtig ist und was nicht.
Die Welt wird von denen verkompliziert, die nicht wissen wer sie sind und was sie wollen. Und die ihre ureigenen seelischen Probleme auf ihre Umgebung projizieren und zu Popanzen aufblasen.
Mit guten Kollegen kommt man dreimal so schnell voran und etwaige Korrekturwege im Rückwärtsgang sind nur einen Bruchteil so lang.
Mit solchen Kollegen macht die Zusammenarbeit Spaß. Aber sie sind halt in der Minderheit. Vielleicht sind sie auch die Mehrheit - dann allerdings eine schweigende. Weil sie Qualität für selbstverständlich halten.
Diese Kollegen sind auch ausgeglichener, weil sie abends in der Regel pünktlich nach Hause gehen.Und dort ein Partner oder gar Familie auf sie wartet. Sie gehen halt nicht in NGOs oder Parteien, in denen sie sich mit anderen um noch mehr Publizität und noch weniger Substanz kloppen. Denn die guten Kollegen konnten schon tagsüber was sie sollten, und sollten was sie konnten. Und sprachen natürlich mit darüber, was wichtig ist und was nicht.
Die Welt wird von denen verkompliziert, die nicht wissen wer sie sind und was sie wollen. Und die ihre ureigenen seelischen Probleme auf ihre Umgebung projizieren und zu Popanzen aufblasen.
Donnerstag, 9. November 2017
Wissenschaftsjournalismus auf dem Abstieg
Zehn Jahre lang las ich begeistert und neugierig den Wissenschaftsteil der F.A.Z., auch auf FAZ-Online. Und genau so gerne hörte ich Wissenschaftspodcast von Bayern 2 (IQ Wissenschaft) und SWR2-Wissen. Leider haben beide im Verlaufe dieses Jahres stark nachgelassen - was Qualität der Recherche und was die Trennung von Meinung und Fakten betrifft.
Zwei Tendenzen stören mich da vor allem:
1. Die FAZ schreibt zunehmend emotional, moralisch oder reisserisch wo wissenschaftliche Nüchternheit herrschen sollte. Beispiele hierfür sind die Autoren Joachim Müller-Jung (hier, oder hier) und Sibylle Anderl (hier).
Begriffe wie "Dreckschleudern", "Klimasünder", "herumtrampeln" und "Moral" als Leitmotiv im Artikel "Moral der Dreckschleudern" haben nichts mit Wissenschaft zu tun. Die Rubrik "Alles im grünen Bereich" von Jörg Albrecht kommt sprachlich und grafisch wie ein Kinderbuch ("Kleiner Garten, großer Zwerg") oder Tagebuch eines Schülers daher. Sibylle Anderl hingegen kommt als Ferienbericht daher. "Die Wolken hängen tief über Grenoble an diesem kühlen Herbsttag". Wenn ein Artikel über ein Observatorium so beginnt, weiß ich wie lange das Licht unterwegs sein wird, bis es auf meine Netzhaut trifft...
2. Bayern 2 nimmt zunehmend Reportagen in die Sendung, in denen Behauptungen nicht belegt und Quellen nicht hinterfragt werden. Letztes Beispiel war Miriam Stumpfe mit ihrem Beitrag über die "Flucht vor dem Klimawandel" (Link). Es vergeht kaum noch eine Woche, in der IQ Wissenschaft darüber "berichtet", wie schädlich Donald Trump für US-amerikanische Wissenschaftler ist. Auslöser dafür sind bekanntermaßen Trumps Einreisestopps für Terrorländer, seine gesunde (aufklärerische) Skepsis gegenüber Modethemen, die sich die Politik von der Wissenschaft angeeignet hat. Und weil er seine Schlüsse daraus zieht und bestehende Regeln und Vereinbarungen in Frage stellt. Berichte über die Folgen des Klimawandels leiden hingegen an einem Mangel von Logik, Belegen und der Bewertung von Quellen, wie z. B. der "Union of concerned Scientists" (Vereinigung besorgter Wissenschaftler). Während "besorgt" als Haltung kritischer Bürger in Deutschland selbst inzwischen denunziert wird, hält man die "besorgten Wissenschaftler" aus den USA hoch. Denn die haben sich 1969 als Umweltschützer am MIT gegründet und verstehen sich seitdem als grüner Lobbyverein. Diese Lobby unterstellte Trump, er würde nach seiner Wahl alle missliebigen Wissenschaftsberichte von öffentlichen Servern entfernen lassen und erstellten schnell Sicherungskopien. Ob die Befürchtung zurecht war, lässt die Journalistin offen, sie fragt nicht nach. Aber sie lässt die Lobbyistin sagen, warum es unmoralisch wäre, WENN er es TÄTE: "Die Berichte gehören den Steuerzahlern, die sie bezahlt haben." - Selten hört man von grünen Wissenschaftlern und Klimalobbyisten das offene Bekenntnisse, dass sie von Steuerzahlern bezahlt werden. Aber ich nutze die Gelegenheit, das zu den Akten zu nehmen.
Dann die Überraschung - die quasi der Gegenbeweis zum Verdacht gegen Trump ist: Er ließ einen Klimabericht veröffentlichen, der gegen seine politische Linie sei. Und dann der Skandal: Trump spielte öffentlich die Bedeutung dieses Berichtes herunter. - Empöörend. So etwas hat es ja noch nie gegeben, dass eine Regierung den Bericht eines WIssenschaftlers herunterspielt. Unsere Regierung würde das z. B. niemals mit dem Bericht der Wirtschafts"weisen" tun.
Interessant wäre doch mal zu hören, welche Wissenschaftler in den USA wovor genau Angst haben? Sind es die Naturwissenschaftler, Mikrobiologen, Ingenieure und Informatiker? Oder eher die Genderforscherinnen, Politologen, Soziologen die derzeit unsere Gesellschaften spalten und zu Konformismus erziehen wollen?
In der gleichen Sendung behauptet ein Potsdamer Klimaforscher, dass der Anstieg des Meeresspiegels nicht langsam daher komme, so dass wir "allmählich immer nassere Füße kriegen". Sondern es immer häufiger starke Überschwemmungen gebe, die die Bewohner nachhaltig in die Flucht treiben. Und besonders seien Bewohner von Flussdeltas betroffen. Und dann der Satz, dass diese schon immer als erste und am stärksten betroffen gewesen seien, denn schon früher hätten die Bewohner dort "zu viel Grundwasser entnommen". - Zack! Hier wird mal eben von einer gleichen Wirkung (Überschwemmung) auf eine gleiche Ursache (menschengemacht) und schließlich auf ein großes moralisch-politisches Thema geschlossen (Flucht). Sorry, so geht es nicht.
In einem anderen Interview geht es -ein Jahr nach seiner Wahl (nicht Amtszeit!) um Trump und die Wissenschaft. "Durchhalten ist die Parole von Wissenschaftlern in den USA. Alle vernünftigen Menschen wissen ja inzwischen, dass sich die Erde erwärmt, und zwar menschengemacht." sagt die Moderatorin Birgit Magira. Miriam Stumpfe interview -als Warm-up- eine Ärztin in Bangladesch, die die Folgen des Klimawandels "erforscht". Zusammengefasst kündigt diese Ärztin einen Migrationsdruck aus Bangladesch an. Denn, " die Menschen landen in den Slums von Bangladesch". - Hier könnte man fragen, warum es in Bangladesch so schlimme oder viele Slums gibt. Aber man kann natürlich auch einen politischen Anspruch an uns ableiten, denn wir sind ja Schuld, wenn wir das Klimaziel nicht einhalten. Und Bangladesch ist - Gott gegeben- ein armes Land, dass sich Migration im eigenen Land "nicht leisten kann". - Ihr Fazit: "Klimawandel findet statt, und wir sind betroffen." - Was fehlt: der Nachweis, dass er menschengemacht ist.
Au diesem Niveau reiner Propaganda begründete schon George W. Bush sein Urteil über Saddam Hussein als Terrorist: Nachdem sich Bush vom Anschlag auf den 11. September erholt hatte, zeigt ihm jemand ein Foto auf dem Saddam abgebildet war. Nicht etwa Saddam wie er sich mit Terroristen trifft, oder am Tatort oder etwas vergleichbares. Nein, stattdessen galt als Beweis, dass das Foto ja echt sei.
Zwei Tendenzen stören mich da vor allem:
1. Die FAZ schreibt zunehmend emotional, moralisch oder reisserisch wo wissenschaftliche Nüchternheit herrschen sollte. Beispiele hierfür sind die Autoren Joachim Müller-Jung (hier, oder hier) und Sibylle Anderl (hier).
Begriffe wie "Dreckschleudern", "Klimasünder", "herumtrampeln" und "Moral" als Leitmotiv im Artikel "Moral der Dreckschleudern" haben nichts mit Wissenschaft zu tun. Die Rubrik "Alles im grünen Bereich" von Jörg Albrecht kommt sprachlich und grafisch wie ein Kinderbuch ("Kleiner Garten, großer Zwerg") oder Tagebuch eines Schülers daher. Sibylle Anderl hingegen kommt als Ferienbericht daher. "Die Wolken hängen tief über Grenoble an diesem kühlen Herbsttag". Wenn ein Artikel über ein Observatorium so beginnt, weiß ich wie lange das Licht unterwegs sein wird, bis es auf meine Netzhaut trifft...
2. Bayern 2 nimmt zunehmend Reportagen in die Sendung, in denen Behauptungen nicht belegt und Quellen nicht hinterfragt werden. Letztes Beispiel war Miriam Stumpfe mit ihrem Beitrag über die "Flucht vor dem Klimawandel" (Link). Es vergeht kaum noch eine Woche, in der IQ Wissenschaft darüber "berichtet", wie schädlich Donald Trump für US-amerikanische Wissenschaftler ist. Auslöser dafür sind bekanntermaßen Trumps Einreisestopps für Terrorländer, seine gesunde (aufklärerische) Skepsis gegenüber Modethemen, die sich die Politik von der Wissenschaft angeeignet hat. Und weil er seine Schlüsse daraus zieht und bestehende Regeln und Vereinbarungen in Frage stellt. Berichte über die Folgen des Klimawandels leiden hingegen an einem Mangel von Logik, Belegen und der Bewertung von Quellen, wie z. B. der "Union of concerned Scientists" (Vereinigung besorgter Wissenschaftler). Während "besorgt" als Haltung kritischer Bürger in Deutschland selbst inzwischen denunziert wird, hält man die "besorgten Wissenschaftler" aus den USA hoch. Denn die haben sich 1969 als Umweltschützer am MIT gegründet und verstehen sich seitdem als grüner Lobbyverein. Diese Lobby unterstellte Trump, er würde nach seiner Wahl alle missliebigen Wissenschaftsberichte von öffentlichen Servern entfernen lassen und erstellten schnell Sicherungskopien. Ob die Befürchtung zurecht war, lässt die Journalistin offen, sie fragt nicht nach. Aber sie lässt die Lobbyistin sagen, warum es unmoralisch wäre, WENN er es TÄTE: "Die Berichte gehören den Steuerzahlern, die sie bezahlt haben." - Selten hört man von grünen Wissenschaftlern und Klimalobbyisten das offene Bekenntnisse, dass sie von Steuerzahlern bezahlt werden. Aber ich nutze die Gelegenheit, das zu den Akten zu nehmen.
Dann die Überraschung - die quasi der Gegenbeweis zum Verdacht gegen Trump ist: Er ließ einen Klimabericht veröffentlichen, der gegen seine politische Linie sei. Und dann der Skandal: Trump spielte öffentlich die Bedeutung dieses Berichtes herunter. - Empöörend. So etwas hat es ja noch nie gegeben, dass eine Regierung den Bericht eines WIssenschaftlers herunterspielt. Unsere Regierung würde das z. B. niemals mit dem Bericht der Wirtschafts"weisen" tun.
Interessant wäre doch mal zu hören, welche Wissenschaftler in den USA wovor genau Angst haben? Sind es die Naturwissenschaftler, Mikrobiologen, Ingenieure und Informatiker? Oder eher die Genderforscherinnen, Politologen, Soziologen die derzeit unsere Gesellschaften spalten und zu Konformismus erziehen wollen?
In der gleichen Sendung behauptet ein Potsdamer Klimaforscher, dass der Anstieg des Meeresspiegels nicht langsam daher komme, so dass wir "allmählich immer nassere Füße kriegen". Sondern es immer häufiger starke Überschwemmungen gebe, die die Bewohner nachhaltig in die Flucht treiben. Und besonders seien Bewohner von Flussdeltas betroffen. Und dann der Satz, dass diese schon immer als erste und am stärksten betroffen gewesen seien, denn schon früher hätten die Bewohner dort "zu viel Grundwasser entnommen". - Zack! Hier wird mal eben von einer gleichen Wirkung (Überschwemmung) auf eine gleiche Ursache (menschengemacht) und schließlich auf ein großes moralisch-politisches Thema geschlossen (Flucht). Sorry, so geht es nicht.
In einem anderen Interview geht es -ein Jahr nach seiner Wahl (nicht Amtszeit!) um Trump und die Wissenschaft. "Durchhalten ist die Parole von Wissenschaftlern in den USA. Alle vernünftigen Menschen wissen ja inzwischen, dass sich die Erde erwärmt, und zwar menschengemacht." sagt die Moderatorin Birgit Magira. Miriam Stumpfe interview -als Warm-up- eine Ärztin in Bangladesch, die die Folgen des Klimawandels "erforscht". Zusammengefasst kündigt diese Ärztin einen Migrationsdruck aus Bangladesch an. Denn, " die Menschen landen in den Slums von Bangladesch". - Hier könnte man fragen, warum es in Bangladesch so schlimme oder viele Slums gibt. Aber man kann natürlich auch einen politischen Anspruch an uns ableiten, denn wir sind ja Schuld, wenn wir das Klimaziel nicht einhalten. Und Bangladesch ist - Gott gegeben- ein armes Land, dass sich Migration im eigenen Land "nicht leisten kann". - Ihr Fazit: "Klimawandel findet statt, und wir sind betroffen." - Was fehlt: der Nachweis, dass er menschengemacht ist.
Au diesem Niveau reiner Propaganda begründete schon George W. Bush sein Urteil über Saddam Hussein als Terrorist: Nachdem sich Bush vom Anschlag auf den 11. September erholt hatte, zeigt ihm jemand ein Foto auf dem Saddam abgebildet war. Nicht etwa Saddam wie er sich mit Terroristen trifft, oder am Tatort oder etwas vergleichbares. Nein, stattdessen galt als Beweis, dass das Foto ja echt sei.
Mittwoch, 8. November 2017
Podiumsdiskussion: Die Zukunft der Automobilindustrie
Die Zukunft der Automobilindustrie
https://youtu.be/rCvV2_Srz2k?t=37m54s
https://youtu.be/rCvV2_Srz2k?t=37m54s
Dienstag, 7. November 2017
Lächle, wie die Comicfiguren auf dem Konferenz-Flipchart :-)
Auf Fachkonferenzen über Anforderungsmanagement, Architekturmanagement oder agile Methoden irritiert mich seit längerem diese dargestellte Verspieltheit der Protagonisten.
Bei denen das Projektleben eine Art Comic aus lächelnden, einfachen Akteuren ist. Die Kunden bzw. Anwender als "Reisende" ansehen, unterwegs auf dem Globus wie Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer.
Die Botschaft (die bei mir ankommt): Probleme kennen wir nicht. Wenn du welche kennst, muss das an dir liegen. Mach dich locker.
Ich habe diese Lockerheit erst einmal in eigenen Projekten erlebt. Und dieses Projekt war auch prompt erfolgreich. Wir konnten locker sein, weil unsere Klientel nach mehreren Misserfolgen so verzweifelt war, dass sie sich hüteten, uns unter Druck zu setzen. Diese Freiheit nutzten wir, um das System so nützlich wie möglich zu machen.
Und Erfolg ist eine Aufwärtsspirale. Hast du Erfolg und gibt man dir Freiheit, aktiviert das immer mehr Ressourcen in dir und erweitert deinen Blick. Du verstehst immer mehr und das Produkt wird immer besser. So will man arbeiten.
Aber nach meiner Überzeugung gibt es noch weitere wichtige Erfolgsfaktoren. Und dazu gehört das gute Zusammenspiel von Anforderungsmanager (Product Owner) und Architekt. Unsichere (alte und junge) Akteure neigen bei Unsicherheit zu Rückzug und Distanzierung. Anstatt "ans Netz" zu gehen, versteifen sie sich auf Grundlinienduelle und warten auf die Fehler des "Gegners". Aber so kommt das Projekt nie vernünftig in Gang.
Vielmehr müssen beide ihre Rollen und Aufgaben anerkennen und ihr Zusammenspiel verstehen. Das "Was?" (Anforderungen) und das "Wie?" (Architektur) müssen auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Dabei müssen sie die Randbedingungen des anderen verstehen und in die Lage kommen, vernünftige Kompromisse zu schließen. Keiner sollte seinen Stakeholdern Versprechungen machen, die der andere nicht einhalten kann.
In der öffentlichen Verwaltung läuft dieses Spiel noch überhaupt nicht. Der Grund dafür ist -nach meiner Beobachtung und Erfahrung- das unterentwickelte Anforderungsmanagement. Aber auch populäre Missverständnisse von "Architektur".
IT ist in der Verwaltung gewachsen wie in jedem komplexeren Unternehmen: Dezentral. Jeder Bereich hat über die Jahre sein Ökosystem entwickelt. Fachbereiche haben bestellt und installiert oder gar selbst entwickelt. Die Begründung war stets: Keiner versteht uns. Und wenn, liefern sie zu langsam. - Das Ergebnis: Mit der Zeit gibt es für gleiche Aufgaben immer mehr verschiedene Systeme.
Und der CIO beschließt: Standardisierung!
Das Ziel: Aus 16 mach (maximal) 2 Lösungen.
Die Aufgabe: Finde heraus, welche 2 das Optimum für die 16 bilden.
Die Vorgabe: Mach es ohne Anforderungsmanagement.
Inzwischen kenne ich mehrere Projekte die für die gesamte Verwaltung (Bundesressorts, Länder, Kommunen) eine Lösung gestalten sollen und die in Frage kommenden Lösungen werden gleich mit vorgegeben. Und was immer mit vorgegeben wird: Du kannst keinen Standard durchsetzen oder beschließen - sondern du musst dir die Zustimmung von allen Beteiligten abholen.
Es kommt auch vor, dass dir der CIO gerade erst die Lösung vorgeschrieben hat. Und er wendet sich von dir ab und der Presse zu und verkündet, wann die Sache produktiv gesetzt werden wird. Und weil er so ehrgeizig ist, legt er noch eins drauf und verkündet einen Leistungsumfang, der über die gesetzlichen Anforderungen hinausgeht. Er wird vor der Presse von modernen Lösungen und agilen Methoden sprechen. Aber für die entscheidende Frage, was das System können muss, um die Aufgaben des Fachbereichs für die Erfüllung des Gesetzes umsetzen zu können, wird keine Zeit eingeräumt.
Und hinter den Kulissen werden sich Fürsten um ihre Einflussnahme kloppen und deine dringenden Entscheidungen bis in den roten Bereich rauszögern. Am Ende wird sich einer durchsetzen und die Verlierer nicht mitspielen.
Was hat das mit den lächelnden Comicfiguren auf deiner Konferenz zu tun? Was leistet der Comic anderes als ein Klima von Konformismus, in der alle so tun als wären sie frei und glücklich aber an ihrem Schreibtisch haben sie keine Ahnung, wie sie ihre Vorgaben umsetzen sollen? Sollst du die Konflikte und Widersprüche ansprechen, sobald du sie erkennst?
Ich war neulich in einer großen Runde, in der ein Staatssekretär ausdrücklich dazu aufforderte, mal "offen aus der Praxis" zu berichten, was wir in den Projekten so erleben. Und keiner traute sich. Doch, einer traute sich dann schon. Und das war ich. Ich benannte die Hindernisse der Hierarchie, die Fokussierung auf Vorschriften statt auf Ergebnisse. Die Unmöglichkeiten, moderne und bewährte Methoden umzusetzen mit Rollen, die sich nicht jede Entscheidung einmal im Quartal genehmigen lassen müssen.
Der StS. nickte und sagte, dass es so sein könne, dass Gesetzesänderungen dafür nötig seien - und das s auch das möglich sei. Ich war ihm schon dankbar, dass er auf meine Worte einging. Was mich aber irritierte war das völlige Desinteresse der großen Runde. Während und auch nach der Sitzung. In diesem Moment verstand ich, wie tief der Konformismus inzwischen sitzt. Und zwar selbst dann, wenn zu Non-Konformismus aufgerufen wird. Die Comicfiguren auf den Flipcharts sind am Ende freiwillige Konformisten. Sie bekennen sich nicht nur zu äußeren Zielen und "Werten". Inzwischen lebt der Konformismus in den tieferen Schichten der Psychologie - im Prinzip so, wie von Huxley in der "Schönen neuen Welt" beschrieben. Wer nicht lächelt, hat ein Problem. Und Probleme wollen wir auf der Bühne nicht sehen. Hinter den Kulissen aber und unterm Tisch tragen wir sie um so härter aus.
Bei denen das Projektleben eine Art Comic aus lächelnden, einfachen Akteuren ist. Die Kunden bzw. Anwender als "Reisende" ansehen, unterwegs auf dem Globus wie Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer.
Die Botschaft (die bei mir ankommt): Probleme kennen wir nicht. Wenn du welche kennst, muss das an dir liegen. Mach dich locker.
Ich habe diese Lockerheit erst einmal in eigenen Projekten erlebt. Und dieses Projekt war auch prompt erfolgreich. Wir konnten locker sein, weil unsere Klientel nach mehreren Misserfolgen so verzweifelt war, dass sie sich hüteten, uns unter Druck zu setzen. Diese Freiheit nutzten wir, um das System so nützlich wie möglich zu machen.
Und Erfolg ist eine Aufwärtsspirale. Hast du Erfolg und gibt man dir Freiheit, aktiviert das immer mehr Ressourcen in dir und erweitert deinen Blick. Du verstehst immer mehr und das Produkt wird immer besser. So will man arbeiten.
Aber nach meiner Überzeugung gibt es noch weitere wichtige Erfolgsfaktoren. Und dazu gehört das gute Zusammenspiel von Anforderungsmanager (Product Owner) und Architekt. Unsichere (alte und junge) Akteure neigen bei Unsicherheit zu Rückzug und Distanzierung. Anstatt "ans Netz" zu gehen, versteifen sie sich auf Grundlinienduelle und warten auf die Fehler des "Gegners". Aber so kommt das Projekt nie vernünftig in Gang.
Vielmehr müssen beide ihre Rollen und Aufgaben anerkennen und ihr Zusammenspiel verstehen. Das "Was?" (Anforderungen) und das "Wie?" (Architektur) müssen auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Dabei müssen sie die Randbedingungen des anderen verstehen und in die Lage kommen, vernünftige Kompromisse zu schließen. Keiner sollte seinen Stakeholdern Versprechungen machen, die der andere nicht einhalten kann.
In der öffentlichen Verwaltung läuft dieses Spiel noch überhaupt nicht. Der Grund dafür ist -nach meiner Beobachtung und Erfahrung- das unterentwickelte Anforderungsmanagement. Aber auch populäre Missverständnisse von "Architektur".
IT ist in der Verwaltung gewachsen wie in jedem komplexeren Unternehmen: Dezentral. Jeder Bereich hat über die Jahre sein Ökosystem entwickelt. Fachbereiche haben bestellt und installiert oder gar selbst entwickelt. Die Begründung war stets: Keiner versteht uns. Und wenn, liefern sie zu langsam. - Das Ergebnis: Mit der Zeit gibt es für gleiche Aufgaben immer mehr verschiedene Systeme.
Und der CIO beschließt: Standardisierung!
Das Ziel: Aus 16 mach (maximal) 2 Lösungen.
Die Aufgabe: Finde heraus, welche 2 das Optimum für die 16 bilden.
Die Vorgabe: Mach es ohne Anforderungsmanagement.
Inzwischen kenne ich mehrere Projekte die für die gesamte Verwaltung (Bundesressorts, Länder, Kommunen) eine Lösung gestalten sollen und die in Frage kommenden Lösungen werden gleich mit vorgegeben. Und was immer mit vorgegeben wird: Du kannst keinen Standard durchsetzen oder beschließen - sondern du musst dir die Zustimmung von allen Beteiligten abholen.
Es kommt auch vor, dass dir der CIO gerade erst die Lösung vorgeschrieben hat. Und er wendet sich von dir ab und der Presse zu und verkündet, wann die Sache produktiv gesetzt werden wird. Und weil er so ehrgeizig ist, legt er noch eins drauf und verkündet einen Leistungsumfang, der über die gesetzlichen Anforderungen hinausgeht. Er wird vor der Presse von modernen Lösungen und agilen Methoden sprechen. Aber für die entscheidende Frage, was das System können muss, um die Aufgaben des Fachbereichs für die Erfüllung des Gesetzes umsetzen zu können, wird keine Zeit eingeräumt.
Und hinter den Kulissen werden sich Fürsten um ihre Einflussnahme kloppen und deine dringenden Entscheidungen bis in den roten Bereich rauszögern. Am Ende wird sich einer durchsetzen und die Verlierer nicht mitspielen.
Was hat das mit den lächelnden Comicfiguren auf deiner Konferenz zu tun? Was leistet der Comic anderes als ein Klima von Konformismus, in der alle so tun als wären sie frei und glücklich aber an ihrem Schreibtisch haben sie keine Ahnung, wie sie ihre Vorgaben umsetzen sollen? Sollst du die Konflikte und Widersprüche ansprechen, sobald du sie erkennst?
Ich war neulich in einer großen Runde, in der ein Staatssekretär ausdrücklich dazu aufforderte, mal "offen aus der Praxis" zu berichten, was wir in den Projekten so erleben. Und keiner traute sich. Doch, einer traute sich dann schon. Und das war ich. Ich benannte die Hindernisse der Hierarchie, die Fokussierung auf Vorschriften statt auf Ergebnisse. Die Unmöglichkeiten, moderne und bewährte Methoden umzusetzen mit Rollen, die sich nicht jede Entscheidung einmal im Quartal genehmigen lassen müssen.
Der StS. nickte und sagte, dass es so sein könne, dass Gesetzesänderungen dafür nötig seien - und das s auch das möglich sei. Ich war ihm schon dankbar, dass er auf meine Worte einging. Was mich aber irritierte war das völlige Desinteresse der großen Runde. Während und auch nach der Sitzung. In diesem Moment verstand ich, wie tief der Konformismus inzwischen sitzt. Und zwar selbst dann, wenn zu Non-Konformismus aufgerufen wird. Die Comicfiguren auf den Flipcharts sind am Ende freiwillige Konformisten. Sie bekennen sich nicht nur zu äußeren Zielen und "Werten". Inzwischen lebt der Konformismus in den tieferen Schichten der Psychologie - im Prinzip so, wie von Huxley in der "Schönen neuen Welt" beschrieben. Wer nicht lächelt, hat ein Problem. Und Probleme wollen wir auf der Bühne nicht sehen. Hinter den Kulissen aber und unterm Tisch tragen wir sie um so härter aus.
Mittwoch, 18. Oktober 2017
"Kulturgeschichte des Klimas", Wolfgang Behringer
Das Klima wandelt sich - schon immer
Ich habe Wolfgang Behringers' Buch "Kulturgeschichte des Klimas" (Link) 2013 gelesen und sehe seitdem klarer. Was ich bereits ahnte oder halb wusste: das Klima auf Erden wandelt sich von Beginn an. Und: der Menschheit ging es in den Warmzeiten meist besser als in den Eiszeiten.
Die Frage, woher Grönland seinen Namen hat, stellt man ja schon als Schüler. Dass die nördliche Linie, bis zu der man in Europa Wein anbauen konnte, mal auf den britischen Inseln lag, wissen aber schon deutlich weniger. Heute verläuft diese Linie durch Halle/Saale (Unstrut).
Schlechtes Wetter verhagelt die Ernte
Viel wichtiger als die Frage, ob und wie schnell wir wohl gerade in eine Klima"katastrophe" reinlaufen ist, wie gut wir darauf vorbereitet sind. Denn an Wetter und Klima hängt auch heute unsere Versorgung mit Nahrungsmitteln. Wenn der Winter hart und lang war -z. B. nach einem Vulkanausbruch oder einer verminderten Sonnenaktivität-, die Schneeschmelze Auen und Weiden überflutete waren zuerst die Äcker dahin und etwas später das Vieh, denn Hochwasser brachte oft Seuchen mit sich. Statt Hochwasser war auch Hagel stets eine Bedrohung für das auf dem Acker stehende Getreide.
Die Folge: Ausfälle von Ernten, Milch und Fleisch.
Nach dem Hunger die Seuchen
Jahre, in denen so etwas mehrmals hintereinander wiederholte, waren dramatisch. Unser Vorfahren wurden geschwächt von Hunger und Kälte. Eine ideale Voraussetzung für Seuchen wie die Pest oder Cholera.
Der Übergang von Mono- zu Dreifelderkulturen machte die Menschen im Mittelalter etwas weniger abhängig. Als die Kartoffelfäule in Europa tobte, war Irland besonders betroffen, weil ausser der Kartoffel kein anderes Grundnahrungsmittel anbaute. Und heute sind wir abermals weiter, Nahrungsmittel importieren wir zu einem großen Teil.
Aber die Ursache-Wirkungskette muss man sich merken:
Vulkanausbruch/Sonnenaktivität -> Abkühlung -> Harter Winter -> Schneeschmelze -> Überflutung -> Ernteausfall, Viehseuchen -> Hunger -> Krankheiten/Epidemien -> Aufstände / Systemwechsel.
Warmzeit -> Reiche Ernte -> Lange schöpferische Jahresphasen -> Blüte der Kultur
Französische Revolution
Politiker und Regierungen, die also ernsthaft an einen bevorstehenden Klimawandel glauben, sollten froh sein, dass wir mit steigenden und nicht fallenden Temperaturen zu rechnen haben. Vor allem aber sollten sie Pläne für die Sicherung unserer Lebensmittelversorgung entwickeln.
Das ist auch in ihrem eigenen Interesse. Der französischen Revolution voraus gingen nämlich drei harte Jahre, in denen das Wetter einen Strich durch die Nahrungsmittelversorgung gemacht hatte. Den Rest gab das Ancient Regime, als es den feudalen Großgrundbesitzern erlaubte, die verbliebenen Ernten im Ausland verkaufen zu dürfen - die Kaufkraft des Plebs im eigenen Land war ja durch Hunger und Krankheit deutlich gesunken..
Was jetzt: Eiszeit oder Erwärmung?
Übrigens glaubten westliche Politiker vor vierzig Jahren noch, dass wir nicht vor einer globalen Erwärmung stehen sondern einer neuen Eiszeit. Von 1940 bis 1980 sank die Durchschnittstemperatur. Das ist der Grund, warum sich unsere Eltern an knackige Winter mit weißer Weihnacht erinnern.. Die Temperatur war gefallen, trotz massiv ausgedehnter Industrialisierung und Ausstößen von CO2. Danach sprach man plötzlich von globaler Erwärmung. Als es dann wider Erwarten doch wider Eis und Schnee in Deutschland gab, formulierte man vorsichtiger: "Klimawandel".
Interessant in dem Buch fand ich auch die ideologisch-religiösen Begleiterscheinungen von wettergemachten Katastrophen. Wo die Menschen auf höhere Kräfte angewiesen sind, suchen sie den guten Draht zu ihnen. Wer das Wetter deuten konnte, genoss Ruhm und Ansehen bei Hofe und im Volk. Wer das Wetter machte, musste sich vorsehen. Vor allem, wenn Sündenböcke für verhagelte Ernten und Überschwemmungen gesucht wurden. Aus dieser Zeit stammt die Hexenverfolgung.
Hexenverfolgung
Notiz am Rande: Es war nicht die Kirche, die die Hexenverfolgung forcierte. Denn die Kirche war (und ist) eher darauf bedacht, dass Verhalten eines jeden zu beeinflussen. In einer Sündenbockkultur aber, muss man das eigene Verhalten nicht ändern, wenn man jemand Drittes als Opfer darbringen kann..
Wetterpropheten und Klimapharisäer
Dass Klima- und Wetterpropheten hohen Einfluss auf uns haben, wissen wir. Aus dem Wetterbericht macht man heute eine Wettershow. Einige Meteorologen haben es zu Showmasterehren gebracht. Noch machtvoller ist aber die Rolle der Klimaforscher. Sie können Regeln in die Welt setzen, die die Regierungen gefälligst umzusetzen haben - uns zur Belästigung und den Politikern zu Ehren.
Heute sind also die Menschen die neuen Sündenböcke, die im Winter die Heizung aufdrehen und im Auto mit Kraft-Wärme-Kopplung fahren. Wer CO2 ausstößt, sündigt.
Die Ent-findung des Feuers..
Man könnte überspitzt aber auch sagen: Die Klimaforscher in Potsdam und anderswo versuchen die Geschichte unserer Technologie zurückzudrehen. Die Erfindung des Feuers, also die erste emanzipatorische Erfindung der Menschheit, muss rückgängig gemacht werden. Das gilt auch für das Feuer im Brennraum eines Automotors.
Gäähn...
Wahrscheinlich müssen wir einfach nur abwarten und brauchen unser Verhalten überhaupt nicht zu ändern. Meine Erinnerung an Politik ist eine Folge einander abwechselnder Apokalypsephantasien anmaßender Politiker: Waldsterben, Ozonloch, Wassermangel usw.
Ich habe Wolfgang Behringers' Buch "Kulturgeschichte des Klimas" (Link) 2013 gelesen und sehe seitdem klarer. Was ich bereits ahnte oder halb wusste: das Klima auf Erden wandelt sich von Beginn an. Und: der Menschheit ging es in den Warmzeiten meist besser als in den Eiszeiten.
Die Frage, woher Grönland seinen Namen hat, stellt man ja schon als Schüler. Dass die nördliche Linie, bis zu der man in Europa Wein anbauen konnte, mal auf den britischen Inseln lag, wissen aber schon deutlich weniger. Heute verläuft diese Linie durch Halle/Saale (Unstrut).
Schlechtes Wetter verhagelt die Ernte
Viel wichtiger als die Frage, ob und wie schnell wir wohl gerade in eine Klima"katastrophe" reinlaufen ist, wie gut wir darauf vorbereitet sind. Denn an Wetter und Klima hängt auch heute unsere Versorgung mit Nahrungsmitteln. Wenn der Winter hart und lang war -z. B. nach einem Vulkanausbruch oder einer verminderten Sonnenaktivität-, die Schneeschmelze Auen und Weiden überflutete waren zuerst die Äcker dahin und etwas später das Vieh, denn Hochwasser brachte oft Seuchen mit sich. Statt Hochwasser war auch Hagel stets eine Bedrohung für das auf dem Acker stehende Getreide.
Die Folge: Ausfälle von Ernten, Milch und Fleisch.
Nach dem Hunger die Seuchen
Jahre, in denen so etwas mehrmals hintereinander wiederholte, waren dramatisch. Unser Vorfahren wurden geschwächt von Hunger und Kälte. Eine ideale Voraussetzung für Seuchen wie die Pest oder Cholera.
Der Übergang von Mono- zu Dreifelderkulturen machte die Menschen im Mittelalter etwas weniger abhängig. Als die Kartoffelfäule in Europa tobte, war Irland besonders betroffen, weil ausser der Kartoffel kein anderes Grundnahrungsmittel anbaute. Und heute sind wir abermals weiter, Nahrungsmittel importieren wir zu einem großen Teil.
Aber die Ursache-Wirkungskette muss man sich merken:
Vulkanausbruch/Sonnenaktivität -> Abkühlung -> Harter Winter -> Schneeschmelze -> Überflutung -> Ernteausfall, Viehseuchen -> Hunger -> Krankheiten/Epidemien -> Aufstände / Systemwechsel.
Warmzeit -> Reiche Ernte -> Lange schöpferische Jahresphasen -> Blüte der Kultur
Französische Revolution
Politiker und Regierungen, die also ernsthaft an einen bevorstehenden Klimawandel glauben, sollten froh sein, dass wir mit steigenden und nicht fallenden Temperaturen zu rechnen haben. Vor allem aber sollten sie Pläne für die Sicherung unserer Lebensmittelversorgung entwickeln.
Das ist auch in ihrem eigenen Interesse. Der französischen Revolution voraus gingen nämlich drei harte Jahre, in denen das Wetter einen Strich durch die Nahrungsmittelversorgung gemacht hatte. Den Rest gab das Ancient Regime, als es den feudalen Großgrundbesitzern erlaubte, die verbliebenen Ernten im Ausland verkaufen zu dürfen - die Kaufkraft des Plebs im eigenen Land war ja durch Hunger und Krankheit deutlich gesunken..
Was jetzt: Eiszeit oder Erwärmung?
Übrigens glaubten westliche Politiker vor vierzig Jahren noch, dass wir nicht vor einer globalen Erwärmung stehen sondern einer neuen Eiszeit. Von 1940 bis 1980 sank die Durchschnittstemperatur. Das ist der Grund, warum sich unsere Eltern an knackige Winter mit weißer Weihnacht erinnern.. Die Temperatur war gefallen, trotz massiv ausgedehnter Industrialisierung und Ausstößen von CO2. Danach sprach man plötzlich von globaler Erwärmung. Als es dann wider Erwarten doch wider Eis und Schnee in Deutschland gab, formulierte man vorsichtiger: "Klimawandel".
Interessant in dem Buch fand ich auch die ideologisch-religiösen Begleiterscheinungen von wettergemachten Katastrophen. Wo die Menschen auf höhere Kräfte angewiesen sind, suchen sie den guten Draht zu ihnen. Wer das Wetter deuten konnte, genoss Ruhm und Ansehen bei Hofe und im Volk. Wer das Wetter machte, musste sich vorsehen. Vor allem, wenn Sündenböcke für verhagelte Ernten und Überschwemmungen gesucht wurden. Aus dieser Zeit stammt die Hexenverfolgung.
Hexenverfolgung
Notiz am Rande: Es war nicht die Kirche, die die Hexenverfolgung forcierte. Denn die Kirche war (und ist) eher darauf bedacht, dass Verhalten eines jeden zu beeinflussen. In einer Sündenbockkultur aber, muss man das eigene Verhalten nicht ändern, wenn man jemand Drittes als Opfer darbringen kann..
Wetterpropheten und Klimapharisäer
Dass Klima- und Wetterpropheten hohen Einfluss auf uns haben, wissen wir. Aus dem Wetterbericht macht man heute eine Wettershow. Einige Meteorologen haben es zu Showmasterehren gebracht. Noch machtvoller ist aber die Rolle der Klimaforscher. Sie können Regeln in die Welt setzen, die die Regierungen gefälligst umzusetzen haben - uns zur Belästigung und den Politikern zu Ehren.
Heute sind also die Menschen die neuen Sündenböcke, die im Winter die Heizung aufdrehen und im Auto mit Kraft-Wärme-Kopplung fahren. Wer CO2 ausstößt, sündigt.
Die Ent-findung des Feuers..
Man könnte überspitzt aber auch sagen: Die Klimaforscher in Potsdam und anderswo versuchen die Geschichte unserer Technologie zurückzudrehen. Die Erfindung des Feuers, also die erste emanzipatorische Erfindung der Menschheit, muss rückgängig gemacht werden. Das gilt auch für das Feuer im Brennraum eines Automotors.
Gäähn...
Wahrscheinlich müssen wir einfach nur abwarten und brauchen unser Verhalten überhaupt nicht zu ändern. Meine Erinnerung an Politik ist eine Folge einander abwechselnder Apokalypsephantasien anmaßender Politiker: Waldsterben, Ozonloch, Wassermangel usw.
Freitag, 13. Oktober 2017
Wer (bzw. wo) ist "ich"?
Ich lese mich seit geraumer Zeit durch den Erkenntnisstand der Hirnforschung und -philosophie. Ingenieurswissen hilft beim Verstehen, aber auch beim Nichtverstehen..
Ich fass es mal zusammen:
Intuitiv würden wir den Sitz unseres "ich" - und damit den unserer Seele- irgendwo im Gehirn vermuten, etwa da wo wir "ich" denken. Hirnforscher sagen uns aber, dass sie bei bildgebenden Verfahren viele Verarbeitungsarten unseres Gehirns "korrelieren" (also verorten) können, aber den Sitz eines "ich" finden sie nicht. Aber warum nicht, wenn wir es doch dort denken?
Ich hatte neulich schon darüber geschrieben, aber in dieser Woche eine interessante Diskussion darüber gehabt. Evolutionär kommen wir aus der bildhaften Modellbildung. Wir bilden Vorstellungen und Erwartungen (Modelle) von dem was wir wollen und nicht wollen oder fürchten. Diese Modelle steuern unseren Bewegungsapparat, die Deutung unserer Sinneswahrnehmung, unsere Wünsche etc. Diese Modelle sind bildhaft und konkret. Da ist also ein langer Weg bis zu einem aus Sprache formulierten "ich".
Der Schritt dazwischen ist die Abstraktion. Wenn wir uns von konkreten Vorstellungen lösen und verallgemeinern. Zum Beispiel beim Spurenlesen. Unsere Vorfahren mussten deuten, ob die Spur von einem gefährlichen Tier stammt oder einem Beutetier. Und so begannen sie vielleicht, Gattungen, Abstraktion und Symbole zu bilden. Bis sie beim Alphabet ankamen.
Eine Modellbildung aus abstrakten Symbolen also. Und wie kommt das "ich" darein? - Antwort: Man muss nur sich selbst in diesem Modell ergänzen. So wie es ein Steuerungs- und Regelungsingenieur tut. Die Rückführung des Messwertes ("ich") auf die Regelstrecke und die Bildung einer Abweichung zwischen Ist und Soll führt zum Regelkreis bzw. Selbstbewusstsein.
"Ich" ist all diesen Regelkreisen einerseits gemeinsam. Andererseits sind es immer verschiedene Aspekte von "ich", weil es um unterschiedliche Regelgrößen geht: mal emotional, mal materiell, mal politisch etc. Das könnte ein Grund sein, warum man "ich" nicht fest verorten kann.
Mit dem Entfall von "ich" entfällt aber noch viel mehr. Z. B. die Integrität der Persönlichkeit, die Vorstellung von Seele und Individuum.
Man kann vielleicht sagen, dass wir nicht nur die künstliche Intelligenz in unsere Richtung weiter entwickeln. Die Philosophie entwickelt auch uns in Richtung künstlicher Intelligenz..
Ich fass es mal zusammen:
Intuitiv würden wir den Sitz unseres "ich" - und damit den unserer Seele- irgendwo im Gehirn vermuten, etwa da wo wir "ich" denken. Hirnforscher sagen uns aber, dass sie bei bildgebenden Verfahren viele Verarbeitungsarten unseres Gehirns "korrelieren" (also verorten) können, aber den Sitz eines "ich" finden sie nicht. Aber warum nicht, wenn wir es doch dort denken?
Ich hatte neulich schon darüber geschrieben, aber in dieser Woche eine interessante Diskussion darüber gehabt. Evolutionär kommen wir aus der bildhaften Modellbildung. Wir bilden Vorstellungen und Erwartungen (Modelle) von dem was wir wollen und nicht wollen oder fürchten. Diese Modelle steuern unseren Bewegungsapparat, die Deutung unserer Sinneswahrnehmung, unsere Wünsche etc. Diese Modelle sind bildhaft und konkret. Da ist also ein langer Weg bis zu einem aus Sprache formulierten "ich".
Der Schritt dazwischen ist die Abstraktion. Wenn wir uns von konkreten Vorstellungen lösen und verallgemeinern. Zum Beispiel beim Spurenlesen. Unsere Vorfahren mussten deuten, ob die Spur von einem gefährlichen Tier stammt oder einem Beutetier. Und so begannen sie vielleicht, Gattungen, Abstraktion und Symbole zu bilden. Bis sie beim Alphabet ankamen.
Eine Modellbildung aus abstrakten Symbolen also. Und wie kommt das "ich" darein? - Antwort: Man muss nur sich selbst in diesem Modell ergänzen. So wie es ein Steuerungs- und Regelungsingenieur tut. Die Rückführung des Messwertes ("ich") auf die Regelstrecke und die Bildung einer Abweichung zwischen Ist und Soll führt zum Regelkreis bzw. Selbstbewusstsein.
"Ich" ist all diesen Regelkreisen einerseits gemeinsam. Andererseits sind es immer verschiedene Aspekte von "ich", weil es um unterschiedliche Regelgrößen geht: mal emotional, mal materiell, mal politisch etc. Das könnte ein Grund sein, warum man "ich" nicht fest verorten kann.
Mit dem Entfall von "ich" entfällt aber noch viel mehr. Z. B. die Integrität der Persönlichkeit, die Vorstellung von Seele und Individuum.
Man kann vielleicht sagen, dass wir nicht nur die künstliche Intelligenz in unsere Richtung weiter entwickeln. Die Philosophie entwickelt auch uns in Richtung künstlicher Intelligenz..
Freitag, 29. September 2017
Von Ressourcen und Fähigkeiten
Der gesellschaftliche -in einigen Branchen auch der unternehmerische- Umgang mit "Diversität" ist voller Widersprüche, ich könnte auch sagen: hirnrissig.
Einerseits betonen Politiker den Wert von Diversität als Quelle der Inspiration.
Andererseits betonen sie dass Diversität kein Anlass für unterschiedliche Behandlung sein darf, vielmehr müsse alles gleichgemacht werden - der "Gerechtigkeit" wegen.
Unter Gerechtigkeit verstehen Politiker nicht, dass in einer Gruppe von Diversen alle mal zum Zug kommen, jeder sich an gewisse Standards halten muss, dass Stärken genutzt werden. Stattdessen verstehen sie darunter stets den kleinsten gemeinsamen Nenner. In der Berufswelt kennt man das als Ressortabstimmung oder "konzernweite Harmonisierung". Je geringer das Verhandlungsgeschick der Unterhändler, desto weniger Substanz wird im Ergebnis enthalten sdin.
Als sich mehr als eine Million Flüchtlinge auf den Weg nach Deutschland machten, sprachen Regierung und Konzernsprecher unisono von der "einmaligen Chance" unseren "Fachkräftemangel" zu entschärfen - und unseren demographischen Faktor zu korrigieren. Auch der Chef der Arbeitsagentur Frank Weise sprach so. Sie alle sprachen so, bevor sie irgendetwas über die Skillprofile der Flüchtlinge wussten. Sie dachten nur in Ressourcenknappheit und Ressourcenangebot, wie ein Disponent der das Leergut eines Güterbahnhofs verwaltet.
Der frühere Chef der IBM Consulting Group Deutschland, Michael Diemer, führte seinen Bereich auch so. Als die Qualifizierungsmängel seiner Berater längst offensichtlich waren, investierte er nicht in Qualifizierung sondern suchte konzernweit nach unbeschäftigten Beratern - nach "Ressourcen". Er schickte grundsätzlich jeden Verfügbaren in jedes Projekt. Sein strategisches Ziel lautete: "Auslastung". Diese sog. Strategie scheiterte krachend, genauso wie inzwischen Merkels, Weises etc. Strategie gescheitert ist.
Das Blöde daran ist, dass das nicht von den Strategen ausgebadet wird, sondern von den Regierten. Die Flüchtlinge finden keine Arbeit, viele von ihnen toben ihren Frust aus, und Merkel, Weise und Genossen deklarieren es als "gesamtgesellschaftliche Aufgabe" und schieben das Problem ab. Und zwar am liebsten dahin, wo es eh schon "Erfahrung" mit "robusten Parellelgesellschaften" gibt.
Alle Sonntagsreden von der Wissensgesellschaft, von Digitalisierung, Zukunftsfähigkeit entpuppen sich als intellektueller Müll, wenn es zurück ans Tagesgeschäft geht. Da werden Ressourcen immer noch wie Fließbandkräfte oder Rohmaterial betrachtet, das in Bruttoregistertonnen zu messen ist.
Einerseits betonen Politiker den Wert von Diversität als Quelle der Inspiration.
Andererseits betonen sie dass Diversität kein Anlass für unterschiedliche Behandlung sein darf, vielmehr müsse alles gleichgemacht werden - der "Gerechtigkeit" wegen.
Unter Gerechtigkeit verstehen Politiker nicht, dass in einer Gruppe von Diversen alle mal zum Zug kommen, jeder sich an gewisse Standards halten muss, dass Stärken genutzt werden. Stattdessen verstehen sie darunter stets den kleinsten gemeinsamen Nenner. In der Berufswelt kennt man das als Ressortabstimmung oder "konzernweite Harmonisierung". Je geringer das Verhandlungsgeschick der Unterhändler, desto weniger Substanz wird im Ergebnis enthalten sdin.
Als sich mehr als eine Million Flüchtlinge auf den Weg nach Deutschland machten, sprachen Regierung und Konzernsprecher unisono von der "einmaligen Chance" unseren "Fachkräftemangel" zu entschärfen - und unseren demographischen Faktor zu korrigieren. Auch der Chef der Arbeitsagentur Frank Weise sprach so. Sie alle sprachen so, bevor sie irgendetwas über die Skillprofile der Flüchtlinge wussten. Sie dachten nur in Ressourcenknappheit und Ressourcenangebot, wie ein Disponent der das Leergut eines Güterbahnhofs verwaltet.
Der frühere Chef der IBM Consulting Group Deutschland, Michael Diemer, führte seinen Bereich auch so. Als die Qualifizierungsmängel seiner Berater längst offensichtlich waren, investierte er nicht in Qualifizierung sondern suchte konzernweit nach unbeschäftigten Beratern - nach "Ressourcen". Er schickte grundsätzlich jeden Verfügbaren in jedes Projekt. Sein strategisches Ziel lautete: "Auslastung". Diese sog. Strategie scheiterte krachend, genauso wie inzwischen Merkels, Weises etc. Strategie gescheitert ist.
Das Blöde daran ist, dass das nicht von den Strategen ausgebadet wird, sondern von den Regierten. Die Flüchtlinge finden keine Arbeit, viele von ihnen toben ihren Frust aus, und Merkel, Weise und Genossen deklarieren es als "gesamtgesellschaftliche Aufgabe" und schieben das Problem ab. Und zwar am liebsten dahin, wo es eh schon "Erfahrung" mit "robusten Parellelgesellschaften" gibt.
Alle Sonntagsreden von der Wissensgesellschaft, von Digitalisierung, Zukunftsfähigkeit entpuppen sich als intellektueller Müll, wenn es zurück ans Tagesgeschäft geht. Da werden Ressourcen immer noch wie Fließbandkräfte oder Rohmaterial betrachtet, das in Bruttoregistertonnen zu messen ist.
Donnerstag, 28. September 2017
modernRE
Zurück auf den Boden der Tatsachen. Zurück ins IT-Geschäft. Zwei Tage Konferenz "Modern RE" (Requirements Engineering) liegen hinter mir. Mein Versuch, ein Fazit für mich zu ziehen:
1. Motivation zur Teilnahme
Wie machen es die anderen? Was erleben andere, welche Probleme müssen sie lösen und wie tun sie es? Seitdem es jede Rolle in einer Organisation nur noch einmal gibt, ist man mehr denn ja auf Austausch mit Externen angewiesen. Und dafür hat sich die Teilnahme gelohnt.
2. Triff die Experten, die Autoren, die Berater
Auch im Anforderungsmanagement gilt: Sich auf die anerkannten Experten zu berufen, bietet Sicherheit. Wehe dem, der so denken muss anstatt selbst zu denken.
Von der Prominenz habe ich hier am wenigsten gelernt, außer, dass es ok ist, ruhig einmal Tacheles zu sprechen. Tacheles wirkt echt.
Am meisten lernte ich von den Product Ownern und Scrum Mastern, die diese Rolle im (Kunden-) Unternehmen ausüben, gerne übrigens seit länger als einem Jahr. Mit denen kann man ganz konkret Dinge besprechen.
3. Mentalität
Deutschland ist gut im Maschinenbau und in Fabrikarbeitsketten. Aber wehe, man braucht Leute für einen Invest, um mal auszuprobieren, wie es besser gehen könnte. Die Wissensträger, die verfügbar und zusätzlich bereit sind, repräsentativ für ihre Gruppe zu sprechen, sind sehr rat gesät. Lieber spricht man nach der Umsetzung hundertmal über Schuldzuweiseungen, als einmal einen Experten für 1 oder 2 Wochen herzugeben.
"Flache" Hierarchien sind nur mit fachlich qualifizierten und selbstverantwortlich denkenden Kollegen möglich. Das gilt noch mehr in Projekten mit vielen Externen. Projekte, in denen externe Berater und Dienstleister gegeneinander ankonkurrieren funktionieren nicht. Manager, die sich für "Strategen" halten, weil sie weder operativ noch fachlich etwas beitragen können, wirken bremsend und stiften Verwirrung. Hingegen Kollegen, die echte Expertise und Erfahrung beisteuern und mit Unsicherheiten und Unkenntnis offen umgehen, wirken beschleunigend, risikosenkend und qualitätstreibend.
Ich arbeite nun seit einem Jahr als Berater für Anforderungsmanagement in einer Bundesbehörde und kann nur ein ernüchterndes Fazit ziehen: Mir ist sonnenklar, warum in der Verwaltung IT-Projekte grandios scheitern.
1. Motivation zur Teilnahme
Wie machen es die anderen? Was erleben andere, welche Probleme müssen sie lösen und wie tun sie es? Seitdem es jede Rolle in einer Organisation nur noch einmal gibt, ist man mehr denn ja auf Austausch mit Externen angewiesen. Und dafür hat sich die Teilnahme gelohnt.
2. Triff die Experten, die Autoren, die Berater
Auch im Anforderungsmanagement gilt: Sich auf die anerkannten Experten zu berufen, bietet Sicherheit. Wehe dem, der so denken muss anstatt selbst zu denken.
Von der Prominenz habe ich hier am wenigsten gelernt, außer, dass es ok ist, ruhig einmal Tacheles zu sprechen. Tacheles wirkt echt.
Am meisten lernte ich von den Product Ownern und Scrum Mastern, die diese Rolle im (Kunden-) Unternehmen ausüben, gerne übrigens seit länger als einem Jahr. Mit denen kann man ganz konkret Dinge besprechen.
3. Mentalität
Deutschland ist gut im Maschinenbau und in Fabrikarbeitsketten. Aber wehe, man braucht Leute für einen Invest, um mal auszuprobieren, wie es besser gehen könnte. Die Wissensträger, die verfügbar und zusätzlich bereit sind, repräsentativ für ihre Gruppe zu sprechen, sind sehr rat gesät. Lieber spricht man nach der Umsetzung hundertmal über Schuldzuweiseungen, als einmal einen Experten für 1 oder 2 Wochen herzugeben.
"Flache" Hierarchien sind nur mit fachlich qualifizierten und selbstverantwortlich denkenden Kollegen möglich. Das gilt noch mehr in Projekten mit vielen Externen. Projekte, in denen externe Berater und Dienstleister gegeneinander ankonkurrieren funktionieren nicht. Manager, die sich für "Strategen" halten, weil sie weder operativ noch fachlich etwas beitragen können, wirken bremsend und stiften Verwirrung. Hingegen Kollegen, die echte Expertise und Erfahrung beisteuern und mit Unsicherheiten und Unkenntnis offen umgehen, wirken beschleunigend, risikosenkend und qualitätstreibend.
Ich arbeite nun seit einem Jahr als Berater für Anforderungsmanagement in einer Bundesbehörde und kann nur ein ernüchterndes Fazit ziehen: Mir ist sonnenklar, warum in der Verwaltung IT-Projekte grandios scheitern.
Woher stammen unsere Spiegelneuronen?
Empathie ist nicht Mitleid
Unsere Empathiefähigkeit führen Gehirnforscher auf die sog. Spiegelneuronen zurück, und damit auf eine angeborene Fähigkeit. Lange galt Empathie als erlernbare Kompetenz, weil offensichtlich sehr viele Menschen ohne sie zurecht kommen. In der dargestellten Öffentlichkeit und Politik gilt Empathie, bzw. Mitleid, als höchste Tugend. Und da beginnt das Missverständnis..Denn Forscher sagen, dass jeder -auch Soziopathen- empathisch sind, aber andere Schlüsse aus ihrer Erkenntnis ziehen als Menschen, die Mitleid oder Mitfreude zeigen. Manche Menschen nutzen ihre empathischen Fähigkeiten, um aus erkanntem Leid einen Nutzen zu ziehen. Der Nutzen kann materiell sein, aber auch psychologisch. Die meisten Flüchtlingshelfer und sog. Seenotretter handeln demnach weniger aus Mitleid sondern für das persönliche Renommee, das sie aus ihren Aktionen glauben erwirtschaften zu können. Wäre Mitleid ihr Motiv, würden sie nicht so viel Getöse um ihre Aktionen machen. Ein anderes Motiv von Jugend rettet ist das Syndrom, das einige Kritiker des Roten Kreuzes als "Helfen ist Herrschen" bezeichnen.
Zurück zur Naturwissenschaft.
Evolution
Man könnte fragen, worin der Nutzen von Empathie in der Evolution gelegen haben mag. Eine Antwort könnte sein, dass Empathie die Überlebensfähigkeit von Menschen (und Primaten) erhöhte und die Grundlage für Gruppenarbeit gewesen ist.Da sich evolutionäre Entwicklung aber immer -wie Hoimar von Ditfurth sagte- an der "Kontur" einer Spezies entwickelt, könnte man fragen, aus welcher vorher bereits dagewesenen Kontur sich Empathie entwickelt hat.
Innere Modellbildung
Meine Theorie ist, dass sich Spiegelneuronen aus der "inneren Modellbildung" der Welt entwickelt haben könnte. Wir nehmen die Welt ja nicht nur einfach wahr, sondern wir deuten sie. Was wir sehen, hören, riechen ordnen wir hinterlegten Mustern zu um zu erkennen, was es ist. Hierzu brauchen wir einen Speicher und ein Deutungsmuster bzw. eine Begriffsbildung.Der "nächste Schritt" (im wahrsten Sinne) kann die Modellbildung gewesen sein, die uns bei der Bewegung im Raum unterstützt. Wenn wir gehen, bilden wir im Gehirn ein Modell vom Gehen nach, dass unserem realen Gehen etwas vorausberechnet und uns überhaupt erst ermöglicht, aufrecht zu gehen ohne dauernd zu fallen. Bewusst wird unsere Vorausberechnung z. B. wenn wir Stolpern, oder wenn wir auf eine Rolltreppe treten, die außer Betrieb ist. Unsere Augen sehen die Rolltreppe, unser Modell sagt, "bewegliche Treppe" und unser Modell ermöglicht uns eine Vorausberechnung für das Betreten einer Stufe in Bewegung.
Empathie
Empathie wäre dann die Hinzunahme von Beobachtungen anderer Personen und die Anwendung unserer inneren Modellbildung auf diese andere Person. Wenn sie sich z. B. nach einem Gegenstand streckt, an den sie nicht herankommt, visualisiert unser Gehirn eine Streckbewegung und gibt uns einen entsprechenden inneren Impuls. Und lässt uns am Ende eingreifen und versuchen, selbst an den Gegenstand heranzukommen.Phantomschmerz
Ein weiterer Fall sind die sog. Phantomschmerzen. Hier bildet unser Gehirn ein Modell mit Gliedmaßen, die wir gar nicht mehr haben. Unsere Wahrnehmung von Realität bezieht sich also grundsätzlich auf Modelle. Und die Modelle können auf unseren eigenen Körper angewandt werden, aber im Prinzip auch auf andere.Nostalgie
Mit einem ähnlichen Ansatz erkläre ich mir auch das Phänomen Nostalgie: Hier fasziniert uns die gespeicherte Wahrnehmung (oder ein Modell) unserer Vergangenheit. Liegt diese schon soweit zurück, dass sich unsere Zellen seitdem alle einmal runderneuert haben, waren es materiell gesehen, gar nicht wir, die diese Vergangenheit eingespeichert haben. Die Faszination, die Nostalgiker empfinden könnte also darauf beruhen, dass wir hier auf ein Gedächtnis zugreifen, dass sozusagen von unserem materiellen Vorgänger eingespeichert wurde. Darauf könnte diese eigenartige Gefühlsmischung aus Bekanntheit und Entdecken beruhen.Montag, 18. September 2017
Seele und Geist - Konstrukt und Illusion
In the order of appearance: Jorge Luis Borges, Richard Dawikins, Thomas Metzinger, Yuval Noah Harari und auch (mit Einschränkung) Carlo Strenger- um nur einige zu nennen.
Sie alle analysierten unsere Vorstellungen von Geist und Seele und kamen zu dem Schluss: Da ist nichts. Da ist nicht nur nichts nachweisbar, da ist auch nichts zu postulieren.
Unser "ich" ist ein Konstrukt unseres Gehirns. Ein Modell von der Realität, in dem der Denkende selbst vorkommt. So entsteht die Illusion von Selbstbewusstsein. Viele Erfahrungen oder Beobachtungen, mit denen wir einen "begeisterten" Mensch postulieren, lässt sich ebenso für höher entwickelte (Säuge-)tiere postulieren. Den Strom der Erfahrung, Beobachtung, des Willens, des Strebens nach Vorteil.
Die Seele, die neben oder in unserem Geist wohnen soll und unsterblich sein soll, halten die Genannten auch für eine Illusion. Aber die meisten Menschen halten an ihr fest wie an einem letzten Strohhalm.
Die Konstruktion mehrerer Ichs (Schizophrenie) wird als Geisteskrankheit bezeichnet, oder als intellektuelle Leistung - je nach Blickwinkel. Aber warum soll dann nicht schon das erste Ich eine Konstruktionsleistung sein?
Die Erkenntnis der eigenen Sterblichkeit und der unserer nächsten Verwandten ist zunächst ein Schock. Nach dem Berappeln bewirkt sie plötzlich Freiheitsgefühle. Alles eine Stufe tiefer hängen, nichts ist so wichtig wie der momentane Genuss des Lebens selbst.
Warum nicht den Schritt weitergehen und anerkennen: Da ist auch kein "Ich"? Die relativierende Wirkung dieser Erkenntnis halte ich für genau so befreiend wie die der eigenen Sterblichkeit. Da ist kein "ich" das unbedingt nach optimiertem Glück streben muss und ständig Angst haben muss, eine Optimierung zu verpassen. Da ist auch kein "ich", dass mit Niederlagen fertig werden muss. Schmerz ist schlimm, ja. Verlust ist schlimm. Aber das ich das so denkt ist ein Konstrukt. Und die Seele, die dieses Konstrukt heilig spricht, ist eine Illusion.
Sie alle analysierten unsere Vorstellungen von Geist und Seele und kamen zu dem Schluss: Da ist nichts. Da ist nicht nur nichts nachweisbar, da ist auch nichts zu postulieren.
Unser "ich" ist ein Konstrukt unseres Gehirns. Ein Modell von der Realität, in dem der Denkende selbst vorkommt. So entsteht die Illusion von Selbstbewusstsein. Viele Erfahrungen oder Beobachtungen, mit denen wir einen "begeisterten" Mensch postulieren, lässt sich ebenso für höher entwickelte (Säuge-)tiere postulieren. Den Strom der Erfahrung, Beobachtung, des Willens, des Strebens nach Vorteil.
Die Seele, die neben oder in unserem Geist wohnen soll und unsterblich sein soll, halten die Genannten auch für eine Illusion. Aber die meisten Menschen halten an ihr fest wie an einem letzten Strohhalm.
Die Konstruktion mehrerer Ichs (Schizophrenie) wird als Geisteskrankheit bezeichnet, oder als intellektuelle Leistung - je nach Blickwinkel. Aber warum soll dann nicht schon das erste Ich eine Konstruktionsleistung sein?
Die Erkenntnis der eigenen Sterblichkeit und der unserer nächsten Verwandten ist zunächst ein Schock. Nach dem Berappeln bewirkt sie plötzlich Freiheitsgefühle. Alles eine Stufe tiefer hängen, nichts ist so wichtig wie der momentane Genuss des Lebens selbst.
Warum nicht den Schritt weitergehen und anerkennen: Da ist auch kein "Ich"? Die relativierende Wirkung dieser Erkenntnis halte ich für genau so befreiend wie die der eigenen Sterblichkeit. Da ist kein "ich" das unbedingt nach optimiertem Glück streben muss und ständig Angst haben muss, eine Optimierung zu verpassen. Da ist auch kein "ich", dass mit Niederlagen fertig werden muss. Schmerz ist schlimm, ja. Verlust ist schlimm. Aber das ich das so denkt ist ein Konstrukt. Und die Seele, die dieses Konstrukt heilig spricht, ist eine Illusion.
Freitag, 15. September 2017
Entwurf eines einfachen Lebensprinzips
Wenn du es ganz genau wissen willst, musst du den langen Weg akzeptieren und am Ende dieses Weges dich selbst opfern. Nein, ich spreche nicht von investigativem Journalismus, sondern von der Cassini-Sonde, die sich heute in den Saturn stürzen wird.
After more than a decade exploring #Saturn, its moons and rings, we’ve embarked on our #GrandFinale: https://t.co/0ZbfbX6DNs pic.twitter.com/qW4Ad5gUBr— CassiniSaturn (@CassiniSaturn) 2. Mai 2017
Ich bin in der hohen Zeit der NASA geboren, habe als Kind Fernsehsendungen über den Weltraum süchtig inhaliert und alle Was-ist-Was-Bücher darüber verschlungen. Später faszinierte mich "Unser Kosmos" von Carl Sagan und ich konnte neue Episoden von "Aus Forschung und Technik" mit Joachim Bublath oder "Querschnitte" von Hoimar von Ditfurth kaum erwarten.
Dekaden später rätseln Physiker darüber, was ihnen die Ergebnisse der Teilchenkollisionen des CERN sagen sollen. Oder welche Fragen sie stellen müssen.
Mich interessiert derzeit am meisten, wie man von Ditfurths alten Gedanken weiter spinnen müsste, nachdem es keinen scharfen Übergang von anorganischer zu organischer Chemie und Biologie gibt.
Man kann sich schnell etwa folgende "Architekturschichten" zurecht legen:
1. Atomare Schicht
Unsere Sonne und andere Sterne sind die Brüter neuer Elemente. Allein von der Fusion von Wasserstoff zu Helium kann ein Planetensystem solange leben, dass sich auf mindestens einem Planeten Leben entwickelt.
Die Fusion zu neuen Elementen kann man bis zu so großen Kernladungszahlen weitertreiben, dass die Atomare latent instabil werden.
2. Chemische Ebene
Etliche Elemente lassen sich zu neuen, stabilen Molekülen kombinieren. Diese wirken auf uns wie eigene Elemente. Einige Elemente, wie z. B. Kohlenstoff, sind so kombinationsfreudig, dass man fast endlose Molekülketten mit ihnen bauen kann. Und die Natur dieser Kombinationen bringt es mit sich, dass sich einige Molekülbildungen irgendwann selbst in Gang setzen und Kopien von sich bilden. Hier sind wir wiederum an der Schwelle zu einer neuen "Architekturschicht".
3. Organische Ebene
Den Prozess der Molekülumwandlung zum Zwecke der Aufrechterhaltung einer Reproduktion einer Kern-Molekülkette (sehr vereinfacht gesagt), bezeichnen wir als Stoffwechsel. Manche bezeichnen diese Stufe als erste organische Stufe. Sie bewirkt die nachhaltige Erhaltung von Informationen in Form von Molekülen. Das interessante daran ist aus meiner Sicht, dass es chemische Kräfte und Prinzipien sind, die einen Prozess in Gang setzen, den wir als Reproduktion von Information interpretieren. Dieser Prozess braucht einen geschützten Raum und etwas Infrastruktur und schon befinden wir uns in einer Zelle. Ab hier interpretieren wir nicht mehr anorganisch sondern organisch oder bereits biologisch.
Mit dieser "Architektur" schafft die Natur eine Struktur, die Informationen über sehr lange Zeiträume Informationen speichern kann. Aber ist "Information" nicht ein subjektiver Begriff und benötigt etwas oder jemanden, der dies als Information interpretieren kann?
Die Reproduktion der Zellen durch Teilung verläuft nach den gleichen chemischen Gesetzen wie ein energetischer Stoffwechsel. Sie erfordert kein Bewusstsein, keinen "Überlebenswillen" und doch läuft sie ab, wie ein Kampf ums Dasein in Konkurrenz zu anderen Zellen, die die gleichen Rohstoffe verwerten, um die eigene Zellteilung voran treiben zu können. Es läuft also ein chemischer Prozess ab, denn wir von außen als "Verhalten" interpretieren.
4. Biologische Ebene
Noch interessanter wird es, wenn sich Zellen kombinieren (wie zuvor Atome zu Moleküle) um etwas auf der nächst höheren Ebene zu schaffen: Lebewesen.
In dem Versuch und Irrtum-Spiel Evolution werden die Reproduktionsprozesse fortgesetzt, die von den Umweltbedingungen nicht torpediert werden. Die Kombination von Zellen zum Zwecke einer Arbeitsteilung von Spezialisten gehört dazu. Und so entstehen Pflanzen und Tiere. Einige Biologen sagen: Es ist nicht so, dass Lebewesen Gene haben. Sondern die Gene haben die Lebewesen als Überlebensmaschine.
5. Bewusstseinsebene
Die Evolution bringt Sensoren, Aktoren und Gehirne Auswerte- und Steuerungseinheiten hervor. Die nächste "Architekturebene" wird durch die Erfindung des Bewusstseins definiert. Das Gehirn ist fähig, Vorstellungen von Vergangenheit und Zukunft zu entwickeln. Wenn ein Affe eine Banane sieht, entwickelt er eine Vorstellung davon, wie es wäre, die Banane zu haben und zu fressen. Selbstbewusstsein entsteht, wenn das denkende Objekt in dieser Vorstellung selbst enthalten ist. Ab hier gibt es ein Modell vom "Ich". Und ab hier sieht sich der Mensch heraus gehoben vom Rest der Natur und erfindet den "Humanismus", Menschenrechte und was er sonst noch alles als Ethik und Moral bezeichnet und zur Grundlage seiner Machtansprüche macht.
Religion lebt vom Mysterium des "ich". Es interpretiert das "ich" als Seele und löst es von der Biologie. Die Seele als geistiges Pendant zum Körperlichen und als Adressat des Göttlichen.
Weil der Mensch sein "ich" zwar empfindet, ihm aber nicht auf den Grund gehen kann, erfindet er Götter, um sich das Unerklärliche zu erklären. Im weiteren Verlauf der Geschichte holt er die Götter vom Himmel auf die Erde und abstrahiert sie zu Gesetzen. Der momentane Stand dieser Gesetze sind die "Menschenrechte", die von "unveräußerlichen" Menschenrechten handeln.
Zur Abwehr totalitärer Machtansprüche kranker Gehirne finde ich das vertretbar. Allerdings argumentieren längst auch kranke Gehirne mit den Menschenrechten.
Zur Aufklärung der Frage, was der Mensch ist, leisten sie aber wenig. Eher blenden sie uns und halten uns von mutigen neuen Gedanken ab.
Die These, die ich in den Raum werfen will lautet: Kommen wir der Wahrheit nicht näher, wenn wir uns -als Gattung Mensch- vom Sockel herunter holen und uns als Überlebensmaschinen unserer Gene betrachten?
Wenn wir unsere Optimierungsansprüche aufgeben, unsere Ängste, irgendwo gerade etwas zu verpassen, unsere Ängste vor allen, die sich unseren anthropozentrischen Absolutheitsansprüchen ("Klimarettung", Weltenretter etc.) nicht beugen?
Wenn wir uns einfach als Exemplare einer DNA betrachten, die es vor ihrer Geburt nicht gab und nach ihrem Tod nicht mehr geben wird? Die sich einfach des Lebens erfreuen und aufhören ihre Nachbarn zu tyrannisieren?
Als tyrannisch empfinde ich nicht nur die Kim Jong-uns, sondern auch all die moralischen Tyrannen, die uns allabendlich befehlen wollen, was wir zu tun haben (und sich selbst von ihren moralischen Regeln geflissentlich ausklammern).
Nehmt das Leben einfach leichter und lasst alle(s) gelten, was euch gelten lässt. Und wehr Euch gegen die, die Euch einschränken wollen.
Montag, 11. September 2017
Wolfgang Merkel über die moralische Überheblichkeit der Eliten
Diese Radiosendung kann ich weiterempfehlen. Jürgen Wiebicke hatte Wolfgang Merkel vom WZB (Wissenschaftszentrum für Sozialforschung Berlin) zu Gast. Bitte weiterlesen, auch wenn die Reizworte "Sozial" und "Berlin" darin vorkommen. Jürgen Wiebicke tickt zwar erklärtermaßen auch eher links, will es von der anderen Seite aber wirklich wissen. Deshalb wird in seinen Sendungen offen diskutiert.
Die Stärke von Wolfgang Merkels These ist m. E., dass sie einen unausgesprochenen (weil zensierten) Antagonismus endlich auf den Punkt bringt. Die Frontlinie des unterdrückten öffentlichen Diskurses verläuft zwischen Kosmopoliten und Kommunitaristen. Letzteren Begriff hatte ich öfter gehört, aber nie weiter verfolgt - Merkel hat ihn erklärt.
Kosmopoliten:
- Gut ausgebildet, weit gereist - sich auf beides etwas einbildend.
- Identifizierung über Distinktion von den Identitäten der unteren Schichten: Nation, Kultur.
- Sich den alten Ideologien überlegen gebend.
- Moral als neue Ideologie - Merkel: "Nicht selten eine doppelbödige Moral".
- Nach außen: "No nations, no borders". Privat die eigenen Kinder auf der Privatschule anmeldend.
Kommunitaristen:
- Pragmatischer Politikansatz: Mich interessiert nur, was mich (meine Kommune) betrifft.
- Identifizierung durch Bewusstsein des Unterschiedes zwischen sich selbst und anderen.
- Das eigene Leben selbst in die Hand nehmend, allerdings mit der Betonung auf der Verantwortung für eigene Gruppe. (Die Abgrenzung vom Liberalismus verläuft also an der Grenze, für den der Einzelne primär Verantwortung hat.)
Wolfgang Merkel selbst findet sich in beiden Ansätzen wieder, kritisiert aber vor allem die überhebliche Abgrenzung der Kosmopoliten von den Andersdenkenden - ein in sich widersprüchliches Verhalten, was denen aber nicht auffällt. Indem Sozialdemokraten die Sorgen von Arbeitern und Angestellten ignorierten oder verhöhnten öffneten sie die Türen für Protestbewegungen und -parteien.
Als Liberaler schaut man sich beide an und sagt: Es gibt keine Gesellschaft, auch keine Kommune. Es gibt Individuen und Familie - and that's it (Margaret Thatcher). Mir gefällt an dem Diskurs nur die Klärung der Position, von der aus die frühere Mitte der Bundesrepublik die heutige "Weltelite" kritisiert.
Tiefer will ich nicht gehen. Ich nehme das als Ausgangspunkt künftiger Diskussionen über das vermeintlich "Unaussprechliche" mit. Wer mir mit "Rechtspopulismus" kommt, den hole ich vom Ross.
Link zur Sendung "Radio Philo": WDR
Link zu Wolfgang Merkel: WBZ
Die Stärke von Wolfgang Merkels These ist m. E., dass sie einen unausgesprochenen (weil zensierten) Antagonismus endlich auf den Punkt bringt. Die Frontlinie des unterdrückten öffentlichen Diskurses verläuft zwischen Kosmopoliten und Kommunitaristen. Letzteren Begriff hatte ich öfter gehört, aber nie weiter verfolgt - Merkel hat ihn erklärt.
Kosmopoliten:
- Gut ausgebildet, weit gereist - sich auf beides etwas einbildend.
- Identifizierung über Distinktion von den Identitäten der unteren Schichten: Nation, Kultur.
- Sich den alten Ideologien überlegen gebend.
- Moral als neue Ideologie - Merkel: "Nicht selten eine doppelbödige Moral".
- Nach außen: "No nations, no borders". Privat die eigenen Kinder auf der Privatschule anmeldend.
Kommunitaristen:
- Pragmatischer Politikansatz: Mich interessiert nur, was mich (meine Kommune) betrifft.
- Identifizierung durch Bewusstsein des Unterschiedes zwischen sich selbst und anderen.
- Das eigene Leben selbst in die Hand nehmend, allerdings mit der Betonung auf der Verantwortung für eigene Gruppe. (Die Abgrenzung vom Liberalismus verläuft also an der Grenze, für den der Einzelne primär Verantwortung hat.)
Wolfgang Merkel selbst findet sich in beiden Ansätzen wieder, kritisiert aber vor allem die überhebliche Abgrenzung der Kosmopoliten von den Andersdenkenden - ein in sich widersprüchliches Verhalten, was denen aber nicht auffällt. Indem Sozialdemokraten die Sorgen von Arbeitern und Angestellten ignorierten oder verhöhnten öffneten sie die Türen für Protestbewegungen und -parteien.
Als Liberaler schaut man sich beide an und sagt: Es gibt keine Gesellschaft, auch keine Kommune. Es gibt Individuen und Familie - and that's it (Margaret Thatcher). Mir gefällt an dem Diskurs nur die Klärung der Position, von der aus die frühere Mitte der Bundesrepublik die heutige "Weltelite" kritisiert.
Tiefer will ich nicht gehen. Ich nehme das als Ausgangspunkt künftiger Diskussionen über das vermeintlich "Unaussprechliche" mit. Wer mir mit "Rechtspopulismus" kommt, den hole ich vom Ross.
Link zur Sendung "Radio Philo": WDR
Link zu Wolfgang Merkel: WBZ
Freitag, 25. August 2017
Wenn ein Angestellter an einem Freitagmorgen...
Freitagmorgen vier Uhr. Warum bin ich so früh wach wenn ich doch heute Abend lange durchhalten - wenn möglich, einen klaren Sternenhimmel fotografieren will. Ein leichtes Ziehen im Nacken. Ah, denke ich, falsch gelegen. Also richtig legen und noch mal versuchen einzuschlafen. Ich döse, ich weiß nicht wie lange. Weiß nicht mal ob ich noch mal eingeschlafen war. Gut, dann also den Griff zum bewährten Einschlafmittel: Podcasts hören. Dabei schlafe ich gut ein. "Bayern 2 Radio Wissen - das Radio, das auf mich hört" dröhnt mir der Jingle ins rechte Ohr. Jetzt bin ich endgültig wach. Und dann beginnt ein Bericht über Italo Calvino, den Autor von "Wenn ein Reisender in einer Winternacht" und "Herr Palomar".
Ein Autor, der über seine Beobachtungen, sein Nachdenken über sie, seine Assoziationen und über das Schreiben geschrieben hat. Darüber, wie man von Hölzchen auf Stöckchen, vom Hundersten ins Tausendste kommt. Ja, denke ich, so geht es mir auch. Nur dass ich diese Gedankensprünge und -wanderungen stets als Vorwand nahm, nicht zu schreiben. Sei es, bewusst so zu entscheiden. Sei es, es unbewusst vor mir her zu schieben, weil ich auf einen besseren Moment warte. Und während des Wartes schoben schon wieder hunderte neue Gedanken, die noch nicht vollendeten beiseite. Aber stets dachte ich, kein Problem, denn die neuen Gedanken sind ja die Weiterentwicklung der früheren Gedanken. Ich versäume also nichts, wenn ich warte -dachte ich- denn meine Gedanken werden immer besser. Am besten wäre es, am Ende meines Lebens den letzten Gedanken aufzuschreiben, denn der müsse die Quintessenz aller -ALLER- vorherigen sein.
Dann berichteten die Autoren von den Beobachtungen Calvinos am Meer. Er wollte in Worte fassen, was eine Welle ist. Und er merkte, das das nicht geht, ohne ihren Kontext zu beschreiben. Und dass die Beobachtung im Prinzip zu keinem Ende führe. Die Oberflächen der Dinge sind unendlich, sagte er so oder ähnlich.
Wenn ich also nachher aus dem Haus gehe, die letzten Kurzstreckenkarte löse, in die S-Bahn steige, dann suche ich mir eine Nische an einer der gegenüberliegenden Türen, an denen die Leute nicht ein- und aussteigen. Denn ich will noch mal auf mein iPhone schauen (auf das private). Neue Emails? Neue Meldungen auf Twitter, Facebook, Whatsapp, LinkedIn, Xing... Und da ich es tue, wird mir wieder klar, dass das nichts als Zeitvertreib ist. Also hole ich das dienstliche Handy aus der Tasche. Hat die Kollegin, die ihre letzte Email nach 19h und ihre erste um 8h zu schreiben pflegt, wieder etwas rausgehauen? Der rote Punkt über der EmailApp sagt 4 neue Emails. Alle, die sie mit auf dem Verteiler hat, sehen das etwa um diese Zeit jetzt auch. Ich klicke auf den roten, appellierenden Punkt und starte das Emailprogramm. Von den 4 neuen Emails, sind zwei Terminabsagen, eine neue Einladung und eine Email ist eine Weiterleitung einer Urlaubsmeldung eines Mitarbeiters vom IT-Dienstleister unseres Kunden. Und da ich es lese, wird mir wieder klar, dass das nichts als Zeitvertreib ist. Denn inzwischen bin ich fast schon am Ziel.
Zu den lästigen Routinen im Berliner Morgentrubel gehört das sich Durchboxen aus der S-Bahn auf die Rolltreppe, und all die Treppen. Anders als in anderen Großstädten bilden sich in Berlin keine Bahnen, in denen man schnell vorwärts kommt. Nein, hier kreuzt dauernd jeder jeden. Die Aufmerksamen (=die Erwachsenen) weichen den wichtigen Leuten aus, die auch auf öffentlichen Wegen ihren Blick nicht vom Smartphone abwenden können. In der anderen Hand tragen sie einen Kaffee. Manchmal bleiben sie abrupt stehen, um an ihrem Kaffee zu nippen. Manche von ihnen direkt vor mir. Was lesen die da, was duldet jetzt keinen Aufschub? Ich nehme an: die Ablenkung von sich selbst.
Am Bürogebäude angekommen, endlich. Vor dem Fahrstuhl die nächste Geduldsprobe. Er hat zwei Schächte, man ein Geräusch wie ein Hochgeschwindigkeitsfahrstuhl, braucht aber ewig. Vor dem Fahrstuhl sammeln sich die Angestellten. Und da die Wände hier vollverspiegelt sind, weiß -wie schon in der S-Bahn- niemand, wohin mit seinem Blick. Und im Fahrstuhl geht es so weiter. Man weiß nicht, wohin mit dem Blick, denn auch hier herrscht Vollverspiegelung. Wer denkt sich so etwas aus?
Wir halten noch zweimal, dann sind wir endlich da, wo ich hinwollte. Nur noch einmal die Karte zücken, dann bin ich endlich im Büro.
Ein Autor, der über seine Beobachtungen, sein Nachdenken über sie, seine Assoziationen und über das Schreiben geschrieben hat. Darüber, wie man von Hölzchen auf Stöckchen, vom Hundersten ins Tausendste kommt. Ja, denke ich, so geht es mir auch. Nur dass ich diese Gedankensprünge und -wanderungen stets als Vorwand nahm, nicht zu schreiben. Sei es, bewusst so zu entscheiden. Sei es, es unbewusst vor mir her zu schieben, weil ich auf einen besseren Moment warte. Und während des Wartes schoben schon wieder hunderte neue Gedanken, die noch nicht vollendeten beiseite. Aber stets dachte ich, kein Problem, denn die neuen Gedanken sind ja die Weiterentwicklung der früheren Gedanken. Ich versäume also nichts, wenn ich warte -dachte ich- denn meine Gedanken werden immer besser. Am besten wäre es, am Ende meines Lebens den letzten Gedanken aufzuschreiben, denn der müsse die Quintessenz aller -ALLER- vorherigen sein.
Dann berichteten die Autoren von den Beobachtungen Calvinos am Meer. Er wollte in Worte fassen, was eine Welle ist. Und er merkte, das das nicht geht, ohne ihren Kontext zu beschreiben. Und dass die Beobachtung im Prinzip zu keinem Ende führe. Die Oberflächen der Dinge sind unendlich, sagte er so oder ähnlich.
Wenn ich also nachher aus dem Haus gehe, die letzten Kurzstreckenkarte löse, in die S-Bahn steige, dann suche ich mir eine Nische an einer der gegenüberliegenden Türen, an denen die Leute nicht ein- und aussteigen. Denn ich will noch mal auf mein iPhone schauen (auf das private). Neue Emails? Neue Meldungen auf Twitter, Facebook, Whatsapp, LinkedIn, Xing... Und da ich es tue, wird mir wieder klar, dass das nichts als Zeitvertreib ist. Also hole ich das dienstliche Handy aus der Tasche. Hat die Kollegin, die ihre letzte Email nach 19h und ihre erste um 8h zu schreiben pflegt, wieder etwas rausgehauen? Der rote Punkt über der EmailApp sagt 4 neue Emails. Alle, die sie mit auf dem Verteiler hat, sehen das etwa um diese Zeit jetzt auch. Ich klicke auf den roten, appellierenden Punkt und starte das Emailprogramm. Von den 4 neuen Emails, sind zwei Terminabsagen, eine neue Einladung und eine Email ist eine Weiterleitung einer Urlaubsmeldung eines Mitarbeiters vom IT-Dienstleister unseres Kunden. Und da ich es lese, wird mir wieder klar, dass das nichts als Zeitvertreib ist. Denn inzwischen bin ich fast schon am Ziel.
Zu den lästigen Routinen im Berliner Morgentrubel gehört das sich Durchboxen aus der S-Bahn auf die Rolltreppe, und all die Treppen. Anders als in anderen Großstädten bilden sich in Berlin keine Bahnen, in denen man schnell vorwärts kommt. Nein, hier kreuzt dauernd jeder jeden. Die Aufmerksamen (=die Erwachsenen) weichen den wichtigen Leuten aus, die auch auf öffentlichen Wegen ihren Blick nicht vom Smartphone abwenden können. In der anderen Hand tragen sie einen Kaffee. Manchmal bleiben sie abrupt stehen, um an ihrem Kaffee zu nippen. Manche von ihnen direkt vor mir. Was lesen die da, was duldet jetzt keinen Aufschub? Ich nehme an: die Ablenkung von sich selbst.
Am Bürogebäude angekommen, endlich. Vor dem Fahrstuhl die nächste Geduldsprobe. Er hat zwei Schächte, man ein Geräusch wie ein Hochgeschwindigkeitsfahrstuhl, braucht aber ewig. Vor dem Fahrstuhl sammeln sich die Angestellten. Und da die Wände hier vollverspiegelt sind, weiß -wie schon in der S-Bahn- niemand, wohin mit seinem Blick. Und im Fahrstuhl geht es so weiter. Man weiß nicht, wohin mit dem Blick, denn auch hier herrscht Vollverspiegelung. Wer denkt sich so etwas aus?
Wir halten noch zweimal, dann sind wir endlich da, wo ich hinwollte. Nur noch einmal die Karte zücken, dann bin ich endlich im Büro.
Mittwoch, 16. August 2017
Darwin, Dawkins und der "gesunde" Egoismus
Darwin - "Die Entstehung der Arten"
Richard Dawkins schrieb 1976 über das "Egoistische Gen" und gehört seitdem zu den am meisten mißverstandenen Autoren. So missverstanden wie Charles Darwin, auf den er sich bezieht.Darwin gilt unter Linken als ein Verfechter des Egoismus, um nicht zu sagen "Neoliberalismus", der ebenfalls zu den bewusst missverstandenen bzw. missbrauchten Begriffen zählt. Und um die Reihe komplett zu machen, füge ich noch Itai Yanai und Martin Lercher mit ihrem Werk "The Society of Genes" von 2016 hinzu, die sich auf Richard Dawkins beziehen.
Die genannten Biologen beschreiben die Dinge wie sie sind, oder zu sein scheinen. Unsere Gesellschaft ist aber so, dass sie den Überbringer der schlechten Nachricht zu steinigen pflegt, gerade so, als sei jeder Beobachter auch der zugehörige Schöpfer. Das könnte daran liegen, dass die zur Beobachtung Unfähigen natürlich auch zur Analyse und Schlussfolgerung unfähig sind. Und natürlich erst recht zur Schöpfung von irgendetwas. Wozu diese Zeitgenossen aber in besonderer Weise fähig sind -jedenfalls aus ihrer Sicht- ist die moralische Bewertung dessen, was sie nicht verstehen.
"Darwinismus" gilt Linken und Grünen -insbesondere Pazifisten- als Gründer einer politischen Denkrichtung, nach der sich in jeder Gesellschaft der Stärkere durchsetzen soll und dies auch tut. Diese Interpretation beruht auf der falschen Übersetzung des Wörtchens "fittest". Wenn der Zeitgeist draußen gerade der Fitness das Wort redet, übersetzt man die englische Fitness natürlich mit Stärke und nicht mit Anpassung. Aber das wussten Sie, lieber Leser, sicher schon.
Dawkins - "Das egoistische Gen"
Richard Dawkins addiert zu der auf zufälligen Mutationen und den auslesenden Effekten der Umwelt beruhenden Evolution einen aktiven Motor: das Gen und seine egoistische Ausrichtung. Und aufgepasst, wieder lauert die Gefahr einer Missinterpretation: Dawkins sagt, das Gen ist egoistisch auf der individuellen Ebene, nicht der Ebene seiner Gattung. Wenn alle individuellen Gene einer Gattung einen Überlebensvorteil aus einem Merkmal beziehen, dann profitiert die gesamte Gattung davon. Auch der Mensch - so Dawkins- handele egoistisch auf individueller Ebene, und die Gattung profitiere davon. Allerdings mit dem Unterschied, dass die Kultur (inklusive Forschung und Technologie) eine zusätzliche Hebelwirkung bewirke.Was Linke auch nicht so gerne hören werden ist, dass selbst scheinbar altruistisches Handeln in Wahrheit egoistisch sein kann. Und gerade da bin ich der Meinung, liefert unsere Zeit gerade Anschauungsbeispiele in Hülle und Fülle. Nämlich Menschen, die öffentlich Forderungen erheben und dabei so tun, als würden sie altruistische Motive verfolgen. In Wahrheit aber nichts anderes als egoistische Motive verfolgen, also Vorteile für sich auf individueller Ebene verfolgen, indem sie altruistisch auf der Ebene der Gattung vortäuschen. Wenn Sie Zeitung lesen, wissen Sie wovon ich spreche. Wenn Sie sich ausschließlich aus öffentlich-rechtlichen Medien informieren sollten, bin ich mir allerdings nicht ganz so sicher.
Um ein unverfängliches Beispiel zu geben: Wenn Eltern sich um ihre Jungen kümmern und dabei auch Lebensrisiken eingehen, dann tun sie das scheinbar für die Erhaltung ihrer Gattung. Aber aus der Diskussion über den demographischen Faktor wissen sie, worin der Egoismus in der Aufzucht von Nachkommen liegt ;-).
Aber selbst wenn wir eine Gruppe annehmen, in der das altruistische Verhalten dominiert, wird sie nicht verhindern - so Dawkins- von egoistischen Gruppen unterwandert zu werden, die von diesem altruistischen Verhalten dominiert. Dawkins schrieb auch (1976), dass das Aussterben einer Gruppe viel langsamer von Statten geht, als ein "Hieb- und Stichwechsel einen Konkurrenzkampfes". - Prophetische Worte..
Im weiteren Verlauf seines Werkes entwickelt Dawkins die Idee der Auslese einer Gattung über die Auslese von Individuen einer Gattung hin zur Auslese von Genen und Genabschnitten in einem Individuum. Für Dawkins findet der Kampf der Gene ums Überleben bei der Fortpflanzung statt: wie viel bekommt das Kind von der Mutter mit, wie viel vom Vater? Übrigens lässt sich von dort auch eine Theorie für unseren Familiensinn ableiten. Ich hoffe, dass kein Linker das Buch vor dem Bundestagswahlkampf am 24.9.2017 lesen wird...
Yanai und Lercher - "Das geheime Leben der Gengesellschaft im Menschen"
Yanai und Lercher schließlich interpretieren Dawkins Sicht weiter. Für sie ist Krebs ein Beispiel dafür, wenn einzelne Individuen sich nicht an die Regeln halten und das Boot in dem sie selbst sitzen zum Kentern und Untergang bringen. Sie erklären damit auch, wie wichtig die "innere Sicherheit" des Körpers ist, nämlich die sozusagen "Autonomen" vom Immunsystem rechtzeitig zu erkennen und unschädlich zu machen. Die Autoren identifizieren wie Dawkins unsere Gene als Hauptschauplatz unseres Daseinskampfes. Sie gehen soweit zu sagen, dass nicht wir Gene haben, sondern die Gene haben uns - als Vehikel für ihr Weitertragen der Geninformation von Generation zu Generation.Fazit:
Ich ziehe aus der Lektüre von Dawkins einerseits und Yanai/Lercher andererseits folgende Schlüsse:1. Unser Verständnis vom Wesen des Lebens hat gerade erst begonnen.
2. Wir müssen die Denkblockaden, die Moralisten um Darwin errichtet hatten, überwinden und die Erkenntnisse der Forschung in unser Verständnis einfließen lassen. Wir müssen überhaupt Forschung in der Mikrobiologie und Genetik erlauben.
3. Wir müssen scheinbar altruistisches Handeln, das in Wahrheit nur dem Ego dient, enttarnen und benennen. Dieses Phänomen ist in der westlichen Welt fast selbst zu einem Krebsgeschwür geworden, das im Begriff ist, das Immunsystem zu überwinden.
Donnerstag, 27. Juli 2017
Strombedarf für Berliner Elektroauto-Pendler
Braucht man für das tägliche Pendeln ins Büro oder Datscha nicht mehr als 100 km genügt ein Batteriespeicher von ganzen 15kWh. Da staunt man, so wenig? Ja, denn der Elektromotor hat einen Wirkungsgrad von fast 100%. Ein "sparsamer", moderner Otto- oder Dieselmotor kommt auf maximal 37 bzw. 45%.
Und die zweieinhalbtausend Windkraftanlagen in Brandenburg produzieren im Schnitt täglich 3,3 Mio kWh CO2 freien Strom. Damit kann man fast 220.000 o.g. Elektroautos versorgen.
Und die zweieinhalbtausend Windkraftanlagen in Brandenburg produzieren im Schnitt täglich 3,3 Mio kWh CO2 freien Strom. Damit kann man fast 220.000 o.g. Elektroautos versorgen.
Samstag, 15. Juli 2017
Beratung?
Informatiker, Philosophen und Sprachwissenschaftler wissen: Am Anfang ist das Wort und auf dem baut alles auf. Wenn die beiden, die sich was ausdenken und aufschreiben dabei unterschiedliche Verständnisse von wichtigen Begriffen haben, dann geht es von Anfang an auseinander.
Der Worte gibt es zuhauf und man kann ganze "Strategiepapiere", Programme und Projekte darauf aufbauen. "Masterplan" ist auch so ein Wort in aller Munde - ebenso wie "Architektur". Und über "Beratung" kann man Nächte lang philosophieren. Man kann Worte auch verbieten, weil sie unangenehme Konsequenzen auslösen. Aus "Projekt" zum Beispiel folgt "Statusbericht". Da wollen dann die Leute, die eh schon immer zickig sind mit dem Budget auch noch dauernd wissen, wo man steht. Ach nee, komm. Wir machen keine "Projekte". Deshalb heißt das Bündel all unserer "Maßnahmen" auch nicht Programm, denn dann hätte man den "Statusbericht" in noch größeren Dimensionen.
Aber wozu sich mit Begriffen aufhalten, vor uns liegt der Lenkungskreis, der aber auch anders heißt. Aber vor allem wurde er schon für nächste Woche anberaumt und uns läuft ja die Zeit davon. "Prio1" haben deshalb die "Folien", auf denen wir in Bilder gießen, was wir nicht in Worten sagen wollen oder können. Ok, der Kunde ist König. Aber worum wird es in dem "Meeting" gehen?
"Was kommt auf die Agenda?"
- "Steht noch nicht fest."
"Und was wollen wir dann sagen?"
- "Steht noch nicht fest. Aber ihr müsst jetzt anfangen, sonst läuft uns die Zeit davon."
Wenn man Dinge nicht nach dem benennen darf was sie sind, wird nicht nur jede Form von Kommunikation schwierig, sondern auch die Sache selbst, über die zu kommunizieren ist. Strukturmenschen bekommen da Zustände. Und Informatiker, Projektmanager, Philosophen sind Strukturmenschen.
Seitdem ich Product Owner war, weiß ich wie wichtig Kommunikation ist. Noch wichtiger aber ist die Sache. Und die Sache ist nicht das Projekt, sondern die Anwendungssoftware, die am Ende dabei herauskommen und Anwender und deren Leitende glücklich machen soll.
Ich bekomme deshalb eine innere Unruhe, wenn es nicht vorwärts geht und wenn allmählich das was eigentlich Planung, Spezifikation und Klärung sein sollten nur noch Selbstzweck bzw. Agendapunkte auf Folien werden, über die man vor allem sagt, dass man sie demnächst in Angriff nehmen werde. Wenn die Folie zur Sache werden, dann werde ich unruhig.
Und in diesen "Meetings" wird nichts geklärt. Vielmehr dienen sie als Bühne, in denen man sich voneinander abgrenzt, dann gemeinsam feststellt, wie sehr einen die strategische Bedeutung des Vorhabens auflädt um einander dann zu vergewissern, dass die aus dem Arbeitsfeld herangetragenen Entscheidungspunkte nur von "der Mannschaft" selbst beantwortet werden kann. Und um ganz sicher zu gehen und nicht wieder Unruhe auf den Gängen auszulösen, schreibt man am besten kein Protokoll. Ach komm, nee, dann geht das ja wieder los. Es ist doch alles gesagt und wir sind froh darüber.
Schickt man in so ein Szenario junge Berater, Berufsanfänger gar, kriegen die den Eindruck, dass Folienschlachten der Sinn des Berufslebens sind. Es werden Abendseminare angesetzt, um zu lernen wie man Powerpointfunktionen ausreizt, um "effizient" und "ansprechend" das Unaussprechliche zu "Kommunizieren".
Das ist ein El Dorado für Leute, die auch sonst sehr "achtsam" sind bei ihrer "gewaltfreien Kommunikation". Wenn man alles abholen muss, das kommt als erstes. Und was man alles eskalieren muss, weil "wir wissen doch gar nicht", das steht dann immer ganz hinten. Über die Monate entsteht dann so etwas wie Subkultur. Die Jüngeren lernen, -bzw. haben längst verinnerlicht- sich technisch korrekt auszudrücken. Die Älteren reaktivieren ihren Sarkasmus, abends, nach Feierabend. Wenn man mal wieder aussprechen muss, was man den ganzen Tag nicht sagen darf.
Beratung lebt davon, dass Dinge zunächst unklar sind. Manche Beratung lebt davon, sie nie zu klären sondern immer auf dem Weg dorthin zu halten. Dabei werden auch große Dinge recht einfach (zumindest ihrer Struktur nach), wenn man sie sich klar macht. Aber dafür müssen sich auch die entscheidenden Akteure um einen herum über sich und ihre Sache im Klaren sein.
Mir ist eigentlich schon unklar, warum es große Strategieaufträge für Berater überhaupt gibt. Wie kann ich eigentlich Verantwortlicher für etwas werden, wenn ich keine Strategie habe? Wenn mir andere erst mal klar machen müssen, wovon der anvertraute Bereich handelt und was sein Beitrag zum Ganzen sein soll? Ok, ich räume ein, einen guten Sparringspartner kann man immer gebrauchen. Einen, der den eigenen Laden schon länger kennt, und dem man vertraut. Auch mal neue Köpfe, die Impulse geben. Ich würde mir Strategieberater holen, um die Sache mal aus einer anderen Perspektive berichtet zu bekommen. Aber ich würde die Zügel in der Hand halten und es nicht ausarten lassen.
Stattdessen gibt es zu viele Leute, die sich als "Strategen" bezeichnen, weil ihnen "operativ" zu profan wäre. Man ist Stratege wenn man mit Folien sein Geld verdient und sie auf wichtigen Gipfeltreffen vorstellt- glauben sie. Um von der eigenen Ahnungslosigkeit abzulenken, ziehen sie alles was der entschlossene Akteur jetzt angehen könnte, an sich und verweisen es in den Kreis der Unentschlossenen. Eine aberwitzige Szenerie.
Der Worte gibt es zuhauf und man kann ganze "Strategiepapiere", Programme und Projekte darauf aufbauen. "Masterplan" ist auch so ein Wort in aller Munde - ebenso wie "Architektur". Und über "Beratung" kann man Nächte lang philosophieren. Man kann Worte auch verbieten, weil sie unangenehme Konsequenzen auslösen. Aus "Projekt" zum Beispiel folgt "Statusbericht". Da wollen dann die Leute, die eh schon immer zickig sind mit dem Budget auch noch dauernd wissen, wo man steht. Ach nee, komm. Wir machen keine "Projekte". Deshalb heißt das Bündel all unserer "Maßnahmen" auch nicht Programm, denn dann hätte man den "Statusbericht" in noch größeren Dimensionen.
Aber wozu sich mit Begriffen aufhalten, vor uns liegt der Lenkungskreis, der aber auch anders heißt. Aber vor allem wurde er schon für nächste Woche anberaumt und uns läuft ja die Zeit davon. "Prio1" haben deshalb die "Folien", auf denen wir in Bilder gießen, was wir nicht in Worten sagen wollen oder können. Ok, der Kunde ist König. Aber worum wird es in dem "Meeting" gehen?
"Was kommt auf die Agenda?"
- "Steht noch nicht fest."
"Und was wollen wir dann sagen?"
- "Steht noch nicht fest. Aber ihr müsst jetzt anfangen, sonst läuft uns die Zeit davon."
Wenn man Dinge nicht nach dem benennen darf was sie sind, wird nicht nur jede Form von Kommunikation schwierig, sondern auch die Sache selbst, über die zu kommunizieren ist. Strukturmenschen bekommen da Zustände. Und Informatiker, Projektmanager, Philosophen sind Strukturmenschen.
Seitdem ich Product Owner war, weiß ich wie wichtig Kommunikation ist. Noch wichtiger aber ist die Sache. Und die Sache ist nicht das Projekt, sondern die Anwendungssoftware, die am Ende dabei herauskommen und Anwender und deren Leitende glücklich machen soll.
Ich bekomme deshalb eine innere Unruhe, wenn es nicht vorwärts geht und wenn allmählich das was eigentlich Planung, Spezifikation und Klärung sein sollten nur noch Selbstzweck bzw. Agendapunkte auf Folien werden, über die man vor allem sagt, dass man sie demnächst in Angriff nehmen werde. Wenn die Folie zur Sache werden, dann werde ich unruhig.
Und in diesen "Meetings" wird nichts geklärt. Vielmehr dienen sie als Bühne, in denen man sich voneinander abgrenzt, dann gemeinsam feststellt, wie sehr einen die strategische Bedeutung des Vorhabens auflädt um einander dann zu vergewissern, dass die aus dem Arbeitsfeld herangetragenen Entscheidungspunkte nur von "der Mannschaft" selbst beantwortet werden kann. Und um ganz sicher zu gehen und nicht wieder Unruhe auf den Gängen auszulösen, schreibt man am besten kein Protokoll. Ach komm, nee, dann geht das ja wieder los. Es ist doch alles gesagt und wir sind froh darüber.
Schickt man in so ein Szenario junge Berater, Berufsanfänger gar, kriegen die den Eindruck, dass Folienschlachten der Sinn des Berufslebens sind. Es werden Abendseminare angesetzt, um zu lernen wie man Powerpointfunktionen ausreizt, um "effizient" und "ansprechend" das Unaussprechliche zu "Kommunizieren".
Das ist ein El Dorado für Leute, die auch sonst sehr "achtsam" sind bei ihrer "gewaltfreien Kommunikation". Wenn man alles abholen muss, das kommt als erstes. Und was man alles eskalieren muss, weil "wir wissen doch gar nicht", das steht dann immer ganz hinten. Über die Monate entsteht dann so etwas wie Subkultur. Die Jüngeren lernen, -bzw. haben längst verinnerlicht- sich technisch korrekt auszudrücken. Die Älteren reaktivieren ihren Sarkasmus, abends, nach Feierabend. Wenn man mal wieder aussprechen muss, was man den ganzen Tag nicht sagen darf.
Beratung lebt davon, dass Dinge zunächst unklar sind. Manche Beratung lebt davon, sie nie zu klären sondern immer auf dem Weg dorthin zu halten. Dabei werden auch große Dinge recht einfach (zumindest ihrer Struktur nach), wenn man sie sich klar macht. Aber dafür müssen sich auch die entscheidenden Akteure um einen herum über sich und ihre Sache im Klaren sein.
Mir ist eigentlich schon unklar, warum es große Strategieaufträge für Berater überhaupt gibt. Wie kann ich eigentlich Verantwortlicher für etwas werden, wenn ich keine Strategie habe? Wenn mir andere erst mal klar machen müssen, wovon der anvertraute Bereich handelt und was sein Beitrag zum Ganzen sein soll? Ok, ich räume ein, einen guten Sparringspartner kann man immer gebrauchen. Einen, der den eigenen Laden schon länger kennt, und dem man vertraut. Auch mal neue Köpfe, die Impulse geben. Ich würde mir Strategieberater holen, um die Sache mal aus einer anderen Perspektive berichtet zu bekommen. Aber ich würde die Zügel in der Hand halten und es nicht ausarten lassen.
Stattdessen gibt es zu viele Leute, die sich als "Strategen" bezeichnen, weil ihnen "operativ" zu profan wäre. Man ist Stratege wenn man mit Folien sein Geld verdient und sie auf wichtigen Gipfeltreffen vorstellt- glauben sie. Um von der eigenen Ahnungslosigkeit abzulenken, ziehen sie alles was der entschlossene Akteur jetzt angehen könnte, an sich und verweisen es in den Kreis der Unentschlossenen. Eine aberwitzige Szenerie.
Donnerstag, 6. Juli 2017
Was darf der Bürger von einer funktionierenden Verwaltung erwarten?
Interessante Diskussion nach Feierabend: Welchen Nutzen soll die Modernisierung der Verwaltungs-IT den Bürgern (und Steuerzahlern!) bringen?
Gehen wir ausnahmsweise vom "normalen" Bürger aus: Angestellter Steuerzahler und SV-Pflichtmitglied, Pendler, Eigenheimbesitzer, evtl. mit Kindern.
Daraus folgen schon eine Menge Erwartungen an den Gegenwert, den wir für unsere Steuern zurück erwarten dürften:
- Eine funktionierende Infrastruktur: Straßen, Bus und Bahn müssen so benutzbar sein, dass man auf dem Weg zur Arbeit keine Zeit mit Warten vergeuden muss.
- Angemessene Gegenwerte der Sozialversicherungen, insbesondere Rente, Krankheit und Pflege. Es kann nicht sein, dass wir pflichtmäßig eine Flatrate entrichten und wenn wir es tatsächlich brauchen nochmal zahlen müssen bzw. unrealistischen Auflagen unterliegen.
- Ich will nicht selbst auf meine Wohnung aufpassen müssen, während ich arbeite und Steuern entrichte. Ich erwarte, dass der Schutz meiner Wohnung und meiner Unversehrtheit Vorrang hat vor Radarkontrollen.
- Kindergarten, Schule und Hochschulen müssen gut in Schuss sein.
Jeden Punkt dieser Leistungsbeschreibung, den der Staat nicht mehr erfüllen kann, beendet m. E. seine Legitimation, sagte ich - und bekam Zustimmung von liberaler Seite.
Die sozialdemokratische Seite vertrat die Ansicht, der Staat habe vor allem die Aufgabe für Ausgleich zu sorgen, sich um die "Bedürftigen" zu kümmern. Der Gegenwert, den der "normale" Steuerzahler dafür bekomme, sei der soziale Friede.
Das aber stimmt ja nicht mal mehr de facto. Der Staat kann unsere innere Sicherheit seit längerem nicht mehr garantieren. Islamistischer und linker Terrorismus bedrohen uns normale Bürger erklärtermaßen. Der Staat reagiert darauf mit Beschwichtigung in Form aberwitziger Statistiken mit Wahrscheinlichkeiten über Blitzeinschläge und Terroranschläge. Und er nutzt unsere Angst für den Ausbau unserer Überwachung.
Aber auch de juro ist das Argument "sozialer Friede" nicht legitim. Denn es hat den Charakter einer Erpressung. Wenn der Staat mir die Hälfte meines Einkommens abknöpft -und zwar regelmäßig- und mir dafür sagt, er sorge im Gegenzug dafür dass ich in Ruhe gelassen werde, tut er nichts anderes als ein Schutzgelderpresser.
Nein. Wir müssen weg von der Kultur, in der wir bereit sind, uns selbst zu entmündigen um im Gegenzug eine Sicherheit vorgegaukelt zu bekommen, die der Staat längst nicht mehr einlöst.
Gehen wir ausnahmsweise vom "normalen" Bürger aus: Angestellter Steuerzahler und SV-Pflichtmitglied, Pendler, Eigenheimbesitzer, evtl. mit Kindern.
Daraus folgen schon eine Menge Erwartungen an den Gegenwert, den wir für unsere Steuern zurück erwarten dürften:
- Eine funktionierende Infrastruktur: Straßen, Bus und Bahn müssen so benutzbar sein, dass man auf dem Weg zur Arbeit keine Zeit mit Warten vergeuden muss.
- Angemessene Gegenwerte der Sozialversicherungen, insbesondere Rente, Krankheit und Pflege. Es kann nicht sein, dass wir pflichtmäßig eine Flatrate entrichten und wenn wir es tatsächlich brauchen nochmal zahlen müssen bzw. unrealistischen Auflagen unterliegen.
- Ich will nicht selbst auf meine Wohnung aufpassen müssen, während ich arbeite und Steuern entrichte. Ich erwarte, dass der Schutz meiner Wohnung und meiner Unversehrtheit Vorrang hat vor Radarkontrollen.
- Kindergarten, Schule und Hochschulen müssen gut in Schuss sein.
Jeden Punkt dieser Leistungsbeschreibung, den der Staat nicht mehr erfüllen kann, beendet m. E. seine Legitimation, sagte ich - und bekam Zustimmung von liberaler Seite.
Die sozialdemokratische Seite vertrat die Ansicht, der Staat habe vor allem die Aufgabe für Ausgleich zu sorgen, sich um die "Bedürftigen" zu kümmern. Der Gegenwert, den der "normale" Steuerzahler dafür bekomme, sei der soziale Friede.
Das aber stimmt ja nicht mal mehr de facto. Der Staat kann unsere innere Sicherheit seit längerem nicht mehr garantieren. Islamistischer und linker Terrorismus bedrohen uns normale Bürger erklärtermaßen. Der Staat reagiert darauf mit Beschwichtigung in Form aberwitziger Statistiken mit Wahrscheinlichkeiten über Blitzeinschläge und Terroranschläge. Und er nutzt unsere Angst für den Ausbau unserer Überwachung.
Aber auch de juro ist das Argument "sozialer Friede" nicht legitim. Denn es hat den Charakter einer Erpressung. Wenn der Staat mir die Hälfte meines Einkommens abknöpft -und zwar regelmäßig- und mir dafür sagt, er sorge im Gegenzug dafür dass ich in Ruhe gelassen werde, tut er nichts anderes als ein Schutzgelderpresser.
Nein. Wir müssen weg von der Kultur, in der wir bereit sind, uns selbst zu entmündigen um im Gegenzug eine Sicherheit vorgegaukelt zu bekommen, die der Staat längst nicht mehr einlöst.
Dienstag, 4. Juli 2017
Deutschsprachige IT-Podcasts
Was mich schon lange an vielen Radiomoderatoren nervt, kriege ich inzwischen auch in immer mehr Podcasts: langatmtig, unscharf, selbstbezogene, verkicherte Moderatoren.
"So, da sind wir wieder hier ist der Christopher und wir wollen mal wieder eine Sendung machen. Mit mir -in Hamburg zugeschaltet ist der Ole."
- "Ja nee, ich bin nicht in Hamburg sondern in München weil da haben wir auch'n Office und da bin ich jetzt gerade so'n bisschen und deshalb.."
- "Ach so, ja nee das wusste ich ja gar nicht, dass Dein Arbeitgeber IT-Hastenichtgesehen sein EitschKjuh in München hat ich hoffe aber Ihr habt da schönes Wetter. Also besseres als bei also bei uns regnets ja."
- "Ja bei uns kommt gerade so'n bisschen die Sonne raus, haben wir uns aber auch verdient."
Die Generation der um-die-30-Jährigen Berater und ITler fühlt sich immer unsicher, ist sich dessen bewusst, versucht deshalb es sich selbst und allen um sie herum erstmal recht zu machen, und eiert dann lieber erstmal um Themen herum, bei denen man nichts falsch machen kann.
Und wenn es dann in die Themen geht, in denen man viel falsch machen kann, dann sichern sie jede Formulierung mit Weichmachern ab:
"Ole, Du hast ja in Deinem Projekt die agile Methode durchgesetzt. Erzähl doch mal."
- "Ja nee, also ja schon. Wir machen da so'n bisschen Scrum aber noch nicht so richtig. Also mein Kunde der versteht ja noch nicht... also der ist schon überzeugt aber er weiß nicht ob... also die Organisation um ihn herum, da kann er er halt nicht so... also es ist schwierig, aber wir haben dann gesagt also wir fangen damit jetzt einfach mal so'n bisschen an."
- "Ja das klingt gut. Und wie ist das mit dem Mindset? Lässt sich das so'n bisschen mit agilem Vorgehen kombinieren?"
- "Ja das ist so'n bisschen das Thema bei uns. Also ein Stück weit... also hmmm, das kommt so'n bisschen drauf an. So."
- "Also in meinem Projekt also wenn ich da mal was erzählen darf also meine Erzählung ist, das ist ja ok, das erst mal so'n bisschen zu machen aber so können wir halt nicht arbeiten. Weil das Ding ist ja dass die Methode nur insgesamt umsetzbar ist. Ne? So."
Und ewig schleicht die Katze um den Brei. Bloß nie konkret werden. Weil so ein Podcast der steht ja ewig im Netz und was wenn man irgendwann nicht mehr recht hätte..? Wichtig deshalb: Nie festlegen aber immer die Zustimmung des Gegenüber einholen. Ne? So.
Ich sehe vor meinem geistigen Auge dann immer wie diese Leute eine Fluse von ihrem Shirt zupfen. Mein Hemd bleibt sauber. So.
"Ich brauche Vertrauen vom Manager. Daten, Funktionen, Projektplan... irgendwie so."
- "Ja, da bin ich ganz bei dir. Ich vermute aber dass die Intention deines Satze ist, dass du... also du willst wahrscheinlich auch sagen, dass... oder nicht?"
Und dann, unvermeidlich: Die Verantwortung gaanz weit wegschieben. Weil, wenn die anderen alle nicht ihre "Mindset" ändern ... also wenn die Kultur sich da nicht ändert... dann kannst du da gar nichts machen.. Dann prüf mal ob du da der richtige Partner bist für die Jungs und Mädels da. Weil das ist dann nicht was ich unter Committment verstehe.
"Jaaaa..... Wenn ich jetzt sowas höre wie Committment dann klingt das irgendwie nach Workshop."
Und irgendwann labern sie sich dann tot. Dann hilft nur nach Lästern. Nur: Lästern sagt man nicht mehr, man rantet. In einer Welt in der Kritik als Hass gilt, schimpft man nicht mehr - man rantet. Das bringt dann auch gleich die Selbstabwertung zum Ausdruck: Du brauchst mich jetzt nicht für meinen Hass kritisieren das tue ich ja schon selbst, in dem ich "ranten" sage..
=> "Abonnement beenden."
"Sind Sie sicher, dass Sie dieses Abonnement beenden wollen?"
- Ja.
"So, da sind wir wieder hier ist der Christopher und wir wollen mal wieder eine Sendung machen. Mit mir -in Hamburg zugeschaltet ist der Ole."
- "Ja nee, ich bin nicht in Hamburg sondern in München weil da haben wir auch'n Office und da bin ich jetzt gerade so'n bisschen und deshalb.."
- "Ach so, ja nee das wusste ich ja gar nicht, dass Dein Arbeitgeber IT-Hastenichtgesehen sein EitschKjuh in München hat ich hoffe aber Ihr habt da schönes Wetter. Also besseres als bei also bei uns regnets ja."
- "Ja bei uns kommt gerade so'n bisschen die Sonne raus, haben wir uns aber auch verdient."
Die Generation der um-die-30-Jährigen Berater und ITler fühlt sich immer unsicher, ist sich dessen bewusst, versucht deshalb es sich selbst und allen um sie herum erstmal recht zu machen, und eiert dann lieber erstmal um Themen herum, bei denen man nichts falsch machen kann.
Und wenn es dann in die Themen geht, in denen man viel falsch machen kann, dann sichern sie jede Formulierung mit Weichmachern ab:
"Ole, Du hast ja in Deinem Projekt die agile Methode durchgesetzt. Erzähl doch mal."
- "Ja nee, also ja schon. Wir machen da so'n bisschen Scrum aber noch nicht so richtig. Also mein Kunde der versteht ja noch nicht... also der ist schon überzeugt aber er weiß nicht ob... also die Organisation um ihn herum, da kann er er halt nicht so... also es ist schwierig, aber wir haben dann gesagt also wir fangen damit jetzt einfach mal so'n bisschen an."
- "Ja das klingt gut. Und wie ist das mit dem Mindset? Lässt sich das so'n bisschen mit agilem Vorgehen kombinieren?"
- "Ja das ist so'n bisschen das Thema bei uns. Also ein Stück weit... also hmmm, das kommt so'n bisschen drauf an. So."
- "Also in meinem Projekt also wenn ich da mal was erzählen darf also meine Erzählung ist, das ist ja ok, das erst mal so'n bisschen zu machen aber so können wir halt nicht arbeiten. Weil das Ding ist ja dass die Methode nur insgesamt umsetzbar ist. Ne? So."
Und ewig schleicht die Katze um den Brei. Bloß nie konkret werden. Weil so ein Podcast der steht ja ewig im Netz und was wenn man irgendwann nicht mehr recht hätte..? Wichtig deshalb: Nie festlegen aber immer die Zustimmung des Gegenüber einholen. Ne? So.
Ich sehe vor meinem geistigen Auge dann immer wie diese Leute eine Fluse von ihrem Shirt zupfen. Mein Hemd bleibt sauber. So.
"Ich brauche Vertrauen vom Manager. Daten, Funktionen, Projektplan... irgendwie so."
- "Ja, da bin ich ganz bei dir. Ich vermute aber dass die Intention deines Satze ist, dass du... also du willst wahrscheinlich auch sagen, dass... oder nicht?"
Und dann, unvermeidlich: Die Verantwortung gaanz weit wegschieben. Weil, wenn die anderen alle nicht ihre "Mindset" ändern ... also wenn die Kultur sich da nicht ändert... dann kannst du da gar nichts machen.. Dann prüf mal ob du da der richtige Partner bist für die Jungs und Mädels da. Weil das ist dann nicht was ich unter Committment verstehe.
"Jaaaa..... Wenn ich jetzt sowas höre wie Committment dann klingt das irgendwie nach Workshop."
Und irgendwann labern sie sich dann tot. Dann hilft nur nach Lästern. Nur: Lästern sagt man nicht mehr, man rantet. In einer Welt in der Kritik als Hass gilt, schimpft man nicht mehr - man rantet. Das bringt dann auch gleich die Selbstabwertung zum Ausdruck: Du brauchst mich jetzt nicht für meinen Hass kritisieren das tue ich ja schon selbst, in dem ich "ranten" sage..
=> "Abonnement beenden."
"Sind Sie sicher, dass Sie dieses Abonnement beenden wollen?"
- Ja.
Freitag, 30. Juni 2017
"Bedienfreundliche Oberfläche" - aber für wen?
Bedienfreundliche Oberflächen wollen alle. Allerdings heißt das für jeden etwas anderes. Beispiele:
- Der gelegentliche oder erstmalige Besucher einer Website (Inter- oder Intranet) will sich schnell orientieren und finden, was er sucht. Bzw. ersteinmal herausfinden, wie das heißt, was er sucht.
- Der häufige Anwender, der fallabhängig unterschiedliche, komplexere Arbeitsflüsse im System abwickelt, braucht gut gestaltete Menüs und Dialoge.
- Wer häufig viele Daten erfasst, braucht eine sehr schnelle Reaktionszeit und kurze Fingerwege. Die Vorgabe für "schnell" gibt die Großrechneranbindung: "quasi ohne Verzögerung". Kurze Fingerwege heißt: schon der regelmäßige Griff zur Maus und die Mausfahrt zu einem Menüpunkt wäre zu zeitraubend. Tastenkombinationen müssen her.
- Anwender, die viel unterwegs sind, benutzen Laptops oder Tablets. Sie erfassen nur wenige Daten (höchstens Mitschriften) und brauchen vielleicht gut verständliche Berichtskonfigurationsmöglichkeiten. Sie brauchen gute Menüstrukturen, angepasstes Layout etc.
Wer diese Unterschiede übersieht und die Oberflächengestaltung nur für die Teilnehmer eines Lenkungskreises "stylt" wird später keine Akzeptanz bei den Anwendern finden (und im Lenkungskreis ein "Akzeptanzmanagement" vorschlagen...).
Was bedeutet das für die Technologieauswahl bzw. Architektur?
Auch hier kann man sich vertun. Wer als Datenerfasser schlechte Erfahrung mit langsamen Intranetseiten hat, wird sagen: Keine Weboberflächen!
Ein erfahrener Architekt wird erwidern: Gegenvorschlag - wir minimieren die Nachladeobjekte für Dialoge und bestellen ausreichend Netzbandbreite beim technischen Architekten bzw. bei Corporate Network.
Auch wenn das Konzept auf dem Papier überzeugt, man sollte testen, ob man vor Ort das bekommt, was man braucht und ob alles wie gedacht funktioniert.
- Der gelegentliche oder erstmalige Besucher einer Website (Inter- oder Intranet) will sich schnell orientieren und finden, was er sucht. Bzw. ersteinmal herausfinden, wie das heißt, was er sucht.
- Der häufige Anwender, der fallabhängig unterschiedliche, komplexere Arbeitsflüsse im System abwickelt, braucht gut gestaltete Menüs und Dialoge.
- Wer häufig viele Daten erfasst, braucht eine sehr schnelle Reaktionszeit und kurze Fingerwege. Die Vorgabe für "schnell" gibt die Großrechneranbindung: "quasi ohne Verzögerung". Kurze Fingerwege heißt: schon der regelmäßige Griff zur Maus und die Mausfahrt zu einem Menüpunkt wäre zu zeitraubend. Tastenkombinationen müssen her.
- Anwender, die viel unterwegs sind, benutzen Laptops oder Tablets. Sie erfassen nur wenige Daten (höchstens Mitschriften) und brauchen vielleicht gut verständliche Berichtskonfigurationsmöglichkeiten. Sie brauchen gute Menüstrukturen, angepasstes Layout etc.
Wer diese Unterschiede übersieht und die Oberflächengestaltung nur für die Teilnehmer eines Lenkungskreises "stylt" wird später keine Akzeptanz bei den Anwendern finden (und im Lenkungskreis ein "Akzeptanzmanagement" vorschlagen...).
Was bedeutet das für die Technologieauswahl bzw. Architektur?
Auch hier kann man sich vertun. Wer als Datenerfasser schlechte Erfahrung mit langsamen Intranetseiten hat, wird sagen: Keine Weboberflächen!
Ein erfahrener Architekt wird erwidern: Gegenvorschlag - wir minimieren die Nachladeobjekte für Dialoge und bestellen ausreichend Netzbandbreite beim technischen Architekten bzw. bei Corporate Network.
Auch wenn das Konzept auf dem Papier überzeugt, man sollte testen, ob man vor Ort das bekommt, was man braucht und ob alles wie gedacht funktioniert.
Donnerstag, 29. Juni 2017
Brauchen Methodiker Branchenwissen?
Große Diskussion: Muss ein Methodikberater etwas von der Branche verstehen, für die er seine Methodik nutzbar machen will?
Manche sagen: Nein. Was man nicht weiß, kann man sich herleiten. Und: der Kunde muss das Potenzial erkennen, wenn er die Methodik studiert.
Ich sage: Ja. Methoden müssen -ebenso -wie Technologien- erst nutzbar gemacht werden. Sie sind es nicht a-priori.
Begründung:
Das Nutzenpotenzial hat in jeder Branche, vielleicht bei jedem Kunden, ein anderes Profil. Man bringt -abstrakt gesprochen- das Nutzenprofil der Methodik mit dem Schwächenprofil der Kundenorganisation zusammen.
Beispiel Anforderungsmanagement:
Organisationen, die einfach drauflos entwickeln (a), können von der Einführung eines Anforderungsmanagement anders profitieren, als Organisationen, die zu lange an ihrem Lastenheft arbeiten (b).
(a) braucht ein Verständnis, warum Anforderungen überhaupt dokumentiert werden können: Damit man sie besprechen, priorisieren, klären - ja überhaupt Dritten zugänglich machen kann.
(b) braucht ein Verständnis dafür, dass es sinnvoller ist, unklare Anforderungen und stillschweigende Annahmen VOR dem Entwicklungsstart zu klären.
Inwiefern benötige ich hier Branchenwissen, um die Methodik nutzbar machen zu können?
Antwort:
Ich muss eintauchen in die Welt des Kunden und das spezifische Problem, an dem man den Hebel ansetzen kann, verstehen lernen. Dieses Problem kann typisch für die Branche sein, oder eine Gattung von Unternehmen in dieser Branche.
Dem Methodiker geht es da nicht anders als dem Technologen: Gibt es neue Durchbrüche in Basistechnologien, braucht man auch Branchenverständnis um die Chancen für eine Branche zu erkennen.
Bekanntes Beispiel: Die Mini-Festplatte von Intel, die für Apple das fehlende Puzzlestück für die Entwicklung des ersten iPod war. Intel wusste nicht, was Apple braucht. Und Apple wusste nicht, was die Forschungsergebnisse von Intel bedeuten. Das Potenzial wurde erst im gemeinsamen Gespräch erkannt.
Man muss also Anforderungsmanager und Architekten miteinander ins Gespräch bringen. Der Anforderungsmanager befragt den Architekten gezielt nach dem MÖGLICHEN. Der Architekt befragt den Anforderungsmanager nach dem BEDARF. Beide müssen zur Sprache bringen, was sie durch falsche Annahmen zu verschweigen neigen.
Und für dieses Gespräch brauchen beide Seiten Verständnis für die jeweils andere Seite. Sie repräsentieren aber eine der beiden Domänen.
Manche sagen: Nein. Was man nicht weiß, kann man sich herleiten. Und: der Kunde muss das Potenzial erkennen, wenn er die Methodik studiert.
Ich sage: Ja. Methoden müssen -ebenso -wie Technologien- erst nutzbar gemacht werden. Sie sind es nicht a-priori.
Begründung:
Das Nutzenpotenzial hat in jeder Branche, vielleicht bei jedem Kunden, ein anderes Profil. Man bringt -abstrakt gesprochen- das Nutzenprofil der Methodik mit dem Schwächenprofil der Kundenorganisation zusammen.
Beispiel Anforderungsmanagement:
Organisationen, die einfach drauflos entwickeln (a), können von der Einführung eines Anforderungsmanagement anders profitieren, als Organisationen, die zu lange an ihrem Lastenheft arbeiten (b).
(a) braucht ein Verständnis, warum Anforderungen überhaupt dokumentiert werden können: Damit man sie besprechen, priorisieren, klären - ja überhaupt Dritten zugänglich machen kann.
(b) braucht ein Verständnis dafür, dass es sinnvoller ist, unklare Anforderungen und stillschweigende Annahmen VOR dem Entwicklungsstart zu klären.
Inwiefern benötige ich hier Branchenwissen, um die Methodik nutzbar machen zu können?
Antwort:
Ich muss eintauchen in die Welt des Kunden und das spezifische Problem, an dem man den Hebel ansetzen kann, verstehen lernen. Dieses Problem kann typisch für die Branche sein, oder eine Gattung von Unternehmen in dieser Branche.
Dem Methodiker geht es da nicht anders als dem Technologen: Gibt es neue Durchbrüche in Basistechnologien, braucht man auch Branchenverständnis um die Chancen für eine Branche zu erkennen.
Bekanntes Beispiel: Die Mini-Festplatte von Intel, die für Apple das fehlende Puzzlestück für die Entwicklung des ersten iPod war. Intel wusste nicht, was Apple braucht. Und Apple wusste nicht, was die Forschungsergebnisse von Intel bedeuten. Das Potenzial wurde erst im gemeinsamen Gespräch erkannt.
Man muss also Anforderungsmanager und Architekten miteinander ins Gespräch bringen. Der Anforderungsmanager befragt den Architekten gezielt nach dem MÖGLICHEN. Der Architekt befragt den Anforderungsmanager nach dem BEDARF. Beide müssen zur Sprache bringen, was sie durch falsche Annahmen zu verschweigen neigen.
Und für dieses Gespräch brauchen beide Seiten Verständnis für die jeweils andere Seite. Sie repräsentieren aber eine der beiden Domänen.
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